Freigeisterhaus Foren-Übersicht
 FAQFAQ   SuchenSuchen   MitgliederlisteMitgliederliste   NutzungsbedingungenNutzungsbedingungen   BenutzergruppenBenutzergruppen   LinksLinks   RegistrierenRegistrieren 
 ProfilProfil   Einloggen, um private Nachrichten zu lesenEinloggen, um private Nachrichten zu lesen   LoginLogin 

Bundeswehr im 21. Jahrhundert
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3 ... 14, 15, 16
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen   Drucker freundliche Ansicht    Freigeisterhaus Foren-Übersicht -> Politik und Geschichte
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
jdf
MIM-104C Nikopol
Foren-Admin



Anmeldungsdatum: 30.05.2007
Beiträge: 25579
Wohnort: Nekropole E|B

Beitrag(#2281592) Verfasst am: 01.06.2022, 08:31    Titel: Antworten mit Zitat

MeineGitarreBrauchtStrom hat folgendes geschrieben:

[...]


Tja. Es bleibt dir nicht viel anderes übrig, als auf eine viertelwegs sinnvolle Verwendung der Gelder zu vertrauen. Wann immer ich über die Beschaffung der BW lese, lese ich von einem Sumpf. Ob dieser Swamp irgendwann mal gedraint wird, kA.

Bei der Beschaffung von Munition, die der BW fehlt (sic!), oder der persönlichen soldatischen Ausrüstung, die teilweise durch die BW-Angehörigen selbst und auf eigene Kosten beschafft wird (sic!), sollte es ja hoffentlich einigermaßen vernünftig zugehen.

Weiterhin laufen "große Rüstungsprojekte" oft über mehrere Jahrzehnte, so dass sich über diese Zeit die Pflichtenhefte der Projekte mit der technischen Entwicklung ändern; auch davon lese ich wirklich regelmäßig. Es ist an diesen Stellen also kein Wunder, dass die Kosten steigen.

Im übrigen wird die Fähigkeit eines Staates, modernste Waffensysteme selbst herzustellen, als Teil seiner Souveränität angesehen. Das sorgt natürlich dafür, dass das Rad häufig mehrfach erfunden wird, nun ist aber gerade die RF ein sehr gutes Beispiel dafür, dass dann auch alle Komponenten eines Systems selbst hergestellt werden müssen. Denn durch die westlichen Sanktionen fehlen der RF mW jetzt manche "Hochtechnologiekomponenten", so dass die RF Schwierigkeiten hat, ihr modernsten Waffensysteme zu bauen.
_________________

RuZZen, die: Der Teil der russischen Bevölkerung, der den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine billigt bzw unterstützt bzw durchführt.

Ceterum censeo Iulianem esse liberatum.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
wolle
Anti-Theist und Welt-Verbesserer



Anmeldungsdatum: 23.03.2015
Beiträge: 4086

Beitrag(#2306106) Verfasst am: 01.07.2024, 08:27    Titel: Antworten mit Zitat

MeineGitarreBrauchtStrom hat folgendes geschrieben:
Mittlerweile haben sich die Bundestagsfraktionen über das Sondervermögen für die Bundeswehr geeinigt, ...

Was ist seitdem passiert?
Faktisch nichts, die BW steht schlechter da als zuvor.
Zugegeben, vieles ist in die Ukraine gewandert.
Dennoch sollte Deutschland als eine der führenden Industrienationen es besser hinbekommen, die BW wieder aufzubauen.
Auf die neuen Erkenntnisse in der Kriegsführung wurde noch nicht angemessen reagiert.
Drohnen wurden nicht entwickelt, nicht getestet, nicht angeschafft und nicht geschult.
https://www.tagesspiegel.de/politik/deutschland-erfullt-mindestanforderungen-im-bereich-munition-nicht-union-entsetzt-uber-den-zustand-der-bundeswehr-11932733.html schrieb:
Zitat:
Und die Bundeswehr sieht von alledem gar nichts.

