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Aktuelle Hinweise zu den Themen Evolution - Kreationismus - ID
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Marcellinus
Outsider



Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#1669105) Verfasst am: 30.07.2011, 09:38    Titel: Antworten mit Zitat

Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
Meines Wissens ist die "Eigenleistung" bei einem historischen Thema sowieso ganz anders zu bewerten, als wenn man ein naturwissenschaftlich-praktisches Thema beackert. Mehr als bloßess Recherchieren und "Aufbereiten" des historischen Kenntnisstands nach dem Motto: "XY ist der Auffassung, dass...", "Die Theorie entstand dann und dann aus dem und dem..." und "Die Rezeption war so und so" ist da wohl nicht drin.

Meinst du historische Arbeiten allgemein? Da soll es ja auch Leute geben, die sich mit Quellenstudium beschäftigen, sich durch alte Archive wühlen, oder Überreste vergangener Zeiten ausgraben. Aber die Historiker hast du vermutlich nicht gemeint, oder? zwinkern
_________________
"Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."

Friedrich Nietzsche
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Charlotte
registrierter User



Anmeldungsdatum: 23.12.2007
Beiträge: 437

Beitrag(#1669381) Verfasst am: 30.07.2011, 21:43    Titel: Antworten mit Zitat

Mal was erbauliches zum Thema


Hörspiel zum scopes monkey trial:

"The Great Tennessee Monkey Trial" auf BBC4 radio noch die nächsten 7 Tage verfügbar

http://www.bbc.co.uk/programmes/b00nwz36

Gute Unterhaltung!
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Darwin Upheaval
Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator



Anmeldungsdatum: 23.01.2004
Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden

Beitrag(#1669752) Verfasst am: 31.07.2011, 20:33    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
Meines Wissens ist die "Eigenleistung" bei einem historischen Thema sowieso ganz anders zu bewerten, als wenn man ein naturwissenschaftlich-praktisches Thema beackert. Mehr als bloßess Recherchieren und "Aufbereiten" des historischen Kenntnisstands nach dem Motto: "XY ist der Auffassung, dass...", "Die Theorie entstand dann und dann aus dem und dem..." und "Die Rezeption war so und so" ist da wohl nicht drin.

Meinst du historische Arbeiten allgemein? Da soll es ja auch Leute geben, die sich mit Quellenstudium beschäftigen, sich durch alte Archive wühlen, oder Überreste vergangener Zeiten ausgraben. Aber die Historiker hast du vermutlich nicht gemeint, oder? zwinkern


Du hast natürlich recht. Ich meinte eher Wissenschaftshistoriker (bzw. eigentlich -theoretiker), also Menschen, die sich mit der Historie, Entwicklung und Rezeption einer Theorie oder wissenschaftlichen Auffassung (hier: der Synthetischen Theorie der Evolution, STE) befassen. Da muss man sich natürlich auch mit Quellenstudien befassen, durchaus. Was die Entwicklung der STE angebelangt und konkret die Habil von Junker ist El Schwalmo vermutlich der kompetentere Ansprechpartner.
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Darwin Upheaval
Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator



Anmeldungsdatum: 23.01.2004
Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden

Beitrag(#1669765) Verfasst am: 31.07.2011, 21:18    Titel: Antworten mit Zitat

Vorhin habe ich dieses nette Video entdeckt:

http://www.youtube.com/watch?v=9Ytzk5jbN4s&feature=related

Für alle, die den Menschen, dessen Aussagen hier zerrissen werden, nicht kennen: Dr. Plichta ist Chemiker. Ihm ist es erstmals gelungen, höhere Silane zu synthetisieren und zu zeigen, dass das Gemisch ("Silanöl") stabil ist und ungefährlich gelagert werden kann. Seine Eigenschaften sind die dem Dieselöl ähnlich - deshalb versucht Plichta seit Jahrzehnten mit dem Silanöl den Automobilantrieb zu revolutionieren. (Damit konnte er sich in der Fachwelt nicht durchsetzen - vermutlich, da bei der Verbrennung Siliciumnitridstaub entsteht, der fast so gefährlich ist wie Asbeststaub.)

So "genial" er auch als Chemiker in einem bestimmten Bereich sein mag, so verquer sind seine philosophischen und religiösen Ansichten, mit denen er sich, wie man in diesem Video sieht, immer wieder selbst ein Bein stellt. So vertritt er nicht nur eine absurde "Zahlenmystik", wonach er überall in der Natur "göttliche Primzahlenkreuze" zu entdecken glaubt. (Das Argument geht ungefähr so: "In der Natur gibt es 81 stabile chemische Elemente, und 81 = 3*3^3, und drei ist die Zahl Gottes, ergo ist die Natur nach einem "göttlichen Plan" angelegt worden".) Vielmehr argumentiert er auch in diversen Propaganda-Filmchen aus der Feder der Filmemachers Fritz Poppenberg gegen Evolution. Die hier vorliegenden Passagen tauchen m.W. auch in dem antievolutionistischen Filmchen "Gott würfelt nicht" auf, den ich hier rezensiert habe.

