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Armut und Arbeit. Der Rohstoff Angst.
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Misterfritz
mini - mal



Anmeldungsdatum: 09.03.2006
Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien

Beitrag(#1871965) Verfasst am: 05.10.2013, 10:38    Titel: Antworten mit Zitat

Dorian hat folgendes geschrieben:
Ahriman hat folgendes geschrieben:
Dorian hat folgendes geschrieben:
All das- von den Grundnahrungsmitteln bis zum Theater- müsste jedem frei zugänglich sein. Unabhängig von seinem Geldbeutel, von seinem Arbeits- Einkommen.

Theater - und auch die vielen anderen kulturellen Veranstaltungen - TV-Sendungen wie "Aspekte" berichten davon mit der unausgesprochenen Aufforderung: Geht hin und seht es euch an!
Nun, etwa die tollen Museen da in Berlin, was mich betrifft, es machte keinerlei Unterschied, wären sie auf dem Mars. Sie sind schlicht und einfach unerreichbar.
So berechtigt auch manche Forderungen sein mögen: Sie sind unerfüllbar.
So herum gesehen: Könnte jeder, der nur will, ins Pergamon-Museum gehen, man müßte wegen Überfüllung wohl die Bude schließen. Da kriegste kein Rad an die Erde, sagten wir Jugendlichen, wenn's Gedränge gab.
...


Wie viele andere "Tempel" sind überfüllt, obwohl deren Besuch weit teurer als ein Museums- Besuch ist? Einkaufszentren, Mc Doof, "Erlebnis"- Bäder, Diskotheken...

diese "tempel" scheinen dann aber die bedürfnissse der besucher zu erfüllen, im gegensatz zu theatern, die oftmals nur mit subventionen überleben können.

ich befürchte, auch du lässt bei den von dir genannten primärbedürfnissen die breite masse aussen vor.
_________________
I'm tapping in the dusternis
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Dorian
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Anmeldungsdatum: 26.03.2013
Beiträge: 761

Beitrag(#1871969) Verfasst am: 05.10.2013, 10:52    Titel: Antworten mit Zitat

Ahriman hat folgendes geschrieben:
Dorian hat folgendes geschrieben:
Wie viele andere "Tempel" sind überfüllt, obwohl deren Besuch weit teurer als ein Museums- Besuch ist? Einkaufszentren, Mc Doof, "Erlebnis"- Bäder, Diskotheken...

Das hält sich in Grenzen und ist meist gar nicht so schlimm: Weils davon in jedem Kaff was gibt. Die Berliner Museumsinsel gibts aber nur einmal.


Und weil es sie nur einmal gibt, wollen alle dort hin? Man vergleiche den Ansturm auf Media- Märkte bei Einführung des neuesten I- Pads mit dem "Andrang" bei einer Ausstellungseröffnung auf der Museumsinsel.
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Dorian
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Anmeldungsdatum: 26.03.2013
Beiträge: 761

Beitrag(#1871970) Verfasst am: 05.10.2013, 10:56    Titel: Antworten mit Zitat

Misterfritz hat folgendes geschrieben:
Dorian hat folgendes geschrieben:
Ahriman hat folgendes geschrieben:
Dorian hat folgendes geschrieben:
All das- von den Grundnahrungsmitteln bis zum Theater- müsste jedem frei zugänglich sein. Unabhängig von seinem Geldbeutel, von seinem Arbeits- Einkommen.

Theater - und auch die vielen anderen kulturellen Veranstaltungen - TV-Sendungen wie "Aspekte" berichten davon mit der unausgesprochenen Aufforderung: Geht hin und seht es euch an!
Nun, etwa die tollen Museen da in Berlin, was mich betrifft, es machte keinerlei Unterschied, wären sie auf dem Mars. Sie sind schlicht und einfach unerreichbar.
So berechtigt auch manche Forderungen sein mögen: Sie sind unerfüllbar.
So herum gesehen: Könnte jeder, der nur will, ins Pergamon-Museum gehen, man müßte wegen Überfüllung wohl die Bude schließen. Da kriegste kein Rad an die Erde, sagten wir Jugendlichen, wenn's Gedränge gab.
...


Wie viele andere "Tempel" sind überfüllt, obwohl deren Besuch weit teurer als ein Museums- Besuch ist? Einkaufszentren, Mc Doof, "Erlebnis"- Bäder, Diskotheken...

diese "tempel" scheinen dann aber die bedürfnissse der besucher zu erfüllen, im gegensatz zu theatern, die oftmals nur mit subventionen überleben können.

ich befürchte, auch du lässt bei den von dir genannten primärbedürfnissen die breite masse aussen vor.


Die Konsum- Tempel erfüllen zuallererst Sekundärbedürfnisse. Diese werden durch die Werbe- Industrie künstlich erzeugt. Mir reicht der Bäcker, der Getränke- und Gemüsehändler und der Fleischer. Ich brauche keinen Mac Doof. Du?
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Misterfritz
mini - mal



Anmeldungsdatum: 09.03.2006
Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien

Beitrag(#1871977) Verfasst am: 05.10.2013, 11:13    Titel: Antworten mit Zitat

Dorian hat folgendes geschrieben:
Misterfritz hat folgendes geschrieben:
Dorian hat folgendes geschrieben:
Ahriman hat folgendes geschrieben:
Dorian hat folgendes geschrieben:
All das- von den Grundnahrungsmitteln bis zum Theater- müsste jedem frei zugänglich sein. Unabhängig von seinem Geldbeutel, von seinem Arbeits- Einkommen.

Theater - und auch die vielen anderen kulturellen Veranstaltungen - TV-Sendungen wie "Aspekte" berichten davon mit der unausgesprochenen Aufforderung: Geht hin und seht es euch an!
Nun, etwa die tollen Museen da in Berlin, was mich betrifft, es machte keinerlei Unterschied, wären sie auf dem Mars. Sie sind schlicht und einfach unerreichbar.
So berechtigt auch manche Forderungen sein mögen: Sie sind unerfüllbar.
So herum gesehen: Könnte jeder, der nur will, ins Pergamon-Museum gehen, man müßte wegen Überfüllung wohl die Bude schließen. Da kriegste kein Rad an die Erde, sagten wir Jugendlichen, wenn's Gedränge gab.
...


Wie viele andere "Tempel" sind überfüllt, obwohl deren Besuch weit teurer als ein Museums- Besuch ist? Einkaufszentren, Mc Doof, "Erlebnis"- Bäder, Diskotheken...

diese "tempel" scheinen dann aber die bedürfnissse der besucher zu erfüllen, im gegensatz zu theatern, die oftmals nur mit subventionen überleben können.

ich befürchte, auch du lässt bei den von dir genannten primärbedürfnissen die breite masse aussen vor.


