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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#1351077) Verfasst am: 28.08.2009, 23:19 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Kramer hat folgendes geschrieben: | Das verstehe ich nicht. Die Bedingung dafür, dass ich etwas ausschliessen will, also die Methode benutzen möchte, ist beim PC-Beispiel das Vorhandensein eines Problems mit dem PC. |
Natürlich ist das Vorhandensein eines Problems die Bedingung dafür, dass ich es lösen will. Das meinte ich aber nicht. Ich meinte: Meine Methode besteht darin, unter bestimmten Bedingungen bestimmte Dinge auszuschließen. Welche Bedingungen das sind, kann ich aber nicht wieder mit dem selben Ausschließungsprinzip festlegen. |
Ich denke, die Bedingugen kann man gar nicht selber festlegen, denn dann brauchte man ja keine Methode, um für das Problem irrelevante Ursachen auszuschliessen. Wenn das Problem durch einen Softwarefehler verursacht wird, liegen andere Bedingungen vor, als wenn das Problem bei der Hardware liegt. Ich kann aber das selbe Ausschliessungsprinzip benutzen, um diese beiden Bedingugen auszuschliessen, z.B. wenn ich feststelle, das gerade Stromausfall ist. Dann wird der Grund, warum der Computer nicht läuft, höchstwahrscheinlich der Stromausfall sein, ich kann also einen Hard -oder Softwaredefekt beim PC vorerst ausschliessen. Aber auch hier lege ich die Bedingungen nicht selber fest, sie ergeben sich aus der Situation.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44684
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(#1351082) Verfasst am: 28.08.2009, 23:22 Titel: |
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Kramer hat folgendes geschrieben: | Aber auch hier lege ich die Bedingungen nicht selber fest, sie ergeben sich aus der Situation. |
Gut. Aber dann stellt sich die Frage, wie dir die Methode erlaubt, die in der Situation liegenden Bedingungen zu erkennen. Das Problem ist im Grunde das selbe.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44684
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(#1351087) Verfasst am: 28.08.2009, 23:29 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Das Problem ist im Grunde das selbe. |
Nachtrag: In diesem Punkt muss ich mich korrigieren. Das Problem stellt sich so formuliert doch noch etwas anders dar. Hier stellt sich nicht die Frage, ob und wie die Methode ihre eigenen Kriterien formulieren kann, sondern hier stellt es sich so dar, dass die Art, wie die Methode die Erkenntnis über die Situation bzw. den Gegenstand liefert, nicht wiederum innerhalb der bzw. durch die Methode darstellbar ist. Okay, in gewisser Weise ist das ähnlich.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#1351089) Verfasst am: 28.08.2009, 23:31 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Kramer hat folgendes geschrieben: | Aber auch hier lege ich die Bedingungen nicht selber fest, sie ergeben sich aus der Situation. |
Gut. Aber dann stellt sich die Frage, wie dir die Methode erlaubt, die in der Situation liegenden Bedingungen zu erkennen. |
Das ergibt sich doch aus der Beschreibung der Methode.Indem ich Stück für Stück eine mögliche Ursache ausschliesse, grenze ich das Problem ein, also nähere mich der Ursache, die die Problemsituation bedingt oder stosse beim Ausschliessungsverfahren direkt darauf.
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Zynix registrierter User
Anmeldungsdatum: 15.10.2008 Beiträge: 462
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(#1351090) Verfasst am: 28.08.2009, 23:32 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | Zynix hat folgendes geschrieben: | Mir ist die Vorstellung lieber, dass Wissenschaft ein Weg von mehreren ist, unsere Welt zu erfahren. |
Die Naturwissenschaften stellen eine Möglichkeit dar, über die Welt zu reden. |
Stimmt.
Und dann gibt's noch ausgesprochen befriedigende Erfahrungen , die man auch zerreden kann.
