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Quantenphysik als Schlüssel zum Indeterminismus
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groundhog
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Anmeldungsdatum: 11.03.2007
Beiträge: 296

Beitrag(#681945) Verfasst am: 14.03.2007, 03:56    Titel: Antworten mit Zitat

schönes Thema:

ich wollte noch anmerken, dass die Quantenmechanik nicht unbedingt indeterministisch ist (im Sinne, dass idetische ausgnagsbedingungen verschiedene ergebnisse erzeugen koennen). Das ist nur in der Koppenhagner interpretation so (das ist die bekannteste, die mit der Wahrscheinlichkeitsampltude).

Es gibt aber auch noch andere Interpretationen:
- Die Multiversentheorie ist deterministisch (die unsicherheit kommt hier dadurch zustande, dass wir nicht wissen welches univerum wir sind, aber sich alle universen gegenseitig beeinflussen).

- ganz nüchtern dagegen: die Bohmsche Mechanik. Sie ist determistisch, spielt nur in unserem Universum. Man kann zeigen, dass es kein Experiment gibt, dass die klassische quantenmechanik von der bohmschen Formulierung unterscheidet. Insofern ist sie genauso wahr wie die QMin ihrer bekanntesten formulierung. Hier kommt die unischerheit dadurch zustande, dass die bewegungsgleichungen zwar determinsitsich sind, aber sehr empfindlich von den ausgangsbedingunegn abhängen. Da keine Messung dieseexakt bestimmen kann, ist somit auch das ergebniss immer nie genau vorherbestimmt.

Da diese Formulierungen in iheren physikalischen Aussagen äquivalent sind, bleibt es daher der persönlichen Vorlieben überlassen zu sagen, ob die Naturgesetzte nun deterministisch sind (aber prinzipiell zu komplex zum berechnen) oder indeterministisch (und damit prinzipiell nicht exakt berechenbar).
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zelig
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Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#681959) Verfasst am: 14.03.2007, 08:22    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Frage: Kann man eigentlich den Determinismus falsifizieren? Wie?
Falls nein, was folgt daraus?

Naja, es gibt hier wohl verschiedene Auffassungen darüber, was Determinismus ist. Meiner Ansicht nach ist Determinismus eine philosophische Denkrichtung, d.h. ich denke, er ist nicht falsifizierbar. Daraus folgt, dass die Annahme eines Determinismus (bzw. eines Indeterminismus) lediglich eine persönliche Präferenz darstellt (die nicht beweisbar ist). Auch die Quantenmechanik kann (nach heutigem Wissen) hier keinen Ausschlag zur einen oder anderen Seite geben, da es verschiedene Interpretationen gibt (deterministische und indeterministische), die aber (afaik) gleichfalls nicht falsifizierbar sind.

Ein Determinismus allerdings in dem Sinne, dass man nicht nur glaubt, dass alle Ereignisse vorherbestimmt sind, sondern zusätzlich noch glaubt, man könne sie prinzipiell im Voraus berechnen falls man genügend Informationen hätte (und dass es prinzipiell möglich wäre, diese Informationen zu erlangen) ist heutzutage mMn nicht mehr vertretbar.

Was bleibt, ist lediglich die persönliche Präferenz, man kann also glauben, was man will. Falls man sich da überhaupt festlegen möchte.

