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Tegularius surreal
Anmeldungsdatum: 28.07.2005 Beiträge: 2002
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(#369247) Verfasst am: 07.11.2005, 11:22 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | modorok hat folgendes geschrieben: | Über die Konsequenzen und Riskien aufgeklärt zu werden halte ich für wichtig. |
Also sollten die Schüler erfahren, dass man von Sex schwanger werden kann, und dass man sich auf diesem Wege mit Krankheiten infizieren kann. Gut. Das müsste sich ja relativ rasch erledigen lassen. Und ich vermute, dagegen hätten selbst konservativste Katholen wenig einzuwenden. |
Über was soll denn sonst noch gesprochen werden? Sexualität als biologisches Phänomen (es ist ja nunmal eines) zu besprechen inkl. Schwangerschaft und deren Verhütung reicht meiner Meinung nach aus. Ideologisierungen sollten grundsätzlich unterlassen werden (also keine Enthaltsamkeitspredigten etc.).
Zitat: | modorok hat folgendes geschrieben: | Was ich noch weniger hören will ist, wie ich eine Beziehung zu führen habe, was ich alles falsch mache. |
Ich wollte mir derartiges auch nicht anhören. Leider haben sich meine Klassenkameraden nicht den Mund verbieten lassen. |
Aber denen muss man ja nicht zuhören bzw. man kann weggehen, wenn einen nicht interessiert, was gesagt wird oder wenn man mit den Ansichten nichts anfangen kann. Im Rahmen des Unterrichts ist das schon schwerer. Ich finde es jedenfalls nicht richtig, wenn eine "rechte Lebensführung" oder ähnliches Unterrichtsthema ist.
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#369248) Verfasst am: 07.11.2005, 11:25 Titel: |
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Leony hat folgendes geschrieben: | Überhaupt kann ein Sexualkunde-Unterricht
genutzt werden, um Alternativen aufzuzeigen zu vielen kontraproduktiven Vorstellungen,
denen die jungen Menschen in ihrem Umfeld begegnen.
So können junge Menschen z. B. erfahren, dass Masturbation normalerweise nicht gesundheitsschädlich ist,
und dass sie von vielen Menschen keineswegs als verwerflich angesehen wird,
sondern als eine Quelle des Vergnügens und/oder als eine legitime Möglichkeit zum Umgang mit dem Sexualtrieb.
Auch was den Umgang mit Homosexualität angeht,
könnte jungen Menschen eine Alternative geboten werden
zu den homophoben Parolen, die viele in ihrer Umgebung zu hören bekommen,
nicht nur in der Kirche,
teilweise auch und gerade von Gleichaltrigen,
da gibt es unter männlichen Jugendlichen teilweise eine Homophobie, die ich erschreckend finde. |
Nach meiner Einschätzung wird im Biologieunterricht eine biologistische Vorstellung von Sex vermittelt. Da ist die Rede von Fortpflanzungstrieb, Hormonen, Befruchtung und dergleichen. Das ist von begrenztem Nutzen, wenn man nach Wegen sucht, seine Sexualität zu leben.
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#369252) Verfasst am: 07.11.2005, 11:37 Titel: |
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Tegularius hat folgendes geschrieben: | Über was soll denn sonst noch gesprochen werden? Sexualität als biologisches Phänomen (es ist ja nunmal eines) zu besprechen inkl. Schwangerschaft und deren Verhütung reicht meiner Meinung nach aus. |
Sexualität als biologisches Phänomen... das kann auch eine Strategie sein: Sexualkundeunterricht so lebensfern und uninteressant zu machen, dass sich keine Sau dafür interessiert.
Tegularius hat folgendes geschrieben: | Ideologisierungen sollten grundsätzlich unterlassen werden (also keine Enthaltsamkeitspredigten etc.). |
Man könnte zum Beispiel über solche Ideologisierungen sprechen. Zum einem über die explizit formulierten aus Rom. Zum anderen über die implizit vorhandenen in den Medien und in alltäglichen Diskursen.
Tegularius hat folgendes geschrieben: | Aber denen muss man ja nicht zuhören bzw. man kann weggehen, wenn einen nicht interessiert, was gesagt wird oder wenn man mit den Ansichten nichts anfangen kann. Im Rahmen des Unterrichts ist das schon schwerer. |
Das klingt für mich sehr lebensfern. Für einen schwulen Jugendlichen dürfte es ziemlich irrelevant sein, ob seine Veranlagung im Biologieunterricht wissenschaftlich erklärt werden kann. Was seine Klassenkameraden über ihn sagen und denken, wenn sie von seiner Vorliebe erfahren, wird ihn wohl mehr beschäftigen.
Tegularius hat folgendes geschrieben: | Ich finde es jedenfalls nicht richtig, wenn eine "rechte Lebensführung" oder ähnliches Unterrichtsthema ist. |
"Rechte Lebensführung" wird im Alltag ständig zum Thema gemacht und darum sollte die Schule auf solche Themen eingehen.
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Tegularius surreal
Anmeldungsdatum: 28.07.2005 Beiträge: 2002
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(#369270) Verfasst am: 07.11.2005, 11:55 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Sexualität als biologisches Phänomen... das kann auch eine Strategie sein: Sexualkundeunterricht so lebensfern und uninteressant zu machen, dass sich keine Sau dafür interessiert. |
Für den Unterricht oder für die Sexualität?
