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Neverending story...
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Reni
Gast






Beitrag(#87748) Verfasst am: 09.02.2004, 00:53    Titel: Antworten mit Zitat

Thomas, es ist auch überhaupt nicht meine Absicht, Dich zu überzeugen noch Deine unübersehbaren Vorurteile gegen mich zu füttern.

Mir geht es darum, daß zum einen mein Sohn nicht in Konflikte kommt, zum anderen meine Erziehung nicht in Frage gestellt wird. Ich bin nicht bereit, meine Kinder an einer städtischen Grundschule massiver Missionierung aussetzen zu lassen.
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#87755) Verfasst am: 09.02.2004, 01:00    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Claudia,

Reni hat folgendes geschrieben:
Thomas, es ist auch überhaupt nicht meine Absicht, Dich zu überzeugen noch Deine unübersehbaren Vorurteile gegen mich zu füttern.

Mir geht es darum, daß zum einen mein Sohn nicht in Konflikte kommt, zum anderen meine Erziehung nicht in Frage gestellt wird. Ich bin nicht bereit, meine Kinder an einer städtischen Grundschule massiver Missionierung aussetzen zu lassen.


und mir ging es nur darum, dass Du für die Rechtfertigung von 'massiver Missionierung' ein paar viele Details nachlegen musst.

Okay, das sind _Wertungen_. Was für Dich 'massive Missionierungen' sind, ist für mich eine lässliche Sünde, die ein Kind, das stabil in seinem Unglauben ist, locker wegstecken würde.

Grüßle

Thomas
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Falameezar
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Anmeldungsdatum: 05.09.2003
Beiträge: 1867
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Beitrag(#87762) Verfasst am: 09.02.2004, 01:09    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Thomas,

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
klar. Aber es ging doch vor allem um ein Krippenspiel.


Hab ich so nicht verstanden, sondern daß das Krippenspiel der letzte Tropfen war, der das Faß zum überlaufen brachte.

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Das Problem scheint mir zu sein, dass Claudia zwar erreicht hat, dass ihr Sohn nicht an dem Krippenspiel teilnehmen musste, aber ihrer Meinung dadurch zum Außenseiter wurde. Nun ist in meinen Augen die Frage, was mehr wiegt: ein Krippenspiel oder das Problem _eines_ Schülers. Dazu kann man aber ohne sehr detaillierte Informationen über die Schule, die Lehrer und die Elternschaft nicht viel sagen.


In diesem Falle wiegt das individuelle Grundrecht des Kindes mehr als die kultusministeriellen/individualpädagogischen Ambitionen. Das Problem ist nur, daß dies kaum rechtlich durchzusetzen ist.

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Klar. Das scheint in dem Fall auch erfolgt zu sein: der Schüler musste nicht teilnehmen.


Das Problem ist, daß eine SchulPFLICHT besteht (jedoch keine Religionspflicht). Will man Diskriminierungen vermeiden, wozu staatliche Institutionen in der BRD verpflichtet sind, so haben derartige Veranstaltungen grundsätzlich außerhalb dieser Pflicht zu erfolgen.

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Ich auch. Als ich vor über 40 Jahren in die Grundschule ging, hatten wir ein nicht getauftes Kind in der Klasse. Im RU wurden wir angewiesen, nicht mit ihm zu spielen. Aber im Fall von Claudia können wir nichts sagen, solange wir nicht mehr Informationen haben.


Doch, denn es ist der Anfang einer Diskriminierung.

[quote="Thomas Waschke"]Wir auch. Aber es ging um Claudia. Kann sein, dass die ihren Kindern weder Entscheidungen überlässt noch auf 'atheistische Missionierung' verzichtet. Aber auch hier sind wir auf Spekulationen angewiesen.

Das ist richtig, aber auch Reni's Elternrecht. Wer schreibt denn christlichen Eltern vor, daß sie ihre Kinder NICHT christlich missionieren dürfen?
_________________
Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.

Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#87775) Verfasst am: 09.02.2004, 01:55    Titel: Antworten mit Zitat

Reni hat folgendes geschrieben:
Mir geht es darum, daß zum einen mein Sohn nicht in Konflikte kommt, zum anderen meine Erziehung nicht in Frage gestellt wird.


Oh je! Pass auf, dass du das Kind nicht mit dem Bade ausschüttest. Ich würde mir auch wünschen, dass Schule und Kirche stärker getrennt würden. Eine staatliche Schule, die die elterliche Erziehung nicht in Frage stellen darf, würde ich aber ablehnen.

Unsere Verfassung gesteht das Erziehungsrecht zuvörderst den Eltern zu. Der Staat hat aber ein eigenes Erziehungsrecht, das er in der Schule wahrnimmt. Und das ist auch gut so.

Ich wünsche mir zum Beispiel, dass Schüler im Sinne der freiheitlich demokratischen Grundordnung erzogen werden, auch wenn das dem einen oder anderen rechtsradikalen Vater nicht passt. Ich lege auch Wert darauf, dass Kinder in der Schule etwas über die Gleichberechtigung von Mann und Frau erfahren, auch wenn es vielleicht islamische Fundamentalisten unter den Eltern gibt, die ihren Töchtern anderes vermitteln wollen. Bestimmt gibt es auch christliche Eltern, die sich aufregen, wenn ihr Sohn im Philosophieunterricht Nietzsche oder de Sade liest.

Dein Schuss kann also gerade für Atheisten schnell nach hinten losgehen.
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#87792) Verfasst am: 09.02.2004, 07:41    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Wygotsky,

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Reni hat folgendes geschrieben:
Mir geht es darum, daß zum einen mein Sohn nicht in Konflikte kommt, zum anderen meine Erziehung nicht in Frage gestellt wird.


