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NICHTS (Der Versuch eines Versuchs)
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Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44684

Beitrag(#521892) Verfasst am: 13.07.2006, 04:31    Titel: NICHTS (Der Versuch eines Versuchs) Antworten mit Zitat

Nichts
(Der Versuch eines Versuchs)

Was schreibt man, wenn man nichts zu schreiben hat?

Ich meine, ich könnte durchaus von meinem Leben schreiben, etwa davon, wie ich in meinem Studium zurecht komme oder dass ich mir eine Freundin wünsche. Aber 'mal im Ernst, wen würde dieser ganze Quatsch denn - objektiv betrachtet - eigentlich interessieren?

Ich meine, von einem philosophischen Versuch erwartet man doch, dass ich in ihm, wenn ich schon nicht irgendwelche Wesenseinsichten über die Natur der Welt präsentieren kann, so doch zumindest meine Weltsicht darzulegen im Stande bin - und zwar auf eine Art, die nicht komplett trivial ist, oder doch zumindest nicht langweilig erscheint. Aber geht das überhaupt noch? Kann die Weltsicht eines Einzelnen denn heutzutage überhaupt noch etwas sein oder enthalten, das jenseits des Trivialen ist? Wenn ich also meine Weltanschauung darlegen soll, was kommt dann dabei heraus?

Ich meine, seht euch das an: Ich schreibe hier eigentlich nur, weil ich nichts zu schreiben habe. In vergangenen Zeiten, in den ruhmreichen Tagen der sogenannten Moderne, hätte ich vielleicht Flugblätter für sozialistische Agitation verfasst oder Gedichte über die glorreiche Befreiung der Arbeiterklasse oder irgend so ein Käse. Doch heute bleibt als Thema nichts mehr übrig, also schreibe ich eben über nichts.

Wenn ich nun meine Weltsicht darlegen müsste, sie also zuerst natürlich finden, untersuchen und aufschlüsseln müsste, was würde ich dann finden? Nicht mehr als einen aus verschiedenen Himmelsrichtungen zusammengeklaubten Haufen. Wenn ich das finden würde, was an ihr wirklich ihr eigen ist, was fände ich dann? Wohl das, was das Thema und der Inhalt dieses Versuchs ist. - Und das ist gewisslich nicht besonders viel! Meine Leistung, so man davon sprechen kann, scheint nicht die Hinzufügung von etwas Neuem zu sein, sondern mehr die Neuverknüpfung der einzelnen Versatzstücke. "Das Neue" scheint mit der Moderne gestorben zu sein.

Und nun? Wenn nichts mehr zu schreiben bleibt, was soll dann noch geschrieben werden? Wohl das, was ich hier gerade schreibe. Und das ist ja wahrlich nicht viel, zumindest inhaltlich. Doch bedenkt man das Thema, das ich wählte - oder eigentlich nicht wählte, denn ich hatte in der Tat keine Wahl - habe ich eigentlich doch schon recht viel geschrieben. Und noch immer fällt mir nichts ein, was auch wirklich lesenswert wäre. Vielleicht ist dies der Fluch der späten Geburt - das sagte ich ja bereits. Doch vielleicht ist es aber auch ein Segen, in einer Zeit zu leben, in der es nichts zu schreiben gibt. Ein inzwischen sehr bekannter chinesischer Fluch lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben. Also in Zeiten, in denen es etwas zu schreiben gibt. Doch ich habe nichts zu schreiben, und vielleicht sollte ich dafür dankbar sein.

Manche mögen dies anzweifeln. Sie werden sagen, ich sollte lieber über die Ausbeutung der dritten Welt schreiben, über die wachsende Macht und Dreistigkeit der Großkonzerne oder über Umweltzerstörung, Robbenbabys oder über die Schicksale alleinerziehender Delfinmütter. Vielleicht auch über Moralverfall oder die Gefahren des Internationalen Terrorismus. Vielleicht werden sie auch sagen, ich sollte lieber über die Befreiung durch den Sozialismus schreiben oder über die Befreiung durch Christus oder über die Befreiung, indem man einfach auf einem Kissen sitzt und nichts tut (was ja durchaus wieder einen Bogen zum Thema schlägt).

