Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
Konstrukt konstruktiver Radikalist
Anmeldungsdatum: 19.08.2005 Beiträge: 6587
Wohnort: Im Barte des Propheten
|
(#754782) Verfasst am: 25.06.2007, 19:47 Titel: Sterben, Tod und der Umgang des Atheismus damit |
|
|
Wir alle müssen sterben. Ich persönlich habe keine Angst vor dem Tod selbst, sondern vor einem qualvollen Sterben. Ich gehe davon aus, dass ein nicht mehr vorhandenes Bewusstsein den Tod nicht erleben kann und ihn daher auch nicht zu fürchten braucht. Was danach ist, ist irrelevant, weil ich es ohne Bewusstsein nicht wahrnehmen kann. Anders ist es aber eben mit dem Prozess des Sterbens. Wie gehen Atheisten damit um? Die Religionen bedienen die Ängste der Menschen mit ihrer Art der Sterbebegleitung und mit Heilsversprechen, dass es ein Leben nach dem Tode gäbe. Was aber macht ein Atheist, der diese religiösen Heilsversprechungen nicht annehmen kann? Welche Hoffnung bietet ein solches Weltbild für Sterbende?
_________________ "Geisteskrank den eignen Namen sagen: Ich ich ich ich denke also bin ich - Bin ich nicht! Ich ist geisteskrank. Und kauf mir was." (Peter Licht)
|
|
Nach oben |
|
 |
Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
|
(#754787) Verfasst am: 25.06.2007, 19:53 Titel: Re: Sterben, Tod und der Umgang des Atheismus damit |
|
|
Konstrukt hat folgendes geschrieben: | Welche Hoffnung bietet ein solches Weltbild für Sterbende? |
Keine Hoffnung aber dafür aber auch keine Angst vor strafenden Göttern oder vergleichbaren. Außerdem bedienen die Religiösen mehr die Angst vor dem Tod als die vorm Sterben. Die vorm Sterben kann man am bestend durch verbesserte Schmerzlinderungsverfahren lindern. Außerdem ist es sicher auch von Vorteil, wenn kein religiöses System einen daran hindert, den Tod frühzeitig herbeizuführen anstatt noch lange leiden zu müssen.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
|
|
Nach oben |
|
 |
Achiever immun
Anmeldungsdatum: 31.05.2006 Beiträge: 95
|
(#754788) Verfasst am: 25.06.2007, 19:56 Titel: |
|
|
Gutes Thema!
Ich habe auch keine Angst vor dem Tod, was aber vielleicht damit zusammenhängt, daß er nicht wirklich nahe ist (hoff ich zumindest).
Ich habe aber auch noch von keinem gehört, der wirklich locker und cool rübergemacht hat, diesbezügliche Geschichten halte ich für Verklärungen einzelner Persönlichkeiten ("Berühmte letzte Worte").
Ich fürchte, ich werde Angst haben (sofern ich noch Zeit dazu habe), vor dem Unbekannten, vor dem Nichts, was macht mein Sohn ohne mich, meine Geliebten, meine Freunde?
|
|
Nach oben |
|
 |
Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
|
(#754790) Verfasst am: 25.06.2007, 19:58 Titel: |
|
|
snafu hat folgendes geschrieben: | Ich habe aber auch noch von keinem gehört, der wirklich locker und cool rübergemacht hat |
Ich schon.
Zitat: | diesbezügliche Geschichten halte ich für Verklärungen einzelner Persönlichkeiten ("Berühmte letzte Worte"). |
Das stimmt zum Teil, zum Teil ist das aber nun ein schlichtes Vor-Urteil.
Zitat: | Ich fürchte, ich werde Angst haben (sofern ich noch Zeit dazu habe), vor dem Unbekannten, vor dem Nichts |
Davor hätte und habe ich nun keinerlei Angst, denn wenn ich Tod bin geht mich das ganze ja nichts mehr an ,-).
