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Peach deaktiviert
Anmeldungsdatum: 19.09.2005 Beiträge: 621
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(#362328) Verfasst am: 22.10.2005, 18:07 Titel: |
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@ joy:
Mit "man müsste den kopfscheu gemachten Christen die frohe Botschaft so präsentieren, dass..", meinte ich in erster Linie: "wenn nicht so, dann besser gar nicht; jedenfalls nicht auf die aggressive Tour!".
Allerdings, das möchte ich auch sagen: Ich bin schon der Meinung, dass man dies tun müsste! Denn für jemanden wie mich, der auf dem r.-k. Spektrum von ganz rechts (Mittelalter) nach ganz links (Kuschelchristentum) durchgesegelt ist, stellt sich das "System" als gar nicht so geschlossen dar.
Klar, ein Ideologe kann jede ausformulierte Frage aus der Ideologie heraus beantworten, kann einen in Grund und Boden reden! Aber da sind ja auch noch, und zwar bei gar nicht so wenigen, jene anderen Fragen.
Wie kann es etwa angesichts eines Gottes, der die Liebe ist, zu religiös begründeten Zwangsstörungen kommen? Für solche Fragen findet man erst keinen wirklich kompetenten Ansprechpartner bzw. schafft es gar nicht erst, sie zu formulieren; später beantwortet man sie sich selber. Wobei positive Verstärkung von außen sehr hilfreich sein kann, damit einen das System später nicht doch wegen vermeintlicher Alternativlosigkeit wieder einfängt.
Hier - bei der vermeintlichen Alternativlosigkeit - würde ich ansetzen.
Zuletzt bearbeitet von Peach am 22.10.2005, 18:16, insgesamt einmal bearbeitet |
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Tegularius surreal
Anmeldungsdatum: 28.07.2005 Beiträge: 2002
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(#362332) Verfasst am: 22.10.2005, 18:16 Titel: |
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Peach hat folgendes geschrieben: | Allerdings, das möchte ich auch sagen: Ich bin schon der Meinung, dass man dies tun müsste! Denn für jemanden wie mich, der auf dem r.-k. Spektrum von ganz rechts (Mittelalter) nach ganz links (Kuschelchristentum) durchgesegelt ist, stellt sich das "System" als gar nicht so geschlossen dar. |
Und auf welcher ("Nicht"-) Ideologie basiert dieses Pflichtbewusstsein?
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Peach deaktiviert
Anmeldungsdatum: 19.09.2005 Beiträge: 621
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(#362333) Verfasst am: 22.10.2005, 18:17 Titel: |
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Auf meinem Lebenserfahrungs-Konstrukt.
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Tegularius surreal
Anmeldungsdatum: 28.07.2005 Beiträge: 2002
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(#362334) Verfasst am: 22.10.2005, 18:20 Titel: |
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Peach hat folgendes geschrieben: | Auf meinem Lebenserfahrungs-Konstrukt. |
Gut, dann müsste "man" dies also doch nicht tun?
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Peach deaktiviert
Anmeldungsdatum: 19.09.2005 Beiträge: 621
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(#362336) Verfasst am: 22.10.2005, 18:27 Titel: |
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Tegularius hat folgendes geschrieben: | Peach hat folgendes geschrieben: | Auf meinem Lebenserfahrungs-Konstrukt. |
Gut, dann müsste "man" dies also doch nicht tun?  |
Ok, gewonnen!*
Andererseits: Wer sich solche Chancen entgehen lässt, muss sich nicht wundern, wenn ihm der Ärger über die Christen nicht ausgeht (Aber vielleicht brauchen den manche ja) und wenn sich Administrationen (ich meine: Ordinarien, speziell jenes in Köln) junge Leute, die auf Großveranstaltungen suchen, was sie in der Heimatgemeinde nicht finden, mit ähnlichem Stolz ans Revers heften wie Jäger und Soldaten ihre Abschuss-Zahlen.
* Bei uns in Bayern sagt man übrigens: Wer recht hat, zahlt a Mass!
