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Darwinismus und Moral, Dawkins in Erklärungsnot?

 
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boomklever
Impfgegnergegner



Anmeldungsdatum: 25.07.2006
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Beitrag(#538967) Verfasst am: 08.08.2006, 21:12    Titel: Darwinismus und Moral, Dawkins in Erklärungsnot? Antworten mit Zitat

Ich bin vor kurzem auf ein interessantes Interview mit Richard Dawkins gestoßen:
http://www.damaris.org/content/content.php?type=5&id=102

Meines Erachtens behält Dawkins für den Großteil der Diskussion die Oberhand und argumentiert auf seine gewohnte überzeugende Art. Am Ende des Interviews scheint er jedoch in Erklärungsnöte zu kommen, vor allem bei der vorletzten Frage was er davon halte wenn ein junger Mann in das Haus eines Rentners eindringt und ihn tötet, mit der Begründung, dass der alte Mann sowieso krank gewesen sei und nichts mehr zur Gesellschaft beigetragen habe.
Dawkins scheint sich aus der Frage nur mühevoll herauswinden zu können. Er sagt er könne nicht auf einer rationalen Grundlage darüber diskutieren, sondern würde in einem solchen Fall eher sagen `Das ist keine Gesellschaft, in der ich leben will. Ohne dafür notwendigerweise einen rationalen Grund haben zu müssen werde ich alles in meiner Macht stehende unternehmen, um dich an so etwas zu hindern.'

Ich finde Dawkins befindet sich da auf dem Holzweg. Er hat ja selbst die Theorie der Meme erarbeitet, und das ist meines Erachten ein Paradebeispiel dafür. Der Mensch ist eben kein Einzelgänger, sondern hat schon immer dazu tendiert in Stämmen/Ansiedlungen oder heutzutage in großen Städten zu leben. Um das Zusammenleben auf so engem Raum zu sichern sind gewisse Standards vonnöten, damit dieses Zusammenleben nicht ins Chaos verfällt und die Menschen in einer solchen Gesellschaft davon profitieren können.
Ich denke der Schritt ist nicht groß bis man in einer kleineren Gruppe von Menschen (z.B. einem steinzeitlichen Stamm) darauf kommt, dass bestimmte Normen das Leben miteinander erleichtern. Eine wichtige Grundvoraussetzung wäre z.B., dass niemand das Recht hat, einem anderen Menschen Schaden zuzufügen. Also, nach Dawkins, ein bestimmtes Konzept, ein `Virus', der damals seinen Anfang genommen hat und von Generation zu Generation vererbt worden ist, das was Dawkins `Meme' nennt (siehe `Viruses of the Mind'). Darauf aufbauend ist es nicht erstaunlich, dass dieser Virus mutiert hat und neue, erfolgreichere (wenn auch oft schädliche) `Viren'/Meme daraus entstanden sind, was sich mitunter in den Moralvorstellungen der heutigen Religionen widerspiegelt.

Was ich mich frage: Warum hat Dawkins nicht in diese Richtung argumentiert? Habe ich etwas überlesen oder falsch verstanden oder liege ich komplett falsch? (Ich habe mich erst vor Kurzem in das Thema eingelesen, bin also für profundere Erklärungen und Einsichten dankbar.)

perlbloke
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SoWhy
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Beitrag(#539014) Verfasst am: 08.08.2006, 22:10    Titel: Antworten mit Zitat

Nobody's perfect würd ich spontan mal sagen Smilie
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boomklever
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Anmeldungsdatum: 25.07.2006
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Beitrag(#539024) Verfasst am: 08.08.2006, 22:22    Titel: Antworten mit Zitat

SoWhy hat folgendes geschrieben:
Nobody's perfect würd ich spontan mal sagen Smilie

Das habe ich auch als erstes gedacht Sehr glücklich. Aber, naja, das ist immerhin Richard Dawkins Geschockt.
Naja, ich bin auf alle Fälle beruhigt, dass ich nicht der einzige bin dem es so geht zwinkern.
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SoWhy
The Doctor



Anmeldungsdatum: 21.04.2006
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Beitrag(#539039) Verfasst am: 08.08.2006, 22:38    Titel: Antworten mit Zitat

perlbloke hat folgendes geschrieben:
SoWhy hat folgendes geschrieben:
Nobody's perfect würd ich spontan mal sagen Smilie

Das habe ich auch als erstes gedacht Sehr glücklich. Aber, naja, das ist immerhin Richard Dawkins Geschockt.
Naja, ich bin auf alle Fälle beruhigt, dass ich nicht der einzige bin dem es so geht zwinkern.

