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Ahriman
Tattergreis



Anmeldungsdatum: 31.03.2006
Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden

Beitrag(#607511) Verfasst am: 23.11.2006, 19:45    Titel: Antworten mit Zitat

Ach ja, der Schlesische Schwan! Ich hatte sie schon ganz vergessen.

Hier was aus der Steiermark vom Peter Rosegger:

Der Herrgott liabt d' Welt;
Hots mit Rosan umwunden.
Da Teufel denkt: Hallo!
Hots Pulver erfunden.

Der Herrgott liabt d' Welt;
Hots gut Weinl erkorn.
Und da Teufel mochts noch,
Is a Schnapsl draus worn.

Der Herrgott liabt d' Welt;
hat die Priaster erschoffen.
Da Teufel, sein Feind,
der geht her und mocht Pfoffen.

Der Herrgott liabt d' Welt;
hat d' schön Dirndln aufbrocht.
Und da Teufel, der Teufel
hat olti Weiber draus g'macht.

Da Herrgott sogt jo,
und da Teufel sogt noa,
und dron kennt ma's holt leicht
aus ananda de Zwoa.
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Leonardo
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Anmeldungsdatum: 09.08.2006
Beiträge: 389
Wohnort: Norddeutschland

Beitrag(#608264) Verfasst am: 25.11.2006, 13:35    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Ahriman,

ja, die Friederike Kempner wird leider viel zu oft vergessen, zwinkern !
Hier habe ich etwas von dem anderen Schwan, dem welfischen nämlich:

Wenn icxh liebe

Wenn ich liebe, seh ich Sterne!
Ist's getan, seh ich den Mond.
Ach, es war nur die Laterne!
Trotzdem hat es sich gelohnt.


Roggen-Lied

Der Roggen piel nach oben steht.
Er hat was in der Ähre.
Wenn dieses doch von früh bis spät
Bei meinem Karl so wäre!



http://www.br-online.de/wissen-bildung/kalenderblatt/november/kb19991117.html

Und hier noch ein umfangreicheres Werk der Julie Schrader (möge man sie nie vergessen!).

STERNENTALER

Ich heiße Sternentaler
Und halt´t mein Hemdchen fest.
Vielleicht, daß der Sankt Niklas
Hinein was fallen läßt.

Er sieht es ja so gerne,
Heb´ ich das Hemdchen hoch
ist er auch noch so ferne,
Er sieht es eben doch.

Und kommt er mir dann näher,
Zieh´ ich das Hemdchen aus.
Dann leert der alte Späher
Vor mir sein Säcklein aus.

Vieltausend hübsche Sachen,
Die machen so viel Spaß.
Ich sollt´ es nochmal machen,
So bittet mich der Klas.

Bis an die Ohrenspitzen
Zieh´ ich das Hemdchen rauf.
Sankt Niklas kommt ins Schwitzen
Wie bei dem Dauerlauf.

Was reizt ihn an dem Fetzen
aus grauem Häkeltwist?
Tut er sich gar ergetzen
An dem, was drunter ist?

Von Julie Schrader (bekannt als
der "Welfische Schwan")
http://www-is.informatik.uni-oldenburg.de/~schlatt/pages/dez04.html

Hier ein wenig aus Wikipedia:
Zitat:
Julie Schrader (* 1881; † 17. November 1939) war eine deutsche Schriftstellerin, die vorwiegend Gedichte schrieb. Sie arbeitete für ihren Lebensunterhalt zunächst als Magd, dann als Vorleserin und schließlich als Hausdame in vornehmen Häusern in Hannover, Lüneburg, Hamburg, Bremen und Berlin. Julie Schrader ist vor allem durch die naive Frivolität in vielen ihrer Gedichte bekannt. Als ihre Affäre mit dem Komponisten Leo Fall 1907 zu Ende ging verarbeitete sie ihre Trauer u.a. mit einem Gedicht:

"Du heil'ger Geist, du warst mein Fall!
Ach, Leo, komm' zurücke!
Und hol' das Zicklein aus dem Stall,
Damit es mich beglücke!"

Julie Schrader ist als "Welfischer Schwan", "Sappho aller Welfen" oder "Pusteblümchen" bekannt. Sie selbst nannte sich eine "Poetantin".

1922 heiratete Julie Schrader. Mangelnde Anerkennung durch ihren Ehemann und schwere Krankheit machten die heitere Frau schwermütig, so dass sie sich am 17. November 1939 in einem Teich das Leben nahm. Sie ist in Peine (Oelerse) begraben.

Julie Schrader war die Großtante von Berndt W. Wessling.


Herzliche Grüße von
Leonardo
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Anmeldungsdatum: 09.08.2006
Beiträge: 389
Wohnort: Norddeutschland

Beitrag(#608266) Verfasst am: 25.11.2006, 13:37    Titel: Antworten mit Zitat

Übrigens:

Den Rosegger - Text musste ich mir erst langsam "übersetzen", ich finde ihn sehr zum Schmunzeln!
Hier noch einmal Julie Schrader:

Weihnachten: Der Schnee

Der Schnee fällt auf die Türme,
Fällt auf die Dächer gar.
Welch´ märchenhafte Stürme,
Wie ist das wunderbar1

Er fällt Dir auf das Haupte
Und krönt Dich hehr und licht.
Du bist die vollgestaubte
Und kennst Dich selber nicht.

