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Rohrspatz grobsinnig und feinschlächtig
Anmeldungsdatum: 25.12.2007 Beiträge: 3877
Wohnort: NRW
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(#1793810) Verfasst am: 11.11.2012, 16:03 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Kürzlich habe ich "Meat Market"/Fleischmarkt von Laurie Penny gelesen. Sie beschreibt dort Magersucht von Frauen als eine Flucht vor dem "kapitalistischen" Frauenbild.
Von Begrifflichkeiten mal abgesehen: Viele ihrer Beschreibungen sind zutreffend. Weiblichkeit wird zum einen stark als das definiert, was Frauen konsumieren (Shoppen!), zum anderen werden Frauen in der Werbung und in Medien konsumierbar dargestellt. Frauen sollen sich hübsch machen, ihre Vorzüge zeigen (aber bloß nicht, wenn sie es sich nicht "leisten" können) und es ist ok und normal, Frauen vorwiegend optisch zu beurteilen. Penny schreibt in diesem Zusammenhang von dem erotischen Kapital, das frau hat und mehren soll.
Und tatsächlich wollen viele junge Mädchen, die in die Magersucht rutschen, nicht dem Schönheitsideal hinterher eilen, sondern diesem ausweichen. Sie wollen kindlich aussehen, nicht fraulich.
Die meisten diätenden Frauen werden nicht magersüchtig. Viele finden auch ein "eigenes" Idealgewicht, das diesem Druck offensichtlich widerstehen kann. |
Ich finde, um gleich auf die Behauptung zu kommen, die mich an deinen Ausführungen stört, die Einschränkung auf Frauen seltsam. Glaubst du ernsthaft, Männer verfolgten keine Schönheitsideale? Bizeps, Waschbrettbauch, glattes Kindergesicht (oder alternativ Teenagerstoppeln)?
Glaubst du wirklich, übergewichtige Männer erführen keine Diskriminierung, bei Männern gebe es keine gesellschaftliche Bevorzugung konventionell attraktiver Exemplare? Sorry das ist eine feministische Märchenwelt.
Ich meine, sieh dich mal um, als ganz eklatantes Beispiel: Bei allem Gefrotzel über Angela Merkel, der einzige Kanzler, dessen Aussehen tatsächlich ein wichtiger Teil der persönlichen Bewertung war, war Gerhard Schröder. Der war meines Wissens nicht weiblich. Ebensowenig Helmut Kohl, der erheblichen Spott ertragen musste. |
Exklusivität des Problems will ich auch gar nicht behaupten. Der Unterschied liegt in erster Linie darin, dass Männer um ihre "Männlichkeit" nicht zu fürchten haben, wenn sie dem Schönheitsideal nicht entsprechen. Frauen, die dem Schönheitsideal nicht entsprechen, werden weniger als Frau wahrgenommen. Aufreizen ist vermeintliches weibliches Verhalten, deswegen muss frau auch reizend sein.
Diskriminierung aufgrund des Äußeren ist natürlich ein Problem beider Geschlechter. Mein Schwerpunkt lag aber nunmalhalt auf dem Problem der Sexualisierung des weiblichen Körpers. Eben, weil ich darin mehr Einblick zu haben meine.
_________________ Dies ist keine Piep-Show.
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Vektral Proximus Dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 09.05.2009 Beiträge: 1339
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(#1793812) Verfasst am: 11.11.2012, 16:05 Titel: |
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Rohrspatz hat folgendes geschrieben: | Auf der anderen Seite: Gesundheit und Gesundheitsdiktatur. Unser Verhältnis zur Gesundheit entspricht dem Verhältnis der Erwachsenen zu der Zeit in "Momo". Unser Körper ist unser "Zeitkonto". Eines Tages werden wir davon profitieren. Und wer nicht mitmacht, ist "verantwortungslos" und eine "Last für die Gesellschaft". |
Das ist er nur wenn der Präsident uns eine Zwangsversicherung aufnötigt, bei der dann die Kosten von verantwortungslosen Menschen verallgemeinert werden.
Sonst ist mir der Lebenswandel andere Menschen herzlich egal, ich will nur nicht dass die Kosten solidarisiert werden.
Rohrspatz hat folgendes geschrieben: | Diskriminierung aufgrund des Äußeren ist natürlich ein Problem beider Geschlechter. Mein Schwerpunkt lag aber nunmalhalt auf dem Problem der Sexualisierung des weiblichen Körpers. Eben, weil ich darin mehr Einblick zu haben meine. |
Aber wurde der weibliche Körper nicht im besonderen Maße evolutionär in die Richtung geformt, Jugendlichkeit und damit Fruchtbarkeit nach außen zu tragen?
Denn beim Menschen ist eben der Mann das wählende Geschlecht, beim Pfau ist es beispielsweise umgekehrt.
Oh nein, der arme sexualisierte Pfau! Ihm wird hier eine künstliche, unterdrückerische Rolle aufgezwungen! Er muss sich aus diesem geschlechtlichen Machtverhältniss befreien, es dekonstruieren!
Auch wenn das einen wahren Kern haben mag, jetzt mal wieder ernst:
Sicher sollte unser modernes Verständnis von individuellen Freiheitsrechten uns zu dem Schluß bringen, dass jeder Rauchen oder koksen oder sich nicht stylen kann so viel er will. Aber dann müssen andere auch dei Freiheit haben dürfen diese Personen als "risikofreudig" "dumm" oder "hässlich" zu bezeichnen.
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#1793821) Verfasst am: 11.11.2012, 16:31 Titel: |
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Rohrspatz hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Kürzlich habe ich "Meat Market"/Fleischmarkt von Laurie Penny gelesen. Sie beschreibt dort Magersucht von Frauen als eine Flucht vor dem "kapitalistischen" Frauenbild.
Von Begrifflichkeiten mal abgesehen: Viele ihrer Beschreibungen sind zutreffend. Weiblichkeit wird zum einen stark als das definiert, was Frauen konsumieren (Shoppen!), zum anderen werden Frauen in der Werbung und in Medien konsumierbar dargestellt. Frauen sollen sich hübsch machen, ihre Vorzüge zeigen (aber bloß nicht, wenn sie es sich nicht "leisten" können) und es ist ok und normal, Frauen vorwiegend optisch zu beurteilen. Penny schreibt in diesem Zusammenhang von dem erotischen Kapital, das frau hat und mehren soll.
