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Picasso und abstrakte Kunst
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Heike N.
wundert gar nix mehr



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop

Beitrag(#287226) Verfasst am: 19.04.2005, 21:38    Titel: Antworten mit Zitat

annox hat folgendes geschrieben:
Heike N. hat folgendes geschrieben:
Zitat:

Vertrackte Lage - Du moechtest gern den ersten Teil meines Satzes ausblenden und ich lieber den zweiten.


Keinesfalls. Die Aussage deines Satzes war schon klar: Du hast dir Guernica angesehen und stellst fest, dass Picasso nicht malen konnte. Dies ist durch Beispiele widerlegt worden.

Widerlegt ist allenfalls, dass er ueberhaupt nicht malen koenne. Dahingehend muss ich Dir Recht geben. An seinen abstrakten Werke ist aber nicht erkennbar das er malen konnte.


Doch, er konnte: Abstrakte Malerei. Malen ist nicht gleich Fotorealismus. Das ist eine eigene Stilrichtung. Gar nicht so alt, als Gegenstück zu Kubismus, Surrealismus etc.. Auch eine Art Protest. zwinkern


Zitat:
Diese Differenzierung hast Du berechtigter Weise eingefordert und erhalten.


OK.

Zitat:
Zitat:
Letztendlich ist aber nur die Aussage zu treffen, dass Picasso Guernica nicht realistisch gestaltet hat. zwinkern

Hmm, also das ist mir nicht differenziert genug. Anhand dieses Bildes ist nicht erkennbar, dass Picasso malen konnte. Ob er realistisch abgebildet hat ist nicht feststellbar, da kein Bildmotiv erkennbar ist. zwinkern


Wie ich bereits oben sagte, das ist Malerei, auch wenn sie dir nicht gefällt. Aber auch wenn man nur ein Werk von Picasso kennen würde, wäre es nicht korrekt, wenn man von diesem Bild auf die des Menschen schließt, realistisch zu gestalten. Du hattest das getan. Jetzt zu sagen, dass es nicht erkennbar ist, ist dann korrekt, wenn man nur etwas als Kunst bezeichnet, was real existiert: z.B. eine gelbe Sonne (keine grüne), grünes Gras (kein gelbes), braune Pferde (keine blauen). Augen da, wo man sie üblicherweise sieht (über der Nase und nebeneinander) usw.

Zitat:
Zitat:
Selbstverständlich. Jede Interpretation kann nur ein Versuch sein. Ein Traum, den du hattest und den andere versuchen, bildlich nachzustellen, kann auch nur eine Interpretation sein. Deshalb macht es deinen Traum aber nicht spekulativer, sondern du hattest ihn.

Ja und ? Soll das jetzt bedeuten, dass jeder der sich abbildend an meinem Traum versucht gleich ein Kuenstler ist..?


Nein. Es soll aussagen, dass nur Interpretation sein kann, wenn man versucht herauszufinden, was jemand anderer "erlebt" hat.

Zitat:
Mit einem voellig beliebigen Kunstbegriff kann man derartiges natuerlich behaupten...


Nicht zu vorschnell mit deinen Urteilen, schaue eins drüber.

Zitat:
Zitat:
Zitat:
Das hat man mir auch im Kunstunterricht vermitteln wollen. Ueberfluessig zu erwaehnen, dass es nicht gelang.


Das macht gar nichts. Mir hat sich nach drei Jahren Kunst-LK Kandinsky nicht erschlossen.

Lk's gabs bei uns nicht, ich hatte halt von der 4. bis 12. Klasse Kunstunterricht. Schulterzucken


In Leistungskursen wird selbstverständlich mehr vermittelt als im "normalen" Kunstunterricht. Da geht es um Bildanalysen, aber auch geschichtliche Hintergründe im Bereich Kunstgeschichte. Ich fand es höchst interessant, es entsprach meinen Neigungen. Sonst hätte ich kaum diesen Leistungskurs gewählt.
Ich weiß aber, dass der Kunstunterricht sehr vielen Schülern durch sehr unfähige Lehrer vermiest wurde inkl. dem Bedürfnis, sich näher mit der Thematik zu befassen.