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Tegularius surreal
Anmeldungsdatum: 28.07.2005 Beiträge: 2002
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(#362340) Verfasst am: 22.10.2005, 18:31 Titel: |
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Peach hat folgendes geschrieben: | Ok, gewonnen!* |
Zitat: | Andererseits: Wer sich solche Chancen entgehen lässt, muss sich nicht wundern, wenn ihm der Ärger über die Christen nicht ausgeht |
Naja, ich ärgere mich eigentlich über die Christen nicht unbedingt mehr als über den Rest...
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joyborg registriert
Anmeldungsdatum: 20.01.2004 Beiträge: 2235
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(#362342) Verfasst am: 22.10.2005, 18:37 Titel: |
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Peach hat folgendes geschrieben: | @ joy:
Mit "man müsste den kopfscheu gemachten Christen die frohe Botschaft so präsentieren, dass..", meinte ich in erster Linie: "wenn nicht so, dann besser gar nicht; jedenfalls nicht auf die aggressive Tour!".
Allerdings, das möchte ich auch sagen: Ich bin schon der Meinung, dass man dies tun müsste! Denn für jemanden wie mich, der auf dem r.-k. Spektrum von ganz rechts (Mittelalter) nach ganz links (Kuschelchristentum) durchgesegelt ist, stellt sich das "System" als gar nicht so geschlossen dar.
Klar, ein Ideologe kann jede ausformulierte Frage aus der Ideologie heraus beantworten, kann einen in Grund und Boden reden! Aber da sind ja auch noch, und zwar bei gar nicht so wenigen, jene anderen Fragen.
Wie kann es etwa angesichts eines Gottes, der die Liebe ist, zu religiös begründeten Zwangsstörungen kommen? Für solche Fragen findet man erst keinen wirklich kompetenten Ansprechpartner bzw. schafft es gar nicht erst, sie zu formulieren; später beantwortet man sie sich selber. Wobei positive Verstärkung von außen sehr hilfreich sein kann, damit einen das System später nicht doch wegen vermeintlicher Alternativlosigkeit wieder einfängt.
Hier - bei der vermeintlichen Alternativlosigkeit - würde ich ansetzen. |
danke für deine Antwort, anscheinend haben wir die christlichen Annäherungsversuche sehr unterschiedlich erlebt. Ich hatte das Glück, daß sie mir nie so wichtig waren.
Wenn deine Biographie etwas anderes mit dir gemacht hat, dann bin ich wahrscheinlich die Falsche, um darüber zu diskutieren. Darüber, was Religion mit den Gläubigen in ihrem Bewußtsein anstellt, kann ich praktisch nicht mit dir reden. Ich kann nur "von außen" sagen, daß das offensichtlich ein Zustand der Verwirrung ist.
Eine Alternative sehe ich nicht, ebensowenig wie bei Alkoholikern oder Junkies. Ich sehe nur die Möglichkeit, "schutzlos" in eine schier unüberschaubare Welt hineingeworfen zu sein. Aber das muß man dann ohne den gütigen Gott im Nirwana aushalten und evtl. daran wachsen; das ist schwerer als Rosenkränze beten, aber möglich.
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IvanDrago Ösifreund und Pendler zwischen den Welten
Anmeldungsdatum: 18.07.2005 Beiträge: 2876
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(#362362) Verfasst am: 22.10.2005, 19:19 Titel: |
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Zitat: | Eine Alternative sehe ich nicht, ebensowenig wie bei Alkoholikern oder Junkies.
... Einen ideologisierten Menschen kann ich zwar bemitleidenswert finden, wie auch einen Drogenabhängigen, aber auf keinen Fall würde ich versuchen, ihm seine Ideologie auszureden. Das ist sinnlos oder verschwendete Zeit. |
Tja Joy, genau das was du sagst will ich eben nicht mehr einsehen. (generell, betrifft nicht nur religiöse Verblendung)
Es ist eben nicht der richtige Weg, einen drogenabhängigen Freund krepieren zu lassen, da in sagen wir mal 95 % der Fälle es gar keinen Sinn hat, mit ihm darüber zu sprechen.