Zitat: | was macht mein Sohn ohne mich, meine Geliebten, meine Freunde? |
sie leben weiter, werden über den Tod trauern, dich vermissen... das würde mich auch weitaus mehr stören, aber Angst davor? hm, nein.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
|
|
Nach oben |
|
 |
Pfaffenschreck Schwarzwaldelch; möööh
Anmeldungsdatum: 09.05.2006 Beiträge: 6422
Wohnort: City of dope
|
(#754793) Verfasst am: 25.06.2007, 20:01 Titel: |
|
|
Keine Ahnung, wie das sein wird, wenn man denn weiß, daß es zu Ende geht. Das dauert hoffentlich noch ein paar Jahrzehnte. Allerdings nehme ich das Leben bewußter wahr, je älter man wird. Leider vergeht die Zeit subjektiv auch immer schneller mit zunehmendem Alter. Aber die Frage nach der Angst vor dem Tod zu beantworten dürfte einigermaßen schwierig sein. Angst vor dem großen Nichts? Schau mer mal. Die Angst vor Schmerz und Leid auf dem Weg dahin dürfte wohl eher begründet und auch vorhanden sein.
_________________ Merkwürdig, ich kann mich nicht erinnern, jemals einer kirchlichen Vereinigung beigetreten zu sein. Und doch mußte ich erst austreten, um Nichtmitglied zu werden!
---
In jedem Dorf gibt es eine Fackel, den Lehrer;
Und jemanden, der dieses Licht löscht, den Pfarrer.
Victor Hugo
---
http://www.humanisten-freiburg.de/
Reinschauen, mitmachen, mitgestalten und etwas bewegen.
|
|
Nach oben |
|
 |
Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
|
(#754801) Verfasst am: 25.06.2007, 20:08 Titel: Re: Sterben, Tod und der Umgang des Atheismus damit |
|
|
Konstrukt hat folgendes geschrieben: | Wir alle müssen sterben. |
Ha! Abwarten ...
Zitat: | Ich persönlich habe keine Angst vor dem Tod selbst, sondern vor einem qualvollen Sterben. Ich gehe davon aus, dass ein nicht mehr vorhandenes Bewusstsein den Tod nicht erleben kann und ihn daher auch nicht zu fürchten braucht. Was danach ist, ist irrelevant, weil ich es ohne Bewusstsein nicht wahrnehmen kann. Anders ist es aber eben mit dem Prozess des Sterbens. Wie gehen Atheisten damit um? |
Gar nicht.
Wie Du schon sagtest: Irgendwann ist es soweit, daran kann ich nichts ändern. Ergo ist jeder "Umgang" mit diesem Problem reine Augenwischerei. Egal was ich mache, am Ende sterbe ich doch.
Zitat: | Die Religionen bedienen die Ängste der Menschen mit ihrer Art der Sterbebegleitung und mit Heilsversprechen, dass es ein Leben nach dem Tode gäbe. Was aber macht ein Atheist, der diese religiösen Heilsversprechungen nicht annehmen kann? |
Nichts. Macht haber nichts. Am Ende bin ich genauso tod wie ein Christ, Moslem oder Hindu.
Zitat: | Welche Hoffnung bietet ein solches Weltbild für Sterbende? |
Keine.
Dumm, wenn man so eine Hoffnung braucht. Dann habe ich aber eine schlechte Nachricht: dran glauben ändert nichts!
Ergot ist auch das mal wieder keine Atheismus vs. Religion-Frage. Sondern die Frage sollte sein: Warum besteht ein Bedarf an X, und kann man den irgendwie sinnvoll befriedigen?
Wenn die Antoert auf die zweite Frage "!Ja" ist wird man feststellen, daß die Antwort selten an eine Religion gehängt werden muss. Selbst wenn jemand belogen werden muss um glücklich zu sein, und wenn man zu dem Schluß kommt, daß das angemessen ist, muß man nicht auf eine Religion zurückgreifen.
_________________ Brother Sword of Enlightenment of the Unitarian Jihad
If you ask the wrong questions you get answers like '42' or 'God'.
"Glaubst Du noch oder hüpfst Du schon?"
Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
|
|
Nach oben |
|
 |
Roter Ballon Lifted
Anmeldungsdatum: 22.12.2006 Beiträge: 2631
Wohnort: München
|
(#754802) Verfasst am: 25.06.2007, 20:10 Titel: |
|
|
Wer erinnert sich noch an die Freaks diverser Untergangssekten, die sich zum gemeinsamen rituellem Selbstmord trafen?
