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Der Preis billiger Waren
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Stefan
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 6217

Beitrag(#368848) Verfasst am: 06.11.2005, 17:08    Titel: Antworten mit Zitat

Schöne, billige Kleidung - und das Elend dahinter
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joyborg
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Beitrag(#368856) Verfasst am: 06.11.2005, 17:25    Titel: Antworten mit Zitat

Latenight hat folgendes geschrieben:

Dass ich so polemisch über Fair-Trade [...] in diesem Thread schreibe liegt daran, dass Label wie Fair-Trade [...] suggerieren, dass dadurch Probleme gelöst werden.


Werden sie. Daß du das offenbar nicht zur Kenntnis nehmen willst und stattdessen auf "Fair-Trade-Kacke" schimpfst, ist ein anderes Problem, nämlich deines.
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kolja
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Beitrag(#369012) Verfasst am: 06.11.2005, 20:49    Titel: Antworten mit Zitat

Latenight hat folgendes geschrieben:
Je lukrativer die Fair-Trade Konditionen desto mehr Menschen erhalten einen Anreiz Produkte anzubauen, die sie an Fair-Trade Abnehmer absetzen können. Es entsteht also in der Folge ein aufgeblähtes Angebot. Und eine starke Abhängigkeit von den Fair-Trade Abnehmern. Stellen die nämlich plötzlich ihre Aktion ein, dann geht es den entsprechenden Bauern viel schlechter als vorher, weil die Marktpreise durch das aufgeblähte Angebot noch mehr gedrückt werden.

Die Käufer von Fair-Trade-Produkten sind sich ihrer Verantwortung gegenüber den Erzeugern bewusst, sonst wären sie wohl nicht zu Fair-Trade-Käufern geworden. Sie werden kaum wegen eines Angebots bei Aldi plötzlich aufhören, ihr gewohntes Fair-Trade-Produkt zu kaufen.

Im übrigen sind Erzeuger doch immer abhängig von ihren Kunden, darin unterscheiden sich die Fair-Trade-Bauern doch nicht vom Rest der Welt, oder? Stört dich vielleicht, wenn Erzeuger und Verbraucher gemeinsam beschließen, dem dämlichen Konkurrenz-Prinzip nicht zu folgen?
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Zuletzt bearbeitet von kolja am 10.11.2005, 16:02, insgesamt einmal bearbeitet
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kolja
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Beitrag(#369025) Verfasst am: 06.11.2005, 20:57    Titel: Antworten mit Zitat

@Wygotsky:

Was du über den begrenzten Nutzen von Fair-Trade sagst, klingt plausibel. Dennoch halte ich den Kauf von Fair-Trade-Produkten für sinnvoll - für die Erzeuger ist es "besser als gar nichts". Ich sehe darin außerdem eine bewusste Verweigerung gegen das Konkurrenz-Prinzip. (Das kann man natürlich auch noch an anderen Stellen tun.)
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kolja
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Beitrag(#369027) Verfasst am: 06.11.2005, 20:58    Titel: Antworten mit Zitat

hacketaler hat folgendes geschrieben:
und wann in den letzten 60 jahren waren wir auf die eigenversorgung angewiesen?
wieso gehst du davon aus, dass eine solche situation noch kommen sollte.

Ich könnte mir das durchaus vorstellen. Man stelle sich vor, das Öl wird knapp, bevor wir eine brauchbare Alternative gefunden haben, die im gleichen Maßstab verfügbar ist. Dann könnten wir nicht mehr soviele Lebensmittel um den Globus karren.
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Latenight
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Anmeldungsdatum: 17.05.2005
Beiträge: 2549

Beitrag(#370368) Verfasst am: 09.11.2005, 18:45    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
Die Käufer von Fair-Trade-Produkten sind sich sich der ihrer Verantwortung gegenüber den Erzeugern bewusst, sonst wären sie wohl nicht zu Fair-Trade-Käufern geworden.

Was Fair-Trade Käufer machen (und das tu ich auch öfter mal. Trink zwar keinen Kaffee, mag aber von Zeit zu Zeit den Fair-Trade Kakao im Laden um die Ecke ganz gerne) ist im Prinzip ein Trinkgeld zu geben.
Unter Verantwortung übernehmen verstehe ich was anderes.

kolja hat folgendes geschrieben:
Stört dich vielleicht, wenn Erzeuger und Verbraucher gemeinsam beschließen, dem dämlichen Konkurrenz-Prinzip nicht zu folgen?

Wie kommst du auf die Idee, dass durch Fair-Trade Konkurrenz weniger wird?

Wenn Kaffeebauern sehen, dass ihr Nachbar plötzlich bei gleicher Leistung das Dreifache verdient, dann werden sie eine ganze Menge Anstrengungen unternehmen, um auch Fair-Trade Abnehmer beliefern zu können.
Zwar ist für die Fair-Trade Lieferanten die Situation momentan ein wenig angenehmer. Für alle anderen wird sie aber schlechter als vorher. Und wenn irgendwann der Fair-Trade Abnehmer seine Abnahme einstellt, kracht das System in sich zusammen, weil es sich nicht selbst trägt.