_________________ 1.Thessalonicher 5,21 "Prüft aber alles und das Gute behaltet."
1.Zynix 1,1 "Habe die Bibel geprüft und nichts Gutes zum Behalten gefunden."
LG
Zynix
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44684
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(#1351093) Verfasst am: 28.08.2009, 23:33 Titel: |
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Moment, ich bin gerade etwas verwirrt...
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Kramer postvisuell
Anmeldungsdatum: 01.08.2003 Beiträge: 30878
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(#1351105) Verfasst am: 28.08.2009, 23:45 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Hier stellt sich nicht die Frage, ob und wie die Methode ihre eigenen Kriterien formulieren kann, sondern hier stellt es sich so dar, dass die Art, wie die Methode die Erkenntnis über die Situation bzw. den Gegenstand liefert, nicht wiederum innerhalb der bzw. durch die Methode darstellbar ist. Okay, in gewisser Weise ist das ähnlich. |
Wenn Du es so formulierst, sehe ich keinen Grund zu widersprechen. Wenn eine Methode gar nicht dem Zweck dient etwas darzustellen, kann man natürlich nichts mit ihr darstellen, auch nicht die Methode selber. Das ist aber eine andere Frage als die, ob man eine Methode auf sich selbst anwenden kann.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1351108) Verfasst am: 28.08.2009, 23:51 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Moment, ich bin gerade etwas verwirrt... |
Dass Dir das mal passiert, warte ich schon seit mindestens 22000 Beiträgen.
Ignorieren und weitermachen!
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Freidenker-kun nihilistische Entität
Anmeldungsdatum: 26.08.2009 Beiträge: 32
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(#1351127) Verfasst am: 29.08.2009, 00:04 Titel: |
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Paula hat folgendes geschrieben: | Was mich in Bezugnahme auf den Film interessieren würde: Wurde überhaupt schon einmal versucht, die Existenz von Engeln nachzuweisen?
Ich frage deshalb, weil einige in meiner Familie der festen Überzeugung sind, dass Engel existieren. Es wäre nicht schlecht, ihnen ein paar "harte wissenschaftliche Fakten" entgegenhalten zu können... |
Die Wahrheit lässt sich immer wieder Neu erfinden
- und -
Wissenschaft kann erklären 'wie' etwas ist, aber nicht 'warum' es so ist.
Jede/r so wie er/sie es mag ist immer am besten um mit seinen Verwandten in guten Kontakt zu bleiben.
Jedenfalls wenn sich die Verwandten usw. nicht persönlich beneiden oder aus anderen Gründen nicht abkönnen.
In ihr Weltbild zu platzen und es mit der Lehre der schnöden Materie überzeugen zu wollen ist sinnlos. Du lässt sich ja auch nicht von ihrer Sicht der Dinge überzeugen. Also siehe weiter oben und alle werden glücklich... =)
_________________ Mögen sie von Obdachlosen zumindest mal zu Arbeitslosen mit Dach über den Kopf werden...
oder wenigstens noch User im InWoW-Forum.
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Danol registrierter User
Anmeldungsdatum: 02.04.2007 Beiträge: 3027
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(#1351159) Verfasst am: 29.08.2009, 00:41 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Marcellinus hat folgendes geschrieben: | nämlich alle die, deren Weltbild ohne Metaphysik auskommt |
Ich kenne überhaupt niemanden, dessen Weltbild ohne Metaphysik auskommt. |
Mich würde in dem Kontext jetzt mal interessieren was Du unter einem Weltbild verstehst.
