Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
Norton dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 11.11.2006 Beiträge: 4372
|
(#1277890) Verfasst am: 28.04.2009, 23:04 Titel: Sonstiges und Groteskes und nun auch Sloterdijk |
|
|
Nie ward in diesem Unterforum ein passenderer Strang erstellt, nie mehr wird man "Ritter der Kokusnuss" mit denselben Augen sehen.
WTF!
http://www.collegehumor.com/video:1909394
edit: An Unthan erinnert worden und für Sloterdijk getrommelt.
Zuletzt bearbeitet von Norton am 28.04.2009, 23:56, insgesamt 2-mal bearbeitet |
|
Nach oben |
|
 |
Norton dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 11.11.2006 Beiträge: 4372
|
(#1277908) Verfasst am: 28.04.2009, 23:34 Titel: |
|
|
Hat jemand eigentlich Sloterdijks neues Buch gelesen? "Nur Krüppel werden überleben" und hier scheint sich jemand Unthans Lektion zu Herzen genommen zu haben. Schockierend wie exemplarisch.
edit: Es gibt hierzu eine Leseprobe, auch wenn niemand verstehen wird warum das hier steht wenn er das Buch nicht gelesen hat
P. Sloterdijk: "Du musst dein Leben ändern"
Zitat: |
Inhalt
Einleitung: Zur anthropotechnischen Wende. . . . . . . . . . . 9
Der Planet der Ubenden
1 Der Befehl aus dem Stein
Rilkes Erfahrung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
2 Ferner Blick auf den asketischen Stern
Nietzsches Antikeprojekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
3 Nur Krüppel werden überleben
Unthans Lektion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
4 Letzte Hungerkunst
Kafkas Artistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
5 Pariser Buddhismus
Ciorans Exerzitien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
Ubergang: Religionen gibt es nicht
Von Pierre de Courbertin zu L. Ron Hubbard . . . . . 133
...
|
Zitat: | Einleitung
Zur anthropotechnischen Wende
Ein Gespenst geht um in der westlichen Welt – das Gespenst der Religion. Landauf, landab wird uns von ihr versichert, nach längerer Abwesenheit sei sie unter die Menschen der modernen Welt zurückgekehrt, man tue gut daran, mit ihrer neuen Präsenz ernsthaft zu rechnen. Anders als das Gespenst des Kommunismus, der im Jahr 1848, als sein Manifest erschien, kein Wiederkehrer war, sondern eine Neuheit unter den drohenden Dingen, wird der aktuelle Spuk seiner wiedergängerischen Natur vollauf gerecht. Ob er nun tröstet oder droht, ob er als guter Geist begrüßt oder als irrationaler Schatten der Menschheit gefürchtet wird, sein Auftritt, ja schon dessen bloße Ankündigung, verschafft sich Respekt, wohin man sieht – sofern man die Sommeroffensive der Gottlosen von 2007 außer Betracht läßt, der wir zwei der oberflächlichsten Pamphlete der jüngeren Geistesgeschichte verdanken, gezeichnet: Christopher Hitchens und Richard Dawkins. Die Mächte des alten Europa haben sich zu einer pompösen Willkommensfeier verbündet – auf ihr versam meln sich ungleiche Gäste: der Papst und die islamischen Gelehrten, die amerikanischen Präsidenten und die neuen Kremlherren, alle Metterniche und Guizots unserer Tage, die französischen Kuratoren und die deutschen Soziologen. Bei der versuchten Wiedereinsetzung der Religion in ihreehemals verbrieften Rechte kommt ein Protokoll zum Tragen, das von den neu Bekehrten und frisch Faszinierten die Beichteihrer bisherigen Verkennungen fordert. Wie in den Tagen des ersten Merowingers, der sich aufgrund einer gewonnenen Schlacht zum Kreuz bekannte, sollen auch heutigen Tags die Kinder der banalisierten Aufklärung verbrennen, was sie anbeteten, und anbeten, was sie verbrannten.
Bei dieser Umkehr setzen sich versunkene liturgische Intuitionen in Szene. Sie verlangen von den Novizen der postsäkularen »Gesellschaft« eine öffentliche Distanzierung von den religionskritischen Lehrsätzen der aufklärerischen Jahrhunderte. Diesen war die menschliche Selbstbestimmung allein zu dem Preis erlangbar erschienen, daß die Sterblichen ihre an die Uberwelt verschwendeten Kräfte zurückfordern und sie zur Optimierung der irdischen Verhältnisse einsetzen. Man mußte von »Gott« große Quanten an Energie abziehen, um endlich für die Menschenwelt in Form zu kommen. In dieser Kraftübertragung gründete der Elan des Zeitalters, das sich dem großen Singularwort »Fortschritt« verschrieben hatte. Die humani stische Angriffslust ging soweit, die Hoffnung zu einem Prinzip zu erklären. Aus dem Proviant der Verzweifelten sollte das primum mobile besserer Zeiten werden. Wer sich zu dieser ersten Ursache bekannte, wählte die Erde zum Einwande rungsland, um dort und nur dort sich zu verwirklichen. Ab nun hieß es, die Brücken zu den Sphären da droben abzubrechen und alle frei gewordenen Kräfte in die profane Existenz zu investieren. Wenn es Gott gäbe, er wäre damals die einsamste Größe im Universum geworden. Die Abwanderung aus dem Jenseits nahm Züge einer Massenflucht an
...