Und tatsächlich wollen viele junge Mädchen, die in die Magersucht rutschen, nicht dem Schönheitsideal hinterher eilen, sondern diesem ausweichen. Sie wollen kindlich aussehen, nicht fraulich.
Die meisten diätenden Frauen werden nicht magersüchtig. Viele finden auch ein "eigenes" Idealgewicht, das diesem Druck offensichtlich widerstehen kann. |
Ich finde, um gleich auf die Behauptung zu kommen, die mich an deinen Ausführungen stört, die Einschränkung auf Frauen seltsam. Glaubst du ernsthaft, Männer verfolgten keine Schönheitsideale? Bizeps, Waschbrettbauch, glattes Kindergesicht (oder alternativ Teenagerstoppeln)?
Glaubst du wirklich, übergewichtige Männer erführen keine Diskriminierung, bei Männern gebe es keine gesellschaftliche Bevorzugung konventionell attraktiver Exemplare? Sorry das ist eine feministische Märchenwelt.
Ich meine, sieh dich mal um, als ganz eklatantes Beispiel: Bei allem Gefrotzel über Angela Merkel, der einzige Kanzler, dessen Aussehen tatsächlich ein wichtiger Teil der persönlichen Bewertung war, war Gerhard Schröder. Der war meines Wissens nicht weiblich. Ebensowenig Helmut Kohl, der erheblichen Spott ertragen musste. |
Exklusivität des Problems will ich auch gar nicht behaupten. Der Unterschied liegt in erster Linie darin, dass Männer um ihre "Männlichkeit" nicht zu fürchten haben, wenn sie dem Schönheitsideal nicht entsprechen. Frauen, die dem Schönheitsideal nicht entsprechen, werden weniger als Frau wahrgenommen. Aufreizen ist vermeintliches weibliches Verhalten, deswegen muss frau auch reizend sein. | Okay, das mag sein, aber: Das tun die Frauen sich doch selbst an. Ich habe das Gefühl, diese ganze Debatte um Schönheitsideale und deren Einhaltung ist eine, die geschlechtsintern läuft.
Das ist biologisch ja auch logisch, schließlich setzen sich in der Evolution die durch, die bessere Strategien haben, einen Geschlechtspartner zu finden. Bei Frauen hat sich halt das "Vorzeigen" als besonders gute Strategie dafür erwiesen, also wird es mit jeder Generation stärker an die nächste weitergegeben, bis es gesellschaftliche Norm geworden ist. Die Männer haben daran gar keinen aktiven Anteil, sie freuen sich nur drüber (und weil sie positiv reagieren und es zur Fortpflanzung halt doch wieder Männer mit entsprechender sexueller Präferenz braucht verstärkt sich der Trend dann immer weiter).
Sicher kann man sagen, die Männer sind schuld, dass diese Strategie so erfolgreich ist, sie könnten ja auch auf anderes reagieren. Da aber sind wir an der Grenze dessen, wie weit Kultur Biologie verbiegen kann. Wie sollte das denn auch gehen? Selbst wenn man einen anderen Trend etablieren kann, muss dieser ein paar Jahrtausende verankert bleiben bevor er sich auch in der Biologie verankern kann.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1793824) Verfasst am: 11.11.2012, 16:41 Titel: |
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Rohrspatz hat folgendes geschrieben: | Hm, da der Fred ja in Kultur und Gesellschaft steht, würde ich meine Beziehung zum Thema gern mal hinsichtlich Gesellschaft reflektieren. Es ist zwar etwas privat, aber ich hatte hier ja auch meinen "Erfolg" geteilt, also sollte hier auch meine persönliche Kritik am "Diätenwahn" Platz finden.
Nichts gegen meinen Entschluss, abzunehmen. Der war definitiv mein eigener: Ich hatte zu schnell zu viel zugenommen, es lief also offensichtlich etwas schief. Da also kein Zweifel an der Sinnhaftigkeit meines Entschlusses bestand, war er auch so gut in die Tat umzusetzen. Es hatte "klick" gemacht, die Verhaltensänderung kam von Innen, es lief bestens.
Was an Diäten im engeren wie auch im weiteren Sinne (ich hatte letzteres verfolgt) symptomatisch ist, ist die extreme Beschäftigung mit Essen. Es wird zu einem Hauptthema.
Ich habe Rezepte gesammelt - und zwar zum einen Kalorienarme und zum anderen Kalorienbomben. Vorstellen statt essen - die Parallele zur Magersucht lässt sich nicht leugnen.
Dabei war ich nicht einmal radikal.
Essen ist nunmalhalt eine sehr emotionale Sache. Gewöhnung. Kindheitserinnerungen. Trost. Entdeckung. Kompensation. Genuss. Belohnung. Bei dem Versuch, diesen Wust auszumisten, kommt man um eine ständige Reflexion nicht herum.
Auf der anderen Seite: Gesundheit und Gesundheitsdiktatur. Unser Verhältnis zur Gesundheit entspricht dem Verhältnis der Erwachsenen zu der Zeit in "Momo". Unser Körper ist unser "Zeitkonto". Eines Tages werden wir davon profitieren. Und wer nicht mitmacht, ist "verantwortungslos" und eine "Last für die Gesellschaft".
Die Sache mit dem Körperbild kam nach und nach dazu. Anfangs war die Frage nach meiner Beziehung zum geläufigen Schönheitsideal völlig absurd für mich. So weit, wie ich davon (egal ob tatsächlich oder gefühlt) entfernt war, war das einfach kein Thema.
Aber es lief ja gut. Es lief so gut, dass ich mich eben doch damit auseinander setzen musste, denn mein Körper setzte mir keine Grenze (womit ich gerechnet hatte).
Also begann ich mich auch damit intensiv auseinander zu setzen. Mit Magersucht, mit "Lookism", mit Übergewicht als "Schutzwall" und damit, was das alles mit mir zu tun haben könnte.
Kürzlich habe ich "Meat Market"/Fleischmarkt von Laurie Penny gelesen. Sie beschreibt dort Magersucht von Frauen als eine Flucht vor dem "kapitalistischen" Frauenbild.
