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Ethisches Verhalten ein Selektions Nachteil?

 
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Nergal
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 11433

Beitrag(#240672) Verfasst am: 09.01.2005, 12:13    Titel: Ethisches Verhalten ein Selektions Nachteil? Antworten mit Zitat

Gelegentlich gewinne ich den Eindruck, dass moralisches Verhalten ein Selektionsnachteil sein könnte.
Die KK hat zB immer viel wert darauf gelegt ihre Gegner vollständig zu vernichten, ganz egal ob Mann, Frau oder Kind.
Mit einer der Gründe warum sie bereits so lange besteht.
Sind Gesellschaften die sich ethisch, moralisch verhalten verwundbarer gegenüber Gesellschaften die das nicht tun ( Al Kaida,...) und ethik als Schwäche ansehen?
Ist es so dass derjenige der am brutalsten und gnadenlosestem zuschlägt eine größere Chance hat Sieger zu sein?
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#240678) Verfasst am: 09.01.2005, 12:36    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Nergal,

zuerst etwas zu den Begriffen:

- Es kann Teil der Moral sein, erbarmungslos zuzuschlagen, insbesondere wenn die Ethik elitär ist. Al Kaida & Co sehen Moral nicht als Schwäche an, sondern Schwäche als unmoralisch.

- "Selektion" ist ein schwieriger Begriff: Eine Verhaltensweise kann momentan zu einem "Sieg" (=Tod des Gegeners) führen, aber evolutionär dennoch instabil sein. Zudem werden Verhaltensweisen nicht nur genetisch, sondern auch kulturell tradiert.

Und nun zur eigentlichen Frage:

- Überwiegt der Aspekt der Konkurrenz um eine limitierte überlebensnotwendige Ressource, ist es für die Schwächeren in Gesellschaft A die bessere Strategie, zusammen mit den Stärkeren von Gesellschaft A Gesellschaft B unter der Inkaufnahme von Verlusten auszurotten. Ansonsten ist mE Kooperation (und damit Friedfertigkeit) die für beide Seiten profitablere Strategie.

- Die brutalste Variante muß nicht die günstigste sein. Sie kann die Allgemeinheit abschrecken und damit zu Gegenmaßnahmen führen - z.B. "Kampf gegen den Terror"., insbesondere wenn Dritte das Gnaze misstrauisch betrachten.

gruß/step
_________________
Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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frajo
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Anmeldungsdatum: 25.08.2003
Beiträge: 11440

Beitrag(#240740) Verfasst am: 09.01.2005, 14:47    Titel: Re: Ethisches Verhalten ein Selektions Nachteil? Antworten mit Zitat

Nergal hat folgendes geschrieben:
Gelegentlich gewinne ich den Eindruck, dass moralisches Verhalten ein Selektionsnachteil sein könnte.
Die KK hat zB immer viel wert darauf gelegt ihre Gegner vollständig zu vernichten, ganz egal ob Mann, Frau oder Kind.
Mit einer der Gründe warum sie bereits so lange besteht.

um diese hypothese (ausrottung der gegner korreliert mit langer existenz) zu festigen, müßte zumindest das vorhandene datenmaterial möglichst vollständig zusammengetragen und ausgewertet werden. die simpelste herangehensweise besteht darin, alle geschichtlichen ereignisse nach vier fällen zu unterscheiden:
- ausrottung der gegner plus lange existenz
- ausrottung der gegner plus kurze existenz
- keine ausrottung der gegner plus lange existenz
- keine ausrottung der gegner plus kurze existenz

so aus dem handgelenk meine ich, daß es für alle vier fälle viele beispiele in der geschichte gibt.
wie hoch die fallhäufigkeiten sind, dürfte nicht unumstritten sein. du stufst die RKK in fallklasse 1 ein, aber ein RKK-vertreter sieht dies möglicherweise anders. ich sehe die chinesische gesellschaft in fallklasse 3, aber ein wackerer verfechter der westlichen wertegemeinschaft stimmt dem möglicherweise nicht zu. etc.

