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Schule
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smallie
resistent!?



Anmeldungsdatum: 02.04.2010
Beiträge: 3613

Beitrag(#2280138) Verfasst am: 10.05.2022, 19:46    Titel: Antworten mit Zitat

Hab grad der Natur-und-Technik-Lehrerin meiner Tochter eine Mail geschrieben. Ein Absatz fehlt, der wäre nur richtig verständlich, wenn ich etwas einscanne und hochlade. Falls dazu eine interessante Antwort kommt, liefere ich das nach.


Zitat:
Guten Tag Frau Sowieso,

... Ein paar Anmerkungen zur letzten Stegreifaufgabe Natur und Technik.

Zu Frage 1-c: Aus dem Boden nimmt die Pflanze Nährstoffe auf. Richtig oder falsch?

Laut Ihrer Korrektur ist das falsch. Hier einige Beispiele für die zahlreiche Verwendung des Begriffes "Nährstoff":

1) Lisas Großvater hat Landwirtschaft studiert und liest immer noch das Landwirtschaftliche Wochenblatt. Ich habe die aktuelle Ausgabe durchgeblättert, in einem Artikel über Düngemittel wird von Nährstoffen gesprochen. Nun könnte man sagen, die Landwirte drückten sich unwissenschaftlich aus, aber "Nährstoff" ist auch im wissenschaftlichen Kontext anzutreffen.

2) Eutrophierung von Gewässern bedeutet Nährstoffeintrag in Gewässer, das dort zu Algenblüten usw. führen kann. Ist zum Beispiel auf den Seiten des Bundesumweltministeriums zu lesen.

3) Bei fleischfressenden Pflanzen heißt es, diese Eigenschaft entwickle sich bei nährstoffarmen Böden.

    Insectenfressende Pflanzen
    Charles Darwin - 1876, Capitel 1

    Da die Pflanzen ihre meiste Nahrung durch diese Mittel erlangen, sind ihre "Wurzeln nur sehr spärlich entwickelt; auch wachsen sie häufig an Stellen, wo kaum irgend eine andere Pflanze, mit Ausnahme von Moosen, bestehen kann. [...]

    Die Aufsaugung animaler Substanz aus den gefangenen Insecten erklärt es, wie die Drosera in außerordentlich armen torrigen Boden gedeihen kann), [...]. Demohngeachtet würde, wenn man die Art des Bodens bedenkt, worauf sie wächst, die Zufuhr von Stickstoff auszerordentlich beschränkt, oder ganz ungenügend sein, wenn die Pflanze nicht die Fähigkeit hätte, dieses wichtige Element aus den gefangenen Insecten zu entnehmen. Wir können hiernach verstehen. wie es kommt, dass die Wurzeln so dürftig entwickelt sind. Diese bestehen gewöhnlich aus nur zwei oder drei leicht getheilten Zweigen [...]. Danach scheint es, als ob die Wurzeln nur zum Aufsaugen von Wasser dienten; obgleich, wenn solche sich im Boden fände, sie ohne Zweifel auch nährbare Substanz aufsaugen würden;


4) Der Aschegehalt einer Pflanze erlaubt quantitative Aussagen: Bei der Verbrennung bleiben die mineralischen Anteile der Pflanze als Asche zurück. Macht grob ein halbes bis einige wenige Prozente der Trockenmasse aus. Wikipedia schreibt dazu:

    Aufgrund ihres Nährstoffgehalts, der Boden verbessernden Wirkungen und im Sinne des ökologischen Prinzips geschlossener Produktionskreisläufe können und sollen Pflanzenaschen zum Schutze der Böden und der Umwelt in die natürlichen Kreisläufe rückgeführt werden.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Pflanzenasche


Auch hier fällt der Begriff Nährstoffgehalt. Deshalb denke ich, die Frage 1-c sei mit Ja zu beantworten. Wieso sind Sie anderer Meinung?



Zu Frage 1-b. Bei der Photosynthese wandelt die Pflanze Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff um. Richtig oder falsch?

Das ist natürlich falsch, es braucht auch Wasser und Mineralstoffe und zusätzlich zum Sauerstoff werden komplexe Kohlenhydrate hergestellt. Dennoch erscheint mir die Frage mißverständlich. Hier eine ähnliche Frage:

    Ein Bäcker stellt aus Mehl Brot her.

Richtig oder falsch? Das läßt sich nicht beantworten. Was sich beantworten ließe:

    Ein Bäcker stellt unter anderem aus Mehl Brot her. Richtig.
    Ein Bäcker stellt ausschließlich aus Mehl Brot her. Falsch.



Viele Grüße

Zwei weitere Dinge habe ich nicht angesprochen. In der Fragengruppe 1 gab es Punktabzug für falsche Antworten. Sehr ungewöhnlich. Das Fass wollte ich aber nicht aufmachen.

Hab einer Kollegin, die Psychologie studiert hat, die Fragen aus der Stegreifaufgabe gestellt. Sie lag auch daneben im Sinne der Lehrerin. Dann sagte sie noch etwas, auf das ich selbst nicht gekommen bin: "Unklare Fragestellungen erzeugen Prüfungsangst." In der Tat. Aber das Fass wollte ich ebenfalls nicht aufmachen. Besser bei einem Thema bleiben und erst mal das Faktische klären.

Ich frage mich ja - unter der Voraussetzung, daß meine Einwände berechtigt sind - warum fällt das niemand anderem unter den Eltern auf? Meine Tochter ist sicher nicht die einzige, die hier angeblich daneben lag und auch nicht die erste - die Lehrerin verbreitet ihre Darstellung sicher schon seit ein paar Jahren.

Womit ich der Lehrerin vermutlich Unrecht tue - es ist gar nicht ihre Darstellung. Die hat sie höchstwahrscheinlich aus dem Lehrbuch. Die eigentliche Frage wäre dann, warum das Kultusministerium Schulbücher zuläßt, die fernab des üblichen Sprachgebrauchs liegen.
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narr
workingglass
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Beiträge: 3786

Beitrag(#2280141) Verfasst am: 10.05.2022, 20:27    Titel: Antworten mit Zitat

In welche Klasse geht deine Tochter denn? Und welche Art der Schule ist das? (und was in aller Welt sind "Stehgreifaufgaben"? Gab's bei mir nicht, ... letztes Jahrhundert Verlegen )
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tillich (epigonal)
hat Spaß



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Beiträge: 21760

Beitrag(#2280146) Verfasst am: 10.05.2022, 21:18    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
Womit ich der Lehrerin vermutlich Unrecht tue - es ist gar nicht ihre Darstellung. Die hat sie höchstwahrscheinlich aus dem Lehrbuch.

Das ließe sich doch in Tochters Lehrbuch nachschlagen, oder? Bevor du dem Kultusministerium Unrecht tust. Es kann natürlich sowohl in Schulbüchern als auch in den Köpfen von einzelenen Lehrern Quatsch vorhanden sein - im Einzelfall wahrscheinlicher dürfte Letzteres sein. Oder könnte die Lehrerin vielleicht aus Flüchtligkeit schlicht falsch (auch nach ihrer eigenen Lösung) korrigiert haben?