Ich bin auch so ungefähr dieser Meinung. Ich ziele hier auf einen Seitenzweig der Diskussion Determinismus vs Indeterminismus ab, wo es darum geht, wie wir diese Diskussion überhaupt einordnen. Kolja vertrat mal irgendwo die Meinung (finde ich nicht mehr, bitte also um Nachsicht, falls mich meine Erinnerung täuscht), der Determinismus sein eine, naja, naturwissenschaftlich fundierte Theorie. Ich vertrete eher den Standpunkt, mein Kompatibilismus sei Metaphysik. Wenn allerdings der eine Standpunkt als empirisch (oder eben als metaphysisch) klassifiziert wird, so muss das für den Gegenstandpunkt natürlich auch gelten. Das hat nichts damit zu tun, daß man die eine Theorie für falsch und seine eigene natürlich für richtig hält. Es geht nur um den Status des Aussagensystems.
Du bestätigst mir eine Vermutung (ok, ist nur eine kleine Basis), daß Indeterministen, bzw Kompatibilisten eher zur Annahme neigen, der Streit sei in der Metaphysik zu verorten, wogegen Deterministen anscheinend ihre Ansicht für empirisch fundiert halten. Stellt sich mir die Frage, ob das einen tieferliegenden Grund haben könnte, der zur Erhellung beitragen würde. Ich betrachte die jeweiligen Standpunkte nicht als "persönliche Präferenzen" soweit dadurch eine gewisse Beliebigkeit zum Ausdruck kommt (muss ja nicht so gemeint sein). Es ist Metaphysik.
Und da ich derzeit bei Popper -Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie- <s>surfe</s> lese, beschäftigt es mich, ob wir das Unterscheidungs- bzw Abgrenzungskriterium Falsifizierbarkeit mal anhand der hiesigen Diskussion durchdeklinieren könnten.
Also auch meine Frage an diejenigen, die ihren Standpunkt für empirisch gestützt halten: Ist der Determinismus falsifizierbar? Wie?

edit: diverse bekloppte fehler ohne sinnänderung beseitigt
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kolja
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Beitrag(#682018) Verfasst am: 14.03.2007, 12:05    Titel: Antworten mit Zitat

- Ich kenne niemanden hier im Forum, der einen "philosophischen Determinismus" vertritt oder einen "absoluten Determinismus" als empirisch abgesichert bezeichnet. Philosophisch argumentieren hier eigentlich nur die Freiheitstheoretiker, ich vertrete nur Schlussfolgerungen aus bewährten physikalischen Theorien.

- Der Kompatibilismus ist kein Gegenstandpunkt zum Determinismus, sondern verwendet einen philosophisch-schwurbelig-entkernten Freiheitsbegriff, der irgendwie mit dem Determinismus "kompatibel" sein soll (darum der Name). Ich kann daher nicht so recht nachvollziehen, dass zelig sich als Kompatibilist betrachtet, da ich aus anderen Diskussionen in Erinnerung habe, dass seine Vorstellung von Freiheit weder mit Determiniertheit noch Zufälligkeit vereinbar ist.

- Laut Quantenmechanik (die empirisch enorm gut abgesichert ist) ist das Verhalten von Quantenobjekten indeterministisch in dem Sinne, dass man Wechselwirkungen zwischen Quantenobjekten nur noch als Wahrscheinlichkeitsverteilung vorhersagen kann. Diese Verteilungen sind jedoch so perfekt gleichförmig, dass sie als "echter Zufall" interpretiert werden. Da wir in mesokosmischen Systemen jedoch Ensembles von sehr vielen Teilchen beobachten, mittelt sich der Zufall wieder heraus, so dass sich die meisten solcher Systeme in sehr guter Näherung deterministisch verhalten.
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zelig
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Beitrag(#682022) Verfasst am: 14.03.2007, 12:15    Titel: Antworten mit Zitat

Und kannst Du auch auf die Fragestellung eingehen? In der geht es ausdrücklich nicht um den Determinismus selber, noch darum, wie mein Standpunkt in dieser Sache interpretiert wird (nämlich miss), sondern ich bat um darum zu zeigen, ob, und wenn ja, wie der Determinismus zu falsifizieren sei. Wenn nicht, welche Folgen dies dann für das Aussagensystem hätte. Da hilft mir Drumherumgerede nicht weiter.
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kolja
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Beitrag(#682024) Verfasst am: 14.03.2007, 12:21    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Und kannst Du auch auf die Fragestellung eingehen?

