Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
|
(#315863) Verfasst am: 16.07.2005, 03:06 Titel: Topfzwang, Nazis die DDR und Kindererziehung |
|
|
Vor einiger Zeit hat mal irgendein Soziologe (so hab ichs in erinnerung) erklärt es gäbe in der Ex-DDR deshalb so viele Jugendliche die rechts Aussen stehen weil die damals zum kollektiven Töpfchengang genötigt wurden.
Was ist das nun?
Hat man das so zu verstehen dass die Kindergartenkinder in der DDR alle gleichzeitig auf den Topf gesetzt wurden und dann mußten auch wenns nicht ging, oder wie?
|
|
Nach oben |
|
 |
annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
|
(#315880) Verfasst am: 16.07.2005, 05:49 Titel: Re: Topfzwang, Nazis die DDR und Kindererziehung |
|
|
Nergal hat folgendes geschrieben: | Vor einiger Zeit hat mal irgendein Soziologe (so hab ichs in erinnerung) erklärt es gäbe in der Ex-DDR deshalb so viele Jugendliche die rechts Aussen stehen weil die damals zum kollektiven Töpfchengang genötigt wurden. |
Klingt etwas absurd, oder?
1. was heißt so viele Jugendliche die rechts Aussen stehen? Prozentual zur Gesamtheit ostdeutscher Jugendlicher? Nun, die Bevölkerungszusammensetzung in der Region der Ex-DDR weicht von der der alten BRD erheblich ab. Der Ausländeranteil ist minimal im Vergleich zu den westdeutschen Bundesländern. Vermutlich gibt es prinzipiell schon mal wenig Neonazis unter den türkischen Jugendlichen.
2. Zu welcher Zeit? Über welchen Jahrgang ostdeutscher Jugendlicher reden wir hier?
3. Welcher kausale Zusammenhang soll denn zwischen Topfzwang und Neonazis bestehen..? Wieso tritt er nur temporär auf und betrifft nur einen Teil der Jugendlichen? Wieso ist die Kindergartenzeit entscheidend für die politische Gesinnung eines Jugendlichen?
Das ist doch alles Kappes.
Zitat: | Was ist das nun?
Hat man das so zu verstehen dass die Kindergartenkinder in der DDR alle gleichzeitig auf den Topf gesetzt wurden und dann mußten auch wenns nicht ging, oder wie? |
Kann sein, daß es so war. Ich erinnere mich nicht mehr.
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
|
|
Nach oben |
|
 |
Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
|
(#315892) Verfasst am: 16.07.2005, 08:23 Titel: Re: Topfzwang, Nazis die DDR und Kindererziehung |
|
|
Nergal hat folgendes geschrieben: |
Was ist das nun?
Hat man das so zu verstehen dass die Kindergartenkinder in der DDR alle gleichzeitig auf den Topf gesetzt wurden und dann mußten auch wenns nicht ging, oder wie? |
Habe nie von dieser konkretten Praxis gehört. Aber allgemein kann man sagen, dass überall bis in die Siebziger Jahre sehr archaische Erziehungsmethoden nicht selten angewendet wurden. Sogar in der BRD war die Prügelstrafe an den Schulen gegenüber Kindern bis Ende der Siebziger Jahre erlaubt. In vielen Staaten gibt es dies aber noch bis heute.
http://www.kinderkulturkarawane.de/Kinderrechte/kinderrechte.htm hat folgendes geschrieben: | Verbot von Prügelstrafe
Mit dem Beitritt zur Kinderrechtskonvention verpflichten sich die Staaten, Kinder vor jeglicher Form körperlicher Gewalt zu schützen. Die Betonung liegt auf "jeglicher Form". Die Misshandlung von Kindern steht zwar in vielen Ländern unter Strafe. Und auch die Prügelstrafe in den Schulen ist zumindest in Europa heute durchgängig verboten (abgesehen von den Privatschulen in Großbritannien). In der Familie dagegen ist sie weiterhin größtenteils erlaubt. In Europa haben nur sechs Länder (Dänemark, Finnland, Norwegen, Österreich, Schweden und Zypern) den Grundsatz einer gewaltfreien Erziehung gesetzlich festgeschrieben. Die neue Bundesregierung hat diesen Schritt ebenfalls angekündigt, jedoch noch nicht umgesetzt. In Deutschland sind bisher nur "unzulässige Erziehungsmaßnahmen" wie körperliche und seelische Misshandlungen verboten. |
Im Gegensatz zu vielen anderen Punkten fällt Österreich hier sehr liberal im internationalem Vergleich aus. Aber der offizielle Verbot der Prügelstrafe alleine garantiert noch nicht, dass es tatsächlich keine Schläge mehr gibt.
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
|
|
Nach oben |
|
 |
Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
|
(#315918) Verfasst am: 16.07.2005, 10:21 Titel: Re: Topfzwang, Nazis die DDR und Kindererziehung |
|
|
Nergal hat folgendes geschrieben: | Vor einiger Zeit hat mal irgendein Soziologe (so hab ichs in erinnerung) erklärt es gäbe in der Ex-DDR deshalb so viele Jugendliche die rechts Aussen stehen weil die damals zum kollektiven Töpfchengang genötigt wurden. |
Und Afrikaner haben schwarze Haare weil in Afrika so viele Löwen leben.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
|
|
Nach oben |
|
 |
Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
|
(#315956) Verfasst am: 16.07.2005, 12:14 Titel: |
|
|
Ist nicht meine Idee!
Ich wollte nur etwas über den Töpfchenzwang wissen, der dazu erwähnt wurde*!
*Damit nicht dann doch wer fragt wo ich das mit dem Töpfchenzwang gehört habe.
|
|
Nach oben |
|
 |
JTB Niemand
Anmeldungsdatum: 17.03.2004 Beiträge: 429
|
(#315961) Verfasst am: 16.07.2005, 12:42 Titel: |
|
|
Es war auf jeden Fall in Krankenhäusern üblich, dass nachts zweimal der Topf vorbeikam. Wer das verpasste, hatte Pech gehabt: Nach dem Pfleger läuten, um aufs Klo zu gehen, war nämlich nicht.
