Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Dazu drei Dinge:
1. Man kann nicht sagen, was Leitkultur 'ist'. Oder wenn überhaupt, dann ist das Aufgabe der Soziologen und Medienwissenschaftler. Also im Grunde 'Zeitgeistforschung'. 2. Man kann nicht sagen, was Leitkultur 'sein sollte'. Denn damit macht man sich zurecht verdächtig, irgendwas mit repressiven Maßnahmen durchsetzen zu wollen. 3. Man kann aber sagen, was Leitkultur sein könnte. Dazu gehören Interesse am Geschehen in der Welt, in der Wissenschaft und in der Kultur, ein freier Austausch zwischen Menschen und Kulturen, aber auch ein Bewusstsein für die eigene Kultur, Geschichte und Philosophiegeschichte, die Entwicklung der eigenen Werte, und natürlich ein Einstehen für die eigenen Interessen, ohne diese jedoch zu verabsolutieren oder zu idealisieren und so sich selbst die Möglichkeit, sie vernünftig kommunizieren zu können, zu rauben. Das bedeutet auch geistige Flexibilität, ohne dabei jedoch in dekadenten Relativismus oder schwächliche Wehleidigkeit zu verfallen. Aufklärung, Demokratie und Freiheit nicht als hohle Begriffe zu betrachten, sondern in täglichem Handeln umzusetzen- wäre das nicht eine Leitkultur, die uns allen nützen würde? |
Konstrukt23 hat folgendes geschrieben: |
Aber ist Leitkultur nicht dennoch etwas "gewachsenes"? Also zum Beispiel, daß Europa eine christliche Geschichte hat, die es dementsprechend geprägt hat. Schlußfolgerung KÖNNTE also sein: Christen vor Moslems oder so ähnlich? |
Konstrukt23 hat folgendes geschrieben: |
Aber ist Leitkultur nicht dennoch etwas "Gewachsenes"? |
Rasmus hat folgendes geschrieben: | ||
Warum sollte das so sein können? Es ist keine logische Schlußfolgerung; insbesondere nicht unter Gesichtspunkten der Aufklärung, Toleranz bzw den Grundwerten unserer Gesellschaft. Rasmus. |
Konstrukt23 hat folgendes geschrieben: |
Okay, da stimme ich Dir zu. Aber Geschichte ist Geschichte und gehört eben "mit" dazu. v.a. wenn das christentum wieder auf dem Vormarsch zu sein scheint. |
Rasmus hat folgendes geschrieben: |
Die Idee einer "Leitkultur" steht dem Ziel einer aufgeklärten und rationalen Gesellschaft diametral gegenüber. |
Raphael hat folgendes geschrieben: | ||
Das seh ich ganz anders. Die Idee der aufgeklärten und rationalen Gesellschaft ist die Leitkultur. |
Rasmus hat folgendes geschrieben: | ||||
Darauf können wir uns gerne einigen; nur habe ich nicht den Eindruck, daß dieses Verständniss von "Leitkultur" dem entspricht, was bisweilen von diversen Politikern vorgeschlagen wird. Selbst wenn dem so sein sollte, würde ich den bEgriff nicht wirklich mögen. Rasmus. |
Konstrukt23 hat folgendes geschrieben: |
Dem kann auch ich mich so anschließen. Aber auch als Atheist finde ich, daß auch die nicht-rationalen Werte des Christentums durchaus dazugehören. |
Zitat: |
Also: Leitkultur "sollte" Aufklärung und Toleranz gegenüber religiösen Spinnern sein - solange diese nicht Gesetze übertreten. |
Rasmus hat folgendes geschrieben: | ||||
Welche und wozu?