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Myron Mereoplethyntikologe
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3632
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(#1351163) Verfasst am: 29.08.2009, 00:53 Titel: |
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The Scientific Method:
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Myron Mereoplethyntikologe
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3632
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(#1351164) Verfasst am: 29.08.2009, 00:55 Titel: |
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"(...) Wir hatten eben die wissenschaftliche Methode als allgemeine Methode erwähnt. Ja es handelt sich dabei um die allgemeinste Methode der Wissenschaft überhaupt. Es wird jedoch oft bestritten, dass es so etwas wie die wissenschaftliche Methode gibt. Diese Skepsis scheint eine Reaktion auf den naiven Glauben zu sein, die wissenschaftliche Methode sei eine Menge einfacher, invarianter und unfehlbarer Rezepte zur Entdeckung unumstößlicher Wahrheiten. Selbstverständlich gibt es keine solchen einfachen Regeln. Trotzdem behaupten wir, dass es eine allgemeine wissenschaftliche Methode gibt, die aus der folgenden geordneten Menge kognitiver Operationen besteht:
1. Finde ein Problem, eine Fragestellung (z.B. eine Lücke in einem bestimmten Wissensgebäude). Ist die Fragestelllung unklar, gehe zum nächsten Schritt über, andernfalls gleich zu Schritt 3.
2. Formuliere die Fragestellung klar und eindeutig, wenn möglich in mathematischer Form.
3. Suche nach Informationen, Methoden oder Instrumenten, die zur Beantwortung der Fragestellung relevant sein könnten. D.h. prüfe, was schon bekannt ist, um zu sehen, ob es hilft, das Problem zu lösen.
4. Versuche, das Problem mit Hilfe der gesammelten Mittel zu lösen. Sollte dieser Versuch fehlschlagen, gehe zum nächsten Schritt über; wenn nicht, weiter zu Schritt 6.
5. Erfinde neue Ideen (Hypothesen, Theorien oder Methoden), produziere neue empirische Daten oder entwirf neue Experimente oder Artefakte, mit deren Hilfe das Problem möglicherweise lösbar ist.
6. Beantworte die Fragestellung (exakt oder näherungsweise) mit Hilfe der vorhandenen begrifflichen und materiellen Mittel.
7. Leite Folgerungen aus der bisherigen Antwort ab. Ist die Antwort eine Hypothese oder Theorie, leite Vorhersagen ab; besteht die Antwort in neuen Daten, untersuche, welche Konsequenzen sie für das bereits vorhandene Wissen haben; besteht die Antwort in einem neuen Experiment oder Artefakt, prüfe deren möglichen Gebrauch oder Missbrauch.
8. Prüfe die vorgeschlagene Lösung. Ist die (provisorische) Lösung eine Hypothese oder Theorie, prüfe, ob die Vorhersagen tatsächlich eintreffen; handelt es sich um neue Daten, versuche, sie durch alternative Methoden zu replizieren; handelt es sich um neue Methoden oder Artefakte, teste, wie sie sich in der Praxis bewähren. Ist das Ergebnis unbefriedigend, gehe zum nächsten Schritt, sonst zu Schritt 10.
9. Korrigiere die fehlerhafte Lösung, indem du das ganze Verfahren wiederholst oder indem du alternative Annahmen oder Methoden verwendest.
10. Untersuche die Wirkung, die die Lösung auf das bestehende Hintergrundwissen hat, und formuliere neue Fragestellungen, die sich aus ihr ergeben.
Wir behaupten: Die wissenschaftliche Methode kann und sollte auf alle Untersuchungen angewandt werden, seien es mathematische oder empirische, naturwissenschaftliche, technologische oder geisteswissenschaftliche. (Dies ist übrigens eine Form des Szientismus, wie er von einigen Philosophen abgelehnt wird, vor allem solchen, die sich ohnehin schwertun mit wissenschaftlichem Denken.)"
(Mahner, Martin, und Mario Bunge. Philosophische Grundlagen der Biologie. Berlin: Springer, 2000. S. 74-5)
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Myron Mereoplethyntikologe
Anmeldungsdatum: 01.07.2007 Beiträge: 3632
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(#1351167) Verfasst am: 29.08.2009, 01:00 Titel: |
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In den Erfahrungswissenschaften spielen Beobachtungen, Datenerhebungen, mathematische (statistische) Datenanalysen, Hypothesentests und Experimente eine maßgebliche Rolle. Sie bilden die Grundlage ihrer Methodik.
