Lieblosigkeit

[Pschibi]

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich weiß, sie würden jetzt gerne eine nette Rede über den evolutionären Humanismus und dessen philosophisch-praktische Bedeutung für die Zukunft des progressiven Teils der Menschheit hören, doch es tut mir sehr Leid, ich muss sie hiermit enttäuschen. Ich fühlte mich die letzten Tage einfach außerstande über solch ein sinnfreies Thema nachzudenken. Stattdessen werde ich Ihnen ein paar Kindheitserinnerungen vortragen, ein bisl Erfahrungen aus meinem Leben ausplaudern und anschließend ein psychologisches Experiment durchführen.

Also ... es begab sich eines Tages, als ich noch sehr klein war, da befahlen mir ein paar Jungen aus dem Kindergarten, Hundekot zu verspeisen. Diesem demütigenden Imperativ kam ich nach einigen Schlägen und Tritten schließlich widerwillig und heulend nach. Danach lief ich verstört nach Hause, wo meine große Schwester aus mir, einem heulenden, kümmerlichen Etwas von 5 Lenzen, alles herausholte. Ich erzählte ihr, was mir widerfahren war und sie holte eine Bibel hervor. "Auge um Auge, Zahn um Zahn" hieß es dort, meinte sie und so ging sie mit von Wut verzerrtem Gesicht und ihrem Butterfly aus dem Haus. Als sie zurückkehrte, sagte sie, die Drecksbälger würden mich nicht mehr belästigen. Vorerst war es auch so, doch nach einigen Wochen wurde meine Schwester vergewaltigt und ermordet - von dem großen Bruder eines der Drecksbälger, wie sich später herausstellen sollten. Meine Eltern wurden mit dem Verlust nicht fertig. Mein Vater verlor seinen Lehrstuhl an der Universität und wurde schwer krank, um mich und meinen Bruder kümmerte er sich nicht, genau wie meine Mutter, die anfing, ihr Leiden in Alkohol zu ertränken. Mit der Vernachlässigung wurde mein Bruder nicht fertig, er entwickelte sich zum Narzisten und demütigte mich, wo er nur konnte. Er musste einfach besser als ich sein. Als ich ihn in der Schule übertrumpfte, fing er an, mich sexuell zu missbrauchen. Ich ging natürlich nicht zu meinen Eltern, denn von ihnen konnte ich keine Unterstützung erwarten. Außerdem war das Kreuz, das sie zu tragen hatten, eh schwer genug. Nein, ich wurde einfach depressiv und igelte mich in meinem Zimmer ein. Las Kant und psychologische Fachliteratur, weil ich die Welt nicht mehr verstand,ballerte in Egoshootern um mich und ritzte mir die Arme auf. Als ich aufgrund starker Schlafstörungen, Antriebs- und Interesselosigkeit keine Leistungen mehr in der Schule erbrachte, was aufgrund meiner Intelligenz leider erst nach mehreren Jahren des Leidens der Fall war, kam ich in eine Psychiatrie und wurde mit Antidepressiva vollgepumpt. Nach mehreren Monaten ging es mir besser und ich verliebte mich in eine neue Mitpatientin, die zufälligerweise von fast all ihren wichtigen Bezugspersonen gedemütigt wurde und an Borderline litt. Naja, auf jeden Fall suchte ich bei ihr etwas, was sie mir nicht geben konnte, nämlich Zuneigung und Liebe. Meine Strategie war dieselbe wie bei meiner liebesunfähig gewordenen Mutter, bedingungslose Akzeptanz, Versuch des Verstehens und der Empathie, und .... wie bei meiner Mutter schlug die Strategie fehl. Ich bekam zwar körperliche Nähe, doch keine Liebe. Meine Schwächen wurden entlarvt, ich entwertet und in meinem neuen sozialen Umfeld diskreditiert. Ich wurde wieder depressiv und kam erst nach 2 Jahren wieder aus der Klinik. Mit viel Mühe holte ich mein Abi nach, studierte Medizin und kam schließlich als Psychiater in die Forensik. Gleich mein erster Fall war ein Kinderschänder, den ich, so glaubte ich zumindest, erfolgreich therapierte. Ja, ich glaubte sogar, seine kindlichen Traumata mit ihm aufgearbeitet zu haben. Naja, kurz nach seiner Entlassung vergewaltigte und tötete er einen 10-jährigen Jungen.

Das war mein Leben. Ich danke für ihre Aufmerksamkeit. Gleich werde ich mich erschießen.

Tun sie es mir gleich?

MfG,
ihr zukünftiger Höllengenosse
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http://philosophieforum.rescogitans.de

[Hatuey]

Hier scheint jemand uns veräppeln zu wollen.

[Komodo]

[Kramer]

Die Egoshooter passen irgendwie nicht zeitlich in diesen Lebenslauf.
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[alae]

[Hatuey]

[okulo]

Selbstmord macht absolut keinen Sinn. Ich hoffe Du bist ein schlechter Schütze und verfehlst Dein Ziel. Du solltest mehr Achtung vor Dir haben. Dein Leben kann sich noch zum guten Wenden. Wenn Du jetzt gehst, hast Du Dich selbst um die gute Zeit betrogen.

Gruss okulo

[Komodo]

Ich finde ja, dass es weitaus sinnfreiere Troll-Stränge gibt. Wie etwa albs Dreieinigkeits-Frage, die garnichts mit Gott zu tun haben soll...

[kamelin]

[Zoff]

[Seelenfänger]