Tegularius hat folgendes geschrieben: | Man könnte zum Beispiel über solche Ideologisierungen sprechen. Zum einem über die explizit formulierten aus Rom. Zum anderen über die implizit vorhandenen in den Medien und in alltäglichen Diskursen. |
Das halte ich allerdings auch für sinnvoll.
Zitat: | Das klingt für mich sehr lebensfern. Für einen schwulen Jugendlichen dürfte es ziemlich irrelevant sein, ob seine Veranlagung im Biologieunterricht wissenschaftlich erklärt werden kann. Was seine Klassenkameraden über ihn sagen und denken, wenn sie von seiner Vorliebe erfahren, wird ihn wohl mehr beschäftigen. |
Mag sein. Viele Dinge sind interessanter für den Einzelnen als der Unterricht; das heißt aber für mich nicht, dass sie zum Unterrichtsthema erhoben werden sollen. Meiner Meinung nach sollte Pflichtunterricht neutral sein und Fakten, Arbeitsmethoden etc. vermitteln.
Tegularius hat folgendes geschrieben: | "Rechte Lebensführung" wird im Alltag ständig zum Thema gemacht und darum sollte die Schule auf solche Themen eingehen. |
Mir ist nur die Vorstellung unangenehm, dass von "offizieller" Seite bestimmte Richtlinien vorgegeben werden könnten. Das ginge dann schon wieder in die Richtung, in der sich auch die Kirchen befinden. Wenn jedoch z.B. Enthaltsamkeitsforderungen oder ähnliches neutral besprochen würden (z.B. im Religionsunterricht), hätte ich nichts dagegen.
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#369273) Verfasst am: 07.11.2005, 12:12 Titel: |
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Tegularius hat folgendes geschrieben: | Für den Unterricht oder für die Sexualität? |
Für den Unterricht. Für Sexualität interessieren sich Schüler von ganz alleine, nur eben nicht unbedingt für Sexualität als biologisches Geschehen. Mein Interesse für Essen hat auch wenig mit dem zu tun, was im Magen-Darm-Trakt geschieht.
Tegularius hat folgendes geschrieben: | Mag sein. Viele Dinge sind interessanter für den Einzelnen als der Unterricht; das heißt aber für mich nicht, dass sie zum Unterrichtsthema erhoben werden sollen. Meiner Meinung nach sollte Pflichtunterricht neutral sein und Fakten, Arbeitsmethoden etc. vermitteln. |
Meiner Meinung nach sollte guter Unterricht dem Schüler helfen, im Leben zurecht zu kommen. Dabei sind Fakten und Methoden von begrenztem Nutzen, denn es gibt keine faktisch oder methodisch richtige Weise, seine Sexualität zu leben. Nützlicher ist es, verschiedene Lebensmodelle zu kennen, etwas über die damit verbundenen Chancen und Risiken zu wissen, und in der Diskussion in der Klasse die Unterschiedlichkeit von Standpunkten zu erfahren. Mir scheint allerdings, dass solcher Unterricht für viele jenseits der Vorstellungskraft ist.
Tegularius hat folgendes geschrieben: | Mir ist nur die Vorstellung unangenehm, dass von "offizieller" Seite bestimmte Richtlinien vorgegeben werden könnten. |
Von den Offiziellen habe ich zur Zeit am wenigsten Angst. Wenn ich vermeindlich progressive Eltern schocken will, drücke ich denen eine Broschüre von der BZGA in die Hand.
Tegularius hat folgendes geschrieben: | Wenn jedoch z.B. Enthaltsamkeitsforderungen oder ähnliches neutral besprochen würden (z.B. im Religionsunterricht), hätte ich nichts dagegen. |
Das führt zu der allgemeineren Frage, ob es Religionsunterricht geben soll. In einem Fach LER hat Sexualität für mich ihren Platz. Allerdings gebe ich zu, dass so etwas sicher nicht einfach zu unterrichten ist.
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Tegularius surreal
Anmeldungsdatum: 28.07.2005 Beiträge: 2002
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(#369282) Verfasst am: 07.11.2005, 12:27 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Meiner Meinung nach sollte guter Unterricht dem Schüler helfen, im Leben zurecht zu kommen. Dabei sind Fakten und Methoden von begrenztem Nutzen, denn es gibt keine faktisch oder methodisch richtige Weise, seine Sexualität zu leben. |
Wie man sein Leben führen will, sollte man selbst herausfinden und nicht irgendwelche Modelle vorgestellt bekommen, aus welchen man dann wählen kann. Wenn kritisches Denken, Fakten usw. in ausreichendem Maße vermittelt würden, könnten sich die Schüler im Laufe der Zeit ihre eigenen Modelle entwickeln. Diskussionen darüber sollten natürlich nicht ausbleiben, da hast du sicher recht. Allerdings auf absolut freier Basis und nicht vor dem Hintergrund irgendwelcher Idealvorstellungen.
Zitat: | Das führt zu der allgemeineren Frage, ob es Religionsunterricht geben soll. |
Ich finde schon. Allerdings nicht, wie heute üblich, vor konfessionellem Hintergrund, sondern allgemein und von "außen". Im Rahmen eines solchen Unterrichtes könnte man m.E. auch religiös bedingte Enthaltsamkeit oder ähnliches kritisch besprechen.
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#369285) Verfasst am: 07.11.2005, 12:51 Titel: |
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Tegularius hat folgendes geschrieben: | Wie man sein Leben führen will, sollte man selbst herausfinden und nicht irgendwelche Modelle vorgestellt bekommen, aus welchen man dann wählen kann. |
Auch das finde ich lebensfern. Kein Mensch kann seine Identität aus dem Nichts erschaffen. Es geht auch nicht darum, eine Lebensform vollständig zu übernehmen, und ich kenne auch keinen Menschen, der eine so naive Vorstellung von Sozialisation hat.
