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Folter
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Nergal
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 11433

Beitrag(#385332) Verfasst am: 12.12.2005, 21:18    Titel: Folter Antworten mit Zitat

Das Thema hab ich ja bereits ein mal hier reingestellt, ich tu es aber noch mal weil wir ja neue User haben und auch weil Frajo weg ist, der hat die Diskusssion ziemlich zerlegt.
Ausserdem ist das Thema wieder mal im Gespräch (CIA-Flüge über A und D)

Also:
Angenommen in einer dt. Grossstadt hat ein Terrorist eine Atombombe (100kt) versteckt.
Die Bombe tickt es bleiben nur noch knapp 24h bis sie explodiert.
Der Bombenleger ist gefasst lässt sich aber nicht zur zusammenarbeit bewegen, der Tod schreckt ihn nicht er ist bereit für seinen Gott/Führer zu sterben.

Ist es nun in so einem Fall ok
1) Den Bombenleger zu folter oder ihm "Wahrheitsdrogen" zu spritzen um an eine brauchbare Antwort zu kommen?
2) So man ihm mit körperlicher Gewalt nicht beikommt, ihn mit so er zB Moslem ist und fürchtet unrein zu werden, droht ihn zB mit schweinefleisch zu berührern usw.
3)Sollte der der sich entschieden hat zu foltern in jedem Fall, unabhängig vom Ergebniss der Befragung, und der auffindung der Bombe juristisch belangt werden?
Sollte er abhängig vom Erfolg der Aktion nur juristisch belangt werden wenn er versagt?
4) Wäre es sogar denkbar, wenn man dem betreffenden droht seine unbeteiligte Familie zu töten daher einige Leben für mehrer Millionen opfern?


Was denkt ihr darüber?

PS.:Das sind nur Beispiele die ich so gesammelt , das letzte ziemlich grausame habe ich abgewandelt vom Vorschlag des jüdischen Anwalts Lewin der di Exekution der Familien der Palästinensischen Selbstmordattentäter forderte.
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#385340) Verfasst am: 12.12.2005, 21:26    Titel: Re: Folter Antworten mit Zitat

Nergal hat folgendes geschrieben:
Was denkt ihr darüber?

Ich denke, daß das Extremszenarien sind, die gesetzlich nicht faßbar sind. Es gibt für das Handeln in solchen Fällen den begriff des "übergesetzlichen Notstands". Es mag sein, daß jemand, der in einem solchen Fall Folter anwendet, dafür nicht verurteilt wird. Gleichwohl bleibt es ein Rechtsbruch.
Auf jeden Fall sollte klar sein, daß es aufgrund ihrer Außergewöhnlichkeit nicht möglich ist, solche Fälle im Vorherein rechtlich zu bewerten.
_________________
Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Wolf
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Anmeldungsdatum: 23.08.2004
Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause

Beitrag(#385346) Verfasst am: 12.12.2005, 21:30    Titel: Re: Folter Antworten mit Zitat

Man sollte je nach Zeitdruck(welcher bekannt sein sollte) zwischen der Effektivität der Foltermethoden und dem Risko(er stirbt bevor er redet) abwägen. Ich persönlich schätze die psychische Folter(wie Schweinefleisch) für sehr effektiv und riskoarm.
Der Folterer müsste juristisch belangt werden um Willkür zu unterbinden.
(Da es mir aber widerstrebt jmd zu verurteilen der der Situation entsprechend völlig richtig handelte, belangt wird weil er absolut zurrechnungsfähig war, sollte die Justiz mM beide Augen zudrücken)
P.S.: Nergal lässt du noch mehr Tote wieder auferstehen? Hat irgendwie was nostalgisches.
_________________
Trish:(
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Hatuey
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Anmeldungsdatum: 26.02.2004
Beiträge: 2821

Beitrag(#385355) Verfasst am: 12.12.2005, 21:35    Titel: Antworten mit Zitat

Als in Hessen Markus G. ein Millionärssohn entführte und die Polizei glaubte, er hätte ihn irgendwo versteckt, hat ein Polizist, mit Billigung des Polizeipräsident, Markus G. mit Folter gedroht. Am Ende kam heraus, das der Junge Tod war.
Viele haben die verantwortlichen Polizeibeamte kritisiert, aber kein Kritiker sagte, er wäre auch dann gegen Folterandrohung gewesen, wenn er eines ihrer Kinder entführt hätte.

