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Heike J registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26284
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(#480529) Verfasst am: 22.05.2006, 10:37 Titel: |
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Xamanoth hat folgendes geschrieben: | Heike Jackler hat folgendes geschrieben: | Man denke nur an die Weihachtsgeschichte.... geboren in Bethlehem usw... nicht im Widerspruch zur historisch-kritischen Theologie?  |
Die Weihnachtsgeschichte wird aber eher als schönes Märchen vermittelt denn als historische Wahrheit. |
Deshalb werden im Kölner Dom die Gebeine der Heiligen Drei Könige verehrt?
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Xamanoth auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.04.2006 Beiträge: 7962
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(#480537) Verfasst am: 22.05.2006, 10:46 Titel: |
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Heike Jackler hat folgendes geschrieben: | Xamanoth hat folgendes geschrieben: | Heike Jackler hat folgendes geschrieben: | Man denke nur an die Weihachtsgeschichte.... geboren in Bethlehem usw... nicht im Widerspruch zur historisch-kritischen Theologie?  |
Die Weihnachtsgeschichte wird aber eher als schönes Märchen vermittelt denn als historische Wahrheit. |
Deshalb werden im Kölner Dom die Gebeine der Heiligen Drei Könige verehrt?  |
Tillich geht von der evangelischen Kirche aus. Und steht nicht inzwischen auch der Reliquienquatsch als Unsinn fest? Auch für die Katholiken?
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Heike J registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26284
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(#480552) Verfasst am: 22.05.2006, 10:55 Titel: |
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Xamanoth hat folgendes geschrieben: |
Tillich geht von der evangelischen Kirche aus. |
Auch in der evgl. Kirche habe ich nicht erlebt, dass die Weihnachtsgeschichte als bloßes Märchen aufgefasst und vermittelt wird.
Zitat: | Und steht nicht inzwischen auch der Reliquienquatsch als Unsinn fest? Auch für die Katholiken? |
Nein.
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Doc Extropy dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 07.03.2006 Beiträge: 6149
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(#480554) Verfasst am: 22.05.2006, 10:57 Titel: |
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@Heike Jackler, Xamanoth
Habt Ihr schonmal erlebt, wie in der freien Natur ein Kolibri rumgeflogen ist?
Nicht?
Ich schon.
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Sermon panta rhei
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine
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Xamanoth auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.04.2006 Beiträge: 7962
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Sermon panta rhei
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine
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(#480560) Verfasst am: 22.05.2006, 11:02 Titel: |
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Xamanoth hat folgendes geschrieben: | Ich meinte nicht irgendwelche Spinner , sondern die wissenschaftliche theologie. |
Die in den Artikeln als Reliquienglaubenfoerderer auftretenden Kirchenfunktionaere sind saemtlich auch studierte Theologen.
_________________ "Der Typ hat halt so seine Marotten" (Sermon über Sermon)
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Xamanoth auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.04.2006 Beiträge: 7962
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(#480561) Verfasst am: 22.05.2006, 11:06 Titel: |
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Sermon hat folgendes geschrieben: | Xamanoth hat folgendes geschrieben: | Ich meinte nicht irgendwelche Spinner , sondern die wissenschaftliche theologie. |
Die in den Artikeln als Reliquienglaubenfoerderer auftretenden Kirchenfunktionaere sind saemtlich auch studierte Theologen. |
Folge: Katholiken sind doch noch ein paar Stufen alberner als ich dachte.
Also nicht nur lebensfeindliche Moral, sondern immer noch irrationaleres Weltbild als ich dachte.
Danke, wieder ein Fetzen Naivität zerschreddert.
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Misterfritz mini - mal
Anmeldungsdatum: 09.03.2006 Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien
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(#480571) Verfasst am: 22.05.2006, 11:18 Titel: Re: Theologen, die Atheisten werden |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Zumal ich eigentlich dann stillschweigend davon ausgegangen wäre, dass Leute, denen es so geht, den minimalen Anstand haben, nicht mehr in dem Beruf tätig zu sein.
Denn das zumindest ... | um dann was zu tun? diese "berufsausbildung" ist ja nicht gerade dazu geeignet, um mal eben schnell einen job zu bekommen. und es ist ja nicht nur der job. wenn z.b. ein ev. pfarrer/pastor (ich kenne mich da nicht so genau aus), der mit familie in einem haus der kirche wohnt, seinen beruf - wegen des minimalen anstandes - aus nicht-mehr-glaubensgründen hinwirft, steht er samt familie vor dem nichts.
_________________ I'm tapping in the dusternis
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Sermon panta rhei
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine
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(#480594) Verfasst am: 22.05.2006, 11:43 Titel: Re: Theologen, die Atheisten werden |
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Misterfritz hat folgendes geschrieben: | tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Zumal ich eigentlich dann stillschweigend davon ausgegangen wäre, dass Leute, denen es so geht, den minimalen Anstand haben, nicht mehr in dem Beruf tätig zu sein.
Denn das zumindest ... | um dann was zu tun? diese "berufsausbildung" ist ja nicht gerade dazu geeignet, um mal eben schnell einen job zu bekommen. und es ist ja nicht nur der job. wenn z.b. ein ev. pfarrer/pastor (ich kenne mich da nicht so genau aus), der mit familie in einem haus der kirche wohnt, seinen beruf - wegen des minimalen anstandes - aus nicht-mehr-glaubensgründen hinwirft, steht er samt familie vor dem nichts. |
Auch die katholischen Privatschulen werden weitgehend oeffentlich finanziert. Hier in NRW traegt der Staat 92% der anfallenden Kosten. (Indem jedoch u.a. hoehere Fahrtkosten der Schueler bestehen ist insgesamt der Staatszuschusz pro Kopf fuer Privatschueler sogar noch hoeher, als der fuer Schueler an oeffentlichen Schulen.) Dies betrifft auch die Lehrergehaelter an katholischen Privatschulen. Wenn Ordensmitglieder an solchen katholischen Privatschulen unterrichten, wird oft vom Orden fuer diese nur zum gesetzlichen Mindestsatz in der staatlichen Sozialversicherung eingezahlt. Der Loewenanteil - wie gesagt, das Geld kommt vom Staat! - geht in eine ordenseigene Pensionskasse. Auf diese Ordenspensionskasse verliert jeden Anspruch, wer ohne Einverstaendnis der Ordensleitung den Orden verlaesst. So viel zum "minimalen Anstand".
