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Das Millet-System beruht im Prinzip auf islamisches Recht. Danach bezeichnet der Begriff „Millet“ eine Gruppe, die zu einer Konfession und Religion gehört. In der osmanischen Verwaltung werden die Nichtmuslime als tebaa-i gayrimüslime (nichtmuslimische Untertanen), Millet, etc. bezeichnet. Der osmanische Staat gewährte den Nichtmuslimen in religiösen, rechtlichen, administrativen und erzieherischen Angelegenheiten unter ihrer Führung das Recht der Selbstbestimmung. Die Nichtmuslime unter osmanischer Herrschaft setzten sich aus Orthodoxen, Armeniern, Katholiken, Juden und Protestanten zusammen, wobei die Orthodoxen bei der Staatsbürokratie vor den anderen Gemeinschaften standen
Die Millet-Verfassung ermöglichte den nichtmuslimischen Religionen in Südosteuropa und dem Nahen Osten jeweils als Kirche, als rechtlich und politisch anerkannte Institutionen weiter zu existieren. Das Verhältnis zwischen dem Staat und den Religionsgemeinschaften kann nicht mit "Toleranz" gegenüber Andersgläubigen im modernen Sinne, sondern lediglich mit Duldung und Protektion der nichtmuslimischen Gemeinden seitens des Staates erklärt werden. Insbesondere die Kopfsteuer wurde als eine besonders ungerechte Diskriminierung empfunden. |
ateyim hat folgendes geschrieben: |
Für viele meiner Landsleute dient dieser Teil der osmanischen Verwaltungsordnung als ein Beispiel für die "Toleranz" eines islamischen Staates, doch wie hier treffend erwaehnt wird, war dies eher eine Duldung. |
Botschafter Kosh hat folgendes geschrieben: |
So wie ich es verstanden habe ist es dem Moslem vorübergehend erlaubt sich zu verstellen, um später die richtigen Ziele durchzusetzen.
mfg Kosh |
beachbernie hat folgendes geschrieben: |
Deine Frage muesste nicht lauten, wie man das von Dir angefuehrte Phaenomen aus dem Koran ableitet (das ist bloss fuer islamische Geistliche interessant, die glauben ihren Glaeubigen einen Richtungswechsel beibringen oder einen solchen verhindern zu muessen), sondern eher, wer hat welches Interesse daran, den Koran einmal so und einmal ganz anders zu interpretieren... |
Misterfritz hat folgendes geschrieben: | ||
ich denke mal, die, die danach leben wollen/müssen. alle anderen müssen sich nur mit den ergebnissen dieser interpretationen auseinandersetzen. so wie der atheistische junge mann, der sich in eine katholikin verliebt, z.b. |
beachbernie hat folgendes geschrieben: |
Die katholische Kirche verlangt immer noch, dass der nichtkatholische Teil einer Partnerschaft katholisch werden muss, bevor kirchlich getraut werden kann. In der evangelischen Kirche ist man da nicht so rigoros. Und beide berufen sich auf exakt die gleiche heilige Schrift.....komisch, nicht wahr? |
Misterfritz hat folgendes geschrieben: | ||
sorry bernie, aber, im gegensatz zu europa, werden katholische töchter, wenn sie z.b. einen ev. mann heiraten, nicht gesteinigt o.ä. fahre schlicht mal in ein islamisches land und sehe dir die WENIGEN christlichen kirchen an - so sie noch stehen. frage christen dort, falls sie sich wagen, sich als christen zu erkenn en zu geben, wie sie leben, wie sie sich fühlen, wie sie überhaupt die möglichkeit haben, ihren glauben zu leben. und danach fahre nach europa und schaue dir die moscheen hier an und vergleiche..... |
beachbernie hat folgendes geschrieben: |
Hallo Fritzie,
Da war die katholische Kirche eigentlich schon immer fortschrittlicher, die haben in solchen Faellen nie gesteinigt, sondern hoechstens mal ein bisschen wegen Ketzerei verbrannt und die heilige Schrift war immer die gleiche. |
beachbernie hat folgendes geschrieben: |
Vor Jahren mal sah ich ein Foto in einer Illustrierten.... |
Ladeeni hat folgendes geschrieben: |
(...) die im krassen Widerspruch zum salafistischen Islam stehen. |
beachbernie hat folgendes geschrieben: |
Hallo ateyim,
nur wer dem Trugschluss unterliegt, dass die "heiligen Schriften" der grossen Schriftreligionen eindeutig und unabaenderlich sind, kann sich ueber die Evolutionen wundern, die diese durchgemacht haben und auch weiterhin durchmachen. Die heiligen Schriften sind ziemlich vielschichtig und sehr widerspruechlich. Dies muss auch so sein, wenn man deren Funktion bedenkt. Einerseits sollen sie Kontinuitaet garantieren und andererseits sollen sie Anpassungsprozesse an sich wandelnde Umgebungen ermoeglichen. Der Ausweg aus dem scheinbaren Widerspruch ist, dass man eine heilige Schrift zur "alleinigen Wahrheit" erklaert, die in sich so widerspruechlich ist, dass sie einer Priesterkaste als Fundus dienen kann um auf wechselnde Herausforderungen optimal reagieren zu koennen und gleichzeitig den Glaeubigen zu suggerieren, dass man genau das tut, was ihr Gott schon immer gewollt hat. Weil es nun einmal so ist, dass sich viele Leute vor Veraenderungen fuerchten und sie deshalb zu Konservativismus neigen. Fuer Buecher wie Bibel und Koran muss deshalb gelten, dass sie z.B. gleichzeitig als "Buecher des Friedens" und "Buecher des Krieges" gelten koennen, je nachdem wer sie aufgrund welchen Interesses wie interpretiert. Dies ist auch der Grund, weshalb ich dem tieferen Studium dieser heiligen Schriften zur Erkenntnis des "wahren Wesens" einer Religion so wenig Stellenwert beimesse. Man muss sich bloss die richtigen Zitate raussuchen, dann kann man damit alles sowie auch das genaue Gegenteil davon "beweisen". Es ist uebrigens diese grosse "Geschmeidigkeit" in den Auslegungen, denen die grossen Schriftreligionen ihren grossen Erfolg verdanken und die sie erheblich stabiler macht als z.B. Staaten. Ohne die Faehigkeit im Laufe der Zeit ganz gewaltige Wandlungen durchzumachen, waeren sowohl Judentum als auch Islam und Christentum schon lange verschwunden. Deine Frage muesste nicht lauten, wie man das von Dir angefuehrte Phaenomen aus dem Koran ableitet (das ist bloss fuer islamische Geistliche interessant, die glauben ihren Glaeubigen einen Richtungswechsel beibringen oder einen solchen verhindern zu muessen), sondern eher, wer hat welches Interesse daran, den Koran einmal so und einmal ganz anders zu interpretieren... Gruss, Bernie |
ateyim hat folgendes geschrieben: |
Ich kenne mich zu wenig über islamische Recht aus, aber gibt es überhaupt einen islamischen Gottesstaatbefürworter, der in unserer heutigen Zeit einen islamischen Staat anstreben würde unter Berücksichtigung des obigen Systems? Wenn islamischer Gottesstaat dann habe ich den Eindruck, dass es NUR den Islam in dem Land geben darf. Wenn es doch islamischem Recht entspricht so zu verfahren, wie oben beschrieben, müsste dann nicht wenigstens eines so ein Millet-System anvisieren. Abgesehen von der Problematik einer Kopfsteuer, kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Islamist nur im Traum daran denken könnte, einen Staat zu planen, in dem Christen und Juden so behandelt werden wie oben. |
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