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Diskussion ueber akademische Titel

 
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Margrethe
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Anmeldungsdatum: 26.03.2013
Beiträge: 6107

Beitrag(#2055576) Verfasst am: 14.05.2016, 06:31    Titel: Antworten mit Zitat

Ehrenkäsig ist sie auch noch.

Wir erfahren also, dass ihre erste Amtshandlung im Sprechen einiger Grußworte bei der Jahreshauptversammlung des Maschinenrings Maintauber bestand.

Maschinenringe handeln bei ihren Jahreshauptversammlung i.d.R. wichtigere Dinge als die Sorgen einer frisch gewählten Zahnärztin ab, die ihre Praxis neu organisieren muss ...
http://www.fnweb.de/region/main-tauber/lauda-konigshofen/roland-schneider-zum-neuen-vorsitzenden-gewahlt-1.2750117
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DonMartin
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Anmeldungsdatum: 13.08.2013
Beiträge: 6817

Beitrag(#2055583) Verfasst am: 14.05.2016, 08:15    Titel: Antworten mit Zitat

jetzt könnte man auf die gemeine Idee kommen, mal ihren Dr zu überprüfen.
Obwohl bei Medizinern mangels Masse meist nicht viel zu holen ist.
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Margrethe
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Anmeldungsdatum: 26.03.2013
Beiträge: 6107

Beitrag(#2055588) Verfasst am: 14.05.2016, 09:04    Titel: Antworten mit Zitat

DonMartin hat folgendes geschrieben:
jetzt könnte man auf die gemeine Idee kommen, mal ihren Dr zu überprüfen.
Obwohl bei Medizinern mangels Masse meist nicht viel zu holen ist.


Hihi ... den hat sie, glaube ich, in Würzburg gemacht.

Aber ein Nachtrag zu der Szene um die Klosterkirche, deren Abfackeln sie befürchtet, wenn im Klostergebäude Flüchtlinge untergebracht würden. In dem Video, das die Tante zeigt, als sie sich die Sorgen des Ortsvorstehers anhört, kommt das so rüber, als wolle man aus dem Klosterbäude alte Menschen ausquartieren, um dort Flüchtlinge einzuquartieren. Ganz so ist es natürlich nicht. In diesem Klostergebäude ist derzeit noch ein Altenheim untergebracht. Und wie es bei so alten Gemäuern halt ist: die Anpassungsmöglichkeiten an moderne Bedürfnisse der Altenpflege sind begrenzt. Weil das so ist, wurden bei uns hier die mittelalterlichen Gemäuer des Altenheimes geräumt und ein funkelnagelneuer Bau erstellt, und deswegen wird jetzt auch das Altenheim in Gerlachsheim geräumt und in einen Neubau umgezogen. Der Umzug der Altenheimbewohner vom Kloster ins neue Heim soll demnächst bevorstehen.
Ich gehe jetzt mal, ohne das recherchiert zu haben, davon aus, dass die Klosteranlage - wie bei vielen säkularisierten Barockklöstern - heute Eigentum des Landes Baden-Württemberg ist. Bei einem Kloster, in dem derzeit noch ein Altenheim untergebracht ist, kriegen die in Stuttgart natürlich riesengroße Segelohren: es gibt wohl kaum eine Immobilie, die mit geringerem Aufwand an Zeit und Geld für die Unterbringung von Flüchtlingen herzurichten ist. Bei uns hier wurde deswegen auch ein seit mehreren Jahren leerstehendes Altenpflegeheim ratzfatz wiederbelebt. Sogar die Brandschutzanlagen sind schon da - weil es in Altenheimen bekanntermaßen relativ häufig kokelt.

Und diese AfD-Tusse weiss nichts gescheiteres, als davon zu quaken, die schöne Klosterkirche sei in Gefahr, abgefackelt zu werden ...
Der Gemeinderat ist allerdings bis jetzt noch ohne ihre Amtshilfe ausgekommen, jedenfalls wird sie in dem nachfolgend verlinkten Artikel auch nicht erwähnt:

http://www.fnweb.de/region/main-tauber/lauda-konigshofen/forderung-nach-konzept-fur-nachnutzung-1.2766094

Und guck da: so isses, sie sind mit dem Neubau nur ein bisschen im Verzug.
http://www.fnweb.de/region/main-tauber/lauda-konigshofen/konigshofen-erhalt-ein-seniorenheim-1.239968

Übrigens: die Basilika in Weingarten steht trotz der Flüchtlinge im Kloster immer noch, ebenso wie das Kloster Oggelsbeuren.

Das hier ist übrigens der Artikel der Stuttgarter Zeitung, auf den sich Drexler bei der netten Begegnung im Landtagsfoyer höchstwahrscheinlich bezogen hat:
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.landtagswahl-baden-wuerttemberg-das-sind-die-23-abgeordneten-der-afd-page1.073402f5-e071-47a9-b4c8-75de9db55e3f.html

Und hier noch eine etwas ausführlichere Stellungnahme Wolfgang Drexlers zu seiner Haltung:
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/wolfgang-drexler-verweigert-afd-frau-christina-baum-handschlag-14229053.html


Zuletzt bearbeitet von Margrethe am 14.05.2016, 11:58, insgesamt 2-mal bearbeitet
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sünnerklaas
Mietzekatzenkater - treibt den Kessel



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Beitrag(#2055600) Verfasst am: 14.05.2016, 11:50    Titel: Antworten mit Zitat

DonMartin hat folgendes geschrieben:
jetzt könnte man auf die gemeine Idee kommen, mal ihren Dr zu überprüfen.
Obwohl bei Medizinern mangels Masse meist nicht viel zu holen ist.