_________________ "Der Typ hat halt so seine Marotten" (Sermon über Sermon)
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Claus die Axt im Walde
Anmeldungsdatum: 14.04.2006 Beiträge: 380
Wohnort: Waiblingen
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(#480595) Verfasst am: 22.05.2006, 11:44 Titel: |
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Heike Jackler hat folgendes geschrieben: | Xamanoth hat folgendes geschrieben: |
Tillich geht von der evangelischen Kirche aus. |
Auch in der evgl. Kirche habe ich nicht erlebt, dass die Weihnachtsgeschichte als bloßes Märchen aufgefasst und vermittelt wird.
Zitat: | Und steht nicht inzwischen auch der Reliquienquatsch als Unsinn fest? Auch für die Katholiken? |
Nein. |
Das dürfte so ähnlich sein wie bei Uri Geller. Der behauptet m. W. seit einiger Zeit nicht mehr, über übersinnliche Kräfte zu verfügen, gibt aber andererseits auch nicht zu, dass alles nur Tricks sind. Die meisten PSI-Gläubigen halten ihn nach wie vor für "echt". Wem fällt schon auf, dass dieses oder jenes nicht mehr behauptet wird? - Nur dem, der bewusst darauf achtet. Und das tun die meisten Gläubigen eben nicht.
_________________ Was ist das für ein Gott, für den sich Menschen faule Ausreden ausdenken müssen?!!
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alfons Bär
Anmeldungsdatum: 24.04.2005 Beiträge: 1167
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(#480946) Verfasst am: 22.05.2006, 18:29 Titel: |
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Xamanoth hat folgendes geschrieben: |
Folge: Katholiken sind doch noch ein paar Stufen alberner als ich dachte.
Also nicht nur lebensfeindliche Moral, sondern immer noch irrationaleres Weltbild als ich dachte.
Danke, wieder ein Fetzen Naivität zerschreddert.  |
In Aachen wird alle sieben Jahre die Windel Jesu gezeigt, da zieht der Bischof vorweg und hält das Textik hoch, und der Dom ist schwarz vor andächtigen Menschen, und niemand lacht und fragt, ob die Windel mal gewaschen wurde oder noch im Originalzustand ist.
Alfons
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22303
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(#480953) Verfasst am: 22.05.2006, 18:42 Titel: |
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Ein paar Punkte:
zum "minimalen Anstand":
Ja, daran halte ich fest. Wer zum Pfarrer geht - ob er da Begleitung auf den Stationen des Lebens sucht (Taufe, Konfirmation, Heirat, Beerdigung eines Angehörigen), ob er den Gottesdienst besucht, um seinen Glauben zu leben, oder persönliche Seelsorge sucht -, der erwartet, dass derjenige, der ihm das vermitteln soll, auch selbst davon ergriffen ist. Nicht ohne jeden Zweifel (der gehört dazu), aber im Bewusstsein, dass die Fragen, um die es geht, wichtig sind, und zumindest ohne vom glatten Gegenteil überzeugt zu sein. Gerade die menschliche Authentizität macht all das erst relevant. Und bitte, manchmal geht es da zwar nur darum, dass ein übliches Ritual vollzogen wird, aber oft genug auch um ernsteste Lebenssituationen!
Wer Theologie studiert und Pfarrer wird, kennt diese Erwartungshaltung vorher - diese Authentizität ist gewissermaßen einer der Kernpunkte des Berufs. Wer sich nicht sicher ist, sie erfüllen zu können, kann ja relativ problemfrei ein anderes Studium wählen (dann wird man halt Religionslehrer statt Pfarrer, hat ein zweites Fach studiert, und wenn einem als Lehrer so etwas passiert, kann man sehr einfach halt nur noch das andere Fach unterrichten). Dass einem der Glauben abhanden kommt, kann in der spirituellen Entwicklung eines Menschen natürlich trotzdem später noch vorkommen. Die Ehrlichkeit sich selbst und den Menschen gegenüber sollte es aber als Minimum verlangen, das dann auch einzugestehen.
Wenn man mit dem Problem zu einer Kirchenleitung geht, halte ich es übrigens für durchaus möglich, dass die auf diese Ehrlichkeit dann auch verständnisvoll reagiert (in Bezug auf Rentenansprüche und Hilfe für andere Berufsmöglichkeiten). Die haben ja nun auch kein Interesse an ungläubigen Pfarrern.
Jedenfalls wäre ich von einem Pfarrer wie aus dem Beispiel von alea ex igni menschlich aufs Allerschwerste enttäuscht - die Leute jahrelang hinters Licht führen, bei Dingen, die viele von ihnen wirklich wichtig sein dürften, um dann bei der Pensionierung die Sau rauszulassen! Das ist doch wohl das Letzte!
zu den Umfragen:
Sind natürlich nicht uninteressant. (Die von Sermon genannte EKD-Studie von Jörns ist in meiner UB aber leider gerade entliehen.) Ich möchte nur darauf hinweisen, wie außerordentlich schwierig es ist, in diesem Bereich die Fragen für quantitative Umfragen klug zu stellen (bei qualitativen Interviews würde ja deutlich, wie der Befragte die Frage versteht).