Das ist, was mich "stört". Es werden Abhängigkeiten geschaffen, die an den strukturellen Problemen nichts ändern, die Situation insgesamt aber schlechter machen. Letzteres wird auf unserer Seite aber gerne übersehen, weil wohl nichts anderes gegen das Hinterfragen eigener Handlungen so gründlich impft wie das Gefühl, etwas mit aufrichtig gutem Willen zu tun.
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joyborg
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Beiträge: 2235

Beitrag(#370370) Verfasst am: 09.11.2005, 18:51    Titel: Antworten mit Zitat

Latenight hat folgendes geschrieben:

Das ist, was mich "stört". Es werden Abhängigkeiten geschaffen, die an den strukturellen Problemen nichts ändern, die Situation insgesamt aber schlechter machen. Letzteres wird auf unserer Seite aber gerne übersehen, weil wohl nichts anderes gegen das Hinterfragen eigener Handlungen so gründlich impft wie das Gefühl, etwas mit aufrichtig gutem Willen zu tun.


Ja nu, daß in Costa Rica nun mal viele Bananen produziert werden, ist wohl eher eine klimatische Angelegenheit. Oder willst du da Chipfabriken hinstellen?
Natürlich ist der Erzeuger von Bananen, Kaffee etc. von seinen Absatzmärkten "abhängig", ebenso wie der deutsche Kartoffelbauer oder der französiche Gänsemäster. Wo ist da das Argument?
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Latenight
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Beiträge: 2549

Beitrag(#370373) Verfasst am: 09.11.2005, 18:57    Titel: Antworten mit Zitat

joy hat folgendes geschrieben:
Ja nu, daß in Costa Rica nun mal viele Bananen produziert werden, ist wohl eher eine klimatische Angelegenheit. Oder willst du da Chipfabriken hinstellen?

Soll auf Costa Rica keine Industrie entwickelt werden, weil dort Bananen gut wachsen?
Sollen im bayerischen Gäuboden keine High-Tech-Zentren eingerichtet werden, weil Getreide da so gut wächst?

Eine Volkswirtschaft, die von Landwirtschaft abhängig ist, wird zwangsläufig sehr schnell an ihre Entwicklungsgrenzen stoßen. Ich versteh ehrlichgesagt dein Argument nicht...
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joyborg
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Beiträge: 2235

Beitrag(#370378) Verfasst am: 09.11.2005, 19:15    Titel: Antworten mit Zitat

Latenight hat folgendes geschrieben:
joy hat folgendes geschrieben:
Ja nu, daß in Costa Rica nun mal viele Bananen produziert werden, ist wohl eher eine klimatische Angelegenheit. Oder willst du da Chipfabriken hinstellen?

Soll auf Costa Rica keine Industrie entwickelt werden, weil dort Bananen gut wachsen?
Sollen im bayerischen Gäuboden keine High-Tech-Zentren eingerichtet werden, weil Getreide da so gut wächst?

Eine Volkswirtschaft, die von Landwirtschaft abhängig ist, wird zwangsläufig sehr schnell an ihre Entwicklungsgrenzen stoßen. Ich versteh ehrlichgesagt dein Argument nicht...


Oh, verstehe, Latenight regelt die Weltwirtschaft so, daß sie besser wird. Anscheinend warst du nie in Banana-Land, oder? (Ist nicht schlimm, aber du würdest dann vielleicht manches anders sehen.)

Nun will ich als europäische Konsumentin aber ausnahmsweise kein High-Tech-Produkt kaufen, sondern einfach eine Banane. Die wird hierzulande leider nicht hergestellt, also bin ich auf einen Importeur angewiesen. Und von wem kaufe ich die Banane vernünftigerweise: von Chiquita, Dole etc. oder vom Produzenten?

Ist dir klar, was (immer bezogen auf Bananaland) da für Marktkämpfe zwischen USA und EU, zwischen ehemaligen Kolonisatoren und ehemaligen Kolonien, zwischen Produzenten und globalen Bananenmultis ablaufen?
Willst du einem costaricanischen Bauern vorschreiben, daß er doch besser Äpfel produzieren soll? Oder Computerchips?
Das ist, wie soll ichs nennen, eine extrem realitätsferne Allmachtsfantasie, die gehört eher in irgend so ein Computerspiel, wo man die "Arbeiter" per Maus an andere Stellen schieben und beliebig qualifizieren kann.
Mit der Realität in Mittelamerika hat diese Wahrnehmung nichts zu tun.

Dein Argument, daß ich sozusagen etwas dagegen hätte, wenn in C.R. Chipfabriken entstehen, ist insofern verfehlt, daß ich da natürlich nichts dagegen hätte, aber daß ich es in naher Zukunft einfach für unrealistische halte.
Dem krasskonkreten heutigen costaricanischen Bananenbauern kannst du trotzdem schon morgen zur Seite springen, ihm helfen, dir ein gutes Gewissen oder einen Platz bei Petrus Mit den Augen rollen verschaffen, wenn du über deinen Schatten springst und wenigstens bei Aldi die fair gehandelten Bananen kaufst. Die gibt es für 1,99.
Mehr mußt du ja gar nicht kapieren, wenn es denn wirklich nicht anders geht.
Bayern und Costa Rica in irgendeiner Weise vergleichen zu wollen ist, mit Verlaub, grober Unfug.
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#370402) Verfasst am: 09.11.2005, 20:00    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
Was du über den begrenzten Nutzen von Fair-Trade sagst, klingt plausibel. Dennoch halte ich den Kauf von Fair-Trade-Produkten für sinnvoll - für die Erzeuger ist es "besser als gar nichts". Ich sehe darin außerdem eine bewusste Verweigerung gegen das Konkurrenz-Prinzip. (Das kann man natürlich auch noch an anderen Stellen tun.)