Das hier dürfte übrigens auf Schulniveau passend beschrieben sein:
https://www.biologie-seite.de/Biologie/N%C3%A4hrstoffe
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tillich (epigonal)
hat Spaß



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Beitrag(#2280148) Verfasst am: 10.05.2022, 21:23    Titel: Antworten mit Zitat

narr hat folgendes geschrieben:
In welche Klasse geht deine Tochter denn? Und welche Art der Schule ist das? (und was in aller Welt sind "Stehgreifaufgaben"? Gab's bei mir nicht, ... letztes Jahrhundert Verlegen )

Das liegt nicht am Jahrhundert, sondern am Bundesland:
Stegreifaufgabe hat folgendes geschrieben:

An bayerischen weiterführenden Schulen heißen unangesagte schriftliche Arbeiten „Stegreifaufgaben“. Laut der Schulordnung für die Gymnasien in Bayern vom 23. Januar 2007 gehören Stegreifaufgaben zu den kleinen schriftlichen Leistungsnachweisen. Sie werden nicht angekündigt und beziehen sich auf höchstens zwei unmittelbar vorangegangene Unterrichtsstunden; sie sollen auch auf grundlegende Ergebnisse und Inhalte des bisherigen Kompetenzaufbaus Bezug nehmen. Die Bearbeitungszeit soll zwanzig Minuten nicht übersteigen.

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fwo
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Beitrag(#2280152) Verfasst am: 11.05.2022, 02:08    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
Hab grad der Natur-und-Technik-Lehrerin meiner Tochter eine Mail geschrieben. Ein Absatz fehlt, der wäre nur richtig verständlich, wenn ich etwas einscanne und hochlade. Falls dazu eine interessante Antwort kommt, liefere ich das nach.

....

Über die Frage 1-c braucht man gar nichts zu sagen, da müsste man andersherum fragen, wo sie ihr Ergebnis herhat.
Allerdings wäre es - ich habe interessiert tillichs Definition der Stegreifaufgabe gelesen - interessant, sich das Protokoll Deiner Tochter zu den beiden der Arbeit vorangegangenen Stunden anzusehen, ob es da eine Definition der Nährstoffe gab, die die Lehrerin hier abgefragt hat. (Kleiner Schwank aus der 13. Klasse meines älteren Sohnes: Die drei besten Schüler hatten den Lehrer einer Ungenauigkeit überführt, die er aber nicht zugeben wollte. Der beendete die Auseinandersetzung dann mit den Worten "Schließlich bin ich die studierte Person!" Ich bin ganz froh, dass meine jetzt beide aus der Schule sind, und alles in allem hatten beide ausgesprochenes Glück mit den Lehrern - der Mist, den die nicht so guten gemacht haben, den haben die anderen Lehrer aufgefangen, so dass ich mich bis auf zwei Fälle nicht einzumischen brauchte.)

Zu 1-b: Ihr seid anscheinend in Bayern, wo sehr stark auf das Abfragen "eingebläuten" Stoffes gesetzt wird. Da wäre meine erste Frage, wie weit Chemie schon im unterrichtet wurde, das ist auch eine Frage nach dem Alter Deiner Tochter.
Wenn hier aus dem Chemie-Unterricht schon klar ist, dass man CO2 unmöglich in O2 umwandeln kann, Photosynthese hin oder her, dann kann ich die Härte der Auslegung der Sprache verstehen. Wenn der Chemie-Unterricht aber noch in weiter Ferne liegt und hier nur Vokabeln und Sätze auswendig gelernt wurden, ohne dass die inhaltliche Verknüpfung für die Kinder erkennbar ist, dann würde ich Deiner Interpretation der sprachlichen Unbestimmtheit zustimmen.

Dieses strenge Festhalten an gelernten bzw. gelehrten Formulierungen ist nach meiner Erfahrung ein Verhalten unsicherer Lehrer / Dozenten (ich bin dem auch an der Uni begegnet), die sich über den sprachlichen Übergang zwischen Wissenschaft und Umgangssprache nicht klar waren und meinten, auch da auf eine wissenschaftliche Eindeutigkeit Wert legen zu müssen, wo sie unnötig oder gar falsch war. Es kann also sein, dass Du da versuchst, jemandem einen kleinen Schubs zu geben, der selbst unsicher steht, und dass Du da deshalb eine unangemessene Antwort bekommst. Darauf solltest Du vorbereitet sein.
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Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

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fwo
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Beitrag(#2280153) Verfasst am: 11.05.2022, 02:20    Titel: Antworten mit Zitat

narr hat folgendes geschrieben:
... "Stehgreifaufgaben"?...

Etymologisch: Man kann zwar in Steg-Reifen (Einzahl: der Stegreif) stehen, aber es handelt sich tatsächlich um Reifen (= Ringe), die unten aus einem Steg bestehen. Es ist eine alte Bezeichnung für Steigbügel.
Etwas aus dem Stegreif zu machen, bedeutet, dafür nicht extra abzusteigen, d.h. sich nicht vorzubereiten. zwinkern
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narr
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Beitrag(#2280195) Verfasst am: 11.05.2022, 15:39    Titel: Antworten mit Zitat

Lachen interessant
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smallie
resistent!?



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Beitrag(#2280225) Verfasst am: 11.05.2022, 20:12    Titel: Antworten mit Zitat

narr hat folgendes geschrieben:
In welche Klasse geht deine Tochter denn? Und welche Art der Schule ist das?

Sechste Klasse eines christlichen Mädchengymnasiums.

Sie wollte dorthin, weil ihre besten Freundinnen dorthin gingen. Ich hatte ihr empfohlen, auf die nahegelegenste Schule zu gehen - "Kannst eine halbe Stunde länger schlafen" - das hat aber nicht gezogen. Inzwischen will sie selbst weg und geht nächstes Jahr - auf die nahegelegenste Schule, weil ihre jetzt beste Freundin dort ist.
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smallie
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Anmeldungsdatum: 02.04.2010
Beiträge: 3613

Beitrag(#2280226) Verfasst am: 11.05.2022, 20:15    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Womit ich der Lehrerin vermutlich Unrecht tue - es ist gar nicht ihre Darstellung. Die hat sie höchstwahrscheinlich aus dem Lehrbuch.

Das ließe sich doch in Tochters Lehrbuch nachschlagen, oder? Bevor du dem Kultusministerium Unrecht tust.

Aye.

Biologie heute 6 hat folgendes geschrieben:
2.3 Pflanzen produzieren Nährstoffe

Lebewesen benötigen Nährstoffe, die als Grundlage für den Aufbau ihrer körpereigenen Stoffe oder als Energieträger dienen. Während Menschen und Tiere diese Nährstoffe aus der Nahrung beziehen, stellen grüne Pflanzen als Grundbaustein für ihren Stoffaufbau und ihre Energieversorgung energiereichen Traubenzucker, der auch als Glucose bezeichnet wirde, selber her.

Sieht für mich aus, als hätte die Lehrerin aus der Überschrift geschlossen, daß Pflanzen Nährstoffe herstellen, selbst aber keine brauchen. Und übersehen, daß Nähstoff kontextabhängig verschiedenes bedeuten kann.


tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Es kann natürlich sowohl in Schulbüchern als auch in den Köpfen von einzelenen Lehrern Quatsch vorhanden sein - im Einzelfall wahrscheinlicher dürfte Letzteres sein. Oder könnte die Lehrerin vielleicht aus Flüchtligkeit schlicht falsch (auch nach ihrer eigenen Lösung) korrigiert haben?

Alles möglich.
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smallie
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Beiträge: 3613

Beitrag(#2280231) Verfasst am: 11.05.2022, 22:14    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Die drei besten Schüler hatten den Lehrer einer Ungenauigkeit überführt, die er aber nicht zugeben wollte. Der beendete die Auseinandersetzung dann mit den Worten "Schließlich bin ich die studierte Person!"

Studiert haben einige - bei manchen hat's nicht viel geholfen. Sieht man ja bei mir. Mr. Green


fwo hat folgendes geschrieben:
Wenn hier aus dem Chemie-Unterricht schon klar ist, dass man CO2 unmöglich in O2 umwandeln kann, Photosynthese hin oder her, dann kann ich die Härte der Auslegung der Sprache verstehen. Wenn der Chemie-Unterricht aber noch in weiter Ferne liegt und hier nur Vokabeln und Sätze auswendig gelernt wurden, ohne dass die inhaltliche Verknüpfung für die Kinder erkennbar ist, dann würde ich Deiner Interpretation der sprachlichen Unbestimmtheit zustimmen.