Daher vermute ich, dass es in Kindergärten ähnlich gehandhabt wurde.
_________________ Und genau dann, als ich alle überzeugt hatte, wurde mir klar, dass ich mir irrte.
|
|
Nach oben |
|
 |
Quéribus Eretge
Anmeldungsdatum: 21.07.2003 Beiträge: 5947
Wohnort: Avaricum
|
(#315964) Verfasst am: 16.07.2005, 13:11 Titel: Re: Topfzwang, Nazis die DDR und Kindererziehung |
|
|
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Sogar in der BRD war die Prügelstrafe an den Schulen gegenüber Kindern bis Ende der Siebziger Jahre erlaubt. |
hast du dich da nicht um mindestens ein Jahrzehnt vertan?
zumindest ab der Unterstufe war bei uns "Prügelstrafe" mit Sicherheit verboten und das war so ab 1971/72 in etwa. und in der (damals) "neuen" Schulordnung von 1976/77 stand ausdrücklich "Körperliche Züchtigungen und Kollektivstrafen sind untersagt" (wir waren damals so Ende 10./Anfang 11. Klasse und kannten das Ding sehr schnell fast auswendig....
(habe mein Abi 1980 in RLP gebaut)
_________________ "He either fears his fate too much
or his deserts are small
That dares not put it to the touch
To gain or lose it all."
James Graham
|
|
Nach oben |
|
 |
Mautpreller Ortograf
Anmeldungsdatum: 17.02.2005 Beiträge: 246
|
(#315985) Verfasst am: 16.07.2005, 15:45 Titel: |
|
|
Hallo nergal,
was Du meinst, ist ziemlich sicher ein Text von Christian Pfeiffer, Kriminologe und Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen kfn. Freilich in der Presse "karikaturhaft verkürzt", wie er sagt. Es geht ihm darum, dass autoritäre Erziehung insbesondere in den Institutionen (Ganztagskrippen oder gar "Ganzwochen"krippen, Kindergärten usw.) die Ichentwicklung bei den Kindern beeinflusst habe (im Anschluss an Studien bspw. von Adorno zum autoritären Charakter) und dass dies, zusammen mit einem sehr homogenen Gesellschaftsbild (wo der Feind immer "außen" steht), zur Stärke rechtsextremistischen Denkens und Handelns beigetragen habe.
Ich habe arge Zweifel daran, dass Pfeiffers Überlegungen stimmen; mich überzeugen die Schlüsse von kindlichem Erleben auf erwachsenes Handeln nicht sehr, vor allem, weil er nicht sonderlich viel an Belegen anzuführen hat. Es riecht mir doch verdammt nach einem schiefen Blick auf die "zurückgebliebenen" Ostdeutschen. Trotzdem finde ich, dass man Pfeiffers Argumente nicht völlig abtun kann. Wenn ich mir mal - anekdotisch - Geschichten aus einem Ostberliner Kindergarten anhöre, die mir eine Bekannte erzählt, so klingen die doch stark nach Verwahrung und nach Erziehung zum Konformismus. (Darin erinnern sie mich ein bisschen an Erfahrungen aus katholischen Kindergärten ...) Wie weit so was anschlägt, ist natürlich immer die Frage; zum Glück sind fast alle zielstrebigen Erziehungsversuche bisher nicht sonderlich erfolgreich gewesen ... Und soviel für Betreuungseinrichtungen zu sagen ist: es kommt schon auch daran, welche Qualität sie haben. Dies scheint in der DDR allerdings viel unterschiedlicher gewesen zu sein, als Pfeiffer meint: die "frühere" Kindergartenleiterin meines Sohnes (vor unserem Umzug nach Süden) kam aus der DDR und war bei weitem die beste Erzieherin, die wir erlebt haben - kein Vergleich mit den Katholinnen hier ...
Jedenfalls sollte Pfeiffers Text nicht unter Wert gehandelt werden, sondern in der Form, wie er ihn selber geschrieben hat. Deshalb hier der Link zum Text:
http://www.kfn.de/fremdengewaltosten.html
und zu Pfeiffer:
http://www.kfn.de/profdrpfeiffer.shtml
und zum Institut:
http://www.kfn.de/
_________________ Die niederen Alkanthiole sind widerlich riechende Flüssigkeiten ohne besondere praktische Bedeutung (Lautenschläger u.a. 1987, Chemie - Fakten und Gesetze). --- Die Ärmsten!
|
|
Nach oben |
|
 |
Terra Mystica registrierter User
Anmeldungsdatum: 15.06.2005 Beiträge: 11
Wohnort: Wien
|
(#316062) Verfasst am: 16.07.2005, 21:59 Titel: Re: Topfzwang, Nazis die DDR und Kindererziehung |
|
|
Kossuth hat folgendes geschrieben: | http://www.kinderkulturkarawane.de/Kinderrechte/kinderrechte.htm hat folgendes geschrieben: | Die neue Bundesregierung hat diesen Schritt ebenfalls angekündigt, jedoch noch nicht umgesetzt. In Deutschland sind bisher nur "unzulässige Erziehungsmaßnahmen" wie körperliche und seelische Misshandlungen verboten. |
|
Ich habe diesbezüglich etwas Anderes gelesen:
http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6rperstrafe
Zitat: | In Deutschland sind körperliche Bestrafungen (neben seelischen Verletzungen und anderen entwürdigenden Maßnahmen) mit Änderung des § 1631 Abs. 2 BGB seit 6. November 2000 ebenfalls verboten. Damit wurde das bis dahin bestehende elterliche Züchtigungsrecht aufgehoben. |
http://de.wikipedia.org/wiki/Z%C3%BCchtigungsrecht
Zitat: | Im November 2000 wurde § 1631 Absatz 2 Satz 1 so geändert:
Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.
