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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#174523) Verfasst am: 03.09.2004, 21:48 Titel: |
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Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | Nav hat folgendes geschrieben: |
Das Leben des Arbeiters wurde von den Kommunisten in ihre warmen, schützenden Hände genommen, dem Arbeiter wurde Geborgenheit und Liebe gegeben.
| Die reinste Polit-Poesie!  |
Meine ich auch... Hier fehlt in der Tat der sachliche Hintergrund.
Nichteinmal ich als Diktator würde eine solch kitschige Propaganda für meine Regierung inszinieren.
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44698
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(#174524) Verfasst am: 03.09.2004, 21:50 Titel: |
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Nav hat folgendes geschrieben: | Als technokratischer Sozialist BIN ich auch Kommunist.  |
Immer diese Schubladen! "Ich bin Kommunist" "Nein, ich bin Liberaler" "Und du bist ein technokratischer Sozialist" "Meine Mutter ist aber Faschistin" "Und du bist ein technokratisch sozialistischer Anarchist mit demokratisch-klerikalfaschistischen Zügen"
Die Zeit, die ihr mit Einordnen und Katalogisieren verschwendet, könntet ihr lieber mit Denken verbringen!
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 03.09.2004, 21:51, insgesamt einmal bearbeitet |
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#174526) Verfasst am: 03.09.2004, 21:51 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Immer diese Schubladen! "Ich bin Kommunist" "Nein, ich bin Liberaler" "Und du bist ein technokratischer Sozialist" "Meine Mutter ist aber Faschistin" "Und du bist ein technokratisch sozialistischer Anarchist mit demokratisch-klerikalfaschistischen Zügen"
Die Zeit, die ihr mit Einordnen und Katalogisieren verschwendet, könntet ihr lieber mit Denken verbringen! |
Man muss schon einteilen und unterscheiden können. Was ist denn dabei?
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44698
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(#174529) Verfasst am: 03.09.2004, 21:53 Titel: |
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Kossuth hat folgendes geschrieben: | Man muss schon einteilen und unterscheiden können. Was ist denn dabei? |
Muss man überhaupt nicht! Wo Mauern sind, die trennen, gibt es keinen Fortschritt! Den gibt es nur, wo Brücken sind!
Btw. wo würdest du mich denn bitte einordnen?
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#174532) Verfasst am: 03.09.2004, 22:00 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Kossuth hat folgendes geschrieben: | Man muss schon einteilen und unterscheiden können. Was ist denn dabei? |
Muss man überhaupt nicht! Wo Mauern sind, die trennen, gibt es keinen Fortschritt! Den gibt es nur, wo Brücken sind!
Btw. wo würdest du mich denn bitte einordnen? |
Du bist ungefähr der linke Flügel der Sozialdemokratie, also in etwa auf der PDS-Linie, schätze ich.
Man muss schon klar unterscheiden. Die wirtschaftliche Stagnation des feudalen Zaren wurde erst mit der russichen Revolution gebrochen, den Arbeitern ging es aber weiterhin schlecht, aber: Statt dass die Profite, wie zur Zeit des Zaren fast vollständig in den Taschen des Adels und dieser "Majstät" verschwanden, wurden sie später in der Sowjetunion zumindest investiert, wenn auch nicht optimal, aber immerhin wurde unter der KPDSU zum ersten Mal die Wirtschaft aktiv vom Staat vorangetrieben.
Man muss überall Linien ziehen. Eine Regierung, wo mehrere Parteien mit verschiedenen Ideen regieren kann nicht wirklich gut funktionieren.
Die SPD ist nicht die CDU. Die FDP ist nicht das, was die Grünen sind, mal so als Beispiele genommen...
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44698
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(#174536) Verfasst am: 03.09.2004, 22:09 Titel: |
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Kossuth hat folgendes geschrieben: | Du bist ungefähr der linke Flügel der Sozialdemokratie, also in etwa auf der PDS-Linie, schätze ich. |
PDS? Dafür bin ich viel zu individualistisch...