Die ist Dr.med.dent. Das entspricht von den Anforderungen her einer Diplom- bzw. heute einer Masterarbeit. Kurz gesagt: der Dr.-Titel ist eigentlich nur Kosmetik, mit dem der Name aufgehübscht wird und man sich ursprünglich von den Dentisten, die Zahnmedizin noch als Handwerk gelernt haben, abgegrenzt hat.
In Österreich kann man sich mit dem Dr.med.dent nicht einmal habilitieren.

Ich finde es ja immer lustig, dass diejenigen, die bei den "Dissertationen" die geringsten Anforderungen haben, am lautstärksten mit dem Namenszusatz "Doktor" daher kommen: Lehrer, Ärzte, Juristen. Bei denjenigen, die einen "Großen Doktor", also einen Dr.rer.nat, Dr.phil oder Dr.Ing gemacht haben, ist das nicht der Fall. Aber diese Doktortitel macht man ja auch nicht, die erleidet man. zwinkern
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tillich (epigonal)
hat Spaß



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Beitrag(#2055602) Verfasst am: 14.05.2016, 12:04    Titel: Antworten mit Zitat

sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
Ich finde es ja immer lustig, dass diejenigen, die bei den "Dissertationen" die geringsten Anforderungen haben, am lautstärksten mit dem Namenszusatz "Doktor" daher kommen: Lehrer, [...]

Weder habe ich das erlebt, das promovierte Lehrer darum höheres Aufheben machen als andere Leute, noch kann ich erkennen, inwiefern sie bei Dissertationen andere Anforderungen haben sollten als andere Leute. Wenn man in den Geisteswissenschaften promoviert, macht es keinen Unterschied, ob man (nach NRW-Studienordnungen) einen reinen Fach-Magister/Master oder einen für die gymnasiale Oberstufe befähigenden Lehramts-Abschluss hat; bei einem anderen Lehramts-Abschluss muss man vorher noch zusätzliche Scheine machen. Also, was bringt dich darauf?
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Margrethe
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Beitrag(#2055603) Verfasst am: 14.05.2016, 12:06    Titel: Antworten mit Zitat

sünnerklaas hat folgendes geschrieben:

Die ist Dr.med.dent. Das entspricht von den Anforderungen her einer Diplom- bzw. heute einer Masterarbeit. Kurz gesagt: der Dr.-Titel ist eigentlich nur Kosmetik, mit dem der Name aufgehübscht wird und man sich ursprünglich von den Dentisten, die Zahnmedizin noch als Handwerk gelernt haben, abgegrenzt hat.


Nur der Vollständigkeit halber: es ist seit langem bekannt, dass das Niveau medizinischer und zahn-medizinischer Doktorarbeiten sehr oft - wie sag' ich's vorsichtig - ziemlich niedrigschwellig ist und diese Dissertationen schon von Zeitaufwand und Umfang her zumeist nicht an den Leistungsnachweis heranreichen, der von anderen Naturwissenschaftlern in ihren Diplomarbeiten verlangt wird. Zu "meiner Zeit", und die liegt inzwischen ein paar Jahrzehnte zurück, haben wir uns darüber schon mokiert: manch einer von den Medizinern hat seine Dissertation binnen 6 Wochen zusammengewurschtelt, unsereiner dagegen sich drei oder vier Semester inklusive der Semesterferien dafür die Nächte um die Ohren geschlagen. Dass es aber auch rühmliche Ausnahmen gibt, die die Regel bestätigen, sollte nicht unerwähnt bleiben: es gibt tatsächlich Mediziner und Zahnmediziner, die jahrelang an ihren Doktorarbeiten sitzen und dabei auch zu neuen, teils sogar bahnbrechenden Erkenntnissen gelangen. Wer Promotionsstipendien vergibt, der verlangt auch, dass dabei am Ende was rauskommt. Auch wer z.B. in der Pharma-Industrie einsteigen will, braucht es mit einer hingehuschten Dissertation gar nicht erst zu versuchen, die angepeilten Arbeitgeber lesen sie sehr kritisch und sehr genau. Dasselbe gilt auch für, die eine Universitätslaufbahn einschlagen wollen.


Zuletzt bearbeitet von Margrethe am 14.05.2016, 13:21, insgesamt einmal bearbeitet
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fwo
Caterpillar D9



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Beitrag(#2055606) Verfasst am: 14.05.2016, 13:13    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
Ich finde es ja immer lustig, dass diejenigen, die bei den "Dissertationen" die geringsten Anforderungen haben, am lautstärksten mit dem Namenszusatz "Doktor" daher kommen: Lehrer, [...]

Weder habe ich das erlebt, das promovierte Lehrer darum höheres Aufheben machen als andere Leute, noch kann ich erkennen, inwiefern sie bei Dissertationen andere Anforderungen haben sollten als andere Leute. Wenn man in den Geisteswissenschaften promoviert, macht es keinen Unterschied, ob man (nach NRW-Studienordnungen) einen reinen Fach-Magister/Master oder einen für die gymnasiale Oberstufe befähigenden Lehramts-Abschluss hat; bei einem anderen Lehramts-Abschluss muss man vorher noch zusätzliche Scheine machen. Also, was bringt dich darauf?