Doch ich verzichte darauf. Darüber wurde schon so unglaublich viel geschrieben, dass sicher nichts Interessantes, Neues hinzuzufügen wäre. Daher versuche ich es erst gar nicht. Man mag mich deshalb feige nennen. Ja, vielleicht wird es sogar heißen, dies sei eine neue Welle des Nihilismus, der Ziel- und Orientierungslosigkeit. (Nichts wäre der Wirklichkeit ferner. fnord) Es wird vielleicht sogar heißen, dieser Text sei ein neuer Beweis für Sittenverfall, bürgerliche Dekadenz, Gutmenschentum oder welche Begriffe auch immer gerade als sprachliche Schreckgespenster vorgesehen sind.

Aber vielleicht nehme ich dies alles auch viel zu ernst. Ich meine, wer sollte sich schon über einen Text aufregen, der von gar nichts handelt? Vielleicht sollte ich sogar gar keine Antworten darauf erwarten: Was sollte denn schon weiter über nichts gesagt werden? In der Tat: darüber gibt es nicht viel zu sagen. Daher will auch ich hier enden. Nicht dass ich noch jemanden langweile mit all dem Gesülze.
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Rasmus
entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst



Anmeldungsdatum: 20.05.2004
Beiträge: 17559

Beitrag(#521893) Verfasst am: 13.07.2006, 04:34    Titel: Antworten mit Zitat


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Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44684

Beitrag(#521895) Verfasst am: 13.07.2006, 04:39    Titel: Antworten mit Zitat

Naja... was kann ich auch schon für Antworten erwarten, wenn ich nichts zur Diskussion stelle... Schulterzucken
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Autoterrorist
Die Gottespest



Anmeldungsdatum: 23.04.2006
Beiträge: 846
Wohnort: Duisburg

Beitrag(#521898) Verfasst am: 13.07.2006, 07:42    Titel: Antworten mit Zitat

Sind ja auch alle faul...
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Onkel Otto
Neugieriger Briefträger



Anmeldungsdatum: 09.07.2006
Beiträge: 60
Wohnort: kleines Dorf im Sauerland

Beitrag(#521909) Verfasst am: 13.07.2006, 08:54    Titel: Antworten mit Zitat

Die akademische Philosophie verpaßte ihre einmalige Chance 1921, als Ludwig Wittgenstein zum ersten Mal seinen Tractatus Logico-Philosophicus veröffentlichte, der mit den folgenden Worten endete: »Die richtige Methode der Philosophie wäre eigentlich die: Nichts zu sagen, als was sich sagen läßt, also Sätze der Naturwissenschaft - also etwas, was mit Philosophie nichts zu tun hat -, und dann immer, wenn ein anderer etwas Metaphysisches sagen wollte, ihm nachzuweisen, daß er gewissen Zeichen in seinen Sätzen keine Bedeutung gegeben hat.

Diese Methode wäre für den anderen unbefriedigend - er hätte nicht das Gefühl, daß wir ihn Philosophie lehrten — aber sie wäre die einzig streng richtige. Meine Sätze erläutern dadurch, daß sie der, welcher mich versteht, am Ende als unsinnig erkennt, wenn er durch sie — auf ihnen — über sie hinausgestiegen ist. (Er muß sozusagen die Leiter wegwerfen, nachdem er auf ihr hinaufgestiegen ist.)
Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen. (Tractatus logico-philosophicus, Abschnitte 6.53, 6.54 und 7, Edition Suhrkamp, 1979, S. 115).
Das war der entscheidende Augenblick, wo alle akademischen Philosophen hätten innehalten können und die philosophische Disziplin auf das Niveau der reinen Betrachtung nach der Art der Meditationspraktiken der Zen-Buddhisten hätten heben können.
Aber sogar Wittgenstein fuhr weiter fort, zu sprechen und zu schreiben, denn welche Möglichkeit hätte ein Philosoph sonst, der Welt zu zeigen, daß er arbeitet und nicht müßig in den Tag hineinlebt?

schönen Gruß
Onkel Otto
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Offene Weite, nichts von heilig
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Greg
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Anmeldungsdatum: 03.03.2006
Beiträge: 1098

Beitrag(#521917) Verfasst am: 13.07.2006, 09:30    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat geschrieben:
Zitat:
Ich meine, ich könnte durchaus von meinem Leben schreiben, etwa davon, wie ich in meinem Studium zurecht komme oder dass ich mir eine Freundin wünsche.