Plichtas und die in diesem Film goutierte These lautet in einem Satz zusammengefasst: "In der Natur gibt es keinen Zufall, das haben alle Naturwissenschaften hinreichend belegt - nur die bösen Evolutionisten wollen das nicht einsehen, weil sie eine 'Zufallstheorie' propagieren und den unübersehbaren 'Plan' in der Schöpfung leugnen." Mehr ist dazu nicht zu sagen - genießt und schweigt (oder auch nicht) zwinkern
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alae
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Anmeldungsdatum: 23.03.2006
Beiträge: 7039

Beitrag(#1670134) Verfasst am: 01.08.2011, 19:39    Titel: Antworten mit Zitat

Pharyngula hat ein neues Zuhause:

http://freethoughtblogs.com/pharyngula/
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kereng
Privateer



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Beiträge: 3053
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Beitrag(#1670228) Verfasst am: 01.08.2011, 22:30    Titel: Antworten mit Zitat

alae hat folgendes geschrieben:
Pharyngula hat ein neues Zuhause:

http://freethoughtblogs.com/pharyngula/

Das gilt aber nur für den religionskritischen Teil.
Aktuelle Hinweise zu den Themen Evolution - Kreationismus - ID gibt es weiterhin auf http://scienceblogs.com/pharyngula .
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Darwin Upheaval
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Anmeldungsdatum: 23.01.2004
Beiträge: 5491
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Beitrag(#1680559) Verfasst am: 28.08.2011, 22:31    Titel: Antworten mit Zitat

Wieder ein ausgezeichnetes Video von Kereng - kreationistische Irrtümer allgemeinverständlich erklärt:

http://www.youtube.com/watch?v=9POAAxpx6Xc

"Evolution - weitere Irrtümer"

Irrtum 10: "Ein Wirbelsturm auf dem Schrottplatz setzt keine Jumbojet zusammen"
Irrtum 11A: "Information kann nicht durch Zufall entstehen"
Irrtum 11B: "Mutationen sind immer schädlich"
Irrtum 11C: "Die natürliche Selektion erzeugt keine Information"
Irrtum 12: "Makroevolution ist ganz was anderes als Mikroevolution"
Irrtum 13: "Die Evolution verläuft allmählich und gleichförmig"
Irrtum 14: "Der erste Mensch hatte keinen passenden Partner"
Irrtum 15: "Der Fossilbefund ist vollständig"

Lediglich unter Punkt 11A hätte ich anstelle von Lenskis Nachweis der Evolution der Citratverwertung bei E. coli ein eindrucksvolleres Beispiel gewählt, etwa dieses hier. Gegen Lenskis Beispiel mag der Kreazzi einwenden, dass die Fähigkeit zur Verstoffwechslung von Citronensäure bereits im Genom von E. coli "programmiert" war - entstanden sei im Grunde nur ein "Loch" in der Zellmembran, durch das Citrat ins Zellinnere geschleußt werden kann. Ein solcher Schritt lässt sich am ehesten noch als "Mikroevolution" titulieren, bezüglich der Entstehung neuer Enzyme zur Senfölglykosid-Synthese hat man es da schon schwerer.
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Darwin Upheaval
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Anmeldungsdatum: 23.01.2004
Beiträge: 5491
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Beitrag(#1683728) Verfasst am: 05.09.2011, 15:51    Titel: Antworten mit Zitat

"Genial daneben: Das irreparable Design des Linsenauges"

Zitat:
Zusammenfassung: Seit Bestehen der Evolutionstheorie wird über den Ursprung des menschlichen Auges gestritten wie über die Entstehung keines anderen Organs. Nach Ansicht der Kreationisten sei das Auge optimal und zweckmäßig für seine Funktion gebaut und deute somit auf ein intelligentes Design hin. Dagegen ist nach Auffassung der Evolutionsbiologen das Auge aufgrund seiner konstruktiven Mängel genau so gebaut, wie man es von einem nicht zielgerichteten Optimierungsprozess erwartet: Die Existenz der "verkehrt" im Augenbecher liegenden (inversen) Netzhaut ist die Konsequenz von Entwicklungszwängen, die sich historisch bis zu den Vorfahren der Wirbeltiere zurückverfolgen lassen. Nur die Evolutionstheorie kann diesen Befund differenziert (ohne unprüfbare Ad-hoc-Annahmen) erklären. Nachdem vor einigen Jahren entdeckt wurde, dass die sog. "MÜLLER-Zellen" der Netzhaut den Sehvorgang optimieren, da sie wie Lichtleiter wirken, kam noch einmal Bewegung in die Diskussion. Die Kreationisten sehen ihre Position bestätigt, dass das Auge keine Mängel aufweise. Dabei wird übersehen, dass die zweckwidrigen Merkmale nach wie vor existieren. Die MÜLLER-Zellen sind nur eine Behelfslösung, um die Unzulänglichkeiten der ursprünglichen Strukturen so gut wie möglich abzumildern. Die Addition neuer Merkmale zum Beheben konstruktiver Mängel ist ein Kennzeichen evolutionärer Optimierung. Intelligent Design kann insbesondere diese Strukturen des Auges nicht erklären.


http://ag-evolutionsbiologie.de/app/download/5778989752/Design-Linsenauge-Netzhaut.pdf
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Darwin Upheaval
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Beiträge: 5491
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Beitrag(#1684505) Verfasst am: 07.09.2011, 20:16    Titel: Archaeopteryx in der Mauser Antworten mit Zitat

Der "Urvogel" Archaeopteryx in der Mauser: Müssen die Lehrbücher neu geschrieben werden?

Vor einigen Wochen wurde in der Wissenschaftszeitschrift Nature ein neues Dinosaurier-Fossil vorgestellt, das in der kreidezeitlichen Formation in der Provinz Liaoning in China entdeckt wurde (Xu et al. 2011; Witmer 2011). Das Tier mit dem Namen Xiaotingia zhengi war etwa hühnergroß, gefiedert und lebte vor rund 155 Mio. Jahren. Der Saurier aus der Gruppe der Theropoden (genauer gesagt, der Coelurosaurier) teilt viele Merkmale mit dem bekannten Urvogel Archaeopteryx, verfügt aber auch über Merkmale anderer gefiederter Theropoden.