Drohnen sind essentiell im modernen Krieg und die Abwehr von Drohnen ist überlebensnotwendig für alle Arten von Fahrzeugen.
Auch Pistorius hat es nicht geschafft, der verpennten Beschaffung in den Arsch zu treten.
Notwendig wären KI-gesteuerte Drohnen, die angreifende Drohnen automatisch erkennen und unschädlich machen.
Diese gibt es bereits, aber nicht aus Deutschland, sondern aus England.
So wird das nichts mit unserer Verteidigung.
_________________
72. Generalversammlung der Vereinten Nationen, Presse-Mitteilung
http://www.un.org/en/ga/72/presskit/pdf/full_kit72_en.pdf
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 26315
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2306108) Verfasst am: 01.07.2024, 10:46    Titel: Antworten mit Zitat

wolle hat folgendes geschrieben:
MeineGitarreBrauchtStrom hat folgendes geschrieben:
Mittlerweile haben sich die Bundestagsfraktionen über das Sondervermögen für die Bundeswehr geeinigt, ...

Was ist seitdem passiert?
...
Auf die neuen Erkenntnisse in der Kriegsführung wurde noch nicht angemessen reagiert.
Drohnen wurden nicht entwickelt, nicht getestet, nicht angeschafft und nicht geschult.
...
Auch Pistorius hat es nicht geschafft, der verpennten Beschaffung in den Arsch zu treten.
Notwendig wären KI-gesteuerte Drohnen, die angreifende Drohnen automatisch erkennen und unschädlich machen.
Diese gibt es bereits, aber nicht aus Deutschland, sondern aus England.
So wird das nichts mit unserer Verteidigung.

Du unterschätzt anscheinend die normale Reaktion der freien Wirtschaft, die ihre Produkte nicht verkauft bekommt: Im ersten Anlauf reduziert sie die Produktion und die weitere Investition, sprich Entwicklung, in der zweiten Phase baut sie sich selbst ab und entlässt dabei auch ihre Spezialisten, die irgendwohin abwandern, also bei einem Sinneswandel nicht mehr zur Verfügung stehen, weil sie inzwischen woanders arbeiten.

Nach Gorbatschow war ganz Westeuropa in einem Friedenstaumel und hat seine Wehrfähigkeit weitgehend abgebaut, um Steuern zu sparen, indem man die Armeen nicht mehr weiter ausgerüstet, geschweige denn technisch modernisiert hat. Wir, als Friedensweltmeister haben unserer Rüstungsindustrie zusätzlich vermiest, sich Kundschaft außerhalb zu besorgen, nach dem Motto "Keine Waffenexporte in Krisengebiete". Kleines Schmankerl hierzu für alle Leute, die das vergessen haben sollten: Das war auch ein wichtiges Argument gegen die Unterstützung der angegriffenen Ukraine.

Das bedeutet in der Praxis, dass unsere Industrie schon echte Schwierigkeiten hat, die Produktion nur wieder auf ein altes Niveau hochzufahren (das aber bei einem Verbrauch wie in der Ukraine nicht reicht), von einer Erhöhung über dieses alte Maß und die Entwicklung neuer Systeme ganz zu schweigen. Dazu bedarf es Leute, die es nicht gibt und - für Investitionen - Sicherheiten für die Abnahme der tollen Dinge, die man da entwickeln könnte. Das bedeutet riesige Auftragsvolumen verbindlich für die Zukunft festgelegt und das unter den Augen von "Wirtschaftspolitikern", deren ganzer Stolz darin liegt, unsere Kinder und Enkel nicht zu belasten und die selbst bei Thema Umwelt in der Lage sind, die offensichtlichen und bereits von allen Wissenschaften bestätigten Belastungen für die Zukunft zu übersehen, die wir durch heutige Sparmaßnahmen schaffen.

Was wir da also erleben, sind Folgen einer Sicherheitspolitik, die ca 30 Jahre lang nicht stattgefunden hat. Wer da meint, der Umbau einer gesamten Hightech-Industriesparte, das ist das, wovon wir gerade reden, sollte doch gefälligst in drei oder vier Jahren zu schaffen sein, der sollte einfach versuchen, seinen Alkoholkonsum zu reduzieren, falls er überhaupt noch genügend von den grauen Zellen übrig hat.
_________________
Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
wolle
Anti-Theist und Welt-Verbesserer



Anmeldungsdatum: 23.03.2015
Beiträge: 4086

Beitrag(#2309360) Verfasst am: 03.02.2025, 14:18    Titel: Antworten mit Zitat

https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/bundeswehr-k%C3%B6nnte-deutschland-sich-ohne-amerikas-truppen-verteidigen/ar-AA1yjpv2?ocid=msedgntp&pc=U531&cvid=161162bd778e4bbd8efee23d3f941262&ei=51 schrieb:
Zitat:
Momentan verfügt die Bundeswehr über etwas mehr als 300 Panzer – von denen jedoch höchstens ein Drittel einsatzfähig ist –, 1992 waren es mehr als 4000 und 2004 noch 2400.