2 Beispiele:
Im von Heike verlinkten Beitrag über anglikanische Pfarre heißt es ja zB: "Jeder zweite von rund 2.000 befragten Geistlichen stellt die Jungfrauengeburt in Frage." Aber was heißt "in Frage stellen"? Heißt es, dass man nicht an eine biologische Jungfräulichkeit Mariens bei der Geburt Christi glaubt? Dann dürfte das hierzulande nicht nur für die Hälfte, sondern für fast alle protestantischen Geistlichen gelten. Oder heißt es, dass man auch einem "Symbol Jungfrauengeburt" keinerlei Bedeutung zumisst? Nur dann würde nämlich meines Erachtens das Verdikt zutreffen, dass diese Pfarrer nicht an zentrale Glaubensinhalte glaubten. Das "Halbe-Halbe-Ergebnis" könnte auch einfach daher kommen, dass die Frage so unklar gestellt wurde, wie sie mir erscheint ....
Anderes Beispiel, aus der von Sermon verlinkten Umfrage: Die zu bewertende Aussage war "Meine Weltanschauung folgt keiner religiösen Lehre". Hier liegt mE beim Wort "folgt" der Hase im Pfeffer, denn es impliziert ja, dass man - unabhängig von dem, was man glaubt - etwas glaubt, weil es von einer Lehre vorgegeben wird. Gerade dieses "glauben, weil es vorgegeben wird" steht aber nun zu Recht insgesamt, aber gerade auch im Protestantismus in einem schlechten Ansehen: es kommt darauf an, dass der Christ selbstverantwortlich und frei vor Gott steht. Es möchte da mancher, der den Lehren der Kirche vielleicht gar nicht fern stünde, mit dem Wort "folgt" seine Probleme haben und deswegen trotzdem Zustimmung äußern. (Die Ergebnisse dieser Umfrage halte ich trotzdem für plausibel, aber ich wollte auf die Schwierigkeit der Fragestellung in diesem sensiblen Bereich hinweisen.)
zu historisch-kritischer Forschung und Predigt:
Das hatten wir woanders schon - aber in einer Predigt geht es darum, die Bedeutung, die biblische Texte für unser Leben haben können, herauszuarbeiten. Dafür hat die historisch-kritische Methode vor allem kritische Bedeutung, dass heißt, sie soll verhindern, dass in historischer Hinsicht falsche Aussagen gemacht werden. Die Sauberkeit einer Predigt in dieser Hinsicht zeigt sich also v.a. in dem, was nicht geasgt wird, als in dem, was gesagt wird. Und trotzdem habe ich zB eine Weihnachtspredigt gehört (Heike bringt ja das Beispiel), die ganz deutlich sagte, dass die Weihnachtsgeschichten der Bibel natürlich Legenden sind, weil sie historisch nicht stimmen können - um dann zu fragen, was diese Legenden denn über Jesus als den Messias aussagen sollen. Ähnliche Beispiele habe ich mehrere gehört. Dass Theologen auf der Kanzel ihr diesbezügliches Wissen verleugnen müssten, stimmt schlicht nicht.
Im katholischen Bereich, wo ja traditionell stärker allegorisch auf den Zuhörer hin ausgelegt wird, mag das seltener thematisiert werden. Aber wenn historisch-kritisch als falsch erwiesene Aussagen in einer Predigt als auch historisch richtig dargestellt würden, sollte mich auch das wundern. Da kenne ich mich aber weniger aus.
und schließlich:
Für Aussagen wie "Viele Theologen sind/werden ja selber (im Lauf ihres Studiums) Atheisten" als Argument für die Unsinnigkeit oder Unglaubwürdigkeit von Theologie ist mir die Ausbeute an persönlichen Erfahrungen und bekannten Gestalten ein bisschen dünn. Wobei mir die historischen Beispiele auch durchaus schon bekannt waren.
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Johnnyboy Stück Scheiße
Anmeldungsdatum: 26.06.2005 Beiträge: 2562
Wohnort: Babylon
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(#480977) Verfasst am: 22.05.2006, 19:26 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Für Aussagen wie "Viele Theologen sind/werden ja selber (im Lauf ihres Studiums) Atheisten" als Argument für die Unsinnigkeit oder Unglaubwürdigkeit von Theologie ist mir die Ausbeute an persönlichen Erfahrungen und bekannten Gestalten ein bisschen dünn. Wobei mir die historischen Beispiele auch durchaus schon bekannt waren. |
Nun freilich als Argument für die Unsinnigkeit der Theologie braucht man das mE nicht. Dazu reicht bereits ein kleines bisschen Vernunft. Entweder ich bleibe auf dem Boden der Tatsachen und rede nur von Dingen die ich auch rational nachvollziehen kann (und andere auch), oder ich schweige. Da kommt einem die Theologie nunmal - genauso wie die Esoterik - wie eine Pseudo-Wissenschaft vor.
Dementsprechend hat sie keine höhrere Daseinsberechtigung als jeder 3. - klassige Kaffeklatsch-Plausch.
_________________ "Das Leben des Starken erfüllt seinen Sinn, das des Schwachen seinen Zweck".
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#481074) Verfasst am: 22.05.2006, 21:30 Titel: |
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Doc Extropy hat folgendes geschrieben: | @Heike Jackler, Xamanoth
Habt Ihr schonmal erlebt, wie in der freien Natur ein Kolibri rumgeflogen ist?
Nicht?
Ich schon.
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Hast du dich bei nothing mit was angesteckt?
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Tapuak registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.02.2006 Beiträge: 1264
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(#481343) Verfasst am: 23.05.2006, 11:23 Titel: Re: Theologen, die Atheisten werden |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Kennt ihr mehr derartige Fälle, persönlich oder aus dem öffentlichen Leben? Oder ist das doch eher eine, nun ja, mehr wunsch- als realitätsgestützte Argumentationsfigur? |
Joachim Kahl hat folgendes geschrieben: | Atheist wurde ich durch mein Theologiestudium. Bereits als Ungläubiger schloß ich es mit der Promotion zum Dr. theol. ab. Unmittelbar danach trat ich - Vernunft- und Gewissensgründen folgend - aus der evangelischen Kirche aus, der ich anfänglich als Pfarrer hatte dienen wollen. |
Quelle: http://www.ibka.org/artikel/ag98/atheismus.html
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22303
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(#481419) Verfasst am: 23.05.2006, 14:59 Titel: |
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Da schau. Interessant. Aber beim Überfliegen des kommt dannach eine theoretische Abhandlung, nicht seine Erfahrung, wie das passiert ist. Schade, hätte mich interessiert. (Ich les mir den ARtikel trotzdem demnächst mal durch.)