Ich hab das ganze mal gelesen, er argumentiert wirklich recht gut. Aber der Vorteil von Atheisten ist, dass sie anderen Atheisten nicht zustimmen müssen oder dass sie glauben, einer hätte mehr recht als anderen. So gesehen ist Dawkins nicht besser als du oder ich.
Wenn man die Antwort betrachtet, so gibt er die einzig richtige Antwort, nämlich dass man natürlich Evolution so auslegen kann, dass man damit sowas rechtfertigen kann (Sozialdarwinismus) und dass diese Theorie keine Antwort auf moralische Fragen geben kann. Ich meine die Antwort ist ehrlich, weil er es vermeidet, die Diskussionsgrundlage zu wechseln, wie es sein Fragensteller öfters versucht.
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Mark_M
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Beitrag(#539256) Verfasst am: 09.08.2006, 10:35    Titel: Antworten mit Zitat

was hat den denn geritten ?
ist es so kompliziert festzustellen daß das individuelle recht auf leben und unversehrtheit nicht vom sozialen nutzen einer person tangiert wird...?!
recht und gesetz und das daraus folgende vertrauen einer person in die gesellschaft waren wohl gerade nicht geistig greifbar... ich tippe mal auf überarbeitung.
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boomklever
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Anmeldungsdatum: 25.07.2006
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Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#539331) Verfasst am: 09.08.2006, 12:00    Titel: Antworten mit Zitat

SoWhy hat folgendes geschrieben:
perlbloke hat folgendes geschrieben:
SoWhy hat folgendes geschrieben:
Nobody's perfect würd ich spontan mal sagen Smilie

Das habe ich auch als erstes gedacht Sehr glücklich. Aber, naja, das ist immerhin Richard Dawkins Geschockt.
Naja, ich bin auf alle Fälle beruhigt, dass ich nicht der einzige bin dem es so geht zwinkern.

Ich hab das ganze mal gelesen, er argumentiert wirklich recht gut. Aber der Vorteil von Atheisten ist, dass sie anderen Atheisten nicht zustimmen müssen oder dass sie glauben, einer hätte mehr recht als anderen. So gesehen ist Dawkins nicht besser als du oder ich.

Das war ja auch nicht wirklich ernst gemeint zwinkern. Ich hätte nur erwartet, dass jemand von Dawkins' Rang und Wissen konsistenter mit seiner *eigenen* Theorie argumentiert.

SoWhy hat folgendes geschrieben:

Wenn man die Antwort betrachtet, so gibt er die einzig richtige Antwort, nämlich dass man natürlich Evolution so auslegen kann, dass man damit sowas rechtfertigen kann (Sozialdarwinismus) und dass diese Theorie keine Antwort auf moralische Fragen geben kann. Ich meine die Antwort ist ehrlich, weil er es vermeidet, die Diskussionsgrundlage zu wechseln, wie es sein Fragensteller öfters versucht.

Das hab ich so auch erkannt, und vielleicht war ja auch der zeitliche Rahmen des Interviews zu knapp bemessen. Aber eine wirklich stichhaltige Antwort aus seinem Munde hätte diese Theorie beinhalten müssen. Ich folge ja Dawkins nicht blind nach, aber ich finde die Meme Theorie sehr überzeugend (wäre vielleicht ein Thema für einen eigenen Thread) und bin der Ansicht, dass sich Dawkins aus dem Dilemma, das der Theologe aufgeworfen hat, leichter und überzeugender hätte befreien können wenn er in diese Richtung argumentiert hätte.

perlbloke
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boomklever
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Anmeldungsdatum: 25.07.2006
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Beitrag(#539335) Verfasst am: 09.08.2006, 12:03    Titel: Antworten mit Zitat

Mark_M hat folgendes geschrieben:
was hat den denn geritten ?
ist es so kompliziert festzustellen daß das individuelle recht auf leben und unversehrtheit nicht vom sozialen nutzen einer person tangiert wird...?!
recht und gesetz und das daraus folgende vertrauen einer person in die gesellschaft waren wohl gerade nicht geistig greifbar... ich tippe mal auf überarbeitung.

