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S.C. Morris - Kreationismus soft
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Darwin Upheaval
Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator



Anmeldungsdatum: 23.01.2004
Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden

Beitrag(#192014) Verfasst am: 12.10.2004, 12:48    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Lamarck,

Lamarck hat folgendes geschrieben:
Etwas nicht beweisen zu können, ist eine Sache. Eine andere, zu behaupten, weil viel Ding zwischen Himmel und Erde existiert, muß ich sowohl unbeweisbares als auch unbewiesenes akzeptieren.


Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich: Für Dein nettes Beispiel vom "unsichtbaren lila Einhorn" oder für den allmächtigen Schöpfer spricht weder ein Theorem noch ein empirisches Moment. Und als methodologisch begründete oder heuristisch fruchtbare Setzungen kommen sie erst recht nicht infrage. Das ist bei der Realitätsthese, wie ad nauseam von allen möglichen Leuten begründet wurde, vollkommen anders.


Lamarck hat folgendes geschrieben:
Das Problem bei Dir ist doch, dass Du keine Methodik hinnehmen kannst, ohne ontologische Opfergaben beizufügen.


Noch einmal: Es geht um Setzungen, die methodologisch begründet werden und sich im Methodenkanon der Wissenschaften als erfolgreich herausgestellt haben. Darüber hinaus erklären sie gewisse Zwänge und Limitierungen, die in Deinem Weltbild einfach ohne Erklärung vorausgesetzt werden müssen. Wenn Du sie als Opfergabe bezeichnen möchtest, bittesehr! Dann solltest Du nur wenigstens konsequent sein und alle philosophischen Voraussetzungen der Wissenschaften über den Jordan jagen, Dich aus der Wissenschaft zurückziehen und Dich aufs Konstruktezählen beschränken. zwinkern


Lamarck hat folgendes geschrieben:
Martin Neukamm hat folgendes geschrieben:
Und in der Tat: Ich gehe - wie die meisten Wissenschaftler - davon aus, daß es außer Konstrukten eine "Welt an sich" gibt. Du gehst davon aus, daß es außer Konstrukte keine "Welt an sich" gibt. Beide Aussagen sind unter metaphysischen Gesichtspunkten vollkommen symmetrisch, denn beide sind unbeweisbare Ontologien. Wenn Du ein konsequenter "Anti-Metaphysiker" (sprich: Agnostiker) wärst, würdest Du Dich schlichtweg aus allem heraushalten, d.h. gar nichts behaupten, außer: "cogito ergo sum".


Die Standpunkte sind dann und nur dann symmetrisch, wenn Du sie apodiktisch unter metaphysischen Vorbehalt stellst.


Ups, habe ich irgendwo etwas anderes behauptet? Bloß scheint Dir noch immer nicht klargeworden zu sein, daß Du Behauptungen aufstellst, die weit über das hinausgehen, was Du wissen kannst. Das dann als zur "metaphysikfreie Argumentation" verkaufen zu wollen, halte wiederum ich für einen "systematischer Fehler". zwinkern


Lamarck hat folgendes geschrieben:
Der Agnostiker ist hier auch weder Metaphysiker noch Anti-Metaphysiker, er weiß nur noch nicht, ob er Männlein oder Weiblein ist oder ob diese Frage überhaupt über so etwas wie Relevanz verfügt.


Stimmt. Und das ist die konsequenteste Position, die ich kenne. Ganz einfach deshalb, weil man schlicht und ergreifend gar nichts wissen kann, außer der trivialen Erkenntnis, daß ich als Denker denke. Also gibt es nur zwei Möglichkeiten: Du argumentierst fortan konsequent, wirst strikter Agnostiker und hälst Dich aus allem heraus. Oder Du gibst endlich zu, daß Deine Denkweisen und Handlungen auf Überzeugungen und (ontologischen) Seinsaussagen beruhen.


Lamarck hat folgendes geschrieben:
Martin Neukamm hat folgendes geschrieben:
Aber wie gesagt, die Frage ist eben, ob eine solche Position viel nützt, wenn man sie, wie Du das offenbar haben möchtest (siehe unten), auch in den Methodenkanon der Wissenschaft hineinpackt. Ich behaupte: "Nein!" Deshalb bin ich, um auf ein leicht abgewandeltes Wortungetüm von Thomas W. zu rekurrieren:
Zitat:
agnostizistischer (epistemologisch) Realist (methodisch-pragmatisch)


Eben - was schadet denn eine solche Position im Methodenkanon der Wissenschaft?


Ey, wieder einmal kann ich da nur sagen: Willkommen im Club der hypothetischen Realisten! Sehr glücklich

Im übrigen verhalten sich unsere (ontologischen Positionen) wie Bild und Spiegelbild: Du zweifelst am Realismus und bist von der Annahme überzeugt, daß es nichts außen Konstrukten gibt. Ich zweifle am Solipsismus und bin davon überzeugt, daß es etwas außerhalb meines konstruierten Weltbildes gibt. Der Rest ist radikalkonstruktivistische Arroganz, die den Blick auf die Tatsache vernebelt, daß hinter dem "Konstruktdenken" eine handfeste Metaphysik hervorlugt... zwinkern


Lamarck hat folgendes geschrieben:
Wenn ich weiß, was Strategie und Taktik ist, benötige ich nun wirklich nichts, was wie Ontologie aussieht.


Weißt Du, wie Du mir gerade vorkommst: Wie ein Mensch, der an einer Infusionsnadel hängt, in milder Verachtung auf die anderen herunterblickt und sagt: "Ich benötige nun wirklich nichts, was nach Nahrung aussieht." Mr. Green


Lamarck hat folgendes geschrieben:
Ich halte mich nicht heraus. Ich hänge mich hinein, das aber konsequent. Manch anderer denkt sich, das kann doch wissenschaftsmethodisch nicht ungeschickt sein, das unsichtbare lila Einhorn im Garten zu füttern. Da sollte es nicht verwundern, wenn der Schrecken vom Amazonas gar zu keck seinen ontologischen Kopf heraussteckt, das ich diesen mittels Ockham rassiere.


Das Problem ist, daß Du nicht deutlich machen kannst, wie das funktionieren könnte. Willst Du den Methodenkanon der Wissenschaften, nach dem Du selbst bei Schritt und Tritt verfährst (und einen Realismus, den Du all Deinen Denkvorgängen und Handlungen unwillkürlich zugrundelegst) wegrasieren?

Grüße

Martin
_________________
"Science is a candle in the dark." - Carl Sagan

www.ag-evolutionsbiologie.de
www.facebook.com/AGEvolutionsbiologie
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Klaus-Peter
auf eigenen Wunsch deaktiviert



Anmeldungsdatum: 10.01.2004
Beiträge: 1534

Beitrag(#192217) Verfasst am: 12.10.2004, 17:36    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Martin,

Vorbemerkung: Das Thema ist eigentlich gegessen, weil sich Lamarck inzwischen als Realisten geoutet hat, dem bloss das Wörtchen "seiend" nicht gefallen hat.

Martin Neukamm hat folgendes geschrieben:
Noch einmal: Es geht um Setzungen, die methodologisch begründet werden und sich im Methodenkanon der Wissenschaften als erfolgreich herausgestellt haben. Darüber hinaus erklären sie gewisse Zwänge und Limitierungen, die in Deinem Weltbild einfach ohne Erklärung vorausgesetzt werden müssen.


Diese Argumentation halte ich nach wie vor für nicht glücklich. Ich halte es für plausibler, einfach zu sagen: Ich kenne nichts Besseres als den Realismus, und halte den daher für wahr. Wer das nicht einsieht, dem kann man ohnehin auch durch Diskussion nicht helfen. Der wird auch andere Argumente nicht einsehen.

Gruss

KP
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Darwin Upheaval
Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator



Anmeldungsdatum: 23.01.2004
Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden

Beitrag(#192606) Verfasst am: 13.10.2004, 11:22    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Klaus-Peter,

Klaus-Peter hat folgendes geschrieben:
Vorbemerkung: Das Thema ist eigentlich gegessen, weil sich Lamarck inzwischen als Realisten geoutet hat, dem bloss das Wörtchen "seiend" nicht gefallen hat.