Zitat:
Zitat:
Mir erschließt sich auch Hip-Hop oder Techno nicht. Dennoch muss ich anerkennen, dass es sich um einen Musik-Stil handelt. Ich könnte natürlich auch polemisch behaupten, dass Hip-Hop oder Techno Scheiße ist und nur Mozart wahre Musik komponiert hat. Besser wäre es allerdings, wenn ich sage, dass es sich hierbei um meine persönliche Meinung handelt, die an der Tatsache, dass es sich um Musik-Stile handelt, überhaupt nicht kratzt.

Naja, ich gebe gern zu, dass "Guernica' ein Bild ist... Ein kraeftigeres Argument Deinerseits haette sein koennen, dass Du behauptest, dass "Hiphop" und "Techno" Kunst sind.


Mir geht's nicht ums Missionieren. D.h. ich versuche dich nicht zum begeisterten Kubismus-Anhänger zu bekehren, sondern ich möchte dir klarmachen, dass dein Kunstverständnis auf einer persönlichen Ansicht beruht und dass dein Kollege schon wieder einen ganz anderen haben kann, man ihm dieses Kunstverständnis auf Grund einer persönlichen Aversion absprechen darf. Insofern brauche ich gar keine "kräftigeren" Argumente zu benutzen. Mir reicht, wenn du verstehst, dass andere Leute Kunst anders definieren und du das akzeptierst. Du musst dir nicht deswegen gleich einen Kandinsky ins Wohnzimmer hängen.

Zitat:
Die Tatsache, dass ich abstrakte Kunst nicht fuer eine Kunstform halte, qualifiziert mich in Deinen Augen derart ab, dass Du mir keinerlei elementares Kunstverstaendnis zutraust, oder?


Geschockt Wie kommst du denn auf sowas?

Zitat:
Ich bin kein Kleinkind. Böse Ich schrieb bereits, dass ein Kuenstler nicht Fotokopist sein muss, um in meinen Augen als Kuenstler zu gelten. Meine Ablehnung abstrakter Kunst beruht auf meinem Kunstbegriff, der auf Koennen basiert. Niemand konnte mir bisher belegen, worin das Koennen in abstrakter Kunst besteht. Stattdessen erhalte ich stets nur Deutungsversuche, Postulate sowie sonstige Spekulationen und Glaubensbekenntnisse. Zumindest halte ich es stets dafuer.


Ich weiß, dass du kein Kleinkind bist. Es liegt mir fern, dich in irgendeiner Hinsicht so zu behandeln. Es lag mir am Herzen, dir das, was du selber als Kunst bezeichnet hast - den Impressionismus - so zu zerlegen (und ihn im Nachhinein dennoch als Kunst zu bezeichnen), damit ich dir klarmachen kann, dass unter den Begriff "Kunst" mehr gefasst werden muss als Photorealismus.

Zitat:
Zitat:
[...lala... Monets Sonnenuntergang-Interpretation]

Danke, dass Du Dir diese Muehe gemacht hast. Auch wenn ich nicht diesen Eindruck erwecke, aber ich kenne diese Erlaeuterungen bereits. Dennoch vermag ich in diesen voelligen Verzerrungen und Disproportionen keinerlei Koennen zu entdecken. Deshalb halte ich es auch nicht fuer Kunst.


Du hast Impressionisten als Künstler bezeichnet, Impressionismus als Kunst:

Zitat:
Ich halte impressionistische Werke definitiv fuer Kunst, weil ich die Abbildungsfaehigkeit ihrer Schoepfer erkennen kann.


Ich habe dir aufgezeigt, dass Impressionismus eigentlich etwas anderes ist. Mehr war's nicht.

Zitat:
Abstrakte Bilder halte ich nicht fuer Kunst, weil ich in ihnen nicht die Abbildungsfaehigkeit ihrer Maler erkennen kann.


OK, das liest sich doch ganz anders als "Picasso zeigt bei dem Bild XY nur eins: er konnte nicht malen". Letztendlich war es doch nur das, was ich wollte. Du hälst es nicht für Kunst, aber du bringst zum Ausdruck, dass dies deine persönliche Meinung ist.
_________________
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#287229) Verfasst am: 19.04.2005, 21:42    Titel: Antworten mit Zitat

annox hat folgendes geschrieben:
Das Bestimmte und Eindeutige bereichert Dein Leben also nicht..?