Oh je! Pass auf, dass du das Kind nicht mit dem Bade ausschüttest. Ich würde mir auch wünschen, dass Schule und Kirche stärker getrennt würden. Eine staatliche Schule, die die elterliche Erziehung nicht in Frage stellen darf, würde ich aber ablehnen.


stimmt. Es ist Aufgabe des Staates in der Schule, Fundamentalisten _jeder_ Couleur zu zeigen, dass die Welt bunter ist.

Grüßle

Thomas
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#87793) Verfasst am: 09.02.2004, 07:49    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Falameezar,

Falameezar hat folgendes geschrieben:
Hi Thomas,

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
klar. Aber es ging doch vor allem um ein Krippenspiel.


Hab ich so nicht verstanden, sondern daß das Krippenspiel der letzte Tropfen war, der das Faß zum überlaufen brachte.


ich müsste das jetzt in drei Foren nachlesen.

Falameezar hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Das Problem scheint mir zu sein, dass Claudia zwar erreicht hat, dass ihr Sohn nicht an dem Krippenspiel teilnehmen musste, aber ihrer Meinung dadurch zum Außenseiter wurde. Nun ist in meinen Augen die Frage, was mehr wiegt: ein Krippenspiel oder das Problem _eines_ Schülers. Dazu kann man aber ohne sehr detaillierte Informationen über die Schule, die Lehrer und die Elternschaft nicht viel sagen.


In diesem Falle wiegt das individuelle Grundrecht des Kindes mehr als die kultusministeriellen/individualpädagogischen Ambitionen. Das Problem ist nur, daß dies kaum rechtlich durchzusetzen ist.


Als Deine persönliche Meinung kann ich das stehenlassen. Ob Du vor Gericht damit eine Chance hättest, wage ich zu bezweifeln.

Falameezar hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Klar. Das scheint in dem Fall auch erfolgt zu sein: der Schüler musste nicht teilnehmen.


Das Problem ist, daß eine SchulPFLICHT besteht (jedoch keine Religionspflicht). Will man Diskriminierungen vermeiden, wozu staatliche Institutionen in der BRD verpflichtet sind, so haben derartige Veranstaltungen grundsätzlich außerhalb dieser Pflicht zu erfolgen.


Also ist es doch korrekt, den Schüler dann mit einem Arbeitsauftrag in die Bibliothek zu setzen.

Falameezar hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Ich auch. Als ich vor über 40 Jahren in die Grundschule ging, hatten wir ein nicht getauftes Kind in der Klasse. Im RU wurden wir angewiesen, nicht mit ihm zu spielen. Aber im Fall von Claudia können wir nichts sagen, solange wir nicht mehr Informationen haben.


Doch, denn es ist der Anfang einer Diskriminierung.


Hmmmm, ich sehe es eher so, dass sich jemand außerhalb dessen stellt, was die anderen tun.

Falameezar hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Wir auch. Aber es ging um Claudia. Kann sein, dass die ihren Kindern weder Entscheidungen überlässt noch auf 'atheistische Missionierung' verzichtet. Aber auch hier sind wir auf Spekulationen angewiesen.


Das ist richtig, aber auch Reni's Elternrecht. Wer schreibt denn christlichen Eltern vor, daß sie ihre Kinder NICHT christlich missionieren dürfen?


Niemand. Aber in der Schule kommen die Kinder dann mit Kindern anderer Eltern zusammen, die ihre Kinder anders erziehen. Und dann macht man etwas gemeinsam. Wenn jemand sich dann eine Extra-Wurst braten lässt, muss er damit leben.

Wie gesagt, ein Thread sind die persönlichen Auffassungen. Ein anderer die jeweiligen Bestimmungen, die einen etwas weiteren Rahmen abstecken.

Grüßle

Thomas
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Reni
Gast






Beitrag(#87963) Verfasst am: 09.02.2004, 14:01    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Reni hat folgendes geschrieben:
Mir geht es darum, daß zum einen mein Sohn nicht in Konflikte kommt, zum anderen meine Erziehung nicht in Frage gestellt wird.


Oh je! Pass auf, dass du das Kind nicht mit dem Bade ausschüttest. Ich würde mir auch wünschen, dass Schule und Kirche stärker getrennt würden. Eine staatliche Schule, die die elterliche Erziehung nicht in Frage stellen darf, würde ich aber ablehnen.

Dein Schuss kann also gerade für Atheisten schnell nach hinten losgehen.

Das ist ja gerade die Frage: was kann, sollte und darf man hier machen?

Ich wende mich ja an Euch, weil ich ratlos bin... Mit den Augen rollen
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Wygotsky
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Beitrag(#88302) Verfasst am: 09.02.2004, 19:22    Titel: Antworten mit Zitat

Reni, ist das eigentlich eine kirchliche oder eine staatliche Schule?
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Heike J
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Beiträge: 26284

Beitrag(#88307) Verfasst am: 09.02.2004, 19:26    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Reni, ist das eigentlich eine kirchliche oder eine staatliche Schule?


Es ist eine städtische Schule. Ohne Konfessionsbindung. In NRW gibt nämlich auch viele städtische Konfessionsschulen.
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#88336) Verfasst am: 09.02.2004, 20:44    Titel: Antworten mit Zitat

In der Auseinandersetzung mit der Schule würde ich mich wahrscheinlich darauf beschränken, dass mein Sohn nicht an religiösen Kulthandlungen teilnehmen muss. Also kein Mitsprechen von Schulgebeten, keine Teilnahme am Schulgottesdienst und so weiter.