Die Konsum- Tempel erfüllen zuallererst Sekundärbedürfnisse. Diese werden durch die Werbe- Industrie künstlich erzeugt. Mir reicht der Bäcker, der Getränke- und Gemüsehändler und der Fleischer. Ich brauche keinen Mac Doof. Du?

ich brauche auch kein mac doof,
aber darum geht es mir nicht. du machst DICH zum maßstab für die bedürfnisse anderer. und das kann nicht gut gehen...
_________________
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Dorian
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Anmeldungsdatum: 26.03.2013
Beiträge: 761

Beitrag(#1871979) Verfasst am: 05.10.2013, 11:37    Titel: Antworten mit Zitat

Misterfritz hat folgendes geschrieben:
Dorian hat folgendes geschrieben:
Misterfritz hat folgendes geschrieben:
Dorian hat folgendes geschrieben:
Ahriman hat folgendes geschrieben:
Dorian hat folgendes geschrieben:
All das- von den Grundnahrungsmitteln bis zum Theater- müsste jedem frei zugänglich sein. Unabhängig von seinem Geldbeutel, von seinem Arbeits- Einkommen.

Theater - und auch die vielen anderen kulturellen Veranstaltungen - TV-Sendungen wie "Aspekte" berichten davon mit der unausgesprochenen Aufforderung: Geht hin und seht es euch an!
Nun, etwa die tollen Museen da in Berlin, was mich betrifft, es machte keinerlei Unterschied, wären sie auf dem Mars. Sie sind schlicht und einfach unerreichbar.
So berechtigt auch manche Forderungen sein mögen: Sie sind unerfüllbar.
So herum gesehen: Könnte jeder, der nur will, ins Pergamon-Museum gehen, man müßte wegen Überfüllung wohl die Bude schließen. Da kriegste kein Rad an die Erde, sagten wir Jugendlichen, wenn's Gedränge gab.
...


Wie viele andere "Tempel" sind überfüllt, obwohl deren Besuch weit teurer als ein Museums- Besuch ist? Einkaufszentren, Mc Doof, "Erlebnis"- Bäder, Diskotheken...

diese "tempel" scheinen dann aber die bedürfnissse der besucher zu erfüllen, im gegensatz zu theatern, die oftmals nur mit subventionen überleben können.

ich befürchte, auch du lässt bei den von dir genannten primärbedürfnissen die breite masse aussen vor.


Die Konsum- Tempel erfüllen zuallererst Sekundärbedürfnisse. Diese werden durch die Werbe- Industrie künstlich erzeugt. Mir reicht der Bäcker, der Getränke- und Gemüsehändler und der Fleischer. Ich brauche keinen Mac Doof. Du?

ich brauche auch kein mac doof,
aber darum geht es mir nicht. du machst DICH zum maßstab für die bedürfnisse anderer. und das kann nicht gut gehen...


Ich sage, jeder soll überlegen, was er wirklich will- und was ihm die Werbe- Industrie einredet.
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armer schlucker
pleite



Anmeldungsdatum: 09.01.2009
Beiträge: 1233
Wohnort: wo die Hosen Husen haßen und die Hasen Hosen haßen

Beitrag(#1871999) Verfasst am: 05.10.2013, 13:28    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
ch sage, jeder soll überlegen, was er wirklich will- und was ihm die Werbe- Industrie einredet.


Wird schwierig, wenn man sein ganzes Leben von anderen Leuten gesagt bekommt, was man wie zu denken und zu tun hat und dem eigenes Denken und Tun seit der Kindheit ausgetrieben wurde.

Wird ebenfall schwierig, wenn das Umfeld der Werbung hinterherhechelt, da nicht mitzuziehen, dann ist man nämlich Außenseiter, und das gefällt den meisten Leuten nicht (Gruppenverhalten).

Sein Verhalten zu ändern, selbst wenn man merkt, das es schlecht für einen ist, ist auch noch mal ganz schwer, der Mensch hält an einmal eingefahrenen Gewohnheiten sehr lange fest.
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Proletarier aller Länder, macht Schluß!
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Die Philosophen haben die Welt verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an, sie zu verschonen!
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vrolijke
Bekennender Pantheist
Moderator



Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46311
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#1872011) Verfasst am: 05.10.2013, 14:17    Titel: Antworten mit Zitat

armer schlucker hat folgendes geschrieben:
Zitat:
ch sage, jeder soll überlegen, was er wirklich will- und was ihm die Werbe- Industrie einredet.


Wird schwierig, wenn man sein ganzes Leben von anderen Leuten gesagt bekommt, was man wie zu denken und zu tun hat und dem eigenes Denken und Tun seit der Kindheit ausgetrieben wurde.

Wird ebenfall schwierig, wenn das Umfeld der Werbung hinterherhechelt, da nicht mitzuziehen, dann ist man nämlich Außenseiter, und das gefällt den meisten Leuten nicht (Gruppenverhalten).

Sein Verhalten zu ändern, selbst wenn man merkt, das es schlecht für einen ist, ist auch noch mal ganz schwer, der Mensch hält an einmal eingefahrenen Gewohnheiten sehr lange fest.


Ich denke, jeder ist irgendwo "Außenseiter".

Nur Spinner glauben, sie könnten bestimmen "was gut für die Menschheit ist".
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Erich Fromm

Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

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Skeptiker
"I can't breathe!"



Anmeldungsdatum: 14.01.2005
Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#1872014) Verfasst am: 05.10.2013, 14:19    Titel: Re: Freiheit der Arbeit oder des Menschen? Antworten mit Zitat

Dorian hat folgendes geschrieben:
Für mich ist das Problem die Warenproduktion, im Gegensatz zur reinen bedürfnisorientierten Produkt- Produktion. (...)

Wenn nun durch Arbeit Primärbedürfnisse erfüllt werden und dafür Produkte und Dienstleistungen bereit stehen- wozu brauchen wir dann Arbeit, die der Warenproduktion dient?

Waren werden gelagert, um sie bei passendem Preisverhältnis abzustoßen. Wir haben enorme Berge von Waren "auf Lager". Wem nützt das? Wenigen. Nur denen, die sich solche Warenlager leisten können. Und denen tatsächliche Bedürfnisse von Menschen fast gleichgültig sind.
Wer also arbeitet, um Waren herzustellen, arbeitet in gewissem Sinne a- sozial.


Bei deinem Erklärungsversuch, was den Unterschied ausmacht zwischen Waren- und bedürfnisorientierter Produktion fällt dir vor allem das Waren-Lager ein. Einmal sprichst du auch von Waren-Bergen, die auf Lager liegen.

Auf die Idee, dass auch eine Produktion ohne Warenlager und Warenberge eine Warenproduktion sein kann, kommst du erst gar nicht.

Für dich ist Warenproduktion durch ein *Zuviel von Produkten* charakterisiert.

In Wirklichkeit ist es nicht entscheidend, wie groß die Warenmenge ist oder die Menge der gelagerten Waren, sondern die Art und Weise, in der Güter hergestellt werden.

Warenprodukrion heisst zuerst Lohnarbeit, bei der die Arbeit selbst als Ware fungiert. Warenproduktion heisst weiterhin Verwertung des Kapitals durch einen am Markt realisierten Mehrwert. Warenproduktion heisst drittens, dass die am Markt gehandelten Güter und Dienstleistungen einen Doppelcharakter aufweisen: sie sind sowohl Waren als auch Gebrauchsgüter, sind zugleich Tauschwert und Gebrauchswert.

Die Zahl der so produzierten Waren ist wumpe.

