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Philosopierereien über Sprache und Gedanken
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Zumsel
registrierter User



Anmeldungsdatum: 08.03.2005
Beiträge: 4667

Beitrag(#513953) Verfasst am: 02.07.2006, 23:34    Titel: Antworten mit Zitat

Algol hat folgendes geschrieben:
Gute Aussagen erkennt man daran, daß sie bei Selbstbezug einen Widerspruch bilden:


Aha. Und was war noch mal das Kennzeichen schwachsinniger Phrasen?
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Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44698

Beitrag(#514010) Verfasst am: 03.07.2006, 02:02    Titel: Antworten mit Zitat

Zumsel hat folgendes geschrieben:
Was war noch mal das Kennzeichen schwachsinniger Phrasen?

Sie sind nicht so publikumswirksam wie "gute Phrasen". zwinkern
_________________
"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Algol
Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia



Anmeldungsdatum: 22.06.2006
Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin

Beitrag(#514306) Verfasst am: 03.07.2006, 17:35    Titel: Antworten mit Zitat

Zumsel hat folgendes geschrieben:
Algol hat folgendes geschrieben:
Gute Aussagen erkennt man daran, daß sie bei Selbstbezug einen Widerspruch bilden:


Aha. Und was war noch mal das Kennzeichen schwachsinniger Phrasen?


Sag´s ... Prost
_________________
Leben kann tödlich sein
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Chinasky
dirty ol' man



Anmeldungsdatum: 27.03.2006
Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden

Beitrag(#514433) Verfasst am: 03.07.2006, 19:58    Titel: Antworten mit Zitat

@ giordano bruno: Danke für Deinen ausführlichen Text auf der vorhergehenden Seite!

Ich glaube, die meisten Mißverständnisse bzw. Differenzen hier im Thread beruhen darauf, daß der Begriff "Sprache" noch nicht genau genug definiert wurde. Während die einen eher davon ausgehen, daß Sprache ein Kommunikationsinstrument (egal ob man mit sich selbst oder mit anderen kommuniziert) sei, scheinen mir Wittgenstein und seine "Vertreter" in der Sprache eher eine Denkfunktion zu sehen, welche in dem Bilden und semantischen Verbinden von Begriffen/Kategorien besteht. Als Maler kann ich in Farben, Tonwert-Unterschieden, Aufmerksamkeitslinien usw. denken - aber dafür kennzeichnend ist, daß dieses Denken immer noch in durch Regeln verbundenen Kategorien abläuft. Es gibt also durchaus eine malerische Sprache, ebenso eine musikalische und dann wohl auch Sprachen, welche die restlichen Sinne abdecken, eine Sprache des Tastgefühls, des Geschmacks oder Geruchs (wobei Geschmack und Geruch ja schon wieder ineinander übergehen...). Die "Sprache der Musik", welche angeblich weltweit verstanden wird, wird ja meines Wissens eben keinesfalls weltweit verstanden, sondern muß erlernt werden wie unsere verbale Sprache auch. Der Lernaufwand, der betrieben werden muß, um komplexe Sachverhalte, in einer fremden Musiksprache ausgedrückt, zu verstehen, ist recht hoch, manchmal unerreichbar hoch.

Von einer befreundeten Russin, welche, nach 15 Jahren hier in Deutschland, Deutsch akzentfrei, fließend und m.M.n. perfekt/total beherrscht, habe ich bezüglich von Literaturübersetzungen aus dem Russischen ins Deutsche öfter mal gehört, daß man bestimmte Sätze nicht übersetzen könne. Es gäbe für eine bestimmte Formulierung im Deutschen keinen Ausdruck, meinte sie, man könne da nahe herankommen, aber eine hundertprozentige Übersetzung gäbe es nicht. Wenn sie sich da nicht irrt (wovon ich jetzt mal ausgehe), dann gibt es also für bestimmte Tatsachen, die man im Russischen beschreiben kann, keine deutsch Beschreibung - und somit kann ich als Deutscher diese Tatsachen auch nicht erkennen/kategorisieren und hernach in Zusammenhang zu anderen Tatsachen bringen. Ich kann sie möglicherweise sinnlich erleben, keinesfalls aber abstrakt reflektieren. Wahrscheinlich ordne ich diese Tatsachen/Phänomene einfach in eine Kategorie ein, ohne auf den Gedanken zu kommen, hier noch weiter zu differenzieren, d.h. weitere Unterkategorien zu entwerfen.
Das zeigt zumindest mir, daß meine Welt durch meine Sprache begrenzt wird.
_________________
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Algol
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Anmeldungsdatum: 22.06.2006
Beiträge: 4797
Wohnort: Berlin