Nüchtern betrachtet wurde dem evolutionären Übergangsfeld zwischen urtümlichen Coelurosauriern und modernen Vögeln (die streng genommen ebenfalls zu den Coelurosauriern gehören) nur eine weitere Zwischenform hinzugefügt. Aber einige Paläontologen versetzte dieser Fund derart in Aufregung, dass sie vom "Sturz einer Ikone" sprechen. Der Grund: Die Merkmalsanalyse ergab, dass Archaeopteryx zusammen mit der neuen Gattung Xiaotingia, die in manchen Merkmalen Deinonychosauriern gleicht, näher mit den Deinonychosauriern als mit späteren Vögeln verwandt gewesen sein könnte. Wie es derzeit aussieht war Archaeopteryx also ein befiederter, theropoder Raubsaurier und kein "Urvogel".



Ändert sich damit alles? Ist Archaeopteryx raus aus der Vorfahrenlinie der Vögel? Ist er gar als evolutionäre Übergangsform erledigt, wie einige Kreazzis frohlocken? Dazu gibt es einen schönen Beitrag in der FAZ:

http://www.faz.net/artikel/C30708/fossilienstreit-der-urvogel-ist-in-der-mauser-30478377.html

Auch P.Z. Myers hat sich des Themas angenommen:

http://scienceblogs.com/pharyngula/2011/07/xiaotingia_zhengi.php
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Sir Chaos
Heilvolles Durcheinander



Anmeldungsdatum: 20.11.2007
Beiträge: 974
Wohnort: bei Frankfurt/Main

Beitrag(#1684540) Verfasst am: 07.09.2011, 21:42    Titel: Antworten mit Zitat

Ich verneige mich an dieser Stelle wieder einmal vor der fortgesetzten Bereitschaft der Wissenschaft, liebgewonnene Theorien zu revidieren, wenn die Beweislage es fordert.
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dreisam
registrierter User



Anmeldungsdatum: 07.04.2006
Beiträge: 20

Beitrag(#1684806) Verfasst am: 08.09.2011, 17:48    Titel: Vogelevolution Antworten mit Zitat

Das wirklich Spannende an der Neuinterpretation des Archaeopteryx ist für diesen Thread aber: Jetzt ist auf einmal Archaeopteryx auch bei den Kreazies ein gefiederter Dinosaurier. Bisher galt er ja häufig als total zweifelsfreier Vogel. Viel spannender als der fossile Xiaotingia ist meiner Meinung nach allerdings eine andere Meldung:

Mystery of Disappearing Bird Digit Solved?
http://www.sciencedaily.com/releases/2011/09/110904140359.htm

Diese Meldung (aus der molekularen Entwicklungsbiologie) ist im Zusammenhang mit Vogelevolution-Diskussionen ein echter Hammer. Um das zu erklären, werde ich ein bisschen weiter ausholen.

Die Vögel sind die letzten Überlebenden einer Dinosauriergruppe namens Theropoden (Raubfußdinosaurier). Zu den Theropoden zählten auch die ganz großen Fleischfresser wie etwa Giganotosaurus, Tyrannosaurus und Allosaurus. Die agilen Dinosaurier liefen auf den Hinterbeinen und hatten die Hände frei zum Greifen. Dabei verringerte sich im Laufe ihrer Evolution die Zahl ihrer Finger. Von fünf auf vier auf drei (oder weniger).

Unter Paläonotologen galt bisher als sicher, dass bei den Theropoden die Finger IV (Ringfinger) und V (Kleinfinger) rückgebildet wurden. Das hat man aus detaillierten Fossilvergleichen abgeleitet.

Die Hand der Vögel besteht nun aus den verwachsenen Resten von drei Fingern. Wenn die Vögel von theropoden Nichtvogel-Dinosauriern abstammen sollten, müssten die drei Finger die verwachsenen Reste von Daumen (I), Zeigefinger (II) und Mittelfinger (III) darstellen.

Allerdings hat sich diese einfache Annahme als falsch erwiesen. Stattdessen schien es den Entwicklungsbiologen so, als ob die Hand der Vögel aus den Fingern II, III und IV hervorgehen würde.

Dies ist der berühmte Finger-Streit zwischen Paläontologen und Ornithologen. Und genau für diesen Streit scheint nun ein Abschluss gefunden worden zu sein: Nach der oben verlinkten Meldung werden in der Vogelhand tatsächlich die Finger I und V reduziert. ABER der Zeigerfinger (II) durchläuft nicht das normale entwicklungsbiologische Programm eines Zeigefingers - sondern eines Daumens!

Mit anderen Worten: Der innerste Finger der Vogelhand entspringt der Zeigerfinger-Fingerknospe. Allerdings wächst daraus ein Daumen.

Es sieht also so aus, als ob während der Evolution der Theropoden-Hand tatsächlich ein sogenannter Frame-shift stattgefunden hat - eine Verschiebung des Daumen-Entwicklungsmusters auf die Zeigerfinger-Fingerknospe. Eine solche Frame-shift-Hypothese wurde das erste Mal im Jahr 1998 formuliert:
http://www.pnas.org/content/96/9/5111.full

Fortan müsste in der Paläontologie gelten: Obwohl der innerste Finger der dreifingrigen Theropoden aussah wie ein Daumen, war es in Wahrheit ein zum Daumen umgewandelter Zeigefinger.
Fortan müsste in der Entwicklungsbiologie/Ornithologie gelten: Obwohl der innerste Vogelfinger aus der Zeigefinger-Fingerknospe wächst, folgt er dem Entwicklungsmuster eines Daumens.