ACK. Ich selbst kenne keinen Menschen, der jemals praktisch als Solipsist/RK ("Anti-Realist") in Erscheinung getreten wäre. Ich kenne nur ein paar Menschen, die eine Heidenangst davor haben, den Begriff "Ontologie" in den Mund zu nehmen, weil ihm der Geruch des Metaphysischen (was für ein Schimpfwort Geschockt) anhaftet. Und die sich aus intellektueller Spielerei in die ontologische Vorstellung verliebt haben, die Welt sei nichts als ein Konstrukt. Über den epistemologischen oder gar wissenschaftlich-praktischen Nutzen einer solchen Idee wird dann gar nicht erst weiter diskutiert.


Klaus-Peter hat folgendes geschrieben:
Martin Neukamm hat folgendes geschrieben:
Noch einmal: Es geht um Setzungen, die methodologisch begründet werden und sich im Methodenkanon der Wissenschaften als erfolgreich herausgestellt haben. Darüber hinaus erklären sie gewisse Zwänge und Limitierungen, die in Deinem Weltbild einfach ohne Erklärung vorausgesetzt werden müssen.


Diese Argumentation halte ich nach wie vor für nicht glücklich. Ich halte es für plausibler, einfach zu sagen: Ich kenne nichts Besseres als den Realismus, und halte den daher für wahr.


Das in etwa wollte ich damit sagen. zwinkern


Klaus-Peter hat folgendes geschrieben:
Wer das nicht einsieht, dem kann man ohnehin auch durch Diskussion nicht helfen. Der wird auch andere Argumente nicht einsehen.


Weil sie sich hinter ihrem "Sparsamkeitswahn" verschanzen. Es gibt einfach keine Positition, die weniger behautet, als der Solipsismus. Also wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und alles, was die Welt nicht auf ein Nullum - sprich: auf ein mystisch-anthropozentrisches Konstrukt - reduziert (und damit alle Rationalitätsstandards gleich mit) wegrationalisiert. Smilie

Grüße

Martin
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Erime
registrierter User



Anmeldungsdatum: 30.01.2006
Beiträge: 207

Beitrag(#410675) Verfasst am: 30.01.2006, 22:01    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,
dies ist mein erster Beitrag im Freigeisterhaus. Bitte um Entschuldigung, wenn ich irgendetwas falsch mache. Dieser Thread hier ist zwar schon etwas alt ... - Ich bin auf dieses Forum hingewiesen worden, weil ich gerade Simon Conway Morris "Life's Solution - Inevitable Humans in a Lonely Universe" mit großer Begeisterung lese. Beim Durchsehen dieser Seiten hier hab ich nirgends jemanden entdeckt, der dieses Buch SELBST mal in die Hand genommen hätte - oder hab ich da was übersehen?
Jedenfalls: Diese Zeit-Interview ist MIST. Es ist überhaupt merkwürdig, was für blöde Fragen oft deutsche Journalisten angloamerikanischen Forschern stellen.
Das Buch ist - zumindest für einen nicht super in englischsprachiger Lesekenntnis Geübten - höllisch-schwer zu lesen, aber das nicht nur wegen der Sprache, sondern weil es weiterhin voll ist voll FAKTEN, FAKTEN, FAKTEN. Aber dennoch würde ich sagen: Das ist ein voll PHILOSOPHISCHES Buch, allein mit naturwissenschaftlichen Fakten geschrieben. Ich kenne kein weiteres Buch einer solchen Art.
Es stellt ja die Gegenposition dar zu Stephen J. Goulds "Zufall Mensch". Man vergleiche die beiden Bücher einfach mal nur von der ART her, Bücher zu schreiben und Wissenschaft zu betreiben und es wird einem da schon manches auffallen.
MEINER Meinung nach wird dieses Buch von dem Conway Morris als ein "Klassiker" in die Wissenschaftsgeschichte eingehen. Übrigens sind die Thesen dieses Buches sehr positiv aufgenommen worden von Richard Dawkins. Man sehe das letzte Kapitel seines neuesten Bestsellers "The Ancestors Tale".
Mit freundlichen Grüßen,
E. Meinecke
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#410681) Verfasst am: 30.01.2006, 22:06    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe mir das Buch zwar gekauft, bin aber nach ein paar Seiten 'versumpft' und habe nur auszugsweise einige Passagen gelesen. Wenn du aber konkrete Teile diskutieren möchtest, lese ich mir gerne die jeweiligen Seiten durch.

Erime hat folgendes geschrieben:

[ ... ]
MEINER Meinung nach wird dieses Buch von dem Conway Morris als ein "Klassiker" in die Wissenschaftsgeschichte eingehen. Übrigens sind die Thesen dieses Buches sehr positiv aufgenommen worden von Richard Dawkins. Man sehe das letzte Kapitel seines neuesten Bestsellers "The Ancestors Tale".


Das wundert mich dann schon ein wenig. Wenn ich richtig in Erinnerung habe, kritisiert Morris Dawkins (wegen dieser Kritik habe ich das Buch gekauft). Kann natürlich sein, dass Dawkins vor allem schätzt, dass jemand gegen Gould argumentiert ;->
_________________
Ein seliges und unvergängliches Wesen (die Gottheit) trägt weder selbst Mühsal, noch belädt es ein anderes Wesen damit. Darum kennt es weder Zorn noch Wohlwollen. Dergleichen gibt es nur bei einem schwachen Wesen. (Epikur)

Der Christengott ist immens schwach!
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Erime
registrierter User



Anmeldungsdatum: 30.01.2006
Beiträge: 207

Beitrag(#410733) Verfasst am: 30.01.2006, 23:09    Titel: Re: Dawkins / Conway Morris Antworten mit Zitat

Also der Conway Morris kritisiert zunächst einmal klar Gould. So ja schon in seinem vorhergehenden Buch "The Crucible Creation - The Burgess Shale and the Rise of Animals". (Obwohl Gould Conway Morris ja in seinem Buch "Zufall Mensch" über allen Klee gelobt hatte.) Tja, das Verhältnis Dawkins / Conway Morris ist sehr "diffizil". Wenn man z.B. die letzten Absätze von Dawkins letztem Buch liest, wird man feststellen, daß er hier nicht Atheisten, sondern religiöse Nichtchristen anspricht. Ich würde sagen, das ist ein Schritt auf Conway Morris zu. Aber auch ganz unabhängig davon kann er doch anerkennen, daß Konvergente Evolution ein ziemlich spannendes Thema ist und auf "Tendenzen" in der Evolution (wenn nicht viel mehr) hinweist. Das tut ja z.B. der Atheist Steven Weinberg in Bezug auf das Anthropische Prinzip auch (wie man ebenfalls im ersten Kapitel bei Dawkins nachlesen kann). Die weltanschaulichen Gräben und Grenzziehungen fangen vielleicht zur Zeit an, ganz schön zu verwischen - ?!

Auch Kardinal Schönborn und die katholische Kirche vertreten ja da inzwischen recht differenzierte Standpunkte, die man nicht gleich hier oder dort einordnen kann.

Über den letzten persönlichen "Schlagabtausch" zwischen Conway Morris und Dawkins kann man sich beispielsweise hier informieren (der mittlere Verweis New York Times-Artikel):
http://de.groups.yahoo.com/group/Wissenschaft_Kunst_und_Philosophie/message/3263
http://de.groups.yahoo.com/group/Wissenschaft_Kunst_und_Philosophie/message/3295
http://de.groups.yahoo.com/group/Wissenschaft_Kunst_und_Philosophie/message/3387

Ich kenne Richard Dawkins als jemanden, der leicht und schnell bereit ist, dazu zu lernen. Zum Beispiel in sein erstes Buch "Das egoistische Gen" hat er inzwischen viele Konzepte übernommen, die lange Zeit hochgradig umstritten waren und bei denen auch er lange gezögert hat (wie er selbst schreibt), sie überhaupt ernst zu nehmen (z.B. Zahavi's Handicap-Prinzip). Und im neuesten Buch gibt es auch ein Kapitel über Rasse ("A Grasshoppers Tale"), in dem er - wie inzwischen viele andere - "Lewontins Fallacy" als das hinstellt, was es ist. Auch zu dem Thema hat er sich früher ganz anders geäußert.