Ich meine, mit meinem letzten Absatz auf die Fragestellung eingegangen zu sein. Wenn das nicht trifft, was Du meinst, musst Du präziser werden.
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Zuletzt bearbeitet von kolja am 14.03.2007, 12:25, insgesamt einmal bearbeitet
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zelig
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Beitrag(#682028) Verfasst am: 14.03.2007, 12:25    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Und kannst Du auch auf die Fragestellung eingehen?

Mein letzter Absatz ging auf die Fragestellung ein.


Also keine Falsifizierbarkeit?
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kolja
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Beitrag(#682029) Verfasst am: 14.03.2007, 12:26    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Also keine Falsifizierbarkeit?

Falsifizierbarkeit wovon?

"Absoluter Determinismus" wurde bereits falsifiziert, sonst hätten wir heute nicht die QM. Und die QM ist auch falsifizierbar, wurde aber bisher nur bestätigt.

Wenn es nicht das ist, was Du meinst, dann musst Du präziser werden.
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zelig
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Beitrag(#682041) Verfasst am: 14.03.2007, 12:53    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
"Absoluter Determinismus"
Ok. Das, was Du vertrittst (nicht-absoluter Determinismus), wie heißt das dann? Ich schlage vor, daß wir zur Klarheit den Begriff "Determinismus" im ursprünglichen Sinn verwenden.

Und ist das, was Du vertrittst (in Deinen Augen) eine falsifizierbare Theorie? Und ich verstehe Dich richtig, daß Du also kein Determinist bist, oder?

Und ich denk die ganze Zeit, daß wir über den Determinismus diskutiert haben. Dabei haben wir über etwas anderes diskutiert. Motzen
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kolja
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Beitrag(#682045) Verfasst am: 14.03.2007, 13:03    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Das, was Du vertrittst (nicht-absoluter Determinismus), wie heißt das dann?

Physik, Quantenmechanik, Neurologie, usw.

zelig hat folgendes geschrieben:
Und ist das, was Du vertrittst (in Deinen Augen) eine falsifizierbare Theorie?

Aber sicher.

zelig hat folgendes geschrieben:
Und ich verstehe Dich richtig, daß Du also kein Determinist bist, oder?

Doch, was die praktischen Konsequenzen angeht: kein freier Wille.

zelig hat folgendes geschrieben:
Ich schlage vor, daß wir zur Klarheit den Begriff "Determinismus" im ursprünglichen Sinn verwenden.

Sehe ich nicht ein, weil es auf die praktischen Konsequenzen keinen Einfluss hat.
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zelig
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Beitrag(#682050) Verfasst am: 14.03.2007, 13:12    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Das, was Du vertrittst (nicht-absoluter Determinismus), wie heißt das dann?

Physik, Quantenmechanik, usw.

zelig hat folgendes geschrieben:
Und ist das, was Du vertrittst (in Deinen Augen) eine falsifizierbare Theorie?

Aber sicher.


Physik ist eine falsifizierbare Theorie?

kolja hat folgendes geschrieben:

zelig hat folgendes geschrieben:
Und ich verstehe Dich richtig, daß Du also kein Determinist bist, oder?

Doch, was die praktischen Konsequenzen angeht: kein freier Wille.


Also bist Du in der Theorie kein Determinist, aber in der Praxis schon? Und wie macht sich Dein nicht-freier Wille (der mich hier übrigens gar nicht interessiert) in der Praxis bemerkbar?

Teufel
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kolja
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Beitrag(#682053) Verfasst am: 14.03.2007, 13:24    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Physik ist eine falsifizierbare Theorie?

Physik ist ein Sammelbegriff, die QM ist eine falsifizierbare physikalische Theorie.

zelig hat folgendes geschrieben:
Also bist Du in der Theorie kein Determinist, aber in der Praxis schon?

Kommt auf die praktische Fragestellung an, aber mir fällt gerade keine Ausnahme ein, die irgendwie in meiner Lebenspraxis Bedeutung hätte. Ich mache kaum Doppelspaltexperimente und laufe auch selten mit Geigerzählern herum.

zelig hat folgendes geschrieben:
Und wie macht sich Dein nicht-freier Wille (der mich hier übrigens gar nicht interessiert) in der Praxis bemerkbar?