Die Frame-shift-Hypothese konnte belegt werden.
Der Finger-Streit scheint beigelegt.
Und Vögel sind immer noch und jetzt erst recht Dinosaurier. Ein großartiger Tag Sehr glücklich
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Tom der Dino
registrierter User



Anmeldungsdatum: 20.07.2011
Beiträge: 3949

Beitrag(#1684809) Verfasst am: 08.09.2011, 17:53    Titel: Re: Vogelevolution Antworten mit Zitat

dreisam hat folgendes geschrieben:
Das wirklich Spannende an der Neuinterpretation des Archaeopteryx ist für diesen Thread aber: Jetzt ist auf einmal Archaeopteryx auch bei den Kreazies ein gefiederter Dinosaurier. Bisher galt er ja häufig als total zweifelsfreier Vogel. Viel spannender als der fossile Xiaotingia ist meiner Meinung nach allerdings eine andere Meldung:

Mystery of Disappearing Bird Digit Solved?
http://www.sciencedaily.com/releases/2011/09/110904140359.htm

Diese Meldung (aus der molekularen Entwicklungsbiologie) ist im Zusammenhang mit Vogelevolution-Diskussionen ein echter Hammer. Um das zu erklären, werde ich ein bisschen weiter ausholen.

Die Vögel sind die letzten Überlebenden einer Dinosauriergruppe namens Theropoden (Raubfußdinosaurier). Zu den Theropoden zählten auch die ganz großen Fleischfresser wie etwa Giganotosaurus, Tyrannosaurus und Allosaurus. Die agilen Dinosaurier liefen auf den Hinterbeinen und hatten die Hände frei zum Greifen. Dabei verringerte sich im Laufe ihrer Evolution die Zahl ihrer Finger. Von fünf auf vier auf drei (oder weniger).

Unter Paläonotologen galt bisher als sicher, dass bei den Theropoden die Finger IV (Ringfinger) und V (Kleinfinger) rückgebildet wurden. Das hat man aus detaillierten Fossilvergleichen abgeleitet.

Die Hand der Vögel besteht nun aus den verwachsenen Resten von drei Fingern. Wenn die Vögel von theropoden Nichtvogel-Dinosauriern abstammen sollten, müssten die drei Finger die verwachsenen Reste von Daumen (I), Zeigefinger (II) und Mittelfinger (III) darstellen.

Allerdings hat sich diese einfache Annahme als falsch erwiesen. Stattdessen schien es den Entwicklungsbiologen so, als ob die Hand der Vögel aus den Fingern II, III und IV hervorgehen würde.

Dies ist der berühmte Finger-Streit zwischen Paläontologen und Ornithologen. Und genau für diesen Streit scheint nun ein Abschluss gefunden worden zu sein: Nach der oben verlinkten Meldung werden in der Vogelhand tatsächlich die Finger I und V reduziert. ABER der Zeigerfinger (II) durchläuft nicht das normale entwicklungsbiologische Programm eines Zeigefingers - sondern eines Daumens!

Mit anderen Worten: Der innerste Finger der Vogelhand entspringt der Zeigerfinger-Fingerknospe. Allerdings wächst daraus ein Daumen.

Es sieht also so aus, als ob während der Evolution der Theropoden-Hand tatsächlich ein sogenannter Frame-shift stattgefunden hat - eine Verschiebung des Daumen-Entwicklungsmusters auf die Zeigerfinger-Fingerknospe. Eine solche Frame-shift-Hypothese wurde das erste Mal im Jahr 1998 formuliert:
http://www.pnas.org/content/96/9/5111.full

Fortan müsste in der Paläontologie gelten: Obwohl der innerste Finger der dreifingrigen Theropoden aussah wie ein Daumen, war es in Wahrheit ein zum Daumen umgewandelter Zeigefinger.
Fortan müsste in der Entwicklungsbiologie/Ornithologie gelten: Obwohl der innerste Vogelfinger aus der Zeigefinger-Fingerknospe wächst, folgt er dem Entwicklungsmuster eines Daumens.

Die Frame-shift-Hypothese konnte belegt werden.
Der Finger-Streit scheint beigelegt.
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Das rockt! Let's Rock
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Am Anfang war ......das Experiment.
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kereng
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Anmeldungsdatum: 12.12.2006
Beiträge: 3053
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1685225) Verfasst am: 09.09.2011, 18:38    Titel: Re: Vogelevolution Antworten mit Zitat

dreisam hat folgendes geschrieben:
Mystery of Disappearing Bird Digit Solved?
http://www.sciencedaily.com/releases/2011/09/110904140359.htm

Limusaurus hatte vor zwei Jahren schon einen entsprechenden Fingerzeig gegeben.

Warum ist die Fingeranzahl 5 eigentlich so stark konserviert (zumindest in Embryos)?
Einige Arten benötigen weniger als 5 Finger bzw. Zehen (Pferde, Vögel) und andere mehr (Meeresschildkröten, Pandas). 6 Zehen kommen bei Katzen ab und zu vor, und die Lundehunde sind eine Rasse mit sechs Zehen. Da wäre es doch naheliegend, dass mal eine Art eine andere Fingerzahl genetisch fixiert.
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Darwin Upheaval
Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator



Anmeldungsdatum: 23.01.2004
Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden

Beitrag(#1686291) Verfasst am: 12.09.2011, 19:52    Titel: Re: Vogelevolution Antworten mit Zitat

kereng hat folgendes geschrieben:
Warum ist die Fingeranzahl 5 eigentlich so stark konserviert (zumindest in Embryos)?
Einige Arten benötigen weniger als 5 Finger bzw. Zehen (Pferde, Vögel) und andere mehr (Meeresschildkröten, Pandas). 6 Zehen kommen bei Katzen ab und zu vor, und die Lundehunde sind eine Rasse mit sechs Zehen. Da wäre es doch naheliegend, dass mal eine Art eine andere Fingerzahl genetisch fixiert.