Chemie hatten sie noch nicht, aber immerhin ein Zuckermolekül mit Kugeln dargestellt. Atome war mit Sicherheit noch nicht dran.


fwo hat folgendes geschrieben:
Es kann also sein, dass Du da versuchst, jemandem einen kleinen Schubs zu geben, der selbst unsicher steht, ...

Das kann hinkommen.

Die selbe Lehrerin hat gerade Otto von Guericke und seine Magdeburger Halbkugeln durchgenommen. Sie schreibt: "Erst sechzehn Pferde konnten die Kugeln auseinander ziehen." Das wäre mir neu. Steht auch nirgends so. Hab's überschlagen, die Pferde müßten eine Kraft aufbringen, die der Gewichtskraft von 1,4 t entspricht. Außerdem darf man nur 8 Pferde betrachten. Egal, bla, bla

Im einen oder anderen Fall hatte ich mir ebenfalls jahrelang Falschfakten gemerkt. Kommt vor, möchte ich der Lehrerin nicht vorwerfen.. Bei den Magdeburger Kugeln und den Pferden ist der Fehler nicht offensichtlich.

Anders in diesem Fall: Grundschule, Strom wird durchgenommen. Sagt meine Tochter: im Körper fließt auch Strom. Sagt die Lehrerin: Nein. Errm - und wofür steht dann das E in EKG und EEG? Hab' meine Tochter mit Volta und seinen Froschschenkelexperimenten geimpft. Das hat sich die Lehrerin eingehen lassen. Passt, Fehler werden gemacht und (hoffentlich) korrigiert. Ich weiß auch nicht alles und mache viele Fehler. Obwohl, andererseits: der Tod wird heute über den Hirntod bestimmt, also die Abwesenheit von Hirnströmen. Das ist eigentlich elementare Allgemeinbildung!?

Hab's schon mal erzählt, weil's so schön ist, noch einmal. Möglicherweise warst du damals AWOL. zwinkern

    Aufgabe: Schreibe Wörter in Einzahl und Mehrzahl.
    Tochter schreibt: Mond - Monde
    Lehrerin: Das ist falsch. Es gibt nur einen Mond.

(Offensichtlich bayerisch:) Ohjeggerl, auweh und greizdeifenaa. Da war doch mal was mit Gallilei und den Jupitermonden.

Aber das ist alles nicht wirklich schlimm. Schlimm ist: "Die Lehrerin hat gesagt, wenn ich so rechne, wie du es mir gezeigt hast, kriege ich Punktabzug." Oder wenn ich zur Lehrerin sage: "Diese und jene Aufgabe ist nicht eindeutig lösbar." und sie antwortet: "Wir unterrichten nach den Vorgaben des Lehrplans."


fwo hat folgendes geschrieben:
... und dass Du da deshalb eine unangemessene Antwort bekommst. Darauf solltest Du vorbereitet sein.

Möglich. Dann werden meine Tochter und ich uns noch in Jahren darüber amüsieren. Cool

Ich nehme das alles nicht so ernst. Ich wollte nur meinem Gefühl Ausdruck geben: Das geht jetzt wirklich zu weit, was als Schulweisheit dargestellt wird, bitte keinen groben Unfug verzapfen. Wenn ich das nicht kommentiert hätte, würde ich mich noch in zehn Jahren über mich selbst ärgern.
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fwo
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Beiträge: 25826
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2280247) Verfasst am: 12.05.2022, 11:04    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
....

Ich nehme das alles nicht so ernst. Ich wollte nur meinem Gefühl Ausdruck geben: Das geht jetzt wirklich zu weit, was als Schulweisheit dargestellt wird, bitte keinen groben Unfug verzapfen. Wenn ich das nicht kommentiert hätte, würde ich mich noch in zehn Jahren über mich selbst ärgern.


Die Haltung finde ich gut, aber ich habe gelernt, dass es trotzdem besser ist, gleichzeitig auf der Hut zu sein.

Der jüngere von mir, nennen wir ihn Oskar, ist zwar eigentlich bei fast allen, die ihm begegnen beliebt, hatte es sich aber bei seiner sehr christlichen und gleichzeitig feministischen Klassenlehrerin versiebt. Außerdem hatte er eine zweite mit seiner Klassenlehrerin befreundete Feindin, die Französischlehrerin - das Fach Franz war rein strategisch gewählt, weil die zweite Fremdsprache sein musste, und er es auf diese Weise früh genug abgeben konnte, dass es nicht im Abi zählte. Das waren die beiden einzigen Lehrer, mit denen er nicht konnte.

Organisatorisch: Eine Gemeinschaftsschule, bei der die Schüler bei jeder Zeugniskonferenz darauf abgeklopft werden, ab sie richtig leistungsmäßig eingeordnet sind: Hauptschule, Mittelschule, gymnasial - sie sind in den Klassen gemischt, werden aber unterschiedlich benotet.

Es hätte mich misstrauisch machen können, dass Oskar - trotz eines sehr ausgeprägten Leseunwillens (sehr starker Legastheniker) immer einer der der Besten seiner Klasse - nie gymnasial eingestuft wurde. Diese Einstufungsfrage geht immer vom Klassenlehrer aus.

Er wurde also von einigen Lehrern aus deren eigener Vollmacht gymnasial bewertet, von anderen nach seiner offiziellen Einstufung, so auch in Französisch. Ich hatte ihm eingebläut, trotz seiner absoluten Unfähigkeit immer hinzugehen und auch mitzumachen, woran er sich auch gehalten hat, damit eine 6 unmöglich war. Er bekam also eine 5, aber eine Mittelschul-5. Wenn sie ihn gymnasial bewertet hätte, hätte sie ihm wegen seiner Mitarbeit auch eine 5 geben müssen. Seine Mittelschul-5 wurde dann für seine Versetzung in die Oberstufe in eine 6 übersetzt und verhinderte damit die Versetzung. Die Klasse wiederholen hätte er als zu dem Zeitpunkt zweitbester der Klasse aber auch nicht können. Das war dann scheinbar das praktische Aus seiner schulischen Laufbahn - die Geschichte mit der verdeckten 6 war bei der Zeugniskonferenz nicht aufgefallen.

Mir wurde dann auf dem privaten Weg von einem anderen Lehrer der Rat gegeben, doch einen Antrag auf eine Klassenkonferenz zur Versetzung Oskars zu stellen. Ich wusste in dem Moment gar nicht, dass diese Möglichkeit existiert, und habe das sofort gemacht (Es hatte schon Ansätze dazu von anderen Lehrern gegeben, aber mit dem Antrag der Eltern war es einfacher.)

Die Konferenz fand statt, Oskar wurde versetzt, es stimmten nur zwei LehrerINNEN gegen ihn. Rate mal wer. (das dürfte ich zwar theoretisch gar nicht wissen, es drang trotzdem nach draußen) Diese beiden haben ihn danach nicht mehr gegrüßt.

Es gab übrigens dann eine andere Französischlehrerin, und Oskar hat das Fach mit einer unverdienten 4 abgegeben. Die neue Lehrerin hat ihn relativ zu restlichen Klasse beurteilt - dieses Wahlfach hat einen sehr hohen Anteil von Legasthenikern, die damit ihre zweite Fremdsprache abiturunschädlich abarbeiten.
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smallie
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Beitrag(#2280314) Verfasst am: 12.05.2022, 23:48    Titel: Antworten mit Zitat

narr hat folgendes geschrieben:
Lachen interessant

Gehört eigentlich in den Geschichtsunterricht.