§ 1631 Absatz 2 Satz 2 stellt nun ein Verbot an die Eltern dar. Sie dürfen nun bei der Ausübung der Personensorge körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen nicht mehr verwenden. Damit gibt es seit 2000 in Deutschland kein elterliches Züchtigungsrecht mehr. |
Wenn es (das von mir Gefundene) stimmt, finde ich das gut.
|
|
Nach oben |
|
 |
Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
|
(#316078) Verfasst am: 16.07.2005, 22:53 Titel: Re: Topfzwang, Nazis die DDR und Kindererziehung |
|
|
Quéribus hat folgendes geschrieben: | Kossuth hat folgendes geschrieben: | Sogar in der BRD war die Prügelstrafe an den Schulen gegenüber Kindern bis Ende der Siebziger Jahre erlaubt. |
hast du dich da nicht um mindestens ein Jahrzehnt vertan?
zumindest ab der Unterstufe war bei uns "Prügelstrafe" mit Sicherheit verboten und das war so ab 1971/72 in etwa. und in der (damals) "neuen" Schulordnung von 1976/77 stand ausdrücklich "Körperliche Züchtigungen und Kollektivstrafen sind untersagt" (wir waren damals so Ende 10./Anfang 11. Klasse und kannten das Ding sehr schnell fast auswendig....
(habe mein Abi 1980 in RLP gebaut) |
Habe über irgendeine Gesetzesreform diesbezüglich Ende der Siebziger gehört. Jedenfalls wurde das Verbot der Prügelstrafe an den Schulen in Mitteleuropa zumeist irgendwann in den Sechzigern oder Siebzigern eingeführt.
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
|
|
Nach oben |
|
 |
Der unbekannte Gott apolitischer Atheist
Anmeldungsdatum: 24.07.2003 Beiträge: 1595
Wohnort: Das alte Europa
|
(#316385) Verfasst am: 17.07.2005, 23:23 Titel: |
|
|
Die Quelle von Kossuth zur Prügelstrafe ist veraltet (1999); wie Terra Mystica schreibt, wurde 2000 das Gesetz dahingehend geändert.
Zum eigentlichen Thema: Natürlich ist es eine extreme Übertreibung und Polemik, den Töpfchenzwang als Ursache für den Rechtsradikalismus festzumachen. Allerdings ist der Ansatz sicherlich nicht falsch, daß eine sehr autoritäre Erziehung in einem totalitären Regime Auswirkungen auf die Menschen hat, daß auch der Übergang vom Autoritätsstaat in eine liberalere Gesellschaft zur Folge haben kann für die, sagen wir mal, nicht gerade hellsten Köpfe, daß sie in ihrer Orientierungslosigkeit ein ebenfalls autoritäres, militaristisches Vorbild suchen, eben in Form von Rechtsextremismus.
Die Erziehung hat nun einmal Auswirkungen auf den Charakter und das Verhalten...
_________________ "Unwissenden scheint, wer Weises sagt, nicht klug zu sein." (Euripides)
|
|
Nach oben |
|
 |
Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
|
(#316392) Verfasst am: 17.07.2005, 23:54 Titel: |
|
|
Was mich eigentlich interessiert:
Gab es diesen Töpfchenzwang, und wenn ja wieso?
|
|
Nach oben |
|
 |
Flipper in the Fishhandel !empirischer Nihilist!
Anmeldungsdatum: 23.12.2004 Beiträge: 394
|
(#316397) Verfasst am: 17.07.2005, 23:59 Titel: |
|
|
Also ich bin so ein Kind aus diesen Schmieden des Rechtsradikalismuses und ich kann aus meiner Erfahrung nur von einem "Spielzwang" und einem "Schlafzwang" sprechen, das heißt es gab Zeiten an denen die Kinder spielen "konnten"(was eigentlich auch nur unser streben war) und Zeiten an denen man schlafen musste, also man musste sich auf eine ziemlich unbequeme Liege legen (ob man schlief war eigentlich egal, man sollte nur ruhig sein).
Aber an einen Töpfchenzwang kann ich mich nicht erinnern, ich denke auch, so wie es schon vorher angebracht wurde, dass dies sehr unterschiedlich gehandhabt wurde. Aber im allgemeinen war der Kindergarten eine Vorbereitung auf die Schule, dieser "Schlafzwang" war wohl das Einzige, was sich groß von der Schule unterschied, obwohl dies dann noch nach der Wende in der 1. und 2. Klasse durchgezogen wurde.
_________________ Ich kenne unzählige Menschen, die nach dem ewigen Leben dürsten, aber mit einem verregneten Sonntagnachmittag nichts anzufangen wissen. (Johannes Gross, ehemaliger Chefredakteur der Zeitschrift Capital)
|
|
Nach oben |
|
 |
annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
|
(#316415) Verfasst am: 18.07.2005, 01:10 Titel: |
|
|
Der unbekannte Gott hat folgendes geschrieben: | Die Quelle von Kossuth zur Prügelstrafe ist veraltet (1999); wie Terra Mystica schreibt, wurde 2000 das Gesetz dahingehend geändert.
Zum eigentlichen Thema: Natürlich ist es eine extreme Übertreibung und Polemik, den Töpfchenzwang als Ursache für den Rechtsradikalismus festzumachen. Allerdings ist der Ansatz sicherlich nicht falsch, daß eine sehr autoritäre Erziehung in einem totalitären Regime Auswirkungen auf die Menschen hat, daß auch der Übergang vom Autoritätsstaat in eine liberalere Gesellschaft zur Folge haben kann für die, sagen wir mal, nicht gerade hellsten Köpfe, daß sie in ihrer Orientierungslosigkeit ein ebenfalls autoritäres, militaristisches Vorbild suchen, eben in Form von Rechtsextremismus.
Die Erziehung hat nun einmal Auswirkungen auf den Charakter und das Verhalten... |
Das ist doch an den Haaren herbeigezogen. Die autoritäre Erziehung in der DDR war gewiß nicht wesentlich anders als in der BRD, unabhängig von der Staatsform. Das ist mehr eine Frage des Zeitgeistes als der Politik.
Anders als im Dritten Reich, galt man in der DDR bei Nichterreichen einer gefordeten Leistung nicht als minderwertig. Diese Pimpf- und HJ-Disziplinierungen gab es in der DDR nicht.