Obwohl Folter in Deutschland verboten und geächtet wird, gibt es viele heimliche Befürworter.
´
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Nergal
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 11433

Beitrag(#385356) Verfasst am: 12.12.2005, 21:35    Titel: Antworten mit Zitat

Tote Threads?
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Wolf
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Anmeldungsdatum: 23.08.2004
Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause

Beitrag(#385362) Verfasst am: 12.12.2005, 21:38    Titel: Antworten mit Zitat

Nergal hat folgendes geschrieben:
Tote Threads?

Verstaubt zumindest. Aber ich find sie schön.
_________________
Trish:(
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#385364) Verfasst am: 12.12.2005, 21:40    Titel: Re: Folter Antworten mit Zitat

Nergal hat folgendes geschrieben:
Das Thema hab ich ja bereits ein mal hier reingestellt, ich tu es aber noch mal weil wir ja neue User haben und auch weil Frajo weg ist, der hat die Diskusssion ziemlich zerlegt.


Er hat sie maßgeblich gefördert.
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Wolf
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Anmeldungsdatum: 23.08.2004
Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause

Beitrag(#385368) Verfasst am: 12.12.2005, 21:42    Titel: Re: Folter Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Nergal hat folgendes geschrieben:
Das Thema hab ich ja bereits ein mal hier reingestellt, ich tu es aber noch mal weil wir ja neue User haben und auch weil Frajo weg ist, der hat die Diskusssion ziemlich zerlegt.


Er hat sie maßgeblich gefördert.

Er wich vom Speziellen aus auf das Generelle.
Da es in Nergals Thread aber um das Speziele ging hat er das Thema zerstört.
P.S.: In der Tat halte ich Menschenwürde nicht für unantastbar.
_________________
Trish:(
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Sanne
gives peas a chance.



Anmeldungsdatum: 05.08.2003
Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland

Beitrag(#385384) Verfasst am: 12.12.2005, 21:57    Titel: Re: Folter Antworten mit Zitat

Nergal hat folgendes geschrieben:
Angenommen in einer dt. Grossstadt hat ein Terrorist eine Atombombe (100kt) versteckt.

Sag lieber gleich, wo du die Bombe versteckt hast. Ungeduldiges Händetrommeln...
_________________
Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Domingo
ungläubig



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 1167
Wohnort: Westkanada

Beitrag(#385387) Verfasst am: 12.12.2005, 22:01    Titel: Antworten mit Zitat

milhous hat folgendes geschrieben:
Viele haben die verantwortlichen Polizeibeamte kritisiert, aber kein Kritiker sagte, er wäre auch dann gegen Folterandrohung gewesen, wenn er eines ihrer Kinder entführt hätte.


Was besagt das schon? Ich wäre nicht so strikt gegen Mord, wenn ich den Freund meiner Angebeteten töten könnte zwinkern Doch wer so argumentiert, scheint nicht ganz verstanden zu haben, worum es beim Recht geht.

Ciao/Domingo
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Stefan
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 6217

Beitrag(#385400) Verfasst am: 12.12.2005, 22:13    Titel: Antworten mit Zitat

Das mit der Bombe und dem Terroristen ist ein immer wieder gern benutztes Todschlagargument der Folter-Befürworter.
Man kann für jede These eine Extremsituation konstruieren, die die These stützt. Das geht aber am Kern der Sache vorbei.

Wenn man solche Argumentationen zuläßt, muß man für/gegen die Todesstrafe , für/gegen Abtreibung, für/gegen alles sein.
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Der unbekannte Gott
apolitischer Atheist



Anmeldungsdatum: 24.07.2003
Beiträge: 1595
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Beitrag(#385434) Verfasst am: 12.12.2005, 23:06    Titel: Antworten mit Zitat

Ich sehe es wie modorok: Es sollten alle Mittel genutzt werden, aber trotzdem sollten die Ausführenden juristisch belangt werden.
Im Prinzip ist es doch dieselbe Diskussion, die vor kurzem durch die Regierenden gestellt wurde: Ist es erlaubt, ein Flugzeug mit Zivilisten abzuschießen, um einen Anschlag mit noch mehr Opfern zu verhindern?