Thy End iz Nhy
oder vielleicht hilft der Spruch aus Trainspotting:
Zitat: | „Sag ja zum Leben, sag ja zum Job, sag ja zur Karriere, sag ja zur Familie. Sag ja zu einem pervers großen Fernseher. Sag ja zu Waschmaschinen, Autos, CD-Playern und elektrischen Dosenöffnern. Sag ja zur Gesundheit, niedrigem Cholesterinspiegel und Zahnzusatzversicherung. Sag ja zur Bausparkasse, sag ja zur ersten Eigentumswohnung, sag ja zu den richtigen Freunden. Sag ja zur Freizeitkleidung mit passenden Koffern, ja zum dreiteiligen Anzug auf Ratenzahlung in hunderten von Scheiß-Stoffen. Sag ja zu Do-it-yourself und dazu, dass du am Sonntagmorgen nicht mehr weißt wer du bist, sag ja dazu auf Deiner Couch zu hocken und Dir hirnlähmende Gameshows reinzuziehen. Und Dich dabei mit Scheiß-Junk-Fraß vollzustopfen. Sag ja dazu, am Schluß vor Dich hinzuverwesen, Dich in einer elenden Bruchbude vollzupissen und den missratenen Ego-Ratten von Kindern, die Du gezeugt hast, damit sie Dich ersetzen, nur noch peinlich zu sein. Sag ja zur Zukunft, sag ja zum Leben. Aber warum sollte ich das machen? |
am Einfachsten und Eindringlichsten finde ich noch immer einen knapp 2500 Jahre alte Erkenntnis:
Das Seiende ist, das Nicht ist nicht!
die Selbstdisziplin fehlt mir aber, mir konsequent keine Gedanken mehr zu machen über Dinge und/Ereignisse die Nicht passieren(passiert sind), Nicht existieren und/oder eigentlich gar keinen Einfluß auf mein Leben nehmen (können).
_________________ ____________________
ertrage die Clowns!
|
|
Nach oben |
|
 |
Achiever immun
Anmeldungsdatum: 31.05.2006 Beiträge: 95
|
(#754804) Verfasst am: 25.06.2007, 20:10 Titel: |
|
|
Also wenn das so ist, daß der Tod nicht furchterregend ist, man keine Angst davor haben müsse weil da drüben sowieso "Nichts" sei, was hindert einen daran, gegen die Fahrtrichtung auf der Autobahn zu fahren, vom Fernsehturm zu springen oder sich vielleicht einfach nur mal ein kunterbuntes selbstgesammeltes Pilzgericht zu gönnen?
|
|
Nach oben |
|
 |
Konstrukt konstruktiver Radikalist
Anmeldungsdatum: 19.08.2005 Beiträge: 6587
Wohnort: Im Barte des Propheten
|
(#754806) Verfasst am: 25.06.2007, 20:13 Titel: Re: Sterben, Tod und der Umgang des Atheismus damit |
|
|
Kival hat folgendes geschrieben: | Außerdem bedienen die Religiösen mehr die Angst vor dem Tod als die vorm Sterben. | Ich finde sie bedienen beides. Letzte Ölungen, Gebete, nicht zuletzt Hospize sind sterbebegleitende Einrichtungen. Die Religion versucht zudem Sinn in das Sterben zu interpretieren. Vielen Menschen ist Religion Hoffnung und Halt, gerade vor dem Tod. Nicht wenige wenden sich auf dem Sterbebett der Religion wieder zu. Warum? Weil die Masche der Religion eben bei vielen doch zieht. Als letzte Wahl. Religion, und ich denke das wolltest Du auch mit aussagen, spielt aber auch mit diesen Ängsten und nutzt sie schamlos für sich aus.
Ansonsten gebe ich Dir aber völlig recht, wenn Du auf Sterbehilfe, Schmerztherapie und somit Linderung von Beschwerden hinweist. Menschenwürdiges Sterben bedeutet für mich zuallererst schmerzfrei und selbstbestimmt sterben zu dürfen.