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#481468) Verfasst am: 23.05.2006, 16:35 Titel: Re: Theologen, die Atheisten werden |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Ein paar Punkte:
zum "minimalen Anstand":
Ja, daran halte ich fest. Wer zum Pfarrer geht - ob er da Begleitung auf den Stationen des Lebens sucht (Taufe, Konfirmation, Heirat, Beerdigung eines Angehörigen), ob er den Gottesdienst besucht, um seinen Glauben zu leben, oder persönliche Seelsorge sucht -, der erwartet, dass derjenige, der ihm das vermitteln soll, auch selbst davon ergriffen ist. Nicht ohne jeden Zweifel (der gehört dazu), aber im Bewusstsein, dass die Fragen, um die es geht, wichtig sind, und zumindest ohne vom glatten Gegenteil überzeugt zu sein. Gerade die menschliche Authentizität macht all das erst relevant. |
Ich bezweifle, dass die Gläubigen einen Unterschied erkennen können. Ich sehe hier wirklich keinen Verlust, wenn religiöse Lehre, die eine von zehntausenden ist, nicht exakt rübergebracht wird. Ein atheistischer Pfarrer ist noch immer 1000-mal näher an seiner Kirche, als ein Imam und gegen die hast du ja nichts.
Für mich ist das ohnehin kein Kriterium.
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Und bitte, manchmal geht es da zwar nur darum, dass ein übliches Ritual vollzogen wird, aber oft genug auch um ernsteste Lebenssituationen! |
Gerade wenn tatsächlich über ernstes diskutiert wird, ist mir ein Atheist, der nicht an die engstirnige Moral der Kirche gebunden ist, der bessere Ratgeber. Er kann z.B. zu einer Scheidung oder einer Abtreibung raten, wenn das sinnvoll ist.
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Die Ehrlichkeit sich selbst und den Menschen gegenüber sollte es aber als Minimum verlangen, das dann auch einzugestehen. |
Minimum? Was wäre denn das Optimum?
Ich vernehme hier eine unterschwellige Gehässigkeit von dir.
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Wenn man mit dem Problem zu einer Kirchenleitung geht, halte ich es übrigens für durchaus möglich, dass die auf diese Ehrlichkeit dann auch verständnisvoll reagiert (in Bezug auf Rentenansprüche und Hilfe für andere Berufsmöglichkeiten). |
Die eigene Rente aufs Spiel setzen um mal zu sehen, ob die Kirche vielleicht Verständnis zeigt? Sorry, das wäre blanke Idiotie.
Dein Lösungsvorschlag ist vollkommen inhuman. Ein Pfarrer, der nicht mehr an Gott glaubt hat überhaupt nichts verbrochen. Und er hat seine gesamte Zukunft auf das Kirchenamt gebaut. Seine sozialen Kontakte dürften zu einem großen Teil dem gläubigen Umfeld entspringen. Ein gläubiger Freundeskreis will mit einem Atheisten nach seinem coming-out meistens nichts mehr zu tun haben. Manche werden sogar von ihrer Familie verstoßen. Viele dekonvertierte FGHler, die früher sehr gläubig waren, können das bestätigen.
Ein coming-out würde also den finanziellen und sozialen Ruin bedeuten und den Pfarrer in ein tiefes Loch stürzen. Das kann man von niemanden erwarten.
Die beste Strategie wäre es für einen atheistischen Pfarrer, sich einen neuen Bekanntenkreis aufzubauen und ein neues berufliches Standbein zu finden.
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | ... ist wieder mal grober Unfug. In vielen Predigten wird explizit auf Einsichten der historisch-kritischen Methode zurückgegriffen, und ich habe noch keine gehört [...], die zu ihr im Widerspruch gestanden hätte. |
Wir haben das schon in einem anderen Thread angesprochen. Wenn die Laienchristen angeblich alle über die historisch-kritische Methode Bescheid wissen, warum müssen wir Atheisten sie dann immer über einfachste historische Fakten aufklären? Erst neulich habe ich ein paar Leuten erklären müssen, dass das Konzil von Nicäa aus dem Film Da Vinci Code tatsächlich stattgefunden hat.
Du sagst, dass die Predigten nicht zur historisch-kritischen Methode im Widerspruch stehen. Nun, sie stehen vielleicht für niemanden dazu im Widerspruch, der darüber Bescheid weiß. Aber für jemanden, der an die Historizität der Handlungen glaubt und nichts von der hkM weiß, bestätigt sich die naive Wortgläubigkeit.
Information (Predigten) hat eben unterschiedliche Effekte auf unterschiedliche Hörer, abhängig von dem, was sie glauben, wissen bzw. nicht wissen.
Wenn ich z.B. sage: "Und dann suchten Sherlock Holmes und Dr. Watson Moriarty auf", dann würden diejenigen, die Wissen, dass Sherlock Holmes eine Romanfigur ist, davon ausgehen, dass ich hier nur eine Geschichte erzähle. Alle, die noch nie etwas von diesen Romanen gehört haben, würden aber annehmen, dass ich hier von einer wahren Begebenheit berichte.