Für diese Extremsituationen kann man wohl keine vorherige juristische Absicherung und Beurteilung schaffen.
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"Unwissenden scheint, wer Weises sagt, nicht klug zu sein." (Euripides)
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funftklassler
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Anmeldungsdatum: 09.12.2005
Beiträge: 72

Beitrag(#385452) Verfasst am: 12.12.2005, 23:21    Titel: Antworten mit Zitat

Die Menschenrechte sind meiner Ansicht nach nicht definiert und meistens Interpretationssache -> Folter als eine Art körperlicher Sanktion für Unkooperatives Verhalten könnte sich bestimmt arrangieren lassen ohne die bestehenden Gesetze offiziell zu tangieren.
Aber ich stehe derartigen Sachen prinzipiell negativ gegenüber, ist irgendwie nicht vereinbar mit meiner Moral.
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Nergal
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 11433

Beitrag(#385453) Verfasst am: 12.12.2005, 23:22    Titel: Antworten mit Zitat

Nein, weil die genannten Situationen sind weltanschauliche Probleme oder, in diesem Fall stellt sich die Frage wie weit man die Würde eines Menschen verletzen darf, oder überhaupt verletzen darf, wenn es um das Leben anderer Menschen geht.

Ein anderes Besipiel hier wäre auch die Frage ob man zB ein Menschenleben opfern darf wenn andere Leben auf dem Spiel stehen etwa wenn irgendwo ein Schiff am sinken ist und Schotten geschlossen werden müßen, um 3000 Passagiere zu retten, dort sich aber noch einer der Mechaniker befindet.

Aber dieses Beispiel hat hiermit nichts zu tun da das opfern des oben genannten Mechanikers nicht das selbe ist, da es hier nicht um die verletzung der Menschenwürde geht noch um das Kratzen am Fundament des Rechtsstaates der solche Mittel ächten sollte, der Übertrettung einer Grenze was bereits früher zu entsetzlichem geführt hat.

Das beispiel ist extrem aber es ist nicht unmöglich, so stellt doch der Umgang mit solchen Problemen eine Herausforderung dar, für die Demokratie, die Rechtssprechung, unser Verständniss von Ethik.

Aber ich will nun schreiben was ich davon halte:
Wenn eindeutig klar ist dass der betreffende der Bombenleger ist (wir lassen verwechslungen und vermutungen ausssen vor) und kein konventionelles Mittel ihn zum sprechen bringt dann wäre ich dafür alle Mittel einzusetzen die ihn zum sprechen bringen, von den weniger schmerzhaften (Wahrheitsdrogen) über anwendung körperlicher Gewalt auch bis hin zur Drohung seine Familie zu exekutieren (was aber nur eine Drohung bleibt)
Diese Situation ist in etwa vergleichbar mit dem Finalen Rettungsschuss, nur das hierbei noch mehr Menschen die Pistole an den Kopf gehalten wird(den Bewohnern der Stadt).
Danach, unabhängig ob das ganze erfolgreich war oder nicht, sollte der Auftraggeber der Folter juristisch belangt werden, um klarzustellen das Folter nicht das Mittel der Wahl ist sondern höchstens vieleicht der allerletzte schmutzige Ausweg um derartige Katastrophen zu verhindern.
Die Verantwortung bleibt natürlich bei dem hängen der die Folter befiehlt, dieser hat nun zu entscheiden ob damit leben kann das millionen sterben oder die Menschenwürde gefährlich verletzt wird.

Eine beunruhigende Frage ist allerdings die ab welcher Anzahl möglicher Opfer wohl zu solchen Mitteln gegriffen werden wird/gegriffen werden "darf"???
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Heike N.
wundert gar nix mehr



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26138
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Beitrag(#385457) Verfasst am: 12.12.2005, 23:25    Titel: Antworten mit Zitat

Nergal hat folgendes geschrieben:
Eine beunruhigende Frage ist allerdings die ab welcher Anzahl möglicher Opfer wohl zu solchen Mitteln gegriffen werden wird/gegriffen werden "darf"???


Ab 1.135 Cool
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Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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Nergal
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 11433

Beitrag(#385464) Verfasst am: 12.12.2005, 23:37    Titel: Antworten mit Zitat

Ist schon unangenehm, ab wann ist die Menschenwürde relativierbar?
Wer entscheidet das?

Also Verantwortungsethik gegen Moralethik.
Da können wir uns nicht auf irgendwelche Philosophie Doktoren verlasssen die meinen "Das darf nicht sein!"

Aber wie kann man ruhig schlafen wenn man tausende aus Gründen der Ethik sterben lässt?
Kann man besser schlafen wenn man das gegenteil tut?
Man kann überhaupt schleccht schlafen, das Dilemma ist schlecht aufzulösen, ausser wir sagen es gibt Ausnahmen von der Regel.
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Critic
oberflächlich



Anmeldungsdatum: 22.07.2003
Beiträge: 16338
Wohnort: Arena of Air

Beitrag(#385549) Verfasst am: 13.12.2005, 02:14    Titel: Antworten mit Zitat

Nergal hat folgendes geschrieben:
Ist schon unangenehm, ab wann ist die Menschenwürde relativierbar?
Wer entscheidet das?