Ganz abgesehen davon, dass ich den Sozialismus, so wie Marx ihn beschreibt, für weder wünschenswert noch durchführbar halte.
Ausserdem glaube ich auch nicht, dass die SED-Nachfolgepartei jemanden haben wollen würde, der so sehr Kommunismusgegnern (Nietzsche, Wilson, Crowley, etc.) "anhängt" wie ich...
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Man muss schon klar unterscheiden. |
Dieser Satz enthält genau sechs Wörter.
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Man muss überall Linien ziehen. |
Klar, man muss trennen, isolieren, damit die Menschen nicht füreinander, sondern gegeneinander arbeiten. Wie sollte man sie sonst kontrollieren können?
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Eine Regierung, wo mehrere Parteien mit verschiedenen Ideen regieren kann nicht wirklich gut funktionieren. |
Dann ist das Konzept "Regierung" ein falsches, oder zumindest eines, das grundüberarbeitet werden muss.
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Die SPD ist nicht die CDU. Die FDP ist nicht das, was die Grünen sind, mal so als Beispiele genommen... |
Niemand sagt, dass die Menschen keine unterschiedlichen Ansichten haben, aber es ist Arroganz, Andere in eine Schublade stecken zu wollen, und geistige Selbstverstümmelung, zu versuchen, sich selbst krampfhaft in eine zu stecken.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Falameezar registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 1867
Wohnort: umringt von glücklichen Kühen
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(#174544) Verfasst am: 03.09.2004, 22:35 Titel: Re: War Europa jemals christlich? |
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Nav hat folgendes geschrieben: |
Was bietet das Christentum dem arbeitenden Menschen außer ein Leben in Demut und Keuschheit?
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Kirchliche Gesangbücher, Kirchenmusik die weit über die Grenzen der Kirchen hinaus bekannt geworden ist - und sogar von manchem kirchenfernen geschätzt wird - ich sage nur: Johann Sebastian Bach (Kantate und Fuge in G-Moll). ( ) |
Und was ist mit den alten Liedern der Bänkelsänger, in denen diese Adel und Klerus verhöhnten? Zum größten Teil in Vergessenheit geraten durch die, durch Fürsten u. Äbte protegierte Bombastwerke zur Ehre Gottes. Ach ja, die Gottesläster-§§ taten den Rest.
Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Die Bevölkerung Europas war sicherlich gottesgläubig im christlichen Sinne, jedoch nicht unkritisch gegenüber deren irdischen Vertreter, wozu auch die weltlichen Herrscher (von Gottes Gnaden) zählten. Letztendlich war es gerade diese Gottgläubigkeit der Bevölkerung, welche lange Zeit die Feudalgesellschaft ermöglichte u. eine grundlegende Änderung der Gesellschaft verhinderte.
_________________ Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.
Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44698
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(#174548) Verfasst am: 03.09.2004, 22:48 Titel: Re: War Europa jemals christlich? |
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Falameezar hat folgendes geschrieben: | Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Die Bevölkerung Europas war sicherlich gottesgläubig im christlichen Sinne, jedoch nicht unkritisch gegenüber deren irdischen Vertreter, wozu auch die weltlichen Herrscher (von Gottes Gnaden) zählten. |
Es gab da ja diese Bewegung der "Dulcineaner" (ich glaube, Eco erwähnte sie in "Der Name der Rose"), welche alle Reichen töten wollten, damit alle Menschen nach Christi Vorbild arm seien. Haben sich aber offensichtlich nicht durchgesetzt.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Falameezar registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 1867
Wohnort: umringt von glücklichen Kühen
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(#174552) Verfasst am: 03.09.2004, 22:58 Titel: |
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loki hat folgendes geschrieben: | Nix gegen Lenin, aber ich hatte nie das Gefühl, dass wir einen neuen bräuchten. Im Bezug auf Religion sehe ich das ja ein. Aber einen Arbeiter- und Bauernstaat halte ich für keine gute Idee. Die Führung des Staates sollten schon Leute übernehmen, die davon Ahnung haben. Der gelernte Dachdecker E. Honecker hat dabei nicht die beste Figur gemacht.  |
Warum immer der Ruf nach dem Staat? Lassen wir doch das "kleinste Übel" aller politischen Systeme so bestehen wie es ist u. konzentrieren uns darauf, diese Demokratie in die letzten Winkel der Alleinherrschaft u. der wahren Macht zu tragen: In die Unternehmen u. Konzerne. Erst wenn die Arbeitnehmer auch ihre eigenen "Ausbeuter u. Kapitalisten" sind, ist ein Optimum an gerechter Verteilung möglich.