Auch Fair Trade Produkte unterliegen dem Wettbewerb. Der Preis ist nicht das einzige Merkmal, das bei Kaufentscheidungen eine Rolle spielt. Ein gutes Beispiel dafür ist Schokolade. Milka nehme ich nicht einmal geschenkt.

Fair Trade Anbieter schaffen es offensichtlich, dem Kunden über das Versprechen fairer Marktpreise für die Pflücker ein zusätzliches Merkmal anzubieten, für das er gewillt ist, Jakobs & Co. im Regal stehen zu lassen. In England hat Fair Trade Kaffee einen so hohen Marktanteil, dass Nestle nun auch eine Fair Trade Marke anbieten will, um an diesem Markt zu partizipieren.
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joyborg
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Anmeldungsdatum: 20.01.2004
Beiträge: 2235

Beitrag(#370405) Verfasst am: 09.11.2005, 20:03    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
In England hat Fair Trade Kaffee einen so hohen Marktanteil, dass Nestle nun auch eine Fair Trade Marke anbieten will, um an diesem Markt zu partizipieren.


Ebenso Aldi. Die fairen Bananen kommen ja da auch nicht zufällig ins Sortiment.
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Latenight
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Anmeldungsdatum: 17.05.2005
Beiträge: 2549

Beitrag(#370529) Verfasst am: 09.11.2005, 21:38    Titel: Antworten mit Zitat

joy hat folgendes geschrieben:
Anscheinend warst du nie in Banana-Land, oder? (Ist nicht schlimm, aber du würdest dann vielleicht manches anders sehen.)

Ne konnte ich mir leider bisher noch nicht leisten, will ich aber auf jeden Fall mal machen.
Ich hab deinen Beitrag mal als Anlaß genommen, bei Wikipedia über Costa Rica nachzulesen. Scheint so, dass deine Zeiten in Bananaland auch schon ne Weile her sind zwinkern
wikipedia hat folgendes geschrieben:
1960 betrug der Bananenexport in Costa Rica noch 41 % und sank dann innerhalb von 20 Jahren auf ca. 15 % und wieder weitere 20 Jahre später auf unter 4 %.


joy hat folgendes geschrieben:
[...]Oder Computerchips?
Das ist, wie soll ichs nennen, eine extrem realitätsferne Allmachtsfantasie, die gehört eher in irgend so ein Computerspiel, wo man die "Arbeiter" per Maus an andere Stellen schieben und beliebig qualifizieren kann.
Mit der Realität in Mittelamerika hat diese Wahrnehmung nichts zu tun.
[...]
wenn in C.R. Chipfabriken entstehen, [...] aber daß ich es in naher Zukunft einfach für unrealistische halte.

wikipedia hat folgendes geschrieben:
Daneben wurde auch der High-Tech-Sektor ausgebaut; einer der bedeutenden Devisenbringer des Landes ist eine Chipfabrik der Firma Intel.


joy hat folgendes geschrieben:
[...]wenn du über deinen Schatten springst und wenigstens bei Aldi die fair gehandelten Bananen kaufst. Die gibt es für 1,99. Mehr mußt du ja gar nicht kapieren, wenn es denn wirklich nicht anders geht.

Mal abgesehen davon, dass ich momentan nach Miete und Telefon derzeit knappe 300€ für den Monat habe, lege ich tatsächlich Wert darauf, Lebensmittel soweit es geht tatsächlich vom Erzeuger zu beziehen und "fair" gehandelte Importwaren zu kaufen.
ABER meine Kritik an solchen Fair-Trade Labeln sehe ich gerade in deiner aufbrausenden Reaktion mehr als gerechtfertigt.
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Latenight
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Anmeldungsdatum: 17.05.2005
Beiträge: 2549

Beitrag(#371481) Verfasst am: 11.11.2005, 17:09    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo, joy? Bist du jetzt schon auf nach Banana-Land?

Ich hätte auch nicht gedacht, dass die Chipindustrie dort eine große Rolle spielt.

Ein lieber Prof von mir hätte zu dem Thread wohl gesagt "Elegant von hinten ins Knie geschossen".
Ich fand's auf jeden Fall sehr unterhaltsam, dass der kurze Wiki-Eintrag so zu unserer Duell Diskussion gepasst hat. Und hab noch was dazugelernt Sehr glücklich Winke - Winke
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joyborg
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Anmeldungsdatum: 20.01.2004
Beiträge: 2235

Beitrag(#371510) Verfasst am: 11.11.2005, 17:46    Titel: Antworten mit Zitat

Latenight hat folgendes geschrieben:
Hallo, joy? Bist du jetzt schon auf nach Banana-Land?

Ich hätte auch nicht gedacht, dass die Chipindustrie dort eine große Rolle spielt.

Ein lieber Prof von mir hätte zu dem Thread wohl gesagt "Elegant von hinten ins Knie geschossen".
Ich fand's auf jeden Fall sehr unterhaltsam, dass der kurze Wiki-Eintrag so zu unserer Duell Diskussion gepasst hat. Und hab noch was dazugelernt Sehr glücklich Winke - Winke


Hallo latenight, nein, bin schon noch da.

Vorab mal bitte um Entschuldigung für den aufbrausenden Stil.

