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Mathematik und Wahrheit
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Lamarck
Radikaler Konstruktivist



Anmeldungsdatum: 28.03.2004
Beiträge: 2142
Wohnort: Frankfurt am Main

Beitrag(#766397) Verfasst am: 11.07.2007, 21:24    Titel: Re: Die absolute Wahrheit ist: Antworten mit Zitat

Hi Algol!

Algol hat folgendes geschrieben:
Lamarck hat folgendes geschrieben:

Yep hat folgendes geschrieben:

Algol hat folgendes geschrieben:

cptchaos hat folgendes geschrieben:
... es gibt keine Absolute Wahrheit.

Ist das auch wahr? zwinkern

In der Tat: für manche scheint es nur eine einzige Wahrheit zu geben. Die nämlich, dass es keine Wahrheit gäbe. Und damit verfrachten sie sich selbst in den Widerspruch.


Die Aussage "es gibt keine absolute Wahrheit" impliziert selbstverständlich, das es (a) nur relative Wahrheiten gibt und (b) somit diese Aussage ebenfalls nur einen relativen Wahrheitsanspruch aufweist.
Daumen hoch!
Einfach genial!

Die Aussage: "es gibt keine absolute Wyxpixs" impliziert selbstverständlich, daß es (a) nur relative Wyxpixs gibt und (b) somit diese Aussage ebenfalls nur einen relativen Wyxpixsanspruch aufweist.


(btw: Was verstehst Du unter "Wahrheit",
was unter "relativer Wahrheit"
und was unter "relativem Wahrheitsanspruch"?)


Na, du katholische Programmiersprache - damit ist allerdings noch nicht gesagt, ob nun auch relative Wyxpixs existieren; des weiteren müsste zunächst definiert werden, worin nun Dein relativer Wyxpixsanspruch besteht. Aber zunächst verbessere ich die ursprüngliche Aussage von Yep erneut:

In der Tat: Für manche scheint es nur einen einzigen Weihnachtsmann zu geben. Den Weihnachtsmann nämlich, der gar nicht existiert. Und damit verfrachten sie sich selbstverständlich keineswegs in einen Widerspruch.

Du siehst es ja selbst: Du stellst Verknüpfungen her. <wahr> bzw. <falsch> sind wiederum Aussagen; Du verknüpfst also mindestens zwei Aussagen etwa folgendermaßen: <Diese Aussage ist <wahr>> . Die Aussage <wahr> ist allerdings Dein axiomatischer Begründungsabbruch, mit der Du die Eigenschaften dieser Setzung durch eine entsprechende Verknüpfung auf eine andere Aussage transportierst (für ein <falsch> gilt dieser Begründungsabbruch übrigens nicht, wie sich etwa so untersuchen lässt: "Die Aussage, es existieren nur Aussagen, die <falsch> sind, ist <wahr>" . Du siehst, Du bastelst dergestalt Aussagensysteme im Bottom-Up-Ansatz, während es für Aussagen im absolutem Sinne erforderlich ist, das System aus der Top-Down-Perspektive zu betrachten. Das wird Dir aber aus bestimmten Gründen wohl kaum gelingen.


Cheers,

Lamarck
_________________
„Nothing in Biology makes sense, except in the light of evolution.” (Theodosius Dobzhansky)

„If you can’t stand algebra, keep out of evolutionary biology.” (John Maynard Smith)

„Computers are to biology what mathematics is to physics.” (Harold Morowitz)
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Algol
Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia



Anmeldungsdatum: 22.06.2006
Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin

Beitrag(#766473) Verfasst am: 11.07.2007, 22:04    Titel: Re: Die absolute Wahrheit ist: Antworten mit Zitat

Hi Lamarck!

Lamarck hat folgendes geschrieben:
Hi Algol!

Algol hat folgendes geschrieben:
Lamarck hat folgendes geschrieben:

Yep hat folgendes geschrieben:

Algol hat folgendes geschrieben:

cptchaos hat folgendes geschrieben:
... es gibt keine Absolute Wahrheit.

Ist das auch wahr? zwinkern

In der Tat: für manche scheint es nur eine einzige Wahrheit zu geben. Die nämlich, dass es keine Wahrheit gäbe. Und damit verfrachten sie sich selbst in den Widerspruch.


Die Aussage "es gibt keine absolute Wahrheit" impliziert selbstverständlich, das es (a) nur relative Wahrheiten gibt und (b) somit diese Aussage ebenfalls nur einen relativen Wahrheitsanspruch aufweist.
Daumen hoch!
Einfach genial!

Die Aussage: "es gibt keine absolute Wyxpixs" impliziert selbstverständlich, daß es (a) nur relative Wyxpixs gibt und (b) somit diese Aussage ebenfalls nur einen relativen Wyxpixsanspruch aufweist.


(btw: Was verstehst Du unter "Wahrheit",
was unter "relativer Wahrheit"
und was unter "relativem Wahrheitsanspruch"?)


Na, du katholische Programmiersprache - damit ist allerdings noch nicht gesagt, ob nun auch relative Wyxpixs existieren;


Klug erkannt und so verhält es sich auch mit der von Dir ins Feld geführten "relativen Wahrheit" (und vielleicht handelt es sich sogar um einen Widerspruch in sich, wie beim "schwarzen Schimmel"?).



Lamarck hat folgendes geschrieben:
... des weiteren müsste zunächst definiert werden, worin nun Dein relativer Wyxpixsanspruch besteht.