Von Begrifflichkeiten mal abgesehen: Viele ihrer Beschreibungen sind zutreffend. Weiblichkeit wird zum einen stark als das definiert, was Frauen konsumieren (Shoppen!), zum anderen werden Frauen in der Werbung und in Medien konsumierbar dargestellt. Frauen sollen sich hübsch machen, ihre Vorzüge zeigen (aber bloß nicht, wenn sie es sich nicht "leisten" können) und es ist ok und normal, Frauen vorwiegend optisch zu beurteilen. Penny schreibt in diesem Zusammenhang von dem erotischen Kapital, das frau hat und mehren soll.
Und tatsächlich wollen viele junge Mädchen, die in die Magersucht rutschen, nicht dem Schönheitsideal hinterher eilen, sondern diesem ausweichen. Sie wollen kindlich aussehen, nicht fraulich.
Die meisten diätenden Frauen werden nicht magersüchtig. Viele finden auch ein "eigenes" Idealgewicht, das diesem Druck offensichtlich widerstehen kann.
Aber in diesem Zusammenhang musste ich mich schon fragen, warum ich beim Abnehmen so weit gegangen bin, d.h., weiter als mir ursprünglich vorschwebte.
Beim letzten Cocktailkleid-Ereignis ist mir eins auch wieder klar geworden: Ich finde Kurven sexy! Die junge Frau mit zwei Kleidergrößen mehr, sah einfach nur hinreißend aus. Aber als ich mich fragte, ob ich nicht so aussehen möchte, wurde mir mulmig. Ich will diese deutlichen Reize nicht an mir haben! Ich will nicht sexy sein, ich will diese "Öffentlichkeit" meines Körpers nicht, die damit einhergehen würde. Ich fühle mich prinzipiell neben meinem persönlichen Schönheitsideal (egal ob etwas mehr oder etwas weniger) wohler.
So weit die Theorie.
Ich werde auf der Straße trotzdem stärker wahrgenommen, als vor zwei Jahren. Oder vor einem. Und es ärgert mich! Es ist nicht der einzelne Mann, dem ich auffalle und auch nicht das einzelne Kompliment einer Frau. Es fühlt sich einfach falsch an, dass es im allgemeinen so positiv aufgefasst wird, dass ich derart.... wenig geworden bin. Und es fühlt sich auch falsch an, dass ich es bequemer finde, so wenig "Angriffsfläche" zu bieten - auch, wenn es noch jenseits vom Krankhaften ist.
Ich habe schlichtweg mein Selbstverständnis betrogen und so gut ich mich auch jetzt fühle, so kritisch sehe ich die Gründe dahinter.
Aus diesem Grund halte ich es für wichtig, dass man - vielleicht aber besonders als Frau - überlegt, wofür man überhaupt abnehmen möchte. Und ich halte es für wichtig zu sagen, dass Übergewicht kein optischer Verfall ist. Dass Vielfalt gut ist. Und dass ich hier nicht als Erfolg dastehen möchte. |
Hallo, @Rohrspatz,
Du hattest den Thread eröffnet, ich habe das auch eine Weile verfolgt und im Laufe der Monate auch etwas abgenommen. Bei stärkerem Frust nehme ich zu, in eher entspannten Zeiten fällt das Abnehmen leichter. Die Motivation dafür war und ist eindeutig die Gesunderhaltung; bei optischen Veränderungen gibt es kaum Feedback, nicht einmal von meiner Frau (höchstens: *was hast Du heute bloß für Augenränder!" )
Nun zu Deinen Überlegungen hier, die ich aufmerksam gelesen habe, um mir eine doch in manchem ziemlich fremde Vorstellungswelt vor Augen zu führen.
Das Abnehm- und Diätenthema führt also zu einer extremen Beschäftigung mit dem Thema "Essen". Du versuchst, Dir die emotional aufgeladenen, weiter zurückreichenden Ereignisse zu verdeutlichen, die den Umgang mit diesem Thema beeinflussten, und dann kommt die hart klingende Formulierung:
"diesen Wust auszumisten".
Hmm, kann sein, dass Du Dich gelegentlich drastisch ausdrückst; kann aber auch sein, dass gerade bei dem im allgemeinen positiv besetzten Thema "Essen" hier eher unbewusst eine Formulierung untergerutscht ist, die nun gerade das "Ausräumen" nach dem Essen betrifft, Assoziationen zu Herkules, einer Herkulesa, und seinen Augiasställen können sich einstellen. Na ja, machen wir es nicht so dramatisch, aber ich bin eben ein bißchen darüber gestolpert.
Sodann die Verbindung von vorhandenen oder wiedergewonnenen Maßen, Umfängen, Kleidergrößen und dann:
Zitat: | Ich will diese deutlichen Reize nicht an mir haben! Ich will nicht sexy sein, ich will diese "Öffentlichkeit" meines Körpers nicht, die damit einhergehen würde. |
Ich lasse das einfach mal unkommentiert. Du bist zu diesen Entschlüssen gelangt. Ich mache mir da meine Gedanken, die Du mit Deiner hervorragenden Einfühlungsgabe sicher sofort erraten kannst.
Und nun zur Gesellschaft. Da ich in der Woche keinen Fernseher habe und von den Ansichten über die gesamte gegenwärtige Gesellschaft über verschiedene Medien nur Ausschnitte mitbekomme, ist erst einmal für mich vorrangig, was mir in meinem alltäglichen Gesichtsfeld und auf Reisen an optischen Eindrücken von Weiblichkeit vorkommt. Meine Frau versorgt mich mit weiteren Einblicken und Einsichten. Wir arbeiten beide in Einrichtungen, in denen insgesamt der Frauenanteil überwiegt, in meinem unmittelbaren Umfeld ist der Anteil der Geschlechter etwa ausgeglichen, in ihrer Umgebung gibt es nur wenige Männer.
Meine Frau hat, wenn ich das mal so berichten darf, einen ausgeprägten Sinn für geschmackvolle Kleidung und Boutiquen, sie weiß, was ihr steht und wo finanzielle Grenzen sind, sie weiß in Blitzesschnelle etwaige zarte Andeutungen von mir zu deuten (wenn da mal etwas kommt, wird der Fummel sofort zurückgehängt) und hat sich im Laufe der Jahrzehnte nur selten mal "verkauft"; sie achtet auf ihre Figur und treibt im Gegensatz zu mir viel Sport, Jogging und Gymnastik.
