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"Es ist unmoralisch Haustiere zu halten"
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Kramer
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Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#2110343) Verfasst am: 15.10.2017, 13:01    Titel: Antworten mit Zitat

Despiteful hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Die Zuneigung zu "allen" Menschen ist aus meiner Sicht Täuschung bzw. Selbsttäuschung und die Zuneigung zu "allen" Lebewesen insgesamt endet bei denen, die sie am lautesten propagieren, schon beim nächsten Menschen, wenn er zB die falsche Partei wählt, oder die falschen Eßgewohnheiten hat.

Daumen hoch!


Empathie ist übrigens nicht gleichbedeutend mit Zuneigung.
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swifty
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Anmeldungsdatum: 26.03.2017
Beiträge: 5000

Beitrag(#2110344) Verfasst am: 15.10.2017, 13:03    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
Despiteful hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Die Zuneigung zu "allen" Menschen ist aus meiner Sicht Täuschung bzw. Selbsttäuschung und die Zuneigung zu "allen" Lebewesen insgesamt endet bei denen, die sie am lautesten propagieren, schon beim nächsten Menschen, wenn er zB die falsche Partei wählt, oder die falschen Eßgewohnheiten hat.

Daumen hoch!


Empathie ist übrigens nicht gleichbedeutend mit Zuneigung.

Ach was... Ohnmacht
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Marcellinus
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Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#2110345) Verfasst am: 15.10.2017, 13:13    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Nein, sie gilt bei Menschen wie bei Tieren gegenüber der eigenen Gruppe, und selbst gegenüber der nur bedingt.


Was waren es dann für Wesen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagiert haben?


Grüne Männchen vom Mars, was sonst.
_________________
"Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."

Friedrich Nietzsche
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Kramer
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Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#2110346) Verfasst am: 15.10.2017, 13:17    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Nein, sie gilt bei Menschen wie bei Tieren gegenüber der eigenen Gruppe, und selbst gegenüber der nur bedingt.


Was waren es dann für Wesen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagiert haben?


Grüne Männchen vom Mars, was sonst.


Die brauchst Du wohl, um Deine Definition von Empathie aufrecht zu erhalten. Cool
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Marcellinus
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Anmeldungsdatum: 27.05.2009
Beiträge: 7429

Beitrag(#2110348) Verfasst am: 15.10.2017, 13:25    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Nein, sie gilt bei Menschen wie bei Tieren gegenüber der eigenen Gruppe, und selbst gegenüber der nur bedingt.


Was waren es dann für Wesen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagiert haben?


Grüne Männchen vom Mars, was sonst.


Die brauchst Du wohl, um Deine Definition von Empathie aufrecht zu erhalten. Cool


Ich habe keine Definition von Empathie, und meines Wissens gibt es auch keine, die unbestritten wäre.
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fwo
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Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 25829
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2110351) Verfasst am: 15.10.2017, 13:38    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Nein, sie gilt bei Menschen wie bei Tieren gegenüber der eigenen Gruppe, und selbst gegenüber der nur bedingt.


Was waren es dann für Wesen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagiert haben?


Grüne Männchen vom Mars, was sonst.


Die brauchst Du wohl, um Deine Definition von Empathie aufrecht zu erhalten. Cool


Ich habe keine Definition von Empathie, und meines Wissens gibt es auch keine, die unbestritten wäre.

Die gibt es schon, wir brauchen das auch nicht besonders exakt zu machen, für die Diskussion hier reicht: Die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, also die Fähigkeit, mitzufühlen, was der andere fühlt.

Das Problem ist, dass das nur funktioniert, wenn der andere genauso tickt, wie man selbst. Und da kommen wir auch zu Deinen Gruppen. Die Empathie mit Tieren allgemein ist ebenso sinnvoll wie die Empathie mit Pflastersteinen. Generell ist Empathie mit anderen Arten grundsätzlich eher eine intellektuelle Übung, bei der man dann wissen sollte, wie der andere tickt.

Das gilt übrigens auch für menschliche Gruppen, in denen man nicht selbst steckt: Menschliche Gefühle sind nicht universell, sondern sehr stark kulturabhängig. Wir sehen das gerade beim amerikanischen Verhältnis zu Waffen, bei dem hier weder zur Empathie mit den etwas archaisch erscheinenden Republikanern aufgerufen wird, was ich teile, noch überhaupt versucht wird, zu verstehen, wie die ticken, was ich nicht teile.
_________________
Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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fwo
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Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 25829
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Beitrag(#2110352) Verfasst am: 15.10.2017, 13:43    Titel: Antworten mit Zitat

Vorweg:
Was jetzt kommt, passt ganz gut zu dem Post vorher, aber ich merke nochmal grundsätzlich an: Eigentlich ist das mehr etwas für ein Buch als für einen Post, weshalb das jetzt trotz der Länge sehr kompakt ist. Außerdem ist es das, was Kramer mal an einer anderen Stelle so formuliert hat, dass er sich gerade beim Denken zusehen lässt - es ist also noch nicht fertig:

zelig hat folgendes geschrieben:
....
Meine Sichtweise wäre es daher, zunächst mal davon auszugehen, daß dort Leid existiert, wo es nach Leidensfähigkeit aussieht.....