Man muss nur überlegen, ob er es einem Wert ist, diesen emotionalen, schwierigen Kraftakt aufzubringen, und mit ihm über das was man als Problem sieht zu reden. Denn dies ist persönlich sehr belastend, eben nicht der einfache Weg.
Wichtig und pikant ist nun, in welcher Art und Weise rede ich mit dem Junkie (Glaubens-oder Drogen-), wie gehe ich das Ganze an.
Und wichtig ist, das es einem wirklich um ihn geht, und nicht um Rechthaberei oder das Aufdrücken der eigenen Ansichten. Eigentlich muss man einen Gläubigen oder Drogenabhängigen schon verdammt mögen, wenn man mit ihm darüber ernsthaft reden will, sonst hat es wirklich kaum einen Sinn.
Wenn es so falsch ist, dies zu tun:
sind dann die aufklärerischen Bücher auch falsch, Deschner, Buggle und Co?
Ist das verwerflich? (Worauf zielt es denn hin?!?)
Nein, es verdient höchsten Respekt. Aber kein Christ darf zum Lesen dieser Bücher gezwungen werden.
Es ist also die Frage: möchte er denn mal eine grundsätzlich komplett verschiedene "Perspektive" auf seinen Glauben bekommen, auch auf die Gefahr hin das es seinen Glauben erschüttert? Ist er jemand der völlig kaputt gehen würde, ohne seinen Glauben?
Absolut sensibles Thema, ich halte deine Position für völlig verständlich, aber falsch, jedenfalls in dem Moment wo ich Menschen kenne die mir etwas bedeuten, die sehr gläubige Menschen sind.
Sehr viele rationale Argumente stützen die resignative Position, aber gerade weil es die für einen selber einfachste Variante ist, würde ich mir doch noch mal überlegen, ob es nicht schlichtweg fehlende Kraft, fehlender Mut und fehlendes Interesse am Mitmenschen, kurzum eine Art Egoismus ist die so viele denken lässt:
"Soll ein jeder denken was er will, er muss es selber wissen, und wenn es mir noch so falsch und gefährlich vorkommt."
Ich schliesse mit zwei Zitaten, wer darüber nachdenken möchte, tue es:
"Weil ich dir nie in die Augen sehen konnte, habe ich nicht gemerkt, daß du tot bist. Heute meine ich, du oder ein anderer, dem ich vetraute, hätte mich darauf aufmerksam machen müssen."
Tilmann Moser
"Nur den wenigsten Menschen ist es gegeben, die Welt im Ganzen zu verändern. Im Kleinen kann dies fast ein jeder erreichen, man muss es nur wollen."
_________________ "Eine Stadt freut sich, wenn's den Gerechten wohlgeht, und wenn die Gottlosen umkommen, wird man froh." Sprüche 11, 10
Heike N. meint: "IvanDrago for President!"
Faszination braucht keine höhere Macht.
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George auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2004 Beiträge: 4485
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(#362428) Verfasst am: 22.10.2005, 21:20 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | George hat folgendes geschrieben: | Wenn ich das richtig verstanden habe lassen Konstruktivisten nur realitäten gelten die logisch und mathematisch begründbar und nachvollziehbar sind . Dabei wird die Mathematik zur basis einer realitätsüberprüfung ! Alles was dieser Überprüfung nicht standhält wird ausgeschlossen und mit dem Weihnachtsmann gleichgesetzt. Insofern wird die Mathematik hier zu einer absoluten instanz! |
Sowohl die Wikipedia als auch der Brockhaus enthalten viele Artikel über den Konstruktivismus.
Unter anderen wird so auch eine Stilrichtung in der Kunst genannt.