Willkommen im Club der einsamen Herzen! *heul*

Immer dran denken Tarvoc:
"Alles Erhabene ist ebenso schwierig, wie selten."
zwinkern

(Hör auf dir die Dinge zu wünschen, dann kommen sie von ganz allein! Sehr glücklich )
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phoenix
registrierter User



Anmeldungsdatum: 26.04.2005
Beiträge: 937

Beitrag(#521919) Verfasst am: 13.07.2006, 09:34    Titel: Antworten mit Zitat

Eine Ausstellung über "Nichts"

Zitat:
"Wie präsentiert man das Nichts?", hat man sich in der Frankfurter Schirn Kunsthalle anlässlich der nun eröffneten Ausstellung "Nichts" gefragt. Aber was, möchten wir natürlich sogleich zurückfragen, ist denn überhaupt das Nichts? Das konkret zu präsentierende, vor allem aber auch das Nichts im Allgemeinen?
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nothing
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Anmeldungsdatum: 11.02.2006
Beiträge: 1153

Beitrag(#521920) Verfasst am: 13.07.2006, 09:38    Titel: Antworten mit Zitat

Greg hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat geschrieben:
Zitat:
Ich meine, ich könnte durchaus von meinem Leben schreiben, etwa davon, wie ich in meinem Studium zurecht komme oder dass ich mir eine Freundin wünsche.


Willkommen im Club der einsamen Herzen! *heul*

Immer dran denken Tarvoc:
"Alles Erhabene ist ebenso schwierig, wie selten."
zwinkern

(Hör auf dir die Dinge zu wünschen, dann kommen sie von ganz allein! Sehr glücklich )


ich geb mal ein Goethe-zitat:

"Jeder der schreibt, schreibt an sich selbst"


ach so - nochwas:
in "tube" is ein vid seit neuestem drinne das ich schon längst kenne
David Bowie "Floor Show" - "Changes" als Ziggy noch....
mein absoluter lieblingssong - nicht in dieser version - es gibt bessere
vielleicht tröstet es dich ein bisschen
denn die "outside" kann man sich nur anhören wenn man die erfahrung machten musste dass es einem wirklich wirklich ganz miserable geht
"Changes" entstand lange vorher:
den text kannst du googeln
_______________
good luck - boy!
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Hugo de la Smile
Zweifler



Anmeldungsdatum: 25.07.2003
Beiträge: 855
Wohnort: Berlin

Beitrag(#521923) Verfasst am: 13.07.2006, 09:50    Titel: Antworten mit Zitat

"nüschts" sprach der letzte mensch und blünzelte. Weinen
_________________
als ich über den tellerrand blicken wollte, bin ich gegen das brett vor meinem kopf geknallt.
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Greg
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Anmeldungsdatum: 03.03.2006
Beiträge: 1098

Beitrag(#521924) Verfasst am: 13.07.2006, 09:53    Titel: Antworten mit Zitat

@nothing:
Trösten? Mich? Worüber?
Mein Leben ist voll in Ordnung. zwinkern
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nothing
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Anmeldungsdatum: 11.02.2006
Beiträge: 1153

Beitrag(#521927) Verfasst am: 13.07.2006, 09:59    Titel: Antworten mit Zitat

dich meinte ich nicht
sorry
du weisst doch nüschte über die "outside" - babe....
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44684

Beitrag(#521951) Verfasst am: 13.07.2006, 10:55    Titel: Antworten mit Zitat

Onkel Otto hat folgendes geschrieben:
Das war der entscheidende Augenblick, wo alle akademischen Philosophen hätten innehalten können und die philosophische Disziplin auf das Niveau der reinen Betrachtung nach der Art der Meditationspraktiken der Zen-Buddhisten hätten heben können.
Aber sogar Wittgenstein fuhr weiter fort, zu sprechen und zu schreiben, denn welche Möglichkeit hätte ein Philosoph sonst, der Welt zu zeigen, daß er arbeitet und nicht müßig in den Tag hineinlebt?