Richtig. Und bei allen, die das anders sehen, können wir erstmal davon ausgehen, dass das nur Sadisten sind, die ihre Neigung reinwaschen wollen.

@ zelig:
Kann man natürlich, so argumentieren, auch wenn Du es nur durch die Blume machst - eine gewisse Problematik habe ich in meinem letzten Post aufgezeigt:
fwo hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
.... Ich vermute kein Leid bei Regenwürmern, wenn sie geteilt oder aufgespießt werden. ....

Das geht ja nu gar nicht, Du Nazi. Das sagst Du doch nur, weil Du Dir einen Spaß daraus machst, Würmer auf spezielle Wurmhaken zu fädeln, die sogar an den Schenkeln Widerhahken haben, damit das arme Tier, das sich vor Schmerzen krümmt und nur den Nachteil hat, weder ein kuscheliges Fell zu besitzen, noch schreien zu können, und so Dein durch Erziehung degenereirtes Leidensschema nicht erfüllt, sich nicht befreien kann.

NSCNR

(Ich hoffe jetzt, dass ich das nscnr groß gemacht habe, dass die Moderation den Nazi stehen lassen kann, obwohl, da kommt ja auch ns drin vor - die Welt ist halt schwierig.)

Ein Problem an Deiner Argumentation besteht darin, dass es keinen Maßstab dafür gibt, wann etwas nach Leidensfähigkeit aussieht. Um das zu zeigen, greife ich mal ganz tief in eine der Kisten, die sonst immer gerne verschlossen gehalten werden:

Ich war mal Zeuge, wie ein Mann allen Ernstes in eine frisch gebaggerte, nicht gesicherte, 3m tiefe Grube in sandigem Gelände steigen wollte. Das Baggern hatte dieser Mann selbst in Auftrag gegeben, unter der Maßgabe, äußerste Sorgwalt walten zu lassen, und nun sah er, dass eine kleine Blume, sprich eine blühende Pflanze mit deutlichen Anzeichen des Welkens, dort unten lag, die bei den weiteren Arbeiten unweigerlich zerstört worden wäre. Ich hatte Mühe, den Mann, der da eine Blume leiden sah, schnell genug vom Rand wegzuziehen - das hätte gefährlich werden können.

Jetzt könnte man, wenn man die Situation etwas besser kennt, natürlich sagen, dass das in einer offenen aber psychiatrischen Anstalt war (ich war da auf eigenen Wunsch wegen einer tiefen Depression) aber das trifft es nicht ganz, denn ich war der Patient, und der Herr, den ich da vorsichtig weggezogen habe, war der Leiter dieser Klinik.

Die Moral aus der Geschicht, ist, dass wenn für uns etwas "nach Leidenfähigkeit aussieht", dies nur auf einer einzigen Realität beruht, und die sind wir selbst.

Nochmal ein Spotlight auf die andere Seite:
Ich habe hinten einen Teich auf dem Grundstück, ca 15 x 15 m, teilweise schilfbestanden, mit Amphibien und auch Ringelnattern - was ich nicht haben will, sind Enten, weil die gesellig sich und diesen Teich in kürzester Zeit überdüngen würden. Irgendwann hatte ich eine offensichtlich nicht flugfähige Ente da, die sich unseren Teich als Rückzugsgebiet erkoren hatte. Aber sie hatte zu oft Besuch, als dass ich sie duldete. Es gab Mittel, sie vom Teich zu vertreiben. Zweimal habe ich sie so verjagt und über die Wiesen zu einem öffentlichen Teich getrieben, beim drittem mal habe ich sie gegen die Seite mit dem Maschendrahtzaun getrieben und dann da abgepflückt, Als ich dabe sah, dass die eine Schwinge nur baumelte, wurde sie kopflos und für den Bräter fergiggemcht. Den kaputten Flügel habe ich mir natürlich sehr genau angesehen: Der Oberarm war gebrochen, das war nicht frisch, die Muskulatur auf der Seite war schon verringert, es war entzündet, der äußere Teil begann teilweise schon nekrotisch zu werden, also kein Heilungsprozess. Wenn Du mich vorher nach dem Anschein ihres Verhaltens gefragt hättest, hätte ich gesagt "putzmunter". Hat die gelitten? Zu sehen war da nichts.

Wenn wir uns die rein körperliche Ebenen ansehen, dann gibt es solche Geschichten übrigens auch vom Menschen - der Pschyrembel (klinisches Wörterbuch) ist voll von Bildern von Menschen aus ländlichen Gegenden, denen ganze Gliedmaßen oder Teile des Gesichtes vom Krebs zerfressen wurden, bevor sie zum Arzt gingen. Was wir Leiden nennen, hat auch keinen evolutorischen Wert: ein akuter Schmerz als als Anzeiger einer Reizdifferenz ist als Auslöser für Flucht- und Vermeidungsreaktionen sinnvoll, Dauerschmerz nicht.