Was mich an sünnerklaasens Satz auch befremdet, ist die Berufsbezeichnung Lehrer, die in keinen Zusammenhang zm Fach steht. Zwischen den Fächern gibt es sehr wohl Unterschiede, so ist auch den Doktorvätern in der Medizin klar, dass 1. die Medizin mehr ein Handwerk ist als eine Wissenschaft und 2. das Dr. vor dem Namen eigentlich nur dazu dient, die Kundschaft vertrauensvoll eintreten zu lassen und die Anrede nicht dauernd abwehren zu müssen; für sehr viele Leute ist immer noch - zumindest gefühlsmäßig - Arzt und Doktor synonym.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass wissenschaftliche Arbeiten von Medizinern regelmäßig diese Bezeichnung nicht verdienen.

Ein Ranking zwischen den anderen Fächern kann ich mangels eigener Erfahrung nicht aufstellen. Ich weiß nur, dass es auch da eine breite Streuung gibt. Selbst in einem Fach wie Physik muss man sich - hinreichender Einblick in die Thematik vorausgesetzt - die einzelne Arbeit ansehen, um sagen zu können, was dieser DR. "wert" ist.

Aber zum Thema Lehrer kann ich sünnerklaasens Erfahrung insofern bestätigen, als wir auch so ein Exemplar an der Schule hatten, dass sehr viel Wert auf diese Anrede legte. Allerdings äußerte er bei mir nach kurzer Zeit den Wunsch, dass ich ihn bitte ohne Titel anreden solle - das Doktor aus meinem Mund war ihm etwas zu nasal, zu betont und gedehnt. zwinkern
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sünnerklaas
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Beitrag(#2055615) Verfasst am: 14.05.2016, 13:50    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
Ich finde es ja immer lustig, dass diejenigen, die bei den "Dissertationen" die geringsten Anforderungen haben, am lautstärksten mit dem Namenszusatz "Doktor" daher kommen: Lehrer, [...]

Weder habe ich das erlebt, das promovierte Lehrer darum höheres Aufheben machen als andere Leute, noch kann ich erkennen, inwiefern sie bei Dissertationen andere Anforderungen haben sollten als andere Leute. Wenn man in den Geisteswissenschaften promoviert, macht es keinen Unterschied, ob man (nach NRW-Studienordnungen) einen reinen Fach-Magister/Master oder einen für die gymnasiale Oberstufe befähigenden Lehramts-Abschluss hat; bei einem anderen Lehramts-Abschluss muss man vorher noch zusätzliche Scheine machen. Also, was bringt dich darauf?


Ich kenne so einige Fälle, in denen Leute es erfolgreich geschafft haben, sich um den Diplom-Studiengang zu drücken, um durch die Hintertür an einen "Dr." zu kommen. Das ging früher nämlich ganz einfach: Lehramtsstudium (Sek I oder Sek II) mit im Vergleich zum Diplomstudium im Fach stark reduziertem Curriculum. Dann Erstes Staatsexamen und danach erst mal nicht ins Referendariat, sondern sich eine Dissertations-Stelle als Wimi im Fach "besorgen". Dort hatte man keine Ahnung - davon aber sehr viel - und hat andere die Arbeit machen lassen. Ich habe da so einige sehr ausgeprägte Nassauer-Gestalten kennen lernen "dürfen". Waren alles Staatsexamler und fachlich gesehen absolute Nichtskönner ohne jegliches Interesse am Fach und an einer akademischen Karriere. Da ging's nur um den Namenszusatz. Und es hat lange gedauert, bis diese Hintertür geschlossen wurde.
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sünnerklaas
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Beitrag(#2055617) Verfasst am: 14.05.2016, 13:58    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass wissenschaftliche Arbeiten von Medizinern regelmäßig diese Bezeichnung nicht verdienen.


Nicht ohne Grund haben medizinische Hochschullehrer in der Regel einen "Doppeldoktor" - der erste ist der Dr. med., der zweite in der Regel ein Dr. rer. nat oder ein Dr.h.c., der wegen herausragender wissenschaftlicher Leistungen verliehen wurde, so dass der zusätzliche Erwerb des Dr.rer.nat für die Habilitation nicht erforderlich war, sondern bereits in anderer Form erbracht wurde.
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Margrethe
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Beiträge: 6107

Beitrag(#2055625) Verfasst am: 14.05.2016, 16:10    Titel: Antworten mit Zitat

sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass wissenschaftliche Arbeiten von Medizinern regelmäßig diese Bezeichnung nicht verdienen.


Nicht ohne Grund haben medizinische Hochschullehrer in der Regel einen "Doppeldoktor" - der erste ist der Dr. med., der zweite in der Regel ein Dr. rer. nat oder ein Dr.h.c., der wegen herausragender wissenschaftlicher Leistungen verliehen wurde, so dass der zusätzliche Erwerb des Dr.rer.nat für die Habilitation nicht erforderlich war, sondern bereits in anderer Form erbracht wurde.