So, und die Frauen und Mädchen, die ich im Alltag sehe: es gibt fröhliche, zum Albern neigende, nachdenkliche, ruhige und verbitterte Frauen; dünne, sehr schlanke, sportliche, nicht ganz so schlanke, mit verschiedenen Proportionen oben und an der Hüfte, mollige, es gibt welche, denen das nichts weiter ausmacht und solche, die schon die verschiedensten Diäten ausprobiert haben, die mit der Grundfarbe Grau herumlaufen und solche, die etwas Modisches ausprobieren, solche, die etwas kokett wirken wollen und solche, die den Anschein erwecken, dass ihnen das Äußere nicht viel ausmacht (Hauptsache: alles ist praktisch). Und wenn ich die ganze Weiblichkeit der Umgebung anschaue, dann lässt sich das, was ich wahrnehme, vielleicht mit einem Wort zusammenfassen: Gesamterscheinung.
Du weisst selbstverständlich bei Deinen - ohne Courtoisie und Honigausteilung - von mir und gewiß auch von anderen Usern geschätzten, in Deinen Texten sichtbaren Gaben, was ich mit diesen Betrachtungen zum Ausdruck bringen will.
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Rohrspatz grobsinnig und feinschlächtig
Anmeldungsdatum: 25.12.2007 Beiträge: 3877
Wohnort: NRW
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(#1793828) Verfasst am: 11.11.2012, 16:55 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | Rohrspatz hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Kürzlich habe ich "Meat Market"/Fleischmarkt von Laurie Penny gelesen. Sie beschreibt dort Magersucht von Frauen als eine Flucht vor dem "kapitalistischen" Frauenbild.
Von Begrifflichkeiten mal abgesehen: Viele ihrer Beschreibungen sind zutreffend. Weiblichkeit wird zum einen stark als das definiert, was Frauen konsumieren (Shoppen!), zum anderen werden Frauen in der Werbung und in Medien konsumierbar dargestellt. Frauen sollen sich hübsch machen, ihre Vorzüge zeigen (aber bloß nicht, wenn sie es sich nicht "leisten" können) und es ist ok und normal, Frauen vorwiegend optisch zu beurteilen. Penny schreibt in diesem Zusammenhang von dem erotischen Kapital, das frau hat und mehren soll.
Und tatsächlich wollen viele junge Mädchen, die in die Magersucht rutschen, nicht dem Schönheitsideal hinterher eilen, sondern diesem ausweichen. Sie wollen kindlich aussehen, nicht fraulich.
Die meisten diätenden Frauen werden nicht magersüchtig. Viele finden auch ein "eigenes" Idealgewicht, das diesem Druck offensichtlich widerstehen kann. |
Ich finde, um gleich auf die Behauptung zu kommen, die mich an deinen Ausführungen stört, die Einschränkung auf Frauen seltsam. Glaubst du ernsthaft, Männer verfolgten keine Schönheitsideale? Bizeps, Waschbrettbauch, glattes Kindergesicht (oder alternativ Teenagerstoppeln)?
Glaubst du wirklich, übergewichtige Männer erführen keine Diskriminierung, bei Männern gebe es keine gesellschaftliche Bevorzugung konventionell attraktiver Exemplare? Sorry das ist eine feministische Märchenwelt.
Ich meine, sieh dich mal um, als ganz eklatantes Beispiel: Bei allem Gefrotzel über Angela Merkel, der einzige Kanzler, dessen Aussehen tatsächlich ein wichtiger Teil der persönlichen Bewertung war, war Gerhard Schröder. Der war meines Wissens nicht weiblich. Ebensowenig Helmut Kohl, der erheblichen Spott ertragen musste. |
Exklusivität des Problems will ich auch gar nicht behaupten. Der Unterschied liegt in erster Linie darin, dass Männer um ihre "Männlichkeit" nicht zu fürchten haben, wenn sie dem Schönheitsideal nicht entsprechen. Frauen, die dem Schönheitsideal nicht entsprechen, werden weniger als Frau wahrgenommen. Aufreizen ist vermeintliches weibliches Verhalten, deswegen muss frau auch reizend sein. | Okay, das mag sein, aber: Das tun die Frauen sich doch selbst an. Ich habe das Gefühl, diese ganze Debatte um Schönheitsideale und deren Einhaltung ist eine, die geschlechtsintern läuft.
Das ist biologisch ja auch logisch, schließlich setzen sich in der Evolution die durch, die bessere Strategien haben, einen Geschlechtspartner zu finden. Bei Frauen hat sich halt das "Vorzeigen" als besonders gute Strategie dafür erwiesen, also wird es mit jeder Generation stärker an die nächste weitergegeben, bis es gesellschaftliche Norm geworden ist. Die Männer haben daran gar keinen aktiven Anteil, sie freuen sich nur drüber (und weil sie positiv reagieren und es zur Fortpflanzung halt doch wieder Männer mit entsprechender sexueller Präferenz braucht verstärkt sich der Trend dann immer weiter).
Sicher kann man sagen, die Männer sind schuld, dass diese Strategie so erfolgreich ist, sie könnten ja auch auf anderes reagieren. Da aber sind wir an der Grenze dessen, wie weit Kultur Biologie verbiegen kann. Wie sollte das denn auch gehen? Selbst wenn man einen anderen Trend etablieren kann, muss dieser ein paar Jahrtausende verankert bleiben bevor er sich auch in der Biologie verankern kann. |
Ach, die Schuldfrage interessiert mich dabei eigentlich weniger als die Frage nach den Ursachen. Medien spielen sicherlich eine große Rolle, alte Rollenbilder kommen hinzu und zusätzlich wird es auch biologisch bedingte Tendenzen geben.
Eine Sache, die jeder machen kann, ist halt, zu reflektieren. Immerhin beeinflusst uns Kultur und wir beeinflussen diese. Und eine solche Reflexion wollte ich anbieten.
_________________ Dies ist keine Piep-Show.
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Rohrspatz grobsinnig und feinschlächtig
Anmeldungsdatum: 25.12.2007 Beiträge: 3877
Wohnort: NRW
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(#1793841) Verfasst am: 11.11.2012, 17:30 Titel: |
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Telliamed hat folgendes geschrieben: | Das Abnehm- und Diätenthema führt also zu einer extremen Beschäftigung mit dem Thema "Essen". Du versuchst, Dir die emotional aufgeladenen, weiter zurückreichenden Ereignisse zu verdeutlichen, die den Umgang mit diesem Thema beeinflussten, und dann kommt die hart klingende Formulierung:
"diesen Wust auszumisten".
