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Freigeisterhaus -> Politik und Geschichte

#1: Italexit Autor: sünnerklaasWohnort: Da, wo noch Ruhe ist BeitragVerfasst am: 24.11.2016, 14:57
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Viele Italiener wollen nur noch raus aus der EU und raus aus dem Euro. Die Stimmung in Italien ist extrem aufgeheizt. "Lieber eine Mahlzeit weniger am Tag, lieber wieder die Lire zurück, als das!" - so meint man zu hören. Und natürlich wird wütend mit dem Fuß aufgestampft. Sicherlich sind das extreme Meinungen, aber irgendwie spiegelt das dann doch die sehr emotionale Atmosphäre wieder.
Renzi muss in Italien, um irgendwie noch etwas retten zu können, die Macht des Senats beschneiden. Diese diente im Kalten Krieg dazu, kommunistische Bestrebungen in Italien einzudämmen. Italien galt im Kalten Krieg - wie Griechenland - als extrem unsicherer Kantonist.
Verliert Renzi das Referendum, dann ist in Italien Holland in Not. Das Land steckt in einer tiefen Bankenkrise, dazu kommt eine schwere Wirtschaftskrise, weil viele Unternehmen ganz einfach zu unproduktiv oder aber zu klein sind. Bei Dumpingpreisen von osteuropäischen Unternehmen können sie nicht mithalten. Und mit Luxusartikeln - die aus Sicht mancher Italiener "viel zu schade für den Rest der Welt" sein sollen, verdient sich nun einmal kein Geld.
Eine Lösung des Problems ist nicht in Sicht - erst recht nicht, sollte Renzi das Referendum verlieren.

#2:  Autor: sünnerklaasWohnort: Da, wo noch Ruhe ist BeitragVerfasst am: 05.12.2016, 08:29
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Die Italiener haben im Verfassungsreferendum mit Nein gestimmt.
Ministerpräsident Renzi hat noch in der Nacht in einer hochemotionalen Form seinen Rücktritt erklärt.
Eine Lösung der Finanz-, Banken- und Wirtschaftskrise ist in Italien damit in weite Ferne gerückt.

Meine Meinung: ich frage mich, warum immer überall die Emotionen so hochgekocht werden müssen. Emotionalität ist ein sehr schlechter Berater in der Politik - gerade wenn es fundamentale Probleme gibt. Es kann doch wohl nicht angehen, dass in einem Land in einigen Regionen die organisierte Kriminalität praktisch der größte oder sogar einzige Arbeitgeber ist.

#3:  Autor: DonMartin BeitragVerfasst am: 05.12.2016, 08:41
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So kommt's, wenn man zu viele Dinge zusammenrührt, die eigentlich nicht zusammengehören.
Wenn dann noch das persönliche Schicksal eines möglicherweise umstrittenen Poiltikers mit verknüpft wird, dann kommt selten was gutes heraus.

Ist vielleicht auch ein bisschen "italienische Mentalität": Projekte besonders grossartig anzulegen und emotional zu verkaufen.

#4:  Autor: sünnerklaasWohnort: Da, wo noch Ruhe ist BeitragVerfasst am: 05.12.2016, 12:46
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DonMartin hat folgendes geschrieben:
So kommt's, wenn man zu viele Dinge zusammenrührt, die eigentlich nicht zusammengehören.
Wenn dann noch das persönliche Schicksal eines möglicherweise umstrittenen Poiltikers mit verknüpft wird, dann kommt selten was gutes heraus.

Ist vielleicht auch ein bisschen "italienische Mentalität": Projekte besonders grossartig anzulegen und emotional zu verkaufen.


Renzi und Cameron haben mit ihren Rücktrittsdrohungen wohl gedacht, sie könnten mit der Bevölkerung so umgehen, wie mit ihren Parteimitgliedern.
Parteiintern funzt das Erpressungsmanöver Rücktrittsdrohung meist - weil der Vorsitzend in der Regel keinen Nachfolger hat und sich so ein Rücktritt bei den darauf folgenden Wahlen für die Kandidaten oft sehr negativ auswirkt.

#5:  Autor: satscheWohnort: Südhessen BeitragVerfasst am: 05.12.2016, 22:34
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sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
Die Italiener haben im Verfassungsreferendum mit Nein gestimmt.
Ministerpräsident Renzi hat noch in der Nacht in einer hochemotionalen Form seinen Rücktritt erklärt.
Eine Lösung der Finanz-, Banken- und Wirtschaftskrise ist in Italien damit in weite Ferne gerückt.

Meine Meinung: ich frage mich, warum immer überall die Emotionen so hochgekocht werden müssen. Emotionalität ist ein sehr schlechter Berater in der Politik - gerade wenn es fundamentale Probleme gibt. Es kann doch wohl nicht angehen, dass in einem Land in einigen Regionen die organisierte Kriminalität praktisch der größte oder sogar einzige Arbeitgeber ist.


Renzi hat natürlich überpointiert emotional sein Versprechen, bei einem Scheitern der Volksabstimmung, zurückzutreten eingelöst.

Reine Gesichtswahrung!

Er wusste vorher: Wenn sein "Chef", Staatsoberhaupt Mattarella, ihm bedeutet auf dem Stuhl sitzen zu bleiben, von dem er so überdeutlich emotional zurückgetreten ist, ändert sich zunächst gar nichts.

#6:  Autor: sünnerklaasWohnort: Da, wo noch Ruhe ist BeitragVerfasst am: 06.12.2016, 08:11
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satsche hat folgendes geschrieben:

Renzi hat natürlich überpointiert emotional sein Versprechen, bei einem Scheitern der Volksabstimmung, zurückzutreten eingelöst.

Reine Gesichtswahrung!

Er wusste vorher: Wenn sein "Chef", Staatsoberhaupt Mattarella, ihm bedeutet auf dem Stuhl sitzen zu bleiben, von dem er so überdeutlich emotional zurückgetreten ist, ändert sich zunächst gar nichts.


Renzi tritt als klassischer Parteipolitiker auf. Was für ein Schmierentheater. Natürlich bleibt er auf Bitten von Mattarella im Amt.

Aber auch hier liegt das Problem m.E. nach auf einem ganz anderen Sektor. In der Volkswirtschaftslehre wird weiterhin fast ausschließlich die Neoklassik gelehrt. Und deren zentrales Argument ist, dass es keine Krisen