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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#451472) Verfasst am: 13.04.2006, 20:04 Titel: |
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George hat folgendes geschrieben: | Multikulti ist überhaupt kein Problem !!! die USA sind doch ein einziger Multikultischmelztiegel, der Pukt ist der das man gemeinsame Werte findet , eine wirlliche freiheitlich demokratische Leitkultur für alle und die sollte auch in den grundsc´hulen schon gelehrt werden . Ich bin dafür das die Kids in der grundschule zur begrüßung die Nationalhymne singen ! |
Nicht alle Kulturen verschmelzen in den USA. Man spricht heute nicht mehr vom Schmelztigel, sondern von der Salatschüssel. In den USA ist viel Platz. Da leben auch eine Menge von Parallelgesellschaften nebeneinander. Außerdem sind die Amis individualistischer und deshalb gibt es nur lose gesellschaftliche Zusammenhänge.
Integrationsprobleme gibt es mit Latinos in manchen Regionen und auch mit Muslimen, dort, wo die sich häufen. Dann gibt es Mormonen, mit ihrem eigenen Staat, orthodoxe Juden, Amish. Rein Religiöse Parallelgesellschaften werden dort ohnehin geduldet.
Muslime fallen dort aber nicht so auf, weil es dort so viele rechte Christen gibt, die in vielen Punkten die gleichen Ansichten wie Muslime haben. Populäre rechtsextreme religiöse Führer und Prediger gibt es dort ebenfalls.
William Donahue von der einflussreichen katholischen Liga behauptet regelmäßig, dass das jüdische Hollywood christliche Produktionen verhindere.
Überhaupt gibt es seit den 90ern den Effekt, dass man in den USA seinesgleichen sucht und sich in entsprechend ansiedelt. Kalifornien ist mittlerweile ein Auswanderungsland, aus dem viele Weiße in nördlichere Bundesstaaten abwandern.
Cato hat folgendes geschrieben: | Ähem, Wahn? Wolltest du nicht irgendwelche Friedenszonen im Irak einrichten gehen? Nebenbei, das Wort "Multikulturell" dürfte dem 19. Jahrhundert ähnlich fremd sein wie Spezizismus, ökologischer Landbau oder Kulturrelativismus... das derartiges vom alten Piraten Nietzsche von sich gegeben wurde halte ich doch für höchst zweifelhaft, aus welchem seiner Werke soll es denn stammen? |
Naja, da kann man sich auch irren. Viele Wörter tauchen immer wieder mal auf. Allerdings verschiebt sich die Semantik. Die Semantik von Multikulturell hat sich meiner Meinung nach sogar in den letzten 10 Jahren schleichend verschoben.
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#451540) Verfasst am: 13.04.2006, 21:10 Titel: |
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Umunmutamnak hat folgendes geschrieben: | viator hat folgendes geschrieben: | Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | http://www.virtusens.de/walther/pfahl_holocaust.htm |
Danke für den Link! Ich werde ihn mir nach dem Essen durchlesen.
Das vermeintliche Nietzsche-Zitat, das ich nicht dafür halte,
findet man dort aber auch nicht. |
ZU dem Nietzsche- Link: Mannomann, Potz Zarathustra! Dieser Nietzsche schien ja doch so ein fin-de-siecle-Krauskopf gewesen zu sein. Mit stechendem Blick und intellektuell-dräuendem Wortgeschmetter. |
- Naja, der gläubigste aller Atheisten. Jünger des Dionysos...
Nix mit Metaphysik. Irrationalist.
Zitat: | Was man hier so über ihn lesen kann, erweckt mehr den Eindruck, daß er mehr so eine Art metaphysisch angehauchter Über-Opern-Impresario war, jedenfalls verstehe ich eigentlich kein Wort von dieser meta-eschatologischen Show. |
- Ohne ein paar Vorkenntnisse wird das alles nix.
Nietzsche war hoffnungslos eklektisch. Was ja eigentlich auch in Ordnung ist.
Allerdings hätte er es den Lesern wohl sehr erleichtert, wenn er zu seinen
"Erkenntnissen"...Quellenangaben oder Verweise gemacht hätte.
Z.B. Nietzsches philosophischer Ziehvater war Schopenhauer(Neobuddhismus).
Im späteren Verlauf seiner Entwicklung hat Nietzsche eine geistige Trennung
von Schopenhauer vollzogen. Manche seiner Argumente sind dann einfach
nur schlicht das Gegenteil zu den Aussagen Schopenhauers.
Zitat: | Wahrscheinlich hat sich morgens schon sein Butterbrot auf höchst dramatische Art geschmiert und sein Frühstückei mit warnenden Worten fixiert und dann mit stechenden Blick aufgewärmt. |
Zitat: | Was finden so viele an diesem Zeugs bloß so toll? Einfach ziemlich humorlos. Randvoll von "Großmannssucht". |
- Nun, "Wille zur Macht" bedeutet ja nicht einfach nur egozentrisch zu sein und
sich maßlos überlegen zu geben, sondern es zeigt auch den Wunsch sich persönlich
weiterzuentwickeln und sein eigenes Potenzial zu entdecken. Also z.B. zu lernen.
Wie z.B. (wie) Wissen ist Macht. Ein Beispiel: "Laufen" muß man (als Kind) erst lernen.
Insofern hat man seinen Machtbereich dementsprechend erweitert, nachdem man
das Laufen gelernt hat. Dementsprechend hat man sich ein Stück (der eigenen)
Wirklichkeit angeeignet. Ein Wille zum Nichts oder zur Ohnmacht ist ja
auch nicht zielführend. Nietzsche nannte das dann "dekadent".
Trotzdem findet der Ausdruck "Wille zur Macht" bei mir Kritik,
weil er erstens automatisch mißverständlich ist und zweitens
offensichtlich bei Nietzsche kein "Maß" kennt. Sprich: gierig.
Er sah sich selbst als Aristokraten und in diesem Sinne
verfasste er auch seine Philosophie: für die wenigen.
Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne
und nähme doch Schaden an seiner Seele?
Nietzsches Ausgangspunkt halte ich bereits für fehlerhaft.
Wo Schopenhauer mit seinem Pessimismus sozusagen
auf halben Wege stehen geblieben ist, ist Nietzsche
völlig über das Ziel hinausgeschossen. (Ebenso unverträglich)
Zitat: | Warum hat er statt dessen nicht Monumental- Romane oder Epen ohne übermäßigen philosophischen Anspruch geschrieben? Das ist es nämlich in Wahrheit, was der deutschen Kultur seit jeher abgeht. |
- Philosophen sind nach ihm "Kriegsherren", weil diese etwas über
die Sinngebung der Menschen Aussagen und diese denen dann folgen.
Insofern denke ich wollte er so etwas wie einen neuen Glauben
begründen oder entsprechend einen (neuen) Sinn stiften.
Ihm ging es immer auch um die Überwindung des Nihilismus,
den er für gegeben ansah.
Bei all seinen (auch) interessanten Gedankengängen kann ich
dennoch empfehlen, sich eine gewisse "kritische Distanz" zu bewahren,
wenn man sich mit seinem Werk befasst. Sprich: sich (auch) mit der "Kritik"
an Nietzsche beschäftigen. In jedem Fall gibt das aber Kopfschmerzen.
Und ein guter Magen wäre von Vorteil. Nix für labile Gemüter und zartbesaitete.
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Cato Der Freund der Bösen
Anmeldungsdatum: 13.08.2005 Beiträge: 970
Wohnort: Wolkenkuckucksheim
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(#452150) Verfasst am: 14.04.2006, 20:11 Titel: |
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Zumsel hat folgendes geschrieben: | Völlig uninteressant. Es geht hier um Nietzsches Kulturkritik, nicht darum, was die Analysierten von dieser Analyse eventuell halten könnten. |
Gemach, Gemach – ich machte lediglich den alten Wahn darauf aufmerksam, dass Nietzsche angeblich positive Äußerungen über den Islam von diesem als schlimmste Blasphemie empfunden würde.