Im übrigen sind Warenlager, in denen Waren längere Zeit lagern, nicht profitabel, sondern teuer. Der Kapitalist versucht deshalb, nur solche Waren herstellen zu lassen, die er wahrscheinlich auch absetzen kann, ohne sie lange lagern zu müssen. Insofern lässt der Kapitalist aus seiner Sicht keine Warenberge wachsen, sondern versucht im Gegenteil sogar, ihre Entstehung zu verhindern.

Das Kapital macht auch dann Profit, wenn es weniger Waren profitabler umsetzt und/oder den Ausbeutungsgrad der Arbeitskraft und/oder die Lagerumschlagsgeschwindigkeit steigert und/oder die Transportkosten usw. senkt.

Das Kapital denkt also nicht in Wareneinheiten, sondern in Profiteinheiten, die sich mit Wareneinheiten nicht decken.

Aber ich weiß schon, was du sagen willst. Dein Tenor lautet: "Wozu brauchen wir das alles?"

Is schon klar.

Aber trotzdem kommst auch du um eine wissenschaftlich korrekte Warendefinition nicht herum.

Dorian hat folgendes geschrieben:
Was sind echte, sog. Primär- Bedürfnisse? Solche, die jeder Mensch hat, weil er sonst nicht leben könnte.
Neben Nahrung, Wohnraum, med. Versorgung, Kleidung usw. zähle ich dazu auch Zeit. Muße. Wer ständig keine Zeit hat, wird meist krank. Er kann sogar an Stress sterben- Herzinfarkte sind da wohl das deutlichste Beispiel. Wir haben auch ein Zeit- Konto. In Revolten vergangener Zeiten schossen Arbeiter auch auf Uhren.

Schließlich: gesellschaftliche Teilhabe.
Dazu gehören öffentliche Verkehrsmittel und der Besuch von Einrichtungen wie Schwimmbädern, Bibliotheken, Theatern usw.

All das- von den Grundnahrungsmitteln bis zum Theater- müsste jedem frei zugänglich sein. Unabhängig von seinem Geldbeutel, von seinem Arbeits- Einkommen. Selbst unabhängig davon, ob er überhaupt arbeiten will. Siehe auch Paul Lafargue: "Das Recht auf Faulheit". Das klingt provokant. Ist aber nur natürlich in einer Welt, die weit mehr Menschen ernähren und unterhalten kann, als es Menschen gibt. Menschen wollen übrigens mehrheitlich arbeiten, zur Selbst- Verwirklichung.


Durch die enorme Steigerung der Arbeitsproduktivität in den letzten Jahrhunderten kann der Mensch sowohl weniger Arbeitszeit aufwenden und trotzdem alle seine Bedürfnisse befriedigen, nicht nur die von dir ebenfalls nicht klar definierten "Primärbedürfnisse".

Im übrigen finde ich es asozial, das Recht auf Faulheit zu loben und gleichzeitig darauf zu hoffen, dass nicht alle von diesem Recht auf Faulheit Gebrauch machen werden, weil ja viele für ihre Selbstverwirklichung arbeiten - und dadurch auch für die Selbstverwirklichung der Faulen gleich mit.

Statt dessen wäre die Arbeitszeit für alle zu kürzen und die Arbeit auf alle gleichmäßig zu verteilen.

Lafargue, der Schwiegersohn von Marx, betrachtete im übrigen lediglich die Aspekte der Arbeitszeit und des Konsums, nicht aber die der Produktion und Produktivität. Eine Kritik an der Warenproduktion ist mit so einer verkürzten Betrachtungsweise des Kapitalismus jedoch nicht zu haben.

Dorian hat folgendes geschrieben:
Es geht um die Selbst- Befreiung des arbeitenden Menschen. Darum, dass er sich über seine echten Bedürfnisse klar wird. Und alles unternimmt, was ihn daran hindert, diese Bedürfnisse zu erfüllen. Das hängt auch mit (relativem) Konsumverzicht zusammen. Ignoriere die Werbung- schreib Dir einen Einkaufszettel. ... Und überlege, was und wie lange Du künftig überhaupt noch arbeiten willst.


Wie gesagt: Weniger Arbeiten muss nicht Konsumverzicht bedeuten, weder für das Individuum - Stichwort Lohnhöhe! - noch für die Menschheit, auch wenn diese wenig durchdachte Gleichung noch so oft wieder gekäut wird.
_________________
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Ahriman
Tattergreis



Anmeldungsdatum: 31.03.2006
Beiträge: 17976
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Beitrag(#1872049) Verfasst am: 05.10.2013, 17:19    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe es selbst miterlebt: Die Verkürzung der Wochenarbeitszeit. Was war das für eine Wohltat, am Samstag nur noch 5 Stunden arbeiten zu müssen - und dann endlich gar nicht. Und ich dachte in meinem kindlichen Gemüt, das würde infolge des Fortschrittes und der Steigerung der Produktion nun immer so weiter gehen, ich sah da herrliche Zeiten mit einer Drei-Tage-Woche vor mir. Ja Scheiße war's und kein Honig.
Wenigstens hat die Werbung keine Macht über mich. Oder doch, aber nicht so wie die sich das denken: Vor etzlichen Jahren war da die Werbung für "Fruchtzwerge" im TV, und da tönte einer in die Kamera rein und damit mir ins Gesicht: "Früher oder später kriegen wir dich!" Das hat mich so geärgert, ich habe bis heute noch keinen Fruchtzwerg gegessen. So einen Trotz habe ich da.
Ja, ich habe immer einen Einkaufszettel bei mir. Ich gehöre zu den Leuten, die die Supermarktler hassen: Rein in den Laden, zielsicher hin zum Regal, Artikel ergriffen, direkter Weg zur Kasse und wieder raus. Come in and find out. Komm rein und find wieder raus.
Allerdings, jetzt im Alter, da ich Zeit habe, geschieht es öfter, daß ich ziellos da drin herumlaufe und an Sokrates auf dem Markt von Athen denke: "Wie viele Dinge gibt es doch, die ich nicht brauche!" Unter dem Aspekt geschaut befällt einen großes Staunen.
Oder wer kennt Pearl-Agency? Was die alles für sinn- und nutzloses Zeug anbieten, das haut einen um!
Ich habe übrigens ein großes breites Einkaufszentrum in Zu-Fuß-Reichweite. Der Burger-King da drin ist allerdings pleite gegangen. Und ich bin da mitschuldig...
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Dorian
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Anmeldungsdatum: 26.03.2013
Beiträge: 761

Beitrag(#1872108) Verfasst am: 06.10.2013, 09:01    Titel: Antworten mit Zitat

armer schlucker hat folgendes geschrieben:
Zitat:
ch sage, jeder soll überlegen, was er wirklich will- und was ihm die Werbe- Industrie einredet.


Wird schwierig, wenn man sein ganzes Leben von anderen Leuten gesagt bekommt, was man wie zu denken und zu tun hat und dem eigenes Denken und Tun seit der Kindheit ausgetrieben wurde.

Wird ebenfall schwierig, wenn das Umfeld der Werbung hinterherhechelt, da nicht mitzuziehen, dann ist man nämlich Außenseiter, und das gefällt den meisten Leuten nicht (Gruppenverhalten).