Solange die mich in Ruhe lassen, müssen die meinetwegen auch nicht aufgeklärt werden. Ihretwegen natürlich schon - aber das ist bloß meine Meinung... Rasmus. |
Konstrukt23 hat folgendes geschrieben: | ||||||
Die Geschichte von und mit der Moral zum Beispiel. Diese ist zweifelsohne von den christlichen Geboten mitgeprägt worden und kann auch ohne religiös zu sein wertvoll sein. Ob die Werte nun von Moses oder Kant sind sollte doch eigentlich egal sein, wenn´s passt. Oder? Es geht um das friedliche Zusammenleben. Und einen religiösen Fanatiker aufzuklären halte ich für eine Bürgerpflicht. Ich schaue nicht weg. Egal ob er mich in Ruhe lässt oder nicht. Wer weiß denn schon wie lange wir noch in Ruhe gelassen werden? Siehe Islamismus und Kreationismus. Das muß doch im Interesse Aller angegangen werden. |
Raphael hat folgendes geschrieben: | ||||||||
Also auf die "Werte" von Moses kann ich gerne verzichten. |
Konstrukt23 hat folgendes geschrieben: |
Du findest also Töten okay? |
Konstrukt23 hat folgendes geschrieben: |
Es geht nicht allein um religöse Gebote oder Moses Weltbild und seine Ansichten im Detail. Gebote und Regeln wurden aufgestellt um das Zusammenleben der Menschen zu erleichtern. Im Naturrecht galt das Faustrecht. Wenn Moses als einer der Ersten den Satz: "Du sollst nicht töten!" aufstellt, so halte ich das für eine anerkennenswerte Leistung. |
Zitat: |
Diese wird auch nicht durch andere, fragwürdigere Gebote geschmälert. |
Zitat: |
Einige der 10 Gebote sind ein gutes Stück auf dem Weg vom Naturrecht zum Menschenrecht. |
Zitat: |
Aufklärung ist für mich eine nötige Weiterentwicklung dessen. Ich finde das muß man auch als Atheist oder konfessionsloser anerkennen.
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Zitat: |
Wer Jura studiert, setzt sich mit derartigen Themen bereits im 1.Semester auseinander. |
Rasmus hat folgendes geschrieben: | ||
Unter Umständen. Und genau das ist der Grund, warum die Christlichen Gebote für die Katz' sind. Außerdem sehe ich keinen Grund mich an Gebote zu halten, weil die angeblich von einem Gott stammen sollen. Diese Form der Argumentation motiviert mich nichtmal dazu, darüber nachzudenken was es noch für GRünde für ein solches Gebot geben könnte. Sag, isst du Schweinefleisch? Rasmus. |
Konstrukt23 hat folgendes geschrieben: |
Schon mal auf den Gedanken gekommen, das Gott ein Konstrukt des menschlichen Geistes ist, um sich von den Fesseln der Unwissenheit zu befreien? Wer sagt denn, daß Moses selbst an Gott geglaubt hat? Vielleicht hat er ihn ja auch nur als Metahpher verwendet, damit der Pöbel es auch rafft. |
Rasmus hat folgendes geschrieben: | ||||||||||
Und Du meinst vor Moses hätte es kein zivilsiertes Zusammenleben gegeben?
Doch, ich finde schon. Wer z.B. seinen Sklaven aus Gründen der Gewinnmaximierung verbietet, sich gegenseitig zu töten hat nicht viel geleistet.
Und? Deshalb muß ich sie noch lange nicht akzeptieren. Akzeptieren muß ich sie erst, wenn sie aus der Religion herausgelöst werden und entsprechend begründet sind. Und wenn das Gebot gegen das Töten von anderen Menschen auf gleicher Stufe mit einem Gebot gegen Cheeseburger steht, dann ist beide mit größtem Misstrauen zu begegnen.
Nein. Weil die Aufklärung den Umweg über die Religion nur zufällig genommen ehat, und durchaus ohne denkbar wäre. Andererseits ist offensichtlich, welche Problem die Relihgion der Aufklärung bereitet hat und noch heute bereitet.
Eventuell aus der historischen Perspektive heraus. Aber das gibt einem noch keinen Grund, den Religionen ein Verständniss für die Menschenrechte zu unterstellen. Für eine derart wohlwollende interpretation sehe ich keinen Grund. Es ist im Zweifel nicht mehr als eine evolutionär entwickelte Gesellschaftsordnung. Rasmus. |
Konstrukt23 hat folgendes geschrieben: | ||||||||||
Du findest also Töten okay? |
Raphael hat folgendes geschrieben: | ||||||||||||
Ganz im Gegenteil - deshalb lehne ich Mose ja ab. Und Mose wurde zornig über die Hauptleute des Heeres, die Hauptleute über tausend und über hundert, die aus dem Feldzug kamen, und sprach zu ihnen: Warum habt ihr alle Frauen leben lassen? [...] So tötet nun alles, was männlich ist unter den Kindern, und alle Frauen, die nicht mehr Jungfrauen sind. 4. Mose XXXI 14, 15, 17 |
Konstrukt23 hat folgendes geschrieben: |
Ich kann doch wohl dieses Gebot für mich annehmen ohne direkt den ganzen Moses-Spinner annehmen zu müssen? Der Mensch ist halt Ekletiker |
Raphael hat folgendes geschrieben: |
Leitkultur, das ist für mich das Zusammenspiel von freiheitlicher Gesellschaftsordnung, Demokratie, Rechtsstaat, Menschenwürde und Gleichberechtigung. |
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