Dass im Unterricht religiöse Themen behandelt werden, würde ich vorläufig mal so hinnehmen. Das Krippenspiel sehe ich erst mal als ein Theaterprojekt, bei dem dir halt das Stück nicht passt. Ich habe schon viele schlechtere Geschichten auf Schulbühnen gesehen.
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Falameezar
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Beitrag(#88344) Verfasst am: 09.02.2004, 21:03    Titel: Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Hi Wygotsky,

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Reni hat folgendes geschrieben:
Mir geht es darum, daß zum einen mein Sohn nicht in Konflikte kommt, zum anderen meine Erziehung nicht in Frage gestellt wird.


Oh je! Pass auf, dass du das Kind nicht mit dem Bade ausschüttest. Ich würde mir auch wünschen, dass Schule und Kirche stärker getrennt würden. Eine staatliche Schule, die die elterliche Erziehung nicht in Frage stellen darf, würde ich aber ablehnen.


stimmt. Es ist Aufgabe des Staates in der Schule, Fundamentalisten _jeder_ Couleur zu zeigen, dass die Welt bunter ist.


Es geht hier nicht darum, ob die Schule od. der Staat die elterliche Erziehung in Frage stellen darf, sondern ob beide die Weltanschauung der Eltern in Frage stellen darf. Dies darf erst dann der Fall sein, wenn die Erziehung der Kinder (= Auswirkung der WA) durch die E. für die Gesellchaft negative Folgen zeigt.
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Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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Heike J
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
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Beitrag(#88345) Verfasst am: 09.02.2004, 21:06    Titel: Antworten mit Zitat

Zumal wenn in der Schule eben nicht gezeigt wird, dass die Welt bunt, sondern dass sie ausschließlich christlich ist.
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Falameezar
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Anmeldungsdatum: 05.09.2003
Beiträge: 1867
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Beitrag(#88360) Verfasst am: 09.02.2004, 21:54    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Thomas,

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Falameezar hat folgendes geschrieben:
In diesem Falle wiegt das individuelle Grundrecht des Kindes mehr als die kultusministeriellen/individualpädagogischen Ambitionen. Das Problem ist nur, daß dies kaum rechtlich durchzusetzen ist.


Als Deine persönliche Meinung kann ich das stehenlassen. Ob Du vor Gericht damit eine Chance hättest, wage ich zu bezweifeln.


Das ist nicht nur meine Meinung, aber mein letzter Satz war vielleicht etwas mißverständlich. Wenn ich schrieb, "daß dies kaum rechtlich durchzusetzen ist", so bezog sich diese Aussage auf den zeitlichen Ablauf einer solchen Klärung, nicht auf den GG-rechtlichen Aspekt. Da der Rechtsweg eingehalten werden muß, sind Eltern erst einmal dazu gezwungen, die Verwaltungsgerichtinstanzen zu durchlaufen, wobei ein positives Urteil für die Eltern meist einen Einspruch durch die Bezirks- od. Landesregierung zur Folge hat. Erst wenn diese Instanzen durchlaufen wurden, kann am Verfassungsgericht verhandelt werden. Bei der Familie Seler (Kruzifixurteil 1995) dauerte diese Instanzenmühle 9 Jahre (!). Dabei hatte diese Familie noch Glück, daß ein jüngeres Kind noch schulpflichtig war (das ältere K., bei dem alles bei der Einschulung begann, war schon aus der Schule) u. somit noch ein Klagegrund vorlag. Hätte der Instanzenweg noch ein Jahr länger gedauert, so wäre die Klage vom BVG nicht angenommen worden.

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Falameezar hat folgendes geschrieben:
Das Problem ist, daß eine SchulPFLICHT besteht (jedoch keine Religionspflicht). Will man Diskriminierungen vermeiden, wozu staatliche Institutionen in der BRD verpflichtet sind, so haben derartige Veranstaltungen grundsätzlich außerhalb dieser Pflicht zu erfolgen.


Also ist es doch korrekt, den Schüler dann mit einem Arbeitsauftrag in die Bibliothek zu setzen.


Hmm, hast du eigentlich gelesen, was ich geschrieben habe? Wie kann es korrekt sein, einen Schüler außerhalb der Schulpflicht mit einem Arbeitsauftrag zu beauftragen?

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Falameezar hat folgendes geschrieben:
Doch, denn es ist der Anfang einer Diskriminierung.


Hmmmm, ich sehe es eher so, dass sich jemand außerhalb dessen stellt, was die anderen tun.


Hmm, also pfeifst du auf das GG u. die individuellen Menschenrechte? Wozu sind denn die ersten GG-Artikel gut, wenn sie nicht das persönliche Recht auf eine eigene Meinung od. Weltanschauung OHNE Diskriminierung garantieren kann/will?

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Falameezar hat folgendes geschrieben:
Das ist richtig, aber auch Reni's Elternrecht. Wer schreibt denn christlichen Eltern vor, daß sie ihre Kinder NICHT christlich missionieren dürfen?


Niemand. Aber in der Schule kommen die Kinder dann mit Kindern anderer Eltern zusammen, die ihre Kinder anders erziehen.


Ich bezweifle, daß die Kinder grundsätzlich anders erzogen werden, nur die weltanschauliche Basis ist unterschiedlich. Die Weltanschauung, sofern nicht gesellschaftsschädlich, ist aber nicht Sache des Staates, sondern ausschließlich die der Eltern bzw. deren Kinder.

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Und dann macht man etwas gemeinsam. Wenn jemand sich dann eine Extra-Wurst braten lässt, muss er damit leben.