Wenn es Dir nicht um den freien Willen geht, warum hast Du dann weiter oben den Begriff "Kompatibilismus" eingestreut?
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zelig
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Beitrag(#682061) Verfasst am: 14.03.2007, 13:53    Titel: Antworten mit Zitat

Fassen wir zusammen:

Der "absolute Determinismus" ist widerlegt.
Für den nicht-"absoluten Determinismus" gibt es keinen Begriff.
Du möchtest für den nicht-"absoluten Determinismus" weiterhin den Begriff Determinismus verwenden.
Wenn jemand danach fragt, ob die Theorie des Determinismus falsifizierbar, und wenn ja, wie, sei, dann sagst Du, daß der falsifiziert sei (Anstatt zu sagen, der "absolute Determinismus ist widerlegt, den vertrete ich nicht. Ich bin nur Anhänger einer bestimmten Interpretation der QM").
Den nicht-"absoluten Determinismus" setzt Du mit Physik/QM gleich. Die QM sei aber nach Deiner Ansicht falsifizierbar.

Ergo: Die Frage nach der Falsifizierbarkeit des Determinismus ist nach Deiner Ansicht gleichbedeutend mit der Frage nach der Falsifizierbarkeit der QM.

Ungeklärt bleibt:
Was ist "absoluter Determinismus"?
Was ist dagegen "nicht-absoluter Determinismus".
Sind dies falsifizierbare Theorien? Wie?

These: "nicht-absoluter Determinismus" ist Indeterminismus. Daher wäre kolja eher Indeterminist denn Determinist.

Freier Wille interessiert mich hier wirklich nicht.
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kolja
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Beitrag(#682102) Verfasst am: 14.03.2007, 15:25    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Der "absolute Determinismus" ist widerlegt. [...] Was ist "absoluter Determinismus"?

Auf eine bestimmte Ursache folgt exakt eine einzige, bestimmte Wirkung, so wie man es sich zu Zeiten der Newtonschen Mechanik noch vorstellte. Diese Theorie wurde falsifiziert.

zelig hat folgendes geschrieben:
Für den nicht-"absoluten Determinismus" gibt es keinen Begriff. Du möchtest für den nicht-"absoluten Determinismus" weiterhin den Begriff Determinismus verwenden.

Ich kenne den Begriff "deterministisch" so wie von mir hier erklärt aus der alltäglichen Praxis, er ist handlich und hat sich bewährt. Da es für die allermeisten praktischen Fragestellungen ohnehin keinen Unterschied macht, verwende ich den Begriff weiterhin. Spezialbedeutungen aus Sicht überholter Philosophien interessieren mich nicht besonders.

zelig hat folgendes geschrieben:
"Ich bin nur Anhänger einer bestimmten Interpretation der QM"

Meine Position ist unabhängig von einer Interpretation der QM. Im Gegensatz zur Newtonschen Mechanik können in der QM auf eine Ursache eine bestimmte Menge von Wirkungen folgen. Ob man es nun so deutet, dass eine der möglichen Wirkungen zufällig eintritt (KI), oder ob man es so deutet, dass alle eintreten (MVI), ist für die praktischen Konsequenzen unerheblich.

zelig hat folgendes geschrieben:
These: "nicht-absoluter Determinismus" ist Indeterminismus. Daher wäre kolja eher Indeterminist denn Determinist.

"Indeterminismus" ist ein völlig schwammiger Begriff, mit dem z.B. sowohl Zufall als auch "freier Wille" gemeint sein könnte. Daher verwende ich den Begriff nicht. Der Begriff "Determinismus" ist für fast alle praktischen Fragestellung besser geeignet, daher bin ich eher Determinist.
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step
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Beitrag(#682124) Verfasst am: 14.03.2007, 15:57    Titel: Antworten mit Zitat

Ich bin

- Indeterminist nur in dem Sinne, daß quantenmechanische Vorgänge sich (scheinbar echt) zufällig und daher nicht determiniert verhalten
- Determinist nur in dem Sinne, daß alle wahrnehmbaren Phänomene mithilfe letztlich physikalischer Theorien modelliert werden können.