Von der Intel-Fabrik in C.R. wußte ich tatsächlich nichts. Insofern auch dazugelernt.
Wobei man jetzt anfangen könnte zu streiten, ob neuerdings Intel statt UFC die Arbeitskräfte im Hinterhof ausbeuten will. Aber das führt bestimmt zu weit und zu nichts.. UFC/Chiquita besitzt immerhin (immer noch) einen zweistelligen Prozentsatz des Landes, Intel wahrscheinlich wesentlich weniger. UFC hat sich ganze Länder (bzw. deren Regierungen) einverleibt, nicht nur in C.R., auch Guatemala, Honduras. Es wurde und wird dort zugunsten einer Firma (!) geschachert und putschiert, daß die CIA-Flinte nur so qualmt.

In dieser Hinsicht könnte ich deine Theorie ("Fair Trade schadet dem Produzenten") noch am ehesten verstehen: Wenn UFC etc. ernsthafte Konkurrenz bekämen, dann wäre das Land von einem Staatsstreich bedroht, mit unwägbaren Auswirkungen auf jeden Bewohner.

Aus der Realität dort ist UFC jedenfalls nicht wegzudenken, und das vermutlich auch auf längere Sicht nicht. Eine costaricanische Bananenexportagentur ist völlig undenkbar.
(Die Verhandlungen kürzlich zu einer gesamtamerikanischen "Freihandelszone" fallen mir dabei ein.)
Und warum wegen einer Intel-Fabrik in C.R. Chiquita plötzlich kaufbarer sein sollte als zuvor, bzw. wieso Fair-Trade (d.h. an Chiquita vorbei gehandelte) Früchte den Produzenten dort nicht nur nichts nutzen, sondern sogar schaden sollten, ist mir immer noch nicht klar.
Hier geht es durchaus auch um Fragen der Kinderarbeit und der Arbeitssicherheit (Insektizide z.B.).

Wirf doch auch mal einen kurzen Blick auf http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/unternehmen/:Chiquita-Vom-Ausbeuter-Unternehmer/547996.html

(Chiquita hat ja seit ein paar Wochen noch einen zweiten Aufkleber auf seinen Bananen, der kommt von der "Rainforest Alliance")
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fred
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Anmeldungsdatum: 19.10.2005
Beiträge: 261

Beitrag(#371570) Verfasst am: 11.11.2005, 20:07    Titel: Antworten mit Zitat

so richtig doll p.c. sind Chipfabriken ja auch nicht:
wenig Arbeitsplätze, viel Gift...
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Latenight
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Anmeldungsdatum: 17.05.2005
Beiträge: 2549

Beitrag(#371571) Verfasst am: 11.11.2005, 20:09    Titel: Antworten mit Zitat

joy hat folgendes geschrieben:
Vorab mal bitte um Entschuldigung für den aufbrausenden Stil.


Kein Problem. Das macht ja mit den Reiz von solchen Foren aus, dass die Emotionen mal hochkochen und man nicht soviele Blätter vor den Mund nimmt wie im normalen Umgang mit seinen Mitmenschen. Da bin ich im Freigeisterhaus sicher kein Kind von Traurigkeit...

Und das Thema hier ist halt auch sehr emotional und lässt keinen mitfühlenden Menschen kalt. Sehr glücklich
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#375920) Verfasst am: 20.11.2005, 03:07    Titel: Antworten mit Zitat

Das gehört auch in diese Kategorie: In Gelsenkirchen haben Lebensmittelkontrolleure gammeliges Roastbeef und Putenfleisch gefunden: tiefgekühlt und falsch etikettiert. Mindestens 50 Tonnen sollen in den Handel gelangt sein, aber die Behörden wiegeln ab: Das Fleisch stinke, sei aber nicht gesundheitsschädlich. Na, dann ist ja gut ...
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Stefan
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 6217

Beitrag(#375941) Verfasst am: 20.11.2005, 10:46    Titel: Antworten mit Zitat

Tschibo verkauft Kleidung, die in Billiglohnländern unter schikanösen Bedingungen hergestellt wird. Ich habe zu diesem Thema folgenden Beitrag, in einem anderen Forum gefunden:
Zitat:

... Aber was würde passieren, wenn deshalb niemand mehr auch nur ein einziges Teil von Tchibo kaufen würde? Diese Leute hätten keine Arbeit mehr, müssten betteln gehen oder würden verhungern. So ein soziales Netz wie bei uns mit Sozialhilfe oder Hartz IV gibt's da nicht. Das eine Elend würde nur durch das andere Elend ersetzt. Ich weiß nicht, was richtig ist - den Leuten ihre Arbeit sichern und sie damit den Schikanen aussetzen oder den Leuten die Schikanen ersparen und sie damit hungern lassen...

Sowas verschlägt einem erstmal die Sprache... Komplett von der Rolle
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#375951) Verfasst am: 20.11.2005, 11:08    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:
Tschibo verkauft Kleidung, die in Billiglohnländern unter schikanösen Bedingungen hergestellt wird. Ich habe zu diesem Thema folgenden Beitrag, in einem anderen Forum gefunden:
Zitat:

... Aber was würde passieren, wenn deshalb niemand mehr auch nur ein einziges Teil von Tchibo kaufen würde? Diese Leute hätten keine Arbeit mehr, müssten betteln gehen oder würden verhungern. So ein soziales Netz wie bei uns mit Sozialhilfe oder Hartz IV gibt's da nicht. Das eine Elend würde nur durch das andere Elend ersetzt. Ich weiß nicht, was richtig ist - den Leuten ihre Arbeit sichern und sie damit den Schikanen aussetzen oder den Leuten die Schikanen ersparen und sie damit hungern lassen...