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Tapuak registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.02.2006 Beiträge: 1264
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(#481509) Verfasst am: 23.05.2006, 17:28 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Da schau. Interessant. Aber beim Überfliegen des kommt dannach eine theoretische Abhandlung, nicht seine Erfahrung, wie das passiert ist. Schade, hätte mich interessiert. (Ich les mir den ARtikel trotzdem demnächst mal durch.) |
Kahl war später für einige Zeit orthodoxer Marxist. Daher liegt es nahe, dass der Marxismus ihn auch bei seiner Abkehr vom Christentum beeinflusst hat. Sonst frag ihn doch einfach mal persönlich, ob er seine geistige Entwicklung während seines Studiums schon irgendwo niedergeschrieben hat. Das wäre in dieser Frage sicher recht aufschlussreich. --> http://www.kahl-marburg.de
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Surata auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.03.2005 Beiträge: 17383
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(#481510) Verfasst am: 23.05.2006, 17:29 Titel: |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Oder heißt es, dass man auch einem "Symbol Jungfrauengeburt" keinerlei Bedeutung zumisst? |
Was genau bedeutet denn Symbol Jungfrauengeburt? Symbol für was?
Unter einer Taube als Symbol für Frieden kann ich mir ja noch was vorstellen, aber das Symbol taugt nur, solange es auch etwas gibt, dass es symbolisiert.
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Peach deaktiviert
Anmeldungsdatum: 19.09.2005 Beiträge: 621
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(#481605) Verfasst am: 23.05.2006, 18:34 Titel: Re: Theologen, die Atheisten werden |
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Tapuak hat folgendes geschrieben: | tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Kennt ihr mehr derartige Fälle, persönlich oder aus dem öffentlichen Leben? Oder ist das doch eher eine, nun ja, mehr wunsch- als realitätsgestützte Argumentationsfigur? |
Joachim Kahl hat folgendes geschrieben: | Atheist wurde ich durch mein Theologiestudium. Bereits als Ungläubiger schloß ich es mit der Promotion zum Dr. theol. ab. Unmittelbar danach trat ich - Vernunft- und Gewissensgründen folgend - aus der evangelischen Kirche aus, der ich anfänglich als Pfarrer hatte dienen wollen. |
Quelle: http://www.ibka.org/artikel/ag98/atheismus.html |
Ich wollte mal in ein Kloster eintreten. Und zwar in eines, das eine Männerkongregation zur Unterstützung bei ihren pastoralen Diensten (also nicht: für sie kochen, putzen, sondern Seelsorge) gegründet hat. Doch um Fachleuten helfen zu können, sollte man selber vom Fach sein. Als Pastoralreferentin oder Religionspädagogin hätte man mich mit Kusshand aufgenommen.
Nur: Um dies zu werden, muss man durch die hohle Gasse eines Theologiestudiums bzw. eines Studiums mit theologischen Inhalten. Und dieses hatte ich bereits Jahre zuvor, nach etwa 100 hobbymäßig besuchten einschlägigen Vorlesungsstunden (Fundamental-/ Moraltheologie, Dogmatik), für mich ausgeschlossen.
Ich zog es vor, nicht so genau zu wissen, was die r.-k. Kirche meinte, das ich glauben sollte. Denn ich hatte den Verdacht, dass ich mit einem Theologiestudium letztendlich genauso wenig in einem Kloster landen würde wie ohne.
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22303
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(#481614) Verfasst am: 23.05.2006, 18:43 Titel: Re: Theologen, die Atheisten werden |
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Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Ich bezweifle, dass die Gläubigen einen Unterschied erkennen können. Ich sehe hier wirklich keinen Verlust, wenn religiöse Lehre, die eine von zehntausenden ist, nicht exakt rübergebracht wird. Ein atheistischer Pfarrer ist noch immer 1000-mal näher an seiner Kirche, als ein Imam und gegen die hast du ja nichts. |
Also erst mal: Ich habe in der Tat nichts gegen Imame. Jede Moschee sollte einen haben. Aber in meiner Kirche möchte ich doch einen Pfarrer haben. Natürlich können die Gläubigen nicht erkennen, ob ihr Pfarrer im Inneren vielleicht Atheist ist (oder Muslim oder Buddhist). Sie können ja nicht in ihn hineingucken. Aber sie merken es, ob jemand bei Predigt, Taufe, Trauerrede, Seelsorge etc. mit dem Herzen dabei ist. Woran es liegt, wenn er nicht mit dem Herzen dabei ist, können sie aber nicht wissen: Hat er selber Probleme? Kann er nicht gut genug auf die Menschen eingehen? Oder hat er eben selbst nicht mehr den Glauben, den er vertreten soll? Was davon zu trifft, kann nur er selbst wissen, und er sollte die Konsequenzen ziehen.
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Gerade wenn tatsächlich über ernstes diskutiert wird, ist mir ein Atheist, der nicht an die engstirnige Moral der Kirche gebunden ist, der bessere Ratgeber. Er kann z.B. zu einer Scheidung oder einer Abtreibung raten, wenn das sinnvoll ist. |
Für dich ... wir reden aber von Christen, die mit ihren Problemen als Christen zum Pfarrer gehen. Und dann wollen sie auch einen Pfarrer und nicht einen freigeistigen Lebensberater im Talar. Das zu täuschen, um seine Rente zu sichern, halte ich in der Tat für verwerflich.
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Minimum? Was wäre denn das Optimum?
Ich vernehme hier eine unterschwellige Gehässigkeit von dir.  |
OK ... erwischt. Streiche Minimum. Es ist aber trotzdem das, was ich erwarte. Diese Ehrlichkeit gehört zu dem Beruf, den er gewählt hat, dazu. Und ich glaube, gerade die Authentizität ist das, was den Beruf für viele, die den Beruf wählen, auch attraktiv macht.
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Ein Pfarrer, der nicht mehr an Gott glaubt hat überhaupt nichts verbrochen. Und er hat seine gesamte Zukunft auf das Kirchenamt gebaut. [...]