Zumsel hat folgendes geschrieben: | Billiger Sophismus. Man muss Nietzsches Kulturkritik selbstverständlich getrennt von seiner Philosophie des Individuums betrachten. Als wahrheitssuchender Philosoph verachtete er die Herde natürlich. Jedoch war ihm ebenso klar, dass sie stets notwendig war, um große Kulturen hervorzubringen und bedeutende Werke zu schaffen. Alexander der Große hat die halbe Welt nicht mit einer Armee von Freidenkern erobert. Mohammed, so verstehe ich obigen Text, hat nur ein einziges Element aus dem Christentum übernommen. Und zwar jenes, mit dem es Paulus gelungen ist, Massen für sich zu gewinnen. Was er (Mohammed) daraus gemacht hat, ist gar nicht das Thema. |
Mir wäre nicht bekannt, dass Nietzsche die verschiedenen Aspekte seines Denkens und seiner Theoreme so eindeutig von einander getrennt hätte wie hier behauptet; auch dein Beispiel erweißt sich als vollkommen unzulänglich: Alexander den Großen und seine wackeren Makedonen mit Mohamed und dessen arabischen Horden gleichzusetzen, also wirklich. Mit der Geschichte verhält es sich wie mit allen Dingen: Halbwissen ist ein höchst zweischneidiges Schwert; Alexander ist als Sohn Phillips II. der rechtmäßige König der Makedonen und unter diesen bloß der Erste unter Gleichen – ich hoffe nicht, hier jetzt über den Unterschied zwischen den altindogermanischen Monarchien und dem sakral überhöhten Despotismus des Orients referieren zu müssen. Mohamed dagegen der selbsternannte Prophet, der die Massen durch seinen Wahn beherrscht. Du siehst also Alexander ist ein König und Mohamed ein Priester, und nun rufen wir uns ins Gedächtnis was Nietzsche so alles über den Priester zu sagen hat:
Zitat: | So lange der Priester noch als eine höhere Art Mensch gilt, dieser Verneiner, Verleumder, Vergifter des Lebens von Beruf , giebt es keine Antwort auf die Frage: was ist Wahrheit? Man hat bereits die Wahrheit auf den Kopf gestellt, wenn der bewusste Advokat des Nichts und der Verneinung als Vertreter der "Wahrheit" gilt... |
Zumsel hat folgendes geschrieben: | Das behandelt Nietzsche an diversen anderen Stellen. Und dort kommen die islamische Kultur und ihr Begründer, im Gegensatz zum Christentum, ausgesprochen gut weg. Denn für Nietzsche macht es einen Unterschied, "zu welchem Zweck man lügt". Ihn interessiert in diesem Zusammenhang nicht, wer nun welchen Flaschengeist anbetet, sondern allein die Frage, ob die dahinter stehende Kraft im Kern lebensverneinender oder lebensbejahender Natur ist, ob sie also ein Produkt der decadence ist, oder eines der höherer Kultur. |
Ich hoffe doch, dass es sich am Ende nicht gar um solche Textstellen handelt:
Zitat: | Die Moral der Züchtung und die Moral der Zähmung sind in den Mitteln, sich durchzusetzen, vollkommen einander würdig: wir dürfen als obersten Satz hinstellen, dass, um Moral zu machen, man den unbedingten Willen zum Gegentheil haben muss. Dies ist das grosse, das unheimliche Problem, dem ich am längsten nachgegangen bin: die Psychologie der "Verbesserer" der Menschheit. Eine kleine und im Grunde bescheidne Thatsache, die der sogenannten pia fraus, gab mir den ersten Zugang zu diesem Problem: die pia fraus, das Erbgut aller Philosophen und Priester, die die Menschheit "verbesserten". Weder Manu, noch Plato, noch Confucius, noch die jüdischen und christlichen Lehrer haben je an ihrem Recht zur Lüge gezweifelt. Sie haben an ganz andren Rechten nicht gezweifelt ... In Formel ausgedrückt dürfte man sagen: alle Mittel, wodurch bisher die Menschheit moralisch gemacht werden sollte, waren von Grund aus unmoralisch. - |
Sonst kommen sie alle nicht gut weg, die Lügner von Beruf. Zwar unterscheidet Nietzsche zwischen dem Zweck einer Lüge, aber eine Lüge bleibt für ihn eben immer eine verdammenswerte Tat.
Zumsel hat folgendes geschrieben: | Ich sehe da keinen Widerspruch. Gerade im Überwinden der islamischen Kultur durch die christliche sieht Nietzsche ja das Übel. Eine höhere Kultur wurde durch eine niedere vernichtet. Punkt. Wo soll hier der Widerspruch liegen? |
Für den geneigten Leser Nietzsches ergibt sich da ein Widerspruch, nicht für den Philosophen selbst. Man mag ihm aber zu Gute halten, dass er so sehr von der christlichen Tyrannei geprägt war, dass er dem Kampf gegen diese den Vorrang gab; ferner hatte er zu Lebzeiten keinen Kontakt mit dem Islam und daher waren ihm auch dessen tatsächliche Auswirkungen auf die Menschen nicht aus eigener Anschauung bekannt – zumal die Kirche mit ihrer antimuselmanischen Propaganda hier ein Übriges getan haben dürfte. Nietzsche ist auch nicht frei von Irrtum und heute wissen wir welche kulturelle Barbarei von jeher mit dem Islam einher zu gehen pflegt – islamische Zeloten haben die große Bibliothek von Alexandria ebenso in Brand gesteckt wie es ihre christlichen Vorgänger taten. Außerdem sollte man noch Goethes große Sympathie für den Islam beachten, im Bezug auf Nietzsches fast grenzenlose Verehrung für Goethe; sowohl bei Nietzsche wie auch bei Goethe kann man diese Sympathie nur als "sympathy for the devil" begreifen, da weder der Autor, der Wahlverwandtschaften und des Fausts, noch der, des Zarathustras und der Morgenröte, sich in einer islamischen Welt auch nur denken lassen. Abschließend noch ein lateinisches Sprichwort: Major e longinquo reverentia (Aus der Ferne besehn ist alles schön)
Zumsel hat folgendes geschrieben: | Toll, und daraus interpretierst du dir jetzt eine im Grunde antiislamische Haltung Nietzsches zurecht? Glaubst du vielleicht auch, Eisenhower war im Grunde seines Herzens Nazi, weil er im Kalten Krieg gegen Chruschtschow kämpfte, dessen Vorgänger Stalin nicht ruhte, bis die deutschen Eindringlinge vernichtend geschlagen waren? |
Ich halte diese Analogie für recht verfehlt, da eben Eisenhauer selbst einen erheblichen Teil zum Sturz der Nazis beigetragen hat. Während die Borgiadynastie zuerst den Islam mit zerschmetterte und dann drauf und dran war dem Christentum ebenfalls ein Ende zu machen, was auch geglückt wäre, wenn es diesen elenden Luther nicht gegeben hätte – ob die Borgias das allerdings bewusst oder unbewusst anstrebten lässt sich nicht mehr mit Sicherheit sagen, sicher ist, dass dem alten Adelsgeschlecht der Glaube an den christlichen Gott völlig abhanden gekommen sein muss...
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Naja, da kann man sich auch irren. Viele Wörter tauchen immer wieder mal auf. Allerdings verschiebt sich die Semantik. Die Semantik von Multikulturell hat sich meiner Meinung nach sogar in den letzten 10 Jahren schleichend verschoben. |
"Multikulturell" halte ich aber entschieden für eine Wortschöpfung des vorherigen Jahrhunderts; kosmopolitisch wäre bei Nietzsche wohl eher zu erwarten...
_________________ Im Übrigen bin ich dafür, dass der Monotheismus zerstört werden muss.
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#452347) Verfasst am: 14.04.2006, 23:00 Titel: |
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Cato hat folgendes geschrieben: | Zwar unterscheidet Nietzsche zwischen dem Zweck einer Lüge, aber eine Lüge bleibt für ihn eben immer eine verdammenswerte Tat. |
"Man hat zum Verkehre mit Menschen die Lüge nicht mehr nöthig, wenn man genug der Wahrheiten hat: mit ihnen kann man sie betrügen und verführen, wohin man nur will."
Nachgelassene Fragmente, KSA 10, S. 131
oder auch:
"Nichts ist wahr. Alles ist erlaubt".