_________________ "Geisteskrank den eignen Namen sagen: Ich ich ich ich denke also bin ich - Bin ich nicht! Ich ist geisteskrank. Und kauf mir was." (Peter Licht)
Zuletzt bearbeitet von Konstrukt am 25.06.2007, 20:16, insgesamt einmal bearbeitet |
|
Nach oben |
|
 |
Konstrukt konstruktiver Radikalist
Anmeldungsdatum: 19.08.2005 Beiträge: 6587
Wohnort: Im Barte des Propheten
|
(#754808) Verfasst am: 25.06.2007, 20:14 Titel: |
|
|
snafu hat folgendes geschrieben: | Also wenn das so ist, daß der Tod nicht furchterregend ist, man keine Angst davor haben müsse weil da drüben sowieso "Nichts" sei, was hindert einen daran, gegen die Fahrtrichtung auf der Autobahn zu fahren, vom Fernsehturm zu springen oder sich vielleicht einfach nur mal ein kunterbuntes selbstgesammeltes Pilzgericht zu gönnen? |
Der biologische Überlebenstrieb vielleicht.
_________________ "Geisteskrank den eignen Namen sagen: Ich ich ich ich denke also bin ich - Bin ich nicht! Ich ist geisteskrank. Und kauf mir was." (Peter Licht)
|
|
Nach oben |
|
 |
Pfaffenschreck Schwarzwaldelch; möööh
Anmeldungsdatum: 09.05.2006 Beiträge: 6422
Wohnort: City of dope
|
(#754812) Verfasst am: 25.06.2007, 20:18 Titel: |
|
|
snafu hat folgendes geschrieben: | Also wenn das so ist, daß der Tod nicht furchterregend ist, man keine Angst davor haben müsse weil da drüben sowieso "Nichts" sei, was hindert einen daran, gegen die Fahrtrichtung auf der Autobahn zu fahren, vom Fernsehturm zu springen oder sich vielleicht einfach nur mal ein kunterbuntes selbstgesammeltes Pilzgericht zu gönnen? |
Das Leben macht mehr Spaß als das Nichtleben. Würde ich mal sagen, naturgemäß kann ich über das Nichtleben keine auf Erfahrungen basierende Aussage machen.
_________________ Merkwürdig, ich kann mich nicht erinnern, jemals einer kirchlichen Vereinigung beigetreten zu sein. Und doch mußte ich erst austreten, um Nichtmitglied zu werden!
---
In jedem Dorf gibt es eine Fackel, den Lehrer;
Und jemanden, der dieses Licht löscht, den Pfarrer.
Victor Hugo
---
http://www.humanisten-freiburg.de/
Reinschauen, mitmachen, mitgestalten und etwas bewegen.
|
|
Nach oben |
|
 |
Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
|
(#754813) Verfasst am: 25.06.2007, 20:18 Titel: |
|
|
snafu hat folgendes geschrieben: | Also wenn das so ist, daß der Tod nicht furchterregend ist, man keine Angst davor haben müsse weil da drüben sowieso "Nichts" sei, was hindert einen daran, gegen die Fahrtrichtung auf der Autobahn zu fahren, vom Fernsehturm zu springen oder sich vielleicht einfach nur mal ein kunterbuntes selbstgesammeltes Pilzgericht zu gönnen? |
Weil ich leben will.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
|
|
Nach oben |
|
 |
Achiever immun
Anmeldungsdatum: 31.05.2006 Beiträge: 95
|
(#754815) Verfasst am: 25.06.2007, 20:19 Titel: |
|
|
Konstrukt hat folgendes geschrieben: | snafu hat folgendes geschrieben: | Also wenn das so ist, daß der Tod nicht furchterregend ist, man keine Angst davor haben müsse weil da drüben sowieso "Nichts" sei, was hindert einen daran, gegen die Fahrtrichtung auf der Autobahn zu fahren, vom Fernsehturm zu springen oder sich vielleicht einfach nur mal ein kunterbuntes selbstgesammeltes Pilzgericht zu gönnen? |
Der biologische Überlebenstrieb vielleicht. |
und wie äussert sich dieser? Vielleicht durch Todesangst?