Jetzt übertreibst Du aber heftig. "Die Regel" ist der "Doppeldoktor" bei medizinischen Hochschullehrern nicht. Kannst ja mal selber abklopfen, wie viele an dieser medizinischen Fakultät einen "Doppeldoktor" vorweisen. Und der Dr. h.c. kommt "in der Regel" irgendwann deutlich nach der Habilitation bzw. setzt die Habilitation auch gar nicht voraus. Der wird auch nicht allein wegen "herausragender wissenschaftlicher Leistungen" verliehen, sondern vermutlich eben so oft (ich fange jetzt nicht an, nachzuzählen) wegen "hervorragender Verdienste", die sich jemand um eine medizinische Fakultät erworben hat, etwa indem er durch Förderung hervorragende medizinische Leistungen an dieser Fakultät ermöglicht hat ...

Sogar Martin Buber ist/war Ehrendoktor der medizinischen Fakultät in Münster.
Abgesehen davon ist diese Liste hier aber auch ganz allgemein interessant:
http://campus.uni-muenster.de/fakultaet/fakultaet/wirueberuns/ehrendoktorwuerden/


Zuletzt bearbeitet von Margrethe am 14.05.2016, 17:04, insgesamt einmal bearbeitet
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tillich (epigonal)
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Beitrag(#2055628) Verfasst am: 14.05.2016, 16:42    Titel: Antworten mit Zitat

sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
Das ging früher nämlich ganz einfach: Lehramtsstudium (Sek I oder Sek II) mit im Vergleich zum Diplomstudium im Fach stark reduziertem Curriculum. Dann Erstes Staatsexamen und danach erst mal nicht ins Referendariat, sondern sich eine Dissertations-Stelle als Wimi im Fach "besorgen". Dort hatte man keine Ahnung - davon aber sehr viel - und hat andere die Arbeit machen lassen.

Selbstverständlich ist das Curriculum im Lehramtsstudiengang vom Fach her "reduziert", wenn man es mit Ein-Fach-Studiengängen vergleicht - schließlich gehören zum Lehramtsstudiengang zwei Fächer. (Bei den Nicht-Lehramts-Studiengängen, die auch auf ein Zwei-Fach-Studium angelegt waren, wie Magister-Studiengänge, war der dagegen Umfang praktisch identisch.) Das heißt aber weder, dass die Leute nicht wissenschaftlich arbeiten können, noch, dass die Anforderungen bei der Dissertation geringer sein müssten; schließlich wird man sich sowieso bei jeder Dissertation auf ein enges Thema so stark spezialisieren, wie man es im Studium vorher so oder so nicht getan hat. Dabei ist dann zwar, wenn man vorher ein Zwei-Fach-Studium absolviert hat, der konkret fachwissenschaftliche Hintergrund vielleicht schwächer ausgeprägt; dafür hat man von vorneherein eine weiteren wissenschaftlichen Überblick durch das zweite Fach.

Deine anekdotischen Erfahrungen mit Einzelfällen halte ich bei der Beurteilung dagegen für nicht so arg relevant.
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sünnerklaas
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Beitrag(#2055650) Verfasst am: 14.05.2016, 19:19    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
Das ging früher nämlich ganz einfach: Lehramtsstudium (Sek I oder Sek II) mit im Vergleich zum Diplomstudium im Fach stark reduziertem Curriculum. Dann Erstes Staatsexamen und danach erst mal nicht ins Referendariat, sondern sich eine Dissertations-Stelle als Wimi im Fach "besorgen". Dort hatte man keine Ahnung - davon aber sehr viel - und hat andere die Arbeit machen lassen.

Selbstverständlich ist das Curriculum im Lehramtsstudiengang vom Fach her "reduziert", wenn man es mit Ein-Fach-Studiengängen vergleicht - schließlich gehören zum Lehramtsstudiengang zwei Fächer. (Bei den Nicht-Lehramts-Studiengängen, die auch auf ein Zwei-Fach-Studium angelegt waren, wie Magister-Studiengänge, war der dagegen Umfang praktisch identisch.) Das heißt aber weder, dass die Leute nicht wissenschaftlich arbeiten können, noch, dass die Anforderungen bei der Dissertation geringer sein müssten; schließlich wird man sich sowieso bei jeder Dissertation auf ein enges Thema so stark spezialisieren, wie man es im Studium vorher so oder so nicht getan hat. Dabei ist dann zwar, wenn man vorher ein Zwei-Fach-Studium absolviert hat, der konkret fachwissenschaftliche Hintergrund vielleicht schwächer ausgeprägt; dafür hat man von vorneherein eine weiteren wissenschaftlichen Überblick durch das zweite Fach.

Deine anekdotischen Erfahrungen mit Einzelfällen halte ich bei der Beurteilung dagegen für nicht so arg relevant.


Zu meiner Unizeit war das ab ein grosses Thema - damals gab es grosse Debatten und Streitereien, weil die Studiengänge Physik/Chemie/Biologie für Doktoranden mit Staatsexamen - also solche, die übers Lehramt in die Doktorandenstellen drängten - ein verpflichtendes Promotionsstudium einführen wollten. Dort sollten die Leistungsnachweise erbracht werden, die nicht im Lehramts-Curriculum drin standen. Das hat natürlich ein fürchterliches Geschrei gegeben. Bei uns war's so, dass die Lehramtskandidaten)* natürlich nicht sechs Semester Statistik, drei Semester Kartograhie zzgl. 1 Semester Geodäsie-Grundlagen in Theorie und Praxis nachweisen mussten. Die hatten in ihrem Curriculum nix an Methodenlehre. Methodenlehre ist aber wichtig, will man sauber und formal korrekt akademisch arbeiten. Die muss man können - und zwar aus dem effeff. Das spart später Arbeit und Ärger.
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Beiträge: 21760

Beitrag(#2055656) Verfasst am: 14.05.2016, 19:59    Titel: Antworten mit Zitat

sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
Zu meiner Unizeit war das ab ein grosses Thema - damals gab es grosse Debatten und Streitereien, weil die Studiengänge Physik/Chemie/Biologie für Doktoranden mit Staatsexamen - also solche, die übers Lehramt in die Doktorandenstellen drängten - ein verpflichtendes Promotionsstudium einführen wollten. Dort sollten die Leistungsnachweise erbracht werden, die nicht im Lehramts-Curriculum drin standen.