Verletzungssignale nach außen, seien sie nun chemisch wie bei der Elritze oder akustisch wie bei vielen Landtieren, sind insofern für die Art sinnvoll, als sie andere Individuen vor einer Gefahr warnen. Dass das Tier dabei leidet, hat keinen Vorteil. Auch unsere Leidenskultur, ich habe uns schon als das einzige Wesen, das man mit der Androhung der Folter foltern kann, beschrieben, hat nicht wirklich einen Sinn. Trotzdem ist es da und ich habe auch eine Vermutung, woher es kommt.

Im Ergebnis ist der Mensch ein Versuch der Evolution, das genetische Wissen von der Welt, aus dem Tiere handeln, durch ein kulturelles Wissen zu ersetzen. (@ Skeptiker: Denk dran: das ist ein biologischer Kulturbegriff.) Der Vorteil liegt in der schnelleren Reaktionsfähigkeit kultureller Systeme, das Problem liegt in der geringeren Sicherheit der Weitergabe. Der Erfolg der Art Mensch hätte nicht stattfinden können, wenn es für das Problem keine Lösung gegeben hätte. Das eine ist eine sehr hohe Kopiertreue der elterlichen Kultur, auch heute noch daran zu erkennen, dass wir trotz mehrsprachiger Erziehung, trotz horizontalem Transfer über den ganzen Globus, immer noch das Original der Lutherschen Bibel verstehen - ich nehme jetzt mit Ansicht das Werk, das durch seine Verbreitung die deutsche vor ca 500 Jahren standardisiert hat. Ganz am Anfang waren es nur handwerkliche Fähigkeiten, die mit hoher Treue tradiert wurden, irgend wann begann ab er die Sprache und sie übernahm das Wissen der Art als kollektiver Container, gleichzeitig schuf sie die Möglichkeit, nicht nur eigene Sinneseindrücke, sondern auch die Erfahrung anderer zu verarbeiten. Das heißt die Sprache ist nicht nur eine neue Art der Prozessierung der Welt, eine neue Art Bewusstsein, die Sprache eröffnet damit eine persönliche Antwort auf Fragen der Welt, die mit den Erfahrungen der Vorgänger gemacht wird und damit neue Freiheitsgrade enthält, die die Beständigkeit der Tradition in Frage stellt.

Unsere Gefühle sind hierbei insofern Garanten der elterlichen Tradition, als sie nicht dem Intellekt unterliegen, wir lernen sie unbewusst von unseren Eltern, nehmen sie z.B. als gefühlsmäßgen Gehalt von Wörtern auf und leren schon als Kleinstkinder, welche Gefühle willkommen sind und welche nicht. Sie haben zwar das Image des Natürlichen, aber natürlich sind sie in deiser Art nur für den Menschen, der nicht nur von der Gestimmtheit gesteuert wird, sonder sich ihrer bewusst ist. Und diese Gestimmtheit ergibt sich eben nicht nur aus dem Zusammenhang zwischen Lebenssituation und Genetik, Die Gefühle werden wesentlich von der Sozialisation mitbestimmt, auf neudeutsch sagt man : sind soziale Konstruktionen, sind damit also Teil der Tradition, der Kultur und insofern eine menschliche Angelegenheit, die wir mit keinem anderen Tier teilen.

Um das zusamenzufassen und auch den Zusammenhang zur Diskussion zu verdeutlichen: Ich gehe davon aus, dass Menschen sehr gefühlsgesteuert sind und dass diese im Bewusstsein stanttfindenden Gefühle kein oder nur sehr wenig Äquivalent im übrigen Tierreich haben und als längerfristig sozial definierter Ersatz für angeborene Verhaltensweisen dienen. Dieses evolutionär notwendige Anheben der Gefühle in das Bewusstsein hat mit der Verbindung der Phantasie als Zeitreisevehikel als nutzlosen aber leider vorhandenen Nebenefffekt eine Verstärkeung des körperlichen Leides und die Möglichkeit zu weiterem Leiden zur Folge. Ein Leid außerhalb der körperlichen Missempfindung ist ansonsten evolutionär sinnlos und es gibt deshalb außerhalb des Menschen keinen vernüftigen Grund, es anzunehmen.
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Kramer
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Anmeldungsdatum: 01.08.2003
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Beitrag(#2110353) Verfasst am: 15.10.2017, 13:43    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:

Die gibt es schon, wir brauchen das auch nicht besonders exakt zu machen, für die Diskussion hier reicht: Die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, also die Fähigkeit, mitzufühlen, was der andere fühlt.

Das Problem ist, dass das nur funktioniert, wenn der andere genauso tickt, wie man selbst.


Hmm... Am Kopf kratzen
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swifty
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Beitrag(#2110367) Verfasst am: 15.10.2017, 14:20    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Ein Leid außerhalb der körperlichen Missempfindung ist ansonsten evolutionär sinnlos und es gibt deshalb außerhalb des Menschen keinen vernüftigen Grund, es anzunehmen.