Sein Verhalten zu ändern, selbst wenn man merkt, das es schlecht für einen ist, ist auch noch mal ganz schwer, der Mensch hält an einmal eingefahrenen Gewohnheiten sehr lange fest.


Es ist eine auch eine Frage des Bewusstseins, eine Art gesunder Egoismus. Ich arbeite selbst sehr wenig für Geld. Ich brauche kein Auto oder den neuesten elektronischen Kram.
Gewohnheiten lassen sich ändern, doch nicht über ein "ich gebe etwas auf". Erst durch ein "ich freue mich darauf, etwas zu gewinnen" kann ich die Kraft aufbringen, mein Leben zu ändern.
Wer sich darauf freut, als Nichtraucher kaum noch zu husten, gesünder auszusehen, Speisen mehr zu genießen und auch noch Geld zu sparen- der hat eine Chance, das Rauchen zu lassen.
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Dorian
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Anmeldungsdatum: 26.03.2013
Beiträge: 761

Beitrag(#1889992) Verfasst am: 11.12.2013, 10:58    Titel: Antworten mit Zitat

Ahriman hat folgendes geschrieben:
Ich habe es selbst miterlebt: Die Verkürzung der Wochenarbeitszeit. Was war das für eine Wohltat, am Samstag nur noch 5 Stunden arbeiten zu müssen - und dann endlich gar nicht. Und ich dachte in meinem kindlichen Gemüt, das würde infolge des Fortschrittes und der Steigerung der Produktion nun immer so weiter gehen, ich sah da herrliche Zeiten mit einer Drei-Tage-Woche vor mir. Ja Scheiße war's und kein Honig.
Wenigstens hat die Werbung keine Macht über mich. Oder doch, aber nicht so wie die sich das denken: Vor etzlichen Jahren war da die Werbung für "Fruchtzwerge" im TV, und da tönte einer in die Kamera rein und damit mir ins Gesicht: "Früher oder später kriegen wir dich!" Das hat mich so geärgert, ich habe bis heute noch keinen Fruchtzwerg gegessen. So einen Trotz habe ich da.
Ja, ich habe immer einen Einkaufszettel bei mir. Ich gehöre zu den Leuten, die die Supermarktler hassen: Rein in den Laden, zielsicher hin zum Regal, Artikel ergriffen, direkter Weg zur Kasse und wieder raus. Come in and find out. Komm rein und find wieder raus.
Allerdings, jetzt im Alter, da ich Zeit habe, geschieht es öfter, daß ich ziellos da drin herumlaufe und an Sokrates auf dem Markt von Athen denke: "Wie viele Dinge gibt es doch, die ich nicht brauche!" Unter dem Aspekt geschaut befällt einen großes Staunen.
Oder wer kennt Pearl-Agency? Was die alles für sinn- und nutzloses Zeug anbieten, das haut einen um!
Ich habe übrigens ein großes breites Einkaufszentrum in Zu-Fuß-Reichweite. Der Burger-King da drin ist allerdings pleite gegangen. Und ich bin da mitschuldig...


"Nein danke" sagen heißt: aktiv faul zu sein. Hervorkommen aus der Ecke des Produzierens und Konsumierens, in die wir gedrängt wurden. Muße beanspruchen.
Also vergiss Comfort und komm raus aus dieser Ecke, komm vor!

Die Verweigerung ständigen Fleißes, fortwährender Betriebsamkeit und ewigen Konsums schafft erst jene Muße, welche eigene Ideen gebiert. Beschäftigt sein, keine Zeit haben, das gilt heute als Normalität. Dabei ist Beschäftigung an sich nicht "gut" oder "schlecht", wie auch Faulheit keines von beiden ist. Erst durch das Übermaß von Beschäftigung wie auch von Faulheit kann Schlechtes entstehen.
Das Übermaß an Beschäftigung versus der Mangel an Faulheit sind Symptome einer profitorientierten Gesellschaft. Hier wird das Lebendige und Natürliche einem Abstraktum geopfert. Dem Anhäufen von Gütern und Geld.
Dabei entstehen Paradoxien. Der Mensch wird beschleunigt, legt weitere Strecken zurück. Aber seine eigentlichen Ziele, seine Primärbedürfnisse zu befriedigen, erreicht er nicht schneller oder qualitativ besser. Im Gegenteil. Das öffentliche und individuelle Verkehrs- Unwesen degradiert die Teile seines Körpers, welche eigentlich für die Fortbewegung zuständig sind. Sein Bewegungsapparat ist immer mehr entlastet. Bewegung erfährt der moderne Mensch immer weniger durch seine Füße, und immer mehr durch seinen Popo.
Er sitzt die zu bewältigenden Strecken ab. Mit fatalen Folgen für seine Gesundheit. Übergewicht und Haltungsschäden sind heute normal.
Indem der Mensch also scheinbar "fleißig" ist, wird er doch immer fauler. Und nicht nur körperlich.
Auch das Denken, dieses qual- und lustvolle nach Lösungen ringen, lässt er sich zunehmend abnehmen. Handlungsoptionen werden von Experten berechnet. Der Mensch soll sich nur noch entscheiden. Die Wege sind ausgebaut und gut beschildert. Das verführt zur Denk- Faulheit.
Erkenn- und hörbar auch an unserer Sprache. Der Wortschatz schmilzt. Plastikwörter werden unhinterfragt kopiert. "'Beziehung, Entwicklung, Partner, Identität, Struktur, Strategie,Lösung, Fortschritt, Produktion, Konsum, Ressource,Versorgung, Modernisierung, Innovation" - wer fragt noch danach, was all diese Begriffe bedeuten?
Kurz: unsere Werte stehen Kopf. So sehr, dass es nicht mehr wir sind, die fühlen und denken, sondern die von außen in uns ein- ökonomisierte Ersatzqualität eines kontrollierbaren Seins.
Je weniger wir jedoch betriebsam sind, je mehr wir uns einer ständig zappelnden, schwatzenden, in sich konkurrenzkämperisch orientierten Gesellschaft verweigern, desto mehr haben wir die Möglichkeit, uns selbst zu entdecken und zu entfalten. Um so mehr haben wir dann auch wieder Lust auf Arbeit und Gesellschaft. Weil wir es wollen, nicht weil wir sollen.
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Landei
Gesinnungspolizist



Anmeldungsdatum: 27.02.2011
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Beitrag(#1889994) Verfasst am: 11.12.2013, 11:10    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:

Zu viele Überstunden machen doof und krank

Wer dauerhaft mehr als 40 Stunden pro Woche arbeitet, büßt an Intelligenz und Sprachgewandtheit ein. Auch körperliche Beschwerden werden häufiger, so eine Studie.