Desweiteren weise ich daraufhin, daß Flipper, Cirsium und ich im Staat DDR aufgewachsen und erzogen worden sind. Wir haben keinerlei Sympathien für Rechtsradikalismus. Ich bin sogar innerhalb der NVA aufgewachsen und müßte, gemäß obiger Annahme, somit der Obernazi schlechthin sein.
Nein, mit solchen einfachen Wahrheiten läßt sich ostdeutscher Rechtsradikalismus nicht erklären.
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
|
|
Nach oben |
|
 |
Der unbekannte Gott apolitischer Atheist
Anmeldungsdatum: 24.07.2003 Beiträge: 1595
Wohnort: Das alte Europa
|
(#316434) Verfasst am: 18.07.2005, 02:32 Titel: |
|
|
annox hat folgendes geschrieben: | Das ist doch an den Haaren herbeigezogen. Die autoritäre Erziehung in der DDR war gewiß nicht wesentlich anders als in der BRD, unabhängig von der Staatsform. Das ist mehr eine Frage des Zeitgeistes als der Politik.
Anders als im Dritten Reich, galt man in der DDR bei Nichterreichen einer gefordeten Leistung nicht als minderwertig. Diese Pimpf- und HJ-Disziplinierungen gab es in der DDR nicht.
Desweiteren weise ich daraufhin, daß Flipper, Cirsium und ich im Staat DDR aufgewachsen und erzogen worden sind. Wir haben keinerlei Sympathien für Rechtsradikalismus. Ich bin sogar innerhalb der NVA aufgewachsen und müßte, gemäß obiger Annahme, somit der Obernazi schlechthin sein.
Nein, mit solchen einfachen Wahrheiten läßt sich ostdeutscher Rechtsradikalismus nicht erklären. |
Habe ich gesagt, daß alle, die in der DDR aufgewachsen sind, rechtsradikal sind? Daß zwingend die autoritäre Erziehung diese Folgen hat? Hat das der Autor des Artikels, um den es geht, gesagt? Habe ich irgendwo behauptet, daß man als Ostdeutscher Sympathien für Nazis haben muß? Habe ich gesagt, daß man als ehemaliges Mitglied der NVA der Obernazi sein müßte?
Ich denke, Du vergißt, daß Persönlichkeiten verschieden sind, daß die gleichen Eindrücke gänzlich verschieden wirken können. Du konstruierst Aussagen, die nichts mit dem zu tun haben, was ich gesagt habe und verallgemeinerst. Ich habe lediglich gesagt, daß auf bestimmte Psychen (schwache Psychen) totalitäre Erziehung die Auswirkung haben kann (!), daß sie in den Veränderungen, die mit der Wende kamen (vermutlich noch unter bestimmten sozialen Verhältnissen in ihrer direkten Umgebung), eine solche Tendenz aufweisen.
Meinst Du, ich würde (als jemand, der selbst in Ostdeutschland lebt), nicht viele (nämlich die Mehrheit) kennen, die nicht rechts sind und auch keine Tendenz dahin haben? Ich selbst bin auch nichts rechts (aber auch nicht links, wie Du weißt).
Hast Du mich mit Absicht mißverstanden?
Ist es an den Haaren herbeigezogen, daß die Erziehung Auswirkungen auf den Charakter und das Verhalten hat?
Im Übrigen kann auch ich mich nicht erinnern, daß es einen "Töpfchenzwang" gegeben hätte. An den Schlafzwang kann ich mich noch gut erinnern, und an die Monster von Kindergärtnerinnen, die Normabweichler sehr schlecht behandelten und bestraften. Man galt vielleicht nicht als minderwertig, wenn man eine Leistung nicht erbrachte, hingegen wurde man benachteiligt, wenn man nicht opportunistisch und konformistisch war - und das bereits im Kindergarten! Es wurde nicht mit Pädagogik an die Sache herangegangen, sondern mit Strafe für das Anders-Sein!
_________________ "Unwissenden scheint, wer Weises sagt, nicht klug zu sein." (Euripides)
|
|
Nach oben |
|
 |
Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
|
(#316453) Verfasst am: 18.07.2005, 03:51 Titel: |
|
|
Zitat: | Desweiteren weise ich daraufhin, daß Flipper, Cirsium und ich im Staat DDR aufgewachsen und erzogen worden sind. Wir haben keinerlei Sympathien für Rechtsradikalismus. Ich bin sogar innerhalb der NVA aufgewachsen und müßte, gemäß obiger Annahme, somit der Obernazi schlechthin sein. |
Keine Angst, ich will die Osis nicht zu Nasis äh Nazis machen!
Ich wollte das nur begründen, weil die Leute dann Fragen:
"Topfzwang? Das ist dir wohl in deinen fäkalfantastischen Träumen eingefallen,
Du Scheiß-Fetischist!"
Und auch der Blödsinn über die Nazis, die aus dem roten Zwangs-Topf zu neuen braunen höhen einen fahren lasse, ist wie ich finde, ein Fall für die Klo-Spühlung.
Auch ich wurde im Kindergarten zu so manchem gezwungen, zB malen mit Fingerfarben (hab ich das gehasst) und bis heute habe ich noch keine Gemälde mit Blut geschweige den eines von Hitler, in Blut, gemalt noch sonst irgendwas kriminelles gemacht.
Ich wollt nur wissen ob es den Töpfchenzwang gab und wenn ja, wieso?
Ich kann mir vorstellen das bei so einem Ritual dann später, die jenigen die nicht konnten, dem Druck nicht standhalten können und in die Hose machen, mal ganz abgesehen davon dass man kleine Kinder nicht zum Zurückhalten zwingen soll, Blasenschaden usw.
|
|
Nach oben |
|
 |
annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
|
(#316455) Verfasst am: 18.07.2005, 04:19 Titel: |
|
|
Der unbekannte Gott hat folgendes geschrieben: | annox hat folgendes geschrieben: | Das ist doch an den Haaren herbeigezogen. Die autoritäre Erziehung in der DDR war gewiß nicht wesentlich anders als in der BRD, unabhängig von der Staatsform. Das ist mehr eine Frage des Zeitgeistes als der Politik.
