Ahmed und die selbstgebaute Uhr
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Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft

#1: Ahmed und die selbstgebaute Uhr Autor: Loke BeitragVerfasst am: 21.09.2015, 19:37
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Hallo liebes Freigeister,

das Thema wurde zwar hier schon kurz angesprochen, aber ich möchte dem Ganzen einen eigenen Thread widmen. Ihr habt vielleicht schon von dem neuesten Islamophobiefall aus den USA gehört:

Ein 14-jähriger muslimischer Junge namens Ahmed bringt eine selbstgebaute Uhr zur Schule mit, die von einem Lehrer für eine Bombe gehalten wird. Die Polizei wird eingeschalten, der Junge festgenommen und verhört und dann für drei Tage von der Schule suspendiert. Die US-amerikanische Öffentlichkeit ist empört, Ahmed wird auf Social-Media-Kanälen massiv verteidigt und als ein Erfinder und als junges Genie, das Opfer des Rassismus und der Islamophobie wurde, dargestellt. Daraufhin wird er von Google, 3M, NASA und dem MIT eingeladen, Twitter bietet ihm ein Praktikum an, Mark Zuckerberg und Barack Obama laden ihn zu persönlichen Treffen ein, Hillary Clinton macht sich persönlich für ihn stark und Microsoft stattet Ahmed mit einem stattlichen "Forschungspaket" aus.

Abseits der einfachen Geschichte gibt es auch noch ein paar andere Aspekte: Nach kurzer Zeit wurde von verschiedenen Seiten festgestellt, dass die "selbstgebaute Uhr" im Endeffekt nur eine normale Digitaluhr ist, die aus dem Gehäuse ausgebaut und in einen Koffer eingebaut wurde. Ahmed hatte die Uhr zuerst seinem Physiklehrer gezeigt, der ihn lobte, ihn aber auch davor warnte, die Uhr in den Unterricht mitzunehmen, da sie verdächtig ausschaut. Trotzdem nahm der Junge sie in alle Klassen mit bis seine Englischlehrerin dann fand, dass die Uhr wie eine Bombenattrappe ausschaut und ihn zum Direktor schickte.

Kritiker finden, dass das Ausbauen einer Uhr aus ihrem Gehäuse keine besondere Leistung darstellt und dass die überschwängliche Reaktion der Öffentlichkeit übertrieben und der Vorwurf der Islamophobie konstruiert ist. Sie zitieren andere Fälle, in denen "Nicht-Minderheits"-Kinder wegen Kleinigkeiten von der Polizei befragt und von der Schule ausgeschlossen wurden, ohne dass sich die Öffentlichkeit dafür interessiert hätte. Das Einschalten der Polizei, die rausfinden sollte, wieso jemand eine Bombenattrappe zur Schule mitbringt, ist laut mehreren Quellen Standardprozedere ("Zero Tolerance").

Andere behaupten sogar, dass Ahmed oder sein Vater möglicherweise diesen Fall absichtlich provoziert haben. Befürworter dieser Thesen bringen etwa die angeblich absichtlich auffällige Konstruktion der selbstgebauten Uhr oder die angebliche Erfahrung seines Vaters im Umgang mit den Medien (zweimaliger sudanesischer Präsidentschaftskandidat) an.

"Verteidiger" Ahmeds betonen, dass es nicht darum geht, ob die Uhr selbstgebaut ist, sondern um Islamophobie in den USA, darum dass Menschen anderer Farbe und Religionen zu Unrecht von Lehrern und Polizei verdächtigt und benachteiligt werden. Dass Kritiker die Leistung Ahmeds herunterspielen oder ihm sogar Absicht unterstellen, wird als Beispiel für die Blindheit vor dem Rassismus gesehen.

Was meint ihr? Ist der Fall ein Beispiel für alltägliche Islamophobie und Rassismus in den USA oder wurde eine unglückliche Situation zu sehr aufgebauscht? Oder etwas ganz anderes?

(Ich habe versucht, als Diskussionsgrundlage die Situation so objektiv wie möglich darzustellen. Da ich mich aber eher zu den Kritikern zähle, könnte meine Darstellung ungewollt etwas unausgewogen sein. In dem Fall würde ich mich über einen Hinweis freuen.)