Von 4000 Panzern runter auf 100.
Da hatten unsere Politiker wohl mächtig Vertrauen in die russische Politik.
Trotz faktischer Diktatur in Russland, katastrophaler Menschenrechts-Lage, Unterdrückung in Satellitenstaaten wie Tschetschenien, Krieg gegen die Ukraine.
Jetzt steht die Bundeswehr vor ihrem Scherbenhaufen.
Wir sind nicht verteidigungsfähig und auf den Schutz der USA angewiesen.

PS: Bei MSN kann ich den Artikel lesen, der bei https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/koennte-deutschland-sich-ohne-amerikas-truppen-verteidigen-110271544.html hinter der Bezahlschranke steckt.
_________________
72. Generalversammlung der Vereinten Nationen, Presse-Mitteilung
http://www.un.org/en/ga/72/presskit/pdf/full_kit72_en.pdf
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
VanHanegem
Weltmeister



Anmeldungsdatum: 24.04.2006
Beiträge: 3127

Beitrag(#2309361) Verfasst am: 03.02.2025, 16:35    Titel: Antworten mit Zitat

vollends deprimierend wird das Bild, wenn Du im Vergleich dazu anschaust, was die israelische Armee (IDF) mit ca. EUR 30 Mrd. auf die Füße stellt. OK, die Hilfen aus den USA sind nicht zu unterschätzen, aber der Vergleich bleibt katastrophal für die BW, auch wenn man ein paar Mrd zugunsten der IDF draufrechnet.

Wer kauft das denn einer Regierung bestehend aus Wehrdienstverweigerern ab, wenn die plötzlich einen auf Verteidigungswillen mimen. Deren Parteigänger noch vor 5 Jahren an vielen Hochschulen in den Gremien eine Zivilklausel durchgedrückt haben. (die einzige löbliche Ausnahme, der OG Pistorius, wurde aus der Not heraus nachrekrutiert)

Frei nach Bismark: diese Führung ist nicht die Knochen eines einzigen Grenadiers wert.
_________________
Hup Holland Hup, Oranje winnt de cup (2022)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Critic
oberflächlich



Anmeldungsdatum: 22.07.2003
Beiträge: 16215
Wohnort: Arena of Air

Beitrag(#2309370) Verfasst am: 03.02.2025, 22:08    Titel: Antworten mit Zitat

Politik scheint dann aber auch was Anderes zu sein als die Frage, ob es "gerecht" ist, daß es Einer so schwer und der Andere es vermeintlich leicht hat.



(1) In sofern bin ich natürlich auch notorisch gegen Pläne zur Wiedereinführung der Wehrpflicht - so als ob Staaten das Recht hätten, über das Leben ihrer Bürger zu bestimmen. Denn wer eine Armee kommandiert, muß ja davon ausgehen, daß Etliche davon auf der Strecke bleiben. Er hofft vielleicht, daß das Erreichte die Opfer wert ist. Aber der Einzelne möchte so mit seinem einzelnen Leben ja niciht kalkulieren.

Andererseits läßt sich aber auch denken, daß man natürlich auch in Berlin ganz froh ist, daß man hier nur die Waffen und das Geld geben und nicht selbst die Knochen hinhalten muß. Andererseits, wenn die Ukrainer "es nicht machen" bzw. am Ende dann doch noch von Putins Armee besiegt werden, dann würde Putin in einigen Jahren um so wahrscheinlicher ein Nato-Problem.




(2) Wenn man einige Einlassungen meinerseits liest, müßte man ja der Meinung sein, daß man dann auch in den Wald gehen müßte, wenn die Russen angreifen würden. Andererseits hatte ich ja seinerzeit auch "verweigert". Das hatte viele Gründe, auch Gewissensgründe. Und wenn man so hört, daß viele der Russen in gewisser Weise auch ziemlich "arme Hunde" sind, dann bleibt das natürlich mit dem Gewissen.