Der Steigbügel war militär-historisch und in Folge allgemein-historisch von einiger Bedeutung. Mit so einem kleinen Ding ließe sich große Geschichte erzählen, besser als mit Karl dem Kurzen und Ludwig dem Langen.
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smallie
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Beiträge: 3613

Beitrag(#2280547) Verfasst am: 15.05.2022, 20:37    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Die Haltung finde ich gut, aber ich habe gelernt, dass es trotzdem besser ist, gleichzeitig auf der Hut zu sein.

Ich habe nicht vor, daraus meine neue, regelmäßige Freizeitbeschäftigung zu machen.

Zuviel Aufwand. Außer ich bastele mir ein Formblatt. zwinkern

    Sie haben am soundsovielten folgenden Fehler begangen:

    [] faktischer Irrtum
    [] Begriffsverwirrung
    [] umständlicher Rechenweg
    [] polemische Bemerkung zuungunsten eines Schülers
    [] Klassenstrafe für Vergehen Einzelner
    [] fachfremde Themen in den Unterricht eingebracht


fwo hat folgendes geschrieben:
Der jüngere von mir, nennen wir ihn Oskar, ist zwar eigentlich bei fast allen, die ihm begegnen beliebt, hatte es sich aber bei seiner sehr christlichen und gleichzeitig feministischen Klassenlehrerin versiebt. Außerdem hatte er eine zweite mit seiner Klassenlehrerin befreundete Feindin, ... Das waren die beiden einzigen Lehrer, mit denen er nicht konnte.

Er konnte nicht mit denen - oder die nicht mit ihm?

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Meine Tochter und ich waren uns immer einig, welche Lehrerinnen wir nicht mochten - die Antipathie war gegenseitig: die mochten uns nicht und wir mochten sie nicht.

Zu meiner Schulzeit gab es einige Lehrer, die hatten bestimmte Schüler auf dem Kieker. Daran wird sich im Kern nicht viel geändert haben. Völlig objektiv zu sein und seine persönlichen Animositäten ganz und gar auszublenden, ist schwierig.

Lehrer haben einiges an Macht. Das ist ein heikles Thema, dem nicht genügend Aufmerksamkeit gegeben wird. Es fehlen checks and balances, es fehlt eine anständige Fehlerkultur. Lehrer korrigieren die Fehler der Schüler, aber wer korrigiert die Fehler der Lehrer?

Es gibt inoffizielle Seiten, bei denen Lehrer bewertet werden können. Warum macht man das nicht offiziell in einem Schulforum? Schüler und Eltern bewerten Lehrer - mit Kommentarmöglichkeit. Schon klar, daß dann auf 20 Leute 5 Meinungen kommen, klar, daß dabei Blödsinn kommen wird. Andererseits wäre das, wenn sich bestimmte Beschwerden häufen, ein Frühwarnsystem.

Irgend ein System, das Kritik transparent macht, wäre nötig.
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smallie
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Beitrag(#2280549) Verfasst am: 15.05.2022, 20:54    Titel: Antworten mit Zitat

Aus vrolijkes Thread über die neurechte Welle hierher geholt.


narr hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Bildung. Offenheit, Liberalität, Neugier und kritisches Denken lehren.

Man kann es nicht zwingen, wenn man nicht riskieren will im Widerspruch zu landen.

Die Schule sollte mehr für die Bildung tun. Wissen allein genügt nicht.

So wie der Musiklehrer meiner Tochter. Der meinte sinngemäß, die Afrikaner seien auch ziemliche Rassisten.

Ich so: "Wie kommt man im Musikunterricht auf dieses Thema?" Sie hatten Gospels durchgenommen. Trotzdem, schon ein bisschen weit hergeholt. Ich war nicht dabei, deshalb möchte ich das nicht abschließend beurteilen. Sicher haben sich auch Afrikaner in manchen Konflikten nichts geschenkt außer Tod, Verstümmelung und Verderben. Ich halte den Satz des Lehrer trotzdem für nicht angebracht: ohne Kontext ist er mißverständlich.

Welche denn? Hat er dazu was gesagt?

Hab' meine Tochter noch einmal gefragt, was er genau gesagt hat. Angeblich: "Die Schwarzen sind die schlimmsten Rassisten von allen."

Mit der Begründung, die führten ständig Krieg miteinander.


narr hat folgendes geschrieben:
Wenn er wirklich "die" gesagt hat würde ich Mal mit ihm reden.

Sollte ich? Weiß nicht. Laut gedacht:

    - Nein. Ich denke, seine Schülerinnen rollen bei solchem Gesabbel nur die Augen und vergessen es dann. Zitat smalline: "Rassismus ist, wenn sich Menschen unterschiedlicher Hautfarbe bekämpfen. Bei gleicher Hautfarbe ist es nur Hass." Was ich für grundfalsch halte, aber es zeigt, daß sie für das Gesabbel unempfänglich ist, wie vermutlich auch alle ihre Mitschülerinnen. Letzteres kann ich natürlich nicht belegen. Mein ganz persönlicher Eindruck: Abstruse Meinungen einzelner Lehrer fallen bei den Schülerinnen dieser Schule auf Desinteresse. So war's zu meiner Schulzeit auch schon, einige Lehrer haben totalen Mist erzählt - fast alle Schüler fanden es peinlich.

    - Nein. Erst wenn er als Musiklehrer prüfungsrelevanten Unsinn über Musik erzählt, dann muß man mit ihm reden.

    - Ja. Lehrer sollten ihre Privatmeinungen weitgehend für sich behalten, insbesondere wenn sie mit dem Thema, das gerade durchgenommen wird, nichts zu tun haben. Ich sage ausdrücklich "weitgehend", weil ich scheuklappenartigen Unterricht, der nicht auch mal links und rechts schaut, als starr und langweilig empfinden würde.

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fwo
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Beitrag(#2280556) Verfasst am: 15.05.2022, 22:30    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
....

Es gibt inoffizielle Seiten, bei denen Lehrer bewertet werden können. Warum macht man das nicht offiziell in einem Schulforum? Schüler und Eltern bewerten Lehrer - mit Kommentarmöglichkeit. Schon klar, daß dann auf 20 Leute 5 Meinungen kommen, klar, daß dabei Blödsinn kommen wird. Andererseits wäre das, wenn sich bestimmte Beschwerden häufen, ein Frühwarnsystem.

Irgend ein System, das Kritik transparent macht, wäre nötig.

Es gibt sowas, das Klassenelternbeirat heißt, in dem die Vertreter aller Klasseneltern sitzen. Da kommen derartige Themen normalerweise hoch und werden dann vom Vorsitzenden des Klassenelternbeirates an die Schulleitung weitergegeben.

Ich hab das Geschäft auf der Klassenebene einige Jahre lange gemacht, und in mindestens einem Fall waren die Eltern zu erfolgreich: Da ist es ihnen gelungen, einen bei den Schülern eigentlich relativ beliebten Lehrer wegen eines kurzen verbalen Ausrasters von der Schule versetzen zu lassen. Er war nicht nur der Sammlungsleiter der Physik, ihm gehörte die Hälfte der Sammlung persönlich, und er war der einzige Physiklehrer mit Oberstufenbefähigung. Der Teil der Schüler, der ihn nicht mochte, war der Teil mit den schlechteren Noten. Die Aktion dieser Eltern, die die Versetzung betrieben haben, war zwar "für ihre Kinder" aber dumm.

Ich fand es besser, wenn ich die aufgebrachten Eltern und den betreffenden Lehrer unter meiner Vermittlung an einen Tisch bekam - das hat zweimal die Wogen glätten können, ohne dass wir über den Elternbeirat und die Schulleitung gingen.