Es ist derzeit viel in Bewegung in der Biologie - - - !

Durch Life's Solution habe ich mich inzwischen zu etwa einem Viertel "durchgekämpft" - im wahrsten Sinne des Wortes. Es waren aber wohl auch die schwierigeren. Ich weiß aber nicht, ob es richtig ist, einzelne Themen daraus zu diskutieren. Man muß seinen Gesamtentwurf, sein Gesamtanliegen im Auge behalten. Das ist gar nicht so einfach. Und ich glaube, Conway Morris würde selbst sagen: Was man an philosophischen Schlüssen aus all dem jetzt eigentlich konkret zieht, das ist ja alles noch offen, das steht zur Diskussion frei. Ich nenne ja hier nur erst einmal die Fakten.

Aber man schaue sich doch nur mal sein Literaturverzeichnis an, das ist durchgängig neueste Literatur aus den letzten drei oder vier Jahren, manchmal auch älter. Diese ganze These hätte vor zehn Jahren mit einer derartigen Sicherheit und so REICHEN Belegen wohl noch gar nicht vertreten werden können.
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#410748) Verfasst am: 30.01.2006, 23:26    Titel: Re: Dawkins / Conway Morris Antworten mit Zitat

Erime hat folgendes geschrieben:


Danke für die Links.

[ ... ]

Ich kenne Richard Dawkins als jemanden, der leicht und schnell bereit ist, dazu zu lernen.


kennst Du ihn persönlich?

Erime hat folgendes geschrieben:
Zum Beispiel in sein erstes Buch "Das egoistische Gen" hat er inzwischen viele Konzepte übernommen, die lange Zeit hochgradig umstritten waren und bei denen auch er lange gezögert hat (wie er selbst schreibt), sie überhaupt ernst zu nehmen (z.B. Zahavi's Handicap-Prinzip).


Die Fachwelt hat 'The Selfish Gene' so schlecht aufgenommen, dass er noch ein zweites Buch 'nachschob', das sich an eben diese Menschen richtete:

Dawkins, R. (1982) 'The Extended Phenotype' Oxford; San Francisco, W. H. Freeman

Ich muss gestehen, dass ich eher der Position Goulds zuneige. Dawkins war mir auf der einen Seite zu 'extrem' (reduktionistisch, genzentristisch), auf der anderen Seite hat Gould wesentlich mehr inhaltlich gearbeitet als Dawkins (der eigentlich vor allem die Ideen anderer Menschen popularisiert hat). Zudem war das Spektrum Goulds bei weitem breiter als das von Dawkins.

Erime hat folgendes geschrieben:
Und im neuesten Buch gibt es auch ein Kapitel über Rasse ("A Grasshoppers Tale"), in dem er - wie inzwischen viele andere - "Lewontins Fallacy" als das hinstellt, was es ist. Auch zu dem Thema hat er sich früher ganz anders geäußert.


Sorry, Bildungslücke. Muss mir das Buch irgendwann zulegen.

Erime hat folgendes geschrieben:
Es ist derzeit viel in Bewegung in der Biologie - - - !


Yepp, aber IMAO in eine Richtung, die Dawkins Probleme macht. Dawkins war zumindest Ultra-Darwinist, der nicht viel mit Epigenetik, EvoDevo etc. anfangen konnte. Ich weiß nicht, ob sich das geändert hat.

Erime hat folgendes geschrieben:
Durch Life's Solution habe ich mich inzwischen zu etwa einem Viertel "durchgekämpft" - im wahrsten Sinne des Wortes.


Morris schreibt einen anerkannt grauenvollen Stil.

Erime hat folgendes geschrieben:
Es waren aber wohl auch die schwierigeren. Ich weiß aber nicht, ob es richtig ist, einzelne Themen daraus zu diskutieren. Man muß seinen Gesamtentwurf, sein Gesamtanliegen im Auge behalten. Das ist gar nicht so einfach.


Ehrlich? Ich denke, dass er in verschiedenen Aspekten dasselbe schreibt: constraints, constraints, constraints.

Erime hat folgendes geschrieben:
Und ich glaube, Conway Morris würde selbst sagen: Was man an philosophischen Schlüssen aus all dem jetzt eigentlich konkret zieht, das ist ja alles noch offen, das steht zur Diskussion frei. Ich nenne ja hier nur erst einmal die Fakten.


Yepp. Aber da würde ich

West-Eberhard, M.J. (2003) 'Developmental Plasticity and Evolution' Oxford; mult., Oxford University Press

als wesentlich interessanter einschätzen (hat auch 100 Seiten Literaturangaben zu 600 Seiten Text).

Erime hat folgendes geschrieben:
Aber man schaue sich doch nur mal sein Literaturverzeichnis an, das ist durchgängig neueste Literatur aus den letzten drei oder vier Jahren, manchmal auch älter. Diese ganze These hätte vor zehn Jahren mit einer derartigen Sicherheit und so REICHEN Belegen wohl noch gar nicht vertreten werden können.


Och, es gibt da durchaus Ansätze. Kauffman's 'order for free' scheint mir in diese Richtung zu gehen. Okay, ich schau noch mal 'rein, vielleicht können wir doch über etwas Konkretes diskutieren.
_________________
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Erime
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Anmeldungsdatum: 30.01.2006
Beiträge: 207

Beitrag(#410807) Verfasst am: 31.01.2006, 00:14    Titel: Antworten mit Zitat

Dawkins ist insofern mein "Leib- und Magenpoet", also mein sehr intimer "Busenfreund" (nie persönlich Kontakt gehabt), als ich mich einmal SEHR intensiv mit Soziobiologie beschäftigt habe. Der Dawkins hat viel, wirklich viel Unheil angerichtet mit seiner These vom EGOISTISCHEN Gen. Gene haben keine Emotionen. Aber was das "egoistische Gen" erklären soll, war ALTRUISMUS. Und das war die Theorie von William D. Hamilton, der Zeit seines Lebens im Schatten bekannterer Leute wie eben Dawkins oder E.O. Wilson stand.
Aber entsprechend Hegels "List der Vernunft" hat erst die Dawkins'sche Irreführung der Soziobiologie so viel Popularität eingetragen. Denn heutzutage ist Egoismus immer viel "interessanter" als Altruismus. Die Soziobiologen haben das inzwischen alle einigermaßen "gerafft" (obwohl viele da ganz schön dran zu knabbern hatten an dieser Dawkins'schen Nuß).
Ansonsten ist der Dawkins schon ein brillianter Mann. Klar, wie gesagt, ich mag seinen Reduktionismus auch nicht. Aber den wahren Kern muß man halt anerkennen, da führt kein Weg dran vorbei.
Wie die Fachwelt reagierte? Welche Fachwelt? Die ganze Soziobiologie als Forschungsrichtung hatte in der Zeit ihrer Etablierung (und das war ungefähr um 1975) heftigste Kämpfe auszustehen. Aber das ist ja heute längst alles Geschichte.
Mit Gould ist es doch so: Seine wesentlichen Gedanken hat er sich von Heinrich Otto Schindewolf und anderen geklaut. So super originell ist doch sein punctuated equilibria gar nicht. Und wenn man sich seine Art von Argumentation anguckt: Da haben doch Kinofilme oder einfache Wissenschaftsgeschichte oft den gleichen Rang eines Arguments wie ein naturwissenschaftliches Faktum. Er war einfach ein "Redenschwinger" (wie ihn auch Conway Morris charakterisiert), der manchmal ganz schön barock werden konnte. Das Gould'sche Denkmal SCHEINT noch unzerstört zu stehen, ist aber längst innen hohl und in den Fundamenten untergraben. Am schlimmsten an Gould finde ich seine strikte Trennung von Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft. Das ist doch nur noch lächerlich. Nichts für ungut! - - -
Zurück zum Dawkins: Es gibt eine schöne Stellungnahme von dem Dawkins zur ID-Debatte, hier z.B.:
http://de.groups.yahoo.com/group/Wissenschaft_Kunst_und_Philosophie/message/3271 , wo er unter anderem sagt: "Among the controversies that students of evolution commonly face, many are genuinely challenging and of great educational value: neutralism versus selectionism in molecular evolution, adaptationism, group selection, punctuated equilibrium, cladism, "evo-devo", the "Cambrian Explosion", mass extinctions, interspecies competition, sympatric speciation, sexual selection, the evolution of sex itself, evolutionary psychology, Darwinian medicine, and so on. The point is that all these controversies, and many more, provide fodder for fascinating and lively argument, not just in essays but for student discussions late at night."
Das meine ich eben: Der Dawkins ist hellwach für alle neuen Tendenzen in der Biologie und hält nicht dogmatisch-starr an veralteten Konzepten fest. - - -
Manche jammern über den Stil des Conway Morris. JA! Dafür gibt es einen Grund. Er schreibt ALS Naturwissenschaftler und NUR mit naturwissenschaftlichen Fakten ein philosophisches Buch. Nicht jeder Naturwissenschaftler hat ein "Sensorium" dafür, worum es sich bei einem philosophischen Buch überhaupt handeln könnte, bzw. daß die Argumentationsrichtungen eben andere sind als wenn ich platte pragmatische (langweilige) Naturwissenschaft betreibe ... Und dann wird es auf den "Stil" geschoben. (Bestes Beispiel PZ Myers Conway Morris-Verriß [siehe Netz]: "... Damn WHAT ...??!!") - - -
Genau: constraints, constraints, constraints. Aber was heißt das? Wie kommen sie zustande? Ist das nicht alles Wunder über Wunder? Das ist ein Buch, das innerlich an einem ZERRT, weil man es einfach nicht GLAUBEN kann. Damn WHAT???!!! Ja, es zieht einen "hoch", so wie Goethe sich früher durch das "Ewig-Weibliche hinan" ziehen ließ! zwinkern (Damn WHAT???!!!)
Das ist etwas, was man in unserer unprosaisch gewordenen Zeit - zumal von Naturwissenschaft - überhaupt nicht mehr erwartet, für möglich hält. - Aber WARUM eigentlich?!
Klar, Mary Jane West-Eberhards Opus Magnum ist genau so ein großer Hammer, da stimme ich voll mit bei.
Stuart Kauffmann ist gemeint? Welcher Buchtitel? Hab schon lang nichts mehr von ihm gelesen.
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korf
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Anmeldungsdatum: 18.08.2005
Beiträge: 358