Bald hängt am Ohr Dir Eise,
Die Nase tröpfelt schlimm.
Du hörst der Eng´lein Weise:
Klimbim! Klimbim! Klimbim!

Du siehst nicht mehr die Orte,
Die sonst im Schmutz erstarrt.
Wie Sahne auf der Torte
Liegt unser Schnee. Apart!

Der Erde wildem Fluche
Hat die Natur gebeut.
Mit ihrem Tafeltuche
Hat Dunkles sie zerstreut.

Ja, lieber Schnee, Du milder,
Du änderst uns´re Welt.
Ich hab´ mir tausend Bilder
Von Deinem Fall bestellt.





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Zuletzt bearbeitet von Leonardo am 26.11.2006, 15:18, insgesamt einmal bearbeitet
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Leonardo
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Beiträge: 389
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Beitrag(#608330) Verfasst am: 25.11.2006, 15:47    Titel: Antworten mit Zitat

Ein Trauertag

(Heinz Erhardt)

Hunderttausend Menschen strömen
auf die Friedhöfe der Städte.
Die Gedanken gehn nach unten
und nach oben die Gebete.

Vater Staat hat uns befohlen,
heut der Toten zu gedenken -
ihnen Kränze oder Blumen
oder Tränen gar zu schenken !

Vater Staat mischt sich in alles,
selbst in die intimsten Dinge -
als ob der, der wirklich trauert,
nicht auch so zum Friedhof ginge.

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Ahriman
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Beitrag(#608603) Verfasst am: 26.11.2006, 12:59    Titel: Antworten mit Zitat

Unterschiede

Die Liebste ist hellblond,
und ich bin brünett,
sie wird immer schlanker,
und ich werde fett.

Sie nascht beim Konditor,
und ich trink a Bier,
ich schiebe gern Kegel,
und sie spielt Klavier.

Ich mache gern Verse,
und sie malt in Öl.
Sie ist oft elegisch,
und ich bin fidel.

Sie hüllt sich in Seide,
doch Loden schützt mich.
Sie schwärmt jetzt für Ibsen,
für Scheffel bin ich.

Wir sind gar verschieden
in Sitte und Brauch.
Sie gleicht mir nur darin:
Kein Geld hat sie auch.

Heinrich Schäffer, um 1900
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Leonardo
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Beitrag(#608658) Verfasst am: 26.11.2006, 15:29    Titel: Antworten mit Zitat

Sehr glücklich Sehr glücklich Sehr glücklich


Lied an Otto-Held

von Julie Schrader

Kommt der Ostwind mit den derben
Kälteschauern über mich,
Will ich Deiner Treu ersterben,
Otto-Held, so lieb´ ich Dich!

Kommt der Abend so um neune
Dämmertrunken, sommerlich,
Bin ich pünktlich an der Scheune.
Otto-Held, dort lieb´ ich Dich!

Sollte Dich der Hafer stechen,
Ehe uns die Nacht beschlich,
Will ich mit der Herrschaft sprechen.
Otto-Held, dann komme ich!

Fürchtest Du die Roggen-Muhme,
Die schon manches Paar verblich?
Ich bin Deine Pusteblume …!
Otto-Held, ach, puste mich!



Herzliche Grüße von
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Beiträge: 389
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Beitrag(#608662) Verfasst am: 26.11.2006, 15:46    Titel: Antworten mit Zitat

Sommermädchenküssetauschelächelbeichte

Hanns von Gumppenberg
(1866 - 1928)

An der Murmelrieselplauderplätscherquelle
Saß ich sehnsuchtstränentröpfeltrauerbang:
Trat herzu ein Augenblinzeljunggeselle
In verweg'nem Hüfteschwingeschlendergang,
Zog mit Schäkerehrfurchtsbittegrußverbeugung
Seinen Federbaumelriesenkrämpenhut -
Gleich verspürt' ich Liebeszauberkeimeneigung,
War ihm zitterjubelschauderherzensgut!

Nahm er Platz mit Spitzbubglücketückekichern,
Schlang um mich den Eisenklammermuskelarm:
Vor dem Griff, dem grausegruselsiegesichern,
Wurde mir so zappelseligsiedewarm!
Und er rief: "Mein Zuckerschnuckelputzelkindchen,
Welch ein Schmiegeschwatzeschwelgehochgenuß!"
Gab mir auf mein Schmachteschmollerosenmündchen
Einen Schnurrbartstachelkitzelkosekuß.

Da durchfuhr mich Wonneloderflackerfeuer -
Ach, das war so überwinderwundervoll.
Küßt' ich selbst das Stachelkitzelungeheuer,
Sommersonnenrauschverwirrungsrasetoll!
Schilt nicht, Hüstelkeifewackeltrampeltante,
Wenn dein Nichtchen jetzt nicht knickeknirschekniet,
Denn der Plauderplätscherquellenunbekannte
Küßte wirklich wetterbombenexquisit!!