Tegularius hat folgendes geschrieben: | Wenn kritisches Denken, Fakten usw. in ausreichendem Maße vermittelt würden, könnten sich die Schüler im Laufe der Zeit ihre eigenen Modelle entwickeln. |
Nehmen wir an, ein Jugendlicher findet heraus, dass er schwul ist. Er denkt kritisch und hat eine Menge Fakten über Sexualität an der Hand. Was wir eine Art Schwuler will er werden? Eine Uniform-SM Typ bei den Green Berets (Deutschlands größter Uniformfetischgruppe)? Ein Szeneschwuler, der jede Nacht mit einem anderen Typen ins Bett hüpft? Ein Spießerschwuler, der mit einem festen Partner eheähnlich zusammenlebt? Oder einer, der einen festen Partner hat, aber und zu Sex mit einem anderen hat? Einer, der ein Kind adoptiert? Ein politischer Schwuler, der sich offen gegen Diskriminierung engagiert? Ein angepasster Schwuler, der im Kollegenkreis nie ein Wort darüber verliert? Ein extrovertierter Schwuler, der es jedem auf die Nase bindet? Ist anzunehmen, dass der Jugendliche diesen Bruchteil an Möglichkeiten durch eigenes Nachdenken erfindet? Oder geht das eigene Nachdenken nicht viel schneller, wenn er von solchen Lebensweisen erfährt, und sich mit anderen darüber austauscht?
Tegularius hat folgendes geschrieben: | Diskussionen darüber sollten natürlich nicht ausbleiben, da hast du sicher recht. Allerdings auf absolut freier Basis und nicht vor dem Hintergrund irgendwelcher Idealvorstellungen. |
Das wäre gut. Allerdings werden viele Klassen eine freie Diskussion über solche Themen gar nicht zulassen.
Tegularius hat folgendes geschrieben: | Ich finde schon. Allerdings nicht, wie heute üblich, vor konfessionellem Hintergrund, sondern allgemein und von "außen". Im Rahmen eines solchen Unterrichtes könnte man m.E. auch religiös bedingte Enthaltsamkeit oder ähnliches kritisch besprechen. |
Ich würde das Ganze nicht mehr Religionsunterricht nennen, weil dort auch über außerreligiöse Standpunkte gesprochen werden sollte. "Lebensgestaltung, Ethik, Religion" finde ich als Name dafür ganz gut.
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#369290) Verfasst am: 07.11.2005, 13:12 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Ist anzunehmen, dass der Jugendliche diesen Bruchteil an Möglichkeiten durch eigenes Nachdenken erfindet? Oder geht das eigene Nachdenken nicht viel schneller, wenn er von solchen Lebensweisen erfährt, und sich mit anderen darüber austauscht?
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Warum sollte dieses Nachdenken schneller gehen?
Ich denke, es handelt sich eher um eine lebenslange Entwicklung. Da muß man (oder frau) sich nicht schon als Jugendlicher festlegen.
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Tegularius surreal
Anmeldungsdatum: 28.07.2005 Beiträge: 2002
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(#369296) Verfasst am: 07.11.2005, 13:57 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Auch das finde ich lebensfern. Kein Mensch kann seine Identität aus dem Nichts erschaffen. |
Natürlich entwickelt sich die "Identität" des Menschen durch Interaktion mit seiner Umgebung - wie auch sonst. Diese sollte aber meiner Meinung nach so frei wie möglich sein und nicht künstlich in vorgegebene Richtungen gelenkt werden. Es sollten allgemeine Methoden vermittelt werden, die das Individuum nutzen kann, um seinen eigenen Weg zu erfinden und gehen. Das Wesen des Weges selbst sollte offen gelassen werden. Eine Vermittlung von möglichen Lebensmodellen wie bestimmte Formen der Partnerschaft usw. im Schulunterricht steht dem m.E. grob entgegen.
Zitat: | Oder geht das eigene Nachdenken nicht viel schneller, wenn er von solchen Lebensweisen erfährt, und sich mit anderen darüber austauscht? |
Wer allgemein gelernt hat, wie er an Informationen kommt und wie er mit diesen umgehen kann, der findet sich schon zurecht. Wer sich derart ein eigenes Bild gemacht hat, der kann sich auch frei mit anderen über dieses Bild auseinandersetzen.
Zitat: | Das wäre gut. Allerdings werden viele Klassen eine freie Diskussion über solche Themen gar nicht zulassen. |
Das stimmt wohl leider. Aber einen Rahmen, in welchem eine solchen Gesprächskultur möglich ist, sollte man m.E. entwickeln, wenn man eine positive Umgestaltung des Unterrichts anstrebt.
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#369298) Verfasst am: 07.11.2005, 14:02 Titel: |
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Sanne hat folgendes geschrieben: | Warum sollte dieses Nachdenken schneller gehen?
Ich denke, es handelt sich eher um eine lebenslange Entwicklung. Da muß man (oder frau) sich nicht schon als Jugendlicher festlegen. |
Von festlegen redet hier keiner. Es geht darum, bestimmte Möglichkeiten zu erkennen und abwägen zu können. Wer diese Möglichkeiten nicht vorstellen möchte, der limitiert die Jugendlichen zunächst auf das, was sie in ihrem Umfeld vorfinden.