Es gibt diesen Typus Mensch, der immer vor allen anderen am Arbeitsplatz ist und auch als letzter das Büro verlässt. Doch mehr arbeiten als nötig ist kein Zeichen von Produktivität und bringt die eigene Karriere auch nicht unbedingt weiter. Eine Studie des Finnish Institute of Occupational Health, die im American Journal of Epidemiology veröffentlicht wurde, zeigt sogar, dass regelmäßige Überstunden alles andere als förderlich sind.


http://www.zeit.de/karriere/2013-11/uebstunden-studie-intelligenz
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Der Islam gehört auf den Müllhaufen der Geschichte. Diese Gotteslehre eines unmoralischen Beduinen ist ein verwesender Kadaver, der unser Leben vergiftet. (Kemal Atatürk)
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Fake
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Anmeldungsdatum: 11.11.2011
Beiträge: 3548

Beitrag(#1890012) Verfasst am: 11.12.2013, 12:31    Titel: Antworten mit Zitat

Murphy hat folgendes geschrieben:
Ich bin der Meinung, sowas soll die Leute verunsichern, um sie zum Kauf anzuspornen - was könnte einen gesunden, anständigen Bürger denn mehr verunsichern, als kurz vor der DriveInBestellung von einem Plakat mit Kindern drauf durch deren Mimik plötzlich an seine Pornosammlung erinnert zu werden?

Wenn ich verunsichert bin, hält mich das vom Kauf eher ab. Andererseits werde ich aber nicht von meiner Pornosammlung verunsichert. Dafür würde ich mich höchstens schämen, wäre mich jemand damit konfrontieren würde, dass er eine viel umfangreichere Sammlung hat! Cool
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Skeptiker
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Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#1890029) Verfasst am: 11.12.2013, 13:09    Titel: Antworten mit Zitat

Dorian hat folgendes geschrieben:
Ahriman hat folgendes geschrieben:
Ich habe es selbst miterlebt: Die Verkürzung der Wochenarbeitszeit. Was war das für eine Wohltat, am Samstag nur noch 5 Stunden arbeiten zu müssen - und dann endlich gar nicht. Und ich dachte in meinem kindlichen Gemüt, das würde infolge des Fortschrittes und der Steigerung der Produktion nun immer so weiter gehen, ich sah da herrliche Zeiten mit einer Drei-Tage-Woche vor mir. Ja Scheiße war's und kein Honig.
Wenigstens hat die Werbung keine Macht über mich. Oder doch, aber nicht so wie die sich das denken: Vor etzlichen Jahren war da die Werbung für "Fruchtzwerge" im TV, und da tönte einer in die Kamera rein und damit mir ins Gesicht: "Früher oder später kriegen wir dich!" Das hat mich so geärgert, ich habe bis heute noch keinen Fruchtzwerg gegessen. So einen Trotz habe ich da.
Ja, ich habe immer einen Einkaufszettel bei mir. Ich gehöre zu den Leuten, die die Supermarktler hassen: Rein in den Laden, zielsicher hin zum Regal, Artikel ergriffen, direkter Weg zur Kasse und wieder raus. Come in and find out. Komm rein und find wieder raus.
Allerdings, jetzt im Alter, da ich Zeit habe, geschieht es öfter, daß ich ziellos da drin herumlaufe und an Sokrates auf dem Markt von Athen denke: "Wie viele Dinge gibt es doch, die ich nicht brauche!" Unter dem Aspekt geschaut befällt einen großes Staunen.
Oder wer kennt Pearl-Agency? Was die alles für sinn- und nutzloses Zeug anbieten, das haut einen um!
Ich habe übrigens ein großes breites Einkaufszentrum in Zu-Fuß-Reichweite. Der Burger-King da drin ist allerdings pleite gegangen. Und ich bin da mitschuldig...


"Nein danke" sagen heißt: aktiv faul zu sein. Hervorkommen aus der Ecke des Produzierens und Konsumierens, in die wir gedrängt wurden. Muße beanspruchen.
Also vergiss Comfort und komm raus aus dieser Ecke, komm vor!

Die Verweigerung ständigen Fleißes, fortwährender Betriebsamkeit und ewigen Konsums schafft erst jene Muße, welche eigene Ideen gebiert. Beschäftigt sein, keine Zeit haben, das gilt heute als Normalität. Dabei ist Beschäftigung an sich nicht "gut" oder "schlecht", wie auch Faulheit keines von beiden ist. Erst durch das Übermaß von Beschäftigung wie auch von Faulheit kann Schlechtes entstehen.
Das Übermaß an Beschäftigung versus der Mangel an Faulheit sind Symptome einer profitorientierten Gesellschaft. Hier wird das Lebendige und Natürliche einem Abstraktum geopfert. Dem Anhäufen von Gütern und Geld.
Dabei entstehen Paradoxien. Der Mensch wird beschleunigt, legt weitere Strecken zurück. Aber seine eigentlichen Ziele, seine Primärbedürfnisse zu befriedigen, erreicht er nicht schneller oder qualitativ besser. Im Gegenteil. Das öffentliche und individuelle Verkehrs- Unwesen degradiert die Teile seines Körpers, welche eigentlich für die Fortbewegung zuständig sind. Sein Bewegungsapparat ist immer mehr entlastet. Bewegung erfährt der moderne Mensch immer weniger durch seine Füße, und immer mehr durch seinen Popo.
Er sitzt die zu bewältigenden Strecken ab. Mit fatalen Folgen für seine Gesundheit. Übergewicht und Haltungsschäden sind heute normal.
Indem der Mensch also scheinbar "fleißig" ist, wird er doch immer fauler. Und nicht nur körperlich.
Auch das Denken, dieses qual- und lustvolle nach Lösungen ringen, lässt er sich zunehmend abnehmen. Handlungsoptionen werden von Experten berechnet. Der Mensch soll sich nur noch entscheiden. Die Wege sind ausgebaut und gut beschildert. Das verführt zur Denk- Faulheit.
Erkenn- und hörbar auch an unserer Sprache. Der Wortschatz schmilzt. Plastikwörter werden unhinterfragt kopiert. "'Beziehung, Entwicklung, Partner, Identität, Struktur, Strategie,Lösung, Fortschritt, Produktion, Konsum, Ressource,Versorgung, Modernisierung, Innovation" - wer fragt noch danach, was all diese Begriffe bedeuten?
Kurz: unsere Werte stehen Kopf. So sehr, dass es nicht mehr wir sind, die fühlen und denken, sondern die von außen in uns ein- ökonomisierte Ersatzqualität eines kontrollierbaren Seins.
Je weniger wir jedoch betriebsam sind, je mehr wir uns einer ständig zappelnden, schwatzenden, in sich konkurrenzkämperisch orientierten Gesellschaft verweigern, desto mehr haben wir die Möglichkeit, uns selbst zu entdecken und zu entfalten. Um so mehr haben wir dann auch wieder Lust auf Arbeit und Gesellschaft. Weil wir es wollen, nicht weil wir sollen.


Wortspiele, Assoziieren, Feuilleton.
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Tarvoc
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Beitrag(#1890133) Verfasst am: 11.12.2013, 21:12    Titel: Re: Freiheit der Arbeit oder des Menschen? Antworten mit Zitat

Dorian hat folgendes geschrieben:
Was sind echte, sog. Primär- Bedürfnisse? Solche, die jeder Mensch hat, weil er sonst nicht leben könnte. Neben Nahrung, Wohnraum, med. Versorgung, Kleidung usw. zähle ich dazu auch Zeit.