Die beste Strategie wäre es für einen atheistischen Pfarrer, sich einen neuen Bekanntenkreis aufzubauen und ein neues berufliches Standbein zu finden. |
Natürlich hat er nichts "verbrochen". Aber er erfüllt die Voraussetzungen seines Berufs nicht mehr. Deswegen halte ich die Strategie, die du nennst, beruflich auch für richtig. Aber ich halte es nicht für unmöglich, dass die Kirche als Arbeitgeber willig ist, einen anständigen und finanziell fairen Wechsel zu ermöglichen. Wie gesagt - sie sollte ja froh sein, dass jemand ehrlich ist, statt auf seiner Stelle zu hocken. Möglicherweise ist das zu idealistisch gedacht und ich habe ein zu positives Bild von meiner Kirche, ich weiß es nicht. Im praktischen Fall könnte ja jemand einen Mittelsmann vorschicken, oder so. Aber ich würde es für denjenigen auch für psychisch gesünder halten, als jahrelang zu lügen ...
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Wenn die Laienchristen angeblich alle über die historisch-kritische Methode Bescheid wissen, warum müssen wir Atheisten sie dann immer über einfachste historische Fakten aufklären? |
Ich behaupte ja nicht, dass die Laien alle so gut Bescheid wüssten. Leider Gottes natürlich zum großen Teil nicht. Ich bestreite aber, dass es eine böse Absicht gebe, ihnen etwas vorzuenthalten; nur offenbar leider ein großes Unvermögen. (Dass aber der durchschnittliche Atheist dem durchschnittlichenChristen etwas erzählen könnte, halte ich für ein Gerücht. Natürlich weiß ein gebildeter Atheist möglicherweise mehr über die Bibel oder sonstwas als ein ungebildeter Christ. Ich weiß aber auch mehr oder Marx, Feuerbach und Freud als mancher Atheist.)
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Du sagst, dass die Predigten nicht zur historisch-kritischen Methode im Widerspruch stehen. Nun, sie stehen vielleicht für niemanden dazu im Widerspruch, der darüber Bescheid weiß. Aber für jemanden, der an die Historizität der Handlungen glaubt und nichts von der hkM weiß, bestätigt sich die naive Wortgläubigkeit.
Information (Predigten) hat eben unterschiedliche Effekte auf unterschiedliche Hörer, abhängig von dem, was sie glauben, wissen bzw. nicht wissen.
Wenn ich z.B. sage: "Und dann suchten Sherlock Holmes und Dr. Watson Moriarty auf", dann würden diejenigen, die Wissen, dass Sherlock Holmes eine Romanfigur ist, davon ausgehen, dass ich hier nur eine Geschichte erzähle. Alle, die noch nie etwas von diesen Romanen gehört haben, würden aber annehmen, dass ich hier von einer wahren Begebenheit berichte. |
Das Beispiel ist gar nicht schlecht ... ist also ein Kinofilm über Sherlock Holmes, in dem nicht am Anfang eingeblendet wird "Alles erfunden", eine Lüge oder eine absichtliche Verdummungsstrategie? Nein, er ist das, was man in einem Kinofilm idR erwartet: Unterhaltung. Und so ist eine Predigt kein historisches Seminar, sondern Religion: Lebensberatung, Sinnstiftung, Glaubensverkündigung ... Da ist manchmal das Bibelverständniss in historisch-kritischem Licht Thema, aber nicht immer. Und es wird ja in Religionsunterricht, Fortbildung etc. thematisiert - wenn die Leute denn kommen.
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Surata auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.03.2005 Beiträge: 17383
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(#481619) Verfasst am: 23.05.2006, 18:47 Titel: Re: Theologen, die Atheisten werden |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Aber sie merken es, ob jemand bei Predigt, Taufe, Trauerrede, Seelsorge etc. mit dem Herzen dabei ist.
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Also geht es weniger darum, was dieser Pfarrer glaubt, was wahr ist und was nicht, sondern darum, wie gut es verkauft wird....
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22303
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(#481637) Verfasst am: 23.05.2006, 19:05 Titel: Re: Theologen, die Atheisten werden |
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Surata hat folgendes geschrieben: | tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Aber sie merken es, ob jemand bei Predigt, Taufe, Trauerrede, Seelsorge etc. mit dem Herzen dabei ist.
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Also geht es weniger darum, was dieser Pfarrer glaubt, was wahr ist und was nicht, sondern darum, wie gut es verkauft wird.... |
Ääh ... also, wenn ich sage, "jemand ist mit dem Herzen dabei", meine ich nicht, "er ist ein guter Werbefritze". Im Gegenteil schrieb ich doch, dass einer der Gründe dafür, wenn jemand nicht "mit dem Herzen dabei ist", sein könnte, dass er nicht glaubt, was er erzählt. Und ich präzisiere: Wer nicht glaubt, was er erzählt, kann nicht "mit dem Herzen dabei sein".
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Surata auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 29.03.2005 Beiträge: 17383
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(#481641) Verfasst am: 23.05.2006, 19:08 Titel: Re: Theologen, die Atheisten werden |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Wer nicht glaubt, was er erzählt, kann nicht "mit dem Herzen dabei sein". |
Und auch nicht gut verkaufen.
Es sei denn er glaubts halt für die betreffende Zeit
wobei, eigentlich denke ich mir eher: wer nicht glaubt, was er erzählt, der sollte halt nichts erzählen
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#481666) Verfasst am: 23.05.2006, 19:54 Titel: Re: Theologen, die Atheisten werden |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Ich bezweifle, dass die Gläubigen einen Unterschied erkennen können. Ich sehe hier wirklich keinen Verlust, wenn religiöse Lehre, die eine von zehntausenden ist, nicht exakt rübergebracht wird. Ein atheistischer Pfarrer ist noch immer 1000-mal näher an seiner Kirche, als ein Imam und gegen die hast du ja nichts. |
Also erst mal: Ich habe in der Tat nichts gegen Imame. Jede Moschee sollte einen haben. Aber in meiner Kirche möchte ich doch einen Pfarrer haben. Natürlich können die Gläubigen nicht erkennen, ob ihr Pfarrer im Inneren vielleicht Atheist ist (oder Muslim oder Buddhist). Sie können ja nicht in ihn hineingucken. Aber sie merken es, ob jemand bei Predigt, Taufe, Trauerrede, Seelsorge etc. mit dem Herzen dabei ist. |
Das Herz ist immer dabei. Es pumpt Blut. Nur über Gestik, Mimik, Betonung und Sprachmelodie könnte man etwas merken. Aber wenn ein Priester das ritualistische Brimborium schon 10000 mal abgewickelt hat, dann wird er das auch in Zukunft rüberbringen.