|
|
Nach oben |
|
 |
Konstrukt konstruktiver Radikalist
Anmeldungsdatum: 19.08.2005 Beiträge: 6587
Wohnort: Im Barte des Propheten
|
(#754820) Verfasst am: 25.06.2007, 20:27 Titel: |
|
|
snafu hat folgendes geschrieben: | Konstrukt hat folgendes geschrieben: | snafu hat folgendes geschrieben: | Also wenn das so ist, daß der Tod nicht furchterregend ist, man keine Angst davor haben müsse weil da drüben sowieso "Nichts" sei, was hindert einen daran, gegen die Fahrtrichtung auf der Autobahn zu fahren, vom Fernsehturm zu springen oder sich vielleicht einfach nur mal ein kunterbuntes selbstgesammeltes Pilzgericht zu gönnen? |
Der biologische Überlebenstrieb vielleicht. |
und wie äussert sich dieser? Vielleicht durch Todesangst? |
Ja, zum Beispiel durch Angst. Angst ist ein Schutzmechanismus.
Ich glaube übrigens, wenn die Religionen das Leben nach dem Tode so betonen, ihr Leben am Jenseits (Himmel und Hölle) ausrichten, dann ist es der Atheimus, welcher wahrhaft lebensbejahend ist. Im Ja-zum-Leben sagen liegt die Chance für Aufklärung. Im Nein-zum-Leben sagen, im Spiel mit der Angst, liegt die Macht des institutionalisierten Glaubens. Dennoch bietet der Atheismus mir persönlich zu wenig, wenn es um das Sterben geht. In dem Moment fühle ich mich allein gelassen, habe das Gefühl der Atheismus steht dem Sterben gleichgültig gegenüber. Das macht auf viele Gläubige Menschen wohl den Eindruck von fehlender Moral, von Mitleidlosigkeit und Nihilismus. Der Atheismus kann m.E. erst dann eine Ethik schaffen, wenn er auch solche schwierige Fragen nicht ausklammert oder mit Egalität und als irrelevant behandelt. Trauerarbeit z.B. ist auch für Atheisten durchaus wichtig. Kurz: Es fehlen einfach Angebote, es fehlt Empathie. Nun, was soll ich machen. Dennoch kann und will ich mich aber nicht dem Glauben zuwenden. Das Sterben ist nunmal Teil des Lebens.
_________________ "Geisteskrank den eignen Namen sagen: Ich ich ich ich denke also bin ich - Bin ich nicht! Ich ist geisteskrank. Und kauf mir was." (Peter Licht)
|
|
Nach oben |
|
 |
Achiever immun
Anmeldungsdatum: 31.05.2006 Beiträge: 95
|
(#754829) Verfasst am: 25.06.2007, 20:33 Titel: |
|
|
Konstrukt hat folgendes geschrieben: |
Ja, zum Beispiel durch Angst. Angst ist ein Schutzmechanismus.
Ich glaube übrigens, wenn die Religionen das Leben nach dem Tode so betonen, ihr Leben am Jenseits (Himmel und Hölle) ausrichten, dann ist es der Atheimus, welcher wahrhaft lebensbejahend ist. Im Ja-zum-Leben sagen liegt die Chance für Aufklärung. Im Nein-zum-Leben sagen, im Spiel mit der Angst, liegt die Macht des institutionalisierten Glaubens. Dennoch bietet der Atheismus mir persönlich zu wenig, wenn es um das Sterben geht. In dem Moment fühle ich mich allein gelassen, habe das Gefühl der Atheismus steht dem Sterben gleichgültig gegenüber. Das macht auf viele Gläubige Menschen wohl den Eindruck von fehlender Moral, von Mitleidlosigkeit und Nihilismus. Der Atheismus kann m.E. erst dann eine Ethik schaffen, wenn er auch solche schwierige Fragen nicht ausklammert oder mit Egalität und als irrelevant behandelt. Trauerarbeit z.B. ist auch für Atheisten durchaus wichtig. Kurz: Es fehlen einfach Angebote, es fehlt Empathie. Nun, was soll ich machen. Dennoch kann und will ich mich aber nicht dem Glauben zuwenden. Das Sterben ist nunmal Teil des Lebens. |
Dem hab ich nix hinzuzufügen...