Welche Abhängigkeiten es konkret sind, die zur Konstanz der Fingeranzahl führen, kann ich nicht sagen. Allerdings ist die starke Konservierung phylogenetisch alter Merkmale ein typisches Kennzeichen der "Mosaikevolution". Einige Evolutionsbiologen versuchen dies mit dem Modell der "schrittweisen Merkmalsfixierung" zu erklären, z.B.:

Haszprunar, G. (1994) Ursprung und Stabilität tierischer Baupläne. In: Wieser, W. (Hg.) Die Evolution der Evolutionstheorie. Von Darwin zur DNA. Heidelberg, 129–154.

Danach tragen stammesgeschichtlich junge Merkmale noch eine geringe funktionelle Bürde, das heißt es gibt noch wenig Strukturen, die in einem Verhältnis funktioneller Abhängigkeit mit ihnen stehen. Die aus der Merkmalsbebürdung resultierenden "Folgelasten" mutativer Änderungen sind noch gering, entsprechend hoch ist das Variationspotential. Die Evolution befindet sich, salopp gesprochen, noch in einem experimentierfreudigen Stadium; es gibt noch keine festen "Entwicklungsbahnen" und demgemäß viele Freiheitsgrade der Variation. Im Lauf der Zeit bauen immer neue Merkmale und ontogenetische "Entwicklungsrouten" auf den älteren auf, entsprechend steigt deren Bürde. Der ältere, immer stärker fixierte, hochbebürdete Merkmalskomplex muss stets funktionsfähig bleiben, so dass die Zahl adaptiver Mutationen sinkt. Zumindest müssen die Merkmalsanlagen rekapituliert werden, weil sie inzwischen für die form- und lagegerechte Ausprägung anderer Merkmale (z.B. als Induktor, Platzhalter usw.) benötigt werden.

Ein typisches Beispiel ist die Zahl der Halswirbel, die (bis auf 2 Ausnahmen) bei den Säugetieren immer 7 beträgt, bei den Reptilien hingegen ist sie variabel. Bei den ersten Landwirbeltieren war die Zahl der Finger auch noch variabel - bei Tulerpeton waren es sechs, bei Ichthyostega sieben und bei Acanthostega sogar acht.
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Ölbendölp
junger, adretter Kreazzicrank



Anmeldungsdatum: 27.01.2005
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Wohnort: Sachsen

Beitrag(#1687798) Verfasst am: 15.09.2011, 17:47    Titel: Antworten mit Zitat

Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
"Wort und Wissen" verkündet die drohende Revolution der Paläoanthropologie:

Brandt, M. (2011): Vergessene Archäologie. Hänssler-Verlag



Zitat:
Kaum jemand weiß, dass gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts Steinwerkzeuge aus den verschiedensten tertiären Epochen Europas von führenden Wissenschaftlern anerkannt waren. Michael Brandt präsentiert diese mit Geschick und für verschiedene Zwecke bearbeiteten Steinwerkzeuge in einem umfassenden und gründlich recherchierten, weltweit einmaligen Werk. Zahlreiche brillante Fotos der Originalfunde aus Museen Europas haben große Überzeugungskraft.

Die Hersteller der z.T. gut gearbeiteten Bohrer, Messer, Schaber, Kratzer usw. lebten lange vor den Mensch-Tier-Übergangsformen der herkömmlichen Entstehungstheorien.

Der Autor plädiert für die volle Wiederanerkennung der tertiären Steinwerkzeuge und damit für Neuüberlegungen zur Entstehungsgeschichte der Menschheit.


Leider fand ich zu diesem offenkundiger Schwachsinn bislang keinerlei Texte, Entgegnungen, Belege, wissenschaftliche Abhandlungen o.ä. im worldwide web. Weiß jemand mehr über diese angeblich tertiären Steinwerkzeuge? Sind diese Strukturen von gleicher "Qualität" wie der "Mann im Mond" oder hat das Ganze was von "Paluxy River"?

Der offensichtliche Schwachsinn war heute in Buchform in meinem Briefkasten, kann also ab sofort selbst begutachtet werden (nicht bei mir, kauft euch selbst ein Exemplar).
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Was ich nicht fangen kann, ist kein Fisch.

PIRATEN an die Macht!

Evolution und Schöpfung
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#1692824) Verfasst am: 30.09.2011, 14:13    Titel: Antworten mit Zitat

Christoph Heilig ist wieder aktiv ...
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Ein seliges und unvergängliches Wesen (die Gottheit) trägt weder selbst Mühsal, noch belädt es ein anderes Wesen damit. Darum kennt es weder Zorn noch Wohlwollen. Dergleichen gibt es nur bei einem schwachen Wesen. (Epikur)

Der Christengott ist immens schwach!
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krypter
unglaublich



Anmeldungsdatum: 29.03.2008
Beiträge: 383

Beitrag(#1696879) Verfasst am: 15.10.2011, 15:53    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Dem Bildungsrechtler Thomas Langer von der Universität Bochum zufolge ist das klare Bekenntnis für [private] Grundschulen sogar Genehmigungsvoraussetzung. Salopp gesagt: Ohne Schöpfung keine Schule.

http://www.zeit.de/2011/42/C-Schule-Kreationisten
(Seite 3)

Gruß

krypter
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Darwin Upheaval
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Anmeldungsdatum: 23.01.2004
Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden

Beitrag(#1705527) Verfasst am: 17.11.2011, 23:20    Titel: Antworten mit Zitat

Soulsaver - Turn or burn!