Und was wollen wir unter einer "relativen Wahrheit" verstehen?

Aussagelogik handelt von wahren und falschen Aussagen.
Wollen wir nun eine wahre Aussage als "relative Wahrheit" bezeichnen?

Das könnte problematisch werden, denn die Aussage:
"wenn Ostern und Pfingsten auf den selben Tag fallen, dann fliegen die Kühe von Blume zu Blume und sammeln Honig"
ist innerhalb der formalen Logik absolut und nicht nur relativ wahr.

Aber vielleicht relativ wahr, in einem noch zu konstituierendem Metasystem, das uns erlaubt, über die Aussagen der formalen Logik (wahre, falsche oder wasweißich, tertium datur?) Aussagen zu machen ...

usw. usf.
Ein unendlicher Progress ...

Bis auf weiteres bleibe ich daher bei meiner Ansicht, daß die Aussage
"es gibt keine absolute Wahrheit"
einen Widerspruch beinhaltet.


Ps: ich habe nichts gegen (formallogische) Widersprüche oder Unentscheidbarkeiten (wie die Menge aller Mengen ...), für mich sind gerade solche Aussagen die interessanten, weil sie unsere formale Logik und unser Weltbild näher beleuchten.
Und ich bin auch nicht der Meinung, daß ein Drittes nicht gegeben ist (siehe auch Gödels Beweis zur Unvollständigkeit oder Widersprüchlichkeit von Axiomensystemen, in denen man weiter als bis drei zählen kann).
_________________
Leben kann tödlich sein
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Lamarck
Radikaler Konstruktivist



Anmeldungsdatum: 28.03.2004
Beiträge: 2142
Wohnort: Frankfurt am Main

Beitrag(#767666) Verfasst am: 13.07.2007, 01:13    Titel: Re: Die absolute Wahrheit ist: Antworten mit Zitat

Hi Algol!

Algol hat folgendes geschrieben:

Klug erkannt und so verhält es sich auch mit der von Dir ins Feld geführten "relativen Wahrheit" (und vielleicht handelt es sich sogar um einen Widerspruch in sich, wie beim "schwarzen Schimmel"?).


Klar. Das triff allerdings nicht nur für eine "relative Wahrheit" zu; auch bei einer "absoluten Wahrheit" könnte es sich doch um einen 'Widerspruch in sich' handeln. BTW: Das folgende zeigt Aspergillus niger, den Schwarzen Schimmel :









Algol hat folgendes geschrieben:

Lamarck hat folgendes geschrieben:
... des weiteren müsste zunächst definiert werden, worin nun Dein relativer Wyxpixsanspruch besteht.

Und was wollen wir unter einer "relativen Wahrheit" verstehen?

Aussagelogik handelt von wahren und falschen Aussagen.
Wollen wir nun eine wahre Aussage als "relative Wahrheit" bezeichnen?

Das könnte problematisch werden, denn die Aussage:
"wenn Ostern und Pfingsten auf den selben Tag fallen, dann fliegen die Kühe von Blume zu Blume und sammeln Honig"
ist innerhalb der formalen Logik absolut und nicht nur relativ wahr.


Richtig: Innerhalb der formalen Logik. Aber woraus besteht nun die formale Logik? - Aus Verknüpfungen, eben Relationen.



Algol hat folgendes geschrieben:

Aber vielleicht relativ wahr, in einem noch zu konstituierendem Metasystem, das uns erlaubt, über die Aussagen der formalen Logik (wahre, falsche oder wasweißich, tertium datur?) Aussagen zu machen ...

usw. usf.
Ein unendlicher Progress ...

Bis auf weiteres bleibe ich daher bei meiner Ansicht, daß die Aussage
"es gibt keine absolute Wahrheit"
einen Widerspruch beinhaltet.


Ps: ich habe nichts gegen (formallogische) Widersprüche oder Unentscheidbarkeiten (wie die Menge aller Mengen ...), für mich sind gerade solche Aussagen die interessanten, weil sie unsere formale Logik und unser Weltbild näher beleuchten.
Und ich bin auch nicht der Meinung, daß ein Drittes nicht gegeben ist (siehe auch Gödels Beweis zur Unvollständigkeit oder Widersprüchlichkeit von Axiomensystemen, in denen man weiter als bis drei zählen kann).


Weil es eben nicht möglich scheint, hinter dem infiniten Regress zu gelangen, nimmst Du Festlegungen - eben Setzungen - vor. Wenn Dir das ganze aus irgendwelchen Gründen nicht mehr passend erscheint, wirfst Du Deinen ganzen Aufbau einfach weg. Du siehst hier die Übereinstimmung von Hypothese und Axiomatik: <wahr> ist hier letztlich eine Definition. "Wahrheit" kannst Du nicht beweisen, "Wahrheit" kann sich 'nur' bewähren.


Cheers,

Lamarck
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katholisch
Benedikt XVI: Respekt! Franziskus: alles Gute!



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Beitrag(#767771) Verfasst am: 13.07.2007, 10:51    Titel: Antworten mit Zitat

Ich halte Mathematik schon für ziemlich logisch, eines der logischten Systeme überhaupt.
1 + 1 ist halt mal 2, wenn man halt 1 Stück als 1 bezeichnet und 2 Stück als 2.
Wenn man -Einheit- als z bezeichnen würde und noch eine -Einheit- dazugäbe, und das Ergebnis dann als ZZ - ist auch noch logisch. Also - in dem Bereich ist Mathematik schon ziemlich logisch.
Und mit dieser komischen Mathematik wo es nur mehr Buchstaben und so komische Klammern und Wurzeln und kleine Hochzahlen usw gibt ... da kenn ich mich sowieso nicht aus. Aber- so Grundmathematik ist schon sehr logisch finde ich. freakteach
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Grüß euch Gott - alle miteinander!