Mein Gedanke dreht sich auch um diese populistischen Kommentare, daß die hier befindlichen Ukrainer doch bitte auch mal in die Ukraine zurück sollten, um da im Krieg zu kämpfen.

Wer weiß, vielleicht möchten die das aber auch nichit? Es gab ja bis zum Beginn des Krieges auch in der Ukraine das Recht auf Wehrdienstverweigerung. Dieses wurde kurz nach dem Angriff ausgesetzt, nun kann potentiell Jeder aus der entsprechenden Altersgruppe eingezogen werden.

Natürlich besteht eine Armee nicht nur aus den Kräften an der HKL, es gibt insofern theoretisch genügend Tätigkeiten in einer Armee als Andere abzuknallen. Allerdings gibt es auch keine Garantie darauf, daß man da landet. Vielleicht Spezialisten, die irgendetwas können, das für die Armee wichtiger ist als einen zusätzlichen Mann oder Frau im Schützengraben zu haben, aber das wäre ja dann auch ggf. unabhängig vom Verweigern.

Es könnte andererseits, wenn man versuchen würde, jeden Verweigerer abseits der Front einzusetzen, sogar Proteste von Soldaten geben, daß man ja "nur hätte verweigern müssen", um dann irgendwo einen relativ "sicheren und komfortablen" Dienst im Büro oder beim Freßpakete-Packen o.ä. zu kriegen - während sie weiterhin im Schützengraben hocken müßten. Wer jetzt eingezogen wird, landet also vermutlich relativ wahrscheinlicher als früher bei Fronteinheiten, wo man sich dann freut, wenn man Soldaten endlich mal zurückversetzen kann, die schon lange ohne Ablösung irgendwo liegen.

Insofern stellt sich das Recht auf Wehrdienstverweigerung aus Gewissensgründen, weil es in dem einzigen Moment, in dem es wirklich zum Tragen kommt - nämlich im Krieg - nicht angewendet wird, dann auch als "Schönwetterrecht" heraus.

Ja, auf einer Ebene verstehe ich das schon, daß das Manche auch aufregt: "Haltet ihr mal eure Knochen hin, ich möchte mich auch heute wieder in mein eigenes Bett legen." Wobei es denen an der HKL aber auch wenig nützen würde, wenn man beim ersten vernommenen Schuß nicht mehr handlungsfähig ist.




(3) Die Frage ist natürlich "was für eine Struktur" man bräuchte: Braucht man wieder diese Massenarmeen, oder sollte man sich dann eher darauf konzentrieren, relativ kleine, aber dafür spezialisierte Einheiten zu bilden? Die eine Strategie kann natürlich in die Irre führen wie die andere: Mag sein, daß die Deutschen im 2.Wk Panzer hatten, die allen anderen überlegen waren - dafür hatten die Sowjets aber auch fünfzigmal so viele einfache Gefährte. Und bei Leuten/der Anzahl der Leute, die man verheizen kann, sieht man das ja auch: Wenn 10.000 Mann zu verheizen nicht reicht, um eine Stellung zu stürmen, schickt Putin eben nochmal 20.000, irgendwann wird der anderen Seite die Munition schon ausgehen. Andererseits ist ja wohl die Armee in den nächsten Jahren auch gar nicht darauf ausgerichtet, wieder Hunderttausende - noch dazu wenig motivierte - End-Teenager aufzunehmen und zu drillen ...Am Kopf kratzen.


VanHanegem hat folgendes geschrieben:
vollends deprimierend wird das Bild, wenn Du im Vergleich dazu anschaust, was die israelische Armee (IDF) mit ca. EUR 30 Mrd. auf die Füße stellt. OK, die Hilfen aus den USA sind nicht zu unterschätzen, aber der Vergleich bleibt katastrophal für die BW, auch wenn man ein paar Mrd zugunsten der IDF draufrechnet.

Wer kauft das denn einer Regierung bestehend aus Wehrdienstverweigerern ab, wenn die plötzlich einen auf Verteidigungswillen mimen. Deren Parteigänger noch vor 5 Jahren an vielen Hochschulen in den Gremien eine Zivilklausel durchgedrückt haben. (die einzige löbliche Ausnahme, der OG Pistorius, wurde aus der Not heraus nachrekrutiert)

Frei nach Bismark: diese Führung ist nicht die Knochen eines einzigen Grenadiers wert.