Hmm, kann sein, dass Du Dich gelegentlich drastisch ausdrückst; kann aber auch sein, dass gerade bei dem im allgemeinen positiv besetzten Thema "Essen" hier eher unbewusst eine Formulierung untergerutscht ist, die nun gerade das "Ausräumen" nach dem Essen betrifft, Assoziationen zu Herkules, einer Herkulesa, und seinen Augiasställen können sich einstellen. Na ja, machen wir es nicht so dramatisch, aber ich bin eben ein bißchen darüber gestolpert. |
Es ist drastisch ausgedrückt! Denn vom Hunger stillen allein wird man auch nicht mit dieser Geschwindigkeit dick! Ursachenforschung an mir selbst betrachte ich, wenn es mich packt, dann tatsächlich drastisch, aber meine Taten sind es i.d.R. nicht.
Zitat: |
So, und die Frauen und Mädchen, die ich im Alltag sehe: es gibt fröhliche, zum Albern neigende, nachdenkliche, ruhige und verbitterte Frauen; dünne, sehr schlanke, sportliche, nicht ganz so schlanke, mit verschiedenen Proportionen oben und an der Hüfte, mollige, es gibt welche, denen das nichts weiter ausmacht und solche, die schon die verschiedensten Diäten ausprobiert haben, die mit der Grundfarbe Grau herumlaufen und solche, die etwas Modisches ausprobieren, solche, die etwas kokett wirken wollen und solche, die den Anschein erwecken, dass ihnen das Äußere nicht viel ausmacht (Hauptsache: alles ist praktisch). Und wenn ich die ganze Weiblichkeit der Umgebung anschaue, dann lässt sich das, was ich wahrnehme, vielleicht mit einem Wort zusammenfassen: Gesamterscheinung. |
Ach ja, die Vielfalt bleibt glücklicherweise bestehen. Der Druck wird meistens im Alltag nicht sonderlich deutlich. Im echten Leben gibt es halt echte Körper und echte Menschen und viel Widerstand gegen die photogeshoppte Scheinwelt in Werbung, Musikvideos usw.
Traurig finde ich die vielen Dauer-Diätler. Wie sehr sich viele doch erfolglos selbst geißeln anstatt sich dann vielleicht doch mal zu akzeptieren.
Zitat: |
Du weisst selbstverständlich bei Deinen - ohne Courtoisie und Honigausteilung - von mir und gewiß auch von anderen Usern geschätzten, in Deinen Texten sichtbaren Gaben, was ich mit diesen Betrachtungen zum Ausdruck bringen will. |
Ich hoffe es zumindest!
Hach....
_________________ Dies ist keine Piep-Show.
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Vektral Proximus Dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 09.05.2009 Beiträge: 1339
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(#1793850) Verfasst am: 11.11.2012, 18:20 Titel: |
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Rohrspatz hat folgendes geschrieben: |
Traurig finde ich die vielen Dauer-Diätler. Wie sehr sich viele doch erfolglos selbst geißeln anstatt sich dann vielleicht doch mal zu akzeptieren. |
Aber Diäten ist doch ein Lebensstil, entweder Bulken oder Cutten das ganze Jahr hindurch, es gibt doch kaum etwas befriedigenderes als über jedes Gramm seines Körpers absolute Kontrolle zu haben.
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#1793875) Verfasst am: 11.11.2012, 19:10 Titel: |
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Vektral Proximus hat folgendes geschrieben: | Rohrspatz hat folgendes geschrieben: |
Traurig finde ich die vielen Dauer-Diätler. Wie sehr sich viele doch erfolglos selbst geißeln anstatt sich dann vielleicht doch mal zu akzeptieren. |
Aber Diäten ist doch ein Lebensstil, entweder Bulken oder Cutten das ganze Jahr hindurch, es gibt doch kaum etwas befriedigenderes als über jedes Gramm seines Körpers absolute Kontrolle zu haben. |
Für mich sind Leute die Diät halten, nicht ganz durch mit ihrer Pubertät.
Pubertät im Sinne von, "noch nicht ganz klar kommen mit dem Körper".
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Vektral Proximus Dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 09.05.2009 Beiträge: 1339
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(#1793882) Verfasst am: 11.11.2012, 19:16 Titel: |
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vrolijke hat folgendes geschrieben: | Vektral Proximus hat folgendes geschrieben: | Rohrspatz hat folgendes geschrieben: |
Traurig finde ich die vielen Dauer-Diätler. Wie sehr sich viele doch erfolglos selbst geißeln anstatt sich dann vielleicht doch mal zu akzeptieren. |
Aber Diäten ist doch ein Lebensstil, entweder Bulken oder Cutten das ganze Jahr hindurch, es gibt doch kaum etwas befriedigenderes als über jedes Gramm seines Körpers absolute Kontrolle zu haben. |
Für mich sind Leute die Diät halten, nicht ganz durch mit ihrer Pubertät.
Pubertät im Sinne von, "noch nicht ganz klar kommen mit dem Körper". |
Aber wie soll denn sonst der KFA auf 9% bzw. wie soll man 10-20 lb an Muskelmasse pro Jahr aufbauen?
Also Leute mit DEM Stoffwechsel die das bei ner unsauberen Ernährung schaffen sind doch gesegnet, vielleicht einer unter 10 Millionen, der Rest muss sich eben an einen rigieden Mahlzeitenplan halten um die Ernährung hyper- oder hypokalorisch zu halten.
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#1794001) Verfasst am: 12.11.2012, 11:48 Titel: |
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Rohrspatz hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: | Rohrspatz hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Kürzlich habe ich "Meat Market"/Fleischmarkt von Laurie Penny gelesen. Sie beschreibt dort Magersucht von Frauen als eine Flucht vor dem "kapitalistischen" Frauenbild.
Von Begrifflichkeiten mal abgesehen: Viele ihrer Beschreibungen sind zutreffend. Weiblichkeit wird zum einen stark als das definiert, was Frauen konsumieren (Shoppen!), zum anderen werden Frauen in der Werbung und in Medien konsumierbar dargestellt. Frauen sollen sich hübsch machen, ihre Vorzüge zeigen (aber bloß nicht, wenn sie es sich nicht "leisten" können) und es ist ok und normal, Frauen vorwiegend optisch zu beurteilen. Penny schreibt in diesem Zusammenhang von dem erotischen Kapital, das frau hat und mehren soll.