Jugendliche im Visier evangelikal-fundamentalistischer Gruppierungen

Zitat:
Ein Kleinwagen parkt vor einem Gebäude. In blauen Lettern vor lodernden Flammen prangt im Graffiti-Style der Slogan "turn or burn" (z. dt.: "Kehre um oder brenne") auf dem Wagen (1). Er gehört einer evangelikalen unabhängigen Glaubensgemeinschaft aus Süddeutschland, die sich "Soulsaver" (z. dt.: "Seelenretter") nennt. Das Bild ist auf ihrer Homepage (www.soulsaver.de), die auf mehreren verschiedenen Sprachen existiert und über zahlreiche Domains erreicht werden kann, wie auch auf ihrer Facebook-Seite (www.facebook.com/soulsaver.de) zu sehen. Hier gibt es neben Audiodateien und Filmen nahezu täglich neue Artikel und Blogeinträge zu aktuellen Themen, die sie in Bezug zu ihrer Religion setzen. Die "Soulsaver" sind eine durch Spenden finanzierte Organisation, deren Lehre auf der wörtlichen Auslegung der Bibel basiert [...]


http://ag-evolutionsbiologie.de/app/download/5782605824/mindsaver.html
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smallie
resistent!?



Anmeldungsdatum: 02.04.2010
Beiträge: 3726

Beitrag(#1705531) Verfasst am: 17.11.2011, 23:42    Titel: Antworten mit Zitat

Vielleicht könnte man hier auch die Gesellschaft zur Rettung der deutschen Sprache als Mitstreiter gewinnen. zwinkern
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Platynereis
als Doppelnick gesperrt



Anmeldungsdatum: 12.11.2011
Beiträge: 47

Beitrag(#1705569) Verfasst am: 18.11.2011, 02:32    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Wie sich das Großhirn der Wirbeltiere im Verlauf der Evolution aus den wirbellosen Vorfahren entwickelt hat, war bislang weitgehend unklar. So ließ sich selbst bei den nächsten wirbellosen Verwandten der Wirbeltiere, den Lanzettfischchen, keine dem Großhirn ähnliche Gehirnstruktur nachweisen. Nun jedoch hat das Forscherteam um Detlev Arendt im Meeresringelwurm Platynereis dumerilii erstmals Gehirnstrukturen entdeckt, die Ähnlichkeit mit dem Großhirn von Wirbeltieren zeigen. Platynereis dumerilii ist ein entfernter Verwandter des Regenwurms und lebt in küstennahen Gewässern der Tropen und der gemäßigten Breiten. Er ist im Stammbaum der Tiere sehr viel weiter entfernt von den Wirbeltieren als die Lanzettfischchen: Die Entwicklungswege von Ringelwurm und Mensch trennten sich bereits vor etwa 600 Millionen Jahren, betonen die Wissenschaftler.

http://wissenschaft.de/wissenschaft/news/311867.html
Ich verneige mich an dieser Stelle wieder einmal vor der fortgesetzten Bereitschaft der Wissenschaft, liebgewonnene Theorien zu revidieren, wenn die Beweislage es fordert.
Zitat:
Jetzt ist auf einmal Archaeopteryx auch bei den Kreazies ein gefiederter Dinosaurier.
ne-e, bei Kreazies werde ich mich nicht verneigen an dieser Stelle, obwohl sie anscheinend auch fortgesetzte Bereitschaft besitzen, liebgewonnene Theorien zu revidieren, wenn die Beweislage es fordert. das ist sowieso wirklich doof von ihnen.
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Platynereis
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Beitrag(#1705599) Verfasst am: 18.11.2011, 10:40    Titel: Antworten mit Zitat

1982 berichtete K.N. Prasad vom Geological Survey of India im renommierten Journal of Human Evolution über einen Werkzeugfund aus dem Obermiozän von Haritalyangar(9-10 mio Isotopenjahren) im indischen Bundesstaat Himachal Pradesh. Bei dem Fund handelt sich um einen Protofaustkeil.

Wie war es möglich, dass ein obermiozänes Werkzeug aus Asien in jungerer Zeit in einer Fachzeitschrift, die konventionellen Genesenmodellen verpflichtet ist, publiziert werden konnte? Die Antwort liefert die Intewrpretationsgeschichte von Ramapithecus.

1934 wies Lewis auf ein Primaten-Kieferbruchstück hin, das er zwei Jahre zuvor aus dem Miozän Indiens geborgen hatte und Ramapithecus brevirostris nannte. Er stellte die Behauptung auf, es weise eine subhumane Zahnbogenform auf und stünde damit dem Menschen wesentlich näher als alle früher gefunden Fossilien und lebenden Menschenaffen. 1961 baute Simons diese Argumentation aus und führte Ramapithecus als direkten Vorfahren des Menschen(Hominide) ein. Er leitete dies aus einer Rekonsrtuktion des Oberkiefers ab, welche einen eindeutig parabolischen Kieferbogen ergab, und verwies später noch au andere in Richtung Homo interpretierbare Merkmale.

1966 beschrieb sein Schüler Pilbeam Ramapithecus-Fragmente als völlig hominid. Allerdings war außer Kiefer und Zähnen von Ramapithecus nichts weiter bekannt. Hihihi Aus der Reduktion der Eckzähne(!!!) schloss Pilbeam auf Waffengebrauch zur Gruppenverteidigung und auf intensiven Werkzeugeinsatz.

Im Laufe der Zeit wurde an der Interpretation verschiedener Merkmalskomplexe des Ramapithecus Kritik geübt: zunächst aber fand sie kaum Beachtung.

Prasad konnte also noch 1982 im damals anerkannten paläanthropologischen Deutungsrahmen seinen Fund als Werkzeug des Ramapithecus publizieren, ohne großen Anstoß zu erregen.