Wenn es bereichernd ist. Klar, warum nicht?
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Othilic
Gast






Beitrag(#287265) Verfasst am: 19.04.2005, 22:41    Titel: Antworten mit Zitat

Frage eines Kunst-Laien anläßlich dieses Threads und nach Lektüre der Wiki-Page über Guernica:

Ist es überhaupt möglich, einen Zugang zu Kunst zu bekommen, ohne vorher eine ganze Menge Wissen über Kunstgeschichte, Symbolik, Künstlerbiographien etc zu erwerben? Kann man mit Gewinn ein Bild ohne Hintergrundwissen einfach anschauen und auf sich wirken lassen? Kommt mir nicht so vor.
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Wygotsky
registrierter User



Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#287271) Verfasst am: 19.04.2005, 22:50    Titel: Antworten mit Zitat

Othilic hat folgendes geschrieben:
Frage eines Kunst-Laien anläßlich dieses Threads und nach Lektüre der Wiki-Page über Guernica:

Ist es überhaupt möglich, einen Zugang zu Kunst zu bekommen, ohne vorher eine ganze Menge Wissen über Kunstgeschichte, Symbolik, Künstlerbiographien etc zu erwerben? Kann man mit Gewinn ein Bild ohne Hintergrundwissen einfach anschauen und auf sich wirken lassen? Kommt mir nicht so vor.


Ja, man kann. Hab ich vor vielen Jahren in Liverpool gemacht. Es war ein langweiliger Sonntagnachmittag, das Wetter war mies und die Stadt hässlich. Da erfuhr ich, dass ein Besuch in der Tate Galery keinen Eintritt kostete. Also habe ich mich mal umgeschaut. Und weil ich nichts bezahlen musste, hatte ich kein Problem damit, an ungefähr 9 von 10 Bildern achtlos vorbeizugehen. Nur das, was mich sofort ansprach, sah ich mir eingehender an. Ich bin dann öfter mal in die Tate gegangen, später auch in die Ausstellungen, die Eintritt kosteten. Ich gehe nicht oft ins Museum, aber ein bis zwei Mal im Jahr macht es mir Spaß.
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annox
Grim Reaper



Anmeldungsdatum: 30.05.2004
Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin

Beitrag(#287318) Verfasst am: 20.04.2005, 01:32    Titel: Antworten mit Zitat

Heike N. hat folgendes geschrieben:
annox hat folgendes geschrieben:
Widerlegt ist allenfalls, dass er ueberhaupt nicht malen koenne. Dahingehend muss ich Dir Recht geben. An seinen abstrakten Werke ist aber nicht erkennbar das er malen konnte.


Doch, er konnte: Abstrakte Malerei.

Dann ist das Aufbringen von Farbe auf einen Untergrund Malerei.


Zitat:
Wie ich bereits oben sagte, das ist Malerei, auch wenn sie dir nicht gefällt. Aber auch wenn man nur ein Werk von Picasso kennen würde, wäre es nicht korrekt, wenn man von diesem Bild auf die des Menschen schließt, realistisch zu gestalten. Du hattest das getan. Jetzt zu sagen, dass es nicht erkennbar ist, ist dann korrekt, wenn man nur etwas als Kunst bezeichnet, was real existiert: z.B. eine gelbe Sonne (keine grüne), grünes Gras (kein gelbes), braune Pferde (keine blauen). Augen da, wo man sie üblicherweise sieht (über der Nase und nebeneinander) usw.

Mir ging es nicht um das Gefallen. Ich bestreite das Koennen.

edith egger hat folgendes geschrieben:
Unter abstrakter Malerei versteht man die Kunst, die keine Erinnerung hervorruft und keinen Hinweis auf die sichtbare Wirklichkeit enthält.

Damit faellt es fuer mich (ich betone es extra, da Du offenbar einen Universalitaetsanspruch in meinen Beitraegen herausgelesen zu haben meinst)aus dem Bereich Kunst heraus, da ich keine Vergleichsmoeglichkeit mehr habe.

