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Wilson zwischen gaga und dada
Anmeldungsdatum: 04.02.2008 Beiträge: 20973
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(#2308047) Verfasst am: 12.10.2024, 12:03 Titel: Bunker mit dem? Nein, danke. |
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ihr hättet die möglichkeit, vor der apokalypse, welcher art auch immer die sein wird, ein bunkerzimmer zu erhaschen, das ihr aber mit einer prominenten person des öffentlichen lebens (politik unterhaltungskultur wissenschaft usw) teilen müsstet.
Wann würdet ihr ablehnen, bei welchem "promi" und den tod vorziehen?
_________________ "als ob"
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44438
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(#2308050) Verfasst am: 12.10.2024, 18:02 Titel: |
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Bei jedem. Ich sterbe ganz ehrlich lieber in einem Atompilz als an einem Mangel an Herzmedikation.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Wilson zwischen gaga und dada
Anmeldungsdatum: 04.02.2008 Beiträge: 20973
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Bravopunk Sugoi Dekai :D
Anmeldungsdatum: 08.03.2008 Beiträge: 32073
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(#2308267) Verfasst am: 26.10.2024, 11:00 Titel: |
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Uhm, acksually... stirbt man nicht in einem Atompilz, sondern in der Plasmablase. Der Pilz kommt erst ein paar Sekunden danach zustande. Wenn man weit genug weg ist den Pilz "aus der Nähe" zu sehen, wird man sich schon kurz danach wünschen näher dran gewesen zu sein. Ist man weit genug weg ihn von weitem zu sehen, sollte man schnell in Deckung gehen und danach dann abhauen. Mit etwas Glück nicht in die Richtung, wo die nächste Bombe hochgeht. (Wenn man unbedingt den Helden spielen will, kann man auch Richtung Ground Zero latschen und versuchen Leute zu retten, sollte dabei aber Kotztüten im Gepäck haben.)
Jedenfalls kann ich mir auch kaum Leute vorstellen, mit denen ich es in einem Bunker aushalten würde. Ich eigne mich eh nicht so gut zur Wiederbevölkerung der Welt und zum Wiederaufbau, so als Trümmermann, bin ich auch zu faul. Wie ich mein Glück kenne, überlebe ich den Atomkrieg aber wohl außerhalb eines Bunkers, irgendwo in der Wildnis. Vielleicht trifft man sich ja dann dort wieder. Don't know where, don't know when.
_________________ "Hier spricht Ramke. Wer jetzt allein ist, kriegt nur noch den Abschaum!"
Meine Freiheit, deine Freiheit
Kaguya-hime
Kanashikute Yarikirenai
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Wilson zwischen gaga und dada
Anmeldungsdatum: 04.02.2008 Beiträge: 20973
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44438
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(#2308289) Verfasst am: 28.10.2024, 10:08 Titel: |
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Ich bin mir ja ziemlich sicher, dass keiner von uns mit überhaupt irgendeinem Milliardär den Bunker teilen wollen würde...
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26217
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(#2308290) Verfasst am: 28.10.2024, 10:14 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Ich bin mir ja ziemlich sicher, dass keiner von uns mit überhaupt irgendeinem Milliardär den Bunker teilen wollen würde... |
Ich würde nicht ausschließen, dass George Soros ein interessanter Gesprächspartner wäre.
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Wilson zwischen gaga und dada
Anmeldungsdatum: 04.02.2008 Beiträge: 20973
Wohnort: Swift Tuttle
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(#2308291) Verfasst am: 28.10.2024, 11:03 Titel: |
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Vermutlich.
Eine Gemeinsamkeit hätten er und ich uäimmerhin schon: den Geburtstag
Vll noch eine einschränkung: einmal ( falsch) entschieden, darf man nicht mehr aus dem bunker.
_________________ "als ob"
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Bravopunk Sugoi Dekai :D
Anmeldungsdatum: 08.03.2008 Beiträge: 32073
Wohnort: Woanders
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44438
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(#2308293) Verfasst am: 28.10.2024, 12:26 Titel: |
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Bravopunk hat folgendes geschrieben: | Okay. Aber können wir einen rauswählen, wie bei Big Brother? Wenn ich mit den zehn reichsten Menschen der Welt in einem Bunker festsäße, bin ich ziemlich sicher, wir würden schnell eine Mehrheit gegen Musk kriegen. |
Ich würde ja vermuten, dass sie erst dich rauswählen und dann Musk. (Nichts gegen dich, das trifft ziemlich sicher auf jeden von uns zu.)