Also Verantwortungsethik gegen Moralethik.
Da können wir uns nicht auf irgendwelche Philosophie Doktoren verlasssen die meinen "Das darf nicht sein!"

Aber wie kann man ruhig schlafen wenn man tausende aus Gründen der Ethik sterben lässt?
Kann man besser schlafen wenn man das gegenteil tut?
Man kann überhaupt schleccht schlafen, das Dilemma ist schlecht aufzulösen, ausser wir sagen es gibt Ausnahmen von der Regel.


1.
Zitat:

So man ihm mit körperlicher Gewalt nicht beikommt, ihn mit so er zB Moslem ist und fürchtet unrein zu werden, droht ihn zB mit schweinefleisch zu berührern usw.


Fällt das auch in die Definition der Folter? Das ist doch eher Konfrontation mit Angstzuständen?? Aber jetzt relativiere ich selbst: Denn dann könnte ich auch sagen, jemanden auf den Scheiterhaufen zu stellen sei legitim, weil er für mich dasselbe gefordert hat. Gab es auch in "1984", in diesem berühmten Zimmer, in dem Jeder mit seiner größten Angst konfrontiert wurde.

Die Frage ist aber, ob es nicht einen übergeordneten Begriff gibt, an den man auch bei einem solchen Menschen appellieren könnte. Man sollte dem Genannten mal ein paar Zeitzeugenberichte von Opfern aus Hiroshima vorlesen, am besten von ganz kleinen Kindern, die damals ihre Eltern verloren haben. Was natürlich die naive Annahme voraussetzt, daß jeder Mensch eine emotionale Belastungsgrenze besitzt. Andererseits weiß ich, daß dem nicht so ist, daß der vielleicht noch daran - für die Welt oder das Kind - etwas Positives ("Kommt dann nicht in die Hölle" oder so) sieht.

2. Andere Fiktion, "als 'Star Trek' ethisch wertvoll war": Starfleet hatte ja seine "prime directive", nach der es verboten war, anderen zu helfen, die nicht ein gewisses technisches und gesellschaftliches Niveau erlangt hatten. Man saß also im Orbit eines Planeten, der an einer ökologischen Katastrophe zugrundeging - die seine Bewohner nicht einmal selbst verschuldet hatten -, und sah seelenruhig zu. Die eine Person, die etwas getan und wenigstens ein paar Menschen gerettet hatte, wurde dafür kritisiert. Das so als Metapher für die Gleichgültigkeit gegenüber Katastrophen, die halt armen Leuten so passieren, die sich nicht selbst helfen können. Jedenfalls hatte zum Beispiel kaum jemand Interesse daran, den Völkermord in Ruanda zu verhindern. Und noch heute sehen ja einige Leute die Geschehnisse in Tschetschenien als "interne Angelegenheit" Rußlands an, in die man sich nicht einmischen dürfe.
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Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

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Domingo
ungläubig



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Beitrag(#385609) Verfasst am: 13.12.2005, 10:54    Titel: Antworten mit Zitat

Nergal hat folgendes geschrieben:
Ist schon unangenehm, ab wann ist die Menschenwürde relativierbar?
Wer entscheidet das?


Die Menschenwürde ist NICHT relativierbar, das steht im GG ausdrücklich da. In der bisherigen geschichtlichen Erfahrung hat Folter nie etwas Gutes gebracht, sondern war höchstens ein Mittel, mit dem Mächtige (oder Machtgeile) andere Menschen entwürdigt und gebrochen haben. Auch im Fall Daschner war es nicht anders: Der Junge war bereits tot, den vermeintlichen Notstand gab es also gar nicht.

Wenn ich mir aber anschaue, wie glimpflich Herr Daschner in einem Fall davongekommen ist, der eigentlich weit weniger schlimm ist als der von Nergal konstruierte, dann stehen die Chancen doch zeimlich gut, dass auch derjenige, der die Folterung des Atombombenterroristen befohlen hat, wegen übergesetzlichen entschuldigenden Notstands o.ä. freigesprochen oder dass zumindest von Strafe abgesehen wird (Letzeres ist praktisch dasselbe, was auch Herrn Daschner widerfahren ist).