Sowas verschlägt einem erstmal die Sprache... Komplett von der Rolle

Nach der Logik mag selbst der Päderast, der zum Poppen nach Thailand fliegt, als Wohlstandsbringer erscheinen.
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Stefan
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 6217

Beitrag(#375956) Verfasst am: 20.11.2005, 11:30    Titel: Antworten mit Zitat

Gibt es eigentlich irgendwo in den Weiten des WWW eine Liste, in der Hersteller (nicht nur Bekleidung) und ihre Arbeitsbedingungen/Produktionsstandorte verzeichnet sind?

Problem dabei: Trigema z.B. fertigt nach eigenen Angaben nur in Deutschland. Aber weiß einer, woher die Firma ihre Rohwaren bekommt? Ist es vielleicht nur die Endfertigung, die dann als Marketingmittel propagiert wird?

Bei fast keinem Produkt, das man kauft, weiß man doch welche Arbeitsbedingungen dahinterstecken. Wenn's superbillig ist, ist's eigentlich klar. Aber teuer und hochwertig (z.B. Adidas) sagt auch nicht unbedingt aus, das die Ware zu menschlichen Bedingungen hergestellt wurde. Schade eigentlich.
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Tassilo
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Anmeldungsdatum: 17.05.2004
Beiträge: 7361

Beitrag(#375970) Verfasst am: 20.11.2005, 12:19    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:
Gibt es eigentlich irgendwo in den Weiten des WWW eine Liste, in der Hersteller (nicht nur Bekleidung) und ihre Arbeitsbedingungen/Produktionsstandorte verzeichnet sind?

Problem dabei: Trigema z.B. fertigt nach eigenen Angaben nur in Deutschland. Aber weiß einer, woher die Firma ihre Rohwaren bekommt? Ist es vielleicht nur die Endfertigung, die dann als Marketingmittel propagiert wird?

Bei fast keinem Produkt, das man kauft, weiß man doch welche Arbeitsbedingungen dahinterstecken. Wenn's superbillig ist, ist's eigentlich klar. Aber teuer und hochwertig (z.B. Adidas) sagt auch nicht unbedingt aus, das die Ware zu menschlichen Bedingungen hergestellt wurde. Schade eigentlich.


Bestimmte Rohwaren gibt es einfach nicht in Deutschland, Baumwolle z.B. Also können diese Rohwaren nicht bei uns hergestellt werden.
Wenn du Kleidung z.B. bei Waschbär kaufst, wird zumindest angegeben, wie diese Baumwolle hergestellt wurde. Ich nehme an, andere Ökoversand- und -bekleidungshäuser weisen das auch aus.
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Scout2001
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Anmeldungsdatum: 21.11.2005
Beiträge: 548

Beitrag(#377262) Verfasst am: 23.11.2005, 15:00    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:

Bei fast keinem Produkt, das man kauft, weiß man doch welche Arbeitsbedingungen dahinterstecken. Wenn's superbillig ist, ist's eigentlich klar. Aber teuer und hochwertig (z.B. Adidas) sagt auch nicht unbedingt aus, das die Ware zu menschlichen Bedingungen hergestellt wurde. Schade eigentlich.


Ja eben. Daran denke ich die ganze Zeit, als ich die Beiträge las.
Der Preis sagt nicht viel aus.
Man kann nicht sagen, dass man durch den Erwerb von billigen Waren unmenschliche Arbeitsverhältnisse unterstützt.
Es gibt z.B. Minen mit unmenschlichen Bedingungen und Arbeitsverhältnissen. Die Ware wird aber traditionell teuer verkauft.
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#377463) Verfasst am: 23.11.2005, 20:26    Titel: Antworten mit Zitat

Scout2001 hat folgendes geschrieben:

Ja eben. Daran denke ich die ganze Zeit, als ich die Beiträge las.
Der Preis sagt nicht viel aus.
Man kann nicht sagen, dass man durch den Erwerb von billigen Waren unmenschliche Arbeitsverhältnisse unterstützt.
Es gibt z.B. Minen mit unmenschlichen Bedingungen und Arbeitsverhältnissen. Die Ware wird aber traditionell teuer verkauft.

Selbstverständlich kann man billig produziertes teuer verkaufen. Jedenfalls viel eher, als teuer rpoduziertes billig zu verkaufen.
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fred
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Anmeldungsdatum: 19.10.2005
Beiträge: 261

Beitrag(#377492) Verfasst am: 23.11.2005, 21:21    Titel: Antworten mit Zitat

Sorry, aber jetzt muss ich auch mal abkotzen...

Zitat:

... Aber was würde passieren, wenn deshalb niemand mehr auch nur ein einziges Teil von Tchibo kaufen würde? Diese Leute hätten keine Arbeit mehr, müssten betteln gehen oder würden verhungern. So ein soziales Netz wie bei uns mit Sozialhilfe oder Hartz IV gibt's da nicht. Das eine Elend würde nur durch das andere Elend ersetzt. Ich weiß nicht, was richtig ist - den Leuten ihre Arbeit sichern und sie damit den Schikanen aussetzen oder den Leuten die Schikanen ersparen und sie damit hungern lassen...

und
hacketaler hat folgendes geschrieben:

du kapierst nicht.
es ist absolut lächerlich in europa landwirtschaft zu betreiben. und das autonomie-gelaber ist noch lächerlicher[...] andere können das billiger - basta. sollen sie das machen.
wir können nicht längst überholte wirtschaftszweige aufrecht erhalten ohne grund [...]. die internationalen kosten rechtfertigen diesen scheiss einfach nicht


Mit Verlaub:
Ich kann es nicht mehr hören (mit weinerliche Stimme):
"das System ist schuld, alle sind Schuld, nur ich armer (Verbraucher-)Wicht nicht"

So ein Gelaber geht mir dermassen auf den Sack, dass ich darüber den ganzen Tag kotzen könnte.
(und @latenight, hackethaler & thao: mit euerer Sympatiebekundung zu solcherlei Gedanken habt ihr durchaus einen Anteil Schuld daran)

Aus folgendem Grund:
Was in diesen Ländern passiert ist, dass den Leuten dort zuerst ihre eigenen Resourcen weggenommen werden (Grund&Boden, Bodenschätze, Wasserrechte, Fischereirechte etc.), sie somit um die Möglichkeit gebracht werden, sich selbst ausreichend zu ernähren.