Zitat:
Mir geht's nicht ums Missionieren. D.h. ich versuche dich nicht zum begeisterten Kubismus-Anhänger zu bekehren, sondern ich möchte dir klarmachen, dass dein Kunstverständnis auf einer persönlichen Ansicht beruht und dass dein Kollege schon wieder einen ganz anderen haben kann,

Aber das ist mir doch voellig klar und ich bin mir nicht bewusst etwas Gegenteiliges behauptet zu haben. Tatsaechlich ueberrascht es mich eher, wenn jemand meine Ansicht teilt und aehnlich begruendet.


Zitat:
Zitat:
Die Tatsache, dass ich abstrakte Kunst nicht fuer eine Kunstform halte, qualifiziert mich in Deinen Augen derart ab, dass Du mir keinerlei elementares Kunstverstaendnis zutraust, oder?


Geschockt Wie kommst du denn auf sowas?

Nun, es las sich wie ein Grundkurs ueber Malerei und schabte an meinem Ego herum.


Zitat:
Zitat:
Zitat:
[...lala... Monets Sonnenuntergang-Interpretation]

Danke, dass Du Dir diese Muehe gemacht hast. Auch wenn ich nicht diesen Eindruck erwecke, aber ich kenne diese Erlaeuterungen bereits. Dennoch vermag ich in diesen voelligen Verzerrungen und Disproportionen keinerlei Koennen zu entdecken. Deshalb halte ich es auch nicht fuer Kunst.


Du hast Impressionisten als Künstler bezeichnet, Impressionismus als Kunst:

Mein Fehler. Das Blaumarkierte wollte ich nicht auf impressionistische Werke bezogen wissen, sondern auf abstrakte. Ich habe mich missverstaendlich ausgedrueckt.


Zitat:
Zitat:
Abstrakte Bilder halte ich nicht fuer Kunst, weil ich in ihnen nicht die Abbildungsfaehigkeit ihrer Maler erkennen kann.


OK, das liest sich doch ganz anders als "Picasso zeigt bei dem Bild XY nur eins: er konnte nicht malen". Letztendlich war es doch nur das, was ich wollte. Du hälst es nicht für Kunst, aber du bringst zum Ausdruck, dass dies deine persönliche Meinung ist.

Heike, genau darum geht es mir doch. Schau mal hier.
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annox
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Beitrag(#287322) Verfasst am: 20.04.2005, 01:43    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
annox hat folgendes geschrieben:
Das Bestimmte und Eindeutige bereichert Dein Leben also nicht..?

Wenn es bereichernd ist. Klar, warum nicht?

Also diente die spezielle Betonung des bereichernden Aspekts des Unbestimmten und Vieldeutigen vorrangig dem Begruenden des Nichtausschliessens, des Nichtablehnens, oder?
Nun, ich kann dies der abstrakten Kunst nicht abgewinnen. Ich erkenne sie ja noch nicht einmal als Kunst.
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annox
Grim Reaper



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Beitrag(#287328) Verfasst am: 20.04.2005, 03:00    Titel: Antworten mit Zitat

Othilic hat folgendes geschrieben:
Frage eines Kunst-Laien anläßlich dieses Threads und nach Lektüre der Wiki-Page über Guernica:

Ist es überhaupt möglich, einen Zugang zu Kunst zu bekommen, ohne vorher eine ganze Menge Wissen über Kunstgeschichte, Symbolik, Künstlerbiographien etc zu erwerben? Kann man mit Gewinn ein Bild ohne Hintergrundwissen einfach anschauen und auf sich wirken lassen? Kommt mir nicht so vor.

Ich denke schon, dass das moeglich ist, denn ein Kunstwerk hat ja eine spezielle Wirkung auf dich. Nur, je weiter es von deiner Realitaet entfernt ist, umso groesser wird wohl die Diskrepanz zwischen der Intention des Kuenstlers und deiner Wahrnehmung sein. Auch stehen die Betrachter nicht unvorbelastet vor einem Kunstwerk.

