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Religionskritik-Wiesbaden homo est creator Dei
Anmeldungsdatum: 04.11.2008 Beiträge: 10333
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(#1519173) Verfasst am: 15.08.2010, 22:31 Titel: Hypatia, eine Frau, von der man nur wenig weiß |
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Malone hat folgendes geschrieben: | Danke für die Info. Aber ich schätze, gut 80% der Filme, die auf Tatsachen beruhen, würden erst gar nicht gedreht worden sein, wenn man sich detailgetreu an die Wirklichkeit halten müsste. Diese gibt ja meistens keinen dramaturgisch geeigneten Stoff für einen zweistündigen Film her. |
ist halt ein Film, und man will ja auch unterhalten sein.
Malone hat folgendes geschrieben: |
In diesem Fall sehe ich die Parabel im Vordergrund, und die Möglichkeit dass es sich zu zugetragen haben könnte entschädigt für die Verformung der Geschichte. |
tuen Christen auch, wenn sie Quo Vadis (die US Version mit Ustinow) gucken, ist ja nur nur eine Romanverfilmung von Sienkiewicz, der wiederum soviel murks eingebaut hat, dass es schon recht fragwürdig wird. Da ärgert mich aber die Verformung der Geschichte schon sehr.
Der Regisseur hätte halt auch eine fiktive Person nehmen können, er muss sich halt messen lassen daran, dass er eben mit Hypatia eine historische Figur zum Tragen seiner Story benutzt.
Gladiator ist der ehrlichere Film!
Malone hat folgendes geschrieben: |
Der Konflikt zwischen Forschergeist und Glauben wird sich so oder ähnlich tausendfach in anderem Rahmen zugetragen haben. |
Ein Konflikt zwischen Forschergeist und Glauben lässt die Frage aufkommen,
was glaubte Hypatia?
Nur mal so,
vielleicht konnte sie die Dinge, die sie erforscht hat, mit ihrem Glauben vereinen?
Was aber, wenn man ihren Glauben durch Wissenschaft in Frage gestellt hätte?
Jenseits dessen, wir wissen zu wenig über die Lehren von Hypatia, so das wir nur wild spekulieren können.
Ein Film zu Kopernikus könnte durchaus spannender werden, denn hier haben wir nicht nur Schema F, kurz Schwarz - Weis - Denken, hier Forschung, dort Glauben, sondern einen Forscher, der versucht hat, seine Forschung mit seinem Glauben in Einklang zu bringen, dies auch gegen die Glaubensvorstellungen der Kirche. Anders als bei Hypatia, haben wir hier eine wesentlich bessere Quellenlage.
Nachteil jedoch. Der Held, Kopernikus, stirbt eines natürlichen Todes! Der Tod zieht halt wie die Motten das Licht,
oder warum nennen sich säkulare Organisationen nach einem Giordano Bruno, wohl kaum wegen seiner Verdienste als Wissenschaftler (lustig seine alchemistischen Studien, könnte heute bei einigen Esos als Held durchgehen), sondern allein, weil er Opfer der rkk wurde, sozusagen von höchster Stelle (Papst).
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1519268) Verfasst am: 16.08.2010, 01:12 Titel: Re: Agora - Filmische Widmung an den wissenschaftlichen Geist |
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Historikerin Maria Dzielska hat folgendes geschrieben: | Ideologie der Aufklärung. |
Spiegel hat folgendes geschrieben: | Aufklärungsmärchen |
Es ist übrigens keineswegs sicher, dass Hypatia nicht die "junge" Frau (soweit ich mich erinnerere ist die Darstelerin Im Film auch um die Pfirsch wie ich alter Sack) 60 gewesen sein soll, wie die polnische Katholikin, die im internationalen Wissenschaftsbetrieb weitgehend unbekannt ist, behauptet.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1519270) Verfasst am: 16.08.2010, 01:18 Titel: Re: Hypatia, eine Frau, von der man nur wenig weiß |
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Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben: |
Der Regisseur hätte halt auch eine fiktive Person nehmen können, er muss sich halt messen lassen daran, dass er eben mit Hypatia eine historische Figur zum Tragen seiner Story benutzt.