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
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Bravopunk Sugoi Dekai :D
Anmeldungsdatum: 08.03.2008 Beiträge: 32073
Wohnort: Woanders
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(#2308297) Verfasst am: 28.10.2024, 13:10 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Bravopunk hat folgendes geschrieben: | Okay. Aber können wir einen rauswählen, wie bei Big Brother? Wenn ich mit den zehn reichsten Menschen der Welt in einem Bunker festsäße, bin ich ziemlich sicher, wir würden schnell eine Mehrheit gegen Musk kriegen. |
Ich würde ja vermuten, dass sie erst dich rauswählen und dann Musk. (Nichts gegen dich, das trifft ziemlich sicher auf jeden von uns zu.) |
Glaub ich nicht. Ich wäre nützlich. Ich kann kochen und putzen und so Zeug.
Außerdem sind sie ja inzwischen nicht mehr reich. Weil im nuklearen Winter bringt ihnen ihr Reichtum ja gar nix. Also wären wir alle gleich, Musk aber am nervigsten, also weg mit ihm.
_________________ "Hier spricht Ramke. Wer jetzt allein ist, kriegt nur noch den Abschaum!"
Meine Freiheit, deine Freiheit
Kaguya-hime
Kanashikute Yarikirenai
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16132
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(#2308305) Verfasst am: 28.10.2024, 20:38 Titel: |
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Jedenfalls habe ich neulich ein Audio gehört, das auch - ein bißchen - zu dem Thema paßt:
"Die Angst der Tech-Milliardäre vor ihrem Personal"
Zitat: | Ausgangspunkt des Gesprächs ist eine ungewöhnliche Einladung, die der Medienwissenschaftler Douglas Rushkoff 2017 erhielt. Für eine sehr stattliche Summe sollte er fünf Multimillionären und -milliardären aus der Tech- und Hedgefonds-Welt Rede und Antwort stehen.
Ihr Thema: Wie können sie nach der Apokalypse, die sie in ihren Luxusbunkern überstehen wollen, ihr eigenes Überleben sichern? Wenn Geld nichts mehr wert ist, wie bezahlt man sein Sicherheitspersonal und verhindert eine Rebellion? Rushkoffs Thema: Woher kommt dieses Mindset und welches Widerstandspotenzial hat „Team Human“? |
Rushkoff war zunächst mal befremdet, daß viele der Techies irgendwelche "Ereginisse" geheimnisten, die auf irgendeine Weise zum Ende der "Welt, wie wir sie kennen"(tm) führen würden. Und sie hätten gedacht, daß sie dann auch mit Hilfe dieser Bunker ihre Privilegien retten könnten. Er habe demnach den Techies erstmal erklären müssen, daß die Dinge, an denen sie ihren Erfolg gemessen hätten, in einer Apokalypse nichts mehr wert seien.
Die Techies kamen dann durchaus auf "kreative Ideen", wie man die Loyalität der Leute erhalten könne, die sie dort bewirten, bewachen etc. sollten: Man könne ihnen ja Schockhalsbänder verpassen, die Nahrungsversorgung der Untergebenen vom Wohlverhalten abhängig machen etc.. Aber sie seien nicht darauf gekommen, daß man Loyalität auch durch Freundlichkeit erlangen könne.
Und diese Apokalyptik sei in gewisser Weise auch Ausdruck der Vorstellung, der Mensch könne und dürfe sich "die Welt untertan machen".
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Wilson zwischen gaga und dada
Anmeldungsdatum: 04.02.2008 Beiträge: 20973
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Bravopunk Sugoi Dekai :D
Anmeldungsdatum: 08.03.2008 Beiträge: 32073
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(#2308308) Verfasst am: 29.10.2024, 12:06 Titel: |
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Critic hat folgendes geschrieben: | Jedenfalls habe ich neulich ein Audio gehört, das auch - ein bißchen - zu dem Thema paßt:
"Die Angst der Tech-Milliardäre vor ihrem Personal"
Zitat: | Ausgangspunkt des Gesprächs ist eine ungewöhnliche Einladung, die der Medienwissenschaftler Douglas Rushkoff 2017 erhielt. Für eine sehr stattliche Summe sollte er fünf Multimillionären und -milliardären aus der Tech- und Hedgefonds-Welt Rede und Antwort stehen.
Ihr Thema: Wie können sie nach der Apokalypse, die sie in ihren Luxusbunkern überstehen wollen, ihr eigenes Überleben sichern? Wenn Geld nichts mehr wert ist, wie bezahlt man sein Sicherheitspersonal und verhindert eine Rebellion? Rushkoffs Thema: Woher kommt dieses Mindset und welches Widerstandspotenzial hat „Team Human“? |
Rushkoff war zunächst mal befremdet, daß viele der Techies irgendwelche "Ereginisse" geheimnisten, die auf irgendeine Weise zum Ende der "Welt, wie wir sie kennen"(tm) führen würden. Und sie hätten gedacht, daß sie dann auch mit Hilfe dieser Bunker ihre Privilegien retten könnten. Er habe demnach den Techies erstmal erklären müssen, daß die Dinge, an denen sie ihren Erfolg gemessen hätten, in einer Apokalypse nichts mehr wert seien.