Du meinst also, dass alle philosophischen Schriften, die nach Wittgenstein geschrieben wurden, besser nie geschrieben worden wären?
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Mario Hahna
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Anmeldungsdatum: 04.04.2005
Beiträge: 9607
Wohnort: München

Beitrag(#521955) Verfasst am: 13.07.2006, 11:01    Titel: Re: NICHTS (Der Versuch eines Versuchs) Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Nichts
(Der Versuch eines Versuchs)

Was schreibt man, wenn man nichts zu schreiben hat?

Ich meine, ich könnte durchaus von meinem Leben schreiben, etwa davon, wie ich in meinem Studium zurecht komme oder dass ich mir eine Freundin wünsche. Aber 'mal im Ernst, wen würde dieser ganze Quatsch denn - objektiv betrachtet - eigentlich interessieren?

Ich meine, von einem philosophischen Versuch erwartet man doch, dass ich in ihm, wenn ich schon nicht irgendwelche Wesenseinsichten über die Natur der Welt präsentieren kann, so doch zumindest meine Weltsicht darzulegen im Stande bin - und zwar auf eine Art, die nicht komplett trivial ist, oder doch zumindest nicht langweilig erscheint. Aber geht das überhaupt noch? Kann die Weltsicht eines Einzelnen denn heutzutage überhaupt noch etwas sein oder enthalten, das jenseits des Trivialen ist? Wenn ich also meine Weltanschauung darlegen soll, was kommt dann dabei heraus?

Ich meine, seht euch das an: Ich schreibe hier eigentlich nur, weil ich nichts zu schreiben habe. In vergangenen Zeiten, in den ruhmreichen Tagen der sogenannten Moderne, hätte ich vielleicht Flugblätter für sozialistische Agitation verfasst oder Gedichte über die glorreiche Befreiung der Arbeiterklasse oder irgend so ein Käse. Doch heute bleibt als Thema nichts mehr übrig, also schreibe ich eben über nichts.

Wenn ich nun meine Weltsicht darlegen müsste, sie also zuerst natürlich finden, untersuchen und aufschlüsseln müsste, was würde ich dann finden? Nicht mehr als einen aus verschiedenen Himmelsrichtungen zusammengeklaubten Haufen. Wenn ich das finden würde, was an ihr wirklich ihr eigen ist, was fände ich dann? Wohl das, was das Thema und der Inhalt dieses Versuchs ist. - Und das ist gewisslich nicht besonders viel! Meine Leistung, so man davon sprechen kann, scheint nicht die Hinzufügung von etwas Neuem zu sein, sondern mehr die Neuverknüpfung der einzelnen Versatzstücke. "Das Neue" scheint mit der Moderne gestorben zu sein.

Und nun? Wenn nichts mehr zu schreiben bleibt, was soll dann noch geschrieben werden? Wohl das, was ich hier gerade schreibe. Und das ist ja wahrlich nicht viel, zumindest inhaltlich. Doch bedenkt man das Thema, das ich wählte - oder eigentlich nicht wählte, denn ich hatte in der Tat keine Wahl - habe ich eigentlich doch schon recht viel geschrieben. Und noch immer fällt mir nichts ein, was auch wirklich lesenswert wäre. Vielleicht ist dies der Fluch der späten Geburt - das sagte ich ja bereits. Doch vielleicht ist es aber auch ein Segen, in einer Zeit zu leben, in der es nichts zu schreiben gibt. Ein inzwischen sehr bekannter chinesischer Fluch lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben. Also in Zeiten, in denen es etwas zu schreiben gibt. Doch ich habe nichts zu schreiben, und vielleicht sollte ich dafür dankbar sein.

Manche mögen dies anzweifeln. Sie werden sagen, ich sollte lieber über die Ausbeutung der dritten Welt schreiben, über die wachsende Macht und Dreistigkeit der Großkonzerne oder über Umweltzerstörung, Robbenbabys oder über die Schicksale alleinerziehender Delfinmütter. Vielleicht auch über Moralverfall oder die Gefahren des Internationalen Terrorismus. Vielleicht werden sie auch sagen, ich sollte lieber über die Befreiung durch den Sozialismus schreiben oder über die Befreiung durch Christus oder über die Befreiung, indem man einfach auf einem Kissen sitzt und nichts tut (was ja durchaus wieder einen Bogen zum Thema schlägt).