Was ist mit Isolation? Oder ordnest Du das unter körperliche Missempfindung ein? Eine Kuh, die allein gehalten wird, schreit den ganzen Tag, es sei denn man stellt ihr eine Geiß dazu. Und sieh nur ihre traurigen Augen!
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Kramer
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Beiträge: 30878

Beitrag(#2110368) Verfasst am: 15.10.2017, 14:22    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:

Ein Problem an Deiner Argumentation besteht darin, dass es keinen Maßstab dafür gibt, wann etwas nach Leidensfähigkeit aussieht. Um das zu zeigen, greife ich mal ganz tief in eine der Kisten, die sonst immer gerne verschlossen gehalten werden:

Ich war mal Zeuge, wie ein Mann allen Ernstes in eine frisch gebaggerte, nicht gesicherte, 3m tiefe Grube in sandigem Gelände steigen wollte. Das Baggern hatte dieser Mann selbst in Auftrag gegeben, unter der Maßgabe, äußerste Sorgwalt walten zu lassen, und nun sah er, dass eine kleine Blume, sprich eine blühende Pflanze mit deutlichen Anzeichen des Welkens, dort unten lag, die bei den weiteren Arbeiten unweigerlich zerstört worden wäre. Ich hatte Mühe, den Mann, der da eine Blume leiden sah, schnell genug vom Rand wegzuziehen - das hätte gefährlich werden können.

Jetzt könnte man, wenn man die Situation etwas besser kennt, natürlich sagen, dass das in einer offenen aber psychiatrischen Anstalt war (ich war da auf eigenen Wunsch wegen einer tiefen Depression) aber das trifft es nicht ganz, denn ich war der Patient, und der Herr, den ich da vorsichtig weggezogen habe, war der Leiter dieser Klinik.

Die Moral aus der Geschicht, ist, dass wenn für uns etwas "nach Leidenfähigkeit aussieht", dies nur auf einer einzigen Realität beruht, und die sind wir selbst.


1. Die Geschichte ist höchst unglaubwürdig.
2. Selbst wenn sie wahr ist, ist Deine Schlussfolgerung eine ungerechtfertigte Generalisierung.
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fwo
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Beitrag(#2110383) Verfasst am: 15.10.2017, 15:01    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:

Ein Problem an Deiner Argumentation besteht darin, dass es keinen Maßstab dafür gibt, wann etwas nach Leidensfähigkeit aussieht. Um das zu zeigen, greife ich mal ganz tief in eine der Kisten, die sonst immer gerne verschlossen gehalten werden:

Ich war mal Zeuge, wie ein Mann allen Ernstes in eine frisch gebaggerte, nicht gesicherte, 3m tiefe Grube in sandigem Gelände steigen wollte. Das Baggern hatte dieser Mann selbst in Auftrag gegeben, unter der Maßgabe, äußerste Sorgwalt walten zu lassen, und nun sah er, dass eine kleine Blume, sprich eine blühende Pflanze mit deutlichen Anzeichen des Welkens, dort unten lag, die bei den weiteren Arbeiten unweigerlich zerstört worden wäre. Ich hatte Mühe, den Mann, der da eine Blume leiden sah, schnell genug vom Rand wegzuziehen - das hätte gefährlich werden können.

Jetzt könnte man, wenn man die Situation etwas besser kennt, natürlich sagen, dass das in einer offenen aber psychiatrischen Anstalt war (ich war da auf eigenen Wunsch wegen einer tiefen Depression) aber das trifft es nicht ganz, denn ich war der Patient, und der Herr, den ich da vorsichtig weggezogen habe, war der Leiter dieser Klinik.

Die Moral aus der Geschicht, ist, dass wenn für uns etwas "nach Leidenfähigkeit aussieht", dies nur auf einer einzigen Realität beruht, und die sind wir selbst.


1. Die Geschichte ist höchst unglaubwürdig.
2. Selbst wenn sie wahr ist, ist Deine Schlussfolgerung eine ungerechtfertigte Generalisierung.

1. Wenn Du davon ausgehst, dass ich mir soetwas ausdenke, brauchen wir gar nicht weiterzureden - insofern muss ich mich wohl schon für den Indikativ im 2. Satz bedanken.

2. Was genau steht für Dich in meiner Generalisierung und warum ist sie falsch?

Die zweite Frage kannst Du mir auch an diesem Beispiel beantworten:
Despiteful hat folgendes geschrieben:
....
Eine Kuh, die allein gehalten wird, schreit den ganzen Tag, es sei denn man stellt ihr eine Geiß dazu. Und sieh nur ihre traurigen Augen!

Wessen Trauer sieht Despiteful in den Augen der Kuh?
Ein Tipp dazu: Kühe haben kein Minenspiel. Es gibt auch keinen Rinderexperten, der an den Augen einer Kuh einen Gemütszustand erkennen kann, was er erkennen kann, sind bestimmte körperliche Zustände bis hin zum Tod.