Anders als im Dritten Reich, galt man in der DDR bei Nichterreichen einer gefordeten Leistung nicht als minderwertig. Diese Pimpf- und HJ-Disziplinierungen gab es in der DDR nicht.
Desweiteren weise ich daraufhin, daß Flipper, Cirsium und ich im Staat DDR aufgewachsen und erzogen worden sind. Wir haben keinerlei Sympathien für Rechtsradikalismus. Ich bin sogar innerhalb der NVA aufgewachsen und müßte, gemäß obiger Annahme, somit der Obernazi schlechthin sein.
Nein, mit solchen einfachen Wahrheiten läßt sich ostdeutscher Rechtsradikalismus nicht erklären. |
Habe ich gesagt, daß alle, die in der DDR aufgewachsen sind, rechtsradikal sind? Daß zwingend die autoritäre Erziehung diese Folgen hat? Hat das der Autor des Artikels, um den es geht, gesagt? Habe ich irgendwo behauptet, daß man als Ostdeutscher Sympathien für Nazis haben muß? Habe ich gesagt, daß man als ehemaliges Mitglied der NVA der Obernazi sein müßte?
Ich denke, Du vergißt, daß Persönlichkeiten verschieden sind, daß die gleichen Eindrücke gänzlich verschieden wirken können. Du konstruierst Aussagen, die nichts mit dem zu tun haben, was ich gesagt habe und verallgemeinerst. Ich habe lediglich gesagt, daß auf bestimmte Psychen (schwache Psychen) totalitäre Erziehung die Auswirkung haben kann (!), daß sie in den Veränderungen, die mit der Wende kamen (vermutlich noch unter bestimmten sozialen Verhältnissen in ihrer direkten Umgebung), eine solche Tendenz aufweisen. |
Gut. Nur steht in Deinem entsprechenden Beitrag nichts von bestimmten Psychen und Du bezogst Dich explizit auf die DDR. Auf Auswirkungen autoritärer Erziehung in der alten BRD hast du Dich nämlich nicht bezogen.
Zitat: | Meinst Du, ich würde (als jemand, der selbst in Ostdeutschland lebt), nicht viele (nämlich die Mehrheit) kennen, die nicht rechts sind und auch keine Tendenz dahin haben? Ich selbst bin auch nichts rechts (aber auch nicht links, wie Du weißt).
Hast Du mich mit Absicht mißverstanden? |
Nein, ich bin Dir gegenüber nur sehr mißtrauisch und gehe davon aus, daß Du keine Gelegenheit ausläßt, Gülle über die DDR-Gesellschaft auszugießen.
Zitat: | Ist es an den Haaren herbeigezogen, daß die Erziehung Auswirkungen auf den Charakter und das Verhalten hat? |
Dein ausschließlicher Bezugspunkt war die autoritäre Erziehung in der DDR...
Zitat: | Man galt vielleicht nicht als minderwertig, wenn man eine Leistung nicht erbrachte, hingegen wurde man benachteiligt, wenn man nicht opportunistisch und konformistisch war - und das bereits im Kindergarten! Es wurde nicht mit Pädagogik an die Sache herangegangen, sondern mit Strafe für das Anders-Sein! |
Da hast Du allerdings recht. Nur solltest Du vielleicht noch erwähnen, daß die Konsequenzen harmlos waren. Für manche Menschen war das vielleicht problematisch, andere marschierten dennoch stets mit dem Kopf durch die Wand.
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
|
|
Nach oben |
|
 |
annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
|
(#316458) Verfasst am: 18.07.2005, 04:27 Titel: |
|
|
Nergal hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Desweiteren weise ich daraufhin, daß Flipper, Cirsium und ich im Staat DDR aufgewachsen und erzogen worden sind. Wir haben keinerlei Sympathien für Rechtsradikalismus. Ich bin sogar innerhalb der NVA aufgewachsen und müßte, gemäß obiger Annahme, somit der Obernazi schlechthin sein. |
Keine Angst, ich will die Osis nicht zu Nasis äh Nazis machen! |
Die Sache ist doch die, daß die entsprechende Annahme einfach nicht zutreffen kann, weil es keinen kausalen Zusammenhang gibt.
Zitat: | Ich wollt nur wissen ob es den Töpfchenzwang gab und wenn ja, wieso?
Ich kann mir vorstellen das bei so einem Ritual dann später, die jenigen die nicht konnten, dem Druck nicht standhalten können und in die Hose machen, mal ganz abgesehen davon dass man kleine Kinder nicht zum Zurückhalten zwingen soll, Blasenschaden usw. |
Ich weiß nicht ob es einen Töpfchenzwang gab. Vielleicht war das so traumatisch für mich, daß ich es verdrängt habe.
Weil ich auch zu Hause nie Mittagsschlaf machen mußte, mochte ich den Schlafzwang im Kindergarten nicht.
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
|
|
Nach oben |
|
 |
matthias Gefährder
Anmeldungsdatum: 10.05.2005 Beiträge: 1386
Wohnort: Rechts der Böhme
|
(#316482) Verfasst am: 18.07.2005, 10:08 Titel: Re: Topfzwang, Nazis die DDR und Kindererziehung |
|
|
Nergal hat folgendes geschrieben: | Vor einiger Zeit hat mal irgendein Soziologe (so hab ichs in erinnerung) erklärt es gäbe in der Ex-DDR deshalb so viele Jugendliche die rechts Aussen stehen weil die damals zum kollektiven Töpfchengang genötigt wurden.
Was ist das nun?
Hat man das so zu verstehen dass die Kindergartenkinder in der DDR alle gleichzeitig auf den Topf gesetzt wurden und dann mußten auch wenns nicht ging, oder wie? |
Also, ich bin auch ein Kind des real existierenden Sozialismus auf deutschem Boden und kann auf eine ganz klassische Karriere in den Erziehungs- und Bildungseinrichtungen der Deutschen Demokratischen Republik zurückblicken.