Die Techies kamen dann durchaus auf "kreative Ideen", wie man die Loyalität der Leute erhalten könne, die sie dort bewirten, bewachen etc. sollten: Man könne ihnen ja Schockhalsbänder verpassen, die Nahrungsversorgung der Untergebenen vom Wohlverhalten abhängig machen etc.. Aber sie seien nicht darauf gekommen, daß man Loyalität auch durch Freundlichkeit erlangen könne.
Und diese Apokalyptik sei in gewisser Weise auch Ausdruck der Vorstellung, der Mensch könne und dürfe sich "die Welt untertan machen". |
Ich zitiere mal frei Belloq aus "Jäger des verlorenen Schatzes": "Und wiedermal zeigt sich, [...], dass sie nichts besitzen können, was ich ihnen nicht wegnehmen kann."
Man kann vor dem Zusammenbruch der Finanzwelt und sozialen, sowie politischen Systeme noch so viel Macht und Geld und Besitz angehäuft haben, wenn einer, oder gar genau der, den man dafür engagiert hat, es zu beschützen, meint den überflüssigen Mittelsmann zwischen dem Zeug und ihm selbst, also den ehemaligen Milliardär, loswerden zu können, dann wird er es auch tun. Wenn kein Staat und kein Rechtssystem, keine Exekutive den Erhalt deines Besitzes mehr garantiert, lieber Anarchokapitalist, dann hast du ihn nicht mehr lange.
Fragt man sich, wie die Tech- und Cryptobros dem Lynchmob entgehen könnten. Tja, die Antwort lautet: Lern to knit. Und auch zu spinnen. Denn alles, was es einem ermöglicht, ohne große Versorgungskette Gebrauchswaren zu produzieren, am besten mit den eigenen Händen und zudem nicht leicht und schnell zu erlernen, wird in der Postapokalypse einen inherenten Wert darstellen. Man macht sich damit unentbehrlich. So haben vor Jahrhunderttausenden unsere Vorfahren schon sichergestellt, dass der stärkere sein Recht gegenüber dem schlaueren nicht mit der Axt in dessen Kopp geltend macht.
Auch eine Fähigkeit, die in der versteinzeitlichten, entelektrifizierten Zukunft von hohem Wert sein könnte, ist die Herrschaft über ein Musikinstrument. Am besten eins, dass man selber reparieren oder basteln kann. Unterhaltung wird bestimmt wertgeschätzt werden. ... Comedians sollten sich allerdings vielleicht lieber nach was anderem umgucken. Humor ist zu heikel und kann schnell dazu führen, dass man in einer Welt ohne Recht auf freie Meinungsäußerung eines Morgens mit nem Dolch im Rücken nicht mehr aufwacht.
Um die Eingangsfrage erneut zu beantworten: Wollen täte ich keinen in meinem Bunker haben. Aushalten könnte ich es mit vielen. Aber so Kotzbrocken wie Musk..., nee da würde ich den Freitod vorziehen.
_________________ "Hier spricht Ramke. Wer jetzt allein ist, kriegt nur noch den Abschaum!"
Meine Freiheit, deine Freiheit
Kaguya-hime
Kanashikute Yarikirenai
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44438
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(#2308310) Verfasst am: 29.10.2024, 12:39 Titel: |
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In einer hypothetischen auf primitive Verhältnisse zurückgekürzten Welt bieten die Leute überhaupt nicht als vereinzelte Individuen ihre Dienste und Talente an wie auf einem Markt. Die Menschen der Steinzeit lebten in kleinen, eng verbundenen Gemeinschaften und hatten keinerlei Begriff von Individualität, der über ihre Rolle in der Community hinausgegangen wäre. Die Produktion und Lebenstätigkeit war nicht individuell, sondern von vorne herein kommunal - anders wäre das Leben überhaupt nicht zu organisieren gewesen. Wer meint, seine Talente als Weber oder Musiker in einer solchen Situation Wildfremden anbieten zu können, wird schnell finden, dass diese Fremden weder das Vertrauen aufbringen, sich auf einen solchen Deal einzulassen, noch überhaupt in der Lage dazu sind, einen einfach so aufzunehmen. Wer nicht bereits eine irgendwie geartete sehr enge (im Idealfall familiäre) Einbindung in eine Gemeinschaft hat, überlebt solche Situationen entweder gar nicht oder wird zurückgeworfen auf die allerbasalste tierische Existenz, in der man Mülltonnen durchwühlt und sonst nicht viel mehr machen kann. Das zeigt sich im kleineren Rahmen auch immer wieder in Situationen wie z. B. im Nachgang von Bürgerkriegen oder größeren Naturkatastrophen, wenn die Zivilisation nur lokal, nur teilweise und nur auf Zeit zusammengebrochen ist.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Bravopunk Sugoi Dekai :D
Anmeldungsdatum: 08.03.2008 Beiträge: 32073
Wohnort: Woanders