Beitrag(#515198) Verfasst am: 04.07.2006, 16:37    Titel: Antworten mit Zitat

Von Douglas Adams gibt es ein interessantes Wörterbuch mit neuen Begriffen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Der_tiefere_Sinn_des_Labenz
http://www.amazon.de/gp/product/3453879600/302-9403947-1344826?v=glance&n=299956
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GiordanoBruno
...



Anmeldungsdatum: 01.04.2006
Beiträge: 1516

Beitrag(#515210) Verfasst am: 04.07.2006, 16:53    Titel: Antworten mit Zitat

Chinasky hat folgendes geschrieben:
@ giordano bruno: Danke für Deinen ausführlichen Text auf der vorhergehenden Seite!

Ich glaube, die meisten Mißverständnisse bzw. Differenzen hier im Thread beruhen darauf, daß der Begriff "Sprache" noch nicht genau genug definiert wurde. [...]
Das zeigt zumindest mir, daß meine Welt durch meine Sprache begrenzt wird.


Ebenfalls danke für den Beitrag Chinasky. Ich kann das was du schreibst zustimmen. Während meines Aufenthalts in den USA hab ich mich mit Indianischen Sprachen beschäftigt. Ausschlaggebende war für mich ein Aufsatz von Benjamin Lee Whorf (Die Irrmeinung von der Beziehungslosigkeit
zwischen Sprache und Denken), den ich hier in Deutsch gefunden habe.

http://www.hyperkommunikation.ch/texte/whorf_irrmeinungen.htm

Ich konnte das was er geschrieben hat nachvollziehen. Indianer "sehen" und sprechen über Naturphänomene grundlegend anders als wir Europäer. Das ist zb. meiner Meinung nach der Grund warum Indianer immer schon die Prozesshaften Zusammenhänge in der Natur verstanden haben, und wir uns damit schwer tun. Die Gramatik der Sprachen ist unterschiedlich.

Hier ein kurzer Ausschnitt.

Zitat:
Die Fragwürdigkeit der Unterscheidung
von Haupt- und Zeitwörtern

Betrachten wir einige Beispiele. Im Englischen teilen wir die meisten Wörter in zwei Klassen mit verschiedenen grammatikalischen und logischen Eigenschaften. Die Klasse 1 nennen wir Substantive, z.B. house, man; die Klasse 2 Verben, z.B. hit, run (schlagen, rennen). Viele Wörter der einen Klasse können sekundär als solche der anderen dienen, z.B. a hit, a run (ein Schlag, ein Lauf) oder to man (the boat) (das Boot bemannen), primär aber ist die Verteilung unter die Klassen absolut. Unsere Sprache gibt uns eine bipolare Aufteilung der Natur. Die Natur selbst ist jedoch nicht so polarisiert.

Wenn man behauptet schlagen, drehen, rennen seien Verben, weil sie zeitlich kurzdauernde Vorgänge, d.h. Aktionen bezeichnen, warum ist dann Faust ein Substantiv? Sie ist auch nur ein zeitlich kurzdauerndes Ereignis. Warum sind Blitz, Funke, Welle, Wirbel, Puls, Flamme, Sturm, Phase, Zyklus, Spasmus, Geräusch, Gefühl Substantive? Sie sind zeitlich kurze Ereignisse. Wenn Mann und Haus Substantive sind, weil sie langdauernde und stabile Vorgänge, d.h. Dinge bezeichnen, was haben dann behalten, anhangen, erstrecken, hervorragen, fortfahren, beharren, wachsen, wohnen usw. unter den Verben zu suchen? Entgegnet man besitzen, anhangen etc. seien Verben, weil sie eher stabile Relationen als stabile Wahrnehmungen sind, warum gehören dann Gleichgewicht, Druck, Friede, Gruppe, Nation, Gesellschaft, (Volks-)Stamm, Schwester und andere Verwandtschaftsbezeichnungen unter die Substantive?