Eine allgemeine Prämisse der ostdeutschen Kinderkrippenpädagogik war eine möglichst früh einsetzende Erziehung zum selbständigen Töpfchengehen, so etwa ab Vollendung des zweiten Lebensjahres. Das bedingte, daß man dann gelegentlich aufs Töpfchen gesetzt wurde, wenn es gar nicht nötig war, und andersherum, naja. Soweit es mich betrifft, würde ich das alles aber nicht als Töpfchenzwang bezeichnen, denn schließlich werden kleine Kinder ohnehin zu vielen Dingen -- unterschwellig -- gezwungen, und wir sprechen ja auch nicht von einem Händewaschzwang oder einem Handschuhe-die-unter-dem-Anorak-mit-einer-Schnur-verbunden-sind-Tragezwang.
Im Kindergarten, den ich nach Vollendung des dritten Lebensjahres besucht habe, hatten wir einen Toilettenraum mit etwa 10 extrakleinen Kloschüsseln. In aller Regel wurden wir gruppenweise und zu bestimmten Zeiten (vor dem Mittagsschlaf oder vor dem Spielen) auf die Toilette geschickt. Wenn ich außerhalb dieser Zeiten aufs Klo gehen wollte, wurde dies manchmal mit mahnenden Worten quittiert, daß ich hätte früher gehen sollen, allerdings durfte ich dann auch gehen. Ich erinnere mich aber, daß ich mich einmal so beherrschen wollte und trotz heftigsten Harndrangs mit zugekniffenen Beinen im Kreis lief, weil ich nicht fragen wollte. Am Ende bin ich dann doch noch gerade rechtzeitig aufs Klo geflitzt.
Im übrigen darf man die Reinlichkeitserziehung in ostdeutschen Kindergärten nicht isoliert betrachten. Sie war Bestandteil eines durch und durch geregelten Tagesablaufs, dessen man in diesen Ganztageseinrichtungen auch bedurfte. Es gab zu festen Tagesszeiten die Mahlzeiten mit einem Tischdienst, Mittagsschlaf von 12 bis 14 Uhr und Zeiten zum Spielen und für pädagogische Maßnahmen (inkl. politischer Bildung, daß der Bundeskanzler der BRD Helmut Kohl hieß ).
Abschließend will ich noch auf unbedingt positive Dinge hinweisen: Es gab eine Reihe von frühkindlichen Untersuchungen (zum Beispiel werden Sehfehler bei kleinen Kindern oft viel zu spät erkannt) und heilpädagogische Maßnahmen für seh-, hör- und sprechgestörte Kinder. Ich weiß nicht, wie konsequent so etwas heutzutage geregelt ist, aber ich finde es unentbehrlich für die Kindergartenpädagogik. Und so gute Dinge wie Zähneputzen nach den Mahlzeiten, Tischbenehmen, Essen mit Messer und Gabel und Knöpfe-Annähen habe ich auch im Kindergarten gelernt.
Matthias
_________________ 2008 – Jahr der Mathematik
|
|
Nach oben |
|
 |
Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
|
(#316488) Verfasst am: 18.07.2005, 11:33 Titel: |
|
|
annox hat folgendes geschrieben: | Weil ich auch zu Hause nie Mittagsschlaf machen mußte, mochte ich den Schlafzwang im Kindergarten nicht. |
Ging meiner Tochter im Goldenen Westen auch nicht anders: der Mittagsschlaf in der Tagesstätte hat sie völlig traumatisiert.
---
Irgendwie ist es doch einigermaßen logisch, dass in einer Tagesstätte oder Kinderkrippe ein halbwegs geregelter Tagesablauf bestehen muss. Sicher ist es Quatsch, einem Kind einen Toilettengang zu verwehren oder es zu ermahnen, weil "es ja hätte früher gehen können". Und dass man ein Kind schon mal daran erinnert, noch mal auf Toilette zu gehen, wenn Schlafenszeit ist oder eine längere Fahrt u.ä. ansteht, finde ich auch nicht so dramatisch. Und was ist dagegen einzuwenden, wenn man es altersgemäß dazu bringt, eben nicht mehr in die Windel zu kacken?
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
|
|
Nach oben |
|
 |
khayyam apostel der rebe
Anmeldungsdatum: 17.07.2005 Beiträge: 14
Wohnort: naishapur
|
(#316511) Verfasst am: 18.07.2005, 13:58 Titel: tach zusammen |
|
|
na klasse - mein allererster post in diesem forum, und dann gleich zu einem
schei** thema *lol*
also, here we go:
beim aussuchen eines netten kindergartens für unseren ältesten in magdeburg im jahre 2000
(ja, da konnte man AUSSUCHEN! nich wie hier in bonn.... aber das ist ein anderes thema 9
beim aussuchen also war ich in ungefähr 3 oder 4 kigas (kigäs? kigän? hmm... )
und an einen erinnere ich mich im zusammenhang mit diesem thema ganz gut....beim 'reinkommen bin ich nämlich über eine gruppe von, was weiss ich, 6 oder 8 oder 10 kleinen würmern gestolpert, die in friedlicher eintracht auf ihren töpfen sassen.
mein wohl recht erstauntes gesicht wurde von der leiterin gleich als aufhänger genommen, loszumeckern, in etwa so: "was glaubense denn wie das hier abgeht, wir sind 3 erzieherinnen für 35 kinder, wenn wir denen immer einzeln den hintern machen kommen wir ja zu nix anderem mehr, und das nur weil die eltern das nicht schaffen die trocken zu bekommen - also unser eigener, der war schon mit 9 monaten blablablabla usw.."