In den Sozialwissenschaften gibt es den Begriff des Sozialkonstruktivismus. Damit ist gemeint, dass Menschen Ideen und Wertvorstellungen haben, in deren Lichte sie Erfahrungen interpretieren und ihnen Bedeutungen zuweisen. Diese Ideen und Wertvorstellungen werden im Austausch mit anderen weitergegeben aber auch verändert, gegeneinander abgewogen und immer wieder neu definiert. Diese Formen des Austausches nennt man Diskurse. In einem medizinischen Diskurs ist Epilepsie eine Erkrankung des Gehirns, bei der es zu massenhaft unkontrolliertem Feuern von Synapsen kommt. Im religiösen Diskurs mancher Völker aus dem südostasiatischen Raum entsteht Epilepsie durch die Ablösung einer Seele vom Körper (es gibt mehrere Seelen), die dann von einem Geist in Besitz genommen wird. Zwar gilt auch in diesem Diskurs Epilepsie als lebensbedrohliche Gefahr, aber zugleich begründet sie auch eine Verbindung zur Geisterwelt, weshalb Epilepsiebetroffene gute Chancen haben, für eine Ausbildung zum Schamanen ausgewählt zu werden, die ihnen in ihrer Gemeinschaft höchstes Ansehen einbringt. Selbst wer nicht Schamane wird, gilt dort als jemand, der ein gewisses Etwas hat, und der mit besonderer Achtung behandelt werden muss. Wer sich hierzulande als Epileptiker bewirbt, tut dagegen gut daran, möglichst wenig Aufhebens um seine Erkrankung zu machen. Wir haben ein Phänomen aber ihm werden völlig unterschiedliche Bedeutungen beigemessen, und zwar auf der Grundlage von Ideen und Wertvorstellungen, die in die Konstruktion der Bedeutung des Phänomens eingehen.
Deine Beschreibung von Lamarks Position klingt für mich eher logisch-positivistisch. Vielleicht ist es wirlich am besten, wenn Lamarck sich einmal dazu äußert.
Nach den mir bekannten Bedeutungen von Konstruktivismus scheint es mir aber unpassend, Konstruktivisten als Fundamentalisten bezeichnen zu wollen. Damit wird man wohl häufig falsch liegen. |
Du hast recht , ich muß meine Aussage zum radikalen Konstruktivismus relativieren , weil er nciht automatisch den Mathematischen Konstruktivismus miteinbezieht ( auf den Lamark sich aber schon einige male berufen hat ) im Mathematischen Konstruktivismus wird der Existenzbegriff auf berechenbare Objekte beschränkt , und diese Einschränkung ist es, die ich problematisch finde .
Aber du hast recht , es ist keine typisch und zwangsläufig radikalkonstruktivistische Position .
Danke .
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#362454) Verfasst am: 22.10.2005, 23:27 Titel: |
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Den mathematischen Konstruktivismus kannte ich noch gar nicht. Muss ich gleich mal googlen.
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#362562) Verfasst am: 23.10.2005, 13:03 Titel: |
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Tegularius hat folgendes geschrieben: | Shadaik hat folgendes geschrieben: | Tegularius hat folgendes geschrieben: | Nett hat folgendes geschrieben: | Atheismus ist gewünschtes, religiöses Vakuum |
Und noch einmal: Atheismus ist das Nicht-Glauben an einen Gott... |
Auch.  |
Was denn sonst noch? |
Du hats nur den "schwachen" Atheismus definiert.
es gibt auch noch den (festen) Glauben an keinen Gott (starker Atheismus) und den Nicht-Glauben an einen bestimmten Gott (kontextueller Atheismus)
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Domingo ungläubig
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 1167
Wohnort: Westkanada
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(#362584) Verfasst am: 23.10.2005, 14:09 Titel: |
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Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | Aber natürlich gibt es Atheisten, die nebenher auch noch Fundamentalisten sind, etwa bzgl. einer anderen, gottlosen Ideologie. |
Hää?