Ciao/Domingo
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Wolf
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Beitrag(#385618) Verfasst am: 13.12.2005, 12:34    Titel: Antworten mit Zitat

Domingo hat folgendes geschrieben:
Nergal hat folgendes geschrieben:
Ist schon unangenehm, ab wann ist die Menschenwürde relativierbar?
Wer entscheidet das?


Die Menschenwürde ist NICHT relativierbar, das steht im GG ausdrücklich da.
Heutiges Recht währt nicht ewig.
Auch ist Philosophie juristischen Zwängen nicht unterworfen.
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Domingo
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Beitrag(#385649) Verfasst am: 13.12.2005, 16:04    Titel: Antworten mit Zitat

Mir scheint aber, verglichen mit philosophischen Systemen währt das Recht schon recht lang. Ich bin fast versucht zu sagen: das Bleibende an philosophischen Systemen schlägt sich in den tatsächlichen Rechtsordnungen nieder.
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Nergal
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Beitrag(#385672) Verfasst am: 13.12.2005, 17:35    Titel: Antworten mit Zitat

Was würdest du, Domingo, vorschlagen sollte man tun wenn so ein Fall (Atombombe) eintritt, und der Terrorist höchstens durch körperliche Gewalt, Drogen oder psycchische Folter zum Reden gebracht werden kann?
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Domingo
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Beitrag(#385676) Verfasst am: 13.12.2005, 18:00    Titel: Antworten mit Zitat

Nergal hat folgendes geschrieben:
Was würdest du, Domingo, vorschlagen sollte man tun wenn so ein Fall (Atombombe) eintritt, und der Terrorist höchstens durch körperliche Gewalt, Drogen oder psycchische Folter zum Reden gebracht werden kann?


Dann würde ich diese Mittel ausprobieren, und zwar in der Reihenfolge vom mildesten bis zum härtesten. Sollte es zu Folter kommen, so müsste man dem Folterer den Prozess machen, da kann man ihn immer wegen übergesetzlichen Notstands entschuldigen. Ein Freispruch wegen Exkulpation (Entschuldigung) würde auf derselben Linie liegen wie die bloß symbolische Bestrafung von Herrn Daschner.

Ciao/Domingo
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Thurisaz
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Beitrag(#385677) Verfasst am: 13.12.2005, 18:00    Titel: Antworten mit Zitat

Den Attentäter erschießen und die Bombe ohne Evakuierung explodieren lassen.

Thurisaz
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Nergal
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Beiträge: 11433

Beitrag(#385778) Verfasst am: 13.12.2005, 21:25    Titel: Antworten mit Zitat

Worum es eigentlich geht, man kann nicht immer alles so regeln wie es dem eigenen Vorstellungen nach gerecht wäre wenn nicht alle mitspielen.
Wenn zB ein pazifistisches Land von seinem Nachbar angegriffen wird, wie soll es reagieren um seine Freiheit zu bewahren?
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Thurisaz
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Anmeldungsdatum: 07.11.2005
Beiträge: 48

Beitrag(#385796) Verfasst am: 13.12.2005, 22:23    Titel: Antworten mit Zitat

Warum sollte einer ein pazifistisches Land haben wollen, die sind doch scheiße.

Im Ernst, das sind doch alles fiktive Szenarien die wahrscheinlich nie eintreten. Da gibt es interessantere Paradoxa.

Thurisaz
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Wolf
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Anmeldungsdatum: 23.08.2004
Beiträge: 16610
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Beitrag(#385821) Verfasst am: 13.12.2005, 23:22    Titel: Antworten mit Zitat

Domingo hat folgendes geschrieben:
Mir scheint aber, verglichen mit philosophischen Systemen währt das Recht schon recht lang. Ich bin fast versucht zu sagen: das Bleibende an philosophischen Systemen schlägt sich in den tatsächlichen Rechtsordnungen nieder.
Die Folter hält sich (leider) ebenfalls sehr lange.
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Anmeldungsdatum: 22.07.2003
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Wohnort: Arena of Air

Beitrag(#385847) Verfasst am: 14.12.2005, 00:59    Titel: Antworten mit Zitat

Domingo hat folgendes geschrieben:
Nergal hat folgendes geschrieben:
Was würdest du, Domingo, vorschlagen sollte man tun wenn so ein Fall (Atombombe) eintritt, und der Terrorist höchstens durch körperliche Gewalt, Drogen oder psycchische Folter zum Reden gebracht werden kann?