Lass mich das zusammenfassen. Das Bedürfnis nach Nahrung ist ein Primärbedürfnis. Das Bedürfnis nach z.B. einem Apfel ist kein Primärbedürfnis (hat nicht jeder Mensch und man kann ohne Äpfel überleben). Das Bedürfnis, sich beim essen nicht zu ekeln, ist ebenfalls kein Primärbedürfnis (man kann auch überleben, ohne dieses Bedürfnis zu befriedigen). Das heißt, wir können den Leuten durchaus auch Kakerlaken zu essen geben, denn überleben kann man davon u.U. auch. So sieht das Resultat deiner "Wirtschaftslehre" aus.
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Wilson
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Beitrag(#1890147) Verfasst am: 11.12.2013, 22:04    Titel: Antworten mit Zitat

Landei hat folgendes geschrieben:
Zitat:

Zu viele Überstunden machen doof und krank

Wer dauerhaft mehr als 40 Stunden pro Woche arbeitet, büßt an Intelligenz und Sprachgewandtheit ein. Auch körperliche Beschwerden werden häufiger, so eine Studie.

Es gibt diesen Typus Mensch, der immer vor allen anderen am Arbeitsplatz ist und auch als letzter das Büro verlässt. Doch mehr arbeiten als nötig ist kein Zeichen von Produktivität und bringt die eigene Karriere auch nicht unbedingt weiter. Eine Studie des Finnish Institute of Occupational Health, die im American Journal of Epidemiology veröffentlicht wurde, zeigt sogar, dass regelmäßige Überstunden alles andere als förderlich sind.


http://www.zeit.de/karriere/2013-11/uebstunden-studie-intelligenz


dann siehts bei mir obenrum ja rosig aus. Cool
hatte ich mal erwähnt, dass ich nur eine halbe stelle habe. und lieber weniger verdiene.
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Dorian
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Beitrag(#1890234) Verfasst am: 12.12.2013, 09:27    Titel: Re: Freiheit der Arbeit oder des Menschen? Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Durch die enorme Steigerung der Arbeitsproduktivität in den letzten Jahrhunderten kann der Mensch sowohl weniger Arbeitszeit aufwenden und trotzdem alle seine Bedürfnisse befriedigen...


Man KÖNNTE weniger arbeiten, meinst Du doch, oder? Wir KÖNNTEN unsere Bedürfnisse befriedigen. Ja, unter bestimmten Voraussetzungen, die jedoch heute nicht gegeben sind.

Weißt Du, wieviel "Arbeitslose" wir uns heute leisten können?

Zitat:
Tatsächlich ist es keineswegs nötig, dass in Deutschland noch 26,5 Millionen unselbstständig Erwerbstätige ihrer Erwerbsarbeit nachgehen. Lothar Späth und der frühere McKinsey-Manager Herbert A. Henzler haben im Jahr 1993 eine Berechnung angestellt: Was würde passieren, schöpfte man das technisch machbare Automationspotenzial in der Bundesrepublik voll aus? Die Antwort: Eine Arbeitslosigkeit von 38 Prozent wäre normal. Eindrucksvoll bestätigte eine weitere Studie der Universtität Würzburg im Jahr 1998 die Annahme der Autoren: Allein im Bankensektor liegt das Automationspotenzial bei mehr als 60 Prozent, im Handel immer noch bei mehr als der Hälfte des gegenwärtigen Beschäftigungsstands. In diesen und vielen anderen Sektoren ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Potenziale ausgenutzt werden.
Die Kräfte, die sich am Vollerwerbsmodell festkrallen, rechnen mit Wundem. Umverteilung der Arbeit soll das Schlimmste verhindern. Das ist schon oberflächlich betrachtet grober Unfug. Selbst in längst vergangenen Zeiten, als die meisten Menschen nur stupide, leicht einstudierbare Arbeit in Fabriken leisteten, ließ sich das kaum realisieren. Wenn Arbeit aber vor allem geistige Tätigkeit ist, also Wissensarbeit - wie sollte Umverteilung dann funktionieren? Durch Gehirntransplantationen?

http://www.brandeins.de/archiv/2005/arbeiten/der-lohn-der-angst.html

Das Verschwinden von Arbeitsplätzen ist kein Fluch, sondern ein Segen. Ich bestimme mich nicht über meinen Arbeitsplatz. Die meisten Arbeitsplätze verhindern die Entfaltung des Menschen.
Wer kann schon selbst bestimmen, was und wie er arbeiten will? Dem Menschen keinerlei Kompetenz darüber zuzugestehen, selbst über seine Arbeit entscheiden zu können, das ist menschenverachtend.

Sascha Liebermann sagt in dem hier verlinkten Beitrag: "Die Voraussetzung dafür, dass wir ein bedingungsloses Grundeinkommen bezahlen können, ist, dass wir akzeptieren, dass der Bürger weiß, was ihm gut tut. Und dazu müssen wir in Deutschland erst einmal den Bürger - den Citoyen - als eigenständig handelndes Wesen begreifen."

Wer heute davon schwafelt, dass ja genug Arbeit da sei- oder dass man die schwindende Arbeit bei Arbeitszeitverkürzung nur gerecht verteilen müsse, hat den Gong noch nicht gehört.

Zitat:
Das Gerede von der Arbeit als einzigem Sinnstifter unserer Existenz ist ein "Herrschaftsinstrument", wie Ralf Dahrendorf schon vor mehr als zwei Jahrzehnten erkannte: Nicht um die Arbeit gehe es den Machthabern, sondern um sich selbst, um die Möglichkeit, den Reichtum der Bürger so zu verteilen, wie es ihnen passt. Deshalb sind die Mächtigen um die Arbeit besorgt, sagt Dahrendorf: "Wenn sie ausgeht, verlieren die Herren der Arbeitsgesellschaft das Fundament ihrer Macht."


Menschen, die ständig arbeiten müssen, reden sich ihre Welt gern schön. Sie wollen, was sie sollen. Die Sklaven machen sich ein Bewusstsein, das ihrer Befindlichkeit entspricht.

Die Schweiz hat nun beschlossen, dass es einen Volksentscheid über das bedingungslose Grundeinkommen geben wird. Mal sehen, wie "verrückt" die Schweizer sind.
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Wilson
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Beitrag(#1890280) Verfasst am: 12.12.2013, 13:34    Titel: Antworten mit Zitat

jetzt sitzt vor dem ehrenwerten großkaufmannsladen oder von mir aus konzern "netto" auch schon so ein südeuropäischer hungerleider rum. relativ jung. nicht mal mehr in ruhe einkaufen kann man.
naja, lange wird er es sowieso nicht machen. der laden befindet sich an einer sehr stark befahrenen strasse, die luft ist total verpestet. da holt er sich krebs oder eine copd oder noch was anderes. wenn er glück hat 20 euro.
der hockt auf dem boden bei der kälte statt zu arbeiten oder sein land aufzubauen. wo er doch so ein vorbildliches beispiel vor augen hat- netto.
ehrenwerte karrieren, die die gesellschaft voranbringen und damit jeden einzelnen, oder umgekehrt.
nun ja, es dauert zwar ein bisschen, aber bald ist der penner tot, abgekratzt. wie viele andere auch.
oh pardon, ist das jetzt menschenunwürdig? oder sagt man sowas einfach nur nicht?
ist doch völlig egal. ob ich hier nichts schreibe, hunderte einlassungen tätige, ihn assi, schmarotzer oder armen teufel nenne oder mir überlege, was ihm wohl passiert sein möge.
da glotzt man im kino filme über schicksale, ist berührt, kanns verstehen... dem, der da sitzt, ist ja auch was widerfahren aber nein, das ist ja kein mensch wie man selbst, die rumänen haben doch keine gefühle....
man latscht vorbei. ekelhaft.
laber laber laber.
und wenn er dann ins krankenhaus kommt, dann hat er eine schwere, so richtig bösartige, restistente tbc mit der er schon ewig rumläuft und die leute in der u-bahn angesteckt hat. tja.
deswegen sollte sein schicksal auch wichtig sein.

das gilt übrigens auch für die nutten. oh pardon sexworker.