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#369301) Verfasst am: 07.11.2005, 14:16 Titel: |
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Tegularius hat folgendes geschrieben: | Natürlich entwickelt sich die "Identität" des Menschen durch Interaktion mit seiner Umgebung - wie auch sonst. Diese sollte aber meiner Meinung nach so frei wie möglich sein und nicht künstlich in vorgegebene Richtungen gelenkt werden. |
Das habe ich auch zu keinem Zeitpunkt gefordert. Allerdings wird die Identität sehr wohl künstlich in vorgegebene Richtungen gelenkt wird, und zwar von allem möglichen Akteuren, von denen mir in Deutschland die Schule die geringste Rolle zu spielen scheint. Insofern finde ich es schon merkwürdig, dass man gerade der Institution Schule misstraut, die es doch dem Individuum ermöglichen könnte, sich von solchen Einflüssen und Vorgaben zu emanzipieren.
Tegularius hat folgendes geschrieben: | Es sollten allgemeine Methoden vermittelt werden, die das Individuum nutzen kann, um seinen eigenen Weg zu erfinden und gehen. |
Eine der wenigen allgemeinen Methoden, die ich kenne, ist die Auseinandersetzung mit möglichst verschiedenen Wegen, um ergründen zu können, wie ich dazu stehe.
Tegularius hat folgendes geschrieben: | Das Wesen des Weges selbst sollte offen gelassen werden. Eine Vermittlung von möglichen Lebensmodellen wie bestimmte Formen der Partnerschaft usw. im Schulunterricht steht dem m.E. grob entgegen. |
Der Schüler sollte also, um seinen Lebensweg wählen zu können, möglichst wenig Lebenswege kennen.
Tegularius hat folgendes geschrieben: | Wer allgemein gelernt hat, wie er an Informationen kommt und wie er mit diesen umgehen kann, der findet sich schon zurecht. |
Aber man sollte um Himmels willen nicht über Menschen reden, die ihre Sexualität leben.
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
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(#369309) Verfasst am: 07.11.2005, 14:26 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Von den Offiziellen habe ich zur Zeit am wenigsten Angst. Wenn ich vermeindlich progressive Eltern schocken will, drücke ich denen eine Broschüre von der BZGA in die Hand. |
Kannst du Beispiele für solche Broschüren nennen?
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#369318) Verfasst am: 07.11.2005, 14:42 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | ...über Menschen reden, die ihre Sexualität leben. |
Das fand bei uns im Rahmen des Literatur-Unterrichts statt.
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Tegularius surreal
Anmeldungsdatum: 28.07.2005 Beiträge: 2002
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(#369320) Verfasst am: 07.11.2005, 14:49 Titel: |
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Zitat: | Der Schüler sollte also, um seinen Lebensweg wählen zu können, möglichst wenig Lebenswege kennen. |
Nein, er sollte nur nicht den Eindruck vermittelt bekommen, dass er unbedingt einen Weg wählen sollte, den andere schon gegangen sind.
Zitat: | Aber man sollte um Himmels willen nicht über Menschen reden, die ihre Sexualität leben. |
Nicht "um Himmels willen". Mir ist es einerlei, ob sich jemand für das Sexualleben anderer Menschen interessiert. Allerdings sehe ich keinen Grund, dieses in der Schule zum Thema zu machen. Ich halte es allgemein für unwichtig. Sinnvoll finde ich, das Thema allgemein zu behandeln. Dann kann man sich ja seine Gedanken dazu machen und, wenn es einen interessiert, nach weiteren Informationen suchen.
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#369321) Verfasst am: 07.11.2005, 14:59 Titel: |
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Tegularius hat folgendes geschrieben: | Mir ist es einerlei, ob sich jemand für das Sexualleben anderer Menschen interessiert. Allerdings sehe ich keinen Grund, dieses in der Schule zum Thema zu machen. Ich halte es allgemein für unwichtig. |
Das sei dir zugestanden, aber im Leben vieler Menschen spielt Sexualität eine gewisse Rolle.
Tegularius hat folgendes geschrieben: | Sinnvoll finde ich, das Thema allgemein zu behandeln. |
Sexualität im allgemeinen ohne das sie etwas mit dem menschlichen Leben zu tun hat? Dann ist sie wohl im Biologieunterricht gut aufgehoben.
Tegularius hat folgendes geschrieben: | Dann kann man sich ja seine Gedanken dazu machen und, wenn es einen interessiert, nach weiteren Informationen suchen. |
Die Frage, in welcher Phase der Spermatogenese die Zellen haploid oder diploid sind, hat mir bei meiner Suche nach Informationen nicht gerade weitergeholfen.
Aber vielleicht könnte man das auch in anderen Fächern zum Prinzip machen. Vielleicht sollte Schulunterricht generell möglichst lebensfern und abstrakt sein, um den Schülern größtmögliche Freiheit zu ermöglichen.
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Tegularius surreal
Anmeldungsdatum: 28.07.2005 Beiträge: 2002
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(#369327) Verfasst am: 07.11.2005, 15:21 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Die Frage, in welcher Phase der Spermatogenese die Zellen haploid oder diploid sind, hat mir bei meiner Suche nach Informationen nicht gerade weitergeholfen. |
Man könnte Sexualität ja durchaus auch in anderen Zusammenhängen als den rein biologischen behandeln. Es gibt ja auch psychologische und soziologische Ansätze zum Thema (sogesehen hast du wirklich recht damit, dass lediglich naturwissenschaftliche Herangehensweisen ein unvollständiges Bild vermitteln). Mir geht es im Grunde nur darum, dass die Behandlung allgemein und neutral ist und in keiner Form appellativ.