Auf der anderen Seite weiß ich aus eigener Erinnerung, wie Spannungen zwischen Lehrer und Schüler die Leistungen des Schülers nach unten drücken können. Wieder auf der anderen Seite habe ich schon als Schüler Versuche mit Lehrern gefahren, wie man deren normalerweise vorhandenen Idealismus zu seinen Gunsten nutzen kann: Piss ihnen ordentlich ans Bein, dass sie Grund haben, wütend auf Dich zu sein, und sie werden dich im Zweifelsfall besser benoten, weil sie sich Mühe geben, ihre Abneigung nicht in die Noten einfließen zu lassen. Einmal hat es nicht geklappt. (Ich wusste, warum ich nie Lehrer werden wollte.)
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Beitrag(#2280919) Verfasst am: 19.05.2022, 17:05    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
narr hat folgendes geschrieben:
Wenn er wirklich "die" gesagt hat würde ich Mal mit ihm reden.

Sollte ich? Weiß nicht. Laut gedacht:

Ich denke, seine Schülerinnen rollen bei solchem Gesabbel nur die Augen und vergessen es dann. ... kann ich natürlich nicht belegen.

Hab' zufällig eine Mitschülerin getroffen und sie zu dieser Sache befragt. Sie konnte sich an den Vorfall erinnern, nicht aber an den Wortlaut.

Mit der Mutter einer Mitschülerin habe ich auch gesprochen. Sie war wie ich der Meinung, die Kinder würden das ignorieren. Weiter sinngemäß: "Solch kontroverse Aussagen gehen nur in höheren Jahrgangsstufen, in denen die Kinder das fachliche Rüstzeug wie auch den Mut haben, um dagegen zu halten. Ist ohnehin ein komischer Typ. Hoffentlich geht er bald in Rente."



EDIT: Zitat war vermurkst.
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Zuletzt bearbeitet von smallie am 19.05.2022, 18:40, insgesamt einmal bearbeitet
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Beitrag(#2280921) Verfasst am: 19.05.2022, 17:29    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
smallie hat folgendes geschrieben:
Irgend ein System, das Kritik transparent macht, wäre nötig.

Es gibt sowas, das Klassenelternbeirat heißt, in dem die Vertreter aller Klasseneltern sitzen. Da kommen derartige Themen normalerweise hoch und werden dann vom Vorsitzenden des Klassenelternbeirates an die Schulleitung weitergegeben.

Zu meiner Schande muß ich sagen, daß ich nicht mal weiß, wie das in den Corona-Jahren gehalten wurde.

Einen Fall aus der Grundschule habe ich noch nicht erzählt, denke ich. Es ging um Essenzwang in der Mittagsbetreuung, einige werden sich an den Thread erinnern. Ich ruf' die Elternbeiratsvorsitzende an, schildere ihr, was da so alles schiefläuft. Worauf sie antwortet, das müsse so sein, sonst könne man 80 Kinder nicht unter einen Hut bringen. Hat nicht sonderlich zu mehr Transparenz beigetragen.

In der neuen Schule gibt es keinen Esszwang und barfuß gehen dürfen sie auch. Geht doch.


fwo hat folgendes geschrieben:
Ich hab das Geschäft auf der Klassenebene einige Jahre lange gemacht, und in mindestens einem Fall waren die Eltern zu erfolgreich: Da ist es ihnen gelungen, einen bei den Schülern eigentlich relativ beliebten Lehrer wegen eines kurzen verbalen Ausrasters von der Schule versetzen zu lassen. Er war nicht nur der Sammlungsleiter der Physik, ihm gehörte die Hälfte der Sammlung persönlich, und er war der einzige Physiklehrer mit Oberstufenbefähigung. Der Teil der Schüler, der ihn nicht mochte, war der Teil mit den schlechteren Noten. Die Aktion dieser Eltern, die die Versetzung betrieben haben, war zwar "für ihre Kinder" aber dumm.

Autsch.

Wenn der Ausraster ein Einzelfall wäre, wäre ich geneigt, das zu Ignorieren, je nachdem, wie der Lehrer dazu Stellung nimmt. Die Versetzerei verstehe ich ohnehin nicht. Damit verschiebt man das Problem nur von Ort A nach Ort B. Wenn der Lehrer nicht aus seiner Haut kann, löst man damit gar nichts.


fwo hat folgendes geschrieben:
Ich fand es besser, wenn ich die aufgebrachten Eltern und den betreffenden Lehrer unter meiner Vermittlung an einen Tisch bekam - das hat zweimal die Wogen glätten können, ohne dass wir über den Elternbeirat und die Schulleitung gingen.

Das Problem erst mal mit dem Lehrer zu klären, ohne Elternbeirat und Schulleitung, halte ich für angebracht.

PS: Habe noch keine Antwort auf mein Mail bekommen. Ich sollte telefonisch nachhaken.


fwo hat folgendes geschrieben:
Wieder auf der anderen Seite habe ich schon als Schüler Versuche mit Lehrern gefahren, wie man deren normalerweise vorhandenen Idealismus zu seinen Gunsten nutzen kann: Piss ihnen ordentlich ans Bein, dass sie Grund haben, wütend auf Dich zu sein, und sie werden dich im Zweifelsfall besser benoten, weil sie sich Mühe geben, ihre Abneigung nicht in die Noten einfließen zu lassen. Einmal hat es nicht geklappt. (Ich wusste, warum ich nie Lehrer werden wollte.)

Meine Taktik ist eher: taktiere nicht.

Fürchtet euch aber, wenn mich der Zorn der Gerechten überkommt. Mr. Green Pfeifen zwinkern
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Zuletzt bearbeitet von smallie am 19.05.2022, 17:55, insgesamt einmal bearbeitet
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Beitrag(#2280922) Verfasst am: 19.05.2022, 17:55    Titel: Antworten mit Zitat

Die Natur/Technik/Biologie-Lehrerin hat es jetzt geschafft, auch mich zu verwirren.


Praktikums-Unterrichtsblatt:

1) Woran kann man ein gekochtes von einem rohen Ei unterscheiden? Antwort: Man dreht es. Das rohe Ei schlingert dabei.
2) Wozu ist das gut? Antwort: Damit das Ei nicht so leicht aus dem Nest fällt.

Echt jetzt?

Zum einen stehen gekochte Eier nicht in evolutionärem Wettbewerb mit rohen Eiern. noc

Zum anderen müßten sich dann maximal schlingernde Eier entwickeln. Unter der Annahme, daß der Dotter dichter als das Eiweiß ist, sollte der Dotter möglichst weit vom Schwerpunkt entfernt sein. Ist das so? Ich glaube nicht.

Und überhaupt: ein Ei, das schlingert, hüpft eher aus dem Nest, als ein Ei, das gleichförmig kreiselt.
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Beitrag(#2280931) Verfasst am: 19.05.2022, 19:03    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
Die Natur/Technik/Biologie-Lehrerin hat es jetzt geschafft, auch mich zu verwirren.


Praktikums-Unterrichtsblatt:

1) Woran kann man ein gekochtes von einem rohen Ei unterscheiden? Antwort: Man dreht es. Das rohe Ei schlingert dabei.
2) Wozu ist das gut? Antwort: Damit das Ei nicht so leicht aus dem Nest fällt.
....

Lachen Lachen Lachen
2 hat mich echt zum Wiehern gebracht.