Neuer WHO Bericht: Resistente Tuberkulose eine große Herausforderung
https://www.one.org/de/blog/2013/10/29/neuer-who-bericht-resistente-tuberkulose-eine-grosse-herausforderung/
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Tarvoc
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Beitrag(#1890338) Verfasst am: 12.12.2013, 19:19    Titel: Re: Freiheit der Arbeit oder des Menschen? Antworten mit Zitat

Dorian hat folgendes geschrieben:
Das Verschwinden von Arbeitsplätzen ist kein Fluch, sondern ein Segen.

Aber nicht unter diesen gesellschaftlichen Verhältnissen. Wobei ich natürlich schon mitbekommen habe, dass du materielles Elend geradezu glorifizierst.
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sünnerklaas
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Beitrag(#1890621) Verfasst am: 14.12.2013, 12:19    Titel: Antworten mit Zitat

Hier gibt es einen sehr interessanten Artikel zum Thema Einwanderung von Arbeitskräften in die Schweiz:


Wir riefen Arbeitskräfte, und es kamen viele Menschen

Sehr interessant ist dabei dieser Abschnitt:

Zitat:
Um es unmissverständlich zu sagen: Die Schweizer Wirtschaft ist auf Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen, auf hoch qualifizierte, aber auch auf weniger gut qualifizierte. Das Anliegen ist legitim, und es ist im Interesse der überwiegenden Mehrheit unserer Bevölkerung. Dass unsere Wirtschaft blüht, hat auch damit zu tun, dass wir innert nützlicher Frist talentierte Leute aus dem Ausland anwerben können – im Übrigen nicht nur aus Deutschland oder England, sondern eben auch aus Amerika oder Israel. Alle wissen, dass uns die Personenfreizügigkeit mit Bulgarien (oder Kroatien) dagegen kaum etwas bringt, auch das ist ein Kompromiss, den man mit der EU geschlossen hat. Doch das muss nicht in Stein gemeisselt bleiben. Es gibt ein Leben nach der EU.

Ich habe lange die freie Personenfreizügigkeit mit der EU unterstützt, und ich tue es im Prinzip nach wie vor. Was aber derzeit in der Realität abläuft, ist nicht nachhaltig. Dieses angeblich liberale Regime, das tatsächlich einen internen ­EU-Arbeitsmarkt gegen aussen abschottet und uns zwingt, die Opfer der verfehlten Euro-Politik im Süden Europas unbeschränkt aufzunehmen, ist politisch auf längere Sicht nicht zu halten. Unsere Bevölkerung macht das nicht mit. Längst sind die unerwünschten Nebenwirkungen zu augenfällig.


Die Situation in Deutschland ist ähnlich. Nur kann man es hier nicht wagen, derartigen Klartext zu sprechen - viel zu viele Inländer profitieren nämlich erheblich von der Zuwanderung aus Südosteurpa. Von dort kommen die billigen und z.T. gut ausgebildeten Arbeitskräfte, die man immer haben wollte. Dies hat man aber nicht gewagt, auszusprechen, dass man allein darauf abzielte - v.a. nachdem klar wurde, dass Niedrigstlöhne und Zeitarbeit in Verbindung mit der Aufstockerei auf längere Sicht keine Zukunft haben. Der Ball liegt bei den Arbeitgebern und deren Wirtschaftsverbänden. Die waren's doch, die vehement auf das Öffnen der Grenzen pochten, um das Arbeitskräfterevervoir und die Absatzmärkte zu erschließen.
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Uriziel
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Beitrag(#1890839) Verfasst am: 15.12.2013, 01:54    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:

Wo fängt Manipulation an, illegitim zu werden?


" Sobald es um Kohle/Geld geht ", wage ich mal zu behaupten ... ... ... also überall im Kapitalismus.
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Kival
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Beitrag(#1890852) Verfasst am: 15.12.2013, 02:36    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Murphy hat folgendes geschrieben:
Die Leute sollen sich frei und gewollt für etwas entscheiden und nicht genötigt oder oder von Angst getrieben handeln.
Sehe ich auch so. Angsterzeugung ist Gift in der Werbung. Und grundsätzlich sowieso eine fragwürdige Methode.
Versicherungen arbeiten seit Jahrzehnte damit.

Spricht man die Angst an oder das Sicherheitsbedürfnis? Wo fängt Manipulation an, illegitim zu werden?


Ich finde fast immer. Halt nicht unbedingt illegal.
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Dorian
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Beitrag(#1891089) Verfasst am: 16.12.2013, 11:21    Titel: Antworten mit Zitat

Wilson hat folgendes geschrieben:
jetzt sitzt vor dem ehrenwerten großkaufmannsladen oder von mir aus konzern "netto" auch schon so ein südeuropäischer hungerleider rum. relativ jung. nicht mal mehr in ruhe einkaufen kann man.
...


Früher hießen Läden, die heute die Namen großer Discounter tragen, noch sehr korrekt "Kolonialwaren". Man hätte schon damals organisieren müssen, dass diejenigen, welche für uns sterben, das dort tun, wo wir einkaufen. So wären uns auch heute die versteckten Kosten unseres Wohlstands bewusst.
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herzgeist
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Beitrag(#1892263) Verfasst am: 20.12.2013, 15:48    Titel: Antworten mit Zitat

Gestern gesehen:

Zitat:
Rollstuhlfahrer: Wie der Staat Behinderte arm hält

von Tamara Anthony

Nancy Poser hat im Job viel erreicht. Sie ist Richterin am Amtsgericht in Trier. Eine Überfliegerin nennen sie viele. Jura-Prädikatsexamen, 1,0 im Abitur. Jedem anderen stünde damit eine tolle Karriere bevor. Bei Nancy Poser ist das anders: Denn die Richterin hat Muskelschwäche, braucht 24 Stunden am Tag Hilfe. Doch diese Assistenz im Alltag muss sie quasi selbst bezahlen. Ihr Richtergehalt wird dafür herangezogen. Nur etwas mehr als ein Sozialhilfeempfänger darf sie behalten.