Dann würde ich diese Mittel ausprobieren, und zwar in der Reihenfolge vom mildesten bis zum härtesten. Sollte es zu Folter kommen, so müsste man dem Folterer den Prozess machen, da kann man ihn immer wegen übergesetzlichen Notstands entschuldigen. Ein Freispruch wegen Exkulpation (Entschuldigung) würde auf derselben Linie liegen wie die bloß symbolische Bestrafung von Herrn Daschner.

Ciao/Domingo


Du machst jetzt aber genau dasselbe wie die US-Regierung, wenn sie Folter rechtfertigt, indem sie "entschuldigende" Umstände schafft, nämlich a. einen gewissen "übergesetzlichen Notstand" künstlich ("Terroralarmstufen") produziert und b. den Begriff der Folter einfach umdefiniert. Es wird also ganz bewußt eine Umgebung geschaffen, die Folter rechtfertigt [*]. Später kann man ja die austauschbaren Erfüllungsgehilfen dafür - oder genauer: für Folter, die öffentlich bekannt wird, weil jenen, die diese heimlich weiter betreiben, ja nichts passiert - aburteilen, um zu demonstrieren, man sei ja gegen Folter, gleichzeitig einfach neue Erfüllungsgehilfen rekrutieren und neue Orte und Methoden finden, die erst einmal für eine gewisse Zeit in Heimlichkeit stattfinden können. Und der Führer weiß sowieso von nichts.

____________
[*] Auch noch in einer dritten Hinsicht, nämlich indem Menschen der Situation ausgesetzt werden, über andere Macht ausüben zu dürfen. Wiederum also der Rekurs auf das "Stanford Prison Experiment". Nur diesmal "in echt": falls dann doch mal jemand stirbt, dann kann man immer noch "Herzversagen" oder "Grippe" auf den Totenschein schreiben, auch wenn die Spuren der Mißhandlungen all zu deutlich sind. (Das stellt keinerlei qualitative Verbesserung gegenüber dem Saddam-Regime dar, das man ja gerade angetreten ist zu beseitigen, weil es "so böse" gewesen sei.)
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Anmeldungsdatum: 04.04.2005
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Beitrag(#385948) Verfasst am: 14.12.2005, 13:34    Titel: Re: Folter Antworten mit Zitat

Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Nergal hat folgendes geschrieben:
Was denkt ihr darüber?

Ich denke, daß das Extremszenarien sind, die gesetzlich nicht faßbar sind. Es gibt für das Handeln in solchen Fällen den begriff des "übergesetzlichen Notstands". Es mag sein, daß jemand, der in einem solchen Fall Folter anwendet, dafür nicht verurteilt wird. Gleichwohl bleibt es ein Rechtsbruch.
Auf jeden Fall sollte klar sein, daß es aufgrund ihrer Außergewöhnlichkeit nicht möglich ist, solche Fälle im Vorherein rechtlich zu bewerten.


Der erste Beitrag sagt gleich alles, was relevant ist. Aber nicht so bescheiden, "ich denke" ersetzen mit "das sind" : )
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Mario Hahna
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Anmeldungsdatum: 04.04.2005
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Beitrag(#385949) Verfasst am: 14.12.2005, 13:37    Titel: Antworten mit Zitat

funftklassler hat folgendes geschrieben:
Die Menschenrechte sind meiner Ansicht nach nicht definiert und meistens Interpretationssache -> Folter als eine Art körperlicher Sanktion für Unkooperatives Verhalten könnte sich bestimmt arrangieren lassen ohne die bestehenden Gesetze offiziell zu tangieren.


Nein. Dazu gibt es auch Rechtsprechung.


Zuletzt bearbeitet von Mario Hahna am 14.12.2005, 13:38, insgesamt einmal bearbeitet
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Anmeldungsdatum: 04.04.2005
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Beitrag(#385953) Verfasst am: 14.12.2005, 13:38    Titel: Antworten mit Zitat

modorok hat folgendes geschrieben:
Domingo hat folgendes geschrieben:
Nergal hat folgendes geschrieben:
Ist schon unangenehm, ab wann ist die Menschenwürde relativierbar?
Wer entscheidet das?


Die Menschenwürde ist NICHT relativierbar, das steht im GG ausdrücklich da.
Heutiges Recht währt nicht ewig.


Ewigkeitsklausel im GG Auf den Arm nehmen

Oder bist du GG-Gegner? Dann müsste ich dich ja dem Verfassungsschutz melden Geschockt
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