Das hätte also nichts anderes bedeutet, als dass Leute, die bereits ein volles universitäres Studium im üblichen Umfang abgeschlossen haben, nicht hätten promovieren dürfen, ohne weitere Leistungen zu erbringen - so als hätten sie ein Studium wie ein Fachhochschulstudium absolviert, bei dem man erstens keine volle Hochschulzugangsberechtigung braucht und das zweitens gegenüber dem Hochschulstudium verkürzt ist. Natürlich gibt eine solche Herabstufung eines Studiums, das weder kürzer noch inhaltsärmer ist, sondern bloß curricukar anders strukturiert ist, "Geschrei".

Dass aufgrund der anderen curricularen Struktur vielleicht bestimmte Inhalte weniger stark im Hintergrund vorhanden sind, ist banal. Das wäre dann aber eine Frage der geeigneten Themenfindung und Betreuung und nicht des formalen Zugangs zur Promotion. Genauso mag es nämlich sein, dass Lehramtsabsolventen für bestimmte Themen bessere Voraussetzungen mitbringen - nämlich überall da, wo Kenntnisse aus den anderen Fächern, die man als Lehrämtler studiert, nützlich werden. Sowas können die "Fachidioten", die "nur ein einziges Fach studiert haben", "ohne über den Tellerrand hinauszublicken", nämlich nicht vorweisen (um mal denkbare reziproke Vorurteile zu produzieren).
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Beiträge: 21760

Beitrag(#2055659) Verfasst am: 14.05.2016, 20:07    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Aber zum Thema Lehrer kann ich sünnerklaasens Erfahrung insofern bestätigen, als wir auch so ein Exemplar an der Schule hatten, dass sehr viel Wert auf diese Anrede legte.

Nun, ein Exemplar ist auch eher anekdotisch, oder? Ich kenne das - um auch anekdotisch zu werden - anders, nämlich dass man von einem Doktortitel eines Lehrers nur erfährt, wenn man in offiziellen Listen o.dgl. nachschaut. Dass ein Doktortitel in der Schule benutzt wurde, habe ich bisher nur gehört, wenn Schüler dadurch zwei Lehrerinnen gleichen Namens voneinander unterscheiden konnten, wenn sie zB im Lehrerzimmer nach einer von beiden fragten.

Vielleicht ist das eher eine Generationenfrage, bzw. wann man die entsprechenden Erfahrungen gemacht hat?
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Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 21760

Beitrag(#2055661) Verfasst am: 14.05.2016, 20:16    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass wissenschaftliche Arbeiten von Medizinern regelmäßig diese Bezeichnung nicht verdienen.

Bei Mediziner-Dissertationen kann man das - nicht im Einzelfall, aber als Tendenz - schon anhand dessen vermuten, wie umfangreich sie sind, wie lange die Leute dafür brauchen und wann sie geschrieben werden (nämlich oft schon vor Ende des Studiums). Das alles zeigt, dass da im Durchschnitt nicht so viel Substanz drinstecken kann wie in anderen Fächern.

Für den EInzelfall gilt natürlich, was du ansonsten gesagt hast:
fwo hat folgendes geschrieben:
Ein Ranking zwischen den anderen Fächern kann ich mangels eigener Erfahrung nicht aufstellen. Ich weiß nur, dass es auch da eine breite Streuung gibt. Selbst in einem Fach wie Physik muss man sich - hinreichender Einblick in die Thematik vorausgesetzt - die einzelne Arbeit ansehen, um sagen zu können, was dieser DR. "wert" ist.

Eben.
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abbahallo
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Beitrag(#2055701) Verfasst am: 15.05.2016, 07:29    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe mir Margrethes link in voller Länge angetan und fand mich am Ende belohnt. Ich hatte BWs Landesmutter noch nie wahrgenommen, kommt mir wie ein kultureller Gegenentwurf zu Hannover vor, und dass es im Ländleprogramm eine Puppenshow gibt, hatte ich auch noch nicht gewußt. "Ich hab Kabinett" auf den Böhmermannsound hat mir gefallen
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fwo
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Beitrag(#2055702) Verfasst am: 15.05.2016, 08:27    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
Zu meiner Unizeit war das ab ein grosses Thema - damals gab es grosse Debatten und Streitereien, weil die Studiengänge Physik/Chemie/Biologie für Doktoranden mit Staatsexamen - also solche, die übers Lehramt in die Doktorandenstellen drängten - ein verpflichtendes Promotionsstudium einführen wollten. Dort sollten die Leistungsnachweise erbracht werden, die nicht im Lehramts-Curriculum drin standen.