@Despiteful: Was ist jetzt an diesem Beispiel rätselhaft: Wir haben ein normales Brutpflegeverhalten, bei dem Rufe ausgelöst werden, wenn das Junge nicht da ist - dass andere Wesen "adoptiert" werden können, um diese hier eine Befriedigung zu erreichen, darauf hatte ich selbst schon hingewiesen.
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Kramer
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Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#2110388) Verfasst am: 15.10.2017, 15:19    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
2. Was genau steht für Dich in meiner Generalisierung und warum ist sie falsch?


Du hast bei einem Menschen in einer Situation ein Verhalten beobachtet und ziehst daraus nicht nur ungültige Schlüsse über die inneren Motive dieses Menschen, sondern über "uns" alle.
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fwo
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Beitrag(#2110391) Verfasst am: 15.10.2017, 15:24    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
2. Was genau steht für Dich in meiner Generalisierung und warum ist sie falsch?


Du hast bei einem Menschen in einer Situation ein Verhalten beobachtet und ziehst daraus nicht nur ungültige Schlüsse über die inneren Motive dieses Menschen, sondern über "uns" alle.

Der einzige Schluss, den ich ziehe, ist der, dass es immer unsere eigenen Gefühle sind, die wir fühlen. Was ist an diesem Schluss falsch?
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Kramer
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Anmeldungsdatum: 01.08.2003
Beiträge: 30878

Beitrag(#2110392) Verfasst am: 15.10.2017, 15:30    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
2. Was genau steht für Dich in meiner Generalisierung und warum ist sie falsch?


Du hast bei einem Menschen in einer Situation ein Verhalten beobachtet und ziehst daraus nicht nur ungültige Schlüsse über die inneren Motive dieses Menschen, sondern über "uns" alle.

Der einzige Schluss, den ich ziehe, ist der, dass es immer unsere eigenen Gefühle sind, die wir fühlen. Was ist an diesem Schluss falsch?


Nichts. Aber hier hat auch niemand das Gegenteil behauptet. Umso rätselhafter ist es ja, dass Du so eine merkwürdige Geschichte anbringst, obwohl Dir klar sein müsste, dass nicht mehr als anekdotische Evidenz dabei heraus springt.
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fwo
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Beiträge: 25829
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2110395) Verfasst am: 15.10.2017, 15:48    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
2. Was genau steht für Dich in meiner Generalisierung und warum ist sie falsch?


Du hast bei einem Menschen in einer Situation ein Verhalten beobachtet und ziehst daraus nicht nur ungültige Schlüsse über die inneren Motive dieses Menschen, sondern über "uns" alle.

Der einzige Schluss, den ich ziehe, ist der, dass es immer unsere eigenen Gefühle sind, die wir fühlen. Was ist an diesem Schluss falsch?


Nichts. Aber hier hat auch niemand das Gegenteil behauptet. Umso rätselhafter ist es ja, dass Du so eine merkwürdige Geschichte anbringst, obwohl Dir klar sein müsste, dass nicht mehr als anekdotische Evidenz dabei heraus springt.

Das sehe ich etwas anders: Wenn wir davon ausgehen, dass wir da einen gesunden Menschen vor uns haben, und das sollten wir, zeigt sie die Bandbreite, in der unser Gefühl konstruierbar ist und macht an diesem Extrembeispiel, in dem einer das Leid einer Pflanze spürt, bei der zumindest Du und ich uns einig sind, das die nicht leidet, klar, dass das, was wir empathisch fühlen, nicht vom Objekt ausgeht und mit dem Objekt nicht wirklich etwas zu tun hat.

Mehr steht auch nicht in meiner "Verallgemeinerung".

Und an diesem Beispiel wird auch deutlich, dass der, der meint, empathisch das Leid eines Objektes zu spüren, wenn er damit erst genommen werden will, davon ausgeht, dass dieses Objekt gefühlsmäßig genauso tickt wie er. Das zieht sich hier auch durch die Diskussion, wenn mir z.B. jemand jemand vorwirft, ich würde Tieren diese Gefühle absprechen. Woher wissen die überhaupt, dass diese Gefühle da sind - nur, wenn jemand etwas hat, ist es sinnvoll, zu formulieren, jemand anderes spreche es ihm ab.

p.s. Damit kein falscher Eindruck entsteht, ich würde mich über diesen Mann lustig machen wollen:
Ich war 3 Monate in diesem Haus, und mochte und respektierte diesen Mann - auch wegen seiner empathischen Fähigkeiten bei Menschen. Und wenn ich den Abschied nach diesen 3 Monaten richtig interpretiere, mochte und respektiert der mich auch - auch in meiner Andersartigkeit, die ich auch in diesem Haus nicht aufgegeben habe. Und in dieser Umgebung war ich ein Fremdkörper.
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Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).


Zuletzt bearbeitet von fwo am 15.10.2017, 15:58, insgesamt einmal bearbeitet
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Kramer
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Beitrag(#2110398) Verfasst am: 15.10.2017, 15:58    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:

Das sehe ich etwas anders: Wenn wir davon ausgehen, dass wir da einen gesunden Menschen vor uns haben, und das sollten wir, (...)