"Gottlose Ideologie", wie sich das anhört... Hat sich da gerade ein Evangelikaler unter Deinem Namen eingeloggt?  |
Man kann auch "gottfrei" sagen, eine hübsche Wortbildung
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Tegularius surreal
Anmeldungsdatum: 28.07.2005 Beiträge: 2002
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(#362718) Verfasst am: 23.10.2005, 18:57 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | Du hats nur den "schwachen" Atheismus definiert.
es gibt auch noch den (festen) Glauben an keinen Gott (starker Atheismus) und den Nicht-Glauben an einen bestimmten Gott (kontextueller Atheismus) |
Gut, das ändert aber nichts daran, dass Atheismus ansich nur auf den Gottesglauben bezogen ist und nichts weiteres über die weltanschauliche Position - inkl. eventueller religiöser Vorstellungen - aussagt. Und auch der feste Glaube daran, dass es keinen Gott gibt, kann für sich genommen wohl schlecht irgendeinen Fundamentalismus begründen.
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#362724) Verfasst am: 23.10.2005, 19:03 Titel: |
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Tegularius hat folgendes geschrieben: | Gut, das ändert aber nichts daran, dass Atheismus ansich nur auf den Gottesglauben bezogen ist und nichts weiteres über die weltanschauliche Position - inkl. eventueller religiöser Vorstellungen - aussagt. Und auch der feste Glaube daran, dass es keinen Gott gibt, kann für sich genommen wohl schlecht irgendeinen Fundamentalismus begründen. |
Nein. Wenn aber Atheisten meinen, der Atheismus müsse anderen Leuten als Weltanschauung verbindlich gemacht werden, dann wird der Atheismus vielleicht nicht fundamentalistisch aber zumindest totalitär.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#362730) Verfasst am: 23.10.2005, 19:09 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Tegularius hat folgendes geschrieben: | Gut, das ändert aber nichts daran, dass Atheismus ansich nur auf den Gottesglauben bezogen ist und nichts weiteres über die weltanschauliche Position - inkl. eventueller religiöser Vorstellungen - aussagt. Und auch der feste Glaube daran, dass es keinen Gott gibt, kann für sich genommen wohl schlecht irgendeinen Fundamentalismus begründen. |
Nein. Wenn aber Atheisten meinen, der Atheismus müsse anderen Leuten als Weltanschauung verbindlich gemacht werden, dann wird der Atheismus vielleicht nicht fundamentalistisch aber zumindest totalitär. |
Genau. Im Unterschied zu Christentum und Islam gibt es jedoch beim "Atheismus" keine identitätsstiftende Aufforderung zur Totalität.
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Tegularius surreal
Anmeldungsdatum: 28.07.2005 Beiträge: 2002
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(#362735) Verfasst am: 23.10.2005, 19:12 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Nein. Wenn aber Atheisten meinen, der Atheismus müsse anderen Leuten als Weltanschauung verbindlich gemacht werden, dann wird der Atheismus vielleicht nicht fundamentalistisch aber zumindest totalitär. |
Das stimmt natürlich. Daher schrieb ich auch am Anfang, dass ich der Meinung bin, dass es zwar keinen fundamentalistischen Atheismus aber zum Teil fundamentalistische Atheisten gibt. Die letzteren können ihre Motive allerdings nicht "aus dem Atheismus" bezogen haben, denke ich, sondern aus anderen Vorstellungen.
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#362736) Verfasst am: 23.10.2005, 19:13 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Genau. Im Unterschied zu Christentum und Islam gibt es jedoch beim "Atheismus" keine identitätsstiftende Aufforderung zur Totalität. |
Richtig. Zwar beanspruchen manche Atheisten Totalität ihrer Weltanschauung (und ich vermute, dass auch das identitätsstiftend sein kann), aber als Aufforderung ist es im Atheismus an sich nicht enthalten.
Allerdings gibt es auch Christen, die die Aufforderungen zur Totalität hirnakrobatisch zu Aufforderungen zur Toleranz verbiegen. Ziemlich umständlich, aber es kann ja keiner anders als er ist...
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#362740) Verfasst am: 23.10.2005, 19:19 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Allerdings gibt es auch Christen, die die Aufforderungen zur Totalität hirnakrobatisch zu Aufforderungen zur Toleranz verbiegen. Ziemlich umständlich, aber es kann ja keiner anders als er ist... |
Das liegt mE z.T. daran, daß die Bibel selbst inkonsistent ist. Einige von Jesus moralischen Lehren kommen ja tatsächlich eher gewaltfrei daher, während an anderen Stellen Missionsgebot und Alleinvertretungsanspruch bishin zur Gewalt dominieren.