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gemeiner Feld-, Wald- und Wiesenchrist
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Wolf
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Beitrag(#767828) Verfasst am: 13.07.2007, 12:11    Titel: Antworten mit Zitat

katholisch hat folgendes geschrieben:
Ich halte Mathematik schon für ziemlich logisch, eines der logischten Systeme überhaupt.
1 + 1 ist halt mal 2, wenn man halt 1 Stück als 1 bezeichnet und 2 Stück als 2.
Das hat nichts mit logik zu tun und ist noch dazu eine leere Aussage(Was 2 Stück sind weißt du nämlich nicht, wenn du nicht weißt was 2 ist).
Zitat:

Wenn man -Einheit- als z bezeichnen würde und noch eine -Einheit- dazugäbe, und das Ergebnis dann als ZZ - ist auch noch logisch. Also - in dem Bereich ist Mathematik schon ziemlich logisch.
Du meinst 1 plus 1 ist 11 oder meinst du 1+1=1*1=1?
Zitat:

Und mit dieser komischen Mathematik wo es nur mehr Buchstaben und so komische Klammern und Wurzeln und kleine Hochzahlen usw gibt ... da kenn ich mich sowieso nicht aus. Aber- so Grundmathematik ist schon sehr logisch finde ich. freakteach

Was bei deinem Logikverständnis nichts heißen mag.
Versuchs lieber mal mit etwas einfacheren als die natürlichen Zahlen.
Hochzahlen und Wurzeln bieten sich an.
_________________
Trish:(
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Baldur
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Beiträge: 8326

Beitrag(#1375487) Verfasst am: 11.10.2009, 12:14    Titel: Antworten mit Zitat

Enzensberger-Essay - Die Mucken der Mathematik
Zitat:
Mathematik ist mehr als nur eine Leidenschaft von Hans Magnus Enzensberger. In einem Essay ergründet er das Wesen von Gleichungen und Funktionen, die auf so verblüffende Weise die Wirklichkeit beschreiben. Und doch: Tief im Innern des Zahlenuniversums scheint etwas nicht zu stimmen.


Na, was ist denn da bei der Entwicklung der Mathematik falsch gelaufen?
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Danol
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Beiträge: 3027

Beitrag(#1375488) Verfasst am: 11.10.2009, 12:22    Titel: Antworten mit Zitat

Baldur hat folgendes geschrieben:
Na, was ist denn da bei der Entwicklung der Mathematik falsch gelaufen?


Ich hab den Essay nicht gelesen, aber ist das wieder ein der Fälle, bei denen Du von Fehlern in einer Wissenschaft faselst, ohne selbst Ahnung davon zu haben worums überhaupt geht? Deprimiert

Edit: Nachdem ich den jetzt durchgelesen habe, denke ich das immernoch. Der Wissenschaftsteil im Spiegel verkommt immer mehr zum Boulevard-Magazin.
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Baldur
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Anmeldungsdatum: 05.10.2005
Beiträge: 8326

Beitrag(#1375493) Verfasst am: 11.10.2009, 12:35    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe den ARTIKEL gelesen, den ESSAY bisher nicht.

Ich fasele hier von gar nichts, sondern habe einen Artikel verlinkt und zitiert. Und ja, ich verstehe nicht, was der Autor mir damit sagen will und fragte daher, was mit der Aussage, dass "tief im Innern des Zahlenuniversums etwas nicht zu stimmen scheint" wohl gemeint sein soll. Aus dem Artikel bin ich diesbezüglich nicht schlau geworden. Möglicherweise gibt es hier ja jemanden, der mir dabei auf die Sprünge helfen kann.

Warum du diese Frage jetzt als Angriff auf die Wissenschaft interpretierst, ist mir ebenso unverständlich. Noch viel mehr ist mir unverständlich warum du das dann gleichzeitig als wiederholten Versuch hinzustellen versuchst, weil mir bisher gar nicht bewusst war, dass ich überhaupt einmal Fehler in "der Wissenschaft" behauptet hätte.

Allerdings scheint mir bei solchen Schnellschüssen doch kritisch, dass "die Wissenschaft" des doch sehr an Wissenschaftlichkeit mangeln ließe, wenn kritische Fragen und Phänomene vorurteilshaft als unwissenchaftliches Gefasel verurteilt werden. - Aber du sprichst ja wohl nur für dich.

Schade aber, dass du meine Frage als Gefasel von Fehlern in der Wissenschaft - ohne zu wissen worum es geht - vermutest, ohne zu wissen worum es geht.
Ich weis eben nicht worum es geht und frage deshalb nach. Wäre mir neu, dass das gegen die Regeln der Wissenschaftlichkeit wäre.

Deprimiert


Übrigens: Wirf das doch bitte dem Enzensberger vor, oder aber dem Autor des Artikels. Aber warum bitte mir?
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Baldur
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Anmeldungsdatum: 05.10.2005
Beiträge: 8326

Beitrag(#1375495) Verfasst am: 11.10.2009, 12:39    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Doch "plötzlich, nachdem alles in schönste Existenz gebracht war, kamen die Mathematiker - jene, die ganz innen herumgrübeln - darauf, dass etwas in den Grundlagen der ganzen Sache absolut nicht in Ordnung zu bringen sei; tatsächlich, sie sahen zuunterst nach und fanden, dass das ganze Gebäude in der Luft stehe."


