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Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft

#1: Neue Studiengänge Autor: Imperator Palpatine BeitragVerfasst am: 29.10.2003, 15:13
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In den letzten Monaten konnte man in den Medien ja verstärkt nachlesen, dass an zahlreichen Hochschulen neue Studiengänge mit den Abschlüssen Bachelor und Master angeboten werden. Ich frage mich aber nach dem Sinn. Okay, die deutschen Diplomstudiengänge sind schon recht theorielastig, und etwas mehr Bezug zur Praxis könnte sicher nicht schaden. Aber dafür gibt es doch schon seit Jahrzehnten die Fachhochschulen. Das macht den Bachelor-Abschluss in meinen Augen ziemlich überflüssig. Und der Master ist doch auch nur ein deutsches Diplom mit englischem Titel, so wie ich ihn erklärt bekommen habe. Ich finde absolut nicht, dass die deutschen Abschlüsse angeblich international nicht vergleichbar sind. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass da nur alter Wein in neuen Schläuchen verkauft werden soll. Muss denn gleich alles einen englischen Namen haben, nur um international vergleichbar zu sein?
Wie seht ihr das?

#2:  Autor: PoldiWohnort: Bavarian Congo BeitragVerfasst am: 29.10.2003, 18:06
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Hi ...

Da hast du was in den falschen Hals bekommen zwinkern

Da ich grade wieder in der "was studier ich"-Phase bin (Nach 10 Jahren Beruf hab ich irgendwie keine Lust mehr, in meiner Firma zu versauern), hab ich mich da etwas schlau gemacht ..

Der Bachelor ist die internationale Entsprechung eines FH-Abschlußes, das stimmt, jedoch ist die Studienzeit deutlich kürzer (Dipl- Inf.-FH 4 Jahre, Bachelor 3 Jahre), es handelt sich quasi um einen Crashkurs, der bei weitem nicht so qualifizierend ist, wie ein ein normaler. Daher werden Bachelors auch hauptsächlich als eine Art Weiterbildung bzw. berufsbegleitende Studiengänge angeboten.
Mit dem Master verhält es sich ähnlich, Studium light quasi, aber mit der Möglichkeit, schneller (wieder) ins Berufsleben einzusteigen.

Ich finde die Idee gut, denn langsam dämmert es den Arbeitgebern, daß ein Titel noch lange nichts über die Fähigkeiten aussagen,
so "verschwendet" man wenigstens keine Zeit mit zu langem studieren. Sehr glücklich

#3:  Autor: Imperator Palpatine BeitragVerfasst am: 30.10.2003, 10:36
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Hallo Poldi,

danke für die Infos. Jetzt sehe ich etwas klarer. Nun ja, die deutschen Hochschulen haben sich seit Alexander von Humboldt kaum verändert. Man möchte nach wie vor Nachwuchswissenschaftler ausbilden und keine Leute für die Wirtschaft. Diese Vorstellung herrscht leider auch noch bei vielen Dozenten vor. Auf einer Podiumsdiskussion hat ein Professor mal wortwörtlich gesagt:"Es ist nicht Aufgabe der deutschen Hochschulen, Nachwuchskräfte für die Wirtschaft auszubilden."

#4:  Autor: Zebra BeitragVerfasst am: 30.10.2003, 10:49
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Imperator Palpatine hat folgendes geschrieben:
Nun ja, die deutschen Hochschulen haben sich seit Alexander von Humboldt kaum verändert. Man möchte nach wie vor Nachwuchswissenschaftler ausbilden und keine Leute für die Wirtschaft.


Ich sehe nicht, wieso das einander unbedingt ausschließen sollte. Wer lernt, "wissenschaftlich zu arbeiten", lernt vor allem auch gewissenhaft und effizient zu arbeiten.

Davon abgesehn ist Grundlagenforschung ja auch nichts verachtenswertes.