Die Frage war ja auch wo Recht und Gesetz ihren Ursprung haben. Wie SoWhy oben festgestellt hat, versuchte Dawkins eben in einem rein darwinistischen Rahmen zu argumentieren.
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Mark_M
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Beitrag(#539369) Verfasst am: 09.08.2006, 12:44    Titel: Antworten mit Zitat

perlbloke hat folgendes geschrieben:
Mark_M hat folgendes geschrieben:
was hat den denn geritten ?
ist es so kompliziert festzustellen daß das individuelle recht auf leben und unversehrtheit nicht vom sozialen nutzen einer person tangiert wird...?!
recht und gesetz und das daraus folgende vertrauen einer person in die gesellschaft waren wohl gerade nicht geistig greifbar... ich tippe mal auf überarbeitung.

Die Frage war ja auch wo Recht und Gesetz ihren Ursprung haben. Wie SoWhy oben festgestellt hat, versuchte Dawkins eben in einem rein darwinistischen Rahmen zu argumentieren.


ja dann soll er halt sagen daß sich unser recht und unsere gesetze und unsere ethik so entwickelt haben, weil es einen überlebensvorteil für die gesellschaft darstellt, wenn jeder mensch weiss daß er im alter keine angst haben muss wegen sinkenden sozialen nutzen abgeschlachtet zu werden. ist das so schwer zu kapieren ? da hat er echt einen scheiss tag gehabt.
die schwierigere frage wäre gewesen : warum nur haben sich die menschen nicht so entwickelt daß sie, sobald sie erkennen daß sie keinen nutzen mehr für die gesellschaft haben, ihrem leben selbstmotiviert ein ende setzen...? wäre eine solche gesellschaft nicht viel effektiver gewesen ?

wer weiss die antwort ?
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kolja
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Beitrag(#539408) Verfasst am: 09.08.2006, 14:23    Titel: Antworten mit Zitat

Dawkins hat völlig korrekt gegen den naturalistischen Fehlschluss argumentiert. Wissenschaft kann vielleicht erklären, wie sich unsere Ethik entwickelt hat, aber sie kann nicht begründen, warum diese Ethik so bleiben sollte oder warum nicht. Hätte er das versucht (wie hier einige fordern), dann hätte er sich selbst widersprochen.

Wenn man evolutionär entstandene Ethik analysiert, wird man feststellen, dass sie scheinbar auf ein bestimmtes Ziel ausgerichtet ist, nämlich Sicherung des Fortbestands der Gemeinschaft, Weitergabe der Gene, usw. Sie muss aber nicht optimal sein in Bezug auf dieses Ziel, sie kann sogar weniger optimal sein, als sie es früher einmal war, weil sich zum Beispiel bestimmte Randbedingungen wie die Lebenserwartung in relativ kurzer Zeit dramatisch verändert haben. Der Versuch, sie (wieder) auf dieses Ziel hin zu optimieren, könnte unter Umständen durchaus dazu führen, dass es günstiger wäre, alte Menschen zu töten.

Wir sind aber nicht an dieses Ziel gebunden, wir sind frei, unserer Ethik eigene Ziele zu setzen. Wir müssen dies sogar tun.
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Chinasky
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Beitrag(#539417) Verfasst am: 09.08.2006, 14:34    Titel: Antworten mit Zitat

Ich weiß die Antwort: Sehr glücklich Bis vor wenigen Generationen wurden die Menschen überhaupt nicht so alt, daß sie nutzlos für die Gemeinschaft wurden. In "Das egoistische Gen" wird einiges darüber erzählt, wie z.B. auch Großelterngenerationen noch hilfreich für die Aufzucht von Kindern sind. Kann ja jeder heutzutage selbst sehen: Oma und Opa können für Mama eine große Hilfe sein, mehrere Kinder großzuziehen.
Über die Jahrtausende hinweg starben arbeitsunfähige Menschen recht schnell weg - es gab gar keinen Grund dafür, daß sich irgendwelche Selbst-Exterminierungs-Verhaltensinstinkte entwickeln mußten, denn der Nutzen war gleich Null (bei einem Durchschnittsalter von vielleicht 35).
Außerdem hat sich schon gezeigt, daß Gemeinschaften, die sich um ihre Schwachen, Kranken und Alten kümmern, besser funktionieren, höhere Wertschöpfungen erreichen etc (fragt jetzt bitte nicht nach Quellen, ist schon ein paar Jahre her, daß ich hierzu was las, wer das Argument also nicht gelten lassen mag, soll's bleiben lassen. Smilie ) wahrscheinlich, weil da komplexe psychologische Prozesse stattfinden, die dafür sorgen, daß Menschen generell besser cooperieren. Tolerante, hilfsbereite Menschengruppen funktionieren für alle ihre Mitglieder scheinbar besser als intolerante, dem Egoismus Freiraum gewährende Menschengruppen. Ein Pädagogik-Dozent erzählte mir mal, daß ein oder zwei stark behinderte Kinder pro Schulklasse dafür sorgen würden, daß die Leistungen der Schüler insgesamt steigen.
Das war für mich immer das beste Gegenargument gegen die Sozialdarwinisten, die Richtung Euthanasie-Befürwortung diskutieren, nach dem Motto: irgendwie hatten die Rassenforscher der Nazis ja recht...