Zitat:
nach O. J. Bierbaum anderen und Wortkopplern
Hanns Theodor Wilhelm Freiherr von Gumppenberg (* 4. Dezember 1866 in Landshut, † 29. März 1928 in München) war ein deutscher Dichter, Übersetzer, Kabarettist und Theaterkritiker. Er benutzte die Pseudonyme Jodok und Professor Immanuel Tiefbohrer.





Gumppenberg erhielt eine Ausbildung an der Königlichen Pagerie im Münchner Maximilianeum. Er studierte Philosophie und Literaturgeschichte in München und Erlangen. Nach Beendigung des Studiums war Gumppenberg freier Autor sowie Redakteur und Theaterkritiker der Münchener Neuesten Nachrichten. Er war Mitbegründer des Kabaretts Die Elf Scharfrichter und der Gesellschaft für modernes Leben.

Bekannt wurde er vor allem durch seine Parodien (Das Teutsche Dichterross, 1. Aufl. 1901).

Der Nachlass befindet sich im Literaturarchiv Monacensia der Stadt München.


http://www.erlangerliste.de/parodie/lenore.html
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Ahriman
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Beitrag(#609087) Verfasst am: 27.11.2006, 11:50    Titel: Antworten mit Zitat

...und nun zu etwas völlig anderem.

In meiner Kindheit und Jugend gab es noch das, was man "Bündische Jugend" nannte. Bei den Nazis als Hitlerjugend mehr oder weniger zwangsweise, dann wieder als Pfadfinder und dergleichen. Scheint mir heute weitgehend ausgestorben zu sein. Aber es gab da auch ein spezielles Liederbuch aus dem Voggenreither-Verlag, nannte sich "Der Kilometerstein". Das war eine Sammlung von Volksliedern, lustigen Liedern, Kanons und dergleichen.
Hier ein Beispiel, der Verfasser ist nicht genannt.

Die Zerstörung Trojas

Im Jahre elfhundertzwanzig ante Christum natum,
da wollte es das unabänderliche Fatum,
daß Troja von den Griechen zerstört war,
wie solches noch niemals erhört war.
Wie dieses den Griechen gelang
verkündet euch jetzt mein Gesang.

Im Jahre elfhundertzwanzig ante Christum,
da brachte der Paris den Achill mit List um.
Es streckte im Sterben die Glieder
der Held ach so brav und so bieder.
Drob gerieten die Griechen in Wut,
und solches tut niemals nicht gut.

Da schrieb Odysseus, der weltbekannte Schlaukopf
an Nestor, den mindestens ebenso oft erwähnten Graukopf:
"Ich bin noch immer, Freund, wiss' es,
der alte und kluge Ulysses.
Ich nehme die Troerstadt bis
drei Tage vergangen. - Ulyss."

Es hatte nämlich Odysseus einen ganz prächtigen Einfall.
Der brachte sofort den Troern den diesbezüglichen Reinfall.
Es machte der schlaue Ithaker
zuschanden die troischen Racker.
Mit Hilfe der Geometrie
erfand er ein hölzernes Vieh.

"Hurra!" riefen die Troer, "Fort sind nun endlich die Griechen!"
Aber am Strande ließen sie so verschiedenes liegen.
Es schleppten die troischen Bauern
sich selber ihr Pech in die Mauern,
so sehr auch Laokoon schrie:
"Die Dummen verringern sich nie!"

Des Nachts beim Schein einer ganz kümmerlichen Laterne,
des Mondes und einiger gänzlich unbedeutender Sterne
da entstiegen dem hölzernen Pferd
sämtliche Griechen von einigem Wert.
Die öffnen den andern das Tor.
Meine Herrn, wie kommt Ihnen das vor?

Und als am Morgen die rosenfingrige Eos erwachte,
da zeigte sich ihren erstaunten Blicken eine gänzlich veränderte Lage der Sache.
Wo gestern noch Troja gestanden
war nur Asche und Schutt noch vorhanden.
Darauf ackert dahin und daher
in Hexametern Papa Homer.
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Leonardo
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Beiträge: 389
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Beitrag(#609250) Verfasst am: 27.11.2006, 16:16    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Ahriman,

ich erinnere mich, dass mein Grundschullehrer (in den 6oer Jahren einen "Kilometerstein" verwendete. Ist die "Mundorgel" möglicherweise als die christliche Variante zu sehen?

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Ahriman
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Anmeldungsdatum: 31.03.2006
Beiträge: 17976
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Beitrag(#609773) Verfasst am: 28.11.2006, 12:55    Titel: Antworten mit Zitat

Könnte möglich sein. Ich kenne die "Mundorgel" nur dem Namen nach. Kirchenlieder waren im Kilometerstein nie drin. Er war eine Sammlung von Volksliedern, darunter auch mundartliche von Norden bis Süden, von "Uns Pastor sin Kau" aus Mecklenburg bis "I bin a Steirerbua".