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pewe auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 20.01.2008 Beiträge: 3377
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(#1351169) Verfasst am: 29.08.2009, 01:11 Titel: |
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Der Philosoph, hier Hegel hat auch Schaubildchen.
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Yogosh Leisetreter ...und Klugscheisser
Anmeldungsdatum: 19.03.2009 Beiträge: 2170
Wohnort: Berlin
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(#1351194) Verfasst am: 29.08.2009, 04:43 Titel: |
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@Tarvoc: Ich hab mir diesen Thread jetzt (nach der Auslagerung) durchgelesen und lese bei Dir eigentlich auch nur Foundationalism. Ich weiss aber, dass das nicht Deine Position ist. Wo liegt mein MIssverständnis?
Ich denke dass der Hauptvorteil der wissenschaftlichen Methode(n) gerade der ist, dass sie eben gerade nicht explizit definiert sind sondern nur aus etlichen guten Leitlinien (im Sinne von "the pirates' code is more like guidelines anyway") und einer Menge erfolgreicher Beispiele bestehen an denen man sich orientiert.
Das allerletzte was Wissenschaft gebrauchen kann ist ein fester Regelsatz auf dessen Basis sich dann die Exegeten ihre Spalterdebatten liefern können. Ich denke dass Du die Möglichkeit sich einfach an Beispielen zu orientieren etwas unterbewertest wenn Du die Methodenreflektion einforderst. Das macht man natürlich zu einem guten Teil pi mal Daumen und aus dem Bauch heraus und dementsprechend viel geht auch schief oder ist Glücksache. Aber es bleibt insgesamt anpassungsfähig und die Fehler mendeln sich raus. Es braucht bloß eine Minderheit für die 'Anything Goes' gilt. Solange die Mehrheit nach 'Whatever worked' handelt, funktioniert das im Ganzen. Man kann auch etwas nachahmen ohne es allzu sehr reflektiert zu haben. Dabei bleibt man sogar offen für neue Ideen.
Ich finde Wissenschaftstheorie, Epistemologie und (naturalistische) Metaphysik auch hochgradig spannend und wichtig. Aber es ist vielleicht besser wenn die Wissenschaftler die tatsächlich forschen und dabei auch neue Methoden entwickeln (die wir Klugscheisser dann wieder reflektieren können) das eher am Wochenende betreiben.
_________________ "If the King's English was good enough for Jesus Christ, it's good enough for the children of Texas!" - Miriam Amanda "Ma" Ferguson, Governor of Texas, als Begründung gegen Spanischunterricht
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44684
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(#1351197) Verfasst am: 29.08.2009, 05:38 Titel: |
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Gut. Das wäre dann die Inkorporierung der eigenen blinden Flecken in das eigene Vorgehen, indem man einfach ein Zufallselement in die eigene Methodik einbaut, das dann zufällig auch mal die eigenen Voraussetzungen ausknockt. Quasi dyonysische bzw. "wilde" Rationalität. Ich muss sagen, daran hatte ich zunächst mal gar nicht gedacht. Aber klar, das ist so ziemlich das, was die Wissenschaften (und zwar Naturwissenschaften wie Geistes- und Gesellschaftswissenschaften gleichermaßen) in der Praxis tun. Im Grunde ist mein Begriff der Reflektion ja letztlich zumindest in gewisser Weise nichts anderes.
Man beseitigt aber auch damit natürlich nie alle blinden Flecken, alle eigenen Voraussetzungen, sodass man die Welt klar und rein vor sich sähe. Schon allein deshalb, weil man dann die Welt einfach gar nicht mehr sehen würde. Man könnte es auch so sagen: Um überhaupt etwas zu sehen, muss es etwas geben, das man in dem Moment nicht sieht. Mindestens der Punkt, von dem aus man sieht. Ich würde sogar sagen, dass eine konkrete Erkenntnisgewinnung zu einem konkreten Zeitpunkt sich immer überhaupt nur von ihrem jeweiligen eigenen blinden Fleck aus organisiert. Die Idee gibt's auch bei Wittgenstein.