Es gibt übrigens Hospize, die einer Art individueller atheistischer Sterbebegleitung durchaus offen wären...
|
|
Nach oben |
|
 |
zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
|
(#754831) Verfasst am: 25.06.2007, 20:34 Titel: |
|
|
Der Tod hat den größeren Schrecken als das Sterben. Daß er keinen Schrecken haben könne, ist ein Fehlschluss, da wir lebend wissen, daß wir tod sein werden. Scheint mir sogar eine spezifisch menschliche Fähigkeit zu sein.
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
|
|
Nach oben |
|
 |
Achiever immun
Anmeldungsdatum: 31.05.2006 Beiträge: 95
|
(#754834) Verfasst am: 25.06.2007, 20:37 Titel: |
|
|
zelig hat folgendes geschrieben: | Der Tod hat den größeren Schrecken als das Sterben. |
Ja, denn das Sterben geht vorüber...
|
|
Nach oben |
|
 |
Konstrukt konstruktiver Radikalist
Anmeldungsdatum: 19.08.2005 Beiträge: 6587
Wohnort: Im Barte des Propheten
|
(#754835) Verfasst am: 25.06.2007, 20:37 Titel: |
|
|
snafu hat folgendes geschrieben: |
Es gibt übrigens Hospize, die einer Art individueller atheistischer Sterbebegleitung durchaus offen wären... |
Ja, da wäre z.B. die Bethe-Stiftung zu nennen.
_________________ "Geisteskrank den eignen Namen sagen: Ich ich ich ich denke also bin ich - Bin ich nicht! Ich ist geisteskrank. Und kauf mir was." (Peter Licht)
|
|
Nach oben |
|
 |
Sehwolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.03.2006 Beiträge: 10077
|
(#754872) Verfasst am: 25.06.2007, 21:01 Titel: Re: Sterben, Tod und der Umgang des Atheismus damit |
|
|
Konstrukt hat folgendes geschrieben: | Wir alle müssen sterben. Ich persönlich habe keine Angst vor dem Tod selbst, sondern vor einem qualvollen Sterben. Ich gehe davon aus, dass ein nicht mehr vorhandenes Bewusstsein den Tod nicht erleben kann und ihn daher auch nicht zu fürchten braucht. Was danach ist, ist irrelevant, weil ich es ohne Bewusstsein nicht wahrnehmen kann. Anders ist es aber eben mit dem Prozess des Sterbens. Wie gehen Atheisten damit um? Die Religionen bedienen die Ängste der Menschen mit ihrer Art der Sterbebegleitung und mit Heilsversprechen, dass es ein Leben nach dem Tode gäbe. Was aber macht ein Atheist, der diese religiösen Heilsversprechungen nicht annehmen kann? Welche Hoffnung bietet ein solches Weltbild für Sterbende? |
Ob ich Angst hab vorm Sterben oder vorm Tod sein vermag ich noch nicht zu sagen. ZZ habe ich eher de Eindruck ich habe Angst davor dass es mich zu früh erwischt. Es gibt immer irgendwas zu tun, zu erleben, zu sehen oder zu erledigen. Mindestens die nächsten 10 Jahre würde ich ganz gern noch meine schützende Hand über meine Tochter halten und ihr danach noch Minimum 10 Jahre zusehen können. Vielleicht irgendwann zwischendurch nochmal mal was mit ner Frau anfangen oder so. Wie auch immer so um die 60 abtreten ist mM okay, die männlichen Vorfahren meiner väterlichen Linie starben sowieso idR viel früher, soweit ich weiss.
|
|
Nach oben |
|
 |
zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
|
(#754893) Verfasst am: 25.06.2007, 21:09 Titel: Re: Sterben, Tod und der Umgang des Atheismus damit |
|
|
Sehwolf hat folgendes geschrieben: | Mindestens die nächsten 10 Jahre würde ich ganz gern noch meine schützende Hand über meine Tochter halten und ihr danach noch Minimum 10 Jahre zusehen können. |
Der Gedanke steht bei mir auch im Vordergrund. Ich bilde mir ein, ganz gut loslassen zu können, wenn es soweit ist. Aber die Zeit soll mir noch bleiben.