Hier noch ein Lied, mit dem ich vor Jahrzehnten in jeder Jugendherberge erfolgreich war:

Ein Storch spazierte einst am Teiche,
da fand er eine blinde Schleiche.
Er sprach: "Das ist ja wunderbar!"
und fraß sie auf mit Haut und Haar.

Die Schleiche lag in seinem Magen,
das konnten beide nicht vertragen.
Da sprach die blinde Schleich' "Oh Graus!"
und ging zur Hintertür hinaus.

Der Storch sah solches mit Verdruß.
Daß sowas ihm begegnen muß!
Drum fraß er ohne lange Wahl
den schleichen Wurm zum zweiten Mal.

Drauf stemmt er lächelnd mit Verstand
die Hintertüre an die Wand
und sprach nach innen zu der Schleich:
"Na bitte, wenn du kannst, entweich!"

Da tät mit List die schlaue Schleichen
zur Vordertür hinaus entweichen.
Doch fraß der Storch ohn' lange Wahl
voll Wut sie nun zum dritten Mal.

Und bracht in sinniger Erfindung
die beiden Türen in Verindung.
Und sprach zum schleichen Wurm hinein:
"Nun richt dich auf 'ne Rundreis' ein!"

Dabei fällt mir noch eines ein, daß ich mal in einer Jugendherberg aufschnappte:

Eine Oma ging spazieren,
an der Hand ein kleines Kind.
Und das mußt die Oma führen,
denn die arme alte Dame die war blind.

War ein Graben in der Nähe,
war ein Loch in der Chausseee:
Oma hupf mal! sprach die Kleine,
und die arme alte Frau sprang in die Höh.

Das Kind, es war entzücket,
als es die Oma hüpfen sah.
Oma hupf mal! sprach es öfter,
wenn auch gar kein Graben in der Nähe war.

Kam ein Förster seines Weges,
kam ein Förster durchs Revier:
"Aber hör mal, kleine Range,
das ist ja nun wirklich gar nicht nett von dir!"

"Herr Förster, halten Sie die Klappe,
Herr Förster, sind Sie still!
Diese Oma, die ist meine,
die kann ich hüpfen lassen wann und wo ich will!"
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Waldorf
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Anmeldungsdatum: 07.09.2006
Beiträge: 231
Wohnort: Daheim

Beitrag(#610107) Verfasst am: 28.11.2006, 19:22    Titel: :D "Weihe der Nacht" Antworten mit Zitat

Die Weihe der Nacht

Nächtliche Stille!
Heilige Fülle,
Wie von göttlichem Segen schwer,
Säuselt aus ewiger Ferne daher.
Was da lebte,
Was aus engem Kreise
Auf ins Weitste strebte,
Sanft und leise
Sank es in sich selbst zurück
Und quillt auf in unbewußtem Glück.
Und von allen Sternen nieder
Strömt ein wunderbarer Segen,
Daß die müden Kräfte wieder
Sich in neuer Frische regen,
Und aus seinen Finsternissen
Tritt der Herr, so weit er kann,
Und die Fäden, die zerrissen,
Knüpft er alle wieder an.


- Christian Friedrich Hebbel -
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Etliche Leute wollen Gott mit den Augen ansehen, als ihn eine Kuh ansieht, und wollen Gott lieb haben, als ihn eine Kuh lieb hat.
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Leonardo
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Anmeldungsdatum: 09.08.2006
Beiträge: 389
Wohnort: Norddeutschland

Beitrag(#610595) Verfasst am: 29.11.2006, 15:39    Titel: Antworten mit Zitat

Deutsches Volkslied

von Klabund

Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
Daß ich so traurig bin.
Und Friede, Friede überall,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Kaiser Rotbart im Kyffhäuser saß
An der Wand entlang, an der Wand.
Wer nie sein Brot mit Tränen aß,
Bist du, mein Bayerland!

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Ich rate dir gut, mein Sohn!
Urahne, Großmutter, Mutter und Kind
Vom Roßbachbataillon.

0 selig, o selig, ein Kind noch zu sein,
Von der Wiege bis zur Bahr'!
Mariechen saß auf einem Stein,
Sie kämmte ihr goldenes Haar.

Sie kämmt's mit goldnem Kamme,
Wie Zieten aus dem Busch.
Sonne, du klagende Flamme:
Husch! Husch!

Der liebe Gott geht durch den Wald,
Von der Etsch bis an den Belt,
Daß lustig es zum Himmel schallt:
Fahr wohl, du schöne Welt!

Der schnellste Reiter ist der Tod,
Mit Juppheidi und Juppheida.
Stolz weht die Flagge Schwarzweißrot.
Hurra, Germania!

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Wendor
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Beitrag(#613593) Verfasst am: 04.12.2006, 09:44    Titel: Antworten mit Zitat

Mami Mami, schnell noseman noseman noseman noseman schau einmal was hier los ist:



Schwierige Zeiten für Nikolaus


Hallo Kinder, gebt Applaus,
Hier kommt euer Nikolaus.
Mit der Rute tief im Sack
und dem roten Weihnachtsfrack
bring ich, als Respektperson,
jedermann verdienten Lohn.


