Fortschrittlichkeit der Kulturen vergleichbar?
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#1: Fortschrittlichkeit der Kulturen vergleichbar? Autor: NewRisingSun BeitragVerfasst am: 28.12.2003, 05:00
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Beim Test auf politicalcompass.org gibt es eine interessante Frage: "There are no savage and civilised peoples; there are only different cultures." (Agree/Disagree).

Wie ist Eure Meinung dazu? Kann man Kulturen dahingehend vergleichen, dass die eine fortschrittlicher ist als die andere, oder darf man das nicht, sind alle Kulturen auf ihre Weise gleichwertig?

Falls ja, was sind mögliche Indikatoren für die "Fortschrittlichkeit" einer Kultur?

Ich bin gespannt auf Eure Antworten! Smilie

#2:  Autor: AlziWohnort: Oberfranken BeitragVerfasst am: 28.12.2003, 05:31
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Je niedriger die Selbstmordrate und die Gewalttätigkeit, und je höher der Anteil erneuerbarer Ressourcen und die Zufriedenheit der Menschen, desto fortschrittlicher ist eine Kultur.
Denn der Fortschritt sollte dem Menschen dienen, nicht der Mensch dem Fortschritt.

#3:  Autor: Nergal BeitragVerfasst am: 28.12.2003, 06:14
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Die menschlichen Kulturen sind natürlich nicht alle gleichwertig.
Ich finde Kulturen (auch westliche, es gibt da keinen Unterschied) in welchen Frauenunterdrückung* als Kulturgut angesehen wird als minderwertig bzw Kulturen in welchen die Genitalverstümmelung* geduldet wird.
Das ist aber nicht das selbe wie wenn man den technische Fortschritt betrachtet, so gibt es auch durchaus hochtechnisierte Kulturen die gegenüber zB bestimmten technisch unterentwickelten Stämmen Afrikas minderwertig sind.

*Etwas das niemals Lebensnotwendig war bzw anders erklärt werden kann als durch den versuch sexuele Selbstbestimmung zu verhindern

So etwas ist natürlich nicht politisch korrekt aber dummer weise wahr.

#4: Re: Fortschrittlichkeit der Kulturen vergleichbar? Autor: frajo BeitragVerfasst am: 28.12.2003, 07:30
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NewRisingSun hat folgendes geschrieben:
Beim Test auf politicalcompass.org gibt es eine interessante Frage: "There are no savage and civilised peoples; there are only different cultures." (Agree/Disagree).
Wie ist Eure Meinung dazu? Kann man Kulturen dahingehend vergleichen, dass die eine fortschrittlicher ist als die andere, oder darf man das nicht, sind alle Kulturen auf ihre Weise gleichwertig?
Falls ja, was sind mögliche Indikatoren für die "Fortschrittlichkeit" einer Kultur?

[1]
schön, daß obige formulierung etwas verbreitung findet.

[2]
der begriff "fortschrittlichkeit" macht keinen sinn, wenn nicht gleich dabei steht, unter welchem aspekt sie gesehen wird. also "technischer fortschritt", "sozialer fortschritt" etc.

[3.1]
daher ist es auch mumpitz, einfach nur zu sagen, kultur A sei fortschrittlicher als kultur B.
[3.2]
ansonsten darf nicht nur, sondern muß verglichen werden.

z.b. war das verfahren der güteraufteilung bei den rothäuten nordamerikas zweifelsohne fortschrittlicher als bei den staaten der westlichen wertegemeinschaft.
und die attische demokratie war zwar nicht in jeder, aber doch in mancher hinsicht fortschrittlicher als die heute in den obengenannten staaten praktizierte.
naja, und dem naturwissenschaftlichen weltbild der griechen konnte das allerchristlichste europa gut anderthalb jahrtausende lang nicht das wasser reichen.
noch ein stichwort: mit der analphabetenrate im klassischen griechenland zog erst das 19. jahrhundert gleich. karl "der große" konnte mit mühe nur seinen namen schreiben. sowas wäre in athen undenkbar gewesen.

#5:  Autor: NaastikaWohnort: an der Fütterungsstelle der Eichhörnchen BeitragVerfasst am: 28.12.2003, 13:35
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Ich denke, für Bewertung einer Kultur kommt es gar nicht darauf an, ob sie "fortschrittlich" ist. Als "Fortschritt" begreifen wir einen fortlaufenden Zuwachs an materiellen (BIP) oder immateriellen (Gesundheit, Zufriedenheit, Freiheit) Gütern.

Meine Meinung nach kommt es vorrangig auf die immateriellen Güter an, die oft, jedoch nicht automatisch, eine Folge der materiellen Gütern sind. Der Zugang zu diesen immateriellen Gütern macht die Qualität einer Kultur aus.

Es sind Kulturen denkbar, die auf einem bestimmten Level stagnieren. Dennoch kommen ihre Mitglieder in den Genuss immateriellen Gütern, so z.B. bei den egalitären Jäger- und Sammler-Kulturen. Diese Kulturen wären somit hohwertig.

Unsere Kultur (die üblicherweise als westlich bezeichent wird, und auch den Osten stark beeinflusst hat) ist von einem fortdauernden Zuwachs an materiellen und (teilweise...) immateriellen Gütern gekennzeichnet. Somit ist auch die als qualitativ hohwertig zu bezeichen.

Es gibt jedoch einige Kulturen, die nicht allen ihren Mitgliedern einen Zugang zu den genannten Gütern bieten. Aus meiner Sicht ein Beispiel dafür die islamisch geprägte Welt. In einigen Ländern, wie z.B. Saudi-Arabien, ist trotz eines hohen wirtschaftichen Standarts der Zugang zu immateriellen Gütern nicht für alle Mitglieder gewährleistet.