Was die Frage angeht, ob Wissenschaftler die ganze Zeit ihr eigenes Tun philosophisch reflektieren sollten, habe ich ja schon zumindest angedeutet, dass das in der Tat keine besonders gute Idee ist. Zumindest in meinen Beiträgen an Wolf, in denen ich sagte, dass jede Methode gewisse Voraussetzungen mit sich bringt, die man nicht gleichzeitig reflektieren kann, während man die Methode anwendet. (Wiederum eine Idee, die ich von Wittgenstein habe, insbesondere aus den Philosophischen Untersuchungen.) Dementsprechend hast du natürlich Recht, dass Forscher lieber forschen sollten, als die ganze Zeit nur über ihr eigenes Tun zu kontemplieren.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Yogosh Leisetreter ...und Klugscheisser
Anmeldungsdatum: 19.03.2009 Beiträge: 2170
Wohnort: Berlin
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(#1351203) Verfasst am: 29.08.2009, 09:25 Titel: |
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In diesem Zusammenhang möchte ich mal auf die Vorlesungsserie 'Philosophy of Science' der Teaching Company (TTC) verweisen. Ich fand die Vorlesungen sehr gut, sollte allerdings hinzufügen, dass ich sie jetzt ein zweites mal gründlicher hören muss und mir diesmal auch den courseguide vornehme. Trotz Vorbildung und ein bißchen Vertrautheit mit den Themen habe ich bei weitem nicht genug aufgenommen als ich mir das auf dem Laufband angehört habe.
Wenn man 'TTC Philosophy of Science' bei google eingibt kommt der Link der TTC nicht weit oben. Gewisse andere Verweise auf diesen Kurs sind anscheind populärer...
Deshalb hier direkt:
Philosophy of Science
Course No. 4100 (36 lectures, 30 minutes/lecture)
Taught by Jeffrey L. Kasser
Colorado State University
Ph.D., University of Michigan, Ann Arbor
_________________ "If the King's English was good enough for Jesus Christ, it's good enough for the children of Texas!" - Miriam Amanda "Ma" Ferguson, Governor of Texas, als Begründung gegen Spanischunterricht
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#1351225) Verfasst am: 29.08.2009, 12:02 Titel: |
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Myron hat folgendes geschrieben: | In den Erfahrungswissenschaften spielen Beobachtungen, Datenerhebungen, mathematische (statistische) Datenanalysen, Hypothesentests und Experimente eine maßgebliche Rolle. Sie bilden die Grundlage ihrer Methodik. |
um dies als grundlage für wissenschaftliche methode anzuerkennen muss man aber gewisse annahmen über die erkennbarkeit der welt haben.
ich habe das gefühl, dass sich hier darüber nicht alle einig sind...
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1351228) Verfasst am: 29.08.2009, 12:05 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Ich glaube, der Punkt, an dem die Metaphysik sitzt, liegt darin, dass es in jeder Methodik Elemente gibt, die man nicht gleichzeitig reflektieren kann, während man die Methodik anwendet. Blinde Flecken, wenn du so willst. Diese Elemente sind sozusagen dasjenige, in welchem die Methodik nicht einfach nur Methodik ist, sondern Metaphysik. Die Reflektion der Methodik kann einen darauf stoßen. ... |
Ich denke, die kategorische Trennung zwischen Physik und Methodeneflektion (oder Epistemologie) wird überschätzt, vor allem von Philosophen.
Oben wurde schon das Beispiel der Frage realistische vs. konstruktivistische Deutung angeführt. Aus meiner Sicht ist diese Frage für das Funktionieren der wissenschaftlichen Methode und ihre sämtlichen Ergebnisse irrelevant, wenn nicht sogar die Frage selbst bedeutungslos (mglw. ein Artefakt unserer Neigung zur kategorischen Trennung von Ich und Welt).