_________________ Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.
Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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Falameezar registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 1867
Wohnort: umringt von glücklichen Kühen
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(#174553) Verfasst am: 03.09.2004, 23:00 Titel: Re: War Europa jemals christlich? |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Falameezar hat folgendes geschrieben: | Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Die Bevölkerung Europas war sicherlich gottesgläubig im christlichen Sinne, jedoch nicht unkritisch gegenüber deren irdischen Vertreter, wozu auch die weltlichen Herrscher (von Gottes Gnaden) zählten. |
Es gab da ja diese Bewegung der "Dulcineaner" (ich glaube, Eco erwähnte sie in "Der Name der Rose"), welche alle Reichen töten wollten, damit alle Menschen nach Christi Vorbild arm seien. Haben sich aber offensichtlich nicht durchgesetzt.  |
Das "Gespenst" (nicht das des Marxismus) war aber immer noch in deren Köpfen.
_________________ Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.
Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44698
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(#174554) Verfasst am: 03.09.2004, 23:00 Titel: |
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Wenn die parlamentarische scheindemokratische Lobbydiktatur das kleinste aller politischen Übel ist, dann muss die Lösung unpolitisch sein.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Falameezar registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 1867
Wohnort: umringt von glücklichen Kühen
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(#174555) Verfasst am: 03.09.2004, 23:02 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Wenn die parlamentarische scheindemokratische Lobbydiktatur das kleinste aller politischen Übel ist, dann muss die Lösung unpolitisch sein. |
Doch politisch, aber auf den Straßen.
_________________ Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.
Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44698
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(#174557) Verfasst am: 03.09.2004, 23:03 Titel: |
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Nein! Doch politisch, aber in den Hirnen!
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- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Falameezar registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 1867
Wohnort: umringt von glücklichen Kühen
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(#174562) Verfasst am: 03.09.2004, 23:11 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Nein! |
???
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Doch politisch, aber in den Hirnen! |
Das ist noch das Problem. Wenn alle Arbeitslose u. nur 20% aller Menschen mit Job an den Montagsdemos teilnehmen würden, dann hätten sicherlich einige was zu grübeln.
_________________ Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.
Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#174566) Verfasst am: 03.09.2004, 23:17 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Wenn die parlamentarische scheindemokratische Lobbydiktatur das kleinste aller politischen Übel ist, dann muss die Lösung unpolitisch sein. |
ich wäre ja schon zufrieden, wenn die clique der regierenden ohne lobbybeeinflussung regieren würden. der haken ist: die regierung ist mittlerweile die lobby...
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44698
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(#174567) Verfasst am: 03.09.2004, 23:22 Titel: |
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Falameezar hat folgendes geschrieben: | Das ist noch das Problem. Wenn alle Arbeitslose u. nur 20% aller Menschen mit Job an den Montagsdemos teilnehmen würden, dann hätten sicherlich einige was zu grübeln. |
Es wäre besser, die Arbeitslosen und die Leute mit Job würden ihre Zeit selbst mit Denken (oder alternativ mit Lesen und/oder Hanfkonsum, was dann auch zum Denken führen dürfte) verbringen.
Und ich will dir noch 'mal was sagen: Weder Demonstrationen, noch Wahlen, führen dieses System noch irgendwohin!