Das gemeinsame Unternehmen dürfte kein Problem darstellen, wenn das Thema weltanschaulich neutral ist.
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Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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step
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Beitrag(#88361) Verfasst am: 09.02.2004, 21:57    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Reni hat folgendes geschrieben:
Mir geht es darum, daß zum einen mein Sohn nicht in Konflikte kommt, zum anderen meine Erziehung nicht in Frage gestellt wird.

Eine staatliche Schule, die die elterliche Erziehung nicht in Frage stellen darf, würde ich aber ablehnen.

Unsere Verfassung gesteht das Erziehungsrecht zuvörderst den Eltern zu. Der Staat hat aber ein eigenes Erziehungsrecht, das er in der Schule wahrnimmt. Und das ist auch gut so.

Ich wünsche mir zum Beispiel, dass Schüler im Sinne der freiheitlich demokratischen Grundordnung erzogen werden, auch wenn das dem einen oder anderen rechtsradikalen Vater nicht passt. Ich lege auch Wert darauf, dass Kinder in der Schule etwas über die Gleichberechtigung von Mann und Frau erfahren, auch wenn es vielleicht islamische Fundamentalisten unter den Eltern gibt, die ihren Töchtern anderes vermitteln wollen. Bestimmt gibt es auch christliche Eltern, die sich aufregen, wenn ihr Sohn im Philosophieunterricht Nietzsche oder de Sade liest.

Dein Schuss kann also gerade für Atheisten schnell nach hinten losgehen.

Ich stimme Dir in allen Punkten zu. Das Entscheidende ist, daß Du eben nur Beispiele von Grundwerten der freiheitlichen Demokratie genannt hast. Diese zu vermitteln (notfalls gegen Elternwillen) ist Konsens und Verfassungsauftrag. Das Lehren christlicher Gebets- und Demutsgesten oder das Verkaufen des Christentums als offizielle Schulideologie gehört aber eben nicht dazu! Genausowenig würde ich wollen, daß meine Kinder im Unterricht die Internationale singen oder gemeinsam das CSU-Parteiprogramm auswendiglernen, nur weil die Mehrheit der Eltern oder gar ein bestimmter Lehrer schwarz ist. Ebenso sollten die Kinder nicht darauf gedrillt werden, daß Religion etwas Schlechtes ist.

gruß/step
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Falameezar
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Beitrag(#88363) Verfasst am: 09.02.2004, 22:05    Titel: Re: Neverending story... Antworten mit Zitat

Hallo Reni,

Reni hat folgendes geschrieben:
Das ist natürlich ein ziemlich unbefriedigender Zustand, und wir überlegen nun, ob wir das mal vor´s Ministerium bringen, oder was wir sonst noch tun können. Wir werden nichts ändern, aber ich fände es wichtig, auch mal an höherer Stelle für dieses Thema sensibel zu machen.


Da du um Rat gefragt hast, so möchte ich dich noch einmal auf diesen Link verweisen, wo ich (Kurt) auf ein ähnliches Problem einer Mutter einging. Raten kann ich dir nicht, nur Möglichkeiten u. deren Folgen aufzeigen. Die Entscheidung liegt einzig u. allein bei dir/euch.
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El Schwalmo
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Beitrag(#88379) Verfasst am: 09.02.2004, 23:40    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Heike, Hi Falameezar,

ich rudere mal ein wenig zurück. Ich habe mir den Link angeschaut, den Falameezar gepostet hat. Mir schien das, was dort geschildert wurde, von einem etwas anderen Kaliber zu sein, als das, was ich von Claudia bisher gelesen habe. Zu Beginn des Threads hatte ich auch betont, dass mir Hintergrundinformationen fehlen.

Ich muss zugeben, dass ich bisher (vor allem aus Utes Forum her) den Eindruck hatte, dass Claudia an der falschen Stelle mit zu viel Prinzipien kämpft. Es steht mir nicht an, ihr vorzugeben, wie sehr sie sich 'verbiegen' sollte.

Sie hat um Hilfe gebeten. Ich denke, dass das vorgeht.

@Falameezar

Was Du im Humanisten-Forum geschrieben hast, fand ich sehr gelungen.

Grüßle

Thomas
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Falameezar
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Beitrag(#88401) Verfasst am: 10.02.2004, 00:34    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Thomas,

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Hi Heike, Hi Falameezar,

ich rudere mal ein wenig zurück. Ich habe mir den Link angeschaut, den Falameezar gepostet hat. Mir schien das, was dort geschildert wurde, von einem etwas anderen Kaliber zu sein, als das, was ich von Claudia bisher gelesen habe. Zu Beginn des Threads hatte ich auch betont, dass mir Hintergrundinformationen fehlen.


Es ist sicherlich richtig, daß der Fall von Anke im humanist krasser ist, das ändert aber nichts an der Tatsache, daß sowohl bei Anke, als auch bei Reni Grenzen überschritten wurden, die mE nicht verletzt werden dürften, besonders nicht von Staatsbediensteten.

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
@Falameezar

Was Du im Humanisten-Forum geschrieben hast, fand ich sehr gelungen.


Danke, basiert aber leider auf einer jahrelangen leidvollen Erfahrung, besonders für unseren jüngsten Sohn, wobei wir Eltern eher die "Prinziplosen" waren u. unsere Kinder uns um Hilfe baten. Ähnlich sehe ich den Fall bei Reni, wo das Kind gewisse Dinge mit religiösen Inhalten nicht mitmachen möchte. Dem Kind diese Entscheidung zu verweigern, od. es gar gegen die eigene Überzeugung zu zwingen, halte ich für pädagogisch für fragwürdig, insbesondere vor dem Hintergrund eines GG.