Im Gegensatz zur oft üblichen Bedeutung von "Determinist" (Vorherbestimmung) geht es bei mir also eher um Naturgesetzlichkeit / Reduzierbarkeit / Naturalismus, und im Gegensatz zur oft verwendeten Konnotation von "Indeterminismus" schließe ich einen Leib-Seele-Dualismus, Freien Willen, starke Emergenz usw. aus.

Daher verwende ich beide Bgriffe ungern, sie sind mir zu philosophisch.

Mein "Determinismus" im obigen Sinne ist wohl eher keine Theorie und daher auch nicht falsifizierbar.
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zelig
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Beiträge: 25405

Beitrag(#682128) Verfasst am: 14.03.2007, 15:59    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:

Ich kenne den Begriff "deterministisch" so wie von mir hier erklärt aus der alltäglichen Praxis, er ist handlich und hat sich bewährt. Da es für die allermeisten praktischen Fragestellungen ohnehin keinen Unterschied macht, verwende ich den Begriff weiterhin.


Kannst Du gerne machen. Ob das Kommunikationsschwierigkeiten verursacht soll nicht mein Problem sein. Schade eigentlich.
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Zuletzt bearbeitet von zelig am 14.03.2007, 16:00, insgesamt einmal bearbeitet
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groundhog
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Beitrag(#682130) Verfasst am: 14.03.2007, 16:00    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:

Meine Position ist unabhängig von einer Interpretation der QM. Im Gegensatz zur Newtonschen Mechanik können in der QM auf eine Ursache eine bestimmte Menge von Wirkungen folgen. Ob man es nun so deutet, dass eine der möglichen Wirkungen zufällig eintritt (KI), oder ob man es so deutet, dass alle eintreten (MVI), ist für die praktischen Konsequenzen unerheblich.


So einfacht ist das nicht: Wie gesagt die Bohm'sche Mechanik ist deterministisch. Alle Anfangsparameter als bekannt voruasgesgtz, sagt sie exakt (ohne alternativen voraus) was morgen und in aller ewigkeit passieren wird. Und Sie ist zur Kopenhagnere Interetation äquivalent. Das heist genuaso abgesichert wie die klassische QM.
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zelig
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Beitrag(#682133) Verfasst am: 14.03.2007, 16:01    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:


Mein "Determinismus" im obigen Sinne ist wohl eher keine Theorie und daher auch nicht falsifizierbar.


Dank für die klare Aussage!
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kolja
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Beiträge: 16631
Wohnort: NRW

Beitrag(#682158) Verfasst am: 14.03.2007, 16:35    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
Ich kenne den Begriff "deterministisch" so wie von mir hier erklärt aus der alltäglichen Praxis, er ist handlich und hat sich bewährt. Da es für die allermeisten praktischen Fragestellungen ohnehin keinen Unterschied macht, verwende ich den Begriff weiterhin.
zelig hat folgendes geschrieben:
Kannst Du gerne machen. Ob das Kommunikationsschwierigkeiten verursacht soll nicht mein Problem sein. Schade eigentlich.

Den Vorwurf finde ich jetzt etwas unfair. Wenn es um eine genauere Eingrenzung des Begriffs ging, habe ich meine Verwendung eigentlich immer erklärt.
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Katatonia
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Beiträge: 826

Beitrag(#682167) Verfasst am: 14.03.2007, 17:04    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Ich bin

- Determinist nur in dem Sinne, daß alle wahrnehmbaren Phänomene mithilfe letztlich physikalischer Theorien modelliert werden können.


Mein "Determinismus" im obigen Sinne ist wohl eher keine Theorie und daher auch nicht falsifizierbar.