Flashmobs und Dekonditionierung (um hier nur den Eisberg der Spitze zu nennen!) sind viel effektiver, weil sie nicht nur plumpe Meinungsäußerung sind, sondern zum Denken anregen!
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- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Falameezar registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 1867
Wohnort: umringt von glücklichen Kühen
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(#174575) Verfasst am: 03.09.2004, 23:35 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Flashmobs und Dekonditionierung (um hier nur den Eisberg der Spitze zu nennen!) sind viel effektiver, weil sie nicht nur plumpe Meinungsäußerung sind, sondern zum Denken anregen! |
Was sind "Flashmobs", Blitzaktionen ala Greenpeace? Wenn ja, so können diese als vorbereitende Aktionen auf das Bewußtsein u.U. hilfreich sein, aber sie allein werden nichts dauerhaft ändern (siehe die bekiffte Aktionen der Assassinen). Aber wenn jeden Montag in der BRD 10 Millionen oder mehr friedlich auf die Straße gingen, das könnte keiner einfach wegstecken.
_________________ Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.
Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#174579) Verfasst am: 03.09.2004, 23:41 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Falameezar hat folgendes geschrieben: | Das ist noch das Problem. Wenn alle Arbeitslose u. nur 20% aller Menschen mit Job an den Montagsdemos teilnehmen würden, dann hätten sicherlich einige was zu grübeln. |
Es wäre besser, die Arbeitslosen und die Leute mit Job würden ihre Zeit selbst mit Denken (oder alternativ mit Lesen und/oder Hanfkonsum, was dann auch zum Denken führen dürfte) verbringen.
Und ich will dir noch 'mal was sagen: Weder Demonstrationen, noch Wahlen, führen dieses System noch irgendwohin!
Flashmobs und Dekonditionierung (um hier nur den Eisberg der Spitze zu nennen!) sind viel effektiver, weil sie nicht nur plumpe Meinungsäußerung sind, sondern zum Denken anregen! |
dir ist aber klar, das dauernder hanfkonsum eher antriebsarm, langfristig sogar krank machend wirkt, oder? mir scheinen kiffer in erster linie nicht besonders an politik, sondern eher am eigenen genuss interessiert zu sein.
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44698
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(#174581) Verfasst am: 03.09.2004, 23:46 Titel: |
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L.E.N.|Propagandhi hat folgendes geschrieben: | dir ist aber klar, das dauernder hanfkonsum eher antriebsarm, langfristig sogar krank machend wirkt, oder? |
Wenn man es falsch anwendet, schon.
"Nicht die Drogen sind das Gefährliche, es sind die Menschen."
- wahrscheinlich Dr. Timothy Leary
L.E.N.|Propagandhi hat folgendes geschrieben: | mir scheinen kiffer in erster linie nicht besonders an politik, sondern eher am eigenen genuss interessiert zu sein. |
Kommt darauf an. Die meisten Kiffer, die ich persönlich kenne, wurden mit der Zeit immer interessierter an der (Um)welt und ihren Mitmenschen, wurden weltoffener und umgänglicher und ausserdem intelligenter und psychisch stabiler.
Im Übrigen muss man sich nicht notwendigerweise für Politik interessieren, um die Welt zu verbessern bzw. verbessern zu wollen. Ich z.B. halte das, was einem momentan als "Politik" verkauft wird, für weitestgehend überflüssig.
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- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 03.09.2004, 23:48, insgesamt einmal bearbeitet |
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Falameezar registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 1867
Wohnort: umringt von glücklichen Kühen
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(#174582) Verfasst am: 03.09.2004, 23:47 Titel: |
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L.E.N.|Propagandhi hat folgendes geschrieben: | dir ist aber klar, das dauernder hanfkonsum eher antriebsarm, langfristig sogar krank machend wirkt, oder? mir scheinen kiffer in erster linie nicht besonders an politik, sondern eher am eigenen genuss interessiert zu sein. |
Tja, den bewußtseinserweiternden Effekt von dauerhaften Hanfkonsum halte ich genauso gegeben wie bei dauerhaftem Konsum von Sportsendungen: = Null Komma Null.