Auch darf sie kein Geld ansparen oder erben. Sobald sie mehr als 2.600 Euro auf dem Konto hat, wird ihr das abgezogen und für die krankheitsbedingte Hilfe verwendet. "Was mich am meisten stört ist, egal was ich im Leben mache, egal wie sehr ich mich anstrenge, ich werde nicht die Chancen haben, die ein anderer Mensch hat", sagt Nancy Poser. Obwohl sie also einen guten Job hat, wird sie nie Geld zurücklegen können für große Ausgaben wie etwa eine Kreuzfahrt, Reparaturen an der Wohnung oder für die Altersvorsorge. (...)

(Quelle: http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2013/behinderte117.html)

Die Richterin sagte im Video sinngemäß, wenn sie sich einfach den ganzen Tag auf die Terrasse legen würde, hätte sie summa summarum im Monat genau soviel Geld zum Leben wie bei ihrem derzeitigen Job, ohne dass sich ihr Leben ändern würde, weil dann das Sozialamt alles übernehmen müsste.
Stellt sich mir die Frage, wie weit es wirklich ernst gemeint ist mit der Gleichstellung dieser Gruppe von Behinderten, wenn es für sie finanziell betrachtet keinen Sinn macht, ihre Arbeit auch auszuüben.
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fwo
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Beitrag(#1892270) Verfasst am: 20.12.2013, 17:12    Titel: Antworten mit Zitat

herzgeist hat folgendes geschrieben:
....
Stellt sich mir die Frage, wie weit es wirklich ernst gemeint ist mit der Gleichstellung dieser Gruppe von Behinderten, wenn es für sie finanziell betrachtet keinen Sinn macht, ihre Arbeit auch auszuüben.

Frag einen Arbeitslosen, und er wird dir erzählen, dass Arbeiten mehr als einen finanziellen Sinn hat, Arbeiten ist eine Teilhabe an der Gesellschaft. Das wird der Frau ermöglicht. Und das ist die Gleichstellung, um die es geht. Was sie bekommt, ist die Grundsicherung, die bei ihr die Kosten für einen Pfleger beinhaltet, und es ist dann genauso wie bei allen anderen, die die staatliche Grundsicherung in Anspruch nehmen, die auch erst dann "Reichtümer" ansammeln können, wenn die eigenen Einnahmen über diese Grundsicherung hinaus gehen. Das ist Gleichstellung. Gleichstellung kann nicht heißen: Der Staat ermöglicht dir deine finanziellen Träume.

Sie hat sich dabei einen Job ausgesucht, in dem man auch ohne Behinderung nicht wirklich reich wird. Wenn sie sich selbständig machte, könnte sie in die Gelegenheit kommen, soviel zu verdienen, dass trotz ihrer Ganztagespflege noch Geld zum Zurücklegen bliebe.

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Beitrag(#1892282) Verfasst am: 20.12.2013, 18:44    Titel: Antworten mit Zitat


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Dorian
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Beitrag(#1892285) Verfasst am: 20.12.2013, 18:53    Titel: Antworten mit Zitat

immanuela hat folgendes geschrieben:


Richtig. Freiheit gibt es nur unter Gleichen. Das scheint unserem Bundespräsi, dem alten Gauckler, noch nicht aufgefallen zu sein. Der faselt immer von Freiheit...
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Beitrag(#1892288) Verfasst am: 20.12.2013, 19:01    Titel: Antworten mit Zitat

Dorian hat folgendes geschrieben:
immanuela hat folgendes geschrieben:


Richtig. Freiheit gibt es nur unter Gleichen. Das scheint unserem Bundespräsi, dem alten Gauckler, noch nicht aufgefallen zu sein. Der faselt immer von Freiheit...


Freiheit ist nicht nur, tun zu können was man will, sondern gemeinsam auch die Mittel zu haben, um die Ziele zu erreichen, die man zur gemeinsamen Freude und in Freundschaft erreichen will.

Sehr schönes Bild, immanuela!
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Dorian
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Beitrag(#1892785) Verfasst am: 22.12.2013, 18:50    Titel: Antworten mit Zitat

herzgeist hat folgendes geschrieben:
Gestern gesehen:

Zitat:
Rollstuhlfahrer: Wie der Staat Behinderte arm hält

von Tamara Anthony

Nancy Poser hat im Job viel erreicht. Sie ist Richterin am Amtsgericht in Trier. Eine Überfliegerin nennen sie viele. Jura-Prädikatsexamen, 1,0 im Abitur. Jedem anderen stünde damit eine tolle Karriere bevor. Bei Nancy Poser ist das anders: Denn die Richterin hat Muskelschwäche, braucht 24 Stunden am Tag Hilfe. Doch diese Assistenz im Alltag muss sie quasi selbst bezahlen. Ihr Richtergehalt wird dafür herangezogen. Nur etwas mehr als ein Sozialhilfeempfänger darf sie behalten.

Auch darf sie kein Geld ansparen oder erben. Sobald sie mehr als 2.600 Euro auf dem Konto hat, wird ihr das abgezogen und für die krankheitsbedingte Hilfe verwendet. "Was mich am meisten stört ist, egal was ich im Leben mache, egal wie sehr ich mich anstrenge, ich werde nicht die Chancen haben, die ein anderer Mensch hat", sagt Nancy Poser. Obwohl sie also einen guten Job hat, wird sie nie Geld zurücklegen können für große Ausgaben wie etwa eine Kreuzfahrt, Reparaturen an der Wohnung oder für die Altersvorsorge. (...)

(Quelle: http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2013/behinderte117.html)

Die Richterin sagte im Video sinngemäß, wenn sie sich einfach den ganzen Tag auf die Terrasse legen würde, hätte sie summa summarum im Monat genau soviel Geld zum Leben wie bei ihrem derzeitigen Job, ohne dass sich ihr Leben ändern würde, weil dann das Sozialamt alles übernehmen müsste.
Stellt sich mir die Frage, wie weit es wirklich ernst gemeint ist mit der Gleichstellung dieser Gruppe von Behinderten, wenn es für sie finanziell betrachtet keinen Sinn macht, ihre Arbeit auch auszuüben.


Oft ist es die Not, welche Menschen Wahrheiten erkennen lässt. Diese Richterin erfährt täglich, dass Recht und Gerechtigkeit selten zusammenkommen.
Dass wir in einem "Rechtsstaat" leben, hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun. Eher mit bürokratisch verbrämter Ungerechtigkeit.
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herzgeist
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Beitrag(#1893393) Verfasst am: 26.12.2013, 05:44    Titel: Antworten mit Zitat

Mir ist schon klar, dass eine 24-Stunden-Betreuung eine Menge Geld kostet. Aber ich empfinde es nicht als gerecht, dass jemand, der Vollzeit arbeitet und ohne eigenes Verschulden hohe monatliche Pflegekosten aufbringen muss, keinen Unterschied spürt, ob er nun 60 Stunden in der Woche arbeitet oder 20 oder 0. Würde es nicht z.B. reichen, wenn 80-90% des Einkommens zur Bewältigung der Pflegekosten herangezogen würden? So bliebe wenigstens noch ein kleiner "Mehrgewinn", und die finanzielle Motivation, auch in der Zukunft weiterhin zu arbeiten, würde wenigstens nicht völlig untergraben. Diese Regelung müsste natürlich dann auch für alle anderen Berufsgruppen getroffen werden.
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