Ruprecht, als mein Sekundant,
ist letzte Nacht davon gerannt.
Der gute Mann ist nicht bereit
zur weihnachtlichen Mitarbeit.
Noch immer kann er nicht verstehn,
was letztes Jahr im Dorf geschehn.


Ich weiß noch, wie es damals war,
die Sachlage war ziemlich klar.
Geschenke hatten wir zu Hauf
auf unserm großen Schlitten drauf.
Jedoch - wir hatten falsch gedacht
und unnütz' Zeug herab gebracht.


Statt hier und da ein Ballerspiel
mit klar bestimmtem Angriffsziel
und Doping für den langen Weg
zur neu erbauten Diskotheke,
machten wir in Tradition
und ernteten nur Spott und Hohn.


Ein Bengel schrie: „Du Idiot"
und hat dem Ruprecht noch gedroht.
Als dieser dann, es war naiv,
die Erzengel zu Hilfe rief,
da war die Bande aufgebracht
und hatte kräftig Zoff gemacht.


Augenblicklich war Tumult.
Dem Ruprecht geb ich keine Schuld.
Tapfer, hat er sich gewehrt
und blieb auch beinah unversehrt.
Indes - er fiel in tiefen Schlaf,
als ihn ein rechter Haken traf.


Doch diesmal weiß ich garantiert,
dass sowas nicht noch mal passiert.
Es helfen mir, ich seh' mich vor,
drei Türsteher vom Himmelstor.
Und geht das schief, ich sag's grad raus,
fällt Nikolaus halt nächst' Jahr aus.


von Gerhard P. Steil
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Beiträge: 231
Wohnort: Daheim

Beitrag(#614589) Verfasst am: 05.12.2006, 17:51    Titel: Else Lasker-Schüler Antworten mit Zitat

Mein blaues Klavier


Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.

Es steht im Dunkel der Kellertür,
Seitdem die Welt verrohte.

Es spielten Sternenhände vier
- Die Mondfrau sang im Boote -
Nun tanzen die Ratten im Geklirr.
Zerbrochen ist die Klaviatür...
Ich beweine die blaue Tote.

Ach liebe Engel öffnet mir
- Ich aß vom bitteren Brote -
Mir lebend schon die Himmelstür -
Auch wider dem Verbote.


- Else Lasker-Schüler -
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Beitrag(#615051) Verfasst am: 06.12.2006, 13:42    Titel: Friedrich Schnack Antworten mit Zitat

Der magische Wirt

Speise, Frucht und Wein
Trägt er schattenlos herein.
In den goldnen Zelten
Speist er alle Welten.
An des Tisches Tafelrunde
Spricht er mit gelöstem Munde.
Von dem Meer,
Aus der Ferne kam er her.
Duft aus seinem Gastgewand
Kündet Morgenland.
Glanz auf seiner Wange
Leuchtet wunderbar und lange.
Mit den Göttern sprach er tief,
Als er bei den Bettlern schlief.


- Friedrich Schnack -
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Anmeldungsdatum: 07.09.2006
Beiträge: 231
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Beitrag(#615656) Verfasst am: 07.12.2006, 11:45    Titel: Gottfried Benn Antworten mit Zitat

Söhne VI.


Mutter

Ich trage dich wie eine Wunde
auf meiner Stirn, die sich nicht schließt.
Sie schmerzt nicht immer. Und es fließt
das Herz sich nicht draus tot.

Nur manchmal plötzlich bin ich blind und spüre
Blut im Munde.


- Gottfried Benn -
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Beiträge: 389
Wohnort: Norddeutschland

Beitrag(#616824) Verfasst am: 08.12.2006, 20:19    Titel: Antworten mit Zitat

Worte

unbek. Verfasser, 21. Jahrhundert

Worte
ich hab doch nur Worte gesagt,
geschrien, gefleht, gebeten, geklagt,
gedroht und geschmeichelt
und allerlei
gefragt und geheuchelt
und nebenbei
das Blaue vom Himmel
herunter gelogen
dass sich im Keller
die Balken noch bogen.

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knocking



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Beiträge: 102

Beitrag(#616841) Verfasst am: 08.12.2006, 20:41    Titel: Antworten mit Zitat

Da lieg ich mit dem Bauch im Blaubeerkraut
"Villon"

Er hat ein Bett und hat auch Feuer im Kamin,
und manchmal reitet hin und her auf seinen Knien
die reizende Marie. Von wegen jener Glut
sind beide splitternackt; wozu auch nicht?!
Der süße Wein, der Hetzhund, jagt ihr Blut
zum letzten Schwung. Sie tuns bei Licht,
und fragen nicht, was morgen wird geschehn.
Nur wer im Heute lebt, dem wird es wohl ergehn.