|
weiter
http://images.buch.de/leseproben/9783518419953.pdf
|
|
Nach oben |
|
 |
Norton dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 11.11.2006 Beiträge: 4372
|
(#1278434) Verfasst am: 29.04.2009, 18:03 Titel: |
|
|
Ich finde momentan ist der Thread mehr als merkwürdig, hat wirklich keiner dieses Buch zumindest angelesen? Es ist sogar in der Spiegelbestsellerliste?!
|
|
Nach oben |
|
 |
step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
|
(#1278446) Verfasst am: 29.04.2009, 18:13 Titel: |
|
|
Ich habe immerhin vor, es zu lesen.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
|
|
Nach oben |
|
 |
Norton dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 11.11.2006 Beiträge: 4372
|
(#1278451) Verfasst am: 29.04.2009, 18:19 Titel: |
|
|
Nun, ich bin gerade auf Seite 200 und man bekommt einiges geboten. Wie er Trainerautorität von einer Steinstatue samt Rilkezeile herleiten will ist ein ebenso famoses wie bedenkenswertes Unterfangen. ("Nütze die Gelegenheit, mit einem Gott zu trainieren!") Großartig auch sein Abriss zu Unthan (dem wir diesen Strang verdanken, "Kußfüße!") und die Kategorisierung nationalsozialistischen Spitzenpersonals als Suchtmittelbehinderte und Fußkrüppel (u.a. bzw. übernommen von dem von ihm zitierten Werk Zerbrecht die Krüken dieses nietzscheanisch angehauchten Behindertenpädagogens).
Zuletzt bearbeitet von Norton am 29.04.2009, 18:39, insgesamt einmal bearbeitet |
|
Nach oben |
|
 |
Norton dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 11.11.2006 Beiträge: 4372
|
(#1278456) Verfasst am: 29.04.2009, 18:24 Titel: |
|
|
Btw:
Ich würde dieses Buch, bzw. mind dieses Kapitel übrigens und mit bester Absicht NSK empfehlen, es ermöglicht zuvorderst Perspektivwechsel die ich zumindest für mich nicht für möglich gehalten hätte. NSK, leih es dir doch mal in deiner örtlichen Bib aus bzw. lass es dir vormerken!
|
|
Nach oben |
|
 |
pewe auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 20.01.2008 Beiträge: 3377
|
(#1280592) Verfasst am: 02.05.2009, 16:31 Titel: |
|
|
Ich hatte 83 Die Kritik der zynischen Vernunft gelesen. Sloterdijk galt damals als so eine Art Geheimtip. Mir ist das Buch allerdings nur als assoziative Anektodensammlung historischer Ereignisse im Gedächtnis geblieben.
|
|
Nach oben |
|
 |
Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
|
(#1280648) Verfasst am: 02.05.2009, 18:23 Titel: |
|
|
Norton hat folgendes geschrieben: | Btw:
Ich würde dieses Buch, bzw. mind dieses Kapitel übrigens und mit bester Absicht NSK empfehlen, es ermöglicht zuvorderst Perspektivwechsel die ich zumindest für mich nicht für möglich gehalten hätte. NSK, leih es dir doch mal in deiner örtlichen Bib aus bzw. lass es dir vormerken! |
Warum?
Ich ändere derzeit schon genug in meinem Leben, ohne Sloterdijk gelesen zu haben.
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
|
|
Nach oben |
|
 |
kereng Privateer
Anmeldungsdatum: 12.12.2006 Beiträge: 3052
Wohnort: Hamburg
|
(#1280764) Verfasst am: 02.05.2009, 22:11 Titel: |
|
|
Norton hat folgendes geschrieben: | Rilkezeile |
Archaischer Torso Apollos
Wir kannten nicht sein unerhörtes Haupt,
darin die Augenäpfel reiften. Aber
sein Torso glüht noch wie ein Kandelaber,
in dem sein Schauen, nur zurückgeschraubt,
sich hält und glänzt. Sonst könnte nicht der Bug
der Brust dich blenden, und im leisen Drehen
der Lenden könnte nicht ein Lächeln gehen
zu jener Mitte, die die Zeugung trug.
Sonst stünde dieser Stein entstellt und kurz
unter der Schultern durchsichtigem Sturz
und flimmerte nicht so wie Raubtierfelle;
und bräche nicht aus allen seinen Rändern
aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle,
die dich nicht sieht. Du musst dein Leben ändern.
Rainer Maria Rilke, Frühsommer 1908, Paris
|
|
Nach oben |
|
 |
|