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Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44698
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(#174583) Verfasst am: 03.09.2004, 23:48 Titel: |
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Falameezar hat folgendes geschrieben: | Tja, den bewußtseinserweiternden Effekt von dauerhaften Hanfkonsum halte ich genauso gegeben wie bei dauerhaftem Konsum von Sportsendungen: = Null Komma Null.  |
Hast du's schon ausprobiert
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
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Falameezar registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 1867
Wohnort: umringt von glücklichen Kühen
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(#174584) Verfasst am: 03.09.2004, 23:53 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Kommt darauf an. Die meisten Kiffer, die ich persönlich kenne, wurden mit der Zeit immer interessierter an der (Um)welt und ihren Mitmenschen, wurden weltoffener und umgänglicher und ausserdem intelligenter und psychisch stabiler. |
Die kenn ich auch u. die habe es ausschließlich zur Entspannung genommen, so wie man eine gute Flasche Wein trinkt. Es verhält sich damit eben wie bei allen Rauschmitteln: Es überwiegen eher die Nachteile.
_________________ Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.
Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#174585) Verfasst am: 03.09.2004, 23:53 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
PDS? Dafür bin ich viel zu individualistisch...
Ganz abgesehen davon, dass ich den Sozialismus, so wie Marx ihn beschreibt, für weder wünschenswert noch durchführbar halte.
Ausserdem glaube ich auch nicht, dass die SED-Nachfolgepartei jemanden haben wollen würde, der so sehr Kommunismusgegnern (Nietzsche, Wilson, Crowley, etc.) "anhängt" wie ich... |
Interessant...
Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Klar, man muss trennen, isolieren, damit die Menschen nicht füreinander, sondern gegeneinander arbeiten. Wie sollte man sie sonst kontrollieren können? |
Unter Menschen läuft es eben nie völlig reibungslos.
Zitat: |
Dann ist das Konzept "Regierung" ein falsches, oder zumindest eines, das grundüberarbeitet werden muss. |
Was schlägst du vor?
Zitat: |
Niemand sagt, dass die Menschen keine unterschiedlichen Ansichten haben, aber es ist Arroganz, Andere in eine Schublade stecken zu wollen, und geistige Selbstverstümmelung, zu versuchen, sich selbst krampfhaft in eine zu stecken. |
Also ich merke irgendwie nichts davon...
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Falameezar registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 1867
Wohnort: umringt von glücklichen Kühen
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(#174587) Verfasst am: 03.09.2004, 23:55 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Falameezar hat folgendes geschrieben: | Tja, den bewußtseinserweiternden Effekt von dauerhaften Hanfkonsum halte ich genauso gegeben wie bei dauerhaftem Konsum von Sportsendungen: = Null Komma Null.  |
Hast du's schon ausprobiert  |
Nein, hatte "zum Glück" (für mich) zu viele abschreckende Beispiele kennengelernt.
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Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44698
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(#174589) Verfasst am: 03.09.2004, 23:57 Titel: |
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Kossuth hat folgendes geschrieben: | Unter Menschen läuft es eben nie völlig reibungslos. |
Habe ich auch nie behauptet.
Aber wie die Erfahrung zeigt, verstärkt Schachteldenken die Reibungen, statt sie zu beheben.
Kossuth hat folgendes geschrieben: |
Was schlägst du vor? |
Intelligenzsteigerung der Menschen, bis Regierung in heutiger Form nicht nur überflüssig wird, sondern auch nicht mehr gewünscht wird (selbst von den Regierenden nicht).
Kossuth hat folgendes geschrieben: |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Niemand sagt, dass die Menschen keine unterschiedlichen Ansichten haben, aber es ist Arroganz, Andere in eine Schublade stecken zu wollen, und geistige Selbstverstümmelung, zu versuchen, sich selbst krampfhaft in eine zu stecken. |
Also ich merke irgendwie nichts davon... |
Wovon?