Doch ich verzichte darauf. Darüber wurde schon so unglaublich viel geschrieben, dass sicher nichts Interessantes, Neues hinzuzufügen wäre. Daher versuche ich es erst gar nicht. Man mag mich deshalb feige nennen. Ja, vielleicht wird es sogar heißen, dies sei eine neue Welle des Nihilismus, der Ziel- und Orientierungslosigkeit. (Nichts wäre der Wirklichkeit ferner. fnord) Es wird vielleicht sogar heißen, dieser Text sei ein neuer Beweis für Sittenverfall, bürgerliche Dekadenz, Gutmenschentum oder welche Begriffe auch immer gerade als sprachliche Schreckgespenster vorgesehen sind.

Aber vielleicht nehme ich dies alles auch viel zu ernst. Ich meine, wer sollte sich schon über einen Text aufregen, der von gar nichts handelt? Vielleicht sollte ich sogar gar keine Antworten darauf erwarten: Was sollte denn schon weiter über nichts gesagt werden? In der Tat: darüber gibt es nicht viel zu sagen. Daher will auch ich hier enden. Nicht dass ich noch jemanden langweile mit all dem Gesülze.


Dieser Text ist ein Beweis für Selbstüberschätzung.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44684

Beitrag(#521957) Verfasst am: 13.07.2006, 11:03    Titel: Re: NICHTS (Der Versuch eines Versuchs) Antworten mit Zitat

Thao hat folgendes geschrieben:
Dieser Text ist ein Beweis für Selbstüberschätzung.

Ich hatte erwartet und beabsichtigt, dass solche Einwände kommen würden. (Vermutlich würde ich an deiner Stelle aber ähnlich reagieren.)

http://philo-welt.de/forum/thread.php?postid=41991#post41991
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Onkel Otto
Neugieriger Briefträger



Anmeldungsdatum: 09.07.2006
Beiträge: 60
Wohnort: kleines Dorf im Sauerland

Beitrag(#521964) Verfasst am: 13.07.2006, 11:16    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Du meinst also, dass alle philosophischen Schriften, die nach Wittgenstein geschrieben wurden, besser nie geschrieben worden wären?


Augenzwinkernd meine ich dies so, allerdings nicht wirklich.
Ich bin jedoch auch der Meinung das nix wirklich neues geschrieben wurde.
Aus diesem Sinn betrachte ich Philosophie auch mehr als Anregung, Selbstbestätigung und niveauvolle Unterhaltung... je nach dem was man halt gerade so liest.
Meistens reicht mir jedoch bereits ein ein simpler Comic noseman

schönen Gruß
Onkel Otto
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pyrrhon
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Anmeldungsdatum: 22.05.2004
Beiträge: 8770

Beitrag(#521965) Verfasst am: 13.07.2006, 11:17    Titel: Antworten mit Zitat

Besser schweigen und Erst ab 18 verwenden, bitte!
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44684

Beitrag(#521968) Verfasst am: 13.07.2006, 11:20    Titel: Antworten mit Zitat

Onkel Otto hat folgendes geschrieben:
Ich bin jedoch auch der Meinung das nix wirklich neues geschrieben wurde.

Das sehe ich anders. Man denke nur an die Ideologiekritik Adornos, die Totalitarismustheorie Hanna Ahrends, den Konstruktivismus, die Dekonstruktion, den kritischen Rationalismus Poppers oder auch Wittgensteins eigenes Spätwerk, das eine ganz andere (und in meinen Augen adäquatere) Sprachkonzeption zum Grunde hat als das Tractatus und dabei übrigens schön meditativ zu lesen ist. Ich behaupte, dass sich ganz im Gegenteil in der Philosophie seit 2000 Jahren nicht so viel getan hat wie in den letzten 50 Jahren. Das Tractatus ist auch für mich das Ende der klassischen Philosophie (oder ein Teil des Endes), aber wohl auf eine ganz andere Weise als für dich.
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nothing
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Anmeldungsdatum: 11.02.2006
Beiträge: 1153

Beitrag(#521974) Verfasst am: 13.07.2006, 11:23    Titel: Antworten mit Zitat

in deinem status steht "...the chosen one"
übersetze das mal in deutsch - falls du es wagst!
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44684