[Gefasel]Was soll das heißen?[/Gefasel]
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Danol
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Anmeldungsdatum: 02.04.2007
Beiträge: 3027

Beitrag(#1375498) Verfasst am: 11.10.2009, 12:46    Titel: Antworten mit Zitat

Baldur hat folgendes geschrieben:
Ich fasele hier von gar nichts, sondern habe einen Artikel verlinkt und zitiert. Und ja, ich verstehe nicht, was der Autor mir damit sagen will und fragte daher, was mit der Aussage, dass "tief im Innern des Zahlenuniversums etwas nicht zu stimmen scheint" wohl gemeint sein soll. Aus dem Artikel bin ich diesbezüglich nicht schlau geworden. Möglicherweise gibt es hier ja jemanden, der mir dabei auf die Sprünge helfen kann.


Aha, dann hab ich dich halt missverstanden. Tut mir leid wenn ich etwas gereizt reagiert habe, ich hab dich reflexhaft in die Kategorie 'Crank' eingeordnet. Könnte auch daran liegen dass deine Frage mir wie eine Suggestivfrage erschien.
Auf die Sprünge helfen wird allerdings schwer. Der Autor macht eine mathematisch undefinierte Aussage über ein mathematisch undefiniertes Objekt. Äh ja, und nun?
(Zahlenuniversum? Hä? Und 'nicht stimmen' bezeichnet bitte was? Die übliche Unstimmigkeit mit einer wie auch immer gearteten absoluten Wirklichkeit kann man nicht meinen, die gibts in der Mathematik nicht, formale Unstimmigkeiten könnten gemeint sein, dann müsste man aber nicht so albern daherschwafeln. Da sind die Grenzen der Erkenntnisfähigkeit auch ganz gut bekannt.)
Es gibt da eine ganze Reihe von Scheinparadoxien, an denen sich solche Leute gerne aufhängen, ob die hier gemeint sind weiß ich nicht. Andeutungsweise wurde auch die Beziehung Mathematik <=> Realität hier als Rätsel dargestellt. Das interessiert in der Mathematik bloß nicht. Auch die Unmöglichket von Letztbegründungen wird angedeutet, das ist aber auch wieder mathematisch irrelevant. Manchmal habe ich das Gefühl dass hier eine sehr seltsame Vorstellung von Mathematik vorherrscht.

Zitat:
Warum du diese Frage jetzt als Angriff auf die Wissenschaft interpretierst, ist mir ebenso unverständlich. Noch viel mehr ist mir unverständlich warum du das dann gleichzeitig als wiederholten Versuch hinzustellen versuchst, weil mir bisher gar nicht bewusst war, dass ich überhaupt einmal Fehler in "der Wissenschaft" behauptet hätte.


Naja, die Diskusion über Gravitation war dem hier recht ähnlich, aus meiner Sicht. Nein, als Angriff sehe ich das nun nichtmehr, hab ich aber vorhin. Es gibt ja tatsächlich Leute, die aufgrund von Veranschaulichungen inhaltliche Aussagen machen wollen.

Zitat:
Allerdings scheint mir bei solchen Schnellschüssen doch kritisch, dass "die Wissenschaft" des doch sehr an Wissenschaftlichkeit mangeln ließe, wenn kritische Fragen und Phänomene vorurteilshaft als unwissenchaftliches Gefasel verurteilt werden. - Aber du sprichst ja wohl nur für dich.


Hä? Genau das ist ja der Punkt. WELCHE Phänomene und WELCHE Fragen denn? Es werden gar keine gestellt, jedenfalls keine die man innerhalb der Mathematik stellen und beantworten könnte. Genau das stört mich ja an solchen Artikeln.
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Baldur
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Anmeldungsdatum: 05.10.2005
Beiträge: 8326

Beitrag(#1375520) Verfasst am: 11.10.2009, 13:53    Titel: Antworten mit Zitat

Danol hat folgendes geschrieben:


Aha, dann hab ich dich halt missverstanden. Tut mir leid wenn ich etwas gereizt reagiert habe, ich hab dich reflexhaft in die Kategorie 'Crank' eingeordnet. Könnte auch daran liegen dass deine Frage mir wie eine Suggestivfrage erschien.

Schon OK. Danke.

Ich hatte eigentlich allerdings schon angenommen, dass sich hinter dem Artikel eine interessante Fragestellung verbergen würde, was sich nur mir als Nicht-Mathematiker nicht erschließt. Meine Frage sollte also schon auch eine kleine Spitze enthalten, tatsächlich aber ohne dass ich eigentlich weiß worum es geht. Also war deine Kritik auch nicht ganz unberechtigt. zwinkern

Danol hat folgendes geschrieben:

Hä? Genau das ist ja der Punkt. WELCHE Phänomene und WELCHE Fragen denn? Es werden gar keine gestellt, jedenfalls keine die man innerhalb der Mathematik stellen und beantworten könnte. Genau das stört mich ja an solchen Artikeln.


Stimmt. Nach meiner Einschätzung sagt der Artikel inhaltlich ungefähr gar nichts, was die Ausgangsbehauptung, das "hier irgend etwas nicht stimme" und dass "das mathematische Gebäude in der Luft stehe" irgendwie erklären würde.