Beitrag(#411050) Verfasst am: 31.01.2006, 15:54    Titel: Antworten mit Zitat

Erime hat folgendes geschrieben:
Jedenfalls: Diese Zeit-Interview ist MIST. Es ist überhaupt merkwürdig, was für blöde Fragen oft deutsche Journalisten angloamerikanischen Forschern stellen.

Für die blöden Antworten ist aber schon Morris verantwortlich, oder?
S.C.Morris hat folgendes geschrieben:
Vielleicht haben wir bisher nicht die richtige Frage gestellt. Irgendetwas Entscheidendes scheint zu fehlen. Verändern wir einmal den Standpunkt und gehen davon aus, dass unser Universum beabsichtigt war. Nicht einfach ein Unfall oder eine zufällige Laune der Natur. Dann ist die Entwicklung von Intelligenz doch etwas sehr Naheliegendes. Denn eine höhere Macht wäre mit Sicherheit an einer Welt mit einer intelligenten Spezies interessiert, die über sich selbst reflektieren kann.
Wenn Du mir einleuchtend erkären kannst, daß mit solchen metaphysischen Spekulationen Erkenntnisfortschritte verbunden sind, kaufe und lese ich "Life's solution" sofort.
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Erime
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Anmeldungsdatum: 30.01.2006
Beiträge: 207

Beitrag(#411139) Verfasst am: 31.01.2006, 18:09    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn das der einzige Grund ist, aus dem heraus Du Life's Solution NICHT kaufst, solltest Du mal gleich los zur Buchhandlung laufen! zwinkern . Denn derartiges Phrasengedresche findet sich - wenn überhaupt - nur im letzten Kapitel von Life's Solution. Der Rest ist NUR Naturwissenschaft (soweit ich das bisher überblicke).

Der Conway Morris ist halt Christ, kann man nichts anderes tun, als ihn dazu bemitleiden. Und deshalb klingt dann oft seine "Metaphysik", ähm ... ETWAS "theologisch" (so ja auch sein letztes Kapitel "Toward a theology of evolution"). Klar. Das heißt aber nicht, daß eben die Problematik, die sich aus dem, was wir über unser Universum und das Leben auf unserer Erde wissen, einem Philosophen nichts zu sagen haben würde. Und diese PROBLEMATIK zeigt Life's Solution besser als jedes andere mir bekannte Buch auf.

Klar, Conway Morris VERSUCHT eine Antwort. Sie mißlingt. Aber man gebe doch mal ne BESSERE Antwort (ich meine, eine, die nicht banal ist). Wer oder was soll ein Universum "beabsichtigen"??? Das ist ja alles nur mehr oder weniger kluges, metaphorisches Gerede. Die Tatsachen bleiben. Es wäre lächerlich und intellektuell letztlich doch unredlich bei unserem heutigen Kenntnisstand noch zu behaupten, unser Universum wäre nichts weiter als ein Zufallsereignis. Oder eben auch: soviele Konvergenzen und schließlich der Mensch wären nichts weiter als "Zufallsereignisse".

Also, kauf den Conway Morris und laß Dich auf die PROBLEMATIK ein. Dann siehst Du, daß es das "Ewig-Weibliche" offenbar heute NICHT mehr (sehr oft) ist, was uns "hinan" zieht. Aber - vielleicht - naturwissenschaftliche Fakten.

Die meisten Leute (auch bei der "Zeit") haben es zu eilig. Die wollen - im Falle daß es möglich ist - gleich zu Gott, OHNE sich vorher die naturwissenschaftlichen Fakten anzusehen. Das geht eben nicht mehr. (Und hier kann nur der Gott Goethes gemeint sein, alles andere wäre sowieso Quatsch:
"... der Herr Pfarrer ist eine Person,
GOTT ist keine.")
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Wolf
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Anmeldungsdatum: 23.08.2004
Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause

Beitrag(#411140) Verfasst am: 31.01.2006, 18:16    Titel: Antworten mit Zitat

Erime hat folgendes geschrieben:
Es wäre lächerlich und intellektuell letztlich doch unredlich bei unserem heutigen Kenntnisstand noch zu behaupten, unser Universum wäre nichts weiter als ein Zufallsereignis. Oder eben auch: soviele Konvergenzen und schließlich der Mensch wären nichts weiter als "Zufallsereignisse".

Wenn zufällig, nicht geplant meint, dann: was wäre daran lächerlich?
_________________
Trish:(
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Erime
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Anmeldungsdatum: 30.01.2006
Beiträge: 207

Beitrag(#411153) Verfasst am: 31.01.2006, 18:43    Titel: Antworten mit Zitat

zunächst: was heißt "nicht geplant"?
Die Dinge sind zu diffizil, als daß man sie so ohne weiteres über die eine oder andere bordsteinkante werfen könnte.

Dieses Weltall hatte (hat) irgendetwas mit uns vor. Irgendwie ZWINGEN uns die Tatsachen, uns, uns blöden scheiß Menschen irgendeine irgendwie größere Bedeutung zuzumessen. WELCHE? Was soll das alles? Warum dieses faszinierende Abendrot da drüben am Winterhimmel?

Warum diese konvergenten blöden scheiß Mittelgehör-Knochen? (Oder wie die Dinger heißen.) "Wer" mischt sich da ein? Wer treibt da Versteckspiel mit uns?
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Rasmus
entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst



Anmeldungsdatum: 20.05.2004
Beiträge: 17559

Beitrag(#411156) Verfasst am: 31.01.2006, 18:58    Titel: Antworten mit Zitat

Erime hat folgendes geschrieben:
Dieses Weltall hatte (hat) irgendetwas mit uns vor.


Du meinst außer mich mit Kreationisten und deren blödsinnigen Theorien zu umlagern, um mir den letzten Nerv zu rauben? Wohl kaum; gegenteilige Behauptungen möchtest Du bitte fundiert begründen.