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(#2308316) Verfasst am: 29.10.2024, 19:18 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | In einer hypothetischen auf primitive Verhältnisse zurückgekürzten Welt bieten die Leute überhaupt nicht als vereinzelte Individuen ihre Dienste und Talente an wie auf einem Markt. Die Menschen der Steinzeit lebten in kleinen, eng verbundenen Gemeinschaften und hatten keinerlei Begriff von Individualität, der über ihre Rolle in der Community hinausgegangen wäre. Die Produktion und Lebenstätigkeit war nicht individuell, sondern von vorne herein kommunal - anders wäre das Leben überhaupt nicht zu organisieren gewesen. Wer meint, seine Talente als Weber oder Musiker in einer solchen Situation Wildfremden anbieten zu können, wird schnell finden, dass diese Fremden weder das Vertrauen aufbringen, sich auf einen solchen Deal einzulassen, noch überhaupt in der Lage dazu sind, einen einfach so aufzunehmen. Wer nicht bereits eine irgendwie geartete sehr enge (im Idealfall familiäre) Einbindung in eine Gemeinschaft hat, überlebt solche Situationen entweder gar nicht oder wird zurückgeworfen auf die allerbasalste tierische Existenz, in der man Mülltonnen durchwühlt und sonst nicht viel mehr machen kann. Das zeigt sich im kleineren Rahmen auch immer wieder in Situationen wie z. B. im Nachgang von Bürgerkriegen oder größeren Naturkatastrophen, wenn die Zivilisation nur lokal, nur teilweise und nur auf Zeit zusammengebrochen ist. |
Es geht nicht um das Austauschen von Dienstleistungen und Waren, sondern schlicht darum nützlich zu sein. Milliardäre glauben, sie hätten eine ihnen zustehende Anführerrolle, die sie auch nach einer Vollkatastrophe in Anspruch nehmen wollen. Sie übersehen dabei aber zwei Dinge: 1. Anführer will (fast) jeder sein, es besteht also kein Mangel an Konkurrenz. Dementsprechend ist der Posten mit einem eingebauten Schleudersitz versehen, der den Inhaber ganz schnell die Hierarchieleiter hinab, ggf. bis ins Grab, stürzen kann, trifft er Entscheidungen, die einem relevanten Anteil seiner Gefolgschaft Nachteile bedeuten. 2. Sie sind reich(er) geworden, weil sie einen Algorithmus programmieren konnten, der ganze Generationen von Teenagern lebenslang an kleine Bildschirme fesseln konnte oder weil sie einen guten Riecher hatten das Geld ihres Vaters gewinnbringend zu investieren. Nichts davon zeichnet gute Anführer aus. Der Job ist zu hoch gegriffen, wie man ja in Critics Beitrag anhand ihrer Ideen mit Schockhalsbändern und "Essen nur gegen artigsein" leicht erkennen kann.
Außerdem, wie gesagt, werden sie die lecker Speise eh nicht lange verteilen können, weil jemand sie ihnen wegnehmen wird. Irgendeine nützliche Fähigkeit ohne Schleudersitz, wie z. B. Klamotten machen können, die einen im Winter warm halten, ist eine wesentlich bessere Option. Vor allem, weil jeder Mülltonnen durchwühlen kann.
Du sagst, dass in solchen Szenarien kleine, familiäre Gruppen zueinander halten und Fremde nicht aufnehmen. Da möchte ich gegenhalten, dass kaum einer noch eine vollzählige Familie haben wird und deshalb die vakanten Stellen neu besetzen wollen wird. Je nützlicher der Kandidat dafür, um so besser. Genauso entstehen ja Familien überhaupt erst. Es geht ja nicht darum Handel mit Fremden zu führen, denen man nicht vertraut, sondern das eigene Überleben zu sichern, indem man eine starke Gemeinschaft bildet. Es nützt einem nichts für sich zu bleiben und dann dadurch zu krepieren. Wenn jeder in der Gruppe eine wichtige Funktion ausübt, stärkt das die ganze Gruppe und somit das Überleben aller.
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Kaguya-hime
Kanashikute Yarikirenai
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44438
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(#2308317) Verfasst am: 29.10.2024, 20:13 Titel: |
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Bravopunk hat folgendes geschrieben: | Du sagst, dass in solchen Szenarien kleine, familiäre Gruppen zueinander halten und Fremde nicht aufnehmen. Da möchte ich gegenhalten, dass kaum einer noch eine vollzählige Familie haben wird und deshalb die vakanten Stellen neu besetzen wollen wird. |
In solchen Situationen überleben Gruppen von ca. 50-300 Individuen, die eng miteinander verbunden sein und sich gut kennen müssen. Diese funktionieren nicht wie Unternehmen, sondern eher wie isolierte Sekten oder Amische Dorfgemeinden. Es handelt sich um weitestgehend geschlossene, intern eng verbundene Gemeinschaften. Sie haben keine "vakanten Stellen" für dahergelaufene Einzelgänger zu besetzen.