Man wird bemerken, daß ein Vorgang für uns das ist, was unsere Sprache als ein Verb klassifiziert oder etwas, das daraus analogisierend abgeleitet ist. Und man wird weiter bemerken, daß es unmöglich ist, Vorgang, Ding, Objekt, Relation usw. von der Natur der Phänomene her zu definieren. Solche Definitionen involvieren vielmehr stets eine zirkelhafte Rückkehr zu den grammatischen Kategorien der Sprache desjenigen, der die Definition vornimmt.

In der Hopisprache(3) sind Blitz, Welle, Flamme, Meteor, Rauchwolke und Puls Verben - Vorgänge von notwendig kurzer Dauer können dort nichts anderes als Verben sein. Wolke und Sturm stehen etwa an der unteren Grenze der Dauer für Substantive. Hopi hat also, wie man sieht, tatsächliche eine Klassifikation der Ereignisse (oder linguistischen Isolate) nach dem Typus der Dauer, etwas, das unserer Denkweise fremd ist. Andererseits scheinen uns im Nootka, einer Sprache auf der Insel Vancouver, alle Wörter Verben zu sein. Tatsächlich gibt es dort jedoch keine Klassen 1 und 2; die Sprache gibt sozusagen eine monistische Ansicht der Natur, mit nur einer Wortklasse für alle Ereignisse. Man sagt ein Haus erscheint oder es haust, genau wie eine Flamme erscheint oder es brennt. Die entsprechenden Worte sehen für uns wie Verben aus, weil sie nach Dauer- und Zeit-Nuancen flektiert (gebeugt) werden, so daß die Suffixe (Nachsilben) des Wortes für Haus-Ereignis es als langdauerndes Haus, kurzdauerndes Haus, zukünftiges Haus, gewesenes Haus etc. bestimmen.

Die Hopisprache hat nur ein Substantiv für alles, was fliegt, mit Ausnahme der Vögel, deren Klasse durch ein anderes Hauptwort bezeichnet wird. Das erste Substantiv, so können wir sagen, bezeichnet die Klasse - Klasse alles Fliegenden abzüglich der Vögel. Die Hopis nennen Insekten, Flugzeuge und Flieger alle mit dem gleichen Wort und sehen darin keine Schwierigkeit. Natürlich entscheidet bei sehr verschiedenen Gliedern einer so breiten linguistischen Klasse wie dieser immer die Situation. Uns erscheint diese Klasse zu groß und umfassend, aber nicht anders erscheint den Eskimos unsere Klasse Schnee.

Wir haben nur ein Wort für fallenden Schnee, Schnee auf dem Boden, Schnee, der zu eisartiger Masse zusammengedrückt ist, wässerigen Schnee, windgetriebenen, fliegenden Schnee usw. Für einen Eskimo wäre dieses allumfassende Wort nahezu undenkbar. Er würde sagen, fallender Schnee, wässeriger Schnee etc. sind wahrnehmungsmäßig und verhaltensmäßig verschieden, d.h. sie stellen verschiedene Anforderungen an unser Umgehen mit ihnen. Er benützt daher für sie und andere Arten von Schnee verschiedene Wörter. Die Azteken wiederum gehen in der entgegengesetzten Richtung noch weiter als wir. Kalt, Eis und Schnee werden alle durch den gleichen Stamm mit verschiedenen Endungen repräsentiert. Eis ist die nominale Form, kalt die adjektivische und für Schnee steht Eis-Nebel.


gb
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