#2: Re: Ahmed und die selbstgebaute Uhr Autor: schtonk BeitragVerfasst am: 21.09.2015, 22:06
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Loke hat folgendes geschrieben:


[...]

Was meint ihr? Ist der Fall ein Beispiel für alltägliche Islamophobie und Rassismus in den USA oder wurde eine unglückliche Situation zu sehr aufgebauscht? Oder etwas ganz anderes?...

Du hast den Fall offensichtlich intensiv verfolgt, ich selbst nur am Rande. Die vielfältigen Aspekte, die du aufzeigst (danke dafür), waren mir also neu, und ich orientiere
mich in meiner Antwort an ihnen.

Wenn auch in anderen, ähnlichen Fällen wegen der "Zero Tolerance" unabhängig von der Hautfarbe oder Religion der Betroffenen so gehandelt wurde, dann darf man
wohl annehmen, dass der Sicherheitsaspekt hier entscheidend war.

Dass verschiedene Interessensgruppen anderer Ansicht sind wird wohl niemanden verwundern. Und ein Vorkommnis zwecks Imagepflege zu instrumentalisieren ist
ein leider schon fast alltäglicher Vorgang für Politiker oder Geschäftsleute.

Und die Theorie, dass der Vater des Jungen hier einen politischen Selbstzweck verfolgte, um davon zu profitieren, klingt erst mal ein wenig abstrus. Aber unmöglich
ist auch das nicht - nur: Wer will das belegen?

Wie so oft: Es darf spekuliert und vermutet werden, Wahrscheinlichkeiten werden in den Social Media und Foren gegeneinander aufgewogen, und wo Beweise für
die diversen Behauptungen oder Annahmen fehlen, müssen dann halt die Emotionen in die Bresche springen. Wie so oft.

Loke hat folgendes geschrieben:

...
(Ich habe versucht, als Diskussionsgrundlage die Situation so objektiv wie möglich darzustellen. Da ich mich aber eher zu den Kritikern zähle, könnte meine Darstellung ungewollt etwas unausgewogen sein. In dem Fall würde ich mich über einen Hinweis freuen.)

Alles gut Smilie

#3:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 21.09.2015, 22:25
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Vielleicht ist ja tatsaechlich so, dass der Junge bzw. sein Umfeld erheblich cleverer ist als man es braucht um eine Uhr zu bauen. Wenn das von Anfang an so geplant war, dann ist das genial und der Junge ein Selbstvermarktungsgenie.

Aber auch wenn das so sein sollte, dann aendert das rein gar nichts an der Tatsache, dass der Rassismus, der hier moeglicherweise auf sehr listige Art ausgebeutet wurde, in der amerikanischen Gesellschaft existiert, die Masche wuerde sonst naemlich nicht funktionieren.

#4:  Autor: unquest BeitragVerfasst am: 21.09.2015, 23:06
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Hätte mein 14 jähriger Sohn solch einen Quatsch an der Schule gemacht würde ich ihm den Hintern versohlen. Meint: Statt Presse hätte es Ärger gegeben.

#5:  Autor: beachbernieWohnort: Haida Gwaii BeitragVerfasst am: 21.09.2015, 23:18
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unquest hat folgendes geschrieben:
Hätte mein 14 jähriger Sohn solch einen Quatsch an der Schule gemacht würde ich ihm den Hintern versohlen. Meint: Statt Presse hätte es Ärger gegeben.


Dabei muesstest Du aufpassen, dass Du Dich damit nicht genau in den Mittelpunkt eines perfect shitstorms im Internet begeben wuerdest: "Rassismusopfer wird zum zweiten Mal Opfer, diesmal von hegemonial-maennlicher innerfamiliaerer Gwalt!" und Dein Sohn wuerde erst recht zum Medienstar aufsteigen. Neben einem Job beim MIT wuerde man ihm jetzt womoeglich noch ein halbes Dutzend Genderprofessuren aufdraengen.


Aber vielleicht wuerdest Du das ja insgeheim bezwecken..... Sehr glücklich

#6:  Autor: Casual3rdparty BeitragVerfasst am: 21.09.2015, 23:18
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unquest hat folgendes geschrieben:
Hätte mein 14 jähriger Sohn solch einen Quatsch an der Schule gemacht würde ich ihm den Hintern versohlen. Meint: Statt Presse hätte es Ärger gegeben.

verstehe ich nicht ganz. meinst du, er hätte absichtlich eine bombenatrappe herumgezeigt?