Wie gesagt, ich kann Reni nur die verschiedenen Möglichkeiten aufzeigen. Raten kann ich ihr nur insoweit, daß sie sich, falls sie sich für den steinigen Weg entscheidet, fachkundige Unterstützung einer freigeistigen Vereinigung holt (so wie es Sermon schon tat).
_________________
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El Schwalmo
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Beitrag(#88409) Verfasst am: 10.02.2004, 00:52    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Falameezar,

Falameezar hat folgendes geschrieben:

Es ist sicherlich richtig, daß der Fall von Anke im humanist krasser ist, das ändert aber nichts an der Tatsache, daß sowohl bei Anke, als auch bei Reni Grenzen überschritten wurden, die mE nicht verletzt werden dürften, besonders nicht von Staatsbediensteten.


wie gesagt, dazu möchte ich, ohne konkrete Detailkenntnisse, nichts mehr sagen.

Falameezar hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Was Du im Humanisten-Forum geschrieben hast, fand ich sehr gelungen.


Danke, basiert aber leider auf einer jahrelangen leidvollen Erfahrung, besonders für unseren jüngsten Sohn, wobei wir Eltern eher die "Prinziplosen" waren u. unsere Kinder uns um Hilfe baten. Ähnlich sehe ich den Fall bei Reni, wo das Kind gewisse Dinge mit religiösen Inhalten nicht mitmachen möchte. Dem Kind diese Entscheidung zu verweigern, od. es gar gegen die eigene Überzeugung zu zwingen, halte ich für pädagogisch für fragwürdig, insbesondere vor dem Hintergrund eines GG.


Ein letztes Mal (ich bemühe mich jedenfalls): ich war (und bin) mir immer noch nicht sicher, ob hier ein Problem des Kinds oder der Mutter vorliegt (Claudia hat diese Geschichte in verschiedenen Foren geschildert, die Details, die sie auf Nachfrage nannte, schienen mir in eine bestimmte Richtung zu weisen). Aber, wie gesagt, ohne genauere Kenntnisse möchte ich nicht weiter spekulieren.

Falameezar hat folgendes geschrieben:
Wie gesagt, ich kann Reni nur die verschiedenen Möglichkeiten aufzeigen. Raten kann ich ihr nur insoweit, daß sie sich, falls sie sich für den steinigen Weg entscheidet, fachkundige Unterstützung einer freigeistigen Vereinigung holt (so wie es Sermon schon tat).


ACK

Grüßle

Thomas
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Wygotsky
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Beiträge: 5014

Beitrag(#88411) Verfasst am: 10.02.2004, 00:57    Titel: Antworten mit Zitat

Falameezar hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Hi Wygotsky,

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Reni hat folgendes geschrieben:
Mir geht es darum, daß zum einen mein Sohn nicht in Konflikte kommt, zum anderen meine Erziehung nicht in Frage gestellt wird.


Oh je! Pass auf, dass du das Kind nicht mit dem Bade ausschüttest. Ich würde mir auch wünschen, dass Schule und Kirche stärker getrennt würden. Eine staatliche Schule, die die elterliche Erziehung nicht in Frage stellen darf, würde ich aber ablehnen.


stimmt. Es ist Aufgabe des Staates in der Schule, Fundamentalisten _jeder_ Couleur zu zeigen, dass die Welt bunter ist.


Es geht hier nicht darum, ob die Schule od. der Staat die elterliche Erziehung in Frage stellen darf, sondern ob beide die Weltanschauung der Eltern in Frage stellen darf. Dies darf erst dann der Fall sein, wenn die Erziehung der Kinder (= Auswirkung der WA) durch die E. für die Gesellchaft negative Folgen zeigt.


Ne, so ist das nicht. Der Staat hat über die Schulpflicht ein eigenes Erziehungsrecht. Die Bildungsinhalte der Schule dürfen elterliche Weltanschauungen in Frage stellen. Zum Beispiel darf der Biologielehrer mein Kind mit der Evolutionstheorie bekannt machen, auch wenn ich überzeugter Kreationist bin, und finde, dass das mein Weltbild in Frage stellt. Auch wenn es der Gesellschaft nicht schadet, dass ich mein Kind zum Kreationisten erziehe.
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Reni
Gast






Beitrag(#88448) Verfasst am: 10.02.2004, 10:30    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Falameezar hat folgendes geschrieben:

Es geht hier nicht darum, ob die Schule od. der Staat die elterliche Erziehung in Frage stellen darf, sondern ob beide die Weltanschauung der Eltern in Frage stellen darf. Dies darf erst dann der Fall sein, wenn die Erziehung der Kinder (= Auswirkung der WA) durch die E. für die Gesellchaft negative Folgen zeigt.

Ne, so ist das nicht. Der Staat hat über die Schulpflicht ein eigenes Erziehungsrecht. Die Bildungsinhalte der Schule dürfen elterliche Weltanschauungen in Frage stellen. Zum Beispiel darf der Biologielehrer mein Kind mit der Evolutionstheorie bekannt machen, auch wenn ich überzeugter Kreationist bin, und finde, dass das mein Weltbild in Frage stellt.

Darum geht es hier ja nicht. Ich wäre froh, wenn meinen Kindern religiöse Inhalte als Wissen vermittelt würden, aber dann bitte nicht als Teil von *uns*, sondern als Teil unserer Kultur und von *den Christen*, *den Muslimen* ect. Die können von mir aus gerne alles lernen über *die Christen* usw, aber nicht, daß *unser Gottessohn geboren* wurde oder *unser Jesus auferstanden ist*. Und die ständige, wochenlange Durchführung religiöser Riten (Lieder, Theaterstückchen) in dieser extrem einseitigen Form plus Vernachlässigung anderer zu unserem Kulturgut gehörender Bildungsinhalte sind einfach nur übel.
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Reni
Gast






Beitrag(#88449) Verfasst am: 10.02.2004, 10:35    Titel: Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:

Ein letztes Mal (ich bemühe mich jedenfalls): ich war (und bin) mir immer noch nicht sicher, ob hier ein Problem des Kinds oder der Mutter vorliegt (Claudia hat diese Geschichte in verschiedenen Foren geschildert, die Details, die sie auf Nachfrage nannte, schienen mir in eine bestimmte Richtung zu weisen). Aber, wie gesagt, ohne genauere Kenntnisse möchte ich nicht weiter spekulieren.