Zitat:
Sind Gesellschaften die sich ethisch, moralisch verhalten verwundbarer gegenüber Gesellschaften die das nicht tun ( Al Kaida,...) und ethik als Schwäche ansehen?
Ist es so dass derjenige der am brutalsten und gnadenlosestem zuschlägt eine größere Chance hat Sieger zu sein?

hier müßte zuvor geklärt werden, was unter "verwundbarkeit" und "sieger" zu verstehen ist. auf den ersten blick mag ein dominanter, hochgerüsteter staat als wenig "verwundbar" erscheinen. beispiele: USA von heute, das imperium romanum vor 2000 jahren.
auf den zweiten blick, abstrahiert von nur politischer und ökonomischer macht:
die begriffswelt welchen volkes ist heute auf dem ganzen erdenrund im geistesleben die dominante?
es ist die begriffswelt eines volkes, das niemals ein geschlossenes staatswesen hatte, das niemals als hegemonialmacht aufgetreten ist, das jedoch das wissenschaftliche, das rationale denken der menschheit begründet hat. logik, mathematik, philosophie und tausende anderer begriffe des geisteslebens entstammen einer einzigen und einzigartigen kultur, die sich irreversibel in allen anderen kulturen eingebettet hat.
das nenne ich unverwundbarkeit.
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rigor mortis
true neutral



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 103
Wohnort: Wien

Beitrag(#240847) Verfasst am: 09.01.2005, 16:53    Titel: Antworten mit Zitat

Ich gehe einmal davon aus, dass du mit "ethischem Verhalten" das Verhalten gegenüber anderen Gesellschaften und nicht innerhalb der eigenen meinst.
Korrigiere mich, wenn ich falsch liege.

Ich würde sagen, tendentiell sind ethisch handelnde Gesellschaften gegenüber anderen, die sich nicht daran halten, gefährdeter, weil die erstere sich immer an diese Regeln halten muss, die anderen können sich ethisch verhalten, wenn sie der Ansicht sind, dass es ihnen einen Vorteil bringt, dh unethisch handelnde Gesellschaften haben mehr Entscheidungsspielraum.

Ich habe allerdings vorausgesetzt, dass die unethisch Handelnden immer genau wissen, was das Beste für sie ist (was, wie die Geschichte lehrt, nicht immer der Fall war/ist).
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frajo
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Anmeldungsdatum: 25.08.2003
Beiträge: 11440

Beitrag(#241229) Verfasst am: 09.01.2005, 22:49    Titel: Antworten mit Zitat

rigor mortis hat folgendes geschrieben:
Ich würde sagen, tendentiell sind ethisch handelnde Gesellschaften gegenüber anderen, die sich nicht daran halten, gefährdeter, weil die erstere sich immer an diese Regeln halten muss, die anderen können sich ethisch verhalten, wenn sie der Ansicht sind, dass es ihnen einen Vorteil bringt, dh unethisch handelnde Gesellschaften haben mehr Entscheidungsspielraum.

hier den begriff "vorteil" einzusetzen impliziert quasi die pseudo-antiautoritäre vorstellung, daß mit dem volumen des entscheidungsspielraums auch irgendwelche werte für die betreffende gesellschaft zunehmen.
dies muß jedoch nicht zwangsläufig der fall sein.
ein grundstück am meer mag zwar größer sein als eins im binnenland, bietet im hinsicht auf die bebauung aber nicht unbedingt vorteile.

Zitat:
Ich habe allerdings vorausgesetzt, dass die unethisch Handelnden immer genau wissen, was das Beste für sie ist (was, wie die Geschichte lehrt, nicht immer der Fall war/ist).

auch das sind zu berücksichtigende randbedingungen. je größer die anzahl der gestaltungsvariablen, desto komplexer und unvorhersehbarer die sich ergebende dynamik des sozialen systems.
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