_________________
"Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"

Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen
fwo
Caterpillar D9



Anmeldungsdatum: 05.02.2008
Beiträge: 26315
Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2309374) Verfasst am: 04.02.2025, 00:13    Titel: Antworten mit Zitat

Critic hat folgendes geschrieben:
....
(1) In sofern bin ich natürlich auch notorisch gegen Pläne zur Wiedereinführung der Wehrpflicht - so als ob Staaten das Recht hätten, über das Leben ihrer Bürger zu bestimmen. Denn wer eine Armee kommandiert, muß ja davon ausgehen, daß Etliche davon auf der Strecke bleiben. Er hofft vielleicht, daß das Erreichte die Opfer wert ist. Aber der Einzelne möchte so mit seinem einzelnen Leben ja niciht kalkulieren....

Das sehe ich allerdings völlig anders.

Demokratische Staaten haben das Recht, über das Leben ihrer Bürger zu bestimmen. Innerhalb eines demokratischen Staates ist es nämlich mein Recht, mit dem der Staat über mein Leben bestimmt, ich bin ein Teil von ihm, der Staat sind wir. Und wir bekommen auch etwas dafür, Sicherheit.

Ich hätte damals nicht verweigern können, ohne zu lügen: Ich gehe davon aus, dass man damit fertig wird, wenn man jemanden begründet umbringt. Der Krieg, in den mein demokratisches Land mich schickt, wird kein Angriffskrieg sein, und unter dieser Voraussetzung ist eine Verteidigung richtig.

Ja, auch die russischen Soldaten sind arme Schweine. Wer aber mit Waffen in ein anderes Land einfällt, versetzt die Leute dort automatisch in eine Notwehrsituation und in einer Notwehrsituation wäre es mir egal, ob der andere ein armes Schwein ist - das gibt ihm nicht das Recht, mich zu schlachten.

Das heißt auch nicht, dass ich beliebig benutzbar bin. Ein Offizier, dem ich in "staatsbürgerlichen Unterricht" durch ungewohnte Antworten aufgefallen war, sagte mir im persönlichen Gespräch, dass er sich wundere, dass ich nicht verweigert hätte. Aber nachdem ich das nicht gemacht hatte, müsse ich nun damit leben.
Ich habe ihm damals geantwortet, dass das auch umgekehrt stimmt, auch er müsse mit mir leben. Er müsse damit leben, dass er mir nur Befehle geben darf, deren Sinn ich einsehe. Denn wenn er mir unter Standrecht einen Befehl geben würde, den ich nicht ausführen will, dann wäre sein Leben in unmittelbarer Gefahr. Er hat nur geschluckt und ist weggegangen.

Es gibt allerdings einen völlig anderen Grund, aus dem ich gegen die Wehrpflicht bin. Die ist nur gerechtfertigt, wenn es so etwas wie eine Wehrgerechtigkeit gibt. Das könnte man höchstens mit einer allgemeinen Dienstpflicht erreichen, innerhalb derer man den Wehrdienst attraktiv genug macht, dass man die erforderliche Anzahl bekommt.
Es gibt noch ein 2. Handicap: Die Bundeswehr heute ist völlig anders strukturiert als die Wehrpflichtigenarmee zu Zeiten des kalten Krieges. Wir haben heute erheblich weniger Soldaten, die aber viel besser ausgebildet sein müssen. Das heißt, wir brauchen Freiwillige, die verstanden haben, dass der Staat, in dessen Armee sie gehen, ihr Staat ist und nicht irgendetwas von außen, das sie als Objekt benutzt. Wir brauchen Demokraten in der Armee.

Ich habe heute eine etwas andere Perspektive auf den Laden als damals und bin nicht begeistert, dass ein Sohn von mir bei den spezialisierten Kräften ist. Ober ich finde es in Ordnung, es ist seine Entscheidung.

Ich finde es auch in Ordnung, dass der andere nach seinem Master in Mathe Dienst im Heimatschutz ableisten will.
_________________
Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen   Drucker freundliche Ansicht    Freigeisterhaus Foren-Übersicht -> Politik und Geschichte Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3 ... 14, 15, 16
Seite 16 von 16

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.



Impressum & Datenschutz


Powered by phpBB © 2001, 2005 phpBB Group