Zitat: | Aber vielleicht könnte man das auch in anderen Fächern zum Prinzip machen. Vielleicht sollte Schulunterricht generell möglichst lebensfern und abstrakt sein, um den Schülern größtmögliche Freiheit zu ermöglichen. |
Das ist nun zwar negativ formuliert, aber im Grunde bin ich dafür. Das "Leben" besteht unabhängig vom Unterricht, Erfahrungen macht man auch ohne konkrete Lenkung. In der Schule sollen intellektuelle Inhalte geliefert werden und die Technik zum Modellieren derselben - die Form soll sich jeder Einzelne selbst erdenken. Und auch, wie er sie auf sein persönliches Leben anwenden will.
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#369335) Verfasst am: 07.11.2005, 15:45 Titel: |
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Tegularius hat folgendes geschrieben: | Man könnte Sexualität ja durchaus auch in anderen Zusammenhängen als den rein biologischen behandeln. Es gibt ja auch psychologische und soziologische Ansätze zum Thema. Mir geht es nur darum, dass die Behandlung allgemein und neutral ist und in keiner Form appellativ. |
Mir geht es darum, dass die Auseinandersetzung mit Sexualität nicht überwiegend wissenschaftlich sein sollte (jedenfalls bei jüngeren Schülern). Und dass Appelle, ob nun explizite oder implizite, zum Thema gemacht werden sollten.
Tegularius hat folgendes geschrieben: | Das ist nun zwar negativ formuliert, aber im Grunde bin ich dafür. |
Das wird mir zunehmend klarer.
Tegularius hat folgendes geschrieben: | Das "Leben" besteht unabhängig vom Unterricht, Erfahrungen macht man auch ohne konkrete Lenkung. |
Der Unterricht sollte nicht unabhängig vom Leben bestehen. Er sollte in wesentlichen Teilen vom Leben handeln, und zwar nicht nur von dem Leben, in dass man selbst zufälligerweise geboren wurde, sondern auch von dem anderen Leben, dass man noch nicht kennt - ob nun zu anderen Zeiten, an anderen Orten, in anderen Kulturen und so weiter.
Tegularius hat folgendes geschrieben: | In der Schule sollen intellektuelle Inhalte geliefert werden und die Technik zum Modellieren derselben - die Form soll sich jeder Einzelne selbst erdenken. |
Ich frage mich, wie das gehen soll. Man kann zum Beispiel im Geographieunterricht allgemeine Theorien der Globalisierung anbieten, aber diese bleiben selbst für die meisten Erwachsenen unbegreiflich, wenn sie nicht an konkreten Beispielen festgemacht werden. Man kann im Kunstunterricht nicht erklären, was Impressionismus ist, wenn man nicht ein paar Gemälde des Impressionismus zeigt. Wie soll man erkären, was Evolution ist, wenn man nicht untersucht, wie sie am Beispiel konkreter Organismen sichtbar wird? Wie soll man Schülern erklären, was der Nationalsozialismus war, wenn man nicht betrachtet, wie er sich auf Leben von Menschen ausgewirkt hat? Wie sollen Menschen generell abstrakte Denkfähigkeiten entwickeln, wenn nicht an der Ausandersetzung mit konkreten Fällen, die zunehmend verallgemeinert werden?
Tegularius hat folgendes geschrieben: | Und auch, wie er sie auf sein persönliches Leben anwenden will. |
Mir bleibt aus unserer Diskussion vor allem ein Eindruck:
Sexualität in der Schule ist noch immer ein heikles Thema. Es gibt Angst vor Beeinflussungen in die "falsche" Richtung.
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#369339) Verfasst am: 07.11.2005, 16:00 Titel: |
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kolja hat folgendes geschrieben: | Kannst du Beispiele für solche Broschüren nennen? |
Körper, Liebe, Doktorspiele - Ein Ratgeber für Eltern zur kindlichen Sexualentwicklung. Da steht zum Beispiel drin, dass es schade ist, dass viele Eltern sich scheuen, die Geschlechtsteile ihrer Säuglinge zu liebkosen. Oder das es gut wäre, wenn Eltern beim gemeinsamen Bad ihrem Kind gestatten würden, die elterlichen Geschlechtsteile zu untersuchen. Oder wie bedauerlich es ist, dass manche Eltern Hemmungen haben, nackt mit ihren Kindern zu schmusen, weil sie fürchten, als Missbrauchstäter abgestempelt zu werden.
In meinem alten Kindergarten habe ich diese Broschüre gerne an die Eltern weitergegeben. Dort hat unser Träger eine Diplompsychologin zum Elternabend eingeladen, die den pikierten Eltern erklärte, es sei völlig vernünftig, dass weder Doktorspiele noch Masturbation in unserer Einrichtung unterbunden würden. Wenn die Kinder dort Schimpfwörter wie "schwule Sau" gebrauchten, las ich mit ihnen das Bilderbuch "König und König", in dem ein Prinz auf Wunsch seiner Eltern eine Prinzessin heiraten soll und sich am Ende für einen Prinzen entscheidet. Ich hatte auch gerne mal das Buch "Mami hat ein Ei gelegt" ausliegen, in dem zeichnerisch dargestellt war, dass Sex in verschiedenen Stellungen stattfinden und viel Spaß machen kann.
Leider darf ich das alles nicht mehr machen, seit ich nicht mehr für die Kirche arbeite.