Das Wissen darum, auch dann noch von meinen Mitmenschen versorgt und gepflegt zu werden, wenn ich's selbst nicht mehr kann, wird mein Grundvertrauen und meine Bereitschaft zur Kooperation und altruistischem Verhalten stärken, nach dem einfachen Motto: "Wie ich dir, so du später mir." Ich verplempere keine Ressourcen, mir überflüssig viele Sicherheiten für Mangel-Zeiten aufzubauen, wenn ich mich auf das Kollektiv verlassen kann. Der "Generationenvertrag" ist ja eine äußerst praktische Einrichtung, die erst jetzt, wo wir uns immer weniger vermehren, nicht mehr funktioniert. Aus Sicht der Evolution, die ja sich in Zeiträumen abspielt, die nach Jahrtausenden zu rechnen sind, ist da Prinzip Eltern kümmern sich um ihre Kinder, Kinder kümmern sich um ihre Eltern, kümmern sich um ihre Enkel kümmern sich um ihre Großeltern usw. usf. wohl sinnvoll.
Und ein zusätzliches Selfdestruction-Gen für nicht benötigte Menschen war auch nie nötig, weil die Menschen bislang eh bald starben, wenn sie nicht mehr leistungsfähig waren. Die Evolution spart ja, wo sie kann - wozu also ein unnützes Zusatz-Gen, das eventuell öfter mal vorzeitig sein Programm abspult und zu einer hohen Selbstmordrate unter gestreßten Müttern oder Vätern führen könnte. zwinkern
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boomklever
Impfgegnergegner



Anmeldungsdatum: 25.07.2006
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Beitrag(#539607) Verfasst am: 09.08.2006, 18:31    Titel: Antworten mit Zitat

Mark_M hat folgendes geschrieben:
perlbloke hat folgendes geschrieben:
Mark_M hat folgendes geschrieben:
was hat den denn geritten ?
ist es so kompliziert festzustellen daß das individuelle recht auf leben und unversehrtheit nicht vom sozialen nutzen einer person tangiert wird...?!
recht und gesetz und das daraus folgende vertrauen einer person in die gesellschaft waren wohl gerade nicht geistig greifbar... ich tippe mal auf überarbeitung.

Die Frage war ja auch wo Recht und Gesetz ihren Ursprung haben. Wie SoWhy oben festgestellt hat, versuchte Dawkins eben in einem rein darwinistischen Rahmen zu argumentieren.


ja dann soll er halt sagen daß sich unser recht und unsere gesetze und unsere ethik so entwickelt haben, weil es einen überlebensvorteil für die gesellschaft darstellt, wenn jeder mensch weiss daß er im alter keine angst haben muss wegen sinkenden sozialen nutzen abgeschlachtet zu werden. ist das so schwer zu kapieren ?

Yup, genau darum ging es mir ja Sehr glücklich.

Mark_M hat folgendes geschrieben:

die schwierigere frage wäre gewesen : warum nur haben sich die menschen nicht so entwickelt daß sie, sobald sie erkennen daß sie keinen nutzen mehr für die gesellschaft haben, ihrem leben selbstmotiviert ein ende setzen...? wäre eine solche gesellschaft nicht viel effektiver gewesen ?

wer weiss die antwort ?

Ich würde mal tippen, dass der Selbsterhaltungstrieb einer der wichtigsten und stärksten ist und damit direkt mit einem solchen Verhalten im Konflikt steht.

perlbloke
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boomklever
Impfgegnergegner



Anmeldungsdatum: 25.07.2006
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Beitrag(#539611) Verfasst am: 09.08.2006, 18:44    Titel: Antworten mit Zitat