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Yamato Teeist
Anmeldungsdatum: 21.08.2004 Beiträge: 4548
Wohnort: Singapore
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(#174590) Verfasst am: 03.09.2004, 23:59 Titel: Re: War Europa jemals christlich? |
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Nav hat folgendes geschrieben: |
Was bietet das Christentum dem arbeitenden Menschen außer ein Leben in Demut und Keuschheit?
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Kirchliche Gesangbücher, Kirchenmusik die weit über die Grenzen der Kirchen hinaus bekannt geworden ist - und sogar von manchem kirchenfernen geschätzt wird - ich sage nur: Johann Sebastian Bach (Kantate und Fuge in G-Moll). ( ) |
Bach hat zwar auch Kirchenmusik geschrieben, aber diese hatte meist einfach nur einen anderen Text als die weltliche, die Musik blieb die gleiche. Er hat sich so Arbeit gespart, da er zuerst geniale weltliche Musik komponiert und dann bei der Kirche nochmal abkassiert hat.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44698
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(#174591) Verfasst am: 04.09.2004, 00:01 Titel: |
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Wobei er sich damit starke Kritik einheimste. Die Matthaeuspassion wurde von manchen Fundis seiner Zeit sogar als ketzerisch und blasphemisch bezeichnet...
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Yamato Teeist
Anmeldungsdatum: 21.08.2004 Beiträge: 4548
Wohnort: Singapore
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(#174598) Verfasst am: 04.09.2004, 00:19 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Wobei er sich damit starke Kritik einheimste. Die Matthaeuspassion wurde von manchen Fundis seiner Zeit sogar als ketzerisch und blasphemisch bezeichnet... |
Wusste ich gar nicht, kann ich mir aber gut vorstellen. Die Kirche hatte sich damals nicht zurückgehalten, wenn es um die Frage ging was "die einzig wahre Musik" ist.
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#174863) Verfasst am: 04.09.2004, 20:58 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Intelligenzsteigerung der Menschen, bis Regierung in heutiger Form nicht nur überflüssig wird, sondern auch nicht mehr gewünscht wird (selbst von den Regierenden nicht).
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Netter Ansatz. Aber wie gedenkst du es zu realisieren?
Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Kossuth hat folgendes geschrieben: |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Niemand sagt, dass die Menschen keine unterschiedlichen Ansichten haben, aber es ist Arroganz, Andere in eine Schublade stecken zu wollen, und geistige Selbstverstümmelung, zu versuchen, sich selbst krampfhaft in eine zu stecken. |
Also ich merke irgendwie nichts davon... |
Wovon? |
Dass ich mich geistig selbstverstümmelt hätte.
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#174896) Verfasst am: 04.09.2004, 22:42 Titel: Re: War Europa jemals christlich? |
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Nav hat folgendes geschrieben: | Oder war es nicht vielmehr so, daß die meisten Leute zu aller Zeit die Pfaffen gehaßt und auf Gott geschissen haben?
Und die Schwarzkittel in Wirklichkeit nur durch ihren staatlich sanktionierten Terror so mächtig waren?
War es nicht in der Arbeiterschaft von jeher "normal", kein Christ (und damit kein Anhänger der Sklavenmoral) zu sein?
Was bietet das Christentum dem arbeitenden Menschen außer ein Leben in Demut und Keuschheit?
Lenin, schau' oba! |
Zu diesen Grundfragen dieses Threads:
Wie die Gesellschaft im Mittelalter und dann auch noch lange in die Neuzeit hinein funktioniert hat, ist wirklich interessant.
Ein heutiger Europäer ist meistens nur noch in der Lage zwischen Demokratie und Diktatur zu unterscheiden, und glaubt, die Demokratie ist gut und die Diktatur ist böse.