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Tegularius surreal
Anmeldungsdatum: 28.07.2005 Beiträge: 2002
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(#369341) Verfasst am: 07.11.2005, 16:05 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Wie sollen Menschen generell abstrakte Denkfähigkeiten entwickeln, wenn nicht an der Ausandersetzung mit konkreten Fällen, die zunehmend verallgemeinert werden? |
Dass keine Beispiele gebraucht werden sollen, verlange ich ja gar nicht - das wäre ja auch wirklich unsinnig. Nur sollten eben rein persönliche Bereiche wie Beziehungen und Möglichkeiten der Lebensführung nicht "unterrichtet" werden (und davon war ja weiter oben die Rede, wenn ich es nicht grob missverstanden habe). Dass alles, was man überhaupt lehren kann, irgendwie mit "dem Leben" zu tun hat, versteht sich von selbst. Es sollte aber nicht unmittelbar auf die persönliche Lebensgestaltung des Schülers bezogen sein. Die Themen sollten allgemein und wertfrei behandelt werden. Was der Schüler damit anfängt, sollte offen gelassen werden.
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#369348) Verfasst am: 07.11.2005, 16:32 Titel: |
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Tegularius hat folgendes geschrieben: | Dass keine Beispiele gebraucht werden sollen, verlange ich ja gar nicht - das wäre ja auch wirklich unsinnig. Nur sollten eben rein persönliche Bereiche wie Beziehungen und Möglichkeiten der Lebensführung nicht "unterrichtet" werden (und davon war ja weiter oben die Rede, wenn ich es nicht grob missverstanden habe). |
Das Missverständnis bezieht sich möglicherweise eher auf die Vorstellung von Unterricht an sich.
Tegularius hat folgendes geschrieben: | Dass alles, was man überhaupt lehren kann, irgendwie mit "dem Leben" zu tun hat, versteht sich von selbst. |
Es genügt nur leider nicht, dass es "irgendwie" mit dem Leben zu tun hat. "Irgendwie" hat alles mit allem zu tun.
Tegularius hat folgendes geschrieben: | Es sollte aber nicht unmittelbar auf die persönliche Lebensgestaltung des Schülers bezogen sein.
Die Themen sollten allgemein und wertfrei behandelt werden. Was der Schüler damit anfängt, sollte offen gelassen werden. |
Ich fände es gut, wenn die Schulen bei Betriebspraktika anstrebten, dass sie nicht auf die persönliche Lebensgestaltung des Schüler bezogen sind. Praktika sollten eher Erforschungen der Arbeitswelt an sich sein, wobei der Umstand, dass die Schüler vermutlich selbst einmal arbeiten wollen und werden, möglichst außer acht gelassen werden sollte. Fragen nach den eigenen beruflichen Neigungen oder danach, wie es dem Schüler in der Praktikumsstelle gefällt und welche eigenen Erfahrungen er dort gemacht hat, sollte der betreuende Lehrer tunlichst unterlassen. Auch haben Gespräche der Schüler über solche Themen im Unterricht nichts zu suchen, weil davon eine unzumutbare Lenkung der Schüler in ihrer eigenen beruflichen Lebensführung ausgehen könnte. Vielmehr sollten die Schüler Methoden erlernen, um Arbeitsprozesse und -verhältnisse modellieren zu können, wobei die Frage, was man mit solchen Modellen anfangen kann, keine Rolle spielen darf. Wichtig ist dagegen, dass die Schüler sich mit Fakten auseinander setzen. Beispielsweise könnte jeder Schüler ermitteln, wieviele Beschäftigte in seinem Betrieb arbeiten. Im Unterricht wird dazu eine Tabelle erstellt.
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#369352) Verfasst am: 07.11.2005, 16:39 Titel: |
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Sag mal Wygotsky, wie entabuisiert hättest du die Sexualkunde denn gerne?
So, Kinder jetzt erzählt mal, wie sind eure Masturbiergewohnheiten, wie stellt ihr euch euer späteres Sexualleben vor, und am Ende der Unterrichtseinheit hält jeder ein Referat über seine Erfahrungen mit dem Geschlechtsverkehr. zu dem Zweck sucht sich bitte jeder einen Sexualpartner. wer von sich aus keinen findet, dem kann ich bei der Vermittlung behilflich sein.
Oder was soll der Vergleich mit dem Berufspraktikum?
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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kolja der Typ im Maschinenraum

Anmeldungsdatum: 02.12.2004 Beiträge: 16631
Wohnort: NRW
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(#369353) Verfasst am: 07.11.2005, 16:40 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Körper, Liebe, Doktorspiele - Ein Ratgeber für Eltern zur kindlichen Sexualentwicklung. |
Vielen Dank, das klingt allerdings sehr interessant. Die werde ich mir wohl mal bestellen.
_________________ Hard work often pays off after time, but laziness always pays off now.
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#369357) Verfasst am: 07.11.2005, 16:48 Titel: |
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Sanne hat folgendes geschrieben: | Sag mal Wygotsky, wie entabuisiert hättest du die Sexualkunde denn gerne?
So, Kinder jetzt erzählt mal, wie sind eure Masturbiergewohnheiten, wie stellt ihr euch euer späteres Sexualleben vor, und am Ende der Unterrichtseinheit hält jeder ein Referat über seine Erfahrungen mit dem Geschlechtsverkehr. zu dem Zweck sucht sich bitte jeder einen Sexualpartner. wer von sich aus keinen findet, dem kann ich bei der Vermittlung behilflich sein. |
Enttabuisiert stelle ich mir den Unterricht nicht vor.