Anschliessend kommen Nike, Adidas, Bananen-, Wasser-, Textil- und all die anderen "Mafiosi" her, und "sind so freundlich", sie für eine Schale Reis am Tag am Leben zu erhalten (oder für weniger, so dass sie dann auch noch ihre Kinder schuften lassen müssen).

Hatten wir das nicht auch schon mal ?
Erinnert sich jemand ?
Schon mal "die Weber" gelesen ?

Das zynischste und mich am meisten ankotzende ist, dass es immer wieder "pseudo-Linke" und Gutmenschen gibt, die meinen, der 3. Welt auch noch was Gutes zu tun, wenn man ihnen die solcherart produzierten Billigwaren abkauft.

Wenn man sie aber gleichzeitig ihr eigenes Wasser, ihre eigenen Bodenschätze, ihre Saat- und Pflanzrechte, das Saatgut und Proteine sowie andere höherwertige Nahrungsmittel zu horrenden Preisen zurückkaufen lässt, ist das nichts anderes als Sklaverei.

Mal ganz abgesehen davon, dass die Plantagen, Minen, Bohrlöcher und Fabriken nicht unter der Kontrolle der jeweiligen Länder (i.e. Bevölkerung) sind, sondern i.A. Konzernen oder deren Marionetten vor Ort unterstellt sind.
Der kleine Arbeuter und Bauer in diesen Ländern hat null-und-nichts vom Export der Bananen und ist auch null-und-nichtig an Exportprofiten beteiligt.
[Übrigens: soviel ist das gar nicht, was in den Ländern hängen bleibt: ein T-Shirt, dass bei uns im Laden ca. 10-15 EUR kostet, hat etwa 30Cent (!) Lohnkosten in Malaysia drin;
Im "BOSS-Jäckchen" für ca. 200 EUR stecken ungefähr 1.50EUR (!).
Lohnkosten, wohlgemerkt. Da sind vor-Ort-Manager und Aufpasser mit der Peitsche mit drin !
Also selbst wenn das Geld den Leuten vor Ort irgendwie voll zukäme: vergesst es.]

Was wir so erzeugen und stützen ist pure Sklaverei !
Und jeder, der solcherlei Billigzeug kauft, ist mit verantwortlich.
Übrigens, so nebenbei: was da oben zitiert wurde ist die selbe Argumentation, mit der Christen die die Entführung von afrikanischen Sklaven und Verkauf an US-Südstaaten-Sklavenhalter rechtfertigten.
Motto: "es geht ihnen doch allemal besser, als wenn sie im Urwald verhungern".

Das Gegenteil ist richtig:
Besser für die Leute dort wäre tatsächlich, man würde sie (ganz) in Ruhe lassen, dann könnten sie ihre Gesellschaft zunächst mal dadurch kurieren, dass sie ihre Zeit wieder damit verbringen, sich erst mal selbst ernähren, statt für uns Frondienste zu leisten.
Und bis dahin wäre as doch auch nur gerecht, wenn bei uns Bananen dann halt 10 oder 20 mal so teuer wären.
Für Zonengabi(*) wär' das zwar eine Katastrophe, aber im Grunde könnten wir dann auch mal anfangen, uns durch den Überproduktionsberg der Landwirtschaft durchzufressen
(oder vielleicht Bananen gegen Äpfel tauschen ? dann ginge es nämlich nicht mehr um's Geld, sondern um Nahrungsmittel und die Konzerne hätten sofort Null-Interesse).

Beispiele ?:
Wasser in Süd/Mittelamerika; und nicht nur Amerik. Konzerne, Nestle spielt auch dicke mit.
Bodenschätze in Südamerika,
Nahrung im Sudan (ja: die exportieren mehr Nahrungsmittel als sie importieren, und ihre eigenen Leute verhungern).
Fischereirechte in Afrika, Südamerika etc.
Überhaupt, die ganze GATT und WTO-Kacke !

Wygotsky hat folgendes geschrieben:

Die Lösung wäre, mehr Produktionsschritte in die Entwicklungsländer selbst zu verlegen. Der Kakao müsste dort nicht nur gepflückt sondern auch zu Schokolade verarbeitet und verpackt werden...

korrekt erkannt, aber:
Wygotsky hat folgendes geschrieben:

1. Fehlt vor Ort oft das Know-How um Rohstoffe zu höherwertigen Produkten zu verarbeiten. In Madagaskar kann man derzeit keine Lind-Pralinen produzieren.
2. Fehlt das heimische Kapital, um solche Produktionsstätten aufzubauen. Natürlich könnte Lind Schokoladenwerke in Madagaskar aufmachen, aber dann würden Gewinne zurück nach Europa fließen. Ideal wären einheimische Investoren, die ihre Gewinne im Land lassen.