wir haben dann unseren sohn in eine andere einrichtung gegeben
beim späteren erzählen dieser anekdote im freundes- und bekanntenkreis stellte sich dann heraus, dass dieses "töpfchentraining" offensichtlich einer unter mehreren konkurrierenden ansätzen zur kleinkind-pädagogik in der ddr war - insofern halte ich das für ganz legitim, zumal die unbestreitbaren erfolge der idee recht geben ....wobei ich eventuelle spätfolgen etc. in dieser diskussion nicht behandeln möchte. ich sage nur: bin dagewesen, hab's gesehen - also redet euch jetzt nicht raus, ihr windel-revisionisten *grins*
|
|
Nach oben |
|
 |
Der unbekannte Gott apolitischer Atheist
Anmeldungsdatum: 24.07.2003 Beiträge: 1595
Wohnort: Das alte Europa
|
(#316682) Verfasst am: 18.07.2005, 21:31 Titel: |
|
|
annox hat folgendes geschrieben: | Gut. Nur steht in Deinem entsprechenden Beitrag nichts von bestimmten Psychen und Du bezogst Dich explizit auf die DDR. Auf Auswirkungen autoritärer Erziehung in der alten BRD hast du Dich nämlich nicht bezogen. |
Der unbekannte Gott hat folgendes geschrieben: | ...auch der Übergang vom Autoritätsstaat in eine liberalere Gesellschaft zur Folge haben kann für die, sagen wir mal, nicht gerade hellsten Köpfe, daß sie in ihrer Orientierungslosigkeit ein ebenfalls autoritäres, militaristisches Vorbild suchen, eben in Form von Rechtsextremismus. |
Das war eine milde Umschreibung für Doofköppe. Wenn Du Dich selbst da hineinzählst (was ich nicht getan habe), ist es Deine Sache. Vielleicht hast Du es nur überlesen...
Und es geht in diesem Thema um die DDR und nicht um die BRD.
annox hat folgendes geschrieben: | Dein ausschließlicher Bezugspunkt war die autoritäre Erziehung in der DDR... |
Weil es in diesem Thema darum geht, ob autoritäre Beziehung in der DDR Auswirkungen haben kann, nicht um die autoritäre Erziehung irgendwann in der BRD. Im Übrigen empfehle ich Dir, den Text zu lesen, der von diesem Psychologen (?) geschrieben wurde, den Auslöser der Debatte. Irgendwo war der oben verlinkt.
annox hat folgendes geschrieben: | Da hast Du allerdings recht. Nur solltest Du vielleicht noch erwähnen, daß die Konsequenzen harmlos waren. Für manche Menschen war das vielleicht problematisch, andere marschierten dennoch stets mit dem Kopf durch die Wand. |
Harmlose Konsequenzen? Psychische Mißhandlung von Schutzbefohlenen...
_________________ "Unwissenden scheint, wer Weises sagt, nicht klug zu sein." (Euripides)
|
|
Nach oben |
|
 |
Kunigunde Seltsam
Anmeldungsdatum: 10.08.2003 Beiträge: 655
Wohnort: zu Hause
|
(#316692) Verfasst am: 18.07.2005, 21:54 Titel: Re: Topfzwang, Nazis die DDR und Kindererziehung |
|
|
Nergal hat folgendes geschrieben: | Vor einiger Zeit hat mal irgendein Soziologe (so hab ichs in erinnerung) erklärt es gäbe in der Ex-DDR deshalb so viele Jugendliche die rechts Aussen stehen weil die damals zum kollektiven Töpfchengang genötigt wurden.
Was ist das nun?
Hat man das so zu verstehen dass die Kindergartenkinder in der DDR alle gleichzeitig auf den Topf gesetzt wurden und dann mußten auch wenns nicht ging, oder wie? |
TOPFZWANG - nee, immer wieder niedlich, was West-Enthnologen über uns Eingeborene so wissen wollen
Also, Kinder wurden in der Kinderkrippe aufs Nachttöpchen z.B. vor dem Mittagssschlaf gesetzt, damit sie während des Schlaf sich nicht nassmachten. Bei uns gab es keine Pampers und so war das WEindel und drumherum mit viel Arbeit verbunden (Windel kochen usw.), so wurden die Kinder eben zeitiger auf Sauberkeit erzogen.
Mir hat mal eine Hebamme gesagt, dass außerdem Stoffwindeln stärker rücknässen und somit unangenehmer für das Kind sind, was es wiederum dazu veranlasst, zeitiger das Zeugs loszuwerden, also sauberer zu werden.
Wurde mit Töpfchen und so bei meinem Sohn (Baujahr 1998) auch noch so praktiziert und er ist bis jetzt noch kein Nazi
|
|
Nach oben |
|
 |
Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
|
(#316700) Verfasst am: 18.07.2005, 22:17 Titel: Re: Topfzwang, Nazis die DDR und Kindererziehung |
|
|
Cirsium hat folgendes geschrieben: | Wurde mit Töpfchen und so bei meinem Sohn (Baujahr 1998) auch noch so praktiziert und er ist bis jetzt noch kein Nazi  |
Das meinst du nur. Bestimmt ist er einer. Oder zumindest ein Psychopath: die Adoptiv-Mutter von Jürgen Bartsch hat sich auch damit gebrüstet, dass ihr Sohn sehr früh "sauber" war.
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
|
|
Nach oben |
|
 |
Kunigunde Seltsam
Anmeldungsdatum: 10.08.2003 Beiträge: 655
Wohnort: zu Hause
|
(#316702) Verfasst am: 18.07.2005, 22:20 Titel: Re: Topfzwang, Nazis die DDR und Kindererziehung |
|
|
Heike N. hat folgendes geschrieben: | Cirsium hat folgendes geschrieben: | Wurde mit Töpfchen und so bei meinem Sohn (Baujahr 1998) auch noch so praktiziert und er ist bis jetzt noch kein Nazi  |
Das meinst du nur. Bestimmt ist er einer. Oder zumindest ein Psychopath: die Adoptiv-Mutter von Jürgen Bartsch hat sich auch damit gebrüstet, dass ihr Sohn sehr früh "sauber" war.  |
Na und, ich soll nach Aussagen meiner Eltern bereits mit einem Jahr sauber gewesen sein .... Buhahhh, ich bin eine Serienmörderin, waaaahhhh !!!!