Dein Punkt (den ich hier zitiert habe) erinnert mich an numerische Iterationsverfahren oder auch Eigenwertprobleme: Auch dort macht man Annahmen, deren Richtigkeit nicht gut begründet ist. So auch hier: Es stimmt zwar, daß man nicht gleichzeitig reflektieren kann, während man die Methodik anwendet, aber die Ergebnisse der Anwendung der Methodik rechtfertigen nachträglich die ursprünglich unreflektierten Ansätze. Und ich glaube, daß dies die einzige Möglichkeit ist, Ansätze bzw. Methoden zu rechtfertigen.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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caballito zänkisches Monsterpony
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary
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(#1351230) Verfasst am: 29.08.2009, 12:08 Titel: |
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Zynix hat folgendes geschrieben: | Neben der Wissenschaft soll es keine akzeptablen Erklärungen (anderen Götter) geben. Als wär unsere Wissenschaft in der Lage die Welt zu erfassen. |
Wenn es erfassbar ist, ist es Wiseenschaft.
Wenn es nicht erfassbar ist, ist es nicht erfassbar.
Es ist nicht der Fehler der Wissenschaft, die nie behauptet hat, alles erklären zu können, wenn du nicht akzeptieren kannst, dass manche Dinge eben nicht erklärbar sind.
_________________ Die Gedanken sind frei.
Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1351232) Verfasst am: 29.08.2009, 12:14 Titel: |
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caballito hat folgendes geschrieben: | Zynix hat folgendes geschrieben: | Neben der Wissenschaft soll es keine akzeptablen Erklärungen (anderen Götter) geben. Als wär unsere Wissenschaft in der Lage die Welt zu erfassen. |
Wenn es erfassbar ist, ist es Wiseenschaft.
Wenn es nicht erfassbar ist, ist es nicht erfassbar.
Es ist nicht der Fehler der Wissenschaft, die nie behauptet hat, alles erklären zu können, wenn du nicht akzeptieren kannst, dass manche Dinge eben nicht erklärbar sind. |
Aber stellt den wesentlichen Unterschied denn nicht die Erklärbarkeit, sondern die Verbindlichkeit einer Erklärung dar?
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44684
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(#1351233) Verfasst am: 29.08.2009, 12:14 Titel: |
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Yogosh hat folgendes geschrieben: | Deshalb hier direkt: |
Gibt's das auch irgendwo für Leute, die nicht den Lottojackpot geknackt haben, z.B. arme, mittellose Studenten?
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1351236) Verfasst am: 29.08.2009, 12:17 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Yogosh hat folgendes geschrieben: | Deshalb hier direkt: |
Gibt's das auch irgendwo für Leute, die nicht den Lottojackpot geknackt haben, z.B. arme, mittellose Studenten? |
Mittellos sind ja nur Philosophiestudenten, die bösen Naturwissenschafter erhalten Drittmittel.
Hat jemand das Interview in der Zeit mit diesem hirnforscherfeindlichen Herrn Frank gelesen?
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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caballito zänkisches Monsterpony
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary
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(#1351238) Verfasst am: 29.08.2009, 12:24 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | caballito hat folgendes geschrieben: | Zynix hat folgendes geschrieben: | Neben der Wissenschaft soll es keine akzeptablen Erklärungen (anderen Götter) geben. Als wär unsere Wissenschaft in der Lage die Welt zu erfassen. |
Wenn es erfassbar ist, ist es Wiseenschaft.
Wenn es nicht erfassbar ist, ist es nicht erfassbar.