Wenn sich Eltern über eine Zensur oder über pädagogische oder methodische oder welche auch immer *Fehler* der Schule beschweren, ist das IMMER ein Problem der Eltern, da die Kinder in den alermeisten Fällen nicht in der Lage sind, das einzuschätzen.

Der Anteil meines Sohnes ist massive Unsicherheit und Unbehagen, auch wenn er nicht kaputt gehen würde, möchte ich das nicht einfach hinnehmen. Meine Tochter hingegen kriegt davon überhaupt noch nix mit. Und natürlich stehe ich meinen Kindern zur Seite, weil ich nicht einsehe, daß sie wegen meiner / unserer Erziehung zu einem gesellschaftlich völlig akzeptierten Weltbild zu Außenseitern werden (sollen). Das ist natürlich vor allem MEIN Problem, denn meine Kinder können ihr (eigentlich unser) Weltbild nicht schlüssig begründen, wie das auch Christenkinder mit 6-9 Jahren noch nicht können. Also werde ICH auftreten, weil meine Kinder dazu noch nicht reif und in der Lage sind.

Warum das für Dich so unverständlich ist, begreife ich nicht.
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Reni
Gast






Beitrag(#88450) Verfasst am: 10.02.2004, 10:36    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Reni, ist das eigentlich eine kirchliche oder eine staatliche Schule?

Eine städtische, sonst müßte ich mich einfach zurück halten.
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#88471) Verfasst am: 10.02.2004, 11:34    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Claudia,

Reni hat folgendes geschrieben:


[ ... ]

Warum das für Dich so unverständlich ist, begreife ich nicht.


ich _verstehe_ das sehr gut, bin aber anderer Auffassung als Du. Aus Gründen, die ich nicht coram publico diskutieren möchte.

Grüßle

Thomas
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Falameezar
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Beitrag(#88808) Verfasst am: 10.02.2004, 21:26    Titel: Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Falameezar hat folgendes geschrieben:

Es geht hier nicht darum, ob die Schule od. der Staat die elterliche Erziehung in Frage stellen darf, sondern ob beide die Weltanschauung der Eltern in Frage stellen darf. Dies darf erst dann der Fall sein, wenn die Erziehung der Kinder (= Auswirkung der WA) durch die E. für die Gesellchaft negative Folgen zeigt.


Ne, so ist das nicht. Der Staat hat über die Schulpflicht ein eigenes Erziehungsrecht. Die Bildungsinhalte der Schule dürfen elterliche Weltanschauungen in Frage stellen. Zum Beispiel darf der Biologielehrer mein Kind mit der Evolutionstheorie bekannt machen, auch wenn ich überzeugter Kreationist bin, und finde, dass das mein Weltbild in Frage stellt. Auch wenn es der Gesellschaft nicht schadet, dass ich mein Kind zum Kreationisten erziehe.


Oberflächlich betrachtet scheint es so, daß die kreationistische WA hier eine Bevormundung durch den Staat erfährt, bei näherer Betrachtung trifft dies aber mE aus folgenden Gründen nicht/nur bedingt zu:

1) Die ET wird meines Wissens in den ersten 4-6 Klassen nicht unterrichtet, zumindest konnte ich derartiges bei meinen Kindern nicht feststellen (sogar über die ganze Schulzeit nicht). Dieses komplexe Thema wäre auch für die stark zusammengestrichenen wissenschaftlichen Fächer Physik, Chemie & Biologie zu dem einen Fach PCB viel zu umfangreich. Bis zur Religionsmündigkeit mit 14 Jahren sollten aber die kreationistischen Eltern in der Lage sein, eine weltanschauliche Stabilisierung ihres Kindes zu bewirken.

2) In der Grundschule wird zB im Fach Heimat- u. Sachkunde zum Thema "tägliches Brot" auch das "Vater unser" vermittelt (Schulbuchinhalt).

Im Gegensatz dazu wird die ET, sofern sie an Schulen gelehrt werden sollte, mit Sicherheit nicht als Glaubensbekenntnis ala

Äffischer Vorfahre unser
der du die Erde bevölkert hast
gepriesen sei deine evolutionäre Ausdauer
die uns die Gentechnik bescheret hat
auf daß der Mensch Schöpfer alles Seins werde...
usw. usf

...gelehrt.

Es ist mE ein grundsätzlicher Unterschied, ob an einer staatlichen Schule mit wissenschaftlichem Bildungsauftrag auch absolute Glaubenswahrheiten vermittelt werden u. damit Kinder/Eltern nicht klar kommen, od. ob an einer solchen Schule reine wissenschaftlichen Erkenntnisse (= Wissen, aber ungleich Wahrheiten) den Kindern vermittelt werden.

3) Der Restkonflik, der sich für kreationistische Eltern aus der ET ergibt, ist mE nicht auflösbar, aber in unserer Gesellschaft tragbar.
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Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.

Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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Wygotsky
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Beitrag(#88816) Verfasst am: 10.02.2004, 21:36    Titel: Antworten mit Zitat

Reni hat folgendes geschrieben:
Ich wäre froh, wenn meinen Kindern religiöse Inhalte als Wissen vermittelt würden, aber dann bitte nicht als Teil von *uns*, sondern als Teil unserer Kultur und von *den Christen*, *den Muslimen* ect. Die können von mir aus gerne alles lernen über *die Christen* usw, aber nicht, daß *unser Gottessohn geboren* wurde oder *unser Jesus auferstanden ist*. Und die ständige, wochenlange Durchführung religiöser Riten (Lieder, Theaterstückchen) in dieser extrem einseitigen Form plus Vernachlässigung anderer zu unserem Kulturgut gehörender Bildungsinhalte sind einfach nur übel.


Vielleicht wäre das ja eine gute Argumentationsgrundlage. Man hatte ein Stück mit religiösem Bezug. Wann ist denn mal ein weltliches Stück dran? Wann wird mal gemalt, gebastelt, gesungen, ohne das religiöses Brauchtum dahinter steht? Inwiefern präsentiert die Schule einen guten Mix an Themen? Inwiefern werden die Schüler auf das Leben in einer pluralistischen Gesellschaft vorbereitet, in der eben nicht jeder an Gott glaubt.

Das Beispiel deines Sohnes hätte ja auch eine Chance sein können, der Klasse zu zeigen, wie man positiv mit Andersgläubigen umgehen kann. Das Krippenspiel hätte ja Anlass dafür sein können, die Weltanschauung deines Sohnes zu thematisieren. Ich könnte mir vorstellen, dass das für die christlichen Kinder sehr interessant hätte sein können, mal darüber zu sprechen, wie dein Sohn Weihnachten sieht und erlebt. Die würden dann mitkriegen, dass die Weihnachtsgeschichte für manche Leute Offenbarung und für andere Leute eben nur eine Geschichte ist.
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Wygotsky
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Beitrag(#88845) Verfasst am: 10.02.2004, 22:05    Titel: Antworten mit Zitat

Falameezar hat folgendes geschrieben:

1) Die ET wird meines Wissens in den ersten 4-6 Klassen nicht unterrichtet, zumindest konnte ich derartiges bei meinen Kindern nicht feststellen (sogar über die ganze Schulzeit nicht).


Ich wurde 1980 an einer katholischen Grundschule eingeschult. Im Schulunterricht erfuhr ich, dass es lange vor den Menschen schon Dinosaurier auf der Erde gab, die später ausstarben und dass der Mensch "vom Affen abstammt", sich also irgendwie (wie war mir schleierhaft) allmählich aus anderen Lebensformen entwickelt hat, die uns immerhin ähnlicher waren als z.B. Spinnen oder Tulpen. In der 4. Klasse sprach meine katholische Lehrerin mit uns darüber, dass der biblische Schöpfungsbericht eine Geschichte sei, die uns zeige, wie sich die Menschen die Erschaffung der Welt vor langer Zeit einmal vorgestellt hatten. Ferner erinnere ich mich, dass sie uns in diesem Zusammenhang auch ein paar andere Mythen über die Entstehung der Welt vorgelesen hatte, die aus anderen Kulturen stammten.

Meine 3-6-jährigen im Kindergarten wissen inzwischen, dass das Universum beim Urknall entstanden ist, dass es die Erde nicht von Anfang an gab, dass es nicht von Anfang an Leben auf der Erde gab, dass es vor den Menschen ganz andere Lebewesen auf der Erde gab, z.B. die Dinosaurier, dass Arten aussterben können und dass Wissenschaftler herausfinden können, wie frühere Arten ungefähr ausgesehen haben, indem sie Versteinerungen der Skelette untersuchen, und dass die Sonne eines Tages verlöschen wird, aber dann vermutlich längst keine Menschen mehr auf der Erde leben werden. Auch sie wissen, dass der Mensch "vom Affen abstammt". Außerdem kennen sie den biblischen Schöpfungsbericht.

Gegen eine Vermittlung als absolute Wahrheit bin ich selbstverständlich auch. Aber das ist ja auch etwas anderes, als zu fordern, dass nichts vorkommen darf, was eine einigermaßen sozialverträgliche elterliche Weltanschauung erschüttern könnte.

Die Schule ist übrigens nicht nur dazu da, wissenschaftliche Kenntnisse zu vermitteln.
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Falameezar
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Beitrag(#88877) Verfasst am: 10.02.2004, 22:57    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Falameezar hat folgendes geschrieben:

1) Die ET wird meines Wissens in den ersten 4-6 Klassen nicht unterrichtet, zumindest konnte ich derartiges bei meinen Kindern nicht feststellen (sogar über die ganze Schulzeit nicht).


Ich wurde 1980 an einer katholischen Grundschule eingeschult. Im Schulunterricht erfuhr ich, dass es lange vor den Menschen schon Dinosaurier auf der Erde gab, die später ausstarben und dass der Mensch "vom Affen abstammt", sich also irgendwie (wie war mir schleierhaft) allmählich aus anderen Lebensformen entwickelt hat, die uns immerhin ähnlicher waren als z.B. Spinnen oder Tulpen. In der 4. Klasse sprach meine katholische Lehrerin mit uns darüber, dass der biblische Schöpfungsbericht eine Geschichte sei, die uns zeige, wie sich die Menschen die Erschaffung der Welt vor langer Zeit einmal vorgestellt hatten.


Verwundert War das in einer größeren Stadt, in welchem Bundesland? Ein solcher Lehrstoff wäre hier undenkbar, allerhöchstens als Meinungsäußerung einer Lehrkraft.


Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Ferner erinnere ich mich, dass sie uns in diesem Zusammenhang auch ein paar andere Mythen über die Entstehung der Welt vorgelesen hatte, die aus anderen Kulturen stammten.