Dabei vergisst er völlig die Errungenschaften der modernen Diktaturen, selbst die von Hitler und Stalin, die viel schneller und viel mehr Fortschritt brachten, als diese lahmen Monarchien vor dem ersten Weltkrieg.
Aber was die Gesellschaft im Mittelalter betrifft und ihre Funktionsweise...
Nun. Die westeuropäische mittelalterliche Gesellschaft hatte diese Merkmale und diese betraffen die "einfache" Bevölkerung ebenso, wie die Herrschenden:
- Sie war von einer strengen Religiosität der Bevölkerung geprägt
- Sie war von monachistischen Gedanken geprägt
- Sie war vom feudalen Lehensgedanken geprägt
- Sie war vom Stammesgedanken und strenger Sippenhaftung geprägt
- Sie war auf die vereinte Autorität der Kirche, des höheren und niederen Adels und der Könige ausgerichtet
Naja. Das waren so die Gedanken der Bevölkerung über die Herrschenden.
Die kleinste Zelle der damaligen Gesellschaft war die eigene Familie, die damals eine weit größere Rolle spielte, als wir es uns heute vorstellen können:
Die Familie war eine stark auf sich gestellte Wirtschaftseinheit, Kinder galten als Wirtschaftsgut und eine Versicherung fürs Alter.
Die Familie war für die Rechtssicherheit ihrer Mitglieder weitgehend verantwortlich unter anderem durch die Blutrache. Ausserhalb der größeren Städte gab es keine Polizei und Gerichtsverhandlungen spielten damals kaum eine Rolle, sie waren teuer und hatten oft zu wenig Macht, ihre Urteile durchzusetzen. Daher galt quasi das Gewohnheitsrecht und das Faustrecht. Bis zum 11 Jahrhundert gab es vielorts noch nichteinmal geschriebene Gesetze! Somit gab es Fehden und Morde zwischen verfeindeten Familien - und zwar in allen Gesellschaftsschichten, von den ärmsten Knechten bis zur Königsfamilie.
Besonders das Geschehen innerhalb einer Familie war im Mittelalter der Aussenwelt sehr gleichgültig.
Bedrohungen waren aber nicht einzig und allein die Familienfehden. Da es keine Kriminalitätsbekämpfung gab, blühte besonders ausserhalb der Städte das Banditentum.
Der Anteil der Bevölkerung, welcher größtenteils von Überfällen lebte war damals nicht unerheblich. Große Banden überfielen in Nadelsticharitgen Attacken abgelegene Bauernhöfe, zogen sich schnell wieder zurrück und hinterliesen oft die Leichen der ermordeten Bauernfamilie. Sie überfielen und plünderten kleine, unbefestigte Städte. Überraschende Überfälle auf kleinere Märkte in kleinen, ungeschützten Städten waren für die Räuber besonders lukrativ und keine Seltenheit. Selbst wenn es eine Marktpolizei gab, dann war sie gegen derartige Aktionen machtlos, weil sie meist aus einer Hand voll zusammengewürfelten, unausgebildeten, leicht bewaffneten Söldnern bestand und gegen größere Räuberbanden hoffnungslos unterlegen waren.
Nicht blos die Ärmsten und Hilflosesten, sondern sogar die Ritter fürchteten sich vor Überfällen, weil manche Räuberbanden so mächtig waren, dass sie auch die Privatarmeen der Feudalherren überwältigen konnten.
Andererseits waren genau diese Banden auch die Waffen der Feudalherren, denn es gab im frühen Mittelalter immer noch hier und da einige freie und unabhängige Bauern, die aber vogelfrei waren, das bedeutete, sie hatten keinem Herrn zu dienen, aber sie hatten auch keinen Schutz...
Daher wurden manchmal Räuberbanden sogar dafür bezahlt, um freie Bauern zu terrorisieren, damit sie beim Feudalherrn um Schutz bitten und sich von ihm dann in die Abhängigkeit und schließlich in die Leibeigenschaft treiben zu lassen.