Gladiator ist der ehrlichere Film!
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Warum das denn? Die beiden Absätze widersprechen sich. Es gab wirklich einen Heerführer namens Maximus zu Commodus Zeiten.
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Religionskritik-Wiesbaden homo est creator Dei
Anmeldungsdatum: 04.11.2008 Beiträge: 10333
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(#1519273) Verfasst am: 16.08.2010, 01:37 Titel: Re: Agora - Filmische Widmung an den wissenschaftlichen Geist |
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Noseman hat folgendes geschrieben: |
Es ist übrigens keineswegs sicher, dass Hypatia nicht die "junge" Frau (soweit ich mich erinnerere ist die Darstelerin Im Film auch um die Pfirsch wie ich alter Sack) 60 gewesen sein soll, wie die polnische Katholikin, die im internationalen Wissenschaftsbetrieb weitgehend unbekannt ist, behauptet. |
Und was international ist, bestimmst Du jetzt.
Der internationale Wissenschaftsbetrieb bezieht auch die polnische Wisssenschaft mit ein, oder?
Wie kamen wohl die Spiegel Praktikanten wohl auf die Idee, Pani Dzielska zu fragen, nun,
vielleicht deswegen, weil sie aktuell eine weitere Auflage ihres Werkes über Hypatia vorgelegt hat:
Hypatia of Alexandria
Hypatia aus Alexandria veröffentlichte sie schon seit 1993, zugegeben, ich benutze jetzt mal die polnische Wiki, aber wir sind ja hier mal jetzt international:
Zitat: | Hypatia z Aleksandrii (wyd. I Kraków 1993, wyd. II Kraków 2006), wyd. angielskie (Cambridge Mass. / London 1995), wyd. greckie (Ateny 1997). wyd. tureckie (Stambuł 1999); wyd. koreańskie (Seul 2002), wyd. hiszpańskie (Madryt 2004, wyd. II Madryt 2009), wyd. tajskie (Bangkok 2005), wyd. francuskie (Paryż 2009); wyd. portugalskie (Relógio D'Água 2009)
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Quelle:
http://pl.wikipedia.org/wiki/Maria_Dzielska
Ich denke, die Frau dürfte ob ihrer Veröffentlichung über Hypatia in den unterschiedlichsten Kulturräumen über eine ausreichende internationale Reputation verfügen.
_________________ Derzeit ohne Untertitel
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1519274) Verfasst am: 16.08.2010, 01:45 Titel: Re: Agora - Filmische Widmung an den wissenschaftlichen Geist |
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Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben: |
Ich denke, die Frau dürfte ob ihrer Veröffentlichung über Hypatia in den unterschiedlichsten Kulturräumen über eine ausreichende internationale Reputation verfügen. |
Gut, dann nehme ich diesen Punkt zurück.
Zweifel an ihren Thesen bleiben mir angesichts obiger (gleichgeschaltert anmutender), gegen die (antike) Aufkärung gerichteteten Formulierungen von ihr und dem Interviewer dennoch.
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Religionskritik-Wiesbaden homo est creator Dei
Anmeldungsdatum: 04.11.2008 Beiträge: 10333
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(#1519276) Verfasst am: 16.08.2010, 01:54 Titel: Re: Hypatia, eine Frau, von der man nur wenig weiß |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben: |
Der Regisseur hätte halt auch eine fiktive Person nehmen können, er muss sich halt messen lassen daran, dass er eben mit Hypatia eine historische Figur zum Tragen seiner Story benutzt.
Gladiator ist der ehrlichere Film!