Dass Vogel-Eier innen flüssig sind, ist ganz schlicht stammesgeschichtliches Erbe, auch Säugereier, die nur ganz selten Gelegenheit haben, aus dem Nest zu fallen, sind im Prinzip flüssig, und gleichzeitig konstruktive Forderung bei einem Materialtransport im Volumen ohne besondere Transportmechanismen. Die normale Anpassung daran, dass sie nicht wegrollen, besteht im Nestbau. Wo das nicht möglich ist, da ist man bisher davon ausgegangen, dass die kegelförmige Eiform eine Anpassung daran sei. Es gibt allerdings neuere Untersuchungen, die darauf schließen lassen, dass der Zusammenhang zur Form doch nicht so einfach ist.

Aber tröste Dich, der Anteil der Biologen, die bei Evolutionsfragen in das Schlingern eines rohen Eies verfallen, ist erheblich.

smallie hat folgendes geschrieben:
...

Und überhaupt: ein Ei, das schlingert, hüpft eher aus dem Nest, als ein Ei, das gleichförmig kreiselt.

Das glaube ich Dir jetzt aber nicht. Der "statische Vorteil" eines flüssigen Eies besteht tatsächlich darin, dass Drehimpulse von einem gelgefüllten Ei schlecht aufgenommen werden - die innere Reibung ist zu groß. Deshalb sind diese Eier bei Anstößen von außen träger.

Aber das brauchte sich nicht zu entwickeln, das war schon vorher so, und hat überlebt, weil es nicht schädlich war.
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smallie
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Beitrag(#2281476) Verfasst am: 29.05.2022, 21:49    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
2 hat mich echt zum Wiehern gebracht.

Da kannst du nur mehr sagen: Ei der Daus!

(Das hat man früher gesagt, als WTF noch ungehörig war.)


fwo hat folgendes geschrieben:
Dass Vogel-Eier innen flüssig sind, ist ganz schlicht stammesgeschichtliches Erbe, auch Säugereier, die nur ganz selten Gelegenheit haben, aus dem Nest zu fallen, sind im Prinzip flüssig, und gleichzeitig konstruktive Forderung bei einem Materialtransport im Volumen ohne besondere Transportmechanismen.

Genau.


fwo hat folgendes geschrieben:
Die normale Anpassung daran, dass sie nicht wegrollen, besteht im Nestbau. Wo das nicht möglich ist, da ist man bisher davon ausgegangen, dass die kegelförmige Eiform eine Anpassung daran sei. Es gibt allerdings neuere Untersuchungen, die darauf schließen lassen, dass der Zusammenhang zur Form doch nicht so einfach ist.

Hab' ein bisschen herumgelesen. Die Meinungen und Befunde zur Eiform gehen auseinander. Eine Arbeit hat die Form in Bezug zu Temperatur und Feuchtigkeit gestellt, so daß der Austausch von Luft und Wasser optimal wird.


fwo hat folgendes geschrieben:
Aber tröste Dich, der Anteil der Biologen, die bei Evolutionsfragen in das Schlingern eines rohen Eies verfallen, ist erheblich.

Eine darwinsche Story ist schnell erfunden.

So schnell, wie ich hyperactive agency detection behaupten kann. zwinkern


fwo hat folgendes geschrieben:
e ich Dir jetzt aber nicht. Der "statische Vorteil" eines flüssigen Eies besteht tatsächlich darin, dass Drehimpulse von einem gelgefüllten Ei schlecht aufgenommen werden - die innere Reibung ist zu groß. Deshalb sind diese Eier bei Anstößen von außen träger.

Ich stell' mir das ähnlich wie bei einem Tankwagen vor. Wenn der losfährt, setzt sich erst der Wagen in Bewegung, dann schwappt die Flüssigkeit (aus Fahrerperspektive) nach hinten und bremst den Wagen mit einem Ruck. Wenn Wagen und Tankinhalt gleichmäßig in Bewegung sind und der Wagen bremst, läuft's umgekehrt.
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smallie
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Beitrag(#2281477) Verfasst am: 29.05.2022, 21:53    Titel: Antworten mit Zitat

Update:

Die Lehrerin hat nicht geantwortet. Letzten Montag habe ich das Sekretariat gebeten, bei der Lehrerin nachzufragen, ob meine Mail im Spam-Ordner gelandet sei. Wieder keine Antwort.

Wie mag das abgelaufen sein? So etwa:

    Sektretariat: Da frägt jemand an, ob Sie sein Schreiben erhalten haben?
    Lehrerin: Antworten Sie nicht. Behaupten wir einfach, die zweite Mail sei auch im Spam gelandet.

Die stecken unter einer Decke. Ist das denen nicht peinlich? Mit den Augen rollen Im Endeffekt heißt das: "Weder muß ich mich als Lehrer für meine Arbeit rechtfertigen, noch will ich es, weil mir nie Fehler unterlaufen."

Weiß noch nicht, was ich jetzt mache.
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fwo
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Beitrag(#2281482) Verfasst am: 30.05.2022, 11:43    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:
Update:

Die Lehrerin hat nicht geantwortet. Letzten Montag habe ich das Sekretariat gebeten, bei der Lehrerin nachzufragen, ob meine Mail im Spam-Ordner gelandet sei. Wieder keine Antwort.

Wie mag das abgelaufen sein? So etwa:

    Sektretariat: Da frägt jemand an, ob Sie sein Schreiben erhalten haben?
    Lehrerin: Antworten Sie nicht. Behaupten wir einfach, die zweite Mail sei auch im Spam gelandet.

Die stecken unter einer Decke. Ist das denen nicht peinlich? Mit den Augen rollen Im Endeffekt heißt das: "Weder muß ich mich als Lehrer für meine Arbeit rechtfertigen, noch will ich es, weil mir nie Fehler unterlaufen."

Weiß noch nicht, was ich jetzt mache.

Kann sein, dass das auch ein bayerisches Problem ist.

Mir scheint, dass es ein gewisses Nord-Süd-Gefälle in obrigkeitlicher Autorität gibt. Das Leben in hierarchischen Strukturen ist etwas einfacher, die Position bestimmt, was wahr ist und dient damit auch als Korsett.

Bei mir war es so, dass ich immer aufbegehrte, wenn mir etwas falsch vorkam, in der Schulzeit waren meine Eltern normalerweise auf der Seite der Institution (mein Vater war selbst Lehrer, wenn auch in einer Sprachenschule der Bundeswehr), danach kam der Bund und dann die Uni, und überall waren auch welche, die mal Unsinn geredet haben. Einige konnten das gar nicht ab, wenn man sie - zuerst vorsichtig, bei Nichtreaktion auch hart - korrigiert hat, manche haben sich gefreut und mich bei entsprechender Fragestellung mit eingebaut (Biologen mögen keine Mathematik), und andere haben versucht, mich, an der Uni durch Vorenthalten des Leistungsnachweises, zu bestrafen. Das ist mir in zwei Praktika des Aufbaustudiums passiert, beide Male hat mein Vorschlag "Wir haben eine fachliche Meinungsverschiedenheit. Ich möchte, dass wir die vor der Fachschaft austragen." dazu geführt, dass mir der Schein dann schnell und leise ausgestellt wurde.

Das ist dann ein Unterschied im persönlichen Format: Wenn jemand da steht, weil er von der Sache, das kann auch das übergreifende Lehrer-sein sein, begeistert ist, bleibt er lernfähig. Wenn er sich aber mit viel Mühe in der Position eingenistet hat, die nun sein ganzes Kapital ist, erlebt er das als persönlichen Angriff.

Ich habe das selbst lange nicht verstanden, weil ich mich - unabhängig von der Situation, in der ich war - immer darüber gefreut habe, wenn da jemand war, der mir eine andere Art zu denken gezeigt hat, oder auch in meiner eigenen Art einfach besser war - von denen konnte ich lernen. Und wenn sich jemand als Lehrender in eine Multiplikatorenrolle begibt, ist es eigentlich zwangsläufig, dass er auf Menschen trifft, die ihm trotz einer formalen Unterlegenheit in der Sache oder auch nur einer Frage überlegen sind. Aber da freut sich halt nicht jeder drüber, sondern viele bekommen auch Angst und fangen dann an, zu beißen.