Ein weiterer Grund ist, daß Christen irgendwie miteinander und mit Anderen zurechtkommen müssen. Da kommt es gern mal zu kooperativen Umdeutungen (schönstes Beispiel ist mE die protestantische Wirtschaftsethik).
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#362763) Verfasst am: 23.10.2005, 20:10 Titel: |
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Erleichternd ist außerdem der Umstand, dass die meisten derjenigen, die sich selbst als Christen sehen, nicht den blassesten Schimmer haben, was in der Bibel steht. Wir haben in dieser Hinsicht praktisch einen Zustand wie vor der Reformation.
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Domingo ungläubig
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 1167
Wohnort: Westkanada
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(#363044) Verfasst am: 24.10.2005, 15:45 Titel: |
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... und daher kann man den religiösen Fundamentalismus am ehesten bekämpfen, indem man den Leuten klarmacht, was in ihrer Religion alles enthalten und in der immer noch herrschenden Dogmatik alles angelegt ist. So fordert auch Buggle den Leser auf, sich selbst eine Meinung zu bilden durch selbständige und, wenn nicht vollständige, so möglichst umfassende Bibellektüre.
Das setzt aber voraus, dass man nicht die Fundis selbst erreichen will, sondern diejenigen 99% der Menschen, die weder dezidierte A&A sind noch fundamentalistische Einstellungen haben. Die Fundis selbst muss man wohl sich selbst überlassen. Doch ihre Macht kann verringert oder aufgehoben werden, wohl nicht zuletzt durch Aufklärung der "Massen" über die tatsächlichen Inhalte einer Religion.
Ciao/Domingo
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#363101) Verfasst am: 24.10.2005, 17:35 Titel: |
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Im Prinzip kann man mit dieser Methode den Fundamentalismus dort bekämpfen, wo er ohnehin keine große Rolle mehr spielt. Man könnte damit z.B. die BRD etwas weniger Fundamentalistisch machen. Anders sieht es wohl in Ländern aus, wo der Fundamentalismus an sich große Akzeptanz erfährt.
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Domingo ungläubig
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 1167
Wohnort: Westkanada
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(#363337) Verfasst am: 24.10.2005, 22:34 Titel: |
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Wie würdest Du die USA einordnen?
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IvanDrago Ösifreund und Pendler zwischen den Welten
Anmeldungsdatum: 18.07.2005 Beiträge: 2876
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(#363392) Verfasst am: 25.10.2005, 00:23 Titel: |
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50 % der Bevölkerung christliche Fundamentalisten. Wie würdest du sie denn einordnen?
_________________ "Eine Stadt freut sich, wenn's den Gerechten wohlgeht, und wenn die Gottlosen umkommen, wird man froh." Sprüche 11, 10
Heike N. meint: "IvanDrago for President!"
Faszination braucht keine höhere Macht.
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joyborg registriert
Anmeldungsdatum: 20.01.2004 Beiträge: 2235
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(#363394) Verfasst am: 25.10.2005, 00:53 Titel: |
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IvanDrago hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Eine Alternative sehe ich nicht, ebensowenig wie bei Alkoholikern oder Junkies.
... Einen ideologisierten Menschen kann ich zwar bemitleidenswert finden, wie auch einen Drogenabhängigen, aber auf keinen Fall würde ich versuchen, ihm seine Ideologie auszureden. Das ist sinnlos oder verschwendete Zeit. |
Tja Joy, genau das was du sagst will ich eben nicht mehr einsehen. (generell, betrifft nicht nur religiöse Verblendung)
Es ist eben nicht der richtige Weg, einen drogenabhängigen Freund krepieren zu lassen, da in sagen wir mal 95 % der Fälle es gar keinen Sinn hat, mit ihm darüber zu sprechen.
Man muss nur überlegen, ob er es einem Wert ist, diesen emotionalen, schwierigen Kraftakt aufzubringen, und mit ihm über das was man als Problem sieht zu reden. Denn dies ist persönlich sehr belastend, eben nicht der einfache Weg.