Es gab übrigens auch vereinzelt Vereinigungen von freien Bauern, welche gemeinsam gegen die Übergriffe von Feudalherren und Räubern wehrten, doch auch hier wurden Anführer solcher Gruppen oft selbst zu genauso unterdrückerischen Rittern.
Nachrichten von Überfällen erregten kein Aufsehen, denn sie waren Alltag, aber Schreckensberichte, wo ganze Familien von riesigen Banden ermordet wurden, versetzten viele freie Bauern in Schrecken. Sie suchten eben bei den Feudalherren Schutz, denn sie waren die einzige Absicherung gegen solche Überfälle. Feudalherren waren oft mit dem Klerus direkt verwandt, so dass die Bauern auch von der lokalen Pfarre stark beeinflusst wurden.
Interessant ist auch, dass die Erhaltung der Leibeigenschaft entgegen heutiger Behauptungen so gut wie nie auf polizeilichem Terror beruht hat. Aber freie Bauern wurden ständig Bedrohungen ausgesetzt, während die Leibeigenen ständig neue Nachrichten über Überfälle erfuhren, die ihnen oft, aber auch nicht immer erspart blieben, weil der Feudalherr hatte nur theoretisch die Pflicht, seinen Bauern Schutz zu gewähren, welcher er in der Regel aber nur halbherzig nachkam.
Ritter hatten eigene Fehden untereinander, unter denen die Bauern besonders zu leiden hatten.
Tatsache ist jedenfalls, dass die alte Feudale Unordnung kein Resultat polizeilichen Terrors oder sonstiger totalitären Instrumente war, sondern sie stellte damals für die Bauern die einzige Alternative zum Leben in einer totelen Gesetzlosigkeit dar.
Die Nutznießer der Anarchie waren vor allem eben die Feualherren samt einiger erfolgreicher Räuberbanden, die nomadisch lebten, mobil waren und kaum gefasst werden konnten, weil sie sich in den Wäldern verstecken, unter die Bevölkerung mischen und den Ort samt der Zeit des Überfalls immer für sich wählten.
In Südwestdeutschland, wo die Verhältnisse noch im 18. Jahrhundert besonders chaotisch waren, bestanden manche Bauern sogar darauf, dass die Leibeigenschaft besteht, weil es an einer Zentralregierung schlicht und einfach fehlte.
Bleibt noch eine Frage offen: Welche Rolle spielte bei dieser Gesellschafts(un)ordnung nun das Christentum?
Das Christentum spielte so ziemlich die gleiche Rolle, wie andere Religionen zu dieser Zeit in anderen Kulturen auch.
Neben Höllendrohungen festigte sich die Religiosität auch dadurch, dass sie der Dorfgemeinschaft, unter der Zwiespältigkeiten bestanden und die Religion eben eine damals sehr wichtige Gemeinsamkeit gab.
Den Feudalherren war die Religion ein willkommenes Mittel, es zu seinem persönlichen Nutzen festzulegen.
Den (damals schwachen) Königen diente das Bündniss mit der Kirche dazu, sich ihrerseits an der Macht halten zu können, was euch ja bekannt ist...
Nicht zuletzt haben Menschen oft die Neigung, das Status quo einfach zu akzeptieren, schließlich haben sich damals die meisten wohl niemals Gedanken über eine Alternative gemacht und sehen die damalige Ordnung als Normalität an. Die Religion stärkte diesen Standpunkt, indem sie dem Feudalismus die moralische Gerechtfertigung gab...
Aber einen polizeilichen Terror gab es nicht. Auch für die Kreuzzüge und die Verbrennungen auf den Scheiterhaufen war die aufgehetzte Bevölkerung die tragende Kraft.
Gehetzt hat die Kirche und das Tun der Kirche hielt die Masse der Bevölkerung lange für Richtig, tatsächlich aber hatte die Kirche keine administrative Machtsicherungssysteme, daher zerbrach sie in kurzer Zeit während der Reformation in mehrere Teile.
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