Doch schon kurze Zeit später war dies vorbei. Ramapithecus taxonomische Position wurde verändert und seine hominide Stellung aufgelöst. Es interessant festzustellen, dass der Siwalik-Schichtenfolge mit der Degradierung des Ramapithecus angeblich „jedes Beweismaterial für die Vorfahren des Frühmenschen“ fehlte. Was war mit Protofaustkeilfund von Prasad?
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fwo
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Beitrag(#1705605) Verfasst am: 18.11.2011, 10:57    Titel: Antworten mit Zitat

Platynereis hat folgendes geschrieben:
.... Was war mit Protofaustkeilfund von Prasad?

Da Du es anscheinend noch nicht mitbekommen hast: Es gab Gründe dafür, dass der "Eolithenstreit" so ausging wie er ausging. Und deshalb nennt man derartige Teile heute auch Geofakt.

Es muss schon hart sein, wenn die Geologie und die Biologie sich zu einem einzigen "Und die Bibel hat nicht Recht" vereinigen. Lachen

fwo
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Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Platynereis
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Beitrag(#1705622) Verfasst am: 18.11.2011, 11:38    Titel: Antworten mit Zitat

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wer es lesen will: hier -fwo-

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Lamarck
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Beitrag(#1705702) Verfasst am: 18.11.2011, 17:03    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Platynereis!


Platynereis hat folgendes geschrieben:

Zitat:

Wie sich das Großhirn der Wirbeltiere im Verlauf der Evolution aus den wirbellosen Vorfahren entwickelt hat, war bislang weitgehend unklar. So ließ sich selbst bei den nächsten wirbellosen Verwandten der Wirbeltiere, den Lanzettfischchen, keine dem Großhirn ähnliche Gehirnstruktur nachweisen. Nun jedoch hat das Forscherteam um Detlev Arendt im Meeresringelwurm Platynereis dumerilii erstmals Gehirnstrukturen entdeckt, die Ähnlichkeit mit dem Großhirn von Wirbeltieren zeigen. Platynereis dumerilii ist ein entfernter Verwandter des Regenwurms und lebt in küstennahen Gewässern der Tropen und der gemäßigten Breiten. Er ist im Stammbaum der Tiere sehr viel weiter entfernt von den Wirbeltieren als die Lanzettfischchen: Die Entwicklungswege von Ringelwurm und Mensch trennten sich bereits vor etwa 600 Millionen Jahren, betonen die Wissenschaftler.

http://wissenschaft.de/wissenschaft/news/311867.html
Ich verneige mich an dieser Stelle wieder einmal vor der fortgesetzten Bereitschaft der Wissenschaft, liebgewonnene Theorien zu revidieren, wenn die Beweislage es fordert.


Hier war nichts zu revidieren - es gelang aber, die Evolution des Großhirns bis zur Entwicklungsstufe der Borstenwürmer zurückzuverfolgen. Und zwar um 600 Ma! Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Platynereis dumerilii auch schon über Zapfen und Stäbchen ähnlich denen des menschlichen Auges verfügt - nicht zu Unrecht ist dieser Borstenwurm ein Modellorganismus der Evolutionsforschung.

Natürlich sind die neuronalen Fähigkeiten von Platynereis ausgesprochen primitiv - vielleicht sind sie gar Kreationisten?









Platynereis hat folgendes geschrieben:

Zitat:

Jetzt ist auf einmal Archaeopteryx auch bei den Kreazies ein gefiederter Dinosaurier.

ne-e, bei Kreazies werde ich mich nicht verneigen an dieser Stelle, obwohl sie anscheinend auch fortgesetzte Bereitschaft besitzen, liebgewonnene Theorien zu revidieren, wenn die Beweislage es fordert. das ist sowieso wirklich doof von ihnen.


Die große Mehrheit der Kreationisten geht nach wie vor nicht davon aus - die haben es wohl nicht so mit dem Wissen ... .




Cheers,

Lamarck
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Lamarck
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Beitrag(#1705703) Verfasst am: 18.11.2011, 17:22    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Platynereis!


Platynereis hat folgendes geschrieben:

1982 berichtete K.N. Prasad vom Geological Survey of India im renommierten Journal of Human Evolution über einen Werkzeugfund aus dem Obermiozän von Haritalyangar(9-10 mio Isotopenjahren) im indischen Bundesstaat Himachal Pradesh. Bei dem Fund handelt sich um einen Protofaustkeil.

Wie war es möglich, dass ein obermiozänes Werkzeug aus Asien in jungerer Zeit in einer Fachzeitschrift, die konventionellen Genesenmodellen verpflichtet ist, publiziert werden konnte? Die Antwort liefert die Intewrpretationsgeschichte von Ramapithecus.

1934 wies Lewis auf ein Primaten-Kieferbruchstück hin, das er zwei Jahre zuvor aus dem Miozän Indiens geborgen hatte und Ramapithecus brevirostris nannte. Er stellte die Behauptung auf, es weise eine subhumane Zahnbogenform auf und stünde damit dem Menschen wesentlich näher als alle früher gefunden Fossilien und lebenden Menschenaffen. 1961 baute Simons diese Argumentation aus und führte Ramapithecus als direkten Vorfahren des Menschen(Hominide) ein. Er leitete dies aus einer Rekonsrtuktion des Oberkiefers ab, welche einen eindeutig parabolischen Kieferbogen ergab, und verwies später noch au andere in Richtung Homo interpretierbare Merkmale.

1966 beschrieb sein Schüler Pilbeam Ramapithecus-Fragmente als völlig hominid. Allerdings war außer Kiefer und Zähnen von Ramapithecus nichts weiter bekannt. Hihihi Aus der Reduktion der Eckzähne(!!!) schloss Pilbeam auf Waffengebrauch zur Gruppenverteidigung und auf intensiven Werkzeugeinsatz.

Im Laufe der Zeit wurde an der Interpretation verschiedener Merkmalskomplexe des Ramapithecus Kritik geübt: zunächst aber fand sie kaum Beachtung.