Bravopunk hat folgendes geschrieben: | Genauso entstehen ja Familien überhaupt erst. |
So entstehen Familien unter den Bedingungen funktionierender Zivilisation.
Bravopunk hat folgendes geschrieben: | Es geht ja nicht darum Handel mit Fremden zu führen. |
"Handel" ist das falsche Wort. Du scheinst dir das als Arbeitsmarkt vorzustellen.
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- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26217
Wohnort: im Speckgürtel
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(#2308318) Verfasst am: 29.10.2024, 21:11 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | In einer hypothetischen auf primitive Verhältnisse zurückgekürzten Welt bieten die Leute überhaupt nicht als vereinzelte Individuen ihre Dienste und Talente an wie auf einem Markt. Die Menschen der Steinzeit lebten in kleinen, eng verbundenen Gemeinschaften und hatten keinerlei Begriff von Individualität, der über ihre Rolle in der Community hinausgegangen wäre. Die Produktion und Lebenstätigkeit war nicht individuell, sondern von vorne herein kommunal - anders wäre das Leben überhaupt nicht zu organisieren gewesen. Wer meint, seine Talente als Weber oder Musiker in einer solchen Situation Wildfremden anbieten zu können, wird schnell finden, dass diese Fremden weder das Vertrauen aufbringen, sich auf einen solchen Deal einzulassen, noch überhaupt in der Lage dazu sind, einen einfach so aufzunehmen. Wer nicht bereits eine irgendwie geartete sehr enge (im Idealfall familiäre) Einbindung in eine Gemeinschaft hat, überlebt solche Situationen entweder gar nicht oder wird zurückgeworfen auf die allerbasalste tierische Existenz, in der man Mülltonnen durchwühlt und sonst nicht viel mehr machen kann. Das zeigt sich im kleineren Rahmen auch immer wieder in Situationen wie z. B. im Nachgang von Bürgerkriegen oder größeren Naturkatastrophen, wenn die Zivilisation nur lokal, nur teilweise und nur auf Zeit zusammengebrochen ist. |
Damit zeichnest Du allerdings ein sehr schwarzes Bild. Wenn wir uns das industriell weitgehend flachgebombte Deutschland nach dem Krieg ansehen, können wir auf beiden Seiten des eisernen Vorhangs sehen, wie die Überlebensstrategien der deutschen Industriellen aussahen. Im Osten haben sie ganz schnell eingesehen, dass sie in der Parteiendiktatur nicht willkommen waren und verdrückten sich unter Mitnahme von Produktionsunterlagen und Fachkräften in den Westen wie z.B. Zeiss Oberkochen. Die deutschen Industriellen insgesamt, die auch den Aufstieg Hitlers bezahlt hatten, beauftragten aber bereits 42 einen jungen Wirtschaftswissenschaftler, einen Plan auszuarbeiten, wie die Industrievermögen über einen möglichen Zusammenbruch zu retten seien. Danach ging man nach dem Krieg denn auch mit Hilfe der Politik vor. Der Name des jungen Wirtschaftswissenschaftler war Ludwig Erhard.
Die Vorsorge, die da getrieben wird, ging und geht also immer weit über eine Bunkernutzung hinaus.
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16132
Wohnort: Arena of Air
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(#2308321) Verfasst am: 29.10.2024, 21:57 Titel: |
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Wilson hat folgendes geschrieben: | jetzt nenn aber mal bitte deinen bunkerabturner |
Tja, es gibt da so 1..* Unternehmer oder Politiker, die in mir Wut auslösen, daß ich ihnen - als Pazifist - teilweise jeden Tag in die Fresse geben könnte. Oder zumindest wegschalten, sobald sie irgendwo abgebildet sind. Arschgeigen. Was ist in deren Leben falsch gelaufen, daß die so sind?
Das könnte insofern justiziabel sein, wenn ich hier Namen nennte .
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Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
Zuletzt bearbeitet von Critic am 29.10.2024, 22:22, insgesamt einmal bearbeitet |
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44438
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(#2308322) Verfasst am: 29.10.2024, 22:17 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: | Damit zeichnest Du allerdings ein sehr schwarzes Bild. |
Ich ging von Bravopunks Szenario eines globalen und vollständigen Zivilisationszusammenbruchs (in seinen Worten Versteinzeitlichung und Deelektrifizierung) aus. Das als schwarzes Bild zu bezeichnen ist ein Euphemismus. Und es ging mir auch eigentlich weniger um irgendwelche Industriellen als um Bravopunks Überlebensstrategie. Tatsächlich kann man in einer solchen Situation zumindest als heutiger Normalbürger sowieso jede Strategie und jede Vorbereitung vergessen, weil da das Überleben letztlich zur reinen Lotterie mit miserablen Gewinnchancen wird.