Da hilft wohl nur der Essay von Enzensberger weiter. - Vermutlich wollte SPON hier nur auf den Essay hinweisen und hat sich schnell irgend nen Artikel dazu zurechtgestrickt, den man sich auch hätte sparen können. Schulterzucken
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pera
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Anmeldungsdatum: 01.07.2009
Beiträge: 4256

Beitrag(#1375521) Verfasst am: 11.10.2009, 13:53    Titel: Antworten mit Zitat

Habe eben den Artikel gelesen und keinen großen Zusammenhang zwischen der These ganz am Anfang: "...Tief im Innern des Zahlenuniversums scheint etwas nicht zu stimmen." und den dann folgenden Informationen gefunden.
Es wird die Verwunderung darüber zum Ausdruck gebracht, dass die Mathematik die empirische Welt so exakt wiedergibt, obwohl sie nicht speziell dafür gemacht ist.
Zum anderen eine Anspielung auf Gödel, vermutlich ist der Unvollständigkeitssatz gemeint.

Mehr gibt der Artikel nicht her. Ob das Essay besser ist, kann ich nicht sagen, da ich es nicht gelesen habe. Smilie
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Danol
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Anmeldungsdatum: 02.04.2007
Beiträge: 3027

Beitrag(#1375529) Verfasst am: 11.10.2009, 14:03    Titel: Antworten mit Zitat

Baldur hat folgendes geschrieben:
Stimmt. Nach meiner Einschätzung sagt der Artikel inhaltlich ungefähr gar nichts, was die Ausgangsbehauptung, das "hier irgend etwas nicht stimme" und dass "das mathematische Gebäude in der Luft stehe" irgendwie erklären würde.


Richtig. Hier werden nur Andeutungen gemacht, die so diffus sind dass man ihnen eigentlich nicht folgen kann. Einerseits könnte das z.B. eine Anspielung auf die Grundlagenkrise am Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts sein, andererseits auf die Unmöglichkeit von formalen Letztbegründungen, auf den Satz von Gödel, auf diverse kontra-intuitive Sätze (Banach-Tarski, Vitali) und was weiß ich nicht noch alles. Wobei Zahlenuniversum eben auch quatsch ist, das ist so schwammig, da kann man eigentlich nichtmal raten was gemeint ist. Meint man natürliche, ganze, rationale, reelle, komplexe, hyperrelee Zahlen, spricht man gar von Quater- oder Oktonionen? Und wenn ja, was genau ist da wo unstimmig? Das ist so in etwa wie "Hier ist der Heuhaufen, viel Spaß noch ...". Eventuell wäre die Fragestellung ja interessant, wenn sie denn mal offengelegt würde.

Zitat:
Da hilft wohl nur der Essay von Enzensberger weiter. - Vermutlich wollte SPON hier nur auf den Essay hinweisen und hat sich schnell irgend nen Artikel dazu zurechtgestrickt, den man sich auch hätte sparen können.


Möglich. Lt. der Beschreibung des Buches im SPON-Shop geht es dadrinn um Zufall - da krieg ich nun den Zusammenhang zum im Artikel angedeuteten eigentlich gar nicht so recht hin.

pera hat folgendes geschrieben:
Es wird die Verwunderung darüber zum Ausdruck gebracht, dass die Mathematik die empirische Welt so exakt wiedergibt, obwohl sie nicht speziell dafür gemacht ist.


Was ja auch eine nicht ganz unproblematische Behauptung ist. Hilbert hat z.B. bei seiner Axiomatisierung der Geometrie seine Axiome bewusst so gewählt dass die entstehende Geometrie in irgendeiner Weise mit 'der Realität' korreliert. In anderen Bereichen ist es ebenfalls so dass die Axiome so gewählt wurden dass man in gewissem Sinne eine Beschreibung der Realität erwarten würde.
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pera
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Anmeldungsdatum: 01.07.2009
Beiträge: 4256

Beitrag(#1375558) Verfasst am: 11.10.2009, 14:53    Titel: Antworten mit Zitat

Danol hat folgendes geschrieben:


pera hat folgendes geschrieben:
Es wird die Verwunderung darüber zum Ausdruck gebracht, dass die Mathematik die empirische Welt so exakt wiedergibt, obwohl sie nicht speziell dafür gemacht ist.


Was ja auch eine nicht ganz unproblematische Behauptung ist. Hilbert hat z.B. bei seiner Axiomatisierung der Geometrie seine Axiome bewusst so gewählt dass die entstehende Geometrie in irgendeiner Weise mit 'der Realität' korreliert. In anderen Bereichen ist es ebenfalls so dass die Axiome so gewählt wurden dass man in gewissem Sinne eine Beschreibung der Realität erwarten würde.