Nö, da steige ich schon aus. Wenn sich jemand in Lebensgefahr bringt, weil er das angebliche Leid einer Pflanze nicht ertragen kann, dann ist da eindeutig was nicht in Ordnung.

Zitat:
(...) zeigt sie die Bandbreite, in der unser Gefühl konstruierbar ist und macht an diesem Extrembeispiel, in dem einer das Leid einer Pflanze spürt, bei der zumindest Du und ich uns einig sind, das die nicht leidet, klar, dass das, was wir empathisch fühlen, nicht vom Objekt ausgeht und mit dem Objekt nicht wirklich etwas zu tun hat.


Natürlich ist das, was wir empathisch fühlen, immer nur eine Interpretation dessen, was der Andere tatsächlich fühlt. Empathie ist wie jede menschliche Fähigkeit fehlerbehaftet. Empathie macht einen Menschen nicht unfehlbar - nur menschlicher.
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zelig
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Beitrag(#2110411) Verfasst am: 15.10.2017, 16:45    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Vorweg:
Was jetzt kommt, passt ganz gut zu dem Post vorher, aber ich merke nochmal grundsätzlich an: Eigentlich ist das mehr etwas für ein Buch als für einen Post, weshalb das jetzt trotz der Länge sehr kompakt ist. Außerdem ist es das, was Kramer mal an einer anderen Stelle so formuliert hat, dass er sich gerade beim Denken zusehen lässt - es ist also noch nicht fertig:

zelig hat folgendes geschrieben:
....
Meine Sichtweise wäre es daher, zunächst mal davon auszugehen, daß dort Leid existiert, wo es nach Leidensfähigkeit aussieht.....

Richtig. Und bei allen, die das anders sehen, können wir erstmal davon ausgehen, dass das nur Sadisten sind, die ihre Neigung reinwaschen wollen.


Schau mal, an der Stelle höre ich auf zu lesen. Nur mal als Rückmeldung.
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schtonk
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Anmeldungsdatum: 17.12.2013
Beiträge: 12078

Beitrag(#2110418) Verfasst am: 15.10.2017, 17:16    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:

[...]
Die Zuneigung zu "allen" Menschen ist aus meiner Sicht Täuschung bzw. Selbsttäuschung und die Zuneigung zu "allen" Lebewesen insgesamt endet bei denen, die sie am lautesten propagieren, schon beim nächsten Menschen, wenn er zB die falsche Partei wählt, oder die falschen Eßgewohnheiten hat.


Das hat mit Empathie nichts (höchstens am Rande) zu tun. Aber ein Philanthrop mag durchaus in der Lage sein, sich selbst was vorzumachen, ja.

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Die (Selbst-)Täuschung beginnt meiner Ansicht nach schon beim Wort "Empathie", das wie eine Art von Zauberformel verwendet wird, weil es als individuelle Fähigkeit genommen wird, der alle möglichen und unmöglichen Eigenschaften angedichtet werden, und die doch in Wirklichkeit erst dann eine besondere Bedeutung bekommt, wenn sie Teil einer wechselseitigen Beziehung ist.

Empathie ist nicht auf Wechselseitigkeit angewiesen.
Von welchen 'angedichteten Eigenschaften' ist hier die Rede?
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swifty
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Anmeldungsdatum: 26.03.2017
Beiträge: 5000

Beitrag(#2110421) Verfasst am: 15.10.2017, 17:21    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Vorweg:
Was jetzt kommt, passt ganz gut zu dem Post vorher, aber ich merke nochmal grundsätzlich an: Eigentlich ist das mehr etwas für ein Buch als für einen Post, weshalb das jetzt trotz der Länge sehr kompakt ist. Außerdem ist es das, was Kramer mal an einer anderen Stelle so formuliert hat, dass er sich gerade beim Denken zusehen lässt - es ist also noch nicht fertig:

zelig hat folgendes geschrieben:
....
Meine Sichtweise wäre es daher, zunächst mal davon auszugehen, daß dort Leid existiert, wo es nach Leidensfähigkeit aussieht.....

Richtig. Und bei allen, die das anders sehen, können wir erstmal davon ausgehen, dass das nur Sadisten sind, die ihre Neigung reinwaschen wollen.


Schau mal, an der Stelle höre ich auf zu lesen. Nur mal als Rückmeldung.

Auf mich wirkst Du genauso, zelig. Obwohls - glaub ich - DonMartin getroffen hatte.


Zuletzt bearbeitet von swifty am 15.10.2017, 18:27, insgesamt einmal bearbeitet
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Marcellinus
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Beitrag(#2110428) Verfasst am: 15.10.2017, 17:58    Titel: Antworten mit Zitat

schtonk hat folgendes geschrieben:

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Die (Selbst-)Täuschung beginnt meiner Ansicht nach schon beim Wort "Empathie", das wie eine Art von Zauberformel verwendet wird, weil es als individuelle Fähigkeit genommen wird, der alle möglichen und unmöglichen Eigenschaften angedichtet werden, und die doch in Wirklichkeit erst dann eine besondere Bedeutung bekommt, wenn sie Teil einer wechselseitigen Beziehung ist.