Der Zugang zu einem Gemaelde wird fuer jeden Menschen irgendwie anders sein. Wie Du eingangs vielleicht gelesen hast, halte ich den Zinsgroschen, im Gegensatz zu Guernica, fuer ein Kunstwerk. Ich bin Atheist, der Religiositaet fuer absurd haelt. Es liegt auf der Hand, dass der Zinsgroschen eine gaenzlich andere Wirkung auf mich ausuebt, als beispielsweise auf einen frommen Christen. Picasso steht mir politisch und moralisch naeher, als es die katholische Kirche je sein koennte. Sprich: der Mensch Tizian waere mir voellig wesensfremd, der Mensch Picasso wesensvertraut. Bzgl. der genannten Werke verhaelt es sich genau umgekehrt. Bezogen auf Deine Frage koennte somit eine Antwort lauten: selbst mit dem Hintergrundwissen zu einem Kuenstler aendert sich nicht zwangslaeufig dein Zugang zu seinen Werken.
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zelig
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Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#287339) Verfasst am: 20.04.2005, 08:37    Titel: Antworten mit Zitat

Othilic hat folgendes geschrieben:
Kann man mit Gewinn ein Bild ohne Hintergrundwissen einfach anschauen und auf sich wirken lassen?


Ja.
Aber man sieht nur, was man weiß.
Gilt nicht nur für die Kunst.
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Shadaik
evolviert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#287349) Verfasst am: 20.04.2005, 10:11    Titel: Antworten mit Zitat

annox hat folgendes geschrieben:
Heike N. hat folgendes geschrieben:
annox hat folgendes geschrieben:
Widerlegt ist allenfalls, dass er ueberhaupt nicht malen koenne. Dahingehend muss ich Dir Recht geben. An seinen abstrakten Werke ist aber nicht erkennbar das er malen konnte.


Doch, er konnte: Abstrakte Malerei.

Dann ist das Aufbringen von Farbe auf einen Untergrund Malerei.

Das trifft den modernen Kunstbegriff (vor allem den Minimalismus) ziemlich gut.

Ich halte Kunst ja für eine absonderliche Form des Humors.
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#287637) Verfasst am: 20.04.2005, 19:45    Titel: Antworten mit Zitat

annox hat folgendes geschrieben:
Also diente die spezielle Betonung des bereichernden Aspekts des Unbestimmten und Vieldeutigen vorrangig dem Begruenden des Nichtausschliessens, des Nichtablehnens, oder?

Nein. Ich ging von Deiner Formulierung aus, - "wueste Darstellung deuten" -.
Picassos Werk ist keineswegs unklar oder sehr deutungsbedürftig. Das siehst Du schon daran, daß Du gar kein Problem hast einen Euter zu erkennen. Er wollte ja gerade ausprobieren, wie weit sich zum Beispiel ein Gesicht auf seine Grundformen reduzieren [lassen - autsch, das tut weh beim lesen] lässt. Aber so, daß es noch als Gesicht erkennbar ist. Ich liebe die Klarheit. Aber nicht nur die Klarheit.
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annox
Grim Reaper



Anmeldungsdatum: 30.05.2004
Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin

Beitrag(#287643) Verfasst am: 20.04.2005, 20:14    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
annox hat folgendes geschrieben:
Also diente die spezielle Betonung des bereichernden Aspekts des Unbestimmten und Vieldeutigen vorrangig dem Begruenden des Nichtausschliessens, des Nichtablehnens, oder?

Nein. Ich ging von Deiner Formulierung aus, - "wueste Darstellung deuten" -.
Picassos Werk ist keineswegs unklar oder sehr deutungsbedürftig. Das siehst Du schon daran, daß Du gar kein Problem hast einen Euter zu erkennen.

"Picasso-Euter" war eine Bezeichnung im Volksmund der DDR fuer die dreieckspyramidenfoermigen Milchverpackungen bei uns. zwinkern

Zitat:
Er wollte ja gerade ausprobieren, wie weit sich zum Beispiel ein Gesicht auf seine Grundformen reduzieren [lassen - autsch, das tut weh beim lesen] lässt. Aber so, daß es noch als Gesicht erkennbar ist. Ich liebe die Klarheit. Aber nicht nur die Klarheit.