Und tatsächlich wollen viele junge Mädchen, die in die Magersucht rutschen, nicht dem Schönheitsideal hinterher eilen, sondern diesem ausweichen. Sie wollen kindlich aussehen, nicht fraulich.
Die meisten diätenden Frauen werden nicht magersüchtig. Viele finden auch ein "eigenes" Idealgewicht, das diesem Druck offensichtlich widerstehen kann. |
Ich finde, um gleich auf die Behauptung zu kommen, die mich an deinen Ausführungen stört, die Einschränkung auf Frauen seltsam. Glaubst du ernsthaft, Männer verfolgten keine Schönheitsideale? Bizeps, Waschbrettbauch, glattes Kindergesicht (oder alternativ Teenagerstoppeln)?
Glaubst du wirklich, übergewichtige Männer erführen keine Diskriminierung, bei Männern gebe es keine gesellschaftliche Bevorzugung konventionell attraktiver Exemplare? Sorry das ist eine feministische Märchenwelt.
Ich meine, sieh dich mal um, als ganz eklatantes Beispiel: Bei allem Gefrotzel über Angela Merkel, der einzige Kanzler, dessen Aussehen tatsächlich ein wichtiger Teil der persönlichen Bewertung war, war Gerhard Schröder. Der war meines Wissens nicht weiblich. Ebensowenig Helmut Kohl, der erheblichen Spott ertragen musste. |
Exklusivität des Problems will ich auch gar nicht behaupten. Der Unterschied liegt in erster Linie darin, dass Männer um ihre "Männlichkeit" nicht zu fürchten haben, wenn sie dem Schönheitsideal nicht entsprechen. Frauen, die dem Schönheitsideal nicht entsprechen, werden weniger als Frau wahrgenommen. Aufreizen ist vermeintliches weibliches Verhalten, deswegen muss frau auch reizend sein. | Okay, das mag sein, aber: Das tun die Frauen sich doch selbst an. Ich habe das Gefühl, diese ganze Debatte um Schönheitsideale und deren Einhaltung ist eine, die geschlechtsintern läuft.
Das ist biologisch ja auch logisch, schließlich setzen sich in der Evolution die durch, die bessere Strategien haben, einen Geschlechtspartner zu finden. Bei Frauen hat sich halt das "Vorzeigen" als besonders gute Strategie dafür erwiesen, also wird es mit jeder Generation stärker an die nächste weitergegeben, bis es gesellschaftliche Norm geworden ist. Die Männer haben daran gar keinen aktiven Anteil, sie freuen sich nur drüber (und weil sie positiv reagieren und es zur Fortpflanzung halt doch wieder Männer mit entsprechender sexueller Präferenz braucht verstärkt sich der Trend dann immer weiter).
Sicher kann man sagen, die Männer sind schuld, dass diese Strategie so erfolgreich ist, sie könnten ja auch auf anderes reagieren. Da aber sind wir an der Grenze dessen, wie weit Kultur Biologie verbiegen kann. Wie sollte das denn auch gehen? Selbst wenn man einen anderen Trend etablieren kann, muss dieser ein paar Jahrtausende verankert bleiben bevor er sich auch in der Biologie verankern kann. |
Ach, die Schuldfrage interessiert mich dabei eigentlich weniger als die Frage nach den Ursachen. Medien spielen sicherlich eine große Rolle, alte Rollenbilder kommen hinzu und zusätzlich wird es auch biologisch bedingte Tendenzen geben.
Eine Sache, die jeder machen kann, ist halt, zu reflektieren. Immerhin beeinflusst uns Kultur und wir beeinflussen diese. Und eine solche Reflexion wollte ich anbieten. | Schuld meinte ich auch mehr im Sinne von Verursacher. In diesem Sinne halte ich es gar nicht für möglich, Schuld und Ursache zu unterscheiden.
Was die Kultur angeht: Bei aller Überzeugung zu Gunsten des Einflusses der Kultur, wir überschätzen diesen mE gerne. Das höchste, was man machen kann, ist das Austauschen alter Schönheitsideale gegen neue, dadurch wird aber das Phänomen "Schönheitsideal" an sich nicht beseitigt. Eine Geselschaft ohne eine Vorstellung von körperlichen Reizen wird schlichtweg in kürzester Zeit (ein Jahrhundert, vielleicht zwei) aussterben, weil sie kaum noch Nachwuchs zur Welt bringt.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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pera auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.07.2009 Beiträge: 4256
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(#1794054) Verfasst am: 12.11.2012, 19:29 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: |
Was die Kultur angeht: Bei aller Überzeugung zu Gunsten des Einflusses der Kultur, wir überschätzen diesen mE gerne. Das höchste, was man machen kann, ist das Austauschen alter Schönheitsideale gegen neue, dadurch wird aber das Phänomen "Schönheitsideal" an sich nicht beseitigt. Eine Geselschaft ohne eine Vorstellung von körperlichen Reizen wird schlichtweg in kürzester Zeit (ein Jahrhundert, vielleicht zwei) aussterben, weil sie kaum noch Nachwuchs zur Welt bringt. |
Schnickschnack, wie schon Georg Danzer festgestellt hat:
gaunz egal wiasd ausschaust
du bist scheh fia mi
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Rohrspatz grobsinnig und feinschlächtig
Anmeldungsdatum: 25.12.2007 Beiträge: 3877
Wohnort: NRW
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(#1794148) Verfasst am: 13.11.2012, 10:09 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | Was die Kultur angeht: Bei aller Überzeugung zu Gunsten des Einflusses der Kultur, wir überschätzen diesen mE gerne. Das höchste, was man machen kann, ist das Austauschen alter Schönheitsideale gegen neue, dadurch wird aber das Phänomen "Schönheitsideal" an sich nicht beseitigt. Eine Geselschaft ohne eine Vorstellung von körperlichen Reizen wird schlichtweg in kürzester Zeit (ein Jahrhundert, vielleicht zwei) aussterben, weil sie kaum noch Nachwuchs zur Welt bringt. |
Ich bin gar nicht gegen die Existenz von Schönheitsidealen. Ich bin schließlich auch sehr für Schönheit
Ich hatte mal irgendwo den Vergleich aufgeschnappt: Früher gab es eine Dorfschönheit, also sagen wir mal eine Frau, die aus 500-1000 Frauen heraus ragt. Heute haben wir Supermodels, die weltweit zu den schönsten zählen (sollen) und die dann auch noch retuschiert werden. Die Entfremdung von echten Körpern stört mich an dieser Entwicklung. Aber naja, es lässt sich halt verkaufen.