Meine beiden Söhne sind Kinder eines Klugscheißers und dementsprechend auch welche. Sie haben natürlich auch Ähnliches erlebt und sind damit zu mir nach Hause gekommen. Ich habe mich dann mit ihnen über die Sache unterhalten (in der sie meistens recht hatten), aber mich bis auf den einen Fall mit der Deutsch-Interpretation, in dem ich ein allgemeineres Problem sah (den Fall habe ich hier auch mal beschrieben), gegenüber dem Lehrer nicht weiter geäußert, sondern bin mit den Kindern auf das menschliche Problem (s.o.) eingegangen.
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smallie
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Beitrag(#2281628) Verfasst am: 01.06.2022, 19:36    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Kann sein, dass das auch ein bayerisches Problem ist.

Möglich.

Weißt ja, was sie sagen: Anekdoten sind keine Daten. Wäre gut, wenn man das genauer wüßte, denn wenn es sich bei meinen Widerfahrnissen nicht um Ausreißer handelt, sondern um eine Tendenz, dann scheitert zeligs Projekt:

zelig hat folgendes geschrieben:
Bildung. Offenheit, Liberalität, Neugier und kritisches Denken lehren.



Weitere Anekdoten:

    Schülerin: macht eine übertriebene Behauptung, sagt Tausendprozentig oder sowas in der Art.
    Lehrerin: "Man muß nicht übertreiben, um etwas als absurd hinzustellen."
    Tochter: "Das ist ja gerade der Sinn der Übertreibung, etwas als absurd hinzustellen."

Ich seh' das so wie die Lehrerin. Keep it real.

    Darauf sagt eine Mitschülerin zu meiner Tochter: "Du traust dich, der Lehrerin zu widersprechen!?"

Umpff. Warum sagt die Mitschülerin das? Vorauseilender Gehorsam? Berechtigt oder übertrieben?

Anderer Fall: Eine Kollegin erzählt, sie habe sich zu ihrer Schulzeit über eine Fehlkorrektur beklagt - in einer bewerbungsrelevanten Zwischenprüfung. Sagt die Lehrerin: "Das werde ich mir merken."


fwo hat folgendes geschrieben:
Mir scheint, dass es ein gewisses Nord-Süd-Gefälle in obrigkeitlicher Autorität gibt.

Die Norddeutschen sind halt einfach nicht katholisch. Was willst du da erwarten? zwinkern

Im Ernst: der einzige, der zu meiner Zeit in den Klassen 7 - 10 regelmäßig den Lehrern widersprochen hat, - war der Sohn des evangelischen Pastors. Wir anderen haben die Klappe gehalten und nicht mal mit den Augen gerollt. Dessen Eltern haben etwas richtig gemacht. Ob das mit evangelisch sein zu tun hat? Keine Ahnung, war aber auffällig.


fwo hat folgendes geschrieben:
Das Leben in hierarchischen Strukturen ist etwas einfacher, die Position bestimmt, was wahr ist und dient damit auch als Korsett.

Imitiere die alten und erfahrenen war mal eine einigermaßen gute Strategie - in einer Welt, die zu Zeiten der Großväter nicht anders aussah, als zu Zeiten der Enkel. Heute, in einer Welt, die sich binnen einer Generation wandelt, ist "machs wie die alten" vielleicht nicht mehr so hilfreich.


fwo hat folgendes geschrieben:
... beide Male hat mein Vorschlag "Wir haben eine fachliche Meinungsverschiedenheit. Ich möchte, dass wir die vor der Fachschaft austragen." dazu geführt, dass mir der Schein dann schnell und leise ausgestellt wurde.

Eine gute Taktik.


fwo hat folgendes geschrieben:
Das ist dann ein Unterschied im persönlichen Format: Wenn jemand da steht, weil er von der Sache, das kann auch das übergreifende Lehrer-sein sein, begeistert ist, bleibt er lernfähig. Wenn er sich aber mit viel Mühe in der Position eingenistet hat, die nun sein ganzes Kapital ist, erlebt er das als persönlichen Angriff.

Kritik ist anstrengend - besonders dann, wenn man keine guten Gegenargumente hat und einen Fehler nicht einsehen will.

Ach. Ich bin versaut von 20 Jahren Forenschreiberei. Da versucht man zumindest, das bessere Argument gewinnen zu lassen. Viele Leute sind anders gestrickt. Das übersehe ich in meiner Naivität gerne.


fwo hat folgendes geschrieben:
Ich habe das selbst lange nicht verstanden, weil ich mich - unabhängig von der Situation, in der ich war - immer darüber gefreut habe, wenn da jemand war, der mir eine andere Art zu denken gezeigt hat, oder auch in meiner eigenen Art einfach besser war - von denen konnte ich lernen.

Ich versteh das auch nicht - oder nur mit Sekundärerklärungen aus der psychologischen Ecke, wie du sie angesprochen hast.

Der Moment, in dem man einen Fehler bemerkt, ist ein Moment der Erkenntnis. Solche Situationen müßte man geradezu suchen ... Fehler zu finden, ist eine gute Sache ...

Aus der Arbeit. Wir erhalten Daten von mehreren Dutzend Datenlieferanten. Unter den Ansprechpartnern, die ich bei denen habe, gibt es einige, die umgehend reagieren, wenn ich ihnen sage: da habt ihr einen Fehler. Die sagen dann: schau in die und die Spalte, dann ergibt es Sinn. Oder sie sagen: Ja, das ist ein Fehler, werden wir ändern, danke für den Hinweis. Oder sie sagen: Ja, ist ein Fehler, werden wir aber nicht ändern, wäre zu teuer. So muß das sein. Andere hingegen bestreiten Fehler, sagen sie schauen sich's an und dann hörst du nie wieder was oder sie antworten gar nicht. Ich sag dann zu unseren Kunden: wenn ihr das gefixt haben wollt, müßt ihr euch beim Lieferanten beschweren.

So gesehen fehlt der Schule als Institution die nötige Kundenorientierung. Und eine Abteilung für Beschwerden.

(Apropos Kunden: Es hat übrigens ein Jahr gedauert, bis ein Platz in der neuen Schule frei wurde. Letztes Jahr sagte die Schule: "Wir haben so viele Zuzügler, die kriegen bevorzugt einen Platz." Daß es so eng zugeht, wußte ich nicht. boomtown effect - die Münchner werden milde lächeln, weil sie das schon länger kennen.)


fwo hat folgendes geschrieben:
Meine beiden Söhne sind Kinder eines Klugscheißers und dementsprechend auch welche.

Hmm. Was ist eigentlich das Gegenteil eines Klugscheißers? Der Dummschwätzer?


fwo hat folgendes geschrieben:
Sie haben natürlich auch Ähnliches erlebt und sind damit zu mir nach Hause gekommen. Ich habe mich dann mit ihnen über die Sache unterhalten (in der sie meistens recht hatten), aber mich bis auf den einen Fall mit der Deutsch-Interpretation, in dem ich ein allgemeineres Problem sah (den Fall habe ich hier auch mal beschrieben), gegenüber dem Lehrer nicht weiter geäußert, sondern bin mit den Kindern auf das menschliche Problem (s.o.) eingegangen.

Das ist ein guter Rat.

Schon alleine weil Fehler und Ungenauigkeiten so zahlreich sind, da würde ich gar nicht fertig, denen allen nachzugehen.

Dann ist da noch der Unsinn, den man nicht mitbekommt. Corona-Fernunterricht, Mathematik. Ich kiebitze.