Auch der Villon hat sich noch nie ein Bein
aus seinem Leib gerenkt, ein Christ zu sein,
viel weniger um einen Bissen Brot
die Hände sich beschmutzt; ich danke sehr!
Es kommt die schwarze Pest und Hungersnot
auch ungerufen zu den Menschen her.
Ich frage nicht, woher, wohin die Winde gehn.
Nur wer im Heute lebt, dem wird es wohl ergehn.

Da lieg ich mit dem Bauch so tief im Blaubeerkraut
wo sich der Fink sein Hochzeitslager baut,
auf daß vom Baum nicht weit der Apfel fällt.
Und in dem Apfel wohnen schon die Würmer drin,
damit er nicht zu lange sich am Stengel hält,
und dabei kommt der Spruch mir wieder in den Sinn:
Mensch, frag nicht lang, was morgen wird geschehn.
Nur wer im Heute lebt, dem wird es wohl ergehn.

Es geht auf dieser grauen Erdenwelt
wohl gar nichts ohne Sorgen um das Geld.
Vom trocknen Brot bekommt man Wind im Darm.
Doch wenn man Wildpret frißt und sich mit Wein
die Schläuche füllt und hinterher noch ein
vergnügtes Weibchen hält im Arm,
dann kann die Welt getrost zugrunde gehn.
Nur wer im Heute lebt, dem wird es wohl ergehn.
_________________
Es ist schon alles gesagt! Nur noch nicht von allen!
Karl Valentin
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Beitrag(#617080) Verfasst am: 09.12.2006, 11:58    Titel: Antworten mit Zitat

Erich Kästner, ~1928

Morgen, Kinder, wird's nichts geben!
Nur wer hat, kriegt noch geschenkt.
Mutter schenkte Euch das Leben.
Das genügt, wenn man's bedenkt.
Einmal kommt auch Eure Zeit.
Morgen ist's noch nicht so weit.

Doch ihr dürft nicht traurig werden.
Reiche haben Armut gern.
Gänsebraten macht Beschwerden.
Puppen sind nicht mehr modern.
Morgen kommt der Weihnachtsmann.
Allerdings nur nebenan.

Lauft ein bißchen durch die Straßen!
Dort gibt's Weihnachtsfest genug.
Christentum, vom Turm geblasen,
Macht die kleinsten Kinder klug.
Kopf gut schütteln vor Gebrauch!
Ohne Christbaum geht es auch.

Tannengrün mit Osrambirnen -
Lernt drauf pfeifen! Werdet stolz!
Reißt die Bretter von den Stirnen,
Denn im Ofen fehlt's an Holz!
Stille Nacht und heil'ge Nacht -
Weint, wenn's geht, nicht! Sondern lacht!

Morgen, Kinder, wird's nichts geben!
Wer nichts kriegt, der kriegt Geduld!
Morgen, Kinder, lernt für's Leben!
Gott ist nicht allein dran schuld.
Gottes Güte reicht so weit . . . .
Ach, du liebe Weihnachtszeit!
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Leonardo
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Anmeldungsdatum: 09.08.2006
Beiträge: 389
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Beitrag(#617792) Verfasst am: 10.12.2006, 15:51    Titel: Antworten mit Zitat

Ach ja, auch im Freigeisterhaus weihnachtet es Sehr glücklich , wie schön!

Dann werde ich dazu nun meinen Beitrag leisten:

Weihnachtszeit

Unbekannter Verfasser, 20. Jahrhundert

1. Advent

Die ersten Weihnachtsbäume zieren
unsre Innenstadt,
an den Fenstern sieht man Schlieren
weil’s geregnet hat


2. Advent

Hell erstrahlen unsre Straßen,
im Lichterkettenglanz,
und zwei Autofahrer rasten
unsrer Katze übern Schwanz.


3. Advent

Frostklar sind die Nächte nun
und die Sterne scheinen,
die Weihnachtsbraten, Gans und Huhn,
steh’n im Stall und weinen.


4. Advent

Auf den Straßen, auf den Plätzen,
rennen Leute, herrscht Betrieb.
Kaufen, zahlen, laufen, hetzen,
ach wie haben wir uns lieb!


Heiligabend

Die Pfarrer auf den Kanzeln reden:
„Frieden sei und Wohlgefall’n!“
Und sie sprechen ihren Segen,
nach drei Glühweingläsern geben,
sie ehrlich sich und lall’n!