Warum du Imame toll findest, aber bei möglicherweise leicht abweichenden Priestern ein Problem hast, kann ich noch immer nicht verstehen ....
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Gerade wenn tatsächlich über ernstes diskutiert wird, ist mir ein Atheist, der nicht an die engstirnige Moral der Kirche gebunden ist, der bessere Ratgeber. Er kann z.B. zu einer Scheidung oder einer Abtreibung raten, wenn das sinnvoll ist. |
Für dich ... wir reden aber von Christen, die mit ihren Problemen als Christen zum Pfarrer gehen. Und dann wollen sie auch einen Pfarrer und nicht einen freigeistigen Lebensberater im Talar. Das zu täuschen, um seine Rente zu sichern, halte ich in der Tat für verwerflich. |
Für dich als Christen ist das vielleicht verwerflich.
Obwohl da du ja angeblich liberaler Christ bist, verstehe ich das auch nicht so ganz. Findest du es auch verwerflich, wenn ein Imam im Gegensatz zu seiner Religion handelt? Z.B. wenn er die Ehe/Beziehung zwischen einer Muslimin und einem Christen billigt?
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Es ist aber trotzdem das, was ich erwarte. Diese Ehrlichkeit gehört zu dem Beruf, den er gewählt hat, dazu. Und ich glaube, gerade die Authentizität ist das, was den Beruf für viele, die den Beruf wählen, auch attraktiv macht. |
Meinst du das Ernst? Trifft auf die rkK bestimmt nicht zu. Die verheimlicht unentwegt und systematisch (sogar Kindesmißbrauch) und jeder erwartet das und ihre Mitglieder erwarten sich das auch irgendwie. (Die Kirche als weise Bewahrerin mystischer Geheimnisse). Mit der evangelischen Kirche kenne ich mich nicht so gut aus.
Du verlangst eigentlich nicht Ehrlichkeit, sondern ein coming-out, also eine unaufgeforderte Stellungnahme. dazu später mehr....
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Wenn die Laienchristen angeblich alle über die historisch-kritische Methode Bescheid wissen, warum müssen wir Atheisten sie dann immer über einfachste historische Fakten aufklären? |
Ich behaupte ja nicht, dass die Laien alle so gut Bescheid wüssten. Leider Gottes natürlich zum großen Teil nicht. Ich bestreite aber, dass es eine böse Absicht gebe, ihnen etwas vorzuenthalten; nur offenbar leider ein großes Unvermögen |
Menschen und Institutionen handeln selten mit wirklich böser Absicht, sondern oft mit wohlmeinender, bevormundender Absicht. Die Kirchen dürften eher die Befürchtung haben, dass selbst die unbestrittenen und historischen Fakten über die Entstehung der Bibel die Laien zum Zweifeln bringen könnten. Und da haben sie nun mal Recht. Für die meisten Laien verliert das Christentum massiv an Attraktivität und die Kirchen an Autorität, wenn sie von der Kanonisierung, Wellhausen, gefälschten Paulus-Briefen, alternativen Testamenten, widersprüchlichen frühchristlichen Strömungen usw. hören.
Also wäre es aus der Sicht der Kirchen im Sinne der Laien, wenn diese die für sie nicht verständliche Wahrheit erführen.
Am Unvermögen kann es nicht liegen. Wie kann es denn sein, dass jeder Atheist, der zwei Bücher gelesen hat, mehr über diese Dinge weiß und jedem Christen erklären kann? Da überschätzt du uns gewaltig!
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Ich weiß aber auch mehr oder Marx, Feuerbach und Freud als mancher Atheist.) |
Was auch nicht nötig ist. Im Atheismus muss niemand irgendwelche Bücher kennen. Wer sich nicht für Philosophie interessiert, braucht sich nicht damit zu beschäftigen. Die wirklich brauchbaren philosophischen Erkenntnisse - etwa 0.00001% des publizierten Materials - findet leicht Einzug in das Denken der Menschen bzw. kann von den Wissenden alltäglich-praktisch propagiert werden.
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Das Beispiel ist gar nicht schlecht ... ist also ein Kinofilm über Sherlock Holmes, in dem nicht am Anfang eingeblendet wird "Alles erfunden", eine Lüge oder eine absichtliche Verdummungsstrategie? Nein, er ist das, was man in einem Kinofilm idR erwartet: Unterhaltung. Und so ist eine Predigt kein historisches Seminar, sondern Religion: Lebensberatung, Sinnstiftung, Glaubensverkündigung ... Da ist manchmal das Bibelverständniss in historisch-kritischem Licht Thema, aber nicht immer. Und es wird ja in Religionsunterricht, Fortbildung etc. thematisiert - wenn die Leute denn kommen. |
Du musst aber zur Kenntnis nehmen, dass diejenigen, die Sherlock Holmes für historisch halten, in ihren Ansichten bestärkt werden und das eben nicht nur als Unterhaltung betrachten.
Kommen wir auf die atheistischen Priester zurück. Du findest es verwerflich, dass sie ihre Gemeinde im Glauben halten, dass sie an Gott glauben würden. Sie sollten ihren Unglauben an Gott öffentlich proklamieren um die fehlerhafte Annahme der Gemeindemitglieder zu berichtigen.
Aber auch im Falle der hkM ist es doch so, dass der Priester an etwas nicht glaubt (z.B. Mose als Autor der Bücher Mose), was die Gemeinde als Wahrheit annimmt. Warum sollte der Priester hier die Sache nicht auch ungefragt und explizit darstellen?