Selbst wenn ich auf einem seiner Bilder eine Kuh mit einem Dreieck an ihrer Bauchunterseite erkennen koennte, zwaenge mich die Gesamtkomposition dennoch stets zur Deuterei bzw. Spekulation. Wenn ich Kunstwerke betrachten moechte, will ich mich diesem Abstraktionszwang nicht aussetzen - nicht in diesem Masze.
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#287648) Verfasst am: 20.04.2005, 20:23    Titel: Antworten mit Zitat

annox hat folgendes geschrieben:
"Picasso-Euter" war eine Bezeichnung im Volksmund der DDR fuer die dreieckspyramidenfoermigen Milchverpackungen bei uns. zwinkern

Uups.....
Bei uns gab's auch wüstes.

Cool
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alfons
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Anmeldungsdatum: 24.04.2005
Beiträge: 1167

Beitrag(#306083) Verfasst am: 18.06.2005, 23:39    Titel: Antworten mit Zitat

Kein Bild, nicht einmal die schrecklichen realistischen Darstellungen der Gewalt bei Goya, hat mich derart tief beeindruckt, mich geradezu umgeworfen, wie Picassos Guernica. Das ganze Entsetzen des Krieges, das fassungslose Entsetzen darüber, was Menschen einander antun können, ja nicht nur einander, sondern jeder unschuldigen Kreatur wie jenem Pferd auf dem Bild, sprang mich aus diesem Bild an. Auch heute noch bin ich, wenn ich "Guernica" sehe, stets aufs Neue ergriffen und erschüttert.

Ich hatte als Jugendlicher, bevor ich dieses Bild sah, keine besondere Meinung von Picasso. In dem Moment, als ich Guernica sah, wusste ich: Hier hat einer mit dem Mittel der Abstraktion mehr gesagt, als er mit einer realistischen Darstellung hätte sagen können. Wenn etwas Kunst ist, dann dies. Wenn etwas künstlerischen Können ist, dann dies: Mit Mitteln, die über die realistische Darstellung hinausgehen, mehr zu sagen, als es mit den Mitteln der realen Abbildung vorher möglich gewesen wäre.

Ah, dieser törichte Spruch "Kunst kommt von Können"! Den habe ich so oft von Leuten gehört, die sich röhrende Hirsche über den Couchtisch hängen, dass ich jemanden, der diesen Spruch von sich gibt, per se und bis zum Beweis des Gegenteils erst einmal für einen Kunstbanausen halte. Ja, es stimmt: Das Wort Kunst und das Wort Können haben etymologisch die gleiche Wurzel. Aber das handwerkliche Können, mittels Pinsel und Farbe ein Gesicht oder eine Landschaft realistisch wieder zu geben, ist nicht Kunst. Es ist bestenfalls Vorbedingung - für Künstler, die realistische Darstellung als Ausdrucksmittel in der Malerei nutzen.

Ich weiß, dass es Menschen gibt, die abstrakte Malerei nicht verstehen. Leider neigen sie meist dazu, den Grund für dieses Nichtverstehen nicht bei sich, sondern mit aller ihnen zur Verfügung stehenden Ignoranz beim Künstler zu suchen.

In dem hier beredeten Fall hat das dazu geführt, dass annox behauptet hat, Picasso könne überhaupt nicht malen. Und erst nach einem mit Bildbeispielen vorgeführten Mini-Kunstkursus von Heike N., der ich eine derartige Engelsgeduld nie zugetraut hätte (Danke, Heike! Ich fand dich phantastisch) verstand er sich zu dem Eingeständnis:

Zitat:
Widerlegt ist allenfalls, dass er ueberhaupt nicht malen koenne. Dahingehend muss ich Dir Recht geben. An seinen abstrakten Werke ist aber nicht erkennbar das er malen konnte.


Ach, ihr Verächter der Kunst! Ihr Anfänger in der Kunst, die Kunst zu erkennen. Die ihr das handwerkliche Können mit dem Funkeln des Genies verwechselt. Die ihr Picasso vorwerft, er habe nicht so gemalt, dass ein annox ihn verstehen kann, und sei deshalb nicht Künstler zu nennen.

Lieber Annox. Ich schätze dich sehr, nach dem, was ich von dir hier bisher an Postings gelesen habe. Aber in diesem Fall muss ich dir einfach sagen: Das Defizit liegt nicht in den Werken Picassos. Das Defizit liegt in dir.
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