Aber wenn sich herausstellen sollte, dass sich gewisse wahrnehmbare Phänomene nicht modellieren lassen, wäre das dann nicht eine Falsifikation dieses Determinismus?
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kolja
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Beiträge: 16631
Wohnort: NRW

Beitrag(#682172) Verfasst am: 14.03.2007, 17:14    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
Meine Position ist unabhängig von einer Interpretation der QM. Im Gegensatz zur Newtonschen Mechanik können in der QM auf eine Ursache eine bestimmte Menge von Wirkungen folgen. Ob man es nun so deutet, dass eine der möglichen Wirkungen zufällig eintritt (KI), oder ob man es so deutet, dass alle eintreten (MVI), ist für die praktischen Konsequenzen unerheblich.
groundhog hat folgendes geschrieben:
So einfacht ist das nicht: Wie gesagt die Bohm'sche Mechanik ist deterministisch. Alle Anfangsparameter als bekannt voruasgesgtz, sagt sie exakt (ohne alternativen voraus) was morgen und in aller ewigkeit passieren wird. Und Sie ist zur Kopenhagnere Interetation äquivalent. Das heist genuaso abgesichert wie die klassische QM.

Hmm, wenn ich das richtig verstehe, ist die Bohmsche Mechanik aber z.Zt. empirisch nicht unterscheidbar von der QM, führt aber zusätzliche "verborgene Parameter" ein. Der Einfachheit wegen müsste man also die QM favorisieren, oder?
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Kival
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Beiträge: 24071

Beitrag(#682174) Verfasst am: 14.03.2007, 17:19    Titel: Antworten mit Zitat

Die bohm'sche Mechanik lässt sich zur Zeit auch afaik nicht auf die SRT verallgemeinern (weil sie keine lokale Theorie ist oder so...., bin noch nicht sehr weit bei dem Thema), womit sie der QED in den Punkt unterlegen ist. Allerdings arbeiten die Physiker an manchen Institutionen daran, die bohm'sche Mechanik weiterzuentwickeln.
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zelig
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Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25405

Beitrag(#682194) Verfasst am: 14.03.2007, 17:42    Titel: Antworten mit Zitat

kolja hat folgendes geschrieben:
kolja hat folgendes geschrieben:
Ich kenne den Begriff "deterministisch" so wie von mir hier erklärt aus der alltäglichen Praxis, er ist handlich und hat sich bewährt. Da es für die allermeisten praktischen Fragestellungen ohnehin keinen Unterschied macht, verwende ich den Begriff weiterhin.
zelig hat folgendes geschrieben:
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Den Vorwurf finde ich jetzt etwas unfair. Wenn es um eine genauere Eingrenzung des Begriffs ging, habe ich meine Verwendung eigentlich immer erklärt.


Hm, wir haben nach meiner Einschätzung folgende Probleme:

Begrifflichkeit

- Determinismus
koljas Verwendung: im Sinne von "weicher Determinismus"
zeligs Verwendung: im Sinne von "harter Determinismus"

- Absoluter Determinismus
kolja: im Sinne von "harter Determinismus"
zelig: Begriff unbekannt, bzw neu. Scheint mir eigentlich ein Pleonasmus zu sein

- Indeterminismus
kolja: Schwammiger Begriff
zelig: Die Menge der Standpunkte, die nicht deterministisch sind

Einteilung

kolja: Es reichen zwei Begriffe um die Bandbreite verschiedener Standpunkte erfassen zu können. "Determinismus" und "Absoluter Determinismus". "Indeterminismus" entfällt, da zu schwammig.

zelig: Es reichen zwei Begriffe um die Bandbreite verschiedener Standpunkte erfassen zu können.
"Determinismus" und "Indeterminismus"

Wertung

Aus koljas Sicht:
Der Begriff "Indeterminismus" ist obsolet, denn dieser Begriff ist zu schwammig. Der Begriff "Determinismus" in herkömmlicher Redeweise (also wie "starker Determinismus") ist ebenfalls obsolet. Aber der Begriff soll mit einer anderen Bedeutung erhalten bleiben (wie "schwacher Determinismus") Dieser Standpunkt ist der einzige noch zulässige Standpunkt, sofern die Erkenntnisse der QM akzeptiert werden.