Längen und Flächen werden durchgenommen. Lehrerin: "Nicht vergessen: immer Einheiten dazuschreiben!" Unmittelbar danach kommt eine Aufgabe, bei der eine Fläche gegeben ist und ein Quadratmeterpreis. Die Lehrerin läßt beim Preis die Einheit EUR/m² weg. Seufz. Brüche hatten sie zu der Zeit noch nicht durchgenommen - eher ein Problem des Lehrplans als der Lehrkraft. Ja mei, dann sag ich halt als Lehrer: "Das müßt ihr jetzt nicht verstehen, aber das ist die Einheit des Quadratmeterpreises." Dann bin ich konsistent mit meiner Forderung, es müsse immer eine Einheit dabeistehen.
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closeman
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Beitrag(#2281633) Verfasst am: 01.06.2022, 20:16    Titel: Antworten mit Zitat

Der Simple Club hat schon vielen Schülern -lange vor Corona- durch den deutschen Bildungsweg eine Bresche geschlagen. Hier eine Zusammenfassung ihres Wirkens auf der TinCon von 2017:
https://www.youtube.com/watch?v=plPBeHzv5mc
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Lord Snow
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Beitrag(#2281961) Verfasst am: 09.06.2022, 21:35    Titel: Antworten mit Zitat

Mal ne Frage zu den Schulen in Amerika, ich gucke gerade eine Serie, wo Schüler einer High School Tiere sezieren. Das ist mir schon öfters aufgefallen, dass es so was gibt. In berühmten Filmen wie ET - Der Außerirdische (das mit den Fröschen), wo die Tiere offenbar sogar noch leben und dann wohl unmittelbar erst getötet werden sollen.

Machen die das da drüben wirklich im Biologie-Unterricht? Ich finde das voll schräg! Am Kopf kratzen
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"Der Gott, der Gott sterben läßt, um Gott zu besänftigen"...Hundert Folianten, die für oder wider das Christentum geschrieben worden sind, ergeben eine geringere Evidenz als der Spott dieser zwei Zeilen.
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AlexJ
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Beitrag(#2281969) Verfasst am: 10.06.2022, 14:15    Titel: Antworten mit Zitat

Lord Snow hat folgendes geschrieben:
Mal ne Frage zu den Schulen in Amerika, ich gucke gerade eine Serie, wo Schüler einer High School Tiere sezieren. Das ist mir schon öfters aufgefallen, dass es so was gibt. In berühmten Filmen wie ET - Der Außerirdische (das mit den Fröschen), wo die Tiere offenbar sogar noch leben und dann wohl unmittelbar erst getötet werden sollen.

Machen die das da drüben wirklich im Biologie-Unterricht? Ich finde das voll schräg! Am Kopf kratzen


Ja, ist in der USA sehr häufig Bestandteil des Bio-Unterrichts.

https://weather.com/de-DE/wissen/tiere/news/2020-01-02-ohne-ekel-faktor-kunstliche-frosche-im-bio-unterricht-haben-nur-einen

Die Geschichte ist über den Versuch einen künstlichen Ersatz einzuführen bzw. zu entwickeln. Die Bilder sind von dem künstlichen Frosch, für die Bilder zumindest sind also keine Tiere gestorben.

Na ja, hab gehört, die Tradition stammt aus einer Zeit wo das selber Schlachten noch weit verbreitet war. Da war das Verhältnis zu Tieren in der Gesellschaft noch ein ganz anderes. Seit dem hat sich in der USA zwar viel getan, sodass die Tradition jetzt auch häufiger infrage gestellt wird. Aber mit dem Status als Tradition ist das schwierig.
Moralisch bin ich da persönlich gespalten, als traditionelle Mutprobe halte ich wenig davon, aber wenn Tiere zur Verarbeitung in Genussmittel getötet werden können, dann ist mir der Tötung für Bildungszwecke doch irgendwie weniger schlimm.
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tillich (epigonal)
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Beitrag(#2281982) Verfasst am: 10.06.2022, 19:57    Titel: Antworten mit Zitat

AlexJ hat folgendes geschrieben:
Moralisch bin ich da persönlich gespalten, als traditionelle Mutprobe halte ich wenig davon, aber wenn Tiere zur Verarbeitung in Genussmittel getötet werden können, dann ist mir der Tötung für Bildungszwecke doch irgendwie weniger schlimm.

Ich würde bei den Bildungszwecken aber auch noch einen Unterscied im Bilduingsniveau machen. Ich glaube nicht, dass es für den Biologieunterricht auf Schulniveau sinnvoll ist, Tiere zu sezieren. Das genaue Arbeiten am tatsächlichen Objekt usw. kann man mE auch an Pflanzen üben, für die konkrete Anschauung wären auch Präparate u.Ä. ausreichend. Für ein universitäre Studium, bei dem man das eigene wissenschaftliche Arbeiten lernen soll, wäre das anders, finde ich.
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Lord Snow
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Beitrag(#2281986) Verfasst am: 10.06.2022, 20:40    Titel: Antworten mit Zitat

Ok dann scheint das ja wirklich Standard in den USA zu sein. Finde ich persönlich ehrlich gesagt auch nicht wirklich gut!

Ja ich stimme dem zu. Für die eingeschlagene Laufbahn als Biologe, Tierarzt oder generell Arzt usw. ist das natürlich sinnvoll. Aber in so jungem Alter.

In dem Link von AlexJ steht ja, die Teilnahme ist nicht verpflichtend. Da aber auch von Mutprobe usw. die Rede ist, scheint da irgendwo auch so eine Art Gruppendruck vorzuherrschen, wo natürlich der "Verweigerer" als Feigling diffamiert werden könnte. Das ist sicherlich für einige Schüler ein Grund trotz Ekel/Angst oder moralischer Bedenken dennoch mit zu machen.

Da würde mich mal interessieren ob es da verlässlich Zahlen zu Teilnehmern gibt und wieviele Schüler dem fern bleiben...
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AlexJ
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Beitrag(#2281988) Verfasst am: 10.06.2022, 23:20    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
AlexJ hat folgendes geschrieben:
Moralisch bin ich da persönlich gespalten, als traditionelle Mutprobe halte ich wenig davon, aber wenn Tiere zur Verarbeitung in Genussmittel getötet werden können, dann ist mir der Tötung für Bildungszwecke doch irgendwie weniger schlimm.

Ich würde bei den Bildungszwecken aber auch noch einen Unterscied im Bilduingsniveau machen. Ich glaube nicht, dass es für den Biologieunterricht auf Schulniveau sinnvoll ist, Tiere zu sezieren. Das genaue Arbeiten am tatsächlichen Objekt usw. kann man mE auch an Pflanzen üben, für die konkrete Anschauung wären auch Präparate u.Ä. ausreichend. Für ein universitäre Studium, bei dem man das eigene wissenschaftliche Arbeiten lernen soll, wäre das anders, finde ich.


Hab ich auch erst überlegt, aber wenn die Messlatte nun mal die Produkte im Supermarkt sind, sieht es anders aus. Wenn ich das also mit dem Genuss eines mit Salami belegten Brötchens vergleiche, ist der Nutzwert, der erfüllt sein muss, doch beachtlich gering. Und da ziehe ich ein echtes Anschauungsbeispiel einem Präparat doch vor.
Das vorgeschlagene Präparat in dem Artikel kostet 150 Euro oder Dollar (kann mich nicht mehr erinnern welches es war) und ist nur bedingt wieder verwendbar.

Ethisch würde ich die Teilnahme wohl über das Einverständnis regeln. Dass der Eltern bzw. der Schüler ab Alter der bedingten Mündigkeit also 14 Jahre.
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