(Bevor du mir auch einen Widerspruch vorwirfst: Ich verlange vom atheistischen Priester wegen der persönlichen Konsequenzen kein Outing. Der historisch-kritische Priester stimmt ja mit seiner Kirche überein)
Es gibt viele Atheisten, die trotz Unglauben dennoch das Christentum für gut befinden. Da argumentieren viele nach dem Muster: "Intelligente Menschen können ohne Religion auskommen. Aber das gemeine Volk braucht die Religion". Ich lehne diese Haltung ab, aber sie kommt nun mal vor. Ich kann mir gut vorstellen, dass einige atheistische Priester so denken und dann ihre vorgeblich christlichen Messen so rechtfertigen, wie du nicht Nicht-Erwähnung der hkM rechtfertigst. Nämlich so: "Die Messe soll ja nicht die Existenz von Gott erörtern, sondern Sinn stiften, Lebensberatung sein, usw."
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22303
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(#481953) Verfasst am: 24.05.2006, 11:31 Titel: Re: Theologen, die Atheisten werden |
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Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Warum du Imame toll findest, aber bei möglicherweise leicht abweichenden Priestern ein Problem hast, kann ich noch immer nicht verstehen .... |
Ich habe kein Problem mit Imamen an sich, aber mit einem Muslim, der vortäuscht, Christ zu sein und Priester wird, hätte ich eins: Dito mit Atheisten. Wenn du das bei einem Beruf, dessen zentraler Punkt es ist, dass man Glauben vermittelt, also auch die eigene Betroffenheit davon dazugehört, nicht verstehst, kann ich dir auch nicht helfen.
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Obwohl da du ja angeblich liberaler Christ bist, verstehe ich das auch nicht so ganz. Findest du es auch verwerflich, wenn ein Imam im Gegensatz zu seiner Religion handelt? Z.B. wenn er die Ehe/Beziehung zwischen einer Muslimin und einem Christen billigt? |
Dann handelt er überhaupt nicht gegen seinen eigenen Glauben, sondern er hat eine Meinung in einer Spezialfrage, die andere Gläubige anders sehen. Der atheistische Pfarrer hingegen handelt gegen seinen eigenen Glauben, indem er nämlich einen anderen vortäuscht. Das sind also zwei völlig verschiedene Paar Schuhe.
Sokrateer hat folgendes geschrieben: | Die Kirchen dürften eher die Befürchtung haben, dass selbst die unbestrittenen und historischen Fakten über die Entstehung der Bibel die Laien zum Zweifeln bringen könnten. Und da haben sie nun mal Recht. [...]
Aber auch im Falle der hkM ist es doch so, dass der Priester an etwas nicht glaubt (z.B. Mose als Autor der Bücher Mose), was die Gemeinde als Wahrheit annimmt. Warum sollte der Priester hier die Sache nicht auch ungefragt und explizit darstellen? |
Sorry, nimm es bitte einfach zur Kenntnis, dass die Kirche diese Kenntnisse durchaus zu vermitteln versucht, so oft es eben am Platz ist (wobei die RKK darunter möglicherweise anderes versteht als die Evangelische Kirche). Die historisch-kritische Methode ist Thema des Religionsunterrichts und des Konfirmandenunterrichts, es gibt Fortbildungen dazu, und, wie ich an Beispielen belegt habe, wird es auch in Predigten oft durchaus thematisiert oder zu den Textstellen jedenfalls dazugesagt. Das nicht mitbekommen können eigentlich nur Leute, die nur einmal im Jahr in die Kirche gehen, dann nicht zuhören und auch sonst keine Angebote der Kirche wahrnehmen. Davon gibt es leider viele, und die Leute nicht zu erreichen ist das Unvermögen der Kirche.
Aber was erwartest du denn, was die Kirche tun sollte, damit du keine Absicht, meinetwegen auch eine "gute", mehr unterstellst? Um im Beispiel zu bleiben: Ich habe nicht den Eindruck, dass du nicht nur die Einblendung am Anfang des Sherlock-Holmes-Films willst, sondern einen Untertitel "fiktive Figur", "fiktiver Ort" und "fiktive Handlung" bei jedem entsprechenden Vorkommen im Film ...
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Sermon panta rhei
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#481962) Verfasst am: 24.05.2006, 11:50 Titel: Re: Theologen, die Atheisten werden |
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Bauernfänger hat folgendes geschrieben: | Und seine ersten Anhänger, die Jünger, zogen mit ihm heimat-, besitz- und ehelos als Wanderprediger umher. |
Was für ein Lügner. Sind die heute wirklich noch so drauf, dass sie meinen, die Summe der Leserschaft würde die Bibel nicht kennen und sie könnten sonstwas erzählen?
Markusevangelium; Elberfelder hat folgendes geschrieben: | 29 Und sobald sie aus der Synagoge hinausgingen, kamen sie mit Jakobus und Johannes in das Haus Simons und Andreas. 30 Die Schwiegermutter Simons aber lag fieberkrank danieder; und sofort sagen sie ihm von ihr. 31 Und er trat hinzu, ergriff ihre Hand und richtete sie auf; und das Fieber verließ sie, und sie diente ihnen. |
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#482123) Verfasst am: 24.05.2006, 15:26 Titel: Re: Theologen, die Atheisten werden |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Surata hat folgendes geschrieben: | tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Aber sie merken es, ob jemand bei Predigt, Taufe, Trauerrede, Seelsorge etc. mit dem Herzen dabei ist.
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Also geht es weniger darum, was dieser Pfarrer glaubt, was wahr ist und was nicht, sondern darum, wie gut es verkauft wird.... |
Ääh ... also, wenn ich sage, "jemand ist mit dem Herzen dabei", meine ich nicht, "er ist ein guter Werbefritze". Im Gegenteil schrieb ich doch, dass einer der Gründe dafür, wenn jemand nicht "mit dem Herzen dabei ist", sein könnte, dass er nicht glaubt, was er erzählt. Und ich präzisiere: Wer nicht glaubt, was er erzählt, kann nicht "mit dem Herzen dabei sein". |
Dir ist der Beruf "Schauspieler" ein begriff?
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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