#6:  Autor: Heike N.Wohnort: Bottrop BeitragVerfasst am: 28.12.2003, 14:29
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Alzi hat folgendes geschrieben:
Je niedriger die Selbstmordrate und die Gewalttätigkeit, und je höher der Anteil erneuerbarer Ressourcen und die Zufriedenheit der Menschen, desto fortschrittlicher ist eine Kultur.
Denn der Fortschritt sollte dem Menschen dienen, nicht der Mensch dem Fortschritt.


Das musst du mir näher erklären. Mir kommt da "Brave new World" in den Sinn. Speziell gezüchtete Menschen für spezielle Aufgaben. Zusätzlich jeden Tag den Soma und du bist zufrieden. Ist es ja auch nicht wirklich, oder? Am Kopf kratzen

#7:  Autor: ShadaikWohnort: MG BeitragVerfasst am: 28.12.2003, 16:43
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Das Leben in Brave New World muss klasse sein. Alle sind zufrieden und trotzdem funktioniert das System.

Zur Ursprungsfrage: Kulturen lassen sich mE nicht in "primitiv" und "fortschrittlich" einteilen, allerhöchstens in "willkürlich" und "konsistent" als Pole.

#8:  Autor: frajo BeitragVerfasst am: 28.12.2003, 17:04
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Shadaik hat folgendes geschrieben:
Das Leben in Brave New World muss klasse sein. Alle sind zufrieden und trotzdem funktioniert das System.
das wirft die frage auf, ob eine solche gesellschaft nicht nur vorstellbar, sondern auch realisierbar ist. oder ob das nicht ein arg statisches modell für etwas ungemein dynamisches ist.
Zitat:
Zur Ursprungsfrage: Kulturen lassen sich mE nicht in "primitiv" und "fortschrittlich" einteilen, allerhöchstens in "willkürlich" und "konsistent" als Pole.

so ganz wertlos ist die primitiv/fortschrittlich-schublade nicht: sie gestattet rückschlüsse auf ihre nutzer und die sie einbettende kultur. Mr. Green

ansonsten gibt es, bei licht besehen, auf diesem planeten genau eine kultur: die menschheitliche. sie ist allerdings arg grobkörnig, inhomogen und wirft ständig blasen.

#9:  Autor: ShadaikWohnort: MG BeitragVerfasst am: 28.12.2003, 17:10
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frajo hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
Das Leben in Brave New World muss klasse sein. Alle sind zufrieden und trotzdem funktioniert das System.
das wirft die frage auf, ob eine solche gesellschaft nicht nur vorstellbar, sondern auch realisierbar ist. oder ob das nicht ein arg statisches modell für etwas ungemein dynamisches ist.

Oh, keine Angst, in Brave New World wurde fast sämtliche Dynamik ausgeklammert, gemeinsam mit dem Bedürfnis danach.

Zitat:
ansonsten gibt es, bei licht besehen, auf diesem planeten genau eine kultur: die menschheitliche. sie ist allerdings arg grobkörnig, inhomogen und wirft ständig blasen.

Ich würd emich ungern mit der amerikanischen Kultur in einen Topf werfen lassen. zwinkern

Homo(-) ist übrigens ein tolles Wort: homogen, homoitherm, Homo sapiens, Homosexuell... Lachen
Phonetisch eng verwandt mit Hämo- und Humor. Lachen

#10:  Autor: frajo BeitragVerfasst am: 28.12.2003, 17:18
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Shadaik hat folgendes geschrieben:
frajo hat folgendes geschrieben:
ansonsten gibt es, bei licht besehen, auf diesem planeten genau eine kultur: die menschheitliche. sie ist allerdings arg grobkörnig, inhomogen und wirft ständig blasen.

Ich würde mich ungern mit der amerikanischen Kultur in einen Topf werfen lassen. zwinkern
da sind wir uns einig.
hilft aber nix: ich schäme mich auch jedesmal beim galaktischen kongreß, wenn ich zugeben muß, von der schande der galaxis zu stammen. Verlegen

Shadaik hat folgendes geschrieben:
Homo(-) ist übrigens ein tolles Wort: homogen, homoitherm, Homo sapiens, Homosexuell... Lachen
Phonetisch eng verwandt mit Hämo- und Humor. Lachen
jaa - phonetisch. aber ... Motzen

#11:  Autor: kamelpeitscheWohnort: Devil's Dancefloor BeitragVerfasst am: 28.12.2003, 17:52
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shadaik hat folgendes geschrieben:
Das Leben in Brave New World muss klasse sein. Alle sind zufrieden und trotzdem funktioniert das System.


Backflip zur Matrixfrage-"welche Pille?" Lachen

Naja in punkto Ursprungsfrage: Wozu brauechen wir technischen Fortschritt? Die naheliegenste Antwort ist wohl das Ziel, Zufriedenheit zu erreichen; auch viele Dinge, die sich letzendlich als falsch bzw. "uneffektiv" erweisen (z.B. Atomwaffen usw.) dienen dem Zweck, andere Völker zu unterwerfen, was in letzter Konsequenz Zufriedenheit bei dem unterwefenden Volk hervorrufen soll.
Also ist mE die Frage: "Welches Volk setzt seinen intelektuellen Fortschritt zum eigenen Wohle ein?" die entscheidene, in der uns aber viele Völker einiges voraus haben. Ich definiere "Fortschritt" für mich persönlich über die Zufriedenheit der Menschen, die-keine Frage- leichter über technischen Fortschritt erreicht werden kann, sie aber tlw auch hemmt, wenn man sich vereinsamte Wohlstandskids in D anschaut, die ganz sicher keine Legenden sind



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