Rasmus.
_________________
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Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#411159) Verfasst am: 31.01.2006, 19:01    Titel: Antworten mit Zitat

Erime hat folgendes geschrieben:
Wer treibt da Versteckspiel mit uns?


Du kennst sicher das 'anthropische Prinzip': das Universum hat Eigenschaften, die dazu führten, dass wir Menschen entstanden. Hätte es andere Eigenschaften, würde das nur niemandem auffallen.

Mit Versteckspielen hat das nichts zu tun.

Die Materie setzt 'constraints'. Denk an den Sehvorgang: es ist kein Zufall, dass wir nur Lichte bestimmter Wellenlängen sehen können. Zu kurzwelliges Licht erzeugt Bindungsbrüche, zu langwelliges lediglich Molekülschwingungen. Nur in dem Energiebereich, in dem Photonen Elektronen anregen, ist die Konstruktion des Typs Auge, das Tiere besitzen, möglich. Zu sagen, dass diese Energiewerte eben diese Eigenschaften haben, _damit_ wir sehen können, ist in etwa so erbaulich wie die Beobachtung, dass der Kopf des Menschen so genial konstruiert wurde, dass er eine Brille auf Nase und Ohren halten kann.

Getoppt wird das noch durch die Auffassung, dass das ein genialer Schöpfer gemacht haben muss, in etwa einer, der so genial war, die Sonne tagsüber scheinen zu lassen, wenn wir wach sind und uns daran erfreuen können, und nicht nachts, wenn wir alle schlafen.
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Erime
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Beitrag(#411183) Verfasst am: 31.01.2006, 19:42    Titel: Antworten mit Zitat

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Erime hat folgendes geschrieben:
Wer treibt da Versteckspiel mit uns?


Zu sagen, dass diese Energiewerte eben diese Eigenschaften haben, _damit_ wir sehen können, ist in etwa so erbaulich wie die Beobachtung, dass der Kopf des Menschen so genial konstruiert wurde, dass er eine Brille auf Nase und Ohren halten kann.


Das mit Brille, Nase und Ohren, da bin ich mir nicht so sicher. Aber ich hab mir grad ein Buch gekauft (Privileged Planet), das heißt im Untertitel: "How our place in cosmos is designed for discovery." - Designed for WHAT? - Ja, die Autoren behaupten, es gäbe keinen besseren Platz im Weltall, UM dieses Weltall zu erforschen, als hier bei uns auf der Erde ... Verdammt noch mal, diese constraints!

Du hast Dir ein Beispiel rausgesucht, über das ich noch nirgends etwas gelesen habe, ich bin mir aber sicher, daß auch DAS irgendwo in Argumentationsmustern behandelt ist (oder werden könnte), die (auch) der Conway Morris entfaltet. Auch eine leichte Veränderung der Lichtgeschwindigkeit z.B. (glaube ich) würde zu Auswirkungen in unserem Universum führen, die schwerlich komplexere Strukturen oder gar Großhirne würden entstehen lassen. (Ok, das müßte ich noch mal nachsehen.) Kann man sich nicht überlegen, wie ein Weltall "aussehe", dessen Licht nicht gerade die Eigenschaften aufweist, DIE es hat, und die irgendso was wie "Wahrnehmung" in diesem Weltall überhaupt erst möglich machen? (Ich bin kein Physiker, ich weiß es jetzt einfach von den Fakten her nicht.)

Ja klar, ich WUSSTE, daß diese Phrase "Versteckspiel" das Angreifbarste meiner Mail war. Mein Gott, man muß die Gedanken, die Phantasie spielen lassen, die Möglichkeiten des Denkens, nein, besser: des Formulierens austesten. Wir bewegen uns hier völlig in Neuland.

Zitat repariert - kolja
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El Schwalmo
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Beitrag(#411259) Verfasst am: 31.01.2006, 21:58    Titel: Antworten mit Zitat

Erime hat folgendes geschrieben:
Das mit Brille, Nase und Ohren, da bin ich mir nicht so sicher.


war auch nur aus Voltaires 'Candide' geklaut, um den Punkt anschaulich zu machen.

Erime hat folgendes geschrieben:
Aber ich hab mir grad ein Buch gekauft (Privileged Planet), das heißt im Untertitel: "How our place in cosmos is designed for discovery." - Designed for WHAT? - Ja, die Autoren behaupten, es gäbe keinen besseren Platz im Weltall, UM dieses Weltall zu erforschen, als hier bei uns auf der Erde ...


Es gibt sogar einen Film dieses Namens und er ist fast ein 'Klassiker' des ID. Wenn Du auf solche Dinge 'abfährst', wirst Du mit Morris nicht glücklich werden.

Erime hat folgendes geschrieben:
Verdammt noch mal, diese constraints!


Das ist wieder ein anderer Thread.

Erime hat folgendes geschrieben:
Du hast Dir ein Beispiel rausgesucht, über das ich noch nirgends etwas gelesen habe,


Steht eigentlich in jedem Lehrbuch über Sinnesphysiologie.

Erime hat folgendes geschrieben:
ich bin mir aber sicher, daß auch DAS irgendwo in Argumentationsmustern behandelt ist (oder werden könnte), die (auch) der Conway Morris entfaltet.


Natürlich, und das sind die _nicht_ kontroversen Inhalte.

Erime hat folgendes geschrieben:
Auch eine leichte Veränderung der Lichtgeschwindigkeit z.B. (glaube ich) würde zu Auswirkungen in unserem Universum führen, die schwerlich komplexere Strukturen oder gar Großhirne würden entstehen lassen. (Ok, das müßte ich noch mal nachsehen.) Kann man sich nicht überlegen, wie ein Weltall "aussehe", dessen Licht nicht gerade die Eigenschaften aufweist, DIE es hat, und die irgendso was wie "Wahrnehmung" in diesem Weltall überhaupt erst möglich machen? (Ich bin kein Physiker, ich weiß es jetzt einfach von den Fakten her nicht.)


Welchen Sinn sollte das machen? Deiner Frage kommst Du so nicht näher.

Erime hat folgendes geschrieben:
Ja klar, ich WUSSTE, daß diese Phrase "Versteckspiel" das Angreifbarste meiner Mail war. Mein Gott, man muß die Gedanken, die Phantasie spielen lassen, die Möglichkeiten des Denkens, nein, besser: des Formulierens austesten. Wir bewegen uns hier völlig in Neuland.


Nein, das sind uralte Kamellen, nur neu aufgemischt. Ich denke, dass Paley und Konsorten ihre Zeit hatten und dass man ID als das entlarven sollte, was es ist: eine plumpe Strategie, die keine Argumente hat, die über 'argumentum ad ignorantiam' oder den Versuch einer Beweislastumkehr hinausgeht. In einem der Links, auf die Du bei Yahoo verlinkt hast (dem von Dawkins und Coyne), ist das mustergültig formuliert. Ich habe den Artikel schon kurz nach seinem Erscheinen gelesen und es war einer der ganz wenigen Texte von Dawkins, die ich gut fand.
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korf
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Beitrag(#411340) Verfasst am: 01.02.2006, 00:02    Titel: Antworten mit Zitat

Erime hat folgendes geschrieben:

Dieses Weltall hatte (hat) irgendetwas mit uns vor. Irgendwie ZWINGEN uns die Tatsachen, uns, uns blöden scheiß Menschen irgendeine irgendwie größere Bedeutung zuzumessen. WELCHE? Was soll das alles? Warum dieses faszinierende Abendrot da drüben am Winterhimmel?

Kannst Du diesen Zwang etwas näher erläutern?
Diesen Zwang zur irgendwie größeren Bedeutung im Sinne von "Was soll das alles" verspüre ich nämlich nicht.

Und die Sache mit dem Abendrot ist ein meteorologisches Phänomen und hat mit der Absorption der Sonnenstrahlung zu tun. Die Frage die sich mir stellt, ist weniger, warum es da ist, sondern warum es in Deinem Gehirn etwas Besonderes auslöst. Darüber könnte man sich unterhalten
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Erime
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Beitrag(#411486) Verfasst am: 01.02.2006, 08:42    Titel: Antworten mit Zitat

Ja, wenn Du diesen "Zwang" nicht verspürst, dann ist Dir nicht zu helfen. Zwingen kann und soll Dich keiner, diesen Zwang zu verspüren.