Wichtig und pikant ist nun, in welcher Art und Weise rede ich mit dem Junkie (Glaubens-oder Drogen-), wie gehe ich das Ganze an.
Und wichtig ist, das es einem wirklich um ihn geht, und nicht um Rechthaberei oder das Aufdrücken der eigenen Ansichten. Eigentlich muss man einen Gläubigen oder Drogenabhängigen schon verdammt mögen, wenn man mit ihm darüber ernsthaft reden will, sonst hat es wirklich kaum einen Sinn. |
Hallo IvanDrago,
ja, sensibles Thema. In großen Teilen hast du natürlich recht, mein Vergleich von Gläubigen mit Drogenabhängigen hinkt an manchen Stellen sowieso gewaltig. Z.B. an der Stelle, daß Gläubige normalerweise an ihrem Glauben nicht "krepieren", während Drogensüchtige das sehr schnell können.
Insofern hast du mich vielleicht wegen des schrägen Vergleiches mißverstanden? Andererseits ist das, was du "resignativ" nennst, sehr wohl eine Art (und eine bewußte, liebevolle dazu), z.B. mit Süchtigen oder Selbstmordankündigern umzugehen. Jemandem, der auf meiner Couch sitzt und mir erzählt "ich bring mich um", dem kann ich nach aller beschränkten Weisheit meiner paar Jahre Lebenserfahrung nur antworten: "Versuch es."
Das klingt hart, aber es ist nicht resignativ, sondern eine Möglichkeit, überhaupt vernünftig mit dieser absurden Situation umzugehen.
Einen Junkie würde ich überhaupt nicht mehr auf mein Sofa lassen, der labert mich zu, und kaum bin ich auf dem Klo, fehlen mir ganz real 100 Euro aus der Jacke.
Selbst dann nicht, wenn es mein Kind wäre. Auch das ist hart, aber nach meiner Erfahrung das einzig mögliche.
Rausschmeißen, sofort.
Du schreibst sehr zu recht, daß es ein enormes Interesse (man könnte auch Liebe sagen) zu dem Abhängigen braucht, um da irgendwas zu richten. Oder es überhaupt zu versuchen. Aber es wird ihm (und mir) nicht erspart bleiben, reinen Tisch zu machen und ihm klar zu sagen "Du bist süchtig, das ist ein Problem, aber zusammen bekommen wir das hin." Das kann manchmal funktionieren. Von den 3 Selbstmördern, die auf meinem Sofa saßen, hat sich keine umgebracht, die 4 Junkies die ich so kenne haben sich irgendwie arrangiert, wobei eine gerade in Bolivien ist, was mir nicht so gut klingt.
Aber zurück zu den Religiösen:
Bei religiös abhängigen Menschen fehlt mir dieses Interesse allerdings, das gebe ich zu, weil ich persönlich keine kenne. (Oder? Kenne ich doch einen? Nein, eigentlich nicht)
Im Internet trifft man da zwar einige, aber die sind zu weit weg, die gehen mich nicht wirklich was an.
Zuletzt bearbeitet von joyborg am 25.10.2005, 01:27, insgesamt einmal bearbeitet |
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Domingo ungläubig
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 1167
Wohnort: Westkanada
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(#363434) Verfasst am: 25.10.2005, 05:48 Titel: |
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IvanDrago hat folgendes geschrieben: | 50 % der Bevölkerung christliche Fundamentalisten. Wie würdest du sie denn einordnen?  |
Ich wollte wissen: Kann man in den USA den Fundamentalismus auf die von mir beschriebene Art und Weise bekämpfen, oder ist er dort dafür zu beliebt?
Im übrigen haben es die Aufklärer (Voltaire & Co.) unter Bedingungen geschafft, genau auf diese Weise den Fundamentalismus zurückzudrängen, die gemäß Wygotskys Ansichten einen Erfolg hätten ausschließen müssen.