Chinasky hat folgendes geschrieben:
Ich weiß die Antwort: Sehr glücklich Bis vor wenigen Generationen wurden die Menschen überhaupt nicht so alt, daß sie nutzlos für die Gemeinschaft wurden. In "Das egoistische Gen" wird einiges darüber erzählt, wie z.B. auch Großelterngenerationen noch hilfreich für die Aufzucht von Kindern sind. Kann ja jeder heutzutage selbst sehen: Oma und Opa können für Mama eine große Hilfe sein, mehrere Kinder großzuziehen.
Über die Jahrtausende hinweg starben arbeitsunfähige Menschen recht schnell weg - es gab gar keinen Grund dafür, daß sich irgendwelche Selbst-Exterminierungs-Verhaltensinstinkte entwickeln mußten, denn der Nutzen war gleich Null (bei einem Durchschnittsalter von vielleicht 35).
Außerdem hat sich schon gezeigt, daß Gemeinschaften, die sich um ihre Schwachen, Kranken und Alten kümmern, besser funktionieren, höhere Wertschöpfungen erreichen etc (fragt jetzt bitte nicht nach Quellen, ist schon ein paar Jahre her, daß ich hierzu was las, wer das Argument also nicht gelten lassen mag, soll's bleiben lassen. Smilie )

Hab ich auch gelesen, vor Jahren kam darüber mal ein Artikel in der `Spektrum der Wissenschaft' zusammen mit einer empirischen Studie. War durchaus interessant, ich weiß aber auch keine Details mehr. (Irgend ne Theorie gab's, da... `Prisoner's Dilemma' oder sowas? Muss mal googeln.)

Chinasky hat folgendes geschrieben:

... wahrscheinlich, weil da komplexe psychologische Prozesse stattfinden, die dafür sorgen, daß Menschen generell besser cooperieren. Tolerante, hilfsbereite Menschengruppen funktionieren für alle ihre Mitglieder scheinbar besser als intolerante, dem Egoismus Freiraum gewährende Menschengruppen. Ein Pädagogik-Dozent erzählte mir mal, daß ein oder zwei stark behinderte Kinder pro Schulklasse dafür sorgen würden, daß die Leistungen der Schüler insgesamt steigen.
Das war für mich immer das beste Gegenargument gegen die Sozialdarwinisten, die Richtung Euthanasie-Befürwortung diskutieren, nach dem Motto: irgendwie hatten die Rassenforscher der Nazis ja recht...

Das Wissen darum, auch dann noch von meinen Mitmenschen versorgt und gepflegt zu werden, wenn ich's selbst nicht mehr kann, wird mein Grundvertrauen und meine Bereitschaft zur Kooperation und altruistischem Verhalten stärken, nach dem einfachen Motto: "Wie ich dir, so du später mir." Ich verplempere keine Ressourcen, mir überflüssig viele Sicherheiten für Mangel-Zeiten aufzubauen, wenn ich mich auf das Kollektiv verlassen kann. Der "Generationenvertrag" ist ja eine äußerst praktische Einrichtung, die erst jetzt, wo wir uns immer weniger vermehren, nicht mehr funktioniert. Aus Sicht der Evolution, die ja sich in Zeiträumen abspielt, die nach Jahrtausenden zu rechnen sind, ist da Prinzip Eltern kümmern sich um ihre Kinder, Kinder kümmern sich um ihre Eltern, kümmern sich um ihre Enkel kümmern sich um ihre Großeltern usw. usf. wohl sinnvoll.
Und ein zusätzliches Selfdestruction-Gen für nicht benötigte Menschen war auch nie nötig, weil die Menschen bislang eh bald starben, wenn sie nicht mehr leistungsfähig waren. Die Evolution spart ja, wo sie kann - wozu also ein unnützes Zusatz-Gen, das eventuell öfter mal vorzeitig sein Programm abspult und zu einer hohen Selbstmordrate unter gestreßten Müttern oder Vätern führen könnte. zwinkern

Danke, interessanter Beitrag. Das Sozialdarwinismus Argument wird ja oft von Theisten herangezogen, um den Atheismus und den Darwinismus generell zu diskreditieren. Aber ich denke mal ein starkes Gegenargument ist auch, dass sich ein solcher Sozialdarwinismus in den wenigsten Fällen entwickelt hat und wenn dann auch nur durch (praktisch auch Religions-ähnliche) Doktrien wie die der Nazis.

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Rene Hartmann
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Beitrag(#539660) Verfasst am: 09.08.2006, 20:10    Titel: Re: Darwinismus und Moral, Dawkins in Erklärungsnot? Antworten mit Zitat

perlbloke hat folgendes geschrieben:

Was ich mich frage: Warum hat Dawkins nicht in diese Richtung argumentiert? Habe ich etwas überlesen oder falsch verstanden oder liege ich komplett falsch? (Ich habe mich erst vor Kurzem in das Thema eingelesen, bin also für profundere Erklärungen und Einsichten dankbar.)
perlbloke


Da spielen vielleicht philosophische Traditionen eine Rolle.