Empathie ist nicht auf Wechselseitigkeit angewiesen.
Von welchen 'angedichteten Eigenschaften' ist hier die Rede?


Empathie ist vor allem erst einmal ein Begriff, und wenn dieser Begriff mit der Vorstellung verbunden wird, daß es eine Fähigkeit sei, die nicht auf Wechselseitigkeit angewiesen sei, dann ist es letztlich die schon magisch zu nennende Vorstellung, Menschen könnten gewissermaßen die Empfindungen anderer Menschen und vielleicht sogar anderer Lebewesen wahrnehmen. Das halte ich für eine "angedichtete Eigenschaft", gegenüber nichtmenschlichen Lebewesen sowieso. Aber auch gegenüber ihren Mitmenschen müssen Menschen das "Lesen" von emotionalen Signalen erst lernen, und das funktioniert durchaus "fehlerbehaftet".

Dieses Lernen-müssen ist es, was ich mit Wechselseitigkeit meine, und es setzt dazu voraus, daß man mit Menschen zusammenlebt, deren "Gefühlsausstattung" der eigenen eher ähnlich ist. Ansonsten bleibt es auch im Emotionalen bei gegenseitigem Mißverstehen, was dadurch noch erschwert wird, daß unser Unterbewußtsein dieses Mißverstehen offenbar nicht mit einkalkuliert.
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"Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
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fwo
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Beitrag(#2110429) Verfasst am: 15.10.2017, 18:06    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
...
Schau mal, an der Stelle höre ich auf zu lesen. Nur mal als Rückmeldung.

Ich weiß, dass Du nicht gerne hast, wenn man Dir sagt, wie das, was Du schreibst, ankommt. Es ist auch so unterschwellig, dass Du es selbst vielleicht nicht merkst.

Auf der anderen Seite unterscheiden wir uns da auch einfach: Wenn ich auf etwas antworte, habe ich es auch bis zum Ende gelesen. Dass Du mittendrin in einem Post mit dem Lesen aufhörst, weil Du wegen irgendeines Wortes meinst, den ganzen Post zu kennen, hatten wir schon öfter.
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fwo
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Beitrag(#2110432) Verfasst am: 15.10.2017, 18:24    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:

Das sehe ich etwas anders: Wenn wir davon ausgehen, dass wir da einen gesunden Menschen vor uns haben, und das sollten wir, (...)


Nö, da steige ich schon aus. Wenn sich jemand in Lebensgefahr bringt, weil er das angebliche Leid einer Pflanze nicht ertragen kann, dann ist da eindeutig was nicht in Ordnung.
...

Das sehe ich nicht so. Wir haben da einen "Empathieprofi", der sich im Objekt bzw. im Maßstab vertan hatte, und das anschließend auch einsah.

Wenn ich das so halten wollte, wie Du hier gerade, müsste ich praktisch jeden Eso als krank bezeichnen - um mal Samson zu zitieren: Das halte ich nicht für zielführend.
Kramer hat folgendes geschrieben:
....
Zitat:
(...) zeigt sie die Bandbreite, in der unser Gefühl konstruierbar ist und macht an diesem Extrembeispiel, in dem einer das Leid einer Pflanze spürt, bei der zumindest Du und ich uns einig sind, das die nicht leidet, klar, dass das, was wir empathisch fühlen, nicht vom Objekt ausgeht und mit dem Objekt nicht wirklich etwas zu tun hat.


Natürlich ist das, was wir empathisch fühlen, immer nur eine Interpretation dessen, was der Andere tatsächlich fühlt. Empathie ist wie jede menschliche Fähigkeit fehlerbehaftet. Empathie macht einen Menschen nicht unfehlbar - nur menschlicher.

Ich habe nichts gegen Empathie, wie schon aus diesem Beispiel klar geworden sein sollte. Ich sehe nur die Grenzen etwas stärker und formuliere sie auch.

Ansonsten bin ich - und das ist eigentlich der heimliche Hauptgegenstand dieser Diskussion - ein ausgesprochener Fan des Herrn Ockham.
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schtonk
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Beitrag(#2110439) Verfasst am: 15.10.2017, 20:11    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
schtonk hat folgendes geschrieben:

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Die (Selbst-)Täuschung beginnt meiner Ansicht nach schon beim Wort "Empathie", das wie eine Art von Zauberformel verwendet wird, weil es als individuelle Fähigkeit genommen wird, der alle möglichen und unmöglichen Eigenschaften angedichtet werden, und die doch in Wirklichkeit erst dann eine besondere Bedeutung bekommt, wenn sie Teil einer wechselseitigen Beziehung ist.

Empathie ist nicht auf Wechselseitigkeit angewiesen.
Von welchen 'angedichteten Eigenschaften' ist hier die Rede?