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Warum das denn? Die beiden Absätze widersprechen sich. Es gab wirklich einen Heerführer namens Maximus zu Commodus Zeiten. |
Wie immer ungern aus Wiki, aber es entspricht früher gelesenen zu dem Film:
Zitat: | Die Filmemacher weisen im Abspann darauf hin, dass es sich hier um eine „fiktive Geschichte“ handelt. So sind vor allem die Biografien der Personen als Bestandteile eines Kunstwerks zu betrachten, nicht als Geschichtsdarstellung. Dennoch betonen sie stets, dass dem Betrachter authentisches römisches Ambiente geboten werde. Da dies nicht stimmt, kommentierte z. B. die historische Beraterin des Films, Prof. Kathleen Coleman von der Universität Harvard: Historische Authentizität scheint eine etwas periphere Überlegung zu sein |
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gladiator_%28Film%29#Wertung
Ich denke, jedem, der Gladiator gesehen hat, war klar, dass die Geschichte nur zur Kulisse diente, an der man das Märchen vom Gladiator Maximus aufspannen konnte. Vollkommen egal, ob es einen Gladiator mit dessen Namen zu Zeiten Commodi gab. Der Film hätte auch so funktioniert.
Bei Agora ist es eben nicht eine historische Randfigur, die die Handlung trägt, sondern eben Hypatia, über die man aber nur wenig weiß. Wenn ein Film aber das wenige, was man wissen kann, scheinbar ignoriert, trotz dieses riesen Budget für den Film, ist das schon einmal seltsam.
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1519279) Verfasst am: 16.08.2010, 02:05 Titel: Re: Hypatia, eine Frau, von der man nur wenig weiß |
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Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben: |
Ich denke, jedem, der Gladiator gesehen hat, war klar, dass die Geschichte nur zur Kulisse diente, an der man das Märchen vom Gladiator Maximus aufspannen konnte. |
Erstens bezweifle ich das. Und zwar fundamental.
Und zweitens, selbst wenn, wo genau ist da jetzt der Unterschied zur Hypatia-Verfilmung?
Das hab ich immer noch nicht begriffen.
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Religionskritik-Wiesbaden homo est creator Dei
Anmeldungsdatum: 04.11.2008 Beiträge: 10333
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(#1519295) Verfasst am: 16.08.2010, 02:59 Titel: Re: Hypatia, eine Frau, von der man nur wenig weiß |
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Noseman hat folgendes geschrieben: | Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben: |
Ich denke, jedem, der Gladiator gesehen hat, war klar, dass die Geschichte nur zur Kulisse diente, an der man das Märchen vom Gladiator Maximus aufspannen konnte. |
Erstens bezweifle ich das. Und zwar fundamental. |
da ruder ich mal zurück, ja stimmt, bedauerlicher Weise denken da wohl viele, so war es im alten Rom.
Noseman hat folgendes geschrieben: |
Und zweitens, selbst wenn, wo genau ist da jetzt der Unterschied zur Hypatia-Verfilmung?
Das hab ich immer noch nicht begriffen. |
bin zu müde, um tiefer zu recherchieren, aber vergleiche bei Wikipedia:
Protagonist des Films Gladiator, nämlich Maximus
0 Treffer dt,
1 Treffer, engl.
nämlich hier, einer unter vielen:
General Maximus Decimus Meridius
und Protagonistin in Agora, nämlich Hypatia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hypatia
Die Erwartungshaltung von Historikern und historisch Interessierten sollte an einen Film über Hypatia nun einmal etwas anders sein, als an einen Schinken wie Gladiator.
Einige aus der Religionskritischen Szene wollen ja diesen Film als einen wichtigen Beitrag gewertet wissen, weil es um die Fragen der religiösen Intoleranz, den religiösen Fanatismus, etc, geht.
Frage, wäre hierzu nicht eine korrektere Verfilmung hilfreicher,
oder einfach ein anderer Stoff?