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Bravopunk Sugoi Dekai :D
Anmeldungsdatum: 08.03.2008 Beiträge: 32073
Wohnort: Woanders
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(#2308327) Verfasst am: 29.10.2024, 23:23 Titel: |
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Ich wiederhole mich langsam. Nochmal: Es geht um Nutzen. Wer in einer Gesellschaft, die ums nackte Überleben kämpft, für dieses Ziel nützlich ist, wird so auch angesehen und mit durchgefüttert, auch dann wenn er durch seine Tätigkeit vom täglichen Mülltonnentieftauchen abgehalten wird. Es ist, und so sehe ich es auch nicht, kein Arbeitsmarkt. Denn nicht jeder hat die Zeit und Geduld stricken zu lernen o. ä. Nicht jede Fähigkeit, jede Ausbildung usw. ist nützlich. Viele Akademiker werden nach einer Apokalypse völlig unnütz sein. Botaniker aber z. B. nicht. Denn diese können essbare von nicht essbaren Pflanzen unterscheiden.
Es gibt halt immer Bedarf aus gewissen Bedürfnissen, deren Befriedigung einen Nutzen darstellt.
Stricken fiel mir nur als Beispiel ein, weil eines der Bedürfnisse, die die Menschen auch dann noch haben werden gewiss sein wird, im Winter nicht zu erfrieren.
Mit der Musik lehnte ich mich ein wenig aus dem Fenster. Ich glaube aber durchaus, dass Kurzweil und Ablenkung gerade in der Katastrophe ebenfalls ein wichtiges Bedürfnis ist.
_________________ "Hier spricht Ramke. Wer jetzt allein ist, kriegt nur noch den Abschaum!"
Meine Freiheit, deine Freiheit
Kaguya-hime
Kanashikute Yarikirenai
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26217
Wohnort: im Speckgürtel
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(#2308330) Verfasst am: 30.10.2024, 16:56 Titel: |
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Bravopunk hat folgendes geschrieben: | Ich wiederhole mich langsam. Nochmal: Es geht um Nutzen. Wer in einer Gesellschaft, die ums nackte Überleben kämpft, für dieses Ziel nützlich ist, wird so auch angesehen und mit durchgefüttert, auch dann wenn er durch seine Tätigkeit vom täglichen Mülltonnentieftauchen abgehalten wird. Es ist, und so sehe ich es auch nicht, kein Arbeitsmarkt. Denn nicht jeder hat die Zeit und Geduld stricken zu lernen o. ä. Nicht jede Fähigkeit, jede Ausbildung usw. ist nützlich. Viele Akademiker werden nach einer Apokalypse völlig unnütz sein. Botaniker aber z. B. nicht. Denn diese können essbare von nicht essbaren Pflanzen unterscheiden.
Es gibt halt immer Bedarf aus gewissen Bedürfnissen, deren Befriedigung einen Nutzen darstellt.
Stricken fiel mir nur als Beispiel ein, weil eines der Bedürfnisse, die die Menschen auch dann noch haben werden gewiss sein wird, im Winter nicht zu erfrieren.
Mit der Musik lehnte ich mich ein wenig aus dem Fenster. Ich glaube aber durchaus, dass Kurzweil und Ablenkung gerade in der Katastrophe ebenfalls ein wichtiges Bedürfnis ist. |
Du übersiehst dabei, dass diese Gesellschaft keine überlebensfähige ist, weil ihre Kultur nicht an die neuen Bedingungen angepasst ist. Wenn wir von den ersten Tagen absehen, an denen noch alle von dem Bunker, in den sie stecken, versorgt werden - da braucht es auch keinen Koch - geht es plötzlich darum, aus einer wüsten Umgebung Nahrung zu besorgen und Schutz gegen Wetter herzustellen. Mit welchen Werkzeugen? Während man am Anfang vielleicht Reste aus der vorherigen Zivilisation zusammensammeln kann, ist da bald nichts mehr. Die brauchen keinen, der sie belustigt, weil sie damit beschäftigt sein werden, überhaupt zu überleben, ohne dass sie die Kenntnisse und Fertigkeiten haben, das in dieser Situation zu tun. Die Rollen Faxenmacher oder Musikant sind Rollen einer hochgradig arbeitsteiligen Gesellschaft, die dann nicht mehr existiert. Das sind zwei Rollen für den Kochtopf. Was dann nützlich sein könnte, ist eine gewisse Wehrfähigkeit.