Als Deutscher, der irgendwo in der Tradition Kants steht, ist man in der o.g. Frage schnell mit dem kategorischen Imperativ bei der Hand, der die allgemeine Regel in den Mittelpunkt stellt.

Dawkins stammt aber aus der angelsächsischen Tradition, und dort steht der Einzelfall im Mittelpunkt. Das sieht man auch sehr schön am Vergleich der beiden Rechtssysteme.

Dawkins nun akzeptiert gewissermaßen die Kantsche Herangehensweise, bezeichnet sie aber als irrational. Das ist vielleicht auch gar nicht so unlogisch, denn auch wenn eine allgemeine Regel sich evolutionsmäßig durchgesetzt hat, heißt das noch nicht, dass sie auch für jeden Einzelfall rational ist.
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boomklever
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Beitrag(#540132) Verfasst am: 10.08.2006, 12:11    Titel: Re: Darwinismus und Moral, Dawkins in Erklärungsnot? Antworten mit Zitat

Rene Hartmann hat folgendes geschrieben:
perlbloke hat folgendes geschrieben:

Was ich mich frage: Warum hat Dawkins nicht in diese Richtung argumentiert? Habe ich etwas überlesen oder falsch verstanden oder liege ich komplett falsch? (Ich habe mich erst vor Kurzem in das Thema eingelesen, bin also für profundere Erklärungen und Einsichten dankbar.)
perlbloke


Da spielen vielleicht philosophische Traditionen eine Rolle.

Als Deutscher, der irgendwo in der Tradition Kants steht, ist man in der o.g. Frage schnell mit dem kategorischen Imperativ bei der Hand, der die allgemeine Regel in den Mittelpunkt stellt.

Dawkins stammt aber aus der angelsächsischen Tradition, und dort steht der Einzelfall im Mittelpunkt. Das sieht man auch sehr schön am Vergleich der beiden Rechtssysteme.

Dawkins nun akzeptiert gewissermaßen die Kantsche Herangehensweise, bezeichnet sie aber als irrational. Das ist vielleicht auch gar nicht so unlogisch, denn auch wenn eine allgemeine Regel sich evolutionsmäßig durchgesetzt hat, heißt das noch nicht, dass sie auch für jeden Einzelfall rational ist.

Als Nachhilfe für den philosophischen Laien: Kants kategorischer Imperativ setzt ein gewisses menschliches Grundverständnis für das voraus, was gut und schlecht ist, das jedem Menschen in die Wiege gelegt ist (das sog. Gewissen, was ich für falsch halte, denn eben das Gewissen wird ja vom kulturellen Umfeld geformt)? Und die praktische Formulierung dieser Sichtweise ist: `Verhalte dich nur so, wie du es auch als allgemeingültiges Gesetz akzeptieren könntest.' (?)
Das ist das, was ich beim ersten Überfliegen gestern in der Wikipedia in Erfahrung bringen konnte. Natürlich braucht man eine Grundregel, auf der man rational aufbauen kann, um Entscheidungen zu treffen, diese Grundregel heißt für mich, niemandem Schaden zuzufügen (wobei das natürlich in manchen Fällen auch wieder Auslegungssache sein kann). Von daher erscheint mir der, in der angelsächsischen Tradition verhaftete Ansatz, im Einzelfall zu entscheiden, logischer und gerechter.

perlbloke
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Mark_M
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Beitrag(#540214) Verfasst am: 10.08.2006, 13:41    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
Dawkins hat völlig korrekt gegen den naturalistischen Fehlschluss argumentiert. Wissenschaft kann vielleicht erklären, wie sich unsere Ethik entwickelt hat, aber sie kann nicht begründen, warum diese Ethik so bleiben sollte oder warum nicht. Hätte er das versucht (wie hier einige fordern), dann hätte er sich selbst widersprochen.

Wenn man evolutionär entstandene Ethik analysiert, wird man feststellen, dass sie scheinbar auf ein bestimmtes Ziel ausgerichtet ist, nämlich Sicherung des Fortbestands der Gemeinschaft, Weitergabe der Gene, usw. Sie muss aber nicht optimal sein in Bezug auf dieses Ziel, sie kann sogar weniger optimal sein, als sie es früher einmal war, weil sich zum Beispiel bestimmte Randbedingungen wie die Lebenserwartung in relativ kurzer Zeit dramatisch verändert haben. Der Versuch, sie (wieder) auf dieses Ziel hin zu optimieren, könnte unter Umständen durchaus dazu führen, dass es günstiger wäre, alte Menschen zu töten.