Sanne hat folgendes geschrieben: | Oder was soll der Vergleich mit dem Berufspraktikum? |
Tegularius hatte gefordert, der Unterricht solle nicht auf die Lebensgestaltung der Schüler bezogen sein. Dazu rechne ich nicht nur die Sexualität sondern zum Beispiel auch die Berufswahl.
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#369359) Verfasst am: 07.11.2005, 17:01 Titel: |
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Es ist ja nunmal die Eigenart bei dieser Materie, daß man bei Sexualität gerne etwas mehr "Vertraulichkeit", wie die Threadüberschrift es nennt, und Tabus haben möchte. Dazu gehört, das Thema mit etwas mehr Distanziertheit anzupacken als andere Themen.
Wenn du deinen Kindergartenkindern aus den Aufklärungsbüchern vorliest, bleibt es doch wahrscheinlich beim Vorlesen, Bilderbetrachten und Diskutieren. Wenn du ihnen aber aus einem Kochbuch vorliest, werdet ihr nach dem Vorlesen, Betrachten und diskutieren vermulich gemeinsam in die Kindergartenküche gehen und ein paar Rezepte ausprobieren.
Oder?
Daß vermutlich meistens zuwenig Aspekte der Sexualität im Unterricht thematisiert werden, kann durchaus sein. Aber daß Sexualkunde nur als theoretischer Unterricht betrieben wird, finde ich eigentlich in Ordnung
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Leony gottlos
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 3674
Wohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus
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(#369367) Verfasst am: 07.11.2005, 17:19 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Tegularius hat folgendes geschrieben: | Diskussionen darüber sollten natürlich nicht ausbleiben, da hast du sicher recht. Allerdings auf absolut freier Basis und nicht vor dem Hintergrund irgendwelcher Idealvorstellungen. |
Das wäre gut. Allerdings werden viele Klassen eine freie Diskussion über solche Themen gar nicht zulassen. |
Um so wichtiger, dass dann der Lehrer/die Lehrerin für die Idealvorstellung eintritt,
dass Homosexuellen Toleranz und Respekt entgegengebracht werden sollten.
Manchmal wirkt so etwas erst mit zeitlicher Verzögerung.
Selbst dann ist das besser als gar nicht.
Außerdem kann es für junge Menschen, die gerade ihre Homosexualität entdecken,
hilfreich sein, zu hören, dass es Menschen gibt, die Homosexualität akzeptieren.
Auch wenn es "nur" der Lehrer/die Lehrerin ist,
sodass es ihnen vielleicht nicht viel hilft -
aber ein junger Mensch in dieser Situation kann jedes Bisschen Hilfe gebrauchen.
_________________ Gruß, Leony (Gott losgeworden vor vielen Jahren )
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#369371) Verfasst am: 07.11.2005, 17:22 Titel: |
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Sanne hat folgendes geschrieben: | Wenn du deinen Kindergartenkindern aus den Aufklärungsbüchern vorliest, bleibt es doch wahrscheinlich beim Vorlesen, Bilderbetrachten und Diskutieren. Wenn du ihnen aber aus einem Kochbuch vorliest, werdet ihr nach dem Vorlesen, Betrachten und diskutieren vermulich gemeinsam in die Kindergartenküche gehen und ein paar Rezepte ausprobieren. |
Das kommt darauf an, wie weit oder eng man Sexualität fasst. Die Kinder umarmen und küssen sich zum Beispiel auch untereinander oder begleiten sich gegenseitig aufs Klo, um z.B. ihre Geschlechtsteile vergleichen zu können. Ich organisiere derartiges nicht, unterbinde es aber auch nicht. Viele Kinder suchen körperliche Nähe zu mir, sitzen auf meinem Schoß oder liegen in meinem Arm. Man kann das als wesentlichen Teil von menschlicher Sexualität auffassen, als etwas, dass in späteren sexuellen Beziehungen eine Rolle spielen wird. Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, dass jemand, der als Kind einen sehr befangenen Umgang mit körperlicher Nähe erlebt hat, im späteren Leben Schwierigkeiten entwickeln kann, wenn er im eigentlichen Sinne sexuell aktiv werden möchte. Aber du hast natürlich insofern recht, dass auf die konkreteren Interessen von Jugendlichen im Unterricht zumindest praktisch nicht gut eingegangen werden kann.
Sanne hat folgendes geschrieben: | Daß vermutlich meistens zuwenig Aspekte der Sexualität im Unterricht thematisiert werden, kann durchaus sein. Aber daß Sexualkunde nur als theoretischer Unterricht betrieben wird, finde ich eigentlich in Ordnung. |
Theoretisch in dem Sinne, als das man über das Thema spricht, ja. Aber die Frage wie und über welche Aspekte des Themas man spricht, halte ich für wesentlich. Ich habe in der Schule zum Beispiel durchgenommen, wie Kinder im Mutterleib heranwachsen. Wir hätten im Unterricht zum Beispiel über Kinderwunschmotive sprechen können. Wer will Kinder? Warum? Und warum wieviele? Soll man Kinder erst bekommen, wenn man Karriere gemacht hat und ihnen "etwas bieten" kann? Muss man erst in einer stabilen Partnerschaft leben oder kann man Kinder auch alleine großziehen? Welche Hilfen könnte man in Anspruch nehmen, wenn man jung ein Kind bekommt? Was kann man machen, wenn man schwanger ist, aber das Kind nicht will? In der Oberstufe hatte ich drei Mitschülerinnen, die Mütter waren oder wurden. Die hätten zu diesem Thema sicher einiges interessantes beitragen können. Naja, wenn wir im Unterricht diskutiert haben, drehte es sich meistens um so wichtige Fragen wie "Ist eine werkimmanente Interpretation von Gedichten einer biographischen vorzuziehen?". Das pralle Leben eben.