"Zarathustra", Vierter Teil, Abschnitt: Der freiwillige Bettler
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Fluse KLERIKERFEINDIN
Anmeldungsdatum: 27.10.2003 Beiträge: 2034
Wohnort: Niedersachsen
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(#453311) Verfasst am: 16.04.2006, 13:37 Titel: |
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Zumsel hat folgendes geschrieben: | Ich kenne dieses Zitat nicht. Und auch Google verweist nur auf Zitate, nicht auf Quellen. Davon abgesehen aber (und das wird dich besonders freuen) war Nietzsche ein ausgesprochener Islam-Bewunderer, der Friedrich den Großen für seine tolerante Einstellung gegenüber Muslimen lobte. |
Stimmt eingeschränkt schon! Aber lies mal weiter, da mochte er niemals Despoten etc.
Nicht nur ein Faktum bei Nietzsche herrausgreifen, sondern die Gesammtheit bei Nietzsche funzt sowas nicht, auch die Nazis lagen da fehl am Platze! Er bewunderte sogar die Juden!, zeigte sogar dem Christen sein Platz.
Essig also mit dem Nietzche noch Punkte zu sammeln!
_________________ Die Bibel ist ein HIRNWEICHSPÜLER und HIRNWEISSFÄRBER mit
Extra Sündenlösekraft und Weissfärbekraft ( Magnusfe)
Jesusfreak zahl allein für deine Pfaffen!
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Zumsel registrierter User
Anmeldungsdatum: 08.03.2005 Beiträge: 4667
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(#453926) Verfasst am: 17.04.2006, 19:51 Titel: |
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Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Z.B. Nietzsches philosophischer Ziehvater war Schopenhauer(Neobuddhismus).
Im späteren Verlauf seiner Entwicklung hat Nietzsche eine geistige Trennung
von Schopenhauer vollzogen. Manche seiner Argumente sind dann einfach
nur schlicht das Gegenteil zu den Aussagen Schopenhauers. |
Mit den angeblichen neobuddhistischen Tendenzen Schopenhauers hatte Nietzsche nie viel am Hut. Überhaupt löste er sich schon sehr früh von der Schopenhauerschen Philosophie. Bereits in den "Unzeitgemäßen Betrachtungen" schrieb er:
Was er lehrte ist abgethan,
Was er lebte, wird bleiben stahn:
Seht ihn nur an!
Niemandem war er unterthan!
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Insofern denke ich wollte er so etwas wie einen neuen Glauben
begründen oder entsprechend einen (neuen) Sinn stiften. |
Unsinn!
Aus Ecce Homo:
"Innerhalb meiner Schriften steht für sich mein Zarathustra. Hier redet kein Fanatiker, hier wird nicht "gepredigt", hier wird nicht Glauben verlangt: aus einer unendlichen Lichtfülle und Glückstiefe fällt Tropfen für Tropfen, Wort für Wort, eine zärtliche Langsamkeit ist das tempo dieser Reden."
Auch an mehreren Stellen seines Nachlasses warnt Nietzsche seine Leser davor, seine Lehre wie eine neue Religion zu verkünden. (Ich bin jetzt allerdings zu faul, diese Stellen rauszusuchen) Die Sinnstiftung wird dem Einzelnen selber überlassen.
Cato hat folgendes geschrieben: | Mir wäre nicht bekannt, dass Nietzsche die verschiedenen Aspekte seines Denkens und seiner Theoreme so eindeutig von einander getrennt hätte wie hier behauptet. |
Nun, da Nietzsche kein Systematiker war, ist das wohl auch kaum möglich.
Cato hat folgendes geschrieben: | Alexander den Großen und seine wackeren Makedonen mit Mohamed und dessen arabischen Horden gleichzusetzen, also wirklich. Mit der Geschichte verhält es sich wie mit allen Dingen: Halbwissen ist ein höchst zweischneidiges Schwert; |
Zunächst einmal hat kein Mensch hier irgendetwas gleichgesetzt. Es ging lediglich um den ganz allgemeinen Terminus Herde. Zweitens: Obwohl mein eigentliches Fachgebiet das europäische Mittelalter ist, reichen meine Kenntnisse in Altertumswissenschaft für einen Diskurs mit dir allemal noch hin.
Cato hat folgendes geschrieben: | Alexander ist als Sohn Phillips II. der rechtmäßige König der Makedonen und unter diesen bloß der Erste unter Gleichen |
Na ja, aber als großer Historiker müsste dir eigentlich bekannt sein, dass mindestens die Hälfte der Armee Alexanders nicht aus Makedoniern bestand, sondern aus griechischen Söldnern und Barbaren.
Cato hat folgendes geschrieben: | Du siehst also Alexander ist ein König und Mohamed ein Priester, und nun rufen wir uns ins Gedächtnis was Nietzsche so alles über den Priester zu sagen hat: |
Tja, nur leider sah Nietzsche in Muhammad mehr als einen Priester. In der Morgenröthe stellt er ihn gar in eine Reihe mit Alexander (na sowas), Cäsar und Napoleon. Vielleicht solltest du einfach aufhören, Nietzsches Meinung mit deiner eigenen zu verwechseln.
Cato hat folgendes geschrieben: | Zwar unterscheidet Nietzsche zwischen dem Zweck einer Lüge, aber eine Lüge bleibt für ihn eben immer eine verdammenswerte Tat. |
Das stimmt so einfach nicht. Im Antichristen heißt es:
"Zuletzt kommt es darauf an, zu welchem Zweck gelogen wird. Daß im Christentum die "heiligen" Zwecke fehlen, ist mein Einwand gegen seine Mittel."
Das Gesetzbuch des Manu hingegen wird in den dann folgenden Abschnitt geradezu überschwänglich gelobt. Ich wüsste im Übrigen auch nicht, warum ausgerechnet Nietzsche ein fanatischer Verfechter des neunten Gebots gewesen sein sollte.
Cato hat folgendes geschrieben: | Für den geneigten Leser Nietzsches ergibt sich da ein Widerspruch, nicht für den Philosophen selbst. |
Ah, verstehe, du glaubst also, du hättest Nietzsche besser verstanden als er sich selbst und fühlst dich darum berufen, Nietzsches Werk vor Nietzsche zu beschützen. Bravo!
Cato hat folgendes geschrieben: | ferner hatte er zu Lebzeiten keinen Kontakt mit dem Islam und daher waren ihm auch dessen tatsächliche Auswirkungen auf die Menschen nicht aus eigener Anschauung bekannt |
Oh, du kannst davon ausgehen, dass Nietzsche sich mit den Lebensumständen in der islamischen Welt hinreichend auseinandersetzte. Verschiedene Fragmente seines Nachlasses legen davon Zeugnis ab. Und mein Vertrauen in den analytischen Verstand Nietzsches ist ebenso groß wie der in den Goethes. Im Gegensatz zu dir maße ich mir jedenfalls nicht an, die Urteile dieser Beiden auf mangelnde Bildung zurückzuführen oder gar Behauptungen wie diese vom Stapel zu lassen:
Cato hat folgendes geschrieben: | sowohl bei Nietzsche wie auch bei Goethe kann man diese Sympathie nur als "sympathy for the devil" begreifen, |
Cato hat folgendes geschrieben: | Ich halte diese Analogie für recht verfehlt, da eben Eisenhauer selbst einen erheblichen Teil zum Sturz der Nazis beigetragen hat. |
Richtig. Genauso wie sich Nietzsche nun mal positiv über den Islam äußerte, um im Kontext der Analogie zu bleiben.
Fluse hat folgendes geschrieben: | Stimmt eingeschränkt schon! Aber lies mal weiter, da mochte er niemals Despoten etc.
Nicht nur ein Faktum bei Nietzsche herrausgreifen, sondern die Gesammtheit bei Nietzsche funzt sowas nicht, auch die Nazis lagen da fehl am Platze! Er bewunderte sogar die Juden!, zeigte sogar dem Christen sein Platz.
Essig also mit dem Nietzche noch Punkte zu sammeln! |
Hä?