Das hätte also nichts anderes bedeutet, als dass Leute, die bereits ein volles universitäres Studium im üblichen Umfang abgeschlossen haben, nicht hätten promovieren dürfen, ohne weitere Leistungen zu erbringen - so als hätten sie ein Studium wie ein Fachhochschulstudium absolviert, bei dem man erstens keine volle Hochschulzugangsberechtigung braucht und das zweitens gegenüber dem Hochschulstudium verkürzt ist. Natürlich gibt eine solche Herabstufung eines Studiums, das weder kürzer noch inhaltsärmer ist, sondern bloß curricukar anders strukturiert ist, "Geschrei".

Dass aufgrund der anderen curricularen Struktur vielleicht bestimmte Inhalte weniger stark im Hintergrund vorhanden sind, ist banal. Das wäre dann aber eine Frage der geeigneten Themenfindung und Betreuung und nicht des formalen Zugangs zur Promotion. Genauso mag es nämlich sein, dass Lehramtsabsolventen für bestimmte Themen bessere Voraussetzungen mitbringen - nämlich überall da, wo Kenntnisse aus den anderen Fächern, die man als Lehrämtler studiert, nützlich werden. Sowas können die "Fachidioten", die "nur ein einziges Fach studiert haben", "ohne über den Tellerrand hinauszublicken", nämlich nicht vorweisen (um mal denkbare reziproke Vorurteile zu produzieren).

Ich weiß nicht, wie es heute ist, aber mein Weib hat Mathe/Physik HL studiert und man kann sagen, dass sie dabei ca ein 3/4 Mathe- und ein 3/4 Physik-studium gemacht hat und ein paar Labervaranstaltungen in Pädagogik. Bei letzterm Fach war die wissenschaftliche Ausbildung = 0, was auch bei Veranstaltungen und Vorträgen der Profs zu merken war. Ich bin zu einigen Sonderveranstaltungen, bei denen härtere Fächer (z.B. beim Thema Ernährung) angesprochn wurden, mal mitgegangen, weil ich mir nicht an einer Uni vorstellen konnte, worüber meine Freundin sich da beschwerte, und habe mich fremdgeschämt.

Aber festzuhalten bleibt: Die HL-Studenten hatten im Endeffekt mehr als ein Diplomstudium gemacht.

Den Vogel schoß eine Freundin meiner heutigen Frau ab, auch Mathematikerin. Die beiden waren für ihre Hausarbeit in einer Physikarbeitsgruppe (Thema: langsame Elektronen). Meine Freundin entwarf und baute eine neue Ionenquelle, ihre Freundin hatte keine Lust zum Basteln (untypisch für diese Gruppe) und bekam den Auftrag, den Theorieteil der Arbeitsgruppe zu formulieren. Helfen würde er ihr dabei nicht können, schließlich sei er kein Mathematiker, aber das sei doch ein gutes Thema, so der Arbeitsgruppenleiter. Sie hat zwei Jahre gebraucht, bis sie fertig war, bekam dann offiziell ihr Thema und hat 6 Woche später abgegeben. Innerhalb der Gruppe gab es z.b. eine Diplomarbeit, die aus einer Messreihe zu einem Element bestand, Dauer 6 Monate. Der frischgebackene Diplomphysiker machte dann noch seine Doktorarbeit - ein zweiter Aufguss seiner Diplomarbeit mit einem anderen Element.

Vor dem Hintergrund kann ich auch nicht wirklich sagen, dass das Lehramtsstudium grundsätzlich ein Schmalspurstudium war oder ist.
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Zuletzt bearbeitet von fwo am 15.05.2016, 09:02, insgesamt einmal bearbeitet
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fwo
Caterpillar D9



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Beitrag(#2055707) Verfasst am: 15.05.2016, 08:58    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Aber zum Thema Lehrer kann ich sünnerklaasens Erfahrung insofern bestätigen, als wir auch so ein Exemplar an der Schule hatten, dass sehr viel Wert auf diese Anrede legte.

Nun, ein Exemplar ist auch eher anekdotisch, oder? Ich kenne das - um auch anekdotisch zu werden - anders, nämlich dass man von einem Doktortitel eines Lehrers nur erfährt, wenn man in offiziellen Listen o.dgl. nachschaut. Dass ein Doktortitel in der Schule benutzt wurde, habe ich bisher nur gehört, wenn Schüler dadurch zwei Lehrerinnen gleichen Namens voneinander unterscheiden konnten, wenn sie zB im Lehrerzimmer nach einer von beiden fragten.

Vielleicht ist das eher eine Generationenfrage, bzw. wann man die entsprechenden Erfahrungen gemacht hat?

Das ist nicht eher anekdotisch, sondern nur anekdotisch. Dein Einwand ist richtig, ich hätter der Einschränkung insofern noch ein nur voranstellen sollen. Aber Leute mit Dr. vor dem Namen waren damals im Kollegium absolut selten bei uns an der Schule - der Internatsleiter war noch promoviert (wahrscheinlich sogar habilitiert - er hatte aus gesundheitlichen Gründen eine Dozentenstelle an der Uni aufgegeben, um in der Provinz den Internatsleiter zu geben).

Das war aber niemand, bei dem man sich über den Dr. lustig gemacht hat. Das war einer der beiden Lehrer an der Schule, bei denen man bei Fragen in praktisch jedem Thema eine sinnvolle Antwort erwarten konnte. Der andere war ohne irgendeinen Titel, schon lange jenseits der Pensionsgrenze im Lehrauftrag, gab offiziell die Fächer Physik, Mathe und Latein, und hätte, weil er das wohl nach seiner Pensionierung noch studiert hatte, soweit ich weiß, noch Spanisch und Russich geben können.