#7:  Autor: unquest BeitragVerfasst am: 22.09.2015, 00:48
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Casual3rdparty hat folgendes geschrieben:
unquest hat folgendes geschrieben:
Hätte mein 14 jähriger Sohn solch einen Quatsch an der Schule gemacht würde ich ihm den Hintern versohlen. Meint: Statt Presse hätte es Ärger gegeben.

verstehe ich nicht ganz. meinst du, er hätte absichtlich eine bombenatrappe herumgezeigt?

Das kann ich nicht beurteilen. Aber in dem Alter habe ich Milchdöschen mit Kaliumpermanganat, Backpulver und Zucker befüllt und mit Lunte angesteckt. Und ich wusste was ich tat. Lachen

#8:  Autor: Casual3rdparty BeitragVerfasst am: 22.09.2015, 00:57
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unquest hat folgendes geschrieben:
Casual3rdparty hat folgendes geschrieben:
unquest hat folgendes geschrieben:
Hätte mein 14 jähriger Sohn solch einen Quatsch an der Schule gemacht würde ich ihm den Hintern versohlen. Meint: Statt Presse hätte es Ärger gegeben.

verstehe ich nicht ganz. meinst du, er hätte absichtlich eine bombenatrappe herumgezeigt?

Das kann ich nicht beurteilen. Aber in dem Alter habe ich Milchdöschen mit Kaliumpermanganat, Backpulver und Zucker befüllt und mit Lunte angesteckt. Und ich wusste was ich tat. Lachen


rocket candy war mir mit 14 noch nicht bekannt. https://en.wikipedia.org/wiki/Rocket_candy

ich hab meine raketen noch mit schwarzpulver betrieben. Sehr glücklich

#9:  Autor: VanHanegem BeitragVerfasst am: 31.10.2015, 08:49
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Casual3rdparty hat folgendes geschrieben:

rocket candy war mir mit 14 noch nicht bekannt. https://en.wikipedia.org/wiki/Rocket_candy

Ein bekanntes Kinderbuch:
http://www.amazon.de/Chemische-Experimente-gelingen-Hermann-R%C3%B6mpp/dp/B0000BT9KR

#10: Re: Ahmed und die selbstgebaute Uhr Autor: unquest BeitragVerfasst am: 24.11.2015, 21:46
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schtonk hat folgendes geschrieben:

Und die Theorie, dass der Vater des Jungen hier einen politischen Selbstzweck verfolgte, um davon zu profitieren, klingt erst mal ein wenig abstrus. Aber unmöglich
ist auch das nicht - nur: Wer will das belegen?

Das Heute?

Zitat:
Der zu Unrecht als Bombenbauer verdächtigte US-Schüler Ahmed Mohamed fordert nun 15 Millionen Dollar (14,1 Millionen Euro) Schadenersatz. Der Vorfall von Mitte September habe ein "erhebliches seelisches Trauma" bei ihrem Mandanten ausgelöst, hieß es in einem Schreiben der Anwälte des 14-Jährigen.


Gefickt eingeschädelt. Lachen

#11: Re: Ahmed und die selbstgebaute Uhr Autor: tillich (epigonal) BeitragVerfasst am: 25.11.2015, 00:35
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unquest hat folgendes geschrieben:
schtonk hat folgendes geschrieben:

Und die Theorie, dass der Vater des Jungen hier einen politischen Selbstzweck verfolgte, um davon zu profitieren, klingt erst mal ein wenig abstrus. Aber unmöglich
ist auch das nicht - nur: Wer will das belegen?

Das Heute?

Zitat:
Der zu Unrecht als Bombenbauer verdächtigte US-Schüler Ahmed Mohamed fordert nun 15 Millionen Dollar (14,1 Millionen Euro) Schadenersatz. Der Vorfall von Mitte September habe ein "erhebliches seelisches Trauma" bei ihrem Mandanten ausgelöst, hieß es in einem Schreiben der Anwälte des 14-Jährigen.


Gefickt eingeschädelt. Lachen

Das deutet nicht darauf hin, dass das geplant war.
Eher, dass ein geschäftstüchtiger Anwalt von dem Fall in der Zeitung gelesen hat.



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