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CoS Antitheist
Anmeldungsdatum: 10.07.2005 Beiträge: 2734
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(#454253) Verfasst am: 18.04.2006, 03:07 Titel: |
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Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Nicht alle Kulturen verschmelzen in den USA. Man spricht heute nicht mehr vom Schmelztigel, sondern von der Salatschüssel. In den USA ist viel Platz. Da leben auch eine Menge von Parallelgesellschaften nebeneinander. Außerdem sind die Amis individualistischer und deshalb gibt es nur lose gesellschaftliche Zusammenhänge |
Man muss sich auch mal anschauen wo die Ammis herkommen - Es gibt nichtmal EIN amerikanisches Volk. Das Land ist seit es existiert allen möglichen kulturellen Einflüssen ausgesetzt gewesen.
So und um Nietzsche mal zu beschützen. Ich denke nicht das Nietzsche mit dem Text ausdrücken wollte, dass fremde kulturelle Einflüsse schädlich, gefährlich oder dumm sind (so wie es diese hirnlosen NPD Dummy's gern sehen - ich finds traurig das Nietzsche immer wieder für solchen Hirnschmarm herhalten muss) - Ich denke Nietzsche wollte damit sagen, dass jemand der sich nicht auf die eigene Kultur (des persönlichen Umkreises) beziehen kann, auch keine wirklichen Kenntnisse in Kultur hat. Schließlich ist man den lokalen kulturellen Einflüssen am ehesten ausgesetzt und wer diese nichtmal zu schätzen weiß, der hat einfach keine Ahnung von Kultur.
Nietzsche wollte sicher nicht auf das hinaus, auf was die NPD mit ihrer recht dümmlichen Interpretation hinaus wollte.
In Deutschland ist es sowieso zum Leidthema geworden sich auf die eigene Kultur zu beziehen...
Würde man in Deutschland ein T-Shirt mit einer Deutschlandflagge tragen, dann (außer sie steht in Verbindung mit Fussball) würde man gleich mal wieder als Nazi gelten - Deshalb gibts auch in jedem Geschäft T-Shirts mit Ammiflaggen zu kaufen...
Guggt mal im eigenen Schrank nach und zählt mal die Landesflaggen...Komisch das keine deutsche dabei ist - Achja und in Amerika hängt der stolze Amerikaner frühs die Ammiflagge raus!
Ich bin zwar der absolut letzte mit irgendwelchen patriotischen Ambitionen, aber diese "Kultverehrungen" Amerikas halte ich genau so für total dämlich. Deutschland war schon immer wie ein kleines Kind, dass ein Vorbild brauchte, auf das es hinaufschauen kann und mittlerweile ist es schon soweit, dass man als Außenseiter gilt, wenn man sich auf die eigene Kultur besinnen möchte, oder auch nur auf ihre Existenz hinweist.
Das hat jetzt absolut nichts mit links, rechts, oben oder unten zu tun, also bitte keine pseudopolitischen Kommentare!
_________________ "Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
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Shevek ohne jeglichen Respekt vor Autoritäten
Anmeldungsdatum: 23.01.2006 Beiträge: 4289
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(#454325) Verfasst am: 18.04.2006, 10:41 Titel: |
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CoS hat folgendes geschrieben: |
So und um Nietzsche mal zu beschützen. Ich denke nicht das Nietzsche mit dem Text ausdrücken wollte, .... |
Ähm, ich dachte, dass sei im Laufe der Diskussion klar geworden:
Nietzsche hat das nicht geschrieben. Dieses Zitat ist eine Fälschung.
Es passt auch nicht zu ihm.
Stärke bedeutete für ihn vor allem die Unabhängigkeit des Einzelnen von den (moralischen) Fesseln der Gesellschaft. Nicht die starke Gruppe, das starke Individuum hat er bewundert. Darum liegen die Nazis auch völlig falsch, wenn sie ihn auf ihrer Seite wähnen.
Grüße
Shevek
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44698
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(#454327) Verfasst am: 18.04.2006, 10:45 Titel: |
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Shevek hat folgendes geschrieben: | Darum liegen die Nazis auch völlig falsch, wenn sie ihn auf ihrer Seite wähnen. |
Wie auch so ziemlich jeder Andere, der ihn auf seine 'Seite' ziehen möchte.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#454331) Verfasst am: 18.04.2006, 11:10 Titel: |
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Shevek hat folgendes geschrieben: | Nietzsche hat das nicht geschrieben. Dieses Zitat ist eine Fälschung. |
Und wenn es keine Fälschung ist, war er seiner Zeit weit voraus.
wikipedia über Multikultur hat folgendes geschrieben: | Erstmals ist das Wort 1957 in der Schweiz benutzt worden, in Deutschland wurde der Begriff in der öffentlichen Diskussion um die Migrationspolitik seit Ende der 1980er Jahre bekannt. |
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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Xamanoth auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.04.2006 Beiträge: 7962
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(#454336) Verfasst am: 18.04.2006, 11:22 Titel: |
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Mal ein politisch stark unkorrekter Gedanke: K;ann es sein, dass Nietzsche zumindest die Nazielite, insbesondere den Führer selbst und z.B. Goebbels bewundert hätte? Schließlich haben die ihren Willen zur Macht zumindest kurzfristig vollends verwirklichen können, und jegliche moralischen Fesseln über Bord geworfen. Der Vorwurf wäre eher dem breiten Volk zu machen, dass seine Individualität dem Stechschritt opferte und für eine irrationale Ideologie die eigene Individualität vollkommen aufgab.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44698
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(#454339) Verfasst am: 18.04.2006, 11:25 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | Und wenn es keine Fälschung ist, war er seiner Zeit weit voraus.  |
Was mich bei Nietzsche allerdings nicht wirklich überraschen würde.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#454344) Verfasst am: 18.04.2006, 11:35 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Heike N. hat folgendes geschrieben: | Und wenn es keine Fälschung ist, war er seiner Zeit weit voraus.  |
Was mich bei Nietzsche allerdings nicht wirklich überraschen würde.  |
Keine Ahnung.
Filosofen haben für meinen Geschmack eh ein zu großes Rädchen ab, Nietzsche macht da keine Ausnahme. Bei mehr als zwei/drei Seiten lesen dieser tiefenkreativen Denkerergüsse schlafe ich ein.
Ich kann aus diesem Grund natürlich verstehen, dass jemand lieber ein x-beliebiges Zitat einer toitschen Partei unhinterfragt übernimmt (ich würde auch so ungern ganze schnarchige Bücher durchwälzen, um zu schauen, ob die NPD da korrekt zitiert hat). Der Vorteil an Gutmenschen scheint aber zu sein, dass sie nicht gleich bei Stichworten anbeißen wie 'n oller Karpfen, sondern nachdenken (Vorsicht: das ist eine schwere Tätigkeit und verbraucht unendlich viel Kolonien), sich parallel informieren (omw... darauf muss man erst mal kommen ) und einfach mal simpel Wikipedia bemühen ( da braucht man noch nicht mal viel lesen, steht im zweiten Absatz ).
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44698
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(#454350) Verfasst am: 18.04.2006, 11:40 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | Filosofen haben für meinen Geschmack eh ein zu großes Rädchen ab. |
Obwohl ich diese Ansicht nicht teile, kann ich sie doch gut verstehen.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Shevek ohne jeglichen Respekt vor Autoritäten
Anmeldungsdatum: 23.01.2006 Beiträge: 4289
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(#454364) Verfasst am: 18.04.2006, 12:29 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | und einfach mal simpel Wikipedia bemühen ( da braucht man noch nicht mal viel lesen, steht im zweiten Absatz ). |
Oder man ist selbst Filosof (in der zweiten Generation), mit nem Rad ab, und den gesammelten Nietsche-Werken im Regal.
Grüße
Shevek
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Cato Der Freund der Bösen
Anmeldungsdatum: 13.08.2005 Beiträge: 970
Wohnort: Wolkenkuckucksheim
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(#455016) Verfasst am: 19.04.2006, 03:07 Titel: |
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Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | "Man hat zum Verkehre mit Menschen die Lüge nicht mehr nöthig, wenn man genug der Wahrheiten hat: mit ihnen kann man sie betrügen und verführen, wohin man nur will."