Wie Du hörst, war das die Zeit des Explodierens der Schülerzahlen, die Lehrer waren zum Teil noch Vorkriegsmodelle und mein Abijahrgang ist 1973.
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Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

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abbahallo
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Beitrag(#2055710) Verfasst am: 15.05.2016, 10:01    Titel: Antworten mit Zitat

Dass nun gerade Lehrer besonders wertlose Doktorarbeiten schreiben oder ihren Titel speziell dünkelhaft hervorheben, kann ich nicht sagen. In meiner Schulzeit hatte ich eine Musiklehrerin mit Dr, da war der Titel irgendwie mit dem Namen verwachsen, ohne dass daraus Ansprüche erwuchsen, sie war einfach eine sehr kompetente Frau. Für Beförderungen im Schulbetrieb gelten da ganz andere Kriterien.
Vor ein paar Jahren habe ich Referendare kennengelernt, die führten ihren Dr gar nicht, machten aber extrem hohe Ansprüche an ihre Leistungskurse, was ihnen dannmitunter auf die Füße fiel.
Besonders sympatisch finde ich Lehrer, die während ihres Jobs oft über viele Jahre (bei denen dann der problematische Doktorvaterwechsel kaum zu verhindern ist) einfach aus Liebe zum Fach promovieren. Die können sich völlig frei Orchideenthemen widmen, die auf keinem Arbeitsmarkt gefragt sind, und tun das dann auch.
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Margrethe
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Beitrag(#2055735) Verfasst am: 15.05.2016, 16:25    Titel: Antworten mit Zitat

Ich bin während meiner Schulzeit nur zwei promovierten Lehrern begegnet - der eine unterrichtete Chemie und Biologie, der andere Deutsch und Geschichte. Keiner von ihnen hat seinen Doktortitel wie eine Monstranz vor sich hergetragen, in meiner Erinnerung sind gerade diese beiden die kompetentesten und fairsten Lehrer gewesen, glänzende Pädagogen, die auch schüchterne oder weniger helle Köpfe unter den Schülern mitzunehmen wussten. Beider Doktortitel war übrigens Vorkriegsware, und beide waren im Krieg eingezogen worden und nicht ganz unbeschädigt wieder nach Hause gekommen. Im Unterschied zum Rest unserer damaligen überalterten Lehrerschaft, die an der Heimatfront gekämpft hatte.
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sünnerklaas
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Beitrag(#2055740) Verfasst am: 15.05.2016, 17:43    Titel: Antworten mit Zitat

Margrethe hat folgendes geschrieben:
Ich bin während meiner Schulzeit nur zwei promovierten Lehrern begegnet - der eine unterrichtete Chemie und Biologie, der andere Deutsch und Geschichte. Keiner von ihnen hat seinen Doktortitel wie eine Monstranz vor sich hergetragen, in meiner Erinnerung sind gerade diese beiden die kompetentesten und fairsten Lehrer gewesen, glänzende Pädagogen, die auch schüchterne oder weniger helle Köpfe unter den Schülern mitzunehmen wussten. Beider Doktortitel war übrigens Vorkriegsware, und beide waren im Krieg eingezogen worden und nicht ganz unbeschädigt wieder nach Hause gekommen. Im Unterschied zum Rest unserer damaligen überalterten Lehrerschaft, die an der Heimatfront gekämpft hatte.


Wir hatten bei uns drei Promovierte. Alle drei blasierte, hocharrogante Schnösel mit einem Hang zum unberechenbaren Cholerikertum und - wie ich heute weiß - sehr schlechte Pädagogen. Alle drei hätten glatt Ludwig Thomas Lausbubengeschichten entsprungen sein können. Dementsprechend haben wir sie in der Mittelstufe auch behandelt.
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fwo
Caterpillar D9



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Beitrag(#2055749) Verfasst am: 15.05.2016, 18:51    Titel: Antworten mit Zitat

sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
.... Alle drei hätten glatt Ludwig Thomas Lausbubengeschichten entsprungen sein können. ...

Am Anfang der Feuerzangenbowle steht irgendsoetwas wie :
Die alten erzählen immer alle möglichen Geschichtenaus der Schulzeit, die aber alle immer übertrieben sind - in Wirklichkeit sähe es aber an keiner Schule so aus - und genauso solle man auch dieses Buch nehmen.

Aber die, die in ihrer Schulzeit noch "Vorkriegsware" mit mehr oder weniger stark beschädigter "Kriegsware" im Lehrerzimmer versammelt hatten, hatten schon teilweise sehr eigenartige Lehrer, bei denen heute kaum noch jemand glauben kann, dass die Geschichten wahr sind, die da erzählt werden. Es hat nach der Aufbauphase eine ganze Weile gedauert, bis man angefangen hat, nicht mehr über die "persönlichen Macken" wegzusehen, die man am Anfang notgedrungen hinnehmen musste. Zum Teil lag es dann in den Händen der Schüler, dafür zu sorgen, dass eine Pensionierung aus gesundheitlichen Gründen stattfand, wenn Lehrer unerträglich waren. Dass etwa ein Lehrer einen Schüler mit einem Stuhl krankenhausreif schlägt und denn nach einer 3-monatigen Pause wieder normal Unterricht erteilt, wäre heute nicht mehr möglich, in meiner Schulzeit kam es einmal vor (Die Geschichte ging nicht von dem betroffenen Schüler aus - der Lehrer neigte zu Tobsuchtsanfällen, was auch bekannt war).