#5:  Autor: ShadaikWohnort: MG BeitragVerfasst am: 30.10.2003, 11:26
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Der Bachelor of Arts (B. A.) ist die Vorstufe zum Abschluss Master of Arts (M. A.), der ungefähr dem alten Magister Artium entspricht.

UNterschied ist etwa, dass es viel mehr Pflichtkurse gibt. Das Studium ist nicht mehr, wie beim Magister Artium, in Grund- und Hauptstudium aufgeteilt, sondern in einzelne Semester.
In jedem Semester muss eine Reihe von Wahlpflichtkursen belegt und nachgewiesen werden. Erfolgt kein Nachweis (was auch durch Krankheit des Dozenten geschehen kann) muss das Semester wiederholt werden.

Der Studiengang führt wegen der extrem eingeschränkten Kurswahlmöglichkeiten zu überfüllten Veranstaltungen in besonders engen Zeitschienen und zu einer Verschulung und De-Individualisierung des Studiums.
Eine bereits im Studium angelegte Spezialisierung ist nicht mehr möglich, was man sowohl als positiv wie auch als negativ betrachten kann.

Grundätzliche positive Effekte sind eine Verkürzung der Studienzeit, ein toll klingender Titel nach erfolgtem Abschluss und eine stärkere Praxisorientierung.
Das alles hätte man mE aber auch durch eine gemäßigte Reform der Magisterstudiengänge erreichen können.

#6:  Autor: Imperator Palpatine BeitragVerfasst am: 30.10.2003, 12:55
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Zebra hat folgendes geschrieben:


Ich sehe nicht, wieso das einander unbedingt ausschließen sollte. Wer lernt, "wissenschaftlich zu arbeiten", lernt vor allem auch gewissenhaft und effizient zu arbeiten.

Davon abgesehn ist Grundlagenforschung ja auch nichts verachtenswertes.


Sicherlich nicht. Auch ich schätze durchaus die Grundlagenforschung.
Keine Frage, wer wissenschaftlich arbeitet, arbeitet sicherlich auch gründlich und gewissenhaft. Effizienz ist an den deutschen Unis aber nicht wirklich gefragt, mal ganz abgesehen von der bürokratischen Hochschulverwaltung. Ich kann mich noch an ein Seminar bei einem Dozenten erinnern, der es den Studenten strikt untersagte, in Vorträgen und Ausarbeitungen den Begriff "analog" zu benutzen. Man musste jedes Mal den gleichen Kram komplett neu aufschreiben. Wenn du so in der Wirtschaft arbeiten würdest, würdest du deinen Job nicht lange behalten.

#7:  Autor: Zebra BeitragVerfasst am: 30.10.2003, 13:11
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Imperator Palpatine hat folgendes geschrieben:
Zebra hat folgendes geschrieben:


Ich sehe nicht, wieso das einander unbedingt ausschließen sollte. Wer lernt, "wissenschaftlich zu arbeiten", lernt vor allem auch gewissenhaft und effizient zu arbeiten.

Davon abgesehn ist Grundlagenforschung ja auch nichts verachtenswertes.


Effizienz ist an den deutschen Unis aber nicht wirklich gefragt, mal ganz abgesehen von der bürokratischen Hochschulverwaltung.


Das meinte ich auch gar nicht. Ich bezog mich dabei auf die Aufgaben, die Studenten im Allgemeinen so zu bewältigen haben: Lesen, Lesen, Lesen, Lernen, Anwenden. Frage dabei: Was muss ich unbedingt lesen? Was sollte ich unbedingt aud dem Effeff kennen, was hingegen kann man unter den Tisch fallen lassen? Wie wende ich mein auswendig gelerntes Wissen am effektivsten an? Also kurz, die Unterscheidung zwischen Wichtigem und unwichtigem... Dass das natürlich nur das Ideal des Studenten und seiner Arbeoit darstellt ist mir auch bewusst.



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