(Es kann und soll Dich ja auch keiner zwingen, den Sog des "Ewig-Weiblichen" [also nicht des "Nur"-Weiblichen] zu verspüren. Wir sind hier im Bereich menschlicher Freiheit, JENSEITS der Naturwissenschaft.)

Naturlich, auch Schönheits-Wahrnehmung hat sowohl in unserem Gehirn eine physiologische Basis wie außerhalb desselben - z.B. - eine physische in der Meterologie. Auch hier gilt: Es kommt drauf an, was man drauß macht. Die menschliche Geistesgeschichte ist VOLL davon, DASS man etwas daraus gemacht HAT. Wenn man das heute nicht mehr "so" tut, hat das mehr ideologische Gründe als das von den Naturwissenschaften selbst her inzwischen noch nahegelegt wird. (Z.B. atheistische Gegenreaktion gegen Monotheismus und anderes.)

Inzwischen ERFORSCHT ja die Naturwissenschaft sogar, wie Gotterleben (transzendentale Erfahrungen) (Dean Hamer "Das Gottesgen"), wie Religiosität, wie Schönheitswahrnehmung und -bewertung (Evolutionäre Ästhetik) usw. usf. evoluiert sind beim Menschen, aus welchen evolutions-rationalen Mechanismen heraus das nicht unvorteilhaft, sondern sogar vorteilhaft war für das Überleben jener Gene, die derartige Bewußtseins-Strukturen hervorgebracht haben. Übrigens tun das religiös ausgerichtete Wissenschaftler ganz ebenso wie atheistisch ausgerichtete Wissenschaftler (wie etwa Daniel C. Dennett in einem jüngsten Buch).

Also: Stoff genug, sich "zu unterhalten" zwinkern !
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Darwin Upheaval
Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator



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Beitrag(#411553) Verfasst am: 01.02.2006, 11:33    Titel: Antworten mit Zitat

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Ich denke, dass Paley und Konsorten ihre Zeit hatten und dass man ID als das entlarven sollte, was es ist: eine plumpe Strategie, die keine Argumente hat, die über 'argumentum ad ignorantiam' oder den Versuch einer Beweislastumkehr hinausgeht.


ACK. Ich frage mich nur, weshalb Du dann meinst, ID hätte so etwas wie eine "fast wissenschaftliche" Signalerkennungstheorie...
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El Schwalmo
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Beiträge: 9073

Beitrag(#411560) Verfasst am: 01.02.2006, 11:41    Titel: Antworten mit Zitat

Darwin Upheaval hat folgendes geschrieben:
El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Ich denke, dass Paley und Konsorten ihre Zeit hatten und dass man ID als das entlarven sollte, was es ist: eine plumpe Strategie, die keine Argumente hat, die über 'argumentum ad ignorantiam' oder den Versuch einer Beweislastumkehr hinausgeht.


ACK. Ich frage mich nur, weshalb Du dann meinst, ID hätte so etwas wie eine "fast wissenschaftliche" Signalerkennungstheorie...


ich habe Dir schon gesagt, dass ich aus Gründen, die Dir sehr genau bekannt sind, derartige Fragen nicht mit Dir diskutieren werde.
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Erime
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Beitrag(#411587) Verfasst am: 01.02.2006, 12:19    Titel: Antworten mit Zitat

Rasmus hat folgendes geschrieben:
Erime hat folgendes geschrieben:
Dieses Weltall hatte (hat) irgendetwas mit uns vor.


Du meinst außer mich mit Kreationisten und deren blödsinnigen Theorien zu umlagern, um mir den letzten Nerv zu rauben? Wohl kaum; gegenteilige Behauptungen möchtest Du bitte fundiert begründen.

Rasmus.


Verstehe das grammatikalisch nicht ganz. Aber bitteschoen: Ich hatte hier nur dazu aufgefordert, den Conway Morris selbst zu lesen und sich nicht ueber bloede Interviews ein Urteil zu bilden. Ich werde jetzt hier nicht ein Buch von 300 Seiten, das NICHT EINFACH zu lesen ist (einfach weil es hochgradig wissenschaftlich und englisch-sprachig ist) und das ich selbst deshalb erst zu einem Viertel durchgeackert habe, referieren.

El Schwalmo sagte es ja schon in Kurzfassung: constraints, constraints, constraints. Auch Atheist Richard Dawkins sagt: All die vielen Beispiele Konvergenter Evolution in der Evolution SCHEINEN darauf hinzuweisen, dass irgendso etwas wie Menschen bei dieser Evolution herauskommen MUSSTEn. Und wuerde sie auf irgendeinem anderen Planeten ablaufen, haette sie wahrscheinlich nicht gar so andersartige Alternativen zu dem anzubieten, was wir von unserer Erde und ihrer Evolution her schon kennen. (Vielleicht sollte man aber die Genialitaet der Evolution auch nicht unterschaetzen - sie sieht oft Moeglichkeiten, auf die wir Menschen von selbst nie im Leben gekommen waeren, siehe z.B. Burgess-Schiefer-Tiere und vieles andere mehr.) (Will heissen: Zufall wird von Conway Morris ganz und gar nicht geleugnet - genauso wenig wie von Manfred Eigen.)

Kreationisten verstehe ich als Leute - ist das richtig? - die die Moeglichkeit einer weitgehend vollstaendigen naturwissenschaftlichen Erklaerung der Artbildung leugnen. Keine Ahnung wie die sich ueberhaupt definieren. Zu solchen Leuten jedenfalls wuerde ich mich nicht rechnen. Ebenso wenig rechnet sich Dawkins zu solchen.
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El Schwalmo
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Beiträge: 9073

Beitrag(#411599) Verfasst am: 01.02.2006, 12:30    Titel: Antworten mit Zitat

Erime hat folgendes geschrieben:
All die vielen Beispiele Konvergenter Evolution in der Evolution SCHEINEN darauf hinzuweisen, dass irgendso etwas wie Menschen bei dieser Evolution herauskommen MUSSTEn.


klar, aber das ist eigentlich nichts soooo weltbewegendes. Auch Gould meinte mit seinem 're-running the tape' nicht viel Anderes. Der Unterschied ist _graduell_, nicht absolut.

Ich wüsste kein Argument dagegen, dass die höchstenwickelte Lebensform auf der Erde Eier legen und beschuppt sein könnte. Noch weniger sicher scheint mir, dass, falls jemand nach einer Zeitspanne, die der entspricht, die die Dinosaurier hinieden 'herrschten', auf die Erde kommt, noch irgendwas vorfinden würde, das an uns Menschen erinnert.

Erime hat folgendes geschrieben:
Kreationisten verstehe ich als Leute - ist das richtig? - die die Moeglichkeit einer weitgehend vollstaendigen naturwissenschaftlichen Erklaerung der Artbildung leugnen. Keine Ahnung wie die sich ueberhaupt definieren.


Falls Dich meine Meinung interessiert ...
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Erime
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Anmeldungsdatum: 30.01.2006
Beiträge: 207

Beitrag(#411619) Verfasst am: 01.02.2006, 12:50    Titel: Antworten mit Zitat

El Schwalmo hat folgendes geschrieben:
Erime hat folgendes geschrieben:
All die vielen Beispiele Konvergenter Evolution in der Evolution SCHEINEN darauf hinzuweisen, dass irgendso etwas wie Menschen bei dieser Evolution herauskommen MUSSTEn.


klar, aber das ist eigentlich nichts soooo weltbewegendes. Auch Gould meinte mit seinem 're-running the tape' nicht viel Anderes. Der Unterschied ist _graduell_, nicht absolut.


Hm, graduell und nicht absolut? Und warum hat dann der Conway Morris zwei dicke Buecher geschrieben, um nur "graduelle" Unterschiede aufzuzeigen? Ich glaube, der Unterschied ist wesentlich tiefer. Wie lautet Gould's (deutscher) Buchtitel? "Zufall Mensch". Nein, eben nicht Zufall.