_________________ Dies ist keine Piep-Show.
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1794156) Verfasst am: 13.11.2012, 11:01 Titel: |
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Rohrspatz hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: | Was die Kultur angeht: Bei aller Überzeugung zu Gunsten des Einflusses der Kultur, wir überschätzen diesen mE gerne. Das höchste, was man machen kann, ist das Austauschen alter Schönheitsideale gegen neue, dadurch wird aber das Phänomen "Schönheitsideal" an sich nicht beseitigt. Eine Geselschaft ohne eine Vorstellung von körperlichen Reizen wird schlichtweg in kürzester Zeit (ein Jahrhundert, vielleicht zwei) aussterben, weil sie kaum noch Nachwuchs zur Welt bringt. |
Ich bin gar nicht gegen die Existenz von Schönheitsidealen. Ich bin schließlich auch sehr für Schönheit
Ich hatte mal irgendwo den Vergleich aufgeschnappt: Früher gab es eine Dorfschönheit, also sagen wir mal eine Frau, die aus 500-1000 Frauen heraus ragt. Heute haben wir Supermodels, die weltweit zu den schönsten zählen (sollen) und die dann auch noch retuschiert werden. Die Entfremdung von echten Körpern stört mich an dieser Entwicklung. Aber naja, es lässt sich halt verkaufen. |
Auf der einen Seite "Schönheit" als große Ausnahme unter Hunderten, auf der anderen in @Shadaiks Text "körperliche Reize", ohne die nichts mehr laufen würde. Die körperlichen Reize sind bei zahllosen VertreterInnen des anderen Geschlechts immer da und werden immer anlocken. Die Frage ist doch nur, ob man sich bei seiner Partnersuche an einem Ausnahme-Ideal orientiert. "Und immer lockt das Weib."
Wenn ich so ein Model im Film oder auf dem Plakat sehe, sage ich mir zwar "Tolle Figur!" oder "Hat was" (oder: musste man die offenkundige Doofheit wirklich so zur Schau stellen? ), aber würde ich mit ihr im realen Leben auch nur in einem Small Talk-Gespräch klarkommen? Ganz zu schweigen vom Aufbau einer längeren Beziehung.
(Ich will gar nicht ausschließen, dass es da Überraschungen geben könnte, sich das "Dummchen" als ausgesprochen gewitzte Person herausstellt und nur ich meinen blöden Vorurteilen erlegen war. Gewitzt könnte sie schon dadurch sein, dass sie mit dem Bild ihren Schnitt gemacht haben dürfte, während bei uns der Schreibtischstuhl tagelang unter unserer Last ächzt).
Also, ich bin mir sicher, dass sehr viele Männer darauf aus sind, zu einem Gesamteindruck von einer möglichen Partnerin zu gelangen, bei dem die körperlichen Reize nicht allein im Vordergrund stehen.
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Rohrspatz grobsinnig und feinschlächtig
Anmeldungsdatum: 25.12.2007 Beiträge: 3877
Wohnort: NRW
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(#1794162) Verfasst am: 13.11.2012, 11:12 Titel: |
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Telliamed hat folgendes geschrieben: | Rohrspatz hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: | Was die Kultur angeht: Bei aller Überzeugung zu Gunsten des Einflusses der Kultur, wir überschätzen diesen mE gerne. Das höchste, was man machen kann, ist das Austauschen alter Schönheitsideale gegen neue, dadurch wird aber das Phänomen "Schönheitsideal" an sich nicht beseitigt. Eine Geselschaft ohne eine Vorstellung von körperlichen Reizen wird schlichtweg in kürzester Zeit (ein Jahrhundert, vielleicht zwei) aussterben, weil sie kaum noch Nachwuchs zur Welt bringt. |
Ich bin gar nicht gegen die Existenz von Schönheitsidealen. Ich bin schließlich auch sehr für Schönheit
Ich hatte mal irgendwo den Vergleich aufgeschnappt: Früher gab es eine Dorfschönheit, also sagen wir mal eine Frau, die aus 500-1000 Frauen heraus ragt. Heute haben wir Supermodels, die weltweit zu den schönsten zählen (sollen) und die dann auch noch retuschiert werden. Die Entfremdung von echten Körpern stört mich an dieser Entwicklung. Aber naja, es lässt sich halt verkaufen. |
Auf der einen Seite "Schönheit" als große Ausnahme unter Hunderten, auf der anderen in @Shadaiks Text "körperliche Reize", ohne die nichts mehr laufen würde. Die körperlichen Reize sind bei zahllosen VertreterInnen des anderen Geschlechts immer da und werden immer anlocken. Die Frage ist doch nur, ob man sich bei seiner Partnersuche an einem Ausnahme-Ideal orientiert. "Und immer lockt das Weib."
Wenn ich so ein Model im Film oder auf dem Plakat sehe, sage ich mir zwar "Tolle Figur!" oder "Hat was" (oder: musste man die offenkundige Doofheit wirklich so zur Schau stellen? ), aber würde ich mit ihr im realen Leben auch nur in einem Small Talk-Gespräch klarkommen? Ganz zu schweigen vom Aufbau einer längeren Beziehung.
(Ich will gar nicht ausschließen, dass es da Überraschungen geben könnte, sich das "Dummchen" als ausgesprochen gewitzte Person herausstellt und nur ich meinen blöden Vorurteilen erlegen war. Gewitzt könnte sie schon dadurch sein, dass sie mit dem Bild ihren Schnitt gemacht haben dürfte, während bei uns der Schreibtischstuhl tagelang unter unserer Last ächzt).
Also, ich bin mir sicher, dass sehr viele Männer darauf aus sind, zu einem Gesamteindruck von einer möglichen Partnerin zu gelangen, bei dem die körperlichen Reize nicht allein im Vordergrund stehen. |
Oh, stimmt, die Unterscheidung zwischen Reiz und Ideal ist tatsächlich wichtig!
Es ist ja nicht so, als würde man den Partner ohne einen bestimmten Makel "mehr" lieben. Man liebt jemanden aus positiven Gründen, alles andere ist halt mitgefangen
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pera auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.07.2009 Beiträge: 4256
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(#1794243) Verfasst am: 13.11.2012, 18:33 Titel: |
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Rohrspatz hat folgendes geschrieben: |
Oh, stimmt, die Unterscheidung zwischen Reiz und Ideal ist tatsächlich wichtig!