Es ist nicht der Fehler der Wissenschaft, die nie behauptet hat, alles erklären zu können, wenn du nicht akzeptieren kannst, dass manche Dinge eben nicht erklärbar sind. |
Aber stellt den wesentlichen Unterschied denn nicht die Erklärbarkeit, sondern die Verbindlichkeit einer Erklärung dar? |
_________________ Die Gedanken sind frei.
Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1351240) Verfasst am: 29.08.2009, 12:28 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | caballito hat folgendes geschrieben: | Zynix hat folgendes geschrieben: | Neben der Wissenschaft soll es keine akzeptablen Erklärungen (anderen Götter) geben. Als wär unsere Wissenschaft in der Lage die Welt zu erfassen. | Wenn es erfassbar ist, ist es Wiseenschaft.
Wenn es nicht erfassbar ist, ist es nicht erfassbar.
Es ist nicht der Fehler der Wissenschaft, die nie behauptet hat, alles erklären zu können, wenn du nicht akzeptieren kannst, dass manche Dinge eben nicht erklärbar sind. | Aber stellt den wesentlichen Unterschied denn nicht die Erklärbarkeit, sondern die Verbindlichkeit einer Erklärung dar? |
Viele Philosophen meinen, die wissenschftliche Methode reklamiere Verbindlichkeit oder gar Wahrheit ihrer Ergebnisse. Das ist aber nicht der Fall, "hinreichende Brauchbarkeit der Voraussagen" reicht letztlich aus. Eine Theorie ist also nicht "wahr", sondern "gut".
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44684
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(#1351243) Verfasst am: 29.08.2009, 12:30 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Ich denke, die kategorische Trennung zwischen Physik und Methodeneflektion (oder Epistemologie) wird überschätzt. |
Ich bin mir nicht sicher, ob ich das so streng gemeint habe.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44684
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(#1351244) Verfasst am: 29.08.2009, 12:31 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Eine Theorie ist also nicht "wahr", sondern "gut". |
Du kannst ja mal Platon fragen, ob es da einen Unterschied gibt. (Kleiner Scherz am Rande.)
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1351245) Verfasst am: 29.08.2009, 12:32 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Ich denke, die kategorische Trennung zwischen Physik und Methodeneflektion (oder Epistemologie) wird überschätzt. | Ich bin mir nicht sicher, ob ich das so streng gemeint habe. |
Du vielleicht nicht ...
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#1351247) Verfasst am: 29.08.2009, 12:33 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Eine Theorie ist also nicht "wahr", sondern "gut". | Du kannst ja mal Platon fragen, ob es da einen Unterschied gibt. (Kleiner Scherz am Rande.) |
Da Platon nun tot ist, könnte ich ballancer fragen.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1351249) Verfasst am: 29.08.2009, 12:35 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | caballito hat folgendes geschrieben: | Zynix hat folgendes geschrieben: | Neben der Wissenschaft soll es keine akzeptablen Erklärungen (anderen Götter) geben. Als wär unsere Wissenschaft in der Lage die Welt zu erfassen. | Wenn es erfassbar ist, ist es Wiseenschaft.
Wenn es nicht erfassbar ist, ist es nicht erfassbar.
Es ist nicht der Fehler der Wissenschaft, die nie behauptet hat, alles erklären zu können, wenn du nicht akzeptieren kannst, dass manche Dinge eben nicht erklärbar sind. | Aber stellt den wesentlichen Unterschied denn nicht die Erklärbarkeit, sondern die Verbindlichkeit einer Erklärung dar? |
Viele Philosophen meinen, die wissenschftliche Methode reklamiere Verbindlichkeit oder gar Wahrheit ihrer Ergebnisse. Das ist aber nicht der Fall, "hinreichende Brauchbarkeit der Voraussagen" reicht letztlich aus. Eine Theorie ist also nicht "wahr", sondern "gut". |
Eigentlich meinst Du "nützlich" oder vielleicht "mächtig". Ich sehe den Wahrheitsanspruch der Wissenschaft allerdings allenthalben. Sonst dürfte es für Singer besipielsweise kein Problem darstellen, die Realität der Qualia zu akzeptieren.
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