Völliger Quatsch ! (in Italien gibt es viele hochedle 5-10 Mann Minibetriebe, die das hinkriegen)
Wygotsky hat folgendes geschrieben:

3. Ist die Frage, ob man so produzierte Schokolade auf unsere Märkte lassen würde.

Das ist der springende Punke !
Die *dürfen* ihr Zeug nämlich hier bei uns (und in Amiland) gar nicht verkaufen; denn in der Veredelung dieser liegt ja der Hauptanteil des Profits.
Und, es müssen nicht immer Megakonzerne (wie Lind) sein (max denkt auch immer nur in solchen Kategorien). 1000 Kleinbetriebe a 10 Mitarbeitern könnten das in Südamerika genauso gut herstellen, wobei *viel* mehr Sekundärjobs entstünden (eingenommenes Geld schafft nämlich nur dann Arbeitsplätze, wenn es möglichst oft "umläuft" - nicht wenn es sofort auf irgend einem Bankkonto verschwindet - insofern ist es nur gut, wenn dort dir produktivität geringer ist, dann können mehr Menschen von der Schokolade leben).

Thao hat folgendes geschrieben:

Willst du jetzt an die Moral der Käufer appellieren? Das System ist schuld, nicht die Käufer.

hacketaler hat folgendes geschrieben:

also über boykott geht mal gar nichts.

Ihr macht es euch sehr leicht, und überseht dabei, dass ihr euch zu einem Teil des Systems macht. Die Verantwortung auf diese Weise einfach abschieben halte ich für höchst unangebracht, ja sogar für unmoralisch.
Es ist zwar auch richtig, dass:
moritura hat folgendes geschrieben:

Also das Geschimpfe, die Leute die billig kaufen (aus welchen Gründen auch immer) geht am Problem vorbei.

aber eben nur teilweise: indem wir alle das System weiter füttern (im wahrsten Sinn des Wortes) bleibt es uns auch erhalten - und wird weiter wachsen.

Warum wir als Verbraucher durch unser Konsumverhalten was ausrichten können
Tatsächlich wird das System solange wachsen, bis wir nicht mehr als Markt dienen, also selbst ausgelutscht sind - dann wird es sich neue Opfer suchen. Wir werden dann aber schon zu irrelevant sein, um durch Konsumverhalten noch etwas ausrichten zu können - und damit bleibt in dieser Zukunft dann wirklich nur noch Revolution übrig.

Wer aber daran glaubt, sollte vorher mal nach Südamerika oder Südostasien gucken: so richtig funktioniert das mit den Revolutionen nicht mehr, seit die Übermacht der CIAs, NSAs, Militärs und anderer Unterdrückerorgane so gross geworden ist, dass man keinen Furz mehr lassen kann, ohne dass es irgend ein Spionagesatellit mitkriegt.
Wenn erst mal jeder einen RFID-Chip im Pass hat, den man ohne es zu merken aus einiger Entfernung auslesen kann, ohne Handy und Internet nicht mehr kommunizieren kann, ohne Chipkarte nicht mehr bezahlen und ohne Geldautomat kein Geld mehr hat , ist nichts mehr mit Revolutionsvorbereitungen. Es ist nicht mehr der "romantische Kampf" von vor 100 Jahren !
(übrigens, ich glaube nicht, dass BinLaden noch frei wäre, wenn man ihn *wirklich* schnappen wollte...)

Also ist es JETZT and der Zeit, durch Konsumverhalten was zu tun - später gehts nicht mehr (@heike und wer's schon *jetzt* nicht mehr kann, dem mache ich keinen Vorwurf).

Allen unkenden "ey man - voll unkrass - bringt doch eh nichts" Rufern:

Es gab durchaus in der Vergangenheit Boykottmassnahmen, die funktioniert haben; und das zu Zeiten, als es noch kein (weniger) Internet gab, und damit die Kommunikation und Organisation weitaus schwieriger durchzuführen waren.
Es sollte doch für die Script-Kiddies heutzutage kein Problem sein, statt irgend welchen Unsinnigen, destruktiven Würmern und Viren, mal zur Abwechslung eine Boykott-email-Aktion loszutreten.
Ich denke mal, wenn 800 Mio Internetuser weltweit eine email zum Boykott eines Unternehmens (mit guter und ausführlicher Begründung) bekämen, hätte das *definitiv* eine Auswirkung - und wenn nur eine psychologische...
Vielleicht kennt einer von euch ja einen zwinkern


PS:
ich kauf' übrigens auch meine Bücher nicht bei Amazon, sondern bestelle sie telephonisch beim Bücherladen im Ort - der hat sie am nächsten Tag auch, und bringt sie mir inzwischen sogar oft persönlich vorbei (auch so ein Punkt, bei dem ich mich schon mit einigen gezankt habe).
Teurer sind die Bücher auch nicht - es ist aber ein Job mehr am Ort, und ich kann mit meinen Kindern zuweilen in einem Bücherladen stöbern (euch Großstädter tangiert das natürlich nicht, wenn man aber in einem Kaff mit 5000 Einwohnern wohnt, ist das schon was Traurig . )

Und bei Lidl/WalMart kauf' ich schon wegen deren Mitarbeiterpolitik nicht ein.
(sollen die ruhig Pleite gehen - die paar Mitarbeiter finden dann vielleicht irgendwann mal wieder einen Job bei einem kleinen Buchladen um die Ecke...)

PPS:
gebt's mir !