Nachgelassene Fragmente, KSA 10, S. 131 |
Furchtbar, die Subjektivität und Instrumentalisierung der Wahrheit zwecks der Manipulation -- schrecklich, einfach schrecklich. Ein Gegenzitat:
Zitat: | - Ich nenne Lüge Etwas nicht sehn wollen, das man sieht, Etwas nicht so sehn wollen, wie man es sieht: ob die Lüge vor Zeugen oder ohne Zeugen statt hat, kommt nicht in Betracht. Die gewöhnlichste Lüge ist die, mit der man sich selbst belügt; das Belügen Andrer ist relativ der Ausnahmefall. - Nun ist dies Nicht-sehn-wollen, was man sieht, dies Nicht-so-sehn-wollen, wie man es sieht, beinahe die erste Bedingung für Alle, die Partei sind in irgend welchem Sinne: der Parteimensch wird mit Nothwendigkeit Lügner. Die deutsche Geschichtsschreibung zum Beispiel ist überzeugt, dass Rom der Despotismus war, dass die Germanen den Geist der Freiheit in die Welt gebracht haben: welcher Unterschied ist zwischen dieser Überzeugung und einer Lüge? Darf man sich noch darüber wundern, wenn, aus Instinkt, alle Parteien, auch die deutschen Historiker, die grossen Worte der Moral im Munde haben, - dass die Moral beinahe dadurch fortbesteht, dass der Parteimensch jeder Art jeden Augenblick sie nöthig hat? - "Dies ist unsre Überzeugung: wir bekennen sie vor aller Welt, wir leben und sterben für sie, - Respekt vor Allem, was Überzeugungen hat!" - dergleichen habe ich sogar aus dem Mund von Antisemiten gehört. Im Gegentheil, meine Herrn! Ein Antisemit wird dadurch durchaus nicht anständiger, dass er aus Grundsatz lügt ... Die Priester, die in solchen Dingen feiner sind und den Einwand sehr gut verstehn, der im Begriff einer Überzeugung, das heisst einer grundsätzlichen, weil zweckdienlichen Verlogenheit liegt, haben von den Juden her die Klugheit überkommen, an dieser Stelle den Begriff "Gott", "Wille Gottes", "Offenbarung Gottes" einzuschieben. Auch Kant, mit seinem kategorischen Imperativ, war auf dem gleichen Wege: seine Vernunft wurde hierin praktisch.(...) |
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | oder auch:
"Nichts ist wahr. Alles ist erlaubt. Alles ist erlaubt".
"Zarathustra", Vierter Teil, Abschnitt: Der freiwillige Bettler |
Wie wäre es wenn du einfach mal den Zarathustra lesen würdest? Denn käme er dir nicht immer unter, diese dumme Fehler, dessen Inhalt als wörtliche Äußerungen Nietzsches zu nehmen – zumal du auch noch falsch zitiert hast –; der besagte Ausspruch stammt nicht vom weißen Zarathustra selbst, sondern wird von diesem viel mehr widerlegt und hat gar wenig mit der Frage über Wahrheit und Lüge zu tun...
_________________ Im Übrigen bin ich dafür, dass der Monotheismus zerstört werden muss.
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Cato Der Freund der Bösen
Anmeldungsdatum: 13.08.2005 Beiträge: 970
Wohnort: Wolkenkuckucksheim
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(#455019) Verfasst am: 19.04.2006, 03:50 Titel: |
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Zumsel hat folgendes geschrieben: | Nun, da Nietzsche kein Systematiker war, ist das wohl auch kaum möglich. |
Sage ich doch, du aber meintest, man müsse die Philosophie, für das Individuum, und die, für die Gesellschaft, bei Nietzsche trennen...
Zumsel hat folgendes geschrieben: | Zunächst einmal hat kein Mensch hier irgendetwas gleichgesetzt. Es ging lediglich um den ganz allgemeinen Terminus Herde. Zweitens: Obwohl mein eigentliches Fachgebiet das europäische Mittelalter ist, reichen meine Kenntnisse in Altertumswissenschaft für einen Diskurs mit dir allemal noch hin. |
Ich bitte darum – schließlich lerne ich gerne von Größeren...
Zumsel hat folgendes geschrieben: | Na ja, aber als großer Historiker müsste dir eigentlich bekannt sein, dass mindestens die Hälfte der Armee Alexanders nicht aus Makedoniern bestand, sondern aus griechischen Söldnern und Barbaren. |
Als noch viel größerer Historiker müsste dir dagegen bekannt sein, dass die alten Griechen die Makedonier nicht zu den Hellenen rechneten und diese somit für sie ebenfalls Barbaren waren; ferner das Alexanders Heer zum größten Teil makedonisch war und kaum griechische Hopliten seinem Zug folgten – Theben zerstörte er unmittelbar vor seinem Auszug, Sparta verweigerte ihm die Heerfolge, usw. vielmehr musste Alexander unter Antipater ein starkes Heer zurücklassen, um die griechischen Stadtstaaten, die sein Vater mühsam in 20 Jahren niedergekämpft hatte, von einer Rebellion abzuhalten. Vielmehr standen auf der Seite der persischen Satrapen zahlreiche griechische Söldner – wie du als größter aller Historiker doch von der Schlacht am Granikos wissen solltest. (außerdem ändert dies nichts daran, dass sich niemand Alexanders Heerzug aus ähnlichen Motivationen angeschlossen hat, wie diese bei Mohammed der Fall gewesen ist – die arabischen Reiterhorden sollten tatsächlich religiöse fanatisiert gewesen sein, wenn man den Berichten der Geschichtsschreiber glauben schenken darf...)
Zumsel hat folgendes geschrieben: | Tja, nur leider sah Nietzsche in Muhammad mehr als einen Priester. In der Morgenröthe stellt er ihn gar in eine Reihe mit Alexander (na sowas), Cäsar und Napoleon. Vielleicht solltest du einfach aufhören, Nietzsches Meinung mit deiner eigenen zu verwechseln. |
Genug! Hören wir denn so Gescholtenen dazu selbst:
Zitat: | "Selbstflucht". - Jene Menschen der intellectuellen Krämpfe, welche gegen sich selber ungeduldig und verfinstert sind, wie Byron oder Alfred de Musset, und in Allem, was sie thun, durchgehenden Pferden gleichen, ja, die aus ihrem eigenen Schaffen nur eine kurze, die Adern fast sprengende Lust und Gluth und dann eine um so winterlichere Öde und Vergrämtheit davontragen, wie sollen sie es in sich aushalten! Sie dürsten nach einem Aufgehen in einem "Aussersich "; ist man mit einem solchen Durste ein Christ, so zielt man nach dem Aufgehen in Gott, nach dem "Ganz-eins-mit-ihm-werden"; ist man Shakespeare, so genügt einem erst das Aufgehen in Bildern des leidenschaftlichsten Lebens; ist man Byron, so dürstet man nach Thaten, weil diese noch mehr uns von uns abziehen, als Gedanken, Gefühle und Werke. Und so wäre vielleicht doch der Thatendrang im Grunde Selbstflucht? - würde Pascal uns fragen. Und in der That! Bei den höchsten Exemplaren des Thatendranges möchte der Satz sich beweisen lassen: man erwäge doch, mit dem Wissen und den Erfahrungen eines Irrenarztes, wie billig, - dass Vier von den Thatendurstigsten aller Zeiten Epileptiker gewesen sind (nämlich Alexander, Cäsar, Muhammed und Napoleon)- so wie auch Byron diesem Leiden unterworfen war. |
Mohamed ein Epileptiker? - Tja, ich fürchte fast, so wird es der gute Nietzsche nie zum Vorbeter in der Moschee bringen.(Wobei dies noch keine Würdigung der einzelnen Leistungen ist, nur dass Nietzsche, Caesar und Napoleon äußerst positiv gegenüberstand und Alexander zumindest nicht betont negativ, heißt noch lange nicht, dass er Mohammed unbedingt gern hatte.)