Stille Nacht allerseits, wünscht:

Leonardo
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Unsre Abstammung erahnen
wir durch die Liebe zu Bananen!
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Wendor
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Beiträge: 1548

Beitrag(#620755) Verfasst am: 15.12.2006, 06:43    Titel: Antworten mit Zitat

Klestier gefällig?
Half auch schon ihm:
Der einst dem Feind die Hosen klopfte
Der hieß wohl Gustav der Verstopfte.
Die Soldaten, Ja, die taten
für den Fürsten alles ganz umsonst.
Und sie trugen bunte Fahnen und Gewehre,
Aber vorneweg marschiert vorm ganzen Heere
Eine Trommel, eine Trommel, eine Trommel,
Radibimmel, radibammel, radibommel


Nein, dieser Tucholsky!
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Leonardo
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Anmeldungsdatum: 09.08.2006
Beiträge: 389
Wohnort: Norddeutschland

Beitrag(#625170) Verfasst am: 23.12.2006, 15:55    Titel: Antworten mit Zitat

Der Atheist bleibt fröhlich

Der Atheist bleibt fröhlich,
wird er auch niemals seelig,
schließlich will der Lümmel,
gar nicht in den Himmel,

es gibt auf der Erde nun
immer noch genug zu tun.
Nun angepackt, in wessen Namen,
auch immer, in Ewigkeit und Amen!
_________________
Unsre Abstammung erahnen
wir durch die Liebe zu Bananen!
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kamelpeitsche
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Anmeldungsdatum: 15.11.2003
Beiträge: 4555
Wohnort: Devil's Dancefloor

Beitrag(#625241) Verfasst am: 23.12.2006, 19:29    Titel: Antworten mit Zitat

Vielleicht, wenn einst die müden Augen brechen,
Wenn niedersinkt des Todes finstere Nacht,
Daß ein Gebet dann meine Lippen sprechen,
Das nie im Leben der Verstand gedacht.

Vielleicht, daß ich mit einer Lüge scheide
Von einem Sein, das Wahrheit nur gekannt,
Wenn ich des Lebens letzte Schmerzen leide
In Angst und Nacht und Irrsinn festgebannt.

Dann unterlag mein Geist; dann brach mein Wille!
Dann floh Vernunft! - Doch wenn ich es vermag,
Dann künde noch der letzte Schrei, der schrille,
Dann künde noch des Herzens letzter Schlag:

"Ich glaubte nie an einen Gott da droben,
Den Lügner oder Toren nur uns geben.
Ich sterbe - und ich wüßte nichts zu loben
Vielleicht nur eins — daß wir nur einmal leben!"

John Henry Mackay (1864 - 1933)
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"Was immer jeder Einzelne mitbringen will an Prägung oder Anderssein - einem kollektiven Imperativ enzieht es sich mit Sicherheit"
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Ahriman
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Beitrag(#625529) Verfasst am: 24.12.2006, 16:22    Titel: Antworten mit Zitat

Sehr schön! Und ich habe hier auch schon den Nachruf bereit:

Wirklich, er war unentbehrlich!
Überall, wo was geschah
zu dem Wohle der Gemeinde,
er war tätig, er war da.

Schützenfest, Kasinobälle,
Pferderennen, Preisgericht,
Liedertafel, Spritzenprobe,
ohne ihn, da ging es nicht.

Ohne ihn war nichts zu machen,
keine Stunde hatt' er frei.
Gestern, als sie ihn begruben,
war er richtig auch dabei.

(Wilhelm Busch)
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Algol
Katholik, saugverwirrte schleichende Scharia



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Beiträge: 4797
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Beitrag(#625859) Verfasst am: 25.12.2006, 06:47    Titel: Antworten mit Zitat

Liebe,
wäre sie eine Fahne,
ich würde sie erobern
oder für sie fallen.

[Else Lasker-Schüler]
_________________
Leben kann tödlich sein
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Lastaurus
Delegation Schweiz



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Beiträge: 7
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Beitrag(#625894) Verfasst am: 25.12.2006, 12:28    Titel: Antworten mit Zitat

Ich steh zuoberst auf der Leiter
und stelle fest es geht nicht weiter

ich mache trotzdem einen Schritt
.............. Shit
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Lastaurus
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Anmeldungsdatum: 24.12.2006
Beiträge: 7
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Beitrag(#625896) Verfasst am: 25.12.2006, 12:30    Titel: Antworten mit Zitat

Hast Du mit Schlirgen das Fenster geputzt
hat das Putzen nichts genutzt.

Weg mit Ajax und Microfaser
hau die Scheibe ein und hol den Glaser.
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I.R
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Anmeldungsdatum: 08.10.2006
Beiträge: 9142

Beitrag(#625921) Verfasst am: 25.12.2006, 14:35    Titel: Antworten mit Zitat

[Zur Teleologie]
Beine hat uns zwei gegeben
Gott der Herr, um fortzustreben,
Wollte nicht, daß an der Scholle
Unsre Menschheit kleben solle.
Um ein Stillstandsknecht zu sein,
Gnügte uns ein einzges Bein.
Augen gab uns Gott ein Paar,
Daß wir schauen rein und klar;
Um zu glauben was wir lesen,
Wär ein Auge gnug gewesen.
Gott gab uns die Augen beide,
Daß wir schauen und begaffen
Wie er hübsch die Welt erschaffen
Zu des Menschen Augenweide;
Doch beim Gaffen in den Gassen
Sollen wir die Augen brauchen
Und uns dort nicht treten lassen
Auf die armen Hühneraugen,
Die uns ganz besonders plagen,
Wenn wir enge Stiefel tragen.