Prasad konnte also noch 1982 im damals anerkannten paläanthropologischen Deutungsrahmen seinen Fund als Werkzeug des Ramapithecus publizieren, ohne großen Anstoß zu erregen.

Doch schon kurze Zeit später war dies vorbei. Ramapithecus taxonomische Position wurde verändert und seine hominide Stellung aufgelöst. Es interessant festzustellen, dass der Siwalik-Schichtenfolge mit der Degradierung des Ramapithecus angeblich „jedes Beweismaterial für die Vorfahren des Frühmenschen“ fehlte. Was war mit Protofaustkeilfund von Prasad?


Bitte die Quellenangabe nachholen - Michael Brandt wird dies so gewiss nicht zusagen ... . Gleichwohl: Der Text ist sowieso außerhalb Deiner geistigen Reichweite; dergleichen Texte sind keine Zaubersprüche, die sich ohne Verstand ins Forum kippen lassen - nimm also besser gleich einen Bibelvers, da hast Du mehr davon ... .




Platynereis hat folgendes geschrieben:

@fwo
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Beiträge um diese Zeit? - Da schwänzt wohl einer die Schule ... . Was soll da nur aus Dir werden? Oder willst Du für immer Kreationist bleiben?




Cheers,

Lamarck
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Darwin Upheaval
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Beitrag(#1705710) Verfasst am: 18.11.2011, 17:48    Titel: Antworten mit Zitat

Lamarck hat folgendes geschrieben:
[...]


Er lebt! Smilie


Lamarck hat folgendes geschrieben:
Bitte die Quellenangabe nachholen - Michael Brandt wird dies so gewiss nicht zusagen ... . Gleichwohl: Der Text ist sowieso außerhalb Deiner geistigen Reichweite; dergleichen Texte sind keine Zaubersprüche, die sich ohne Verstand ins Forum kippen lassen


Dergleichen wird nicht mehr geschehen, ES war nur ein flüchtiger Allb-Traum Mr. Green
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Beitrag(#1705711) Verfasst am: 18.11.2011, 17:51    Titel: Antworten mit Zitat

Lamarck hat folgendes geschrieben:
Platynereis hat folgendes geschrieben:

Zitat:

Wie sich das Großhirn der Wirbeltiere im Verlauf der Evolution aus den wirbellosen Vorfahren entwickelt hat, war bislang weitgehend unklar. So ließ sich selbst bei den nächsten wirbellosen Verwandten der Wirbeltiere, den Lanzettfischchen, keine dem Großhirn ähnliche Gehirnstruktur nachweisen. Nun jedoch hat das Forscherteam um Detlev Arendt im Meeresringelwurm Platynereis dumerilii erstmals Gehirnstrukturen entdeckt, die Ähnlichkeit mit dem Großhirn von Wirbeltieren zeigen. Platynereis dumerilii ist ein entfernter Verwandter des Regenwurms und lebt in küstennahen Gewässern der Tropen und der gemäßigten Breiten. Er ist im Stammbaum der Tiere sehr viel weiter entfernt von den Wirbeltieren als die Lanzettfischchen: Die Entwicklungswege von Ringelwurm und Mensch trennten sich bereits vor etwa 600 Millionen Jahren, betonen die Wissenschaftler.

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Und jetzt schau Dir an, was die Einfaltspinsel bei Genesisnet.info daraus machen... Mit den Augen rollen

http://www.genesisnet.info/index.php?News=176
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Darwin Upheaval
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Beitrag(#1708260) Verfasst am: 29.11.2011, 19:25    Titel: Antworten mit Zitat

Kutschera at its best...

http://hpd.de/node/12362

... und so wortgewaltig wie nie zuvor. Ist er nicht schon mal mit der Behauptung, er habe in seinem vor 10 Jahren erschienenen Buch "die Argumente der W+W-Kreationisten Punkt für Punkt aufgelistet und widerlegt", auf die Nase gefallen? Und natürlich wurde die jahrelange öffentliche Kontroverse "Evolution contra Kreation" überhaupt erst durch sein Lehrbuch eröffnet Mr. Green

Interessant auch, dass er sich hinsichtlich der Wahl des Untertitels seines neuen Buchs offenbar in den Fußstapfen Ernst Haeckels wähnt... zwinkern



BTW: Weiß jemand, wer noch alles auf diesem internationalen Workshop war?
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El Schwalmo
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Beitrag(#1708374) Verfasst am: 29.11.2011, 23:32    Titel: Antworten mit Zitat

Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
Und natürlich wurde die jahrelange öffentliche Kontroverse "Evolution contra Kreation" überhaupt erst durch sein Lehrbuch eröffnet :mrgreen:

ich vermute, dass Kutschera die treibende Kraft dahinter war, dass das Thema Evolutionsgegner zumindest in Deutschland eine Öffentlichkeit bekam.
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Ein seliges und unvergängliches Wesen (die Gottheit) trägt weder selbst Mühsal, noch belädt es ein anderes Wesen damit. Darum kennt es weder Zorn noch Wohlwollen. Dergleichen gibt es nur bei einem schwachen Wesen. (Epikur)

Der Christengott ist immens schwach!
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Darwin Upheaval
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Beitrag(#1708498) Verfasst am: 30.11.2011, 18:50    Titel: Antworten mit Zitat

BTW, wer ein Aficionado historischer Erstausgaben ist, kann die "Kunstformen der Natur" - mit teils wunderschönnen Zeichnungen - hier erstehen. (Leider nicht ganz meine Preisklasse...) Traurig

http://www.zvab.com/displayBookDetails.do?itemId=183764853&b=1

Ob das Werk des geistigen Ziehsohns in 100 Jahren ähnlich viel kosten wird? Mr. Green
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