Zitat: | Das böse Princip. - Plato hat es prachtvoll beschrieben, wie der philosophische Denker inmitten jeder bestehenden Gesellschaft als der Ausbund aller Ruchlosigkeit gelten muss: denn als Kritiker aller Sitten ist er der Gegensatz des sittlichen Menschen, und wenn er es nicht so weit bringt, der Gesetzgeber neuer Sitten zu werden, so bleibt er in der Erinnerung der Menschen zurück als "das böse Princip". Wir dürfen hieraus errathen, wie die ziemlich freisinnige und neuerungssüchtige Stadt Athen dem Rufe Plato's bei seinen Lebzeiten mitgespielt hat: was Wunders, dass er - der, wie er selber sagt, den "politischen Trieb" im Leibe hatte, - dreimal einen Versuch in Sicilien gemacht hat, wo sich damals gerade ein gesammtgriechischer Mittelmeer-Staat vorzubereiten schien? In ihm und mit seiner Hülfe gedachte Plato für alle Griechen Das zu thun, was Muhammed später für seine Araber that: die grossen und kleinen Bräuche und namentlich die tägliche Lebensweise von Jedermann festzusetzen. Möglich waren seine Gedanken, so gewiss die des Muhammed möglich waren: sind doch viel unglaublichere, die des Christenthums, als möglich bewiesen worden! Ein paar Zufälle weniger und ein paar andere Zufälle mehr - und die Welt hätte die Platonisirung des europäischen Südens erlebt; und gesetzt, dieser Zustand dauerte jetzt noch fort, so würde muthmaasslich in Plato das "gute Princip" von uns verehrt werden. Aber der Erfolg fehlte ihm: und so blieb ihm der Ruf eines Phantasten und Utopisten, - die härteren Namen sind mit dem alten Athen zu Grunde gegangen. |
Hier erscheint Mohamed auf einer Stufe mit Plato – den Nietzsche so ganz und gar nicht mag: "ich finde ihn so abgeirrt von allen Grundinstinkten der Hellenen, so vermoralisirt, so präexistent-christlich - er hat bereits den Begriff "gut" als obersten Begriff -, dass ich von dem ganzen Phänomen Plato eher das harte Wort "höherer Schwindel" oder, wenn man's lieber hört, Idealismus." – und Mohamed erscheint in einer Linie mit dem Christentum... und wieder wird Nietzsche die Gläubigen nicht unterweise. Ich fühle mich in meiner Vermutungen durch deine Einwürfe eigentlich eher bestätigt als widerlegt...
Zumsel hat folgendes geschrieben: | Das stimmt so einfach nicht. Im Antichristen heißt es:
"Zuletzt kommt es darauf an, zu welchem Zweck gelogen wird. Daß im Christentum die "heiligen" Zwecke fehlen, ist mein Einwand gegen seine Mittel."
Das Gesetzbuch des Manu hingegen wird in den dann folgenden Abschnitt geradezu überschwänglich gelobt. Ich wüsste im Übrigen auch nicht, warum ausgerechnet Nietzsche ein fanatischer Verfechter des neunten Gebots gewesen sein sollte. |
Hören wir ihn doch selbst und lassen den Leser entscheiden?
Zitat: | (...)Die "heilige Lüge" - dem Confucius, dem Gesetzbuch des Manu, dem Muhamed, der christlichen Kirche gemeinsam: sie fehlt nicht bei Plato. "Die Wahrheit ist da": dies bedeutet, wo nur es laut wird, der Priester lügt ...
- Zuletzt kommt es darauf an, zu welchem Zweck gelogen wird. Dass im Christenthum die "heiligen" Zwecke fehlen, ist mein Einwand gegen seine Mittel. Nur schlechte Zwecke: Vergiftung, Verleumdung, Verneinung des Lebens, die Verachtung des Leibes, die Herabwürdigung und Selbstschändung des Menschen durch den Begriff Sünde, - folglich sind auch seine Mittel schlecht. - Ich lese mit einem entgegengesetzten Gefühle das Gesetzbuch des Manu, ein unvergleichlich geistiges und überlegenes Werk, das mit der Bibel auch nur in Einem Athem nennen eine Sünde wider den Geist wäre. Man erräth es sofort: es hat eine wirkliche Philosophie hinter sich, in sich, nicht bloss ein übelriechendes Judain von Rabbinismus und Aberglauben, - es giebt selbst dem verwöhntesten Psychologen Etwas zu beissen. Nicht die Hauptsache zu vergessen, der Grundunterschied von jeder Art von Bibel: die vornehmen Stände, die Philosophen und die Krieger, halten mit ihm ihre Hand über der Menge; vornehme Werthe überall, ein Vollkommenheits-Gefühl, ein Jasagen zum Leben, ein triumphirendes Wohlgefühl an sich und am Leben, - die Sonne liegt auf dem ganzen Buch. - Alle die Dinge, an denen das Christenthum seine unergründliche Gemeinheit auslässt, die Zeugung zum Beispiel, das Weib, die Ehe, werden hier ernst, mit Ehrfurcht, mit Liebe und Zutrauen behandelt. Wie kann man eigentlich ein Buch in die Hände von Kindern und Frauen legen, das jenes niederträchtige Wort enthält: "um der Hurerei willen habe ein jeglicher sein eignes Weib und eine jegliche ihren eignen Mann: es ist besser freien denn Brunst leiden"? Und darf man Christ sein, so lange mit dem Begriff der immaculata conceptio die Entstehung des Menschen verchristlicht, das heisst beschmutzt ist? ... Ich kenne kein Buch, wo dem Weibe so viele zarte und gütige Dinge gesagt würden, wie im Gesetzbuch des Manu; diese alten Graubärte und Heiligen haben eine Art, gegen Frauen artig zu sein, die vielleicht nicht übertroffen ist. "Der Mund einer Frau - heisst es einmal - der Busen eines Mädchens, das Gebet eines Kindes, der Rauch des Opfers sind immer rein". Eine andre Stelle: "es giebt gar nichts Reineres als das Licht der Sonne, den Schatten einer Kuh, die Luft, das Wasser, das Feuer und den Athem eines Mädchens." Eine letzte Stelle - vielleicht auch eine heilige Lüge -: "alle Öffnungen des Leibes oberhalb des Nabels sind rein, alle unterhalb sind unrein. Nur beim Mädchen ist der ganze Körper rein." |
Ich jedenfalls behaare auf meiner Meinung. (Nietzsches Begeisterung und Lob, für das altindische Kasten(un)wesen, lässt hier wieder keinen zwingenden Rückschluss auf eine von ihm angestrebte Nachahmung zu; man kann schließlich auch bewundern ohne nachzuahmen)
Zumsel hat folgendes geschrieben: | Ah, verstehe, du glaubst also, du hättest Nietzsche besser verstanden als er sich selbst und fühlst dich darum berufen, Nietzsches Werk vor Nietzsche zu beschützen. Bravo! |
Das nicht, aber der Islam entgeht den vernichtenden Verdikt ebenso wenig, durch Nietzsches positive Äußerungen über ihn, wie das Christentum, durch ähnliche Äußerungen über dessen Lehre.
Zumsel hat folgendes geschrieben: | Oh, du kannst davon ausgehen, dass Nietzsche sich mit den Lebensumständen in der islamischen Welt hinreichend auseinandersetzte. Verschiedene Fragmente seines Nachlasses legen davon Zeugnis ab. Und mein Vertrauen in den analytischen Verstand Nietzsches ist ebenso groß wie der in den Goethes. Im Gegensatz zu dir maße ich mir jedenfalls nicht an, die Urteile dieser Beiden auf mangelnde Bildung zurückzuführen oder gar Behauptungen wie diese vom Stapel zu lassen: |
Das bezweifle ich ernsthaft: weder Nietzsche noch Goethe bereisten jemals den Orient.
_________________ Im Übrigen bin ich dafür, dass der Monotheismus zerstört werden muss.
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#455033) Verfasst am: 19.04.2006, 06:54 Titel: |
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Shevek hat folgendes geschrieben: | Heike N. hat folgendes geschrieben: | und einfach mal simpel Wikipedia bemühen ( da braucht man noch nicht mal viel lesen, steht im zweiten Absatz ). |
Oder man ist selbst Filosof (in der zweiten Generation), mit nem Rad ab, und den gesammelten Nietsche-Werken im Regal. |
Das ist natürlich was anderes. In diesem Fall muss man die Werke wirklich nur im Regal stehen haben.