Beitrag(#521975) Verfasst am: 13.07.2006, 11:23    Titel: Antworten mit Zitat

"Maybe the Chosen One" = "Vielleicht der Auserwählte"
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Anmeldungsdatum: 11.02.2006
Beiträge: 1153

Beitrag(#521978) Verfasst am: 13.07.2006, 11:30    Titel: Antworten mit Zitat

man könnte es auch in "auserkorene" übersetzen
auserkoren - um das board mit auserwählte beiträge zuzumüllen

Sehr glücklich
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Anmeldungsdatum: 11.02.2006
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Beitrag(#521984) Verfasst am: 13.07.2006, 11:33    Titel: Antworten mit Zitat

nothing hat folgendes geschrieben:
man könnte es auch in "auserkorene" übersetzen
auserkoren - um das board mit auserwählte beiträge zuzumüllen

Sehr glücklich

aber nachdem ich kein"man" bin sage ich sowas natürlich NIE
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Tarvoc
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Beitrag(#521985) Verfasst am: 13.07.2006, 11:35    Titel: Antworten mit Zitat

Eigentlich ist es eine ganz simple Anspielung auf 'Matrix'. Ich bin aber sicher, dass man, wenn man nur lange genug dekonstruiert, noch tausend andere mögliche Bedeutungen finden kann. Wenn man mit sowas unbedingt seine Zeit verbringen will. Suspekt
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Shadaik
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Beitrag(#521986) Verfasst am: 13.07.2006, 11:35    Titel: Antworten mit Zitat

nothing hat folgendes geschrieben:
nothing hat folgendes geschrieben:
man könnte es auch in "auserkorene" übersetzen
auserkoren - um das board mit auserwählte beiträge zuzumüllen

Sehr glücklich

aber nachdem ich kein"man" bin

Was bist du dann? Geschockt
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
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Beitrag(#521987) Verfasst am: 13.07.2006, 11:35    Titel: Antworten mit Zitat

Shadaik hat folgendes geschrieben:
Was bist du dann? Geschockt

Ist nothing nicht Kookie?
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Anmeldungsdatum: 11.02.2006
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Beitrag(#521988) Verfasst am: 13.07.2006, 11:36    Titel: Antworten mit Zitat

soll ichnochma mein avatar reintun?
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kolja
der Typ im Maschinenraum
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Beitrag(#521989) Verfasst am: 13.07.2006, 11:37    Titel: Antworten mit Zitat

@nothing: ja bitte!

@Tarvoc: alte Beiträge aus anderen Foren recyclen ... tststs ... hast Du mittlerweile eine Freundin?
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Beitrag(#521990) Verfasst am: 13.07.2006, 11:37    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
Was bist du dann? Geschockt

Ist nothing nicht Kookie?

kookie scheibt man klein
zum hunderttausendsten male
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Tarvoc
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Beitrag(#521991) Verfasst am: 13.07.2006, 11:38    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
Alte Beiträge aus anderen Foren recyclen...

Hä? Hast du dir 'mal angesehen, wann ich den Text im Philoforum gepostet habe? Mit den Augen rollen

kolja hat folgendes geschrieben:
Hast Du mittlerweile eine Freundin?

Nein, die sieben Stunden, seitdem der Text fertig ist, haben leider nicht gereicht, eine Freundin zu finden.
Aber vielleicht klappt's ja in den nächsten sieben Stunden...
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Anmeldungsdatum: 11.02.2006
Beiträge: 1153

Beitrag(#521992) Verfasst am: 13.07.2006, 11:40    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
@nothing: ja bitte!

@Tarvoc: alte Beiträge aus anderen Foren recyclen ... tststs ... hast Du mittlerweile eine Freundin?

o.k. - aber nur zum spaß
ich will eigentlich niemand provozieren
ich will euch "total fertig machen" Mr. Green
mal gucken ob ichs überhaupt noch hab...
sonst morgen - oder so
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Shadaik
evolviert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#521994) Verfasst am: 13.07.2006, 11:41    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
Was bist du dann? Geschockt

Ist nothing nicht Kookie?

Nein, kookie.
aber dennoch ist sie ein man (aber kein mann),
oder doch nicht?

wie kann man kein man sein?
obwohl, sie ist ja jetzt nothing, also Nichts, also Topic, also Etwas weil Nichts Am Kopf kratzen
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