Gott versah uns mit zwei Händen,
Daß wir doppelt Gutes spenden;
Nicht um doppelt zuzugreifen
Und die Beute aufzuhäufen
In den großen Eisentruhn,
Wie gewisse Leute tun -
(Ihren Namen auszusprechen
Dürfen wir uns nicht erfrechen -
Hängen würden wir sie gern.
Doch sie sind so große Herrn,
Philanthropen, Ehrenmänner,
Manche sind auch unsre Gönner,
Und man macht aus deutschen Eichen
Keine Galgen für die Reichen.)

Gott gab uns nur eine Nase,
Weil wir zwei in einem Glase
Nicht hineinzubringen wüßten,
Und den Wein verschlappern müßten.

Gott gab uns nur einen Mund,
Weil zwei Mäuler ungesund.
Mit dem einen Maule schon
Schwätzt zu viel der Erdensohn.
Wenn er doppeltmäulig wär,
Fräß und lög er auch noch mehr.
Hat er jetzt das Maul voll Brei,
Muß er schweigen unterdessen,
Hätt er aber Mäuler zwei,
Löge er sogar beim Fressen.

Mit zwei Ohren hat versehn
Uns der Herr. Vorzüglich schön
Ist dabei die Symmetrie.
Sind nicht ganz so lang wie die,
So er unsern grauen braven
Kameraden anerschaffen.
Ohren gab uns Gott die beiden,
Um von Mozart, Gluck und Hayden
Meisterstücke anzuhören -
Gäb es nur Tonkunst-Kolik
Und Hämorrhoidal-Musik
Von dem großen Meyerbeer,
Schon ein Ohr hinlänglich wär! -

Als zur blonden Teutolinde
Ich in solcher Weise sprach,
Seufzte sie und sagte: Ach!
Grübeln über Gottes Gründe,
Kritisieren unsern Schöpfer,
Ach! das ist, als ob der Topf
Klüger sein wollt als der Töpfer!
Doch der Mensch fragt stets: Warum?
Wenn er sieht, daß etwas dumm.
Freund, ich hab dir zugehört,
Und du hast mir gut erklärt,
Wie zum weisesten Behuf
Gott den Menschen zwiefach schuf
Augen, Ohren, Arm' und Bein',
Wahrend er ihm gab nur ein
Exemplar von Nas und Mund -
Doch nun sage mir den Grund:
Gott, der Schöpfer der Natur,
Warum schuf er einfach nur
Das skabröse Requisit,
Das der Mann gebraucht, damit
Er fortpflanze seine Rasse
Und zugleich sein Wasser lasse?
Teurer Freund, ein Duplikat
Wäre wahrlich hier vonnöten,
Um Funktionen zu vertreten,
Die so wichtig für den Staat
Wie fürs Individuum,
Kurz fürs ganze Publikum.
Zwei Funktionen, die so greulich
Und so schimpflich und abscheulich
Miteinander kontrastieren
Und die Menschheit sehr blamieren.
Eine Jungfrau von Gemüt
Muß sich schämen, wenn sie sieht,
Wie ihr höchstes Ideal
Wird entweiht so trivial!
Wie der Hochaltar der Minne
Wird zur ganz gemeinen Rinne!
Psyche schaudert, denn der kleine
Gott Amur der Finsternis,
Er verwandelt sich beim Scheine
Ihrer Lamp - in Mankepiß.

Also Teutolinde sprach,
Und ich sagte ihr: Gemach!
Unklug wie die Weiber sind,
Du verstehst nicht, liebes Kind,
Gottes Nützlichkeitssystem,
Sein Ökonomie-Problem
Ist, daß wechselnd die Maschinen
Jeglichem Bedürfnis dienen,
Den profanen wie den heilgen,
Den pikanten wie langweilgen, -
Alles wird simplifiziert;
Klug ist alles kombiniert:
Was dem Menschen dient zum Seichen,
Damit schafft er seinesgleichen
Auf demselben Dudelsack
Spielt dasselbe Lumpenpack.
Feine Pfote, derbe Patsche,
Fiddelt auf derselben Bratsche,
Durch dieselben Dämpfe, Räder
Springt und singt und gähnt ein jeder,
Und derselbe Omnibus
Fährt uns nach dem Tartarus.

H.H
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Leonardo
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Anmeldungsdatum: 09.08.2006
Beiträge: 389
Wohnort: Norddeutschland

Beitrag(#625990) Verfasst am: 25.12.2006, 16:48    Titel: Antworten mit Zitat

Apropos Nachruf:


Kein Dichter und kein Philosoph
war er und kein Prophet,
eigentlich war er nur doof,
und außerdem Prolet!

Leonardo
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Ahriman
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Beitrag(#626451) Verfasst am: 26.12.2006, 15:01    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn die Blätter von den Bäumen stürzen,
die Tage täglich sich verkürzen,
dann lieber Freund, so glaube mir:
Es steht der Winter vor der Tür!
Doch ich spiel' ihm einen Possen:
Ich hab' die Tür verriegelt und verschlossen.
Ich hab' ihn angeschmiert:
Jetzt steht der Winter vor der Tür -
und friert.

Heinz Erhardt
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