|
|
Nach oben |
|
 |
Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
|
(#316708) Verfasst am: 18.07.2005, 22:27 Titel: Re: Topfzwang, Nazis die DDR und Kindererziehung |
|
|
Cirsium hat folgendes geschrieben: | Heike N. hat folgendes geschrieben: | Cirsium hat folgendes geschrieben: | Wurde mit Töpfchen und so bei meinem Sohn (Baujahr 1998) auch noch so praktiziert und er ist bis jetzt noch kein Nazi  |
Das meinst du nur. Bestimmt ist er einer. Oder zumindest ein Psychopath: die Adoptiv-Mutter von Jürgen Bartsch hat sich auch damit gebrüstet, dass ihr Sohn sehr früh "sauber" war.  |
Na und, ich soll nach Aussagen meiner Eltern bereits mit einem Jahr sauber gewesen sein .... Buhahhh, ich bin eine Serienmörderin, waaaahhhh !!!! |
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Kinder - so sie keine Ultra-Hightec-Windeln mit Nässeschutz etc. tragen - recht früh allzu eklig finden, was da an ihrem Hintern klebt. Das wird nämlich kalt und fühlt sich nicht so toll an. Meine Tochter war so eine, die auf diese Treibhausklima erzeugenden Plastikwindeln mit einer Windeldermatitis reagiert hat und Stoffwindeln die einzige Alternative waren (und ich habe es gehasst, die Dinger ausspülen und waschen zu müssen. ). Außerdem ist es spannend, "wie die Großen" aufs Klo gehen zu können.
Sicherlich ist es wohl so, dass Erzieherinnen einfach die Zeit fehlte (wie du das schon gesagt hast), zig Windeln zu wechseln, auszuwaschen und den Eltern mitzugeben (?). Da macht so ein Topf durchaus Sinn.
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
|
|
Nach oben |
|
 |
Flipper in the Fishhandel !empirischer Nihilist!
Anmeldungsdatum: 23.12.2004 Beiträge: 394
|
(#316709) Verfasst am: 18.07.2005, 22:30 Titel: |
|
|
Zitat: | Abschließend will ich noch auf unbedingt positive Dinge hinweisen: Es gab eine Reihe von frühkindlichen Untersuchungen (zum Beispiel werden Sehfehler bei kleinen Kindern oft viel zu spät erkannt) und heilpädagogische Maßnahmen für seh-, hör- und sprechgestörte Kinder. Ich weiß nicht, wie konsequent so etwas heutzutage geregelt ist, aber ich finde es unentbehrlich für die Kindergartenpädagogik. Und so gute Dinge wie Zähneputzen nach den Mahlzeiten, Tischbenehmen, Essen mit Messer und Gabel und Knöpfe-Annähen habe ich auch im Kindergarten gelernt. |
Da sprichst du ein meiner Meinung nach sehr wichtiges Thema an, nachdem ich letztens wieder mal in meinen Impfausweis geschaut habe ist mir mal wieder eingefallen, wie gut organisiert die Gesundheitsversorgung in der DDR war, ich kann mich auch noch an die Untersuchung im Kindergarten und die in der Schule erinnern, auch wenn ich davor immer angst hatte.
Ich habe aber auch noch Schuluntersuchungen in der Nachwendezeit mitgemacht, waren das noch Überbleibsel aus der DDR, oder waren diese auch in der BRD üblich?
Ich sehe nur heute diese ganzen "Impfblätter" und einzelnen Zettel wo man wann und zu welcher Untersuchung war, und bin dann schon froh noch einen Impfausweis aus den "guten alten Zeiten" zu besitzen in dem alle Untersuchungen und Arztbesuche mit Impfungen dokumentiert sind.
_________________ Ich kenne unzählige Menschen, die nach dem ewigen Leben dürsten, aber mit einem verregneten Sonntagnachmittag nichts anzufangen wissen. (Johannes Gross, ehemaliger Chefredakteur der Zeitschrift Capital)
|
|
Nach oben |
|
 |
Kunigunde Seltsam
Anmeldungsdatum: 10.08.2003 Beiträge: 655
Wohnort: zu Hause
|
(#316711) Verfasst am: 18.07.2005, 22:35 Titel: Re: Topfzwang, Nazis die DDR und Kindererziehung |
|
|
Heike N. hat folgendes geschrieben: | Cirsium hat folgendes geschrieben: | Heike N. hat folgendes geschrieben: | Cirsium hat folgendes geschrieben: | Wurde mit Töpfchen und so bei meinem Sohn (Baujahr 1998) auch noch so praktiziert und er ist bis jetzt noch kein Nazi  |
Das meinst du nur. Bestimmt ist er einer. Oder zumindest ein Psychopath: die Adoptiv-Mutter von Jürgen Bartsch hat sich auch damit gebrüstet, dass ihr Sohn sehr früh "sauber" war.  |
Na und, ich soll nach Aussagen meiner Eltern bereits mit einem Jahr sauber gewesen sein .... Buhahhh, ich bin eine Serienmörderin, waaaahhhh !!!! |
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Kinder - so sie keine Ultra-Hightec-Windeln mit Nässeschutz etc. tragen - recht früh allzu eklig finden, was da an ihrem Hintern klebt. Das wird nämlich kalt und fühlt sich nicht so toll an. Meine Tochter war so eine, die auf diese Treibhausklima erzeugenden Plastikwindeln mit einer Windeldermatitis reagiert hat und Stoffwindeln die einzige Alternative waren (und ich habe es gehasst, die Dinger ausspülen und waschen zu müssen. ). Außerdem ist es spannend, "wie die Großen" aufs Klo gehen zu können.
Sicherlich ist es wohl so, dass Erzieherinnen einfach die Zeit fehlte (wie du das schon gesagt hast), zig Windeln zu wechseln, auszuwaschen und den Eltern mitzugeben (?). Da macht so ein Topf durchaus Sinn. |
Und es wurde keiner gezwungen, sein "Geschäft" dann auch zu verrichten, wann Topfzeit war. Kinder, die zwischendurch mussten, konnten das auch tun. Wie gesagt, solche "Sitzungen" fanden immer dann statt, wenn man den Kindern nochmal Gelegenheit geben wollte, wenn danach langes Durchhhalten angesagt wurde.
|
|
Nach oben |
|
 |
|