Aus zeligs Sicht:
Die Begriffe "Determinismus" und "Indeterminismus" haben nach wie vor ihre Gültigkeit, auch wenn sich unterschiedliche Standpunkte je unter einem dieser Begriffe subsumieren lassen.
Es gibt Aussagen anhand derer sich die Zuordnung durchführen lassen. Eine dieser Aussagen lautet zum Beispiel: Mit dem Urknall war bereits jede Verästelung unserer gegenwärtigen Realität festgelegt, darüber hinaus ist seit dem Urknall ebenfalls jede Verästelung der zukünftigen Realität festgelegt.




Mein haupsächliches Interesse liegt aber derzeit am Begriff "Falsifizierbarkeit". Und ich wollte wissen, ob für den jeweiligen Standpunkt vom jeweiligen Vertreter dieses Standpunktes eine Möglichkeit aufgezeigt werden kann, wie die eigene Theorie falsifizeirt werden kann. Popper beispielsweise gibt als eine Falsifikation sowohl Newtons Gravitationstheorie als auch Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie die plötzliche Umkehrung des Laufes eines Planeten an (nur aus dem Gedächtnis). Dies würde beide Theorien falsifizieren.
Dagegen will mir keine Falsifikation für meinen Kompatidingsbums einfallen. Scheint nach diesem Kriterium also keine Theorie zu sein.

Tut mir leid, wenn ich unfair war.
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Beitrag(#682286) Verfasst am: 14.03.2007, 19:31    Titel: Antworten mit Zitat

Katatonia hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Ich bin

- Determinist nur in dem Sinne, daß alle wahrnehmbaren Phänomene mithilfe letztlich physikalischer Theorien modelliert werden können.

Mein "Determinismus" im obigen Sinne ist wohl eher keine Theorie und daher auch nicht falsifizierbar.

Aber wenn sich herausstellen sollte, dass sich gewisse wahrnehmbare Phänomene nicht modellieren lassen, wäre das dann nicht eine Falsifikation dieses Determinismus?

Sollte man meinen. Aber wie geht man mit Phänomenen um, die man derzeit nicht modellieren kann? Oder welche, die man nicht modellieren kann, weil die Atome im Univerum nicht ausreichen? Oder unsere Zeit?

Ich denke aber, daß wir werden erklären können, warum uns die Welt so physikalisch erscheint. Und diese Theorie sollte falsifizierbar sein.
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Kival
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Beiträge: 24071

Beitrag(#682326) Verfasst am: 14.03.2007, 20:27    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke das Problem bei der Falsifzierbarkeit des Determinismus ist, dass man nie wissen kann, ob etwas nicht prinzipiell doch naturgesetzlich beschreibbar wäre. Eine prinzipielle Grenze zu begründen, scheint mir nahezu unmöglich. Dafür müsste man das letztbegründen können.

Einzelne NOCH nicht modellierte Phänomene sagen nichts über die Möglichkeit der Modellierung aus. Die Frage ist allerdings ob man "Naturgesetzlichkeit" nicht eher als Naturalismus bezeichnen sollte. Da noch von Determinismus zu sprechen... hm.
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Beitrag(#682356) Verfasst am: 14.03.2007, 20:51    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
Die Frage ist allerdings ob man "Naturgesetzlichkeit" nicht eher als Naturalismus bezeichnen sollte. Da noch von Determinismus zu sprechen... hm.

Eben. Insbesondere in Dikussionen mit Philosophen vermeide ich das lieber, da dort (durchaus historisch nicht zu unrecht) mit "Determinimus" eher so etwas assoziiert wird wie "Vorher(!)bestimmung", Laplace-Dämon u.ä.
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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