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Peach deaktiviert
Anmeldungsdatum: 19.09.2005 Beiträge: 621
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(#363449) Verfasst am: 25.10.2005, 09:23 Titel: |
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Ich bin da nicht sehr optimistisch.
1.) Selbst wenn George W. Bush seinen Voltaire fände und der Aufklärung zugänglich werden würde – die Großkopferten hatten doch immer ihr Opium, auch ohne Religion!
Es ginge m. E. eher darum, das gemeine Volk für Jenseits-Vertröstungen unempfänglicher zu machen, indem man das Diesseits gerechter gestaltet. Einen Ansatz hierzu sehe ich allerdings nicht.
2.) Die sog. "protestantischen Tugenden" haben dieses Land zu dem gemacht, was es heute ist. Die protestantischen Tugenden wurden/werden von Bush Vater und Sohn verkörpert. Und angesichts der Art und Weise, wie der genussfreudige Bill Clinton das Weiße Haus vor den Augen der yellow-press-Leser in aller Welt repräsentiert hat, kann ich mir gut vorstellen, dass die Amerikaner "zu würdigen wissen, was sie an den Bushs haben".
Und noch was: Selbst wenn der Anteil der religiösen Fundamentalisten im Land bei exakt 50% läge (Die genauen Zahlen kenne ich nicht.) – in dem Augenblick, in dem George W. seinen Aufklärer fände, würden sie sich als Minderheit empfinden.
Dann gingen es ihnen nicht mehr darum, einen Gottesstaat zu gründen – was ja nach dem, was in der Bibel angelegt ist, für alle irgendwie Beteiligten wirklich erheblich nach hinten losgehen könnte und somit einen Ansatzpunkt für aufgeklärte Kritik böte!
Nein, von nun an ginge es ihnen darum, "dass Gott in diesem Land nicht ganz in Vergessenheit gerät". (Und das macht, nebenbei bemerkt, natürlich "erheblich intensivere Anstrengungen notwendig" als wenn es nur gälte, eine ohnehin schon starke Position weiter auszubauen!)
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hacketaler Frauen ficken ist was für Schwuchteln!
Anmeldungsdatum: 10.02.2005 Beiträge: 6031
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(#363455) Verfasst am: 25.10.2005, 09:37 Titel: |
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wer braucht amerika?
wenn wir europa bis zur strasse von gibraltar und bis zum ural von religiösem wahn gesäubert haben, lässt es sich doch prima leben.
die amis sollen solang ihre holzhütten wiederaufbauen.
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Baldur auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 05.10.2005 Beiträge: 8326
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(#363457) Verfasst am: 25.10.2005, 09:46 Titel: |
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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(#365085) Verfasst am: 29.10.2005, 15:46 Titel: |
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hacketaler hat folgendes geschrieben: | wer braucht amerika?
wenn wir europa bis zur strasse von gibraltar und bis zum ural von religiösem wahn gesäubert haben, lässt es sich doch prima leben.
die amis sollen solang ihre holzhütten wiederaufbauen. |
Achte auf Deine Wortwahl, sonst schimpft Dich Heike N. wieder einen "atheistischen Fundamentalisten" und step einen "gottlosen Ideologen"!
_________________ "Science is a candle in the dark." - Carl Sagan
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Peach deaktiviert
Anmeldungsdatum: 19.09.2005 Beiträge: 621
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(#365116) Verfasst am: 29.10.2005, 16:21 Titel: |
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Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben: | hacketaler hat folgendes geschrieben: | wer braucht amerika?
wenn wir europa bis zur strasse von gibraltar und bis zum ural von religiösem wahn gesäubert haben, lässt es sich doch prima leben.
die amis sollen solang ihre holzhütten wiederaufbauen. |
Achte auf Deine Wortwahl, sonst schimpft Dich Heike N. wieder einen "atheistischen Fundamentalisten" und step einen "gottlosen Ideologen"!  |
Also meine Meinung hierzu: In demselben Maße, in dem Europa "bis zur Straße von Gibraltar vom religiösen Wahn gesäubert" wird, wird es sich in Richtung Ural mit demselben anfüllen.
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