Zitat:
Ich wüsste kein Argument dagegen, dass die höchstenwickelte Lebensform auf der Erde Eier legen und beschuppt sein könnte.


Ne, ich auch nicht, vor was weiss ich wievielen hundertmillionen Jahren war sie es es ja.

Zitat:
Noch weniger sicher scheint mir, dass, falls jemand nach einer Zeitspanne, die der entspricht, die die Dinosaurier hinieden 'herrschten', auf die Erde kommt, noch irgendwas vorfinden würde, das an uns Menschen erinnert.


Ich ebensowenig.

Zitat:
Erime hat folgendes geschrieben:
Kreationisten verstehe ich als Leute - ist das richtig? - die die Moeglichkeit einer weitgehend vollstaendigen naturwissenschaftlichen Erklaerung der Artbildung leugnen. Keine Ahnung wie die sich ueberhaupt definieren.


Falls Dich meine Meinung interessiert ...


Ach ja, es ist immer der Monotheismus, die Theologie, die erst bekaempft werden muss, bevor man zu den eigentlich wichtigen Tatsachen und Themen kommt. Warum nicht gleich das alles weglassen und gleich dahin gehen? Einfach die letzten 1200 Jahre Geistesgeschichte mal in diesem Punkt weniger beruecksichtigen und da anknuepfen, bevor sie diesen starken Bruch hatte, das heisst schlicht: als PHILOSOPHEN.

Auch von mir gibt es "Klarstellungen zur 'Intelligent-Design"-Debatte" in aller wuenschenswerten Kurzfassung, hier:
http://de.groups.yahoo.com/group/hegel-ger/message/817

Zitate repariert - kolja
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Rasmus
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Beitrag(#412325) Verfasst am: 02.02.2006, 19:26    Titel: Antworten mit Zitat

Erime hat folgendes geschrieben:
Und wuerde sie auf irgendeinem anderen Planeten ablaufen, haette sie wahrscheinlich nicht gar so andersartige Alternativen zu dem anzubieten, was wir von unserer Erde und ihrer Evolution her schon kennen.


Wir kennen nur eine Art von Leben und nur einen Planeten der diese Art von Leben unterstützt. Wir haben kein Wissen über mögliche andere Formen von Leben, oder die Bedingungen unter denen es entsteht und gedeiht.

Aber bleiben wir auf unsrem Planeten: Der ist für unsere Form von Leben geeignent, also gibt es hier unsere Form von Leben. Trivial, und lässt sich im kleinen immer wieder beobachten: Wo's feucht ist wachsen Pile. Es wäre allerding zutiefst albern, aus dem Vorhandensein von Nässe und Pilzen zu schließen, daß die jemand unbedingt da haben wollte.

Ebenso unsinnig ist es aus unserme Hiersein zu schließen daß da ein spezieller Grund oder eine Absicht hintersteht.

Zitat:
(Vielleicht sollte man aber die Genialitaet der Evolution auch nicht unterschaetzen - sie sieht oft Moeglichkeiten, auf die wir Menschen von selbst nie im Leben gekommen waeren,


Evolution "sieht" überhaupt nichts; sie hat keine Augen, keinen Verstand und keinen Willen.

Zitat:
siehe z.B. Burgess-Schiefer-Tiere und vieles andere mehr.) (Will heissen: Zufall wird von Conway Morris ganz und gar nicht geleugnet - genauso wenig wie von Manfred Eigen.)


Ich verstehe nicht, warum das das heissen sollte, ist aber auch nicht wichtig.

Von den Viechern hab' ich noch nie was gehört. Wikipedia lässt mich vermuten, daß sie ausgestorben sind - es liegt also nahe zu vermuten daß die Konstruktion so genial dann wohl doch nicht war...

Rasmus.
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Erime
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Beitrag(#412408) Verfasst am: 02.02.2006, 20:57    Titel: Antworten mit Zitat

Rasmus hat folgendes geschrieben:
Erime hat folgendes geschrieben:
Und wuerde sie auf irgendeinem anderen Planeten ablaufen, haette sie wahrscheinlich nicht gar so andersartige Alternativen zu dem anzubieten, was wir von unserer Erde und ihrer Evolution her schon kennen.


Wir kennen nur eine Art von Leben und nur einen Planeten der diese Art von Leben unterstützt. Wir haben kein Wissen über mögliche andere Formen von Leben, oder die Bedingungen unter denen es entsteht und gedeiht.


Tja, das ist ja eben das Spannende, was Anthropisches Prinzip und Conway Morris machen: Wir können uns HAUFENWEISE Alternativen zu dem ausdenken (und das in den Konsequenzen durchspielen), was IST hier auf dieser Erde oder im Weltall und kommen immer wieder nur zu dem Ergebnis, daß keine all dieser vielen Alternativen irgendetwas Komplexes von der Art unseres Weltalls, unserer Erde, unseres Lebens hervorbringen WÜRDE.

Rasmus hat folgendes geschrieben:
Aber bleiben wir auf unsrem Planeten: Der ist für unsere Form von Leben geeignent, also gibt es hier unsere Form von Leben. Trivial, und lässt sich im kleinen immer wieder beobachten: Wo's feucht ist wachsen Pile. Es wäre allerding zutiefst albern, aus dem Vorhandensein von Nässe und Pilzen zu schließen, daß die jemand unbedingt da haben wollte.

Ebenso unsinnig ist es aus unserem Hiersein zu schließen daß da ein spezieller Grund oder eine Absicht hintersteht.
Ja, dito. Ein "speziellerer" Grund. Machst Du Dich lächerlich? Im Grunde muß ich wirklich (mit Schönborn?) sagen: das wäre eine fast lächerliche Frage. Das Leben, unser Weltall ist SOOOO "speziell" und es gibt immer noch Leute, die fragen, ob es für sein Vorhandensein und die Art, wie es vorhanden ist, einen "spezielleren" Grund geben sollte: Es GEHT nicht ohne "recht spezielle" Gründe. (Oder Du sagst: Ich bin dumm, meine Augen sind zu, meine Ohren verschlossen und Hitler war ein Arschloch.)

Und das weitere Argument (von dem Conway Morris) lautet (sinngemäß - ich weiß jetzt nicht, ob's da was in Bezug auf Pilze gibt): Die Evolution hat so oft unabhängig voneinander Pilze hervorgebracht im Artenstammbaum, daß es ihr scheinbar gar nicht darauf ankam, irgend etwas anders außer Pilzen hervorzubringen. Oder: Säugetiere. Oder: Arbeitsteilung. Oder alle Eigenschaften, die Insekten ausmachen, oder Mittelgehörknochen (!!!) oder oder oder. (Conway Morris: 400 Seiten.)

Rasmus hat folgendes geschrieben:
Erime hat folgendes geschrieben:
(Vielleicht sollte man aber die Genialitaet der Evolution auch nicht unterschaetzen - sie sieht oft Moeglichkeiten, auf die wir Menschen von selbst nie im Leben gekommen waeren,


Evolution "sieht" überhaupt nichts; sie hat keine Augen, keinen Verstand und keinen Willen.


Stimmt. Das IST ja das Merkwürdige. Sonst wär's trivial. (Obwohl, mit dem Willen: Schopenhauer SPRICHT vom Willen. Man sollte mal aufhören, so philosophisch "abstinent" zu sein.)

Rasmus hat folgendes geschrieben:
Erime hat folgendes geschrieben:
(siehe z.B. Burgess-Schiefer-Tiere und vieles andere mehr.) (...)
Von den Viechern hab' ich noch nie was gehört. Wikipedia lässt mich vermuten, daß sie ausgestorben sind - es liegt also nahe zu vermuten daß die Konstruktion so genial dann wohl doch nicht war...

Rasmus.

Naja, dann schau Dir halt mal mein Profilbild an. Der Gould hat aus den Viechern ne ganze riesige Philosophie gemacht (Buchtitel: "Zufall Mensch"). Und andere auch (aber besser). Und die letztere lautet irgendwie: Die Evolution bringt Sachen hervor, da wäre kein Mensch drauf gekommen. Wir können uns im Wesentlichen immer nur Variäteten zu dem vorstellen, was ist. Die Evolution kann einiges mehr (ich mein das jetzt in Bezug auf Baupläne, Lebensweise).
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Shadaik
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Beitrag(#412410) Verfasst am: 02.02.2006, 21:02    Titel: Antworten mit Zitat

Die Evolution kann nix, weil sie die Folge von etwas ist, nicht die Ursache.