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1519296) Verfasst am: 16.08.2010, 03:18 Titel: Re: Hypatia, eine Frau, von der man nur wenig weiß |
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Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben: |
Die Erwartungshaltung von Historikern und historisch Interessierten sollte an einen Film über Hypatia nun einmal etwas anders sein, als an einen Schinken wie Gladiator. |
Ich würde mich als "historisch Interessierten" bezeichnen. Und ich bin mir ganz sicher, dass es keinen Spielfilm geben wird, der das abbildet, was der derzeitige Stand der Kenntnis ist.
Ganz zu schweigen vom wirklichen Geschehen.
Wenn also ein historisches Geschehen aufgegriffen wird, ist doch eh klar, dass es nicht das historische Geschehen wiederspiegelt; die Frage ist doch nur, in welchem Grad.
Den Kram um Hypatia kannte ich nun zufällig schon längere Zeit, weil ich ein Kinderbuch aus dem dtv-Verlag verklappt habe. Und das regte mich zur Recherche an.
"Gladiator" ist ebenfalls historisch nicht korrekt, genauso wie der Film oder wie das Kinderbuch.
Aber ist ebenfalls geeigent, etwas zu starten. Ich würde da nicht überkritisch mit umgehen.
Was Gladiator angeht noch ein oT: heute abend lief "Arthur", Filmmusik Hans Zimmer, 1:1 zu Gladiator und "Fluch der Karibik" u.v.a. Filmen mehr.
Das nenn ich echt mal ne Leistung
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Religionskritik-Wiesbaden homo est creator Dei
Anmeldungsdatum: 04.11.2008 Beiträge: 10333
Wohnort: Wiesbaden
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(#1519297) Verfasst am: 16.08.2010, 03:45 Titel: Sade, Hypatia und Mauthner |
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Na, eine 1 zu 1 Umsetzung der Geschichte erwarte ich auch nicht, da wäre wohl vieles gar nicht zum ansehen.
Ein Beispiel, mit dem ich aber sehr zufrieden war, ist der französische Film 'Sade'. Grandios, der kam auch schon ein paar mal bei den üblichen Verdächtigen (3-Sat oder Arte)
Sade
zu Hypatia:
Wer auf Romane aus dem 19. Jahrhundert steht, kann es ja mal mit diesem von Fritz Mauthner probieren:
Hypatia: Roman aus dem Altertum (1892)
Ich hatte mir damals beim Lesen mehr davon versprochen, jedoch wird die Verfolgung der Juden sehr eindrücklich geschildert. Einige andere Passagen waren auch noch gelungen. Fritz Mauthner war kein guter Erzähler,
es sei denn er berichtet autobiographisch (Prager Jugendjahre),
oder kurze Anekdoten.
Viel bekannter dürfte er den meisten über sein 4 Bändiges Werk über die Geschichte des Atheismus, das allerdings heute stark überholt ist, oder seine Kritik der Sprache. Diese Schriften machen jedoch auch heute noch Spass und sehr kurzweilig.
_________________ Derzeit ohne Untertitel
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Kent registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.10.2006 Beiträge: 71
Wohnort: Darmstadt
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(#1718127) Verfasst am: 12.01.2012, 02:51 Titel: |
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Ich finde den Film exzellent, einer meiner Lieblingsfilme. Ich kenne den historischen Hintergrund nicht genau, das hat mich aber auch nicht interessiert als ich den Film das erste Mal sah. Da der Film nicht sehr bekannt zu sein scheint (obwohl scheinbar viel investiert wurde wenn man sich die Produktionskosten anschaut) habe ich ihn weiterempfohlen und ihn öfter ausgeliehen.
Bei meinen christlichen Mitbewohnern im katholischen Studentenwohnheim kam der Film nicht so gut an, die Ungläubigen fanden den Film meist gut, aber ich habe auch nichts anderes erwartet...
_________________ "Einen neuen Stolz lehrte mich mein Ich, den lehre ich die Menschen: nicht mehr den Kopf in den Sand der himmlischen Dinge zu stecken, sondern frei ihn zu tragen, einen Erden-Kopf, der der Erde Sinn schafft!"
F. Nietzsche in "Also Sprach Zarathustra"
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