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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Shevek ohne jeglichen Respekt vor Autoritäten
Anmeldungsdatum: 23.01.2006 Beiträge: 4289
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(#455101) Verfasst am: 19.04.2006, 10:39 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | Shevek hat folgendes geschrieben: | Heike N. hat folgendes geschrieben: | und einfach mal simpel Wikipedia bemühen ( da braucht man noch nicht mal viel lesen, steht im zweiten Absatz ). |
Oder man ist selbst Filosof (in der zweiten Generation), mit nem Rad ab, und den gesammelten Nietsche-Werken im Regal. |
Das ist natürlich was anderes. In diesem Fall muss man die Werke wirklich nur im Regal stehen haben.  |
Ich bin zumindest weiter als 3 Seiten gekommen, beim lesen.
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#455105) Verfasst am: 19.04.2006, 10:48 Titel: |
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Shevek hat folgendes geschrieben: | Heike N. hat folgendes geschrieben: | Shevek hat folgendes geschrieben: | Heike N. hat folgendes geschrieben: | und einfach mal simpel Wikipedia bemühen ( da braucht man noch nicht mal viel lesen, steht im zweiten Absatz ). |
Oder man ist selbst Filosof (in der zweiten Generation), mit nem Rad ab, und den gesammelten Nietsche-Werken im Regal. |
Das ist natürlich was anderes. In diesem Fall muss man die Werke wirklich nur im Regal stehen haben.  |
Ich bin zumindest weiter als 3 Seiten gekommen, beim lesen.  |
Vielleicht liegt es daran, dass du gesammelte Nietsche-Werke im Regal hast. War das nicht der große Liebesroman-Autor?
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#455109) Verfasst am: 19.04.2006, 11:02 Titel: |
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Zumsel hat folgendes geschrieben: | Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Z.B. Nietzsches philosophischer Ziehvater war Schopenhauer(Neobuddhismus).
Im späteren Verlauf seiner Entwicklung hat Nietzsche eine geistige Trennung
von Schopenhauer vollzogen. Manche seiner Argumente sind dann einfach
nur schlicht das Gegenteil zu den Aussagen Schopenhauers. |
Mit den angeblichen neobuddhistischen Tendenzen Schopenhauers hatte Nietzsche nie viel am Hut. |
- Das ist keine sonderlich durchdachte Aussage.
Ich empfehle das mal nachzuprüfen.
Sein ganzes Werk, ist durchzogen von alt-indischer Philosophie.
Ich könnte Dir Unmengen von Vergleichen präsentieren,
die das belegen. Nach-christliche pantheistische Tendenzen...
Von "Also sprach der Erhabene" zu "Also sprach Zarathustra."
(Seinem Haupwerk) Alleine die Einleitung seines Werkes
wo er von seinem Berg herabsteigt, bezieht sich ganz
offensichtlich auf das alte Indien...insbesondere die
Verkündigung des Todes Gottes ist praktisch
eine Anleihe. (Bei Buddha ist die ganze
Welt wesenlos) Auch die "Bedingte Entstehung"
findet sich bei Nietzsche sehr blumig formuliert wieder.
Ebenso wie von einem "Selbst" bei ihm noch die Rede ist.
(Von den Verächtern des Leibes..."Leib bin ich ganz und gar
und nichts ausserdem...")
Zitat: | Überhaupt löste er sich schon sehr früh von der Schopenhauerschen Philosophie. |
- Nie wirklich, denn er behauptet in weiten Teilen schlicht das Gegenteil.
Zitat: | Bereits in den "Unzeitgemäßen Betrachtungen" schrieb er:
Was er lehrte ist abgethan,
Was er lebte, wird bleiben stahn:
Seht ihn nur an!
Niemandem war er unterthan! |
- Ist mir alles bekannt.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Insofern denke ich wollte er so etwas wie einen neuen Glauben
begründen oder entsprechend einen (neuen) Sinn stiften. |
Unsinn! |
- Deshalb schreibt er z.B. auch immer von "meine Brüder"...
Zitat: | Aus Ecce Homo:
"Innerhalb meiner Schriften steht für sich mein Zarathustra. Hier redet kein Fanatiker, hier wird nicht "gepredigt", hier wird nicht Glauben verlangt: aus einer unendlichen Lichtfülle und Glückstiefe fällt Tropfen für Tropfen, Wort für Wort, eine zärtliche Langsamkeit ist das tempo dieser Reden." |
- Ja, und ? Es ist sehr wohl die Rede vom "Willen zur Macht".
Dieser erfordert geradezu die metaphysischen Strukturen die er eigentlich
so ablehnte. Er schrieb ja nicht für die Masse, sondern für die wenigen.
Zitat: | Auch an mehreren Stellen seines Nachlasses warnt Nietzsche seine Leser davor, seine Lehre wie eine neue Religion zu verkünden. (Ich bin jetzt allerdings zu faul, diese Stellen rauszusuchen) Die Sinnstiftung wird dem Einzelnen selber überlassen. |
- Bei Nietzsche ist nicht zufällig vom "Übermenschen" die Rede.
Hat er auch wieder bei den Buddhisten geklaut - allerdings völlig verdreht.
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44698
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(#455114) Verfasst am: 19.04.2006, 11:14 Titel: |
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Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Ich könnte Dir Unmengen von Vergleichen präsentieren, die das belegen. |
"Die Ähnlichseherei und Gleichmacherei ist das Merkmal schwacher Augen."
(Friedrich Nietzsche)
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 19.04.2006, 11:15, insgesamt einmal bearbeitet |
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#455117) Verfasst am: 19.04.2006, 11:14 Titel: |
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Cato hat folgendes geschrieben: | Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | "Man hat zum Verkehre mit Menschen die Lüge nicht mehr nöthig, wenn man genug der Wahrheiten hat: mit ihnen kann man sie betrügen und verführen, wohin man nur will."
Nachgelassene Fragmente, KSA 10, S. 131 |
Furchtbar, die Subjektivität und Instrumentalisierung der Wahrheit zwecks der Manipulation -- schrecklich, einfach schrecklich. |
- Nein, nicht schrecklich. Langweilig.
Kein Leben ohne Lügen.
Friedrich Nietzsche, (1844 - 1900), deutscher Philosoph
Es gibt wohl keinen Philosophen der die Lüge so rechtfertigt wie Nietzsche.
Bei ihm ist die Lüge sogar das lebenserhaltende Prinzip. Ihm geht es aber
nicht darum einfach zu lügen. Er hielt es mit einem "jenseits von gut und böse".
Wobei er aber nie wirklich dahin gekommen ist. Er meinte man müße
die Leiden, den Schmerz noch in die Unendlichkeit steigern,
damit aus der Masse Übermenschen entstehen können,
also aus der Masse herausgehoben werden.
- Gegenzitate findet man bei Nietzsche zu allem und jedem.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: | oder auch:
"Nichts ist wahr. Alles ist erlaubt. Alles ist erlaubt".
"Zarathustra", Vierter Teil, Abschnitt: Der freiwillige Bettler |
Wie wäre es wenn du einfach mal den Zarathustra lesen würdest? |
- Ich habe ihn sicherlich länger gelesen als die Mehrheit hier im Forum,
die da bestenfalls auf ein paar Monate kommen.
Zitat: | Denn käme er dir nicht immer unter, diese dumme Fehler, dessen Inhalt als wörtliche Äußerungen Nietzsches zu nehmen – zumal du auch noch falsch zitiert hast –; der besagte Ausspruch stammt nicht vom weißen Zarathustra selbst, sondern wird von diesem viel mehr widerlegt und hat gar wenig mit der Frage über Wahrheit und Lüge zu tun... |
- So ?
"..."
Dir aber, oh Zarathustra, flog und zog ich am längsten nach, und, verbarg ich mich schon vor dir, so war ich doch dein bester Schatten: wo du nur gesessen hast, sass ich auch.
Mit dir bin ich in fernsten, kältesten Welten umgegangen, einem Gespenste gleich, das freiwillig über Winterdächer und Schnee läuft.