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
|
|
Nach oben |
|
 |
Wissen statt Glauben Naturalist
Anmeldungsdatum: 08.06.2007 Beiträge: 114
Wohnort: Österreich, Bgld.
|
(#754900) Verfasst am: 25.06.2007, 21:11 Titel: |
|
|
Ich finde auch, dass der Atheismus viel Lebensbejahender als die Religion ist.
Wenn ich glaube, nach dem Tod ewig ohne Schmerzen mit meinen Freunden und Familie im Himmel zu existieren, dann wäre mir das dieszeitige Leben nicht so wichtig. Ich würd irgentwie dahinkrebsen.
Wenn ich glaube, jetzt ist meine erste und einzige Existens überhaupt, dann will ich mein Leben zur Gänze ausschöpfen. Wissen ansammeln, Glücksmomente erleben, Menschen oder der Menschheit Gutes tun; versuchen, bei Hinterbliebenen in positiver Erinnerung zu bleiben, etc.
_________________ The Future looks Bright
|
|
Nach oben |
|
 |
Sehwolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.03.2006 Beiträge: 10077
|
(#754917) Verfasst am: 25.06.2007, 21:22 Titel: Re: Sterben, Tod und der Umgang des Atheismus damit |
|
|
zelig hat folgendes geschrieben: | Sehwolf hat folgendes geschrieben: | Mindestens die nächsten 10 Jahre würde ich ganz gern noch meine schützende Hand über meine Tochter halten und ihr danach noch Minimum 10 Jahre zusehen können. |
Der Gedanke steht bei mir auch im Vordergrund. Ich bilde mir ein, ganz gut loslassen zu können, wenn es soweit ist. Aber die Zeit soll mir noch bleiben. |
Eigentlich komisch.
Bin ja noch nicht so lange Papa, aber ich kann mich nicht erinnern was ich vorher auf eine solche Frage geantwortet hätte. In der Tendenz wäre es wohl sehr ähnlich gewesen vermutlich.
Ich meine übrigens auch bei meiner Mutter (und auch in 2-3 anderen Fällen) dieses Loslassen-Können beobachtet zu haben.
|
|
Nach oben |
|
 |
Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
|
(#754921) Verfasst am: 25.06.2007, 21:26 Titel: |
|
|
Sehwolf hat folgendes geschrieben: | Mindestens die nächsten 10 Jahre würde ich ganz gern noch meine schützende Hand über meine Tochter halten und ihr danach noch Minimum 10 Jahre zusehen können. |
Das sollte übrigens die Aufmerksamkeit hier im Thread darauf lenken, dass der eigene Tod und das eigene Sterben vergleichsweise harmlose Bedrohungen sind; für sich allein betrachtet jedenfalls.
Der eigene Tod ist nun wirklich nicht der Super-GAU.
|
|
Nach oben |
|
 |
Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
|
(#754922) Verfasst am: 25.06.2007, 21:26 Titel: |
|
|
zelig hat folgendes geschrieben: | Daß er keinen Schrecken haben könne, ist ein Fehlschluss, da wir lebend wissen, daß wir tod sein werden. |
Aus deiner Begründung folgt keineswegs, das es ein Fehlschluss wäre. Außerdem verkennst Du das Argument: Das Argument lautet, dass der Tod selber keine Angst zu machen braucht, da wir, wenn wir tot sind, sowieso nicht mehr sind. Ich habe keine Angst vorm Tod selbst, aber ich habe Angst, Dinge nicht erledigen zu können, die ich erledigen möchte, bevor ich sterbe. Es gibt eine "Angst vorm Tod" die ich eher als "Angst vorm unfertig bleiben" bezeichnen würde.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
|
|
Nach oben |
|
 |
Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
|
(#754924) Verfasst am: 25.06.2007, 21:28 Titel: |
|
|
Evilbert hat folgendes geschrieben: | Das sollte übrigens die Aufmerksamkeit hier im Thread darauf lenken, dass der eigene Tod und das eigene Sterben vergleichsweise harmlose Bedrohungen sind; |
Sehr richtig, der Tod geliebter Menschen ist etwas vor dem ich auch viel mehr Angst habe.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
|
|
Nach oben |
|
 |
Zoff registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 21668
|
(#754929) Verfasst am: 25.06.2007, 21:31 Titel: Re: Sterben, Tod und der Umgang des Atheismus damit |
|
|
Sehwolf hat folgendes geschrieben: |
Ob ich Angst hab vorm Sterben oder vorm Tod sein vermag ich noch nicht zu sagen. ZZ habe ich eher de Eindruck ich habe Angst davor dass es mich zu früh erwischt. Es gibt immer irgendwas zu tun, zu erleben, zu sehen oder zu erledigen. Mindestens die nächsten 10 Jahre würde ich ganz gern noch meine schützende Hand über meine Tochter halten und ihr danach noch Minimum 10 Jahre zusehen können. Vielleicht irgendwann zwischendurch nochmal mal was mit ner Frau anfangen oder so. Wie auch immer so um die 60 abtreten ist mM okay, die männlichen Vorfahren meiner väterlichen Linie starben sowieso idR viel früher, soweit ich weiss. |
Nur 10 Jahre?