Es ist ja nicht so, als würde man den Partner ohne einen bestimmten Makel "mehr" lieben. Man liebt jemanden aus positiven Gründen, alles andere ist halt mitgefangen |
Wobei das Ideal stetigem Wandel unterworfen ist und der Reiz von der Menge der dargebotenen abhängt. Selbst wenn man ganz absieht von "anderen" Werten, dann gibt immer noch ein großes Spektrum von dem was ein Ideal für den einzelnen ausmacht. Z.B. man könnte auf die Idee kommen, dass überdimensionierte Brüste ein MUSS sind um als Frau dem Ideal näherzukommen. Gibt aber auch viel Männer, die gerade das nicht schön finden.
(Ich schreib hier einen Quatsch zusammen, ich glaub ich sammle mich erst mal.)
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vrolijke Bekennender Pantheist

Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46732
Wohnort: Stuttgart
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(#1794248) Verfasst am: 13.11.2012, 18:45 Titel: |
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pera hat folgendes geschrieben: | Rohrspatz hat folgendes geschrieben: |
Oh, stimmt, die Unterscheidung zwischen Reiz und Ideal ist tatsächlich wichtig!
Es ist ja nicht so, als würde man den Partner ohne einen bestimmten Makel "mehr" lieben. Man liebt jemanden aus positiven Gründen, alles andere ist halt mitgefangen |
Wobei das Ideal stetigem Wandel unterworfen ist und der Reiz von der Menge der dargebotenen abhängt. Selbst wenn man ganz absieht von "anderen" Werten, dann gibt immer noch ein großes Spektrum von dem was ein Ideal für den einzelnen ausmacht. Z.B. man könnte auf die Idee kommen, dass überdimensionierte Brüste ein MUSS sind um als Frau dem Ideal näherzukommen. Gibt aber auch viel Männer, die gerade das nicht schön finden.
(Ich schreib hier einen Quatsch zusammen, ich glaub ich sammle mich erst mal.) |
Ich gehöre zu dem Männer die überhaupt nicht auf große Brüste stehen. Überdimensionale schon gar nicht.
Aber wenn es zu den Menschen passt. es gibt wichtigere Kriterien.
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1794250) Verfasst am: 13.11.2012, 18:47 Titel: |
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pera hat folgendes geschrieben: | Rohrspatz hat folgendes geschrieben: |
Oh, stimmt, die Unterscheidung zwischen Reiz und Ideal ist tatsächlich wichtig!
Es ist ja nicht so, als würde man den Partner ohne einen bestimmten Makel "mehr" lieben. Man liebt jemanden aus positiven Gründen, alles andere ist halt mitgefangen |
Wobei das Ideal stetigem Wandel unterworfen ist und der Reiz von der Menge der dargebotenen abhängt. Selbst wenn man ganz absieht von "anderen" Werten, dann gibt immer noch ein großes Spektrum von dem was ein Ideal für den einzelnen ausmacht. Z.B. man könnte auf die Idee kommen, dass überdimensionierte Brüste ein MUSS sind um als Frau dem Ideal näherzukommen. Gibt aber auch viel Männer, die gerade das nicht schön finden.
(Ich schreib hier einen Quatsch zusammen, ich glaub ich sammle mich erst mal.) |
Vor allem: Wir sind hier vom Abnehmen gekommen und bereits bei den großen und weniger großen Brüsten von Frauen. Wenn man noch das mehr oder weniger ausladende Becken hinzunimmt, gelangt man weiter zu der Frage, welche Zonen vor allem durch Gewichtsveränderungen beeinflusst werden.
Und da wieder kommt man zu dem Zusammenhang, dass bei uns Männern die eventuell vorhandene "Bier-Wampe" nicht nur in ästhetischer Hinsicht eine Problemzone darstellt, sondern auch unserer Gesundheit schädlicher ist. Die Gemälde von Eduard von Grützner (1846-1925) geben vor allem damit belastete Mönche wieder, die indes die Illusion erzeugen, dass es denen besser geht als dem Rest der Menschheit. Irrtum: die Groß-Trommelträger reißen eher die Hufe hoch als diejenigen, wo sich das Fett irgendwo anders anlagert.
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astarte Foren-Admin

Anmeldungsdatum: 13.11.2006 Beiträge: 46545
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(#1794255) Verfasst am: 13.11.2012, 18:58 Titel: |
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Telliamed hat folgendes geschrieben: |
Also, ich bin mir sicher, dass sehr viele Männer darauf aus sind, zu einem Gesamteindruck von einer möglichen Partnerin zu gelangen, bei dem die körperlichen Reize nicht allein im Vordergrund stehen. |
Bin ich mir auch sicher. Und auch, dass körperliche Reize, die einen Mann anziehen, sehr oft gar nicht von Model-Ideal-Vorstellungen abhängen. Bei Frauen ist das auch so. Klar ist, dass nicht nur die berühmten "innere Werte" zählen, aber das Äußere ist ja nicht von Wimpernlänge, und die Maße von Brust, Taille, Hüften und Beinlänge. Oder bei Männern, die Größe, der Bizepz, Sixpack und das kantige Kinn.
Es ist auch das Lachen, die Bewegung, Beweglichkeit, der Blickkontakt, die Stimme, der Geruch, die Reaktionen auf den/diejenigen Gegenüber nicht zu vergessen, die Stimmigkeit der Erscheinung, usw.
_________________ Tja
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astarte Foren-Admin

Anmeldungsdatum: 13.11.2006 Beiträge: 46545
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(#1794257) Verfasst am: 13.11.2012, 19:11 Titel: |
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Als Beispiel fällt mir immer das Bauchtanzgrüppchen ein, das ich mal sah. Keine Profis sondern VHS-Kurs.
- Eine schlanke junge Frau. Steif in den Bewegungen, konzentriert auf die einzelnen Bewegungen und Tanzschritte, wenig Selbst- und Körperbewusstsein ausstrahlend, kaum Blickkontakt zu den Zuschauern, angestrengt dreinblickend.
- Eine kleine und sehr runde junge Frau, die Zuschauer an strahlend, beweglich und fließende Bewegungsübergänge, sichtlich Spaß an der Sache. Die war Zauberhaft.
_________________ Tja
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