Wir sind aber nicht an dieses Ziel gebunden, wir sind frei, unserer Ethik eigene Ziele zu setzen. Wir müssen dies sogar tun.


euklidische logik nicht Dein Ding ?
wenn wissenschaft erklären kann warum ethik sich so entwickelt hat wie sie es hat, dann kann sie auch erklären warum sie sich nicht anders entwickelt, bzw wie sie sich auf keinen fall entwickeln würde etc...
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kolja
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Beitrag(#540233) Verfasst am: 10.08.2006, 14:09    Titel: Antworten mit Zitat

Mark_M hat folgendes geschrieben:
wenn wissenschaft erklären kann warum ethik sich so entwickelt hat wie sie es hat, dann kann sie auch erklären warum sie sich nicht anders entwickelt, bzw wie sie sich auf keinen fall entwickeln würde etc...

Ja, nichts anderes habe ich im ersten Absatz meines Posting geschrieben. Hast Du den Rest überhaupt gelesen und verstanden?
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Beitrag(#540238) Verfasst am: 10.08.2006, 14:14    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
Mark_M hat folgendes geschrieben:
wenn wissenschaft erklären kann warum ethik sich so entwickelt hat wie sie es hat, dann kann sie auch erklären warum sie sich nicht anders entwickelt, bzw wie sie sich auf keinen fall entwickeln würde etc...

Ja, nichts anderes habe ich im ersten Absatz meines Posting geschrieben. Hast Du den Rest überhaupt gelesen und verstanden?


Du hast doch geschrieben die wissenschaft kann NICHT begründen warum sie so bleiben sollte oder auch nicht. Du hast doch gesgat er hätte sich widersprochen wenn er die antwort naturalistisch gegeben hätte, oder nicht ?
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Beitrag(#540246) Verfasst am: 10.08.2006, 14:20    Titel: Antworten mit Zitat

Mark_M hat folgendes geschrieben:
Du hast doch geschrieben die wissenschaft kann NICHT begründen warum sie so bleiben sollte oder auch nicht. Du hast doch gesgat er hätte sich widersprochen wenn er die antwort naturalistisch gegeben hätte, oder nicht ?

Richtig. Und?
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Beitrag(#540278) Verfasst am: 10.08.2006, 15:02    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
Mark_M hat folgendes geschrieben:
Du hast doch geschrieben die wissenschaft kann NICHT begründen warum sie so bleiben sollte oder auch nicht. Du hast doch gesgat er hätte sich widersprochen wenn er die antwort naturalistisch gegeben hätte, oder nicht ?

Richtig. Und?


ja aber wenn die wissenschaft beschreiben kann wie die ethik in ihrer heutigen form entstanden ist, dann kann man die wisenschaft doch auch heranziehen um zu belegen warum sie nicht extrem anders ist..vor allem komparativ empirisch ist das möglich.
also warum hätte er sich dann widersprochen wenn er nur konsequent gewesen wäre ? eigentlich war doch genau seine reaktion wie er sie gegeben hat der widerspruch (was ja auch von anderen hier so offensichtlich empfunden wurde..)
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Beitrag(#540288) Verfasst am: 10.08.2006, 15:14    Titel: Antworten mit Zitat

Mark_M hat folgendes geschrieben:
ja aber wenn die wissenschaft beschreiben kann wie die ethik in ihrer heutigen form entstanden ist, dann kann man die wisenschaft doch auch heranziehen um zu belegen warum sie nicht extrem anders ist..vor allem komparativ empirisch ist das möglich.

Habe ich auch nicht bestritten. Nur folgt daraus nicht, dass man diese Ethik beibehalten soll. Diese Schlussfolgerung wäre nämlich der naturalistische Fehlschluss.

Es gab früher und gibt auch heute noch ethische Systeme, die wir von unserer Position aus (also im Vergleich mit unserer eher humanistischen Ehtik) als "falsch" betrachten, aber auch die sind irgendwie entstanden und es könnte somit wissenschaftlich erklärt werden, wie sie entstanden sind. Folgt daraus, dass wir sie übernehmen sollen? Was ist mit Prinzipien wie dem Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen und dem Verbot von Sterbehilfe. Die sind ja auch vorhanden, also irgendwie entstanden, also ist deren Entstehen wissenschaftlich erklärbar. Folgt daraus, dass wir diese Tabus beibehalten sollen? Selbst Religion ist irgendwie entstanden und ihr Entstehen kann vielleicht irgendwann wissenschaftlich erklärt werden. Folgt daraus, dass Religionen richtig sind?