Die ist doch noch so klein!
Im übrigen würde ich Die empfehlen gewisse Familientraditionen nicht weiter zu führen.
Scheiß auf die Genetik und werde steinalt!
|
|
Nach oben |
|
 |
zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
|
(#754930) Verfasst am: 25.06.2007, 21:32 Titel: |
|
|
zelig hat folgendes geschrieben: | Daß er keinen Schrecken haben könne, ist ein Fehlschluss, da wir lebend wissen, daß wir tod sein werden. |
Kival hat folgendes geschrieben: | Außerdem verkennst Du das Argument: |
Durchaus nicht. Ich kenne es schon recht lange. ; )
Kival hat folgendes geschrieben: | Das Argument lautet, dass der Tod selber keine Angst zu machen braucht, da wir, wenn wir tot sind, sowieso nicht mehr sind. Ich habe keine Angst vorm Tod selbst, aber ich habe Angst, Dinge nicht erledigen zu können, die ich erledigen möchte, bevor ich sterbe. Es gibt eine "Angst vorm Tod" die ich eher als "Angst vorm unfertig bleiben" bezeichnen würde. |
Von mir gefettet.
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
|
|
Nach oben |
|
 |
Zoff registrierter User
Anmeldungsdatum: 24.08.2006 Beiträge: 21668
|
(#754934) Verfasst am: 25.06.2007, 21:33 Titel: |
|
|
Kival hat folgendes geschrieben: | Evilbert hat folgendes geschrieben: | Das sollte übrigens die Aufmerksamkeit hier im Thread darauf lenken, dass der eigene Tod und das eigene Sterben vergleichsweise harmlose Bedrohungen sind; |
Sehr richtig, der Tod geliebter Menschen ist etwas vor dem ich auch viel mehr Angst habe. |
Same here.
Der eigene Tod könnte unangenehm werden, aber immerhin muss man hinterher nicht damit klar kommen.
Ich habe viel mehr Angst vor dem Tod meiner Lieben.
|
|
Nach oben |
|
 |
nihil nothing
Anmeldungsdatum: 19.06.2007 Beiträge: 661
|
(#754939) Verfasst am: 25.06.2007, 21:35 Titel: |
|
|
there is no such thing as death
Bill Hicks
|
|
Nach oben |
|
 |
Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
|
(#754940) Verfasst am: 25.06.2007, 21:36 Titel: |
|
|
@zelig
: ) Ich habe überlegt, ob ich stattdessen lieber darauf eingehen sollte, dass das "könne" ein Strohmann von dir wäre, aber ich hatte dann gedacht, dass Du es anders gehabt meinen könntest.. na gut. Nächstes mal integriere ich beide Möglichkeiten im Post: Ich habe noch nicht gesehen, das jemandem abgesprochen wurde, dass er Angst vorm Tod hat. Worin die Angst begründet sein mag, kann ja verschiedentlich sein, aber sicherlich _kann_ man Angst vorm Tod haben.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
Zuletzt bearbeitet von Kival am 25.06.2007, 22:26, insgesamt einmal bearbeitet |
|
Nach oben |
|
 |
|