Mit dir strebte ich in jedes Verbotene, Schlimmste, Fernste: und wenn irgend Etwas an mir Tugend ist, so ist es, dass ich vor keinem Verbote Furcht hatte.
Mit dir zerbrach ich, was je mein Herz verehrte, alle Grenzsteine und Bilder warf ich um, den gefährlichsten Wünschen lief ich nach, - wahrlich, über jedwedes Verbrechen lief ich einmal hinweg.
Mit dir verlernte ich den Glauben an Worte und Werthe und grosse Namen. Wenn der Teufel sich häutet, fällt da nicht auch sein Name ab? der ist nämlich auch Haut. Der Teufel selber ist vielleicht - Haut.
``Nichts ist wahr, Alles ist erlaubt'': so sprach ich mir zu. In die kältesten Wasser stürzte ich mich, mit Kopf und Herzen. Ach, wie oft stand ich darob nackt als rother Krebs da!
Ach, wohin kam mir alles Gute und alle Scham und aller Glaube an die Guten! Ach, wohin ist jene verlogne Unschuld, die ich einst besass, die Unschuld der Guten und ihrer edlen Lügen!
Zu oft, wahrlich, folgte ich der Wahrheit dicht auf dem Fusse: da trat sie mir vor den Kopf. Manchmal meinte ich zu lügen, und siehe! da erst traf ich - die Wahrheit.
"..."
"Zarathustra", Vierter Teil, Abschnitt: Der freiwillige Bettler
Zarathustra ist übrigens das "alter Ego" Nietzsches.
Zuletzt bearbeitet von Schmerzlos am 19.04.2006, 11:27, insgesamt einmal bearbeitet |
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44698
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(#455118) Verfasst am: 19.04.2006, 11:16 Titel: |
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Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Gegenzitate findet man bei Nietzsche zu allem und jedem. |
Aha. Wofür genau soll diese Aussage nun ein Argument sein?
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#455120) Verfasst am: 19.04.2006, 11:18 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Ich könnte Dir Unmengen von Vergleichen präsentieren, die das belegen. |
"Gleichmacherei und Ähnlichseherei sind Zeichen schwacher Augen."
(Friedrich Nietzsche) |
- Das ist keine Gleichmacherei und Ähnlichseherei.
Es ist unbestritten so, dass sich Nietzsche mit Schopenhauer und
der alt-indischen Philosophie beschäftigt hat. Ebenso unbestritten
ist für mich, dass er "eklektisch" war. Das heißt er hat viele
seiner erkenntnistheoretischen Fragmente in eigene Worte
gefasst oder sie schlicht uminterpretiert/umgedeutet.
Ich habe ja nicht behauptet, Nietzsche und die
alt-indische Philosophie sei dasselbe oder
das Gleiche - ich verwies lediglich darauf,
worauf sich auch Nietzsche bezogen hat.
Seinen Willen zur Macht nennen manche
sogar ein "Anti-Nirvana".
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#455123) Verfasst am: 19.04.2006, 11:20 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Gegenzitate findet man bei Nietzsche zu allem und jedem. |
Aha. Wofür genau soll diese Aussage nun ein Argument sein?  |
- Alles ist erlaubt. Nichts ist wahr. Zumindest bei Nietzsche.
"..."
Aber wie dürften wir das All tadeln oder loben! Hüten wir uns, ihm Herzlosigkeit und Unvernunft oder deren Gegensätze nachzusagen: es ist weder vollkommen, noch schön, noch edel, und will Nichts von alledem werden, es strebt durchaus nicht darnach, den Menschen nachzuahmen! Es wird durchaus durch keines unserer ästhetischen und moralischen Urtheile getroffen! Es hat auch keinen Selbsterhaltungstrieb und überhaupt keine Triebe; es kennt auch keine Gesetze. Hüten wir uns, zu sagen, dass es Gesetze in der Natur gebe. Es giebt nur Nothwendigkeiten: da ist Keiner, der befiehlt, Keiner, der gehorcht, Keiner, der übertritt. Wenn ihr wisst, dass es keine Zwecke giebt, so wisst ihr auch, dass es keinen Zufall giebt: denn nur neben einer Welt von Zwecken hat das Wort "Zufall" einen Sinn
"..."
Die fröhliche Wissenschaft (Nietzsche)
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44698
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(#455144) Verfasst am: 19.04.2006, 11:51 Titel: |
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Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Es ist unbestritten so, dass sich Nietzsche mit Schopenhauer und der alt-indischen Philosophie beschäftigt hat. |
Das habe ich auch nicht bestritten.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Alles ist erlaubt. Nichts ist wahr. Zumindest bei Nietzsche. |
Ja. Interessant. Und?
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Shevek ohne jeglichen Respekt vor Autoritäten
Anmeldungsdatum: 23.01.2006 Beiträge: 4289
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(#455147) Verfasst am: 19.04.2006, 11:56 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | Shevek hat folgendes geschrieben: | Heike N. hat folgendes geschrieben: | Shevek hat folgendes geschrieben: | Heike N. hat folgendes geschrieben: | und einfach mal simpel Wikipedia bemühen ( da braucht man noch nicht mal viel lesen, steht im zweiten Absatz ). |
Oder man ist selbst Filosof (in der zweiten Generation), mit nem Rad ab, und den gesammelten Nietsche-Werken im Regal. |
Das ist natürlich was anderes. In diesem Fall muss man die Werke wirklich nur im Regal stehen haben.  |
Ich bin zumindest weiter als 3 Seiten gekommen, beim lesen.  |
Vielleicht liegt es daran, dass du gesammelte Nietsche-Werke im Regal hast. War das nicht der große Liebesroman-Autor?  |
Jetzt stelst duh auhc noch Ansbüehce an Rehctschfriebung und hätst mri miene Tipfoejler unda dei Nsae!
Grüße
Shevek
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Schmerzlos auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.08.2003 Beiträge: 4554
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(#455149) Verfasst am: 19.04.2006, 12:00 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Es ist unbestritten so, dass sich Nietzsche mit Schopenhauer und der alt-indischen Philosophie beschäftigt hat. |
Das habe ich auch nicht bestritten. |
- Von Gleichmacherei oder Ähnlichseher war bei mir nicht
die Rede. Ich schrieb ja z.B. auch nicht Schopenhauer und Nietzsche
hätten die gleichen Ansichten.
Allerdings hatten sie mehr oder weniger die gleiche Ausgangslange,
wobei sie jeweils zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangt sind.
Bei Schopenhauer ist z.B. grob gesagt von Willensverneinung die Rede,
bei Nietzsche von Willensbejahung.
Bei Buddha ist der Wille genauso bedingt, wie alles andere...
da man ihn ja entstehen und vergehen sehen kann.
Es ist also nicht im Sinne Schopenhauer von
Willensverneinung die Rede, sondern von
einem mittleren Pfad.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Zitat: | Alles ist erlaubt. Nichts ist wahr. Zumindest bei Nietzsche. |
Ja. Interessant. Und? |
- Bei Nietzsche. (Nicht zwangsläufig bei anderen Philosophen)
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44698
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(#455151) Verfasst am: 19.04.2006, 12:04 Titel: |
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Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Bei Schopenhauer ist z.B. grob gesagt von Willensverneinung die Rede, bei Nietzsche von Willensbejahung. |
Ich kenne sowohl Schopenhauer, als auch Nietzsche. Trotzdem danke für die Infos.
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Bei Buddha ist der Wille genauso bedingt, wie alles andere...
da man ihn ja entstehen und vergehen sehen kann.
Es ist also nicht im Sinne Schopenhauer von Willensverneinung die Rede, sondern von einem mittleren Pfad. |
Ich behaupte einfach 'mal ganz dreist, dass ich auch Buddha zumindest ein Bisschen kenne.
Die Frage, die sich mir stellt, ist: Was willst du damit ausdrücken, dass du bereits Bekanntes immer wieder und wieder wiederholst? Wofür sollen das denn nun eigentlich Argumente sein? Was willst du aussagen?
Schmerzlos hat folgendes geschrieben: | Bei Nietzsche. (Nicht zwangsläufig bei anderen Philosophen) |
Ja, klar. Nietzsche ist Nietzsche, andere Philosophen sind nicht Nietzsche. Und?
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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