Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#140604) Verfasst am: 21.06.2004, 17:10 Titel: |
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Nav hat folgendes geschrieben: |
Sozusagen das totale Gegenteil von Kommunismus - sogar noch viel schrecklicher in seinen Auswirkungen! |
Was das totale Gegenteil von Kommunismus tatsächlich sein mag, lässt sich lange streiten.
In ihrer Effizienz erreichten die kommunistischen Gesellschaften auch nicht immer den Status einer modernen Diktatur.
Das kommunistische Jugoslawien erreichte ihn zB. nie, ein Staat, der durch grundlegende Missstände in der Verwaltung "oben" (quasi von selbst!) in Einzelteile zerfällt, hat die administratorischen Errungenschaften einer modernen Diktatur nicht erreicht.
Auch die Sowjetunion war anfangs nicht immer eine moderne Gesellschaftsordnung:
Bis 1921 war die banditenartige Nahrungsmittelrequiierung in der UDSSR an der Tagesordnung. Dabei sind sicher noch viel mehr Sachen, als "nur überschüssige" Nahrungsmittel, wie es die Führung propagierte, den Bauern willkürlich geraubt wurden.
Diese Handlung war extrem rückwärtsgewandt. Zwar lag der Gedanke der Führung darin, die Industrie ohne Rücksicht auf die Landwirtschaft so schnell, wie möglich auszubauen und die Bauernbevölkerung in die Städte zu vertreiben, was einer modernen Diktatur noch nicht widersprochen hätte, allerdings war die Nahrungsmittelrequirierung ökonomisch so irrational(ausserdem lies sie eine große Gesetzlosigkeit entstehen!) und lies die Bauern ihre Produktion so stark einschränken, das letztendlich auch die städtische Bevölkerung unter dieser Massnahme leiden musste, weil eben das allgemeine Nahrungsmittelangebot drastisch abnahm, obwohl andererseits sich dadurch die Industrie tatsächlich auf ihren eigenen Ausbau konzentrieren konnte, keine Güter für die Landbevölkerung produzieren musste und durch den Ausbau der Investitionsgüterindustrie auch besser wuchs, was wohl das eindeutigste Ziel der Regierung war.
Aber insgesamt ist dieser Getreideraub viel zu rückwärtsgewandt, als dass man ein Gesellschaftssystem, welches sowas durchführt, als "modern" bezeichnen könnte.
Erst mit der Anfang 1921 eingeführten NÖP (neuen ökonomischen Politik) wurde die UDSSR zu einer modernen Diktatur, was sich aber wiederum änderte, als die UDSSR 1927 diese kontraproduktive Praxis des Getreideraubs zum zweiten Mal einführte, die auch zu dieser Zeit den Status einer modernen Diktatur ausschloss, welcher erst mit der vorantreibung der Kollektivierung wieder hergestellt werden konnte, weil erst diese Kollektivierung diese Nahrungsmittelräubereien, die seit 1927 wieder herumwüteten, beendete, uns wahr ca. 1932, als sich die Vergesellschaftlichung und Zusammenlegung der Parzellen, sowie die Entstehung der Sowchosen in einem fortgeschrittenem Stadion befand.
Dannach blieb die UDSSR bis zum Ende ein modernes Regime, wie es auch die von ihr abhängigen Ostblockstaaten nach der "Sowjetisierung", also ziemlich schnell nach dem zweiten Weltkrieg geworden sind.
Ob ein Regime modern ist oder nicht, hängt nicht, oder nur in Ausnahmefällen, von der Persönlichkeit, oder Ideologie der Diktatur ab, sondern fast ausschließlich auf dessen direkte Handlungen, die bestimmte Kriterien erfüllen müssen und deren Effizienz.
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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