Was man in diesen Zeiten brauchen wird, sind Fertigkeiten, wie man sie heute vielleicht zum Teil in Einzelkämpferlehrgängen beigebracht bekommt, und Kenntnisse der Tier- und Pflanzenwelt, die viel weitergehen, als man sie in diesen Lehrgängen lernt, und die zum großen Teil wieder neu gefunden werden müssen. Außerdem klassisches Handwerk mit der Fähigkeit zu improvisieren, weil weder das richtige Werkzeug noch Material da sein wird.
Wer da überleben wird, sind kleine Gruppen, mit einer besonderer Fähigkeit und auch dem Willen zur Kooperation, etwas, was bei den berühmten Milliardären normalerweise überhaupt nicht vorhanden ist.
Wenn ich das also zusammenfasse und Du nochmal fragst, wie man sich vorbereiten sollte, dann würde ich den Tipp geben, sich bei der Bundeswehr für die spezialisierten Truppen zu bewerben. Vorausgesetzt, Du bestehst die Eingangsprüfungen, die bei weitem nicht nur körperliche Prüfungen sind, und Du schaffst alle Lehrgänge, solltest Du danach zumindest eine überdurchschnittliche Überlebenschance haben.
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
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Wohnort: Swift Tuttle
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(#2308333) Verfasst am: 30.10.2024, 17:26 Titel: |
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oder schau dir die vielen guten SF- apokalypsefilme an. Walking dead bietet eine menge an infos, gut beobachtete dynamiken usw.
dafür ist sf neben unterhaltung und grusel auch da: entwerfen und durchspielen von derartigen Ereignissen und ihren konsequenzen. soft science fiction halt als sozialwissenschaftes ideenspekulieren. probehandeln.
und das militär kam nicht so gut weg, wie man glauben möchte.
also ich weiß, was zu tun ist, wenn die zombies kommen. lol
_________________ "als ob"
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26217
Wohnort: im Speckgürtel
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(#2308338) Verfasst am: 30.10.2024, 18:46 Titel: |
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Wilson hat folgendes geschrieben: | ...
und das militär kam nicht so gut weg, wie man glauben möchte.
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Ich schrieb auch nicht vom Militär im allgemein, sondern von den spezialisierten Kräften des Heeres der Bundeswehr. In deren Auswahlkriterien wie auch in deren Lehrgänge habe ich aus Versehen einen tieferen Einblick. Das Eignungsfeststellungsverfahren ist in Wikipedia nur auf der körperlichen Ebene angedeutet - es geht erheblich weiter. So können und werden auch Offiziere, die den kompletten Kriterien für EGB-Soldaten nicht genügen, von den entsprechenden Lehrgängen, die eigentlich für Mannschafter sind, ausgeschlossen.
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16132
Wohnort: Arena of Air
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(#2308339) Verfasst am: 30.10.2024, 21:39 Titel: |
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Ad Beitrag:
Wilson hat folgendes geschrieben: | oder schau dir die vielen guten SF- apokalypsefilme an. Walking dead bietet eine menge an infos, gut beobachtete dynamiken usw.
dafür ist sf neben unterhaltung und grusel auch da: entwerfen und durchspielen von derartigen Ereignissen und ihren konsequenzen. soft science fiction halt als sozialwissenschaftes ideenspekulieren. probehandeln.
und das militär kam nicht so gut weg, wie man glauben möchte.
also ich weiß, was zu tun ist, wenn die zombies kommen. lol |
(1) Ist natürlich klar, daß das auch erstmal kein "praktisches Wissen" ist. Sprich, ich kann mir auch meinetwegen irgendwelche Überlebensmanuals, z.B. von der US-Armee o.ä. runterladen und durcharbeiten, "weiß" danach theoretisch ungefähr, wie man z.B. unbekannte Pflanzen auf Eßbarkeit testen oder einen gebrochenen Haxen schienen kann o.ä.. Und die diversen Prepper erklären dann immer wieder auch gerne, wie so ein Überlebenspaket aussehen könnte, das man neben die Haustür stellt und im Krisenfall binnen 30 Sekunden schultern könnte.
Aber wenn ich drüber gelesen habe, kann ich das natürlich (ohne Übung) noch nicht so richtig praktisch. Auch die Mini-Kenntnisse aus dem Erste-Hilfe-Kurs von vor 20 Jahren sind nicht mehr so gegeben. Also vielleicht, wenn ich mich erstmal zu verschiedenen Jahreszeiten und immer mal wieder für ein, zwei Wochen in die Wildnis zurückziehe und da versuche, von so einem Paket und von den Gegebenheiten der Umgebung zu leben. Und wenn ich das überlebe - dann wäre ich vielleicht minimal vorbereitet.
Und - jetzt mal davon abgesehen - handwerklich bin ja auch nicht so begabt.
Also gehen wir davon aus, daß ich als Mensch, für den "Minimalkomfort" nunmal satt, sauber, warm, Klo und Internet-Anschluß heißt, Schwierigkeiten mit der Umstellung hätte.