Nicht ganz unproblematisch, das stimmt.
Es gibt sicher viele Bereiche, die aus dem Wunsch entstanden etwas auszurechnen, (die ursprüngliche Lage überschwemmter Flächen bei den Ägyptern z.B.), die Numerik wenn analytische Verfahren scheitern, Statistik usw...
Andere Gebiete sind dem aber recht fern, auch die angeführten Hilbertschen Axiome. Denn schon die Punkte, Geraden und Ebenen haben gar keine Entsprechung in 'der Realität'.
Eine allgemeine Algebra beschäftigt sich mit Objekten der Mathematik, also mit sich selbst. Auch die Funktionentheorie wurde erstmal nicht dazu entwickelt die Welt zu beschreiben.
Andererseits gefällt mir die Trennung in reine und angewandte Mathematik auch nicht besonders. Für mich kann die Mathematik auch ohne Anwendungen auf das "wirkliche Leben" existieren.
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Danol
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Anmeldungsdatum: 02.04.2007
Beiträge: 3027

Beitrag(#1375567) Verfasst am: 11.10.2009, 15:08    Titel: Antworten mit Zitat

pera hat folgendes geschrieben:
Andere Gebiete sind dem aber recht fern, auch die angeführten Hilbertschen Axiome. Denn schon die Punkte, Geraden und Ebenen haben gar keine Entsprechung in 'der Realität'.


Ja und? Es ging ja auch nicht darum ob die Mathematik Realität ist, sondern darum ob sie zur Beschreibung der Realität entwickelt wurde, das ist etwas anderes. Und da haben Punkte eben ihre Berechtigung. Hilbert hat siene Axiome gewählt, um letztlich dieselbe Geometrie betreiben zu können wie die alten Griechen, eben weil er wusste das die in einer engen Bezeihung zu unserer Realität steht. In so einer Situation kann man m.E. schon sagen dass die Grundlage bewusst so gewählt wurde, dass die Resultate hinterher 'irgendwie' mit der Realität zusammenhängen. Das die Mathematik dabei auf Hilfskonstrukte zurückgreift, die man in der Realität so nicht findet, tut dem eigentlich keinen Abbruch zwinkern

Zitat:
Eine allgemeine Algebra beschäftigt sich mit Objekten der Mathematik, also mit sich selbst. Auch die Funktionentheorie wurde erstmal nicht dazu entwickelt die Welt zu beschreiben.


Die Grundlagen der Funktionentheorie hat man sich in dem Sinne ja auch nicht ausgesucht. Man hatte die komplexen Zahlen mit ihren Axiomen (die sind m.W. 1572 von Bombelli in L'Algebra mehr oder weniger implizit bei der Lösung eines rechnerischen Problems in der Physik eingeführt worden, also ebenfalls mit dem Hintergedanken einer Beschreibung von Realität) und die sonstige Axiomatik schon und hat dann nur versucht die Ergebnisse, die die reelle Analysis geliefert hat, zu übertragen. Da war nix mit dem Aussuchen von Grundlagen, danach könnte man eher fragen wenn man sich z.B. die Theorie der Riemannschen Flächen anschaut. Was die Algebra angeht bin ich geneigt dir recht zu geben, da hab ich aber auch keine Ahnung von der historischen Entwicklung.

Zitat:
Andererseits gefällt mir die Trennung in reine und angewandte Mathematik auch nicht besonders. Für mich kann die Mathematik auch ohne Anwendungen auf das "wirkliche Leben" existieren.


Ich bin da noch etwas puristischer: Anwendungen sind Abfall, sie entstehen fast zwangsläufig und sind nicht der Grund, aus dem man (oder zumindest ich) Mathematik betreibt.
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pera
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Anmeldungsdatum: 01.07.2009
Beiträge: 4256

Beitrag(#1375580) Verfasst am: 11.10.2009, 15:24    Titel: Antworten mit Zitat

Danol hat folgendes geschrieben:


Ich bin da noch etwas puristischer: Anwendungen sind Abfall, sie entstehen fast zwangsläufig und sind nicht der Grund, aus dem man (oder zumindest ich) Mathematik betreibt.


Na das gefällt mir mal so richtig gut. Ohne Sarkasmus oder Abstriche.

(Dachte schon ich bin ganz allein auf der Welt...) Cool
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esme
lebt ohne schützende Gänsefüßchen.



Anmeldungsdatum: 12.06.2005
Beiträge: 5667

Beitrag(#1375918) Verfasst am: 12.10.2009, 00:16    Titel: Antworten mit Zitat

Das "Gefasel" (das selbstverständlich dem Verfasser des Gefasels anzulasten ist), bezieht sich mit Sicherheit auf die Grundlagenkrise, da verschiedene der verwendeten Zitate in dem Zusammenhang sehr geläufig sind (Platoniker am Sonntag, Pragmatiker unter der Woche).
Auch die Phrasen über die Kompatibilität mit der realen Welt entstammen älteren bekannten Wortspenden.

Bei dem angesprochenen Problem geht es aber keineswegs darum, dass im Inneren der Mathematik zwangsläufig etwas nicht stimmt, sondern dass es grundsätzlich unmöglich ist, zu beweisen, dass alles stimmt. Ob das ein Skandal ist, hängt aber ebenso wie bei der Quantentheorie am Geburtsjahr.
Die Widerspruchsfreiheit der Mathematik lässt sich nicht beweisen, Zeit und Ort lassen sich nicht gleichzeitig beliebig exakt messen, .. Genauso wie bei Galilei und Darwin sind solche Schocks in der akademischen Community nach ein paar Generationen gegessen.

Wer einen Artikel über das Verhältnis zur Physik sehen will und Englisch kann, dem empfehle ich das hier:

http://www.dartmouth.edu/~matc/MathDrama/reading/Wigner.html
_________________
Gunkl über Intelligent Design:
Da hat sich die Kirche beim Rückzugsgefecht noch einmal grandios verstolpert und jetzt wollen sie auch noch Haltungsnoten für die argumentative Brez'n, die sie da gerissen haben.
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Yogosh
Leisetreter ...und Klugscheisser



Anmeldungsdatum: 19.03.2009
Beiträge: 2170
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Beitrag(#1376151) Verfasst am: 12.10.2009, 17:46    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Andere geben zu, dass sie am Sonntag Platoniker, am Werktag hingegen Pragmatiker sind.