(*) Titel der Satirezeitschrift Titanic, ca. 1990; für die Jüngeren unter euch:
Zonengabi ganz im Glück: "meine erste Banane"
[glücklich verklärt lächelnd, mit einer halb-geschälten Gurke in der Hand]
_________________
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#1715040) Verfasst am: 30.12.2011, 12:09    Titel: Antworten mit Zitat

Der hohe Preis von Billigbananen

Zitat:
Ein Kilo Bananen für einen Euro: Mit Schnäppchen locken Aldi und Co. die Verbraucher. Dafür zahlen Plantagenarbeiter mit ihrer Gesundheit, in Ecuador etwa. Eine neue Studie zeigt, wie brutal die Erntehelfer ausgebeutet werden - und erhebt schwere Vorwürfe gegen deutsche Supermarktketten.

_________________
Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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I.R
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Beitrag(#1715050) Verfasst am: 30.12.2011, 12:29    Titel: Antworten mit Zitat

Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Der hohe Preis von Billigbananen

Zitat:
Ein Kilo Bananen für einen Euro: Mit Schnäppchen locken Aldi und Co. die Verbraucher. Dafür zahlen Plantagenarbeiter mit ihrer Gesundheit, in Ecuador etwa. Eine neue Studie zeigt, wie brutal die Erntehelfer ausgebeutet werden - und erhebt schwere Vorwürfe gegen deutsche Supermarktketten.

Und weiter im Text:
Zitat:
Wenn sich wirklich etwas an den ausbeuterischen Arbeitsbedingungen ändern solle, müssten die Supermarktketten "ihre Einkaufspraktiken gegenüber Lieferanten und Importeuren ändern und diesen angemessene Preise zahlen".

Wenn Lieferanten und Importeure "angemessene" Preise bekommen, dann ändert sich für die Plantagenarbeiter noch lange nichts.
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#1715055) Verfasst am: 30.12.2011, 12:33    Titel: Antworten mit Zitat

I.R hat folgendes geschrieben:
Wenn Lieferanten und Importeure "angemessene" Preise bekommen, dann ändert sich für die Plantagenarbeiter noch lange nichts.

Nicht notwendigerweise. Aber ist das ein Argument? Wenn ja, wofür oder wogegen?
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Vronib111
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Anmeldungsdatum: 14.09.2006
Beiträge: 1048

Beitrag(#1715068) Verfasst am: 30.12.2011, 13:34    Titel: Antworten mit Zitat

Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
I.R hat folgendes geschrieben:
Wenn Lieferanten und Importeure "angemessene" Preise bekommen, dann ändert sich für die Plantagenarbeiter noch lange nichts.

Nicht notwendigerweise. Aber ist das ein Argument? Wenn ja, wofür oder wogegen?


Könnte man wohl auch "Neu-Kolonialisierung" nennen, das Ganze mit den Hungerlöhnen für die ArbeiterInnen. Aber in Deutschland sind wir scheinbar dennoch auf dem besten Weg uns auf dem sicherlich etwas anderem Grundniveau solidarisch anzugleichen.
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Ich bin nicht mehr aus Überzeugung römisch-katholisch, sondern ausgetreten!!!
Umso mehr bin ich für strikte (finanzielle) Trennung von Kirche und Staat! Opus Dei oder die Piusbrüder mag ich schon gleich überhaupt nicht!
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I.R
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Anmeldungsdatum: 08.10.2006
Beiträge: 9142

Beitrag(#1715097) Verfasst am: 30.12.2011, 16:38    Titel: Antworten mit Zitat

Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
I.R hat folgendes geschrieben:
Wenn Lieferanten und Importeure "angemessene" Preise bekommen, dann ändert sich für die Plantagenarbeiter noch lange nichts.

Nicht notwendigerweise. Aber ist das ein Argument? Wenn ja, wofür oder wogegen?

Wenn, dann ein Argument für die Aufforderung, derartige Geschichten in etwas größeren Zusammenhängen zu sehen, als in ihrer unsäglichen Simplifikation.
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soulreaver
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Anmeldungsdatum: 08.11.2007
Beiträge: 649

Beitrag(#1715210) Verfasst am: 31.12.2011, 01:42    Titel: Antworten mit Zitat

Fyodor hat folgendes geschrieben:
Daraus macht niemand ein Geheimnis. Jeder weiß es. Aber den Leuten ist billige Ware lieber, als Menschenrechte in einem weit entfernten Land.


So einfach ist das nicht. Billig ist ein subjektiver Begriff. Die Leute hierzulande kaufen lediglich das, was sie für ihr Geld bekommen. Man könnte die Waren verteuern, aber dann müssten die Leute pro Ware mehr Geld ausgeben. Geld, welches von anderen Waren abgezogen werden müsste. Eine Verteuerung der Waren würde also hierzulande zu einer Senkung der Kaufkraft und damit auch für China zu einer Reduktion der Produktion führen - mit noch mehr Elend etc..
Die einzige ökonomisch Lösung der Elends-Ausbeutung in China wäre eine Erhöhung der dortigen Löhne und dem Aufbau eines Sozialstaats mit Arbeitsschutzgesetzen. Dies wiederum wäre nur möglich bei noch höheren Profiten chinesischer Arbeitgeber. Das wiederum aber würde voraussetzen, dass wir hierzulande noch mehr chinesische Waren kaufen, und dafür bräuchte es noch mehr Jobs und noch mehr Beschäftigte - bei gleichzeitiger Reduktion der Arbeitszeit pro Arbeitskraft.
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Religion ist das Opium des Volkes!
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