Dafür kam es aber auch vor, dass unser Klassensprecher in unserem Auftrag einmal zum Direx ging, um einen anderen Lehrer zu fordern, was der Direx natülich unter größtem Erstaunen und Poltern als Zumutung ablehnte. Er hat die Antwort, dass wir (Mittelstufe) dann halt für eine Pensionierung sorgen müssten, dann entweder nicht richtig verstanden oder nicht ernst genommen. Wir haben dann ein Jahr gebraucht, bis der Lehrer "reif" war. Ohne Rechtsanwälte, meistens ganz normale Nadelstiche, und immer so, dass im Lehrerzimmer, wenn es dort bekannt wurde, genauso darüber gelacht wurde wie in der Klasse. Ganz normales Mobbing halt, auch wenn es das Wort noch nicht gab.

Heute ist es so, dass gegen Lehrer, auch wenn sie wirklich eine Zumutung für Schüler und Schule sind, kaum etwas gemacht werden kann, solange sie keinen Formfehler begehen. Die werden höchstens zum "Wanderpokal". Es wird zwar (mit Recht) regelmäßig über das nervenaufreibende Berufleben der Lehrer mit den im eigentlichen Wortsinn unerzogenen Kindern von heute berichtet, von dieser Kehrseite leider nie.
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Margrethe
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Anmeldungsdatum: 26.03.2013
Beiträge: 6107

Beitrag(#2055772) Verfasst am: 15.05.2016, 21:54    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:

Aber die, die in ihrer Schulzeit noch "Vorkriegsware" mit mehr oder weniger stark beschädigter "Kriegsware" im Lehrerzimmer versammelt hatten, hatten schon teilweise sehr eigenartige Lehrer, bei denen heute kaum noch jemand glauben kann, dass die Geschichten wahr sind, die da erzählt werden. Es hat nach der Aufbauphase eine ganze Weile gedauert, bis man angefangen hat, nicht mehr über die "persönlichen Macken" wegzusehen, die man am Anfang notgedrungen hinnehmen musste. Zum Teil lag es dann in den Händen der Schüler, dafür zu sorgen, dass eine Pensionierung aus gesundheitlichen Gründen stattfand, wenn Lehrer unerträglich waren. Dass etwa ein Lehrer einen Schüler mit einem Stuhl krankenhausreif schlägt und denn nach einer 3-monatigen Pause wieder normal Unterricht erteilt, wäre heute nicht mehr möglich, in meiner Schulzeit kam es einmal vor (Die Geschichte ging nicht von dem betroffenen Schüler aus - der Lehrer neigte zu Tobsuchtsanfällen, was auch bekannt war).


Von der Sorte, die Stühle auf Schülern zertrümmert hat, hatten wir zwei: Den Direx und den Vize-Direx, der Direx brüllte dazu, dass die Fensterscheiben klirrten. Und einen Musik- und Kunstlehrer hatten wir, der Schülern büschelweise Haare ausgerissen hat und mit diesen Haarbüscheln in der Hand triumphierte, als ob er einen Skalp errungen hätte. In den vorgezogenen Ruhestand sind alle drei nicht gegangen.
Direx und Vize-Direx waren seit 1933 Parteigenossen gewesen, die bald allsonntäglich mit einem Fähnlein HJ-Pimpfen durch's Städtchen marschierten, um die Pimpfe vor dem Städtchen bei Geländespielen zu ertüchtigen. Ich konnte mal einen Blick in Entnazifizierungsakten werfen: die Franzosen sind schon sehr milde mit denen umgesprungen. Man hat sie wohl auch gebraucht, irgendwer musste ja die Schüler unterrichten ...

Ich persönlich hatte das Privileg, in einer Klasse zu sitzen, in der auch die Tochter eines frisch gebackenen Bundestagsabgeordneten saß, dessen Ehefrau, eine Journalistin, wegen der prügelnden Lehrer sehr viel Wind veranstaltete. Als in dieser Klasse der erste Stuhl zu Bruch gegangen war, hat die den Direxen glaubhaft versichert, dass sie sie vor den Kadi bringen würde, wenn auch nur eines der herumfliegenden Bruchstücke ihre Tochter träfe. Sie hat sich damit zwar nicht nur im Lehrerkollegium unbeliebt gemacht, sondern wurde auch vom Elternbeirat (den gab es damals schon) als Zicke abgestempelt: eine ordentliche Ohrfeige oder auch ein auf dem Rücken zertrümmerter Stuhl hatte schließlich noch keinem Kind und keinem Jugendlichen geschadet, gell?
Es hat trotzdem gewirkt: in der Klasse, in der ich saß, haben alle Mitschüler von der Unantastbarkeit der Abgeordnetentochter profitiert. Da haben sich diese Schläger zusammengerissen ...
Auch wenn ich selber nie Opfer einer solchen Prügelattacke wurde, waren die Kerle bei mir unten durch. Nix da mit Respekt vor Respektspersonen. Einem von ihnen bin ich einige Jahre später nochmal begegnet - und hab's gemacht wie Wolfgang Drexler: ich habe ihm die Hand nicht gegeben und ihm vor allen Umstehenden auch gesagt warum.
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