Das Zitat macht so überhaupt keinen Sinn. Und ich vermute stark, dass er es falsch verstanden hat.

Platoniker zu sein und ganz naiv so zu tun, als gäbe es all die Sachen, mit denen man so rumrechnet im ewigen Ideenhimmel ist genau die pragmatische Einstellung, mit der ein Mathematiker unter der Woche seine Arbeit macht. Nur wenn Philosophen ankommen oder das eigene philosophisch geschulte Gewissen drückt ziehen sich Mathematiker auf Formalismus zurück.

Vielleicht meint er Grundlagentheoretiker. Die können unter der Woche wirklich keine Platoniker sein, weil sie ständig mit verschiedenen (und miteinander inkompatiblen) Axiomsystemen herumspielen. Und das passt mal so gar nicht zur einen reinen Wahrheit im Ideenhimmel. Aber den Grundlagentheoretiker möchte ich mal sehen, der am Wochenende davon träumt, dass es irgendwie doch die eine wahre Wahrheit oder die eine wahre Definition der Zahl Eins oder die eine wahre Definition einer Menge hinter dem ganzen Zoo aus Axiomsystemen gäbe. So wie ich das kenne machen das eher Philosophen. Und in den Augen von Mathematikern macht man sich damit eher lächerlich.

In dem Zitat von Musil irgendwie eine poetische Vorwegnahme vom Unvollständigkeitssatz zu sehen erscheint mir komplett lächerlich. Da ging ihm wohl die Fantasie etwas durch.
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"If the King's English was good enough for Jesus Christ, it's good enough for the children of Texas!" - Miriam Amanda "Ma" Ferguson, Governor of Texas, als Begründung gegen Spanischunterricht
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Danol
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Beitrag(#1376329) Verfasst am: 13.10.2009, 06:28    Titel: Antworten mit Zitat

Yogosh hat folgendes geschrieben:
Platoniker zu sein und ganz naiv so zu tun, als gäbe es all die Sachen, mit denen man so rumrechnet im ewigen Ideenhimmel ist genau die pragmatische Einstellung, mit der ein Mathematiker unter der Woche seine Arbeit macht. Nur wenn Philosophen ankommen oder das eigene philosophisch geschulte Gewissen drückt ziehen sich Mathematiker auf Formalismus zurück.


Ich weiß nicht, irgendwie verstehe ich nicht wozu die Existenz außerhalb der Mathematik, und sei es in irgendeinem Iddenhimmel, überhaupt wchtig ist. Da sollte man die Philosophen ihre heiße Luft absondern lassen und weiter Mathematik betreiben, anstatt sich auf irgendwelche Metadiskusionen um die Existenz der betrachteten Objekte einzulassen. Sie existieren formal, das reicht Schulterzucken

Yogosh hat folgendes geschrieben:
Und in den Augen von Mathematikern macht man sich damit eher lächerlich.


Kenne ich auch nur so. Mich wundert aber dass man sich in den Augen von Philosophen damit nicht lächerlich macht, die sollten doch eigentlich daran gewohnt sein dass nicht alle Begrife in allen Situationen gleich verstanden werden?
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Yogosh
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Beitrag(#1376873) Verfasst am: 14.10.2009, 14:17    Titel: Antworten mit Zitat

Danol hat folgendes geschrieben:
Ich weiß nicht, irgendwie verstehe ich nicht wozu die Existenz außerhalb der Mathematik, und sei es in irgendeinem Iddenhimmel, überhaupt wchtig ist. Da sollte man die Philosophen ihre heiße Luft absondern lassen und weiter Mathematik betreiben, anstatt sich auf irgendwelche Metadiskusionen um die Existenz der betrachteten Objekte einzulassen. Sie existieren formal, das reicht Schulterzucken

Na ja, es denkt sich halt leichter, wenn man so tut als wäre zum Beispiel die Eins ein so klar eindeutiges und fertiges Ding wie das eigene Auto. Dass es mehrere Einsen gibt, die sich jenseits der Peanoaxiome in irgendwelchen exotischen Eigenschaften unterscheiden ist ja solange völlig wurscht wie man ohnehin nur die normalen Eigenschaften braucht die bei allen gleich sind.

Ich sehe das so ähnlich, wie in der Evolutionsbiologie so zu reden als habe die Evolution irgendwas so geformt, dass es besser passt. Solange man genau weiss, dass das bloß eine Metapher ist und dass die Evolution sich natürlich gar nichts denkt oder geziehlt formt, geht das eigentlich in Ordnung. Man riskiert halt dass irgendwelche Spinner einem unterstellen, man würde diese Metaphern genau so verstehen wie sie.

Danol hat folgendes geschrieben:
Yogosh hat folgendes geschrieben:
Und in den Augen von Mathematikern macht man sich damit eher lächerlich.

Kenne ich auch nur so. Mich wundert aber dass man sich in den Augen von Philosophen damit nicht lächerlich macht, die sollten doch eigentlich daran gewohnt sein dass nicht alle Begrife in allen Situationen gleich verstanden werden?