...und bei uns wurden Lehrkräfte mit der christlichen Lehrerlaubnis in Ethik eingesetzt, damit sie dort christliche Wahrheiten verbreiten konnten.

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Meine 3-6-jährigen im Kindergarten wissen inzwischen, dass das Universum beim Urknall entstanden ist, dass es die Erde nicht von Anfang an gab, dass es nicht von Anfang an Leben auf der Erde gab, dass es vor den Menschen ganz andere Lebewesen auf der Erde gab, z.B. die Dinosaurier, dass Arten aussterben können und dass Wissenschaftler herausfinden können, wie frühere Arten ungefähr ausgesehen haben, indem sie Versteinerungen der Skelette untersuchen, und dass die Sonne eines Tages verlöschen wird, aber dann vermutlich längst keine Menschen mehr auf der Erde leben werden. Auch sie wissen, dass der Mensch "vom Affen abstammt".


Derartiges Wissen hatten unsere Kinder nur von uns bzw durch geeignete TV-Sendungen, welche wir gemeinsam ansahen.

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Außerdem kennen sie den biblischen Schöpfungsbericht.


Auch dies haben unsere Kinder mit unserem Wissen durch die Großeltern schon sehr früh mitbekommen (vor der Einschulung), aber das lag allein bei der Entscheidung unserer Kinder (Wochenende bei den GE).

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Gegen eine Vermittlung als absolute Wahrheit bin ich selbstverständlich auch. Aber das ist ja auch etwas anderes, als zu fordern, dass nichts vorkommen darf, was eine einigermaßen sozialverträgliche elterliche Weltanschauung erschüttern könnte.


Es sind nicht so sehr die Inhalte, die zB uns störten, sondern die Hinterhältigkeit, mit der sie an das Kind gebracht wurden. Wie ich oben schon erwähnte, haben unsere Kinder auch an Krippenspielen teilgenommen, aber die betreffenden Lehrkräfte haben ZUVOR uns darüber in Kenntnis gesetzt, so daß wir in aller Ruhe mit unseren Kindern darüber sprechen konnten u. diese sich dann auch dafür entschieden. So wie Reni schon schrieb, kann man ja durchaus über Religion(en) u. deren Glaubensinhalte in der Schule sprechen, jedoch sollte dies ZUVOR allen klar sein. Die gängige Praxis ist aber eine andere.

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Die Schule ist übrigens nicht nur dazu da, wissenschaftliche Kenntnisse zu vermitteln.


Damit ich diesem Satz zustimmen kann, muß ich ihn umformulieren: Die Schule sollte übrigens nicht nur dazu da sein, wissenschaftliche Kenntnisse zu vermitteln. Leider konnte ich ein derartiges Bemühen nur bei 2-3 Lehrkräften von ca. 30 feststellen.
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El Schwalmo
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Beitrag(#88884) Verfasst am: 10.02.2004, 23:06    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Falameezar,

Falameezar hat folgendes geschrieben:


[ ... ]

:surprise: War das in einer größeren Stadt, in welchem Bundesland? Ein solcher Lehrstoff wäre hier undenkbar, allerhöchstens als Meinungsäußerung einer Lehrkraft.


ich war vor ein paar Wochen als Begleitperson mit der Klasse unserer Tochter (4.Schuljahr) im Senckenberg-Museum, weil die in Sachkunde 'Dinosaurier' machten. Evolution stand dort zwar nicht im Mittelpunkt (es ging wirklich nur um die Echsen), aber viele Essentials, die sich nicht mit einer wortwörtlichen Lesart der Genesis vereinbaren lassen, haben sie doch mitbekommen.

Grüßle

Thomas
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Falameezar
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Beitrag(#88893) Verfasst am: 10.02.2004, 23:19    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Thomas

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
ich war vor ein paar Wochen als Begleitperson mit der Klasse unserer Tochter (4.Schuljahr) im Senckenberg-Museum, weil die in Sachkunde 'Dinosaurier' machten. Evolution stand dort zwar nicht im Mittelpunkt (es ging wirklich nur um die Echsen), aber viele Essentials, die sich nicht mit einer wortwörtlichen Lesart der Genesis vereinbaren lassen, haben sie doch mitbekommen.


Hier gibt es nur Heimatmuseen. Vielleicht hat sich auch die vergangenen 10 Jahre etwas geändert, aber ich bin immer noch der Meinung, daß sich mit zunehmender Urbanisation die Lehrinhalte ändern.
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El Schwalmo
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Beitrag(#88900) Verfasst am: 10.02.2004, 23:24    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Falameezar,

Falameezar hat folgendes geschrieben:
ich war vor ein paar Wochen als Begleitperson mit der Klasse unserer Tochter (4.Schuljahr) im Senckenberg-Museum, weil die in Sachkunde 'Dinosaurier' machten. Evolution stand dort zwar nicht im Mittelpunkt (es ging wirklich nur um die Echsen), aber viele Essentials, die sich nicht mit einer wortwörtlichen Lesart der Genesis vereinbaren lassen, haben sie doch mitbekommen.


Hier gibt es nur Heimatmuseen.[/QUOTE]

hier auch. Frankfurt ist 80 km weg von hier (Herborn).

Falameezar hat folgendes geschrieben:
Vielleicht hat sich auch die vergangenen 10 Jahre etwas geändert, aber ich bin immer noch der Meinung, daß sich mit zunehmender Urbanisation die Lehrinhalte ändern.


Das sehe ich auch so. Die selben Lehrpläne werden durchaus anders umgesetzt.

Grüßle

Thomas
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