Anomalocaris und Opabinia waren da, wiel sie da waren. So trivial ist Evolution halt.
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Erime
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Beitrag(#412421) Verfasst am: 02.02.2006, 21:32    Titel: Antworten mit Zitat

Shadaik hat folgendes geschrieben:
Die Evolution kann nix, weil sie die Folge von etwas ist, nicht die Ursache.

Anomalocaris und Opabinia waren da, wiel sie da waren. So trivial ist Evolution halt.


issich doch toooood...lannnnnnngweilich
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Rasmus
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Beitrag(#412424) Verfasst am: 02.02.2006, 21:37    Titel: Antworten mit Zitat

Erime hat folgendes geschrieben:
Tja, das ist ja eben das Spannende, was Anthropisches Prinzip und Conway Morris machen: Wir können uns HAUFENWEISE Alternativen zu dem ausdenken (und das in den Konsequenzen durchspielen), was IST hier auf dieser Erde oder im Weltall und kommen immer wieder nur zu dem Ergebnis, daß keine all dieser vielen Alternativen irgendetwas Komplexes von der Art unseres Weltalls, unserer Erde, unseres Lebens hervorbringen WÜRDE.


Ja, unserre Erde gibt es nur auf unserer Erde. Das sagt uns aber nichts über irgendwelche anderen Erden, und das Leben was darauf möglich ist.

Wir wissen nicht, wie andere universen aussehen könnten, oder welche Formen von LEben denkbar wäremn, wenn es andere Rahmenparameter gäbe. Unsere Art von LEben vermutlich nicht - und?


Zitat:
Rasmus hat folgendes geschrieben:
Aber bleiben wir auf unsrem Planeten: Der ist für unsere Form von Leben geeignent, also gibt es hier unsere Form von Leben. Trivial, und lässt sich im kleinen immer wieder beobachten: Wo's feucht ist wachsen Pile. Es wäre allerding zutiefst albern, aus dem Vorhandensein von Nässe und Pilzen zu schließen, daß die jemand unbedingt da haben wollte.Ebenso unsinnig ist es aus unserem Hiersein zu schließen daß da ein spezieller Grund oder eine Absicht hintersteht.
Ja, dito. Ein "speziellerer" Grund. Machst Du Dich lächerlich? Im Grunde muß ich wirklich (mit Schönborn?) sagen: das wäre eine fast lächerliche Frage.


Das war durchaus ernst gemeint.

Zitat:
Das Leben, unser Weltall ist SOOOO "speziell" und es gibt immer noch Leute, die fragen, ob es für sein Vorhandensein und die Art, wie es vorhanden ist, einen "spezielleren" Grund geben sollte:


Wieviele andere Weltalle kennst Du, die Dich zu der aussage berechtigen, daß ausgerechnet unseres irgendwie speziell sei? (Auch das ist eine sehr ernste Frage gewesen!)

Zitat:
Es GEHT nicht ohne "recht spezielle" Gründe. (Oder Du sagst: Ich bin dumm, meine Augen sind zu, meine Ohren verschlossen und Hitler war ein Arschloch.)


Auch für diese mehr als abenteurliche Behauptung hätte ich gerne einen Beleg gesehen. Und eine Erklärung für das Auftauchen von Hitler .... ???

Was geht nicht ohne spezielle Gründe?

Jedwede Form von Leben? Speziell die auf der erde anzutreffende Form von Leben?
Woher willst du das wissen? Wie würde sich ein grundlos entstandendes Universum von einem unterscheiden, dem solche speziellen Gründe innewohnen?


Zitat:
Und das weitere Argument (von dem Conway Morris) lautet (sinngemäß - ich weiß jetzt nicht, ob's da was in Bezug auf Pilze gibt): Die Evolution hat so oft unabhängig voneinander Pilze hervorgebracht im Artenstammbaum, daß es ihr scheinbar gar nicht darauf ankam, irgend etwas anders außer Pilzen hervorzubringen. Oder: Säugetiere. Oder: Arbeitsteilung. Oder alle Eigenschaften, die Insekten ausmachen, oder Mittelgehörknochen (!!!) oder oder oder. (Conway Morris: 400 Seiten.)


Sowas schwachsinnige habe ich schon lange nicht mehr gehört. Eine Natur die es speziell auf Pilze abgesehen hätte, hätte kaum das Nashorn und den Nacktnasenwombat hervorgebracht.

Und wenn wirklich ewine Zielsetzung hinter der Evolution stehen sollte, dann muß man davon ausgehen, daß da absolute Schwachköpfe am Wekr waren, gerade weil sie das Rad immer wieder aufs neue erfunden haben - und spezial ldadurch aufgefallen sind, daß spätere Versionen Verschlechterungen enthalten, die den vorhergehenden Modellen fehlen.

Zitat:
Stimmt. Das IST ja das Merkwürdige. Sonst wär's trivial. (Obwohl, mit dem Willen: Schopenhauer SPRICHT vom Willen. Man sollte mal aufhören, so philosophisch "abstinent" zu sein.)


Hä?

Zitat:
Naja, dann schau Dir halt mal mein Profilbild an. Der Gould hat aus den Viechern ne ganze riesige Philosophie gemacht (Buchtitel: "Zufall Mensch"). Und andere auch (aber besser). Und die letztere lautet irgendwie: Die Evolution bringt Sachen hervor, da wäre kein Mensch drauf gekommen. Wir können uns im Wesentlichen immer nur Variäteten zu dem vorstellen, was ist. Die Evolution kann einiges mehr (ich mein das jetzt in Bezug auf Baupläne, Lebensweise).


Kunststück, mit zig Millionen Jahren von Vorsprung, da wären mir auch ein paar mehr Kriechtiere eingefallen. Ferner ist mir nicht sonderlich klar, was der Mensch davon hätte, sich Millionen von Tierarten auszudenken - im Gegensatz zur Evolution halte ich den Menschen nämlich für einigermaßen Vernunftbegabt. Wir können uns aber auchg gerne über die Dinge unterhalten, die der Mensch sich ausgedacht hat, und von der die Natur keinen blassen Schimmer hat. Das Rad, z.B. um mal ganz einfach anzufangen.

Rasmus.
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Tegularius
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Beitrag(#412434) Verfasst am: 02.02.2006, 21:54    Titel: Antworten mit Zitat

Was ich in solchem Zusammenhang immer merkwürdig finde, ist dieser Dualismus Mensch - Natur. Der Mensch ist ein Teil der Natur und alles "menschliche" bzw. "künstliche" ist letzten Endes natürlich.
Dass der Mensch vernünftig denken, planvoll handeln usw. kann ist ein "Erzeugnis" der Natur, so wie alles andere, was ist. Man kann sich nun natürlich darüber wundern, dass überhaupt irgendetwas ist; aber ich denke nicht, dass man, da man ja nicht "außerhalb" des ganzes Systemes steht - bzw. das wäre ja gar nicht möglich, denn wenn man irgendwie "hinaus" käme, stünde man eben in einem anderen System usw. - eine Antwort auf diese Frage erhalten kann.
Daher sind mir solche anthropomorph geprägten "Antworten", wie die, dass das Universum irgendetwas planen würde und dergleichen, mehr als unbefriedigend. Auch solche, die speziell dem Menschen eine bestimmte Rolle innerhalb des Ganzen zuweisen wollen (der Mensch muss erkennen, was die Natur plant und dementsprechend sein Wirken auf der Erde gestalten oder ähnliches). Sie bringen keinen Erkenntnisgewinn, sondern "verwirren" letztlich nur und stören den klaren Blick auf das, was man "wirklich" vor der Nase hat.
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Shadaik
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Beitrag(#412438) Verfasst am: 02.02.2006, 22:04    Titel: Antworten mit Zitat

Erime hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
Die Evolution kann nix, weil sie die Folge von etwas ist, nicht die Ursache.

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