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#369379) Verfasst am: 07.11.2005, 17:30 Titel: |
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Leony hat folgendes geschrieben: | Um so wichtiger, dass dann der Lehrer/die Lehrerin für die Idealvorstellung eintritt,
dass Homosexuellen Toleranz und Respekt entgegengebracht werden sollten.
Manchmal wirkt so etwas erst mit zeitlicher Verzögerung.
Selbst dann ist das besser als gar nicht.
Außerdem kann es für junge Menschen, die gerade ihre Homosexualität entdecken,
hilfreich sein, zu hören, dass es Menschen gibt, die Homosexualität akzeptieren.
Auch wenn es "nur" der Lehrer/die Lehrerin ist,
sodass es ihnen vielleicht nicht viel hilft -
aber ein junger Mensch in dieser Situation kann jedes Bisschen Hilfe gebrauchen. |
Ich bin nicht mehr ganz jung und kann mich vielleicht auch nicht mehr so gut in Teenager reindenken, aber ich hege doch die Hoffnung, dass durch die Verfügbarkeit von Medien einiges einfacher geworden ist. Einerseits verbreiten die Medien natürlich viele Klischees vom Schwulsein, die zwar ganz witzig aber letztlich unattraktiv wirken können. Andererseits gibt es die Chance, sich zum Beispiel schwule Foren oder schwule Chats zu suchen, und mal ganz anonym und unverbindlich mit solchen Leuten zu reden. Kürzlich fuhr ich in der Bahn und sah einen ca. 13-jährigen, der dort offen ein schwules Szenemagazin las. Vielleicht kann der noch eher seinen Lehrer zum coming out bewegen. Vielleicht erledigt also einfach der gesellschaftliche Wandel das, wozu die Schule zu blöd ist. Schön wäre das ja.
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Tegularius surreal
Anmeldungsdatum: 28.07.2005 Beiträge: 2002
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(#369381) Verfasst am: 07.11.2005, 17:30 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Tegularius hatte gefordert, der Unterricht solle nicht auf die Lebensgestaltung der Schüler bezogen sein. |
Wenn, dann sollte er indirekt auf das Leben der Schüler bezogen sein. Dass der Schüler seine Erkenntnisse nicht auf sein persönliches Leben anwenden können sollte, fordere ich natürlich nicht (das ist nicht nur unerwünscht bzw. unsinnig, sondern überhaupt nicht möglich). Eine Diskussion im Rahmen des Pflichtunterrichtes (der Schüler hat diese Gespräche also nicht selbst gefordert, sondern ist sozusagen gezwungen, sie zu führen) konkret darüber, wie der Schüler sein Privatleben gestalten könnte oder gar sollte (was sollte man essen, wofür sollte man sein Geld ausgeben und wofür nicht, wie könnte man sein Sexualleben gestalten, sollte man eine Partnerschaft führen oder nicht usw.), halte ich jedoch für deplatziert.
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#369453) Verfasst am: 07.11.2005, 18:45 Titel: |
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Tegularius hat folgendes geschrieben: | Eine Diskussion im Rahmen des Pflichtunterrichtes (der Schüler hat diese Gespräche also nicht selbst gefordert, sondern ist sozusagen gezwungen, sie zu führen) konkret darüber, wie der Schüler sein Privatleben gestalten könnte oder gar sollte (was sollte man essen, wofür sollte man sein Geld ausgeben und wofür nicht, wie könnte man sein Sexualleben gestalten, sollte man eine Partnerschaft führen oder nicht usw.), halte ich jedoch für deplatziert. |
Selbstoffenbarung kann man nicht einfordern. Da würde wohl auch keiner den Mund aufmachen. Aber man kann über Fallbeispiele sprechen. Das macht man ja in anderen Fächern auch, etwas wenn diskutiert wird, warum Staufenberg das Attentat auf Hitler verübt hat oder so'n Schunnes.
Es gibt zum Beispiel ein Taschenbuch mit dem Titel "Ich und ein Baby", in dem betroffene Jugendliche sich zu den Themen Schwangerschaft, Verhütung, Abbruch, Adoption, Kinderkriegen und dergleichen äußern, wie sie selbst sich entschieden haben und warum, und wie sie das ganze rückwirkend beurteilen. Da hat man ein ziemliches Spektrum an Meinungen. Das alleine find ich schon gut.
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Leony gottlos
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 3674
Wohnort: Aufklärung und Kritischer Rationalismus
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(#369517) Verfasst am: 07.11.2005, 20:28 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Leony hat folgendes geschrieben: | ... |
Ich bin nicht mehr ganz jung |
Ich auch nicht
Wygotsky hat folgendes geschrieben: | und kann mich vielleicht auch nicht mehr so gut in Teenager reindenken, aber ich hege doch die Hoffnung, dass durch die Verfügbarkeit von Medien einiges einfacher geworden ist. |
Sicher.
Trotzdem könnte es auch heute noch eine Rolle spielen,
dass der eine oder andere junge Mensch durch Informationen aus dem Unterricht
motiviert wird, nach entsprechenden Angeboten in den Medien zu suchen.
_________________ Gruß, Leony (Gott losgeworden vor vielen Jahren )
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