Empathie ist vor allem erst einmal ein Begriff, und wenn dieser Begriff mit der Vorstellung verbunden wird, daß es eine Fähigkeit sei, die nicht auf Wechselseitigkeit angewiesen sei, dann ist es letztlich die schon magisch zu nennende Vorstellung, Menschen könnten gewissermaßen die Empfindungen anderer Menschen und vielleicht sogar anderer Lebewesen wahrnehmen. Das halte ich für eine "angedichtete Eigenschaft", (...)

Das ist richtig, und der Dichter bist du. Es geht nicht um das Wahrnehmen von Fremdempfindungen, sondern um Einfühlungsvermögen i.w.S. Mehr nicht und weniger nicht.
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Marcellinus
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Beitrag(#2110442) Verfasst am: 15.10.2017, 20:22    Titel: Antworten mit Zitat

schtonk hat folgendes geschrieben:
Es geht nicht um das Wahrnehmen von Fremdempfindungen, sondern um Einfühlungsvermögen i.w.S. Mehr nicht und weniger nicht.


Ja, und der einzige, in denen du dich dabei "einfühlst", bist du selbst. Großartige Sache! Sehr glücklich
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schtonk
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Beitrag(#2110444) Verfasst am: 15.10.2017, 20:41    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
schtonk hat folgendes geschrieben:
Es geht nicht um das Wahrnehmen von Fremdempfindungen, sondern um Einfühlungsvermögen i.w.S. Mehr nicht und weniger nicht.


Ja, und der einzige, in denen du dich dabei "einfühlst", bist du selbst. Großartige Sache! Sehr glücklich

Der einzige in denen ich? So so.
Dass es nicht um das Wahrnehmen der Empfindungen anderer geht hast du aber schon gerafft, oder?
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Kramer
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Beitrag(#2110455) Verfasst am: 15.10.2017, 21:48    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:

Dieses Lernen-müssen ist es, was ich mit Wechselseitigkeit meine, und es setzt dazu voraus, daß man mit Menschen zusammenlebt, deren "Gefühlsausstattung" der eigenen eher ähnlich ist. Ansonsten bleibt es auch im Emotionalen bei gegenseitigem Mißverstehen, was dadurch noch erschwert wird, daß unser Unterbewußtsein dieses Mißverstehen offenbar nicht mit einkalkuliert.


Die grosse Mehrheit der Menschen ist sich in der Gefühlsausstattung eigentlich sehr ähnlich. Wenn Du Probleme hast, Dich in andere einzufühlen, liegt das vermutlich nicht so sehr daran, dass die alle total anders sind, sondern wohl eher daran , dass Du anders bist.
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Marcellinus
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Beitrag(#2110459) Verfasst am: 15.10.2017, 22:05    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:

Die grosse Mehrheit der Menschen ist sich in der Gefühlsausstattung eigentlich sehr ähnlich.


Wieviele der 7,5 Mrd. Menschen kennst du so, daß du das beurteilen kannst?
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Kramer
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Beitrag(#2110466) Verfasst am: 15.10.2017, 22:33    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:

Die grosse Mehrheit der Menschen ist sich in der Gefühlsausstattung eigentlich sehr ähnlich.


Wieviele der 7,5 Mrd. Menschen kennst du so, daß du das beurteilen kannst?


Wenn es Menschen mit einer total anderen Gefühlswelt (und mit "anders" meine ich nicht "eingeschränkt") gäbe, hätte ich sicher schon davon gehört oder gelesen.
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Marcellinus
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Beitrag(#2110467) Verfasst am: 15.10.2017, 22:37    Titel: Antworten mit Zitat

Kramer hat folgendes geschrieben:
Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Kramer hat folgendes geschrieben:

Die grosse Mehrheit der Menschen ist sich in der Gefühlsausstattung eigentlich sehr ähnlich.


Wieviele der 7,5 Mrd. Menschen kennst du so, daß du das beurteilen kannst?


Wenn es Menschen mit einer total anderen Gefühlswelt (und mit "anders" meine ich nicht "eingeschränkt") gäbe, hätte ich sicher schon davon gehört oder gelesen.


Und was nicht "total anders" ist, ist "sehr ähnlich"? Entschuldige, daß ich das anders sehe. Aber ich sehe auch, daß wir uns da nicht einigen werden. Vielleicht sollten wir darin übereinstimmen, daß wir nicht übereinstimmen.
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Kramer
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Beitrag(#2110469) Verfasst am: 15.10.2017, 22:48    Titel: Antworten mit Zitat

Marcellinus hat folgendes geschrieben:
Und was nicht "total anders" ist, ist "sehr ähnlich"?


Wenn es da etwas gibt, was signifikant anders ist, müsste man das ja benennen können. Ich habe während meines Studiums in einem Wohnheim mit sehr vielen Auslandsstudenten gewohnt. Die kamen aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt - Frankreich, Polen, China, Japan, Indien, Afrika,... Mir ist da nichts aufgefallen, was auf wesentliche Unterschiede im Gefühlsleben dieser Menschen hingedeutet hätte.
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