Mark_M hat folgendes geschrieben:
also warum hätte er sich dann widersprochen wenn er nur konsequent gewesen wäre?

Weil er vorher erklärt hat, warum es ein naturalistischer Fehlschluss wäre, wenn man in einen Sozialdarwinismus verfallen würde, also z.B. die natürliche Auslese zum gesellschaftlichen Prinzip erheben würde. Da kann er ja schlecht eine Erklärungsebene höher, nämlich bei der Ethik, den gleichen Fehlschluss selber anwenden.
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Beitrag(#540362) Verfasst am: 10.08.2006, 16:33    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
Mark_M hat folgendes geschrieben:
ja aber wenn die wissenschaft beschreiben kann wie die ethik in ihrer heutigen form entstanden ist, dann kann man die wisenschaft doch auch heranziehen um zu belegen warum sie nicht extrem anders ist..vor allem komparativ empirisch ist das möglich.

Habe ich auch nicht bestritten. Nur folgt daraus nicht, dass man diese Ethik beibehalten soll. Diese Schlussfolgerung wäre nämlich der naturalistische Fehlschluss.

Es gab früher und gibt auch heute noch ethische Systeme, die wir von unserer Position aus (also im Vergleich mit unserer eher humanistischen Ehtik) als "falsch" betrachten, aber auch die sind irgendwie entstanden und es könnte somit wissenschaftlich erklärt werden, wie sie entstanden sind. Folgt daraus, dass wir sie übernehmen sollen? Was ist mit Prinzipien wie dem Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen und dem Verbot von Sterbehilfe. Die sind ja auch vorhanden, also irgendwie entstanden, also ist deren Entstehen wissenschaftlich erklärbar. Folgt daraus, dass wir diese Tabus beibehalten sollen? Selbst Religion ist irgendwie entstanden und ihr Entstehen kann vielleicht irgendwann wissenschaftlich erklärt werden. Folgt daraus, dass Religionen richtig sind?

Mark_M hat folgendes geschrieben:
also warum hätte er sich dann widersprochen wenn er nur konsequent gewesen wäre?

Weil er vorher erklärt hat, warum es ein naturalistischer Fehlschluss wäre, wenn man in einen Sozialdarwinismus verfallen würde, also z.B. die natürliche Auslese zum gesellschaftlichen Prinzip erheben würde. Da kann er ja schlecht eine Erklärungsebene höher, nämlich bei der Ethik, den gleichen Fehlschluss selber anwenden.

Um in diesem Kontext den Schlussatz von Dawkins heranzuziehen:

Richard Dawkins hat folgendes geschrieben:

I realise this is very weak, and I've said I don't feel equipped to produce moral arguments in the way I feel equipped to produce arguments of a cosmological and biological kind. But I still think it's a separate issue from beliefs in cosmic truths.

Ich glaube kolja hat Recht (wenigstens aus Dawkins' Sicht). So wie ich es jetzt sehe versucht Nick Pollard auf derselben Ebene zu argumentieren wie Mark_M und ich selbst, nämlich auf moralischer Ebene (warum ist es unmoralisch jemanden zu töten?), wobei es Dawkins um die evolutionäre Genese und Berechtigung der Moral an sich geht. Was Dawkins sagt ist, dass es praktisch unmöglich ist eine solche Tat aufgrund von rein darwinistischer Lehre zu verdammen, er sagt aber auch, dass der Darwinismus (oder eine kosmologische/biologische Argumentation) dazu gar nicht geeignet oder gedacht ist.
Natürlich kann man die Entstehung von Moral aufgrund der Evolutionslehre erklären, nicht aber warum ein bestimmtes Konzept innerhalb einer bestimmten Moral als falsch angesehen wird, auch wenn die Verdammung dieses Konzeptes (des Tötens) im Kontext unserer Kultur sicherlich richtig oder wenigstens sinnvoll ist.
Letztenendes ist Dawkins, denke ich, Pollard in beiden Gesichtspunkten gewachsen, aber es stimmt, dass er wohl den konsequenteren Weg in der Diskussion gewählt hat, indem er sich nicht auf die von Pollard angestrebte Linie eingelassen hat. Wie Dawkins gesagt hat, `it's a separate issue'.
Ich hoffe, dass ich soweit jetzt richtig durchgestiegen bin zwinkern. Was ich allerdings trotzdem finde ist, dass Pollard seine Argumentation durch diesen Abschluss besser hat hinstellen können als sie eigentlich ist.

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