Da liegt nicht das Problem. Philosophisch ist es schon unbefriedigend, dass man es aufgegeben hat, die Definition der Eins oder die Definition von Menge zu suchen.
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Yogosh
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Beitrag(#1377201) Verfasst am: 15.10.2009, 11:55    Titel: Antworten mit Zitat

Um Missverständnissen vorzubeugen sollte ich vielleicht auf den Unterschied zwischen einer Definition und einer Modellierung hinweisen. Es gibt nur eine Definition der Eins, nämlich die in der Sprache der Peano Axiome, welche die Eigenschaften der natürlichen Zahlen festlegen: Die Eins ist der Nachfolger der Null. Die Existenz eines Objektes namens 'Null' und die Nachfolgerfunktion (sowie deren Eindeutigkeit) folgen direkt aus den Peano Axiomen. Diese und damit diese Definition sind zwar aus der Neuzeit, haben aber auch philosophisch betrachtet den Vorteil, dass man durchaus sagen kann, dass sie das, was auch früher mit 'Eins' gemeint war erfassen.

Die Peano Axiome sagen einem aber nicht, was die Null oder die Eins genau sind, nur dass es Objekte gibt, die so heissen und die Eigenschaften xyz besitzen. Wenn man sagen möchte, was sie sind, gibt man ein Modell für sie an. Ein Modell ist ein Konstrukt in einer grundlegenderen Theorie (hier der Mengenlehre) und man baut sich dort irgendetwas zusammen, was genau die Eigenschaften hat, die man braucht. Je nach dem, wie man das mengentheoretisch genau macht, muss man die Nachfolgeoperation (und damit die Addition und Multiplikation) anders modellieren, so dass auch sie genau die Eigenschaften haben, die man so von ihnen erwartet.

Mit der Angabe von Modellen kann man auch relative Konsistenzbeweise führen: Alles was man mit einer Mengenlehre adäquat modellieren kann (und das ist die komplette höhere Mathematik) ist demnach konsistent wenn die verwendete Mengenlehre konsistent ist. Umgekehrt gilt das nicht: eine mögliche Inkonsistenz in der Integralrechnung würde erst mal nur bedeuten, dass unsere Modellierung falsch war.

Aber zurück zu den Zahlen: Üblicherweise wird die Null mit der leeren Menge ( {} ) und die Eins mit der Menge, die die leere Menge enthält ( {{}} ) modelliert. Ab der Zwei hat man die Wahl: entweder {{{}}} oder {{},{{}}}. Die Drei und alle nachfolgenden Zahlen dann dementsprechend {{{{}}}} oder {{{},{{}}},{{}},{}}. Je nach dem muss man die Nachfolgeoperation entsprechend passend modellieren.

Das ist alles technischer Schnickschnack und man arbeitet mit der Modellierung, die weniger Schreibarbeit macht, je nach dem wofür man sie braucht. In Bezug auf die Peano Axiome sind sie ohnehin äquivalent bzw. isomorph.

Die Unterschiede von denen ich oben geredet habe ergeben sich daraus, dass verschiedene Mengentheorien sich in den exotischen Eigenschaften unterscheiden. Weil man natürliche Zahlen mit Mengen modelliert würden sich dann auch diese in exotischen Eigenschaften unterscheiden. Nur in diesem Sinne, nicht im Sinne von verschiedenen Definitionen, gibt es dann mehrere verschiedene Einsen.

Zusätzlich kommt noch hinzu, dass es mit Gödels Unvollständigkeitssatz immer irgendwelche Eigenschaften gibt, von denen ein endliches Axiomensystem einem nicht sagen kann, ob sie nun wahr sind oder nicht. Alle mathematischen Objekte, unter anderem auch die natürlichen Zahlen, sind in diesem Sinne unvollständig. Und (unter anderem) dadurch unterscheiden sie sich von Stöcken, Steinen und Autos. Bei letzteren würden wir wohl sagen, dass diese Dinger eine Eigenschaft entweder haben oder nicht, unabhängig davon, ob wir das wissen oder auch nur jemals daran gedacht haben.
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esme
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Beitrag(#1377263) Verfasst am: 15.10.2009, 14:08    Titel: Antworten mit Zitat

Yogosh hat folgendes geschrieben:
Und (unter anderem) dadurch unterscheiden sie sich von Stöcken, Steinen und Autos. Bei letzteren würden wir wohl sagen, dass diese Dinger eine Eigenschaft entweder haben oder nicht, unabhängig davon, ob wir das wissen oder auch nur jemals daran gedacht haben.


nee

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wolle
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Beitrag(#2303977) Verfasst am: 06.03.2024, 14:24    Titel: Antworten mit Zitat

Einige lustige Experimente mit Kettenreaktionen und Wellen:

https://www.youtube.com/watch?v=8tFx77MoKLQ schrieb: Stick Bombs @ TU Munich (long version with slow motions)

https://www.youtube.com/watch?v=afaUaqz6M6k schrieb: Giant stick storm 2

https://www.youtube.com/watch?v=pR170XAbvHQ schrieb: How to Make an Exploding Stick Bomb! (Cobra) - Rob's World

https://www.youtube.com/watch?v=aDkhQa2ADrE schrieb: Create the Top 7 Most Epic Popsicle Stick Explosions! Exploding throwing stars.
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http://www.un.org/en/ga/72/presskit/pdf/full_kit72_en.pdf
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VanHanegem
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Beitrag(#2303993) Verfasst am: 07.03.2024, 10:34    Titel: Antworten mit Zitat

und was hat das Ganze mit Mathematik zu tun?
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