(Anderererseits, mag ein Klischee sein, man sollte auch nicht jeden in diese Schublade stecken. Es gibt viele Typen, die bißchen wunderlich sind. Es gibt aber auch in der Prepperszene viel Mist -- "Prepping in der Extremismus-Szene" (sic). Sprich, gibt es da auch Verschwörungstheoretiker, aber auch Rechtsextreme oder Reichsbürger, die bei einer Krise - und Großnotstände hat es in unserer Lebenszeit ja auch schon gegeben, in denen der Staat schonmal einige Zeit brauchte, bis alle von Hilfe erreicht wurden, auch Strom wieder da war etc. - ggf. versuchen würden, sich selbst "Startvorteile" zu verschaffen, indem sie auf andere schießen, oder versuchen könnten, "aufzuräumen", um ihre Vorstellungen von Ordnung umzusetzen.)
(2) Arbeitsthese: Allerdings haben sich ja auch in der Steinzeitgesellschaft schon Schamanen, Geschichtenerzähler o.ä. entwickelt. Der Schamane verfügt aus dieser Sicht über überlebensrelevantes Wissen, über das kein anderes Mitglied der Gruppe verfügt, er ist in dem Sinne "Spezialist". Das bezieht sich einerseits auf Wettervorhersage, Kalender (zwecks Deutung der richtigen Zeit für Aussaat und Ernte, für die großen Herdenzüge etc.), medizinische Kenntnisse etc..
In gewisser Weise ist der Schamane aber auch ein Verwalter von Erzählungen. Geschichten sind natürlich ein eminent wichtiger Teil bei der Herausbildung der Kultur. Geschichten bilden Erinnerungen an vergangene Ereignisse ab, sie fördern aber auch den Zusammenhalt.
Das kann man ja als "Normalperson" noch erwerben. Besonders erfolgreiche Schamanen haben dieses Wissen aber auch mit Ritualen und Erzählungen über Geister oder "besondere himmlische Mächte" verbunden - sie haben sich damit unentbehrlich gemacht, weil sie ja etwas zu sehen scheinen, das Andere eben nicht unbedingt, oder mehr oder weniger nur durch ihn vermittelt sehen können. Das wäre vielleicht so eine Chance für jemanden, der ansonsten "zwei linke Hände" hat.
Heute ist ansonsten auch klar, daß auch die Neandertaler lahme und kranke Stammesgenossen, die kaum mehr zur Versorgung der Gruppe beitragen konnten, nicht einfach ausgesetzt, sondern sie auch weiterhin versorgt haben. Aber auch klar, daß das wohl auch davon abhängt, wieviele Ressourcen in der Umgebung vorhanden sind. Erstmal wird die Gruppe wohl versuchen, weiteres Wachstum zu begrenzen - indem halt die Vermehrung reglementiert wird. Andererseits werden aber u.U. "unproduktive Individuen" aussortiert.
(3) ... Wobei, das ist natürlich auch Gegenstand einer Serie, also etwa "Arcadia". Da haben einige "diktatorische Nerds" sich sogar zu Anführern gemacht: Sie haben einen Algorithmus erdacht, der das Ausmaß der Leistungen, die die Gesellschaft jemandem gibt, von deren Verhalten abhängig macht, also was diese reingeben können, aber auch wie konform sie sich zu den "Idealen dieser Gesellschaft" und "wie wenig gemeinschaftsschädlich" sie sich verhalten. "Inputs" gehen über die Arbeitsleistung, über gesunde Ernährung bis hin zum politischen Wohlverhalten. Aber auch die Gesundheit etc. fließt in die Bewertung mit ein. Und "Outputs" der Gesellschaft sind dementsprechend der Zugang zu Wohnraum, zu medizinischer Versorgung etc..
Wer die Gesellschaft insofern "zuviel kostet" oder "stört" im Vergleich zu seinen Input-Leistungen, wird irgendwann runtergestuft, landet in immer schlechteren Quartieren, kriegt im Krankenhaus nicht mehr alle Untersuchungen und Medis etc.. Und wer schließlich auch die Minimalanforderungen nicht mehr schafft, landet in irgendeinem Slum oder wird vielleicht sogar in die lebensunwirtliche Wildnis deportiert, für den wird ein Überleben fraglich. Ein Schweine-System, von dem man letztlich nur wünschen kann, daß es irgendwann eine erfolgreiche Rebellion gibt.
Aber auch ein solches System funktioniert eben solange, wie die überwältigende Mehrheit der Leute daran glaubt, daß es "Segen bringt". (Zumindest aber die überwältigende Mehrheit der Leute mit den großen Gewehren.) Und die Tech-Millilardäre, von denen oben gesprochen wird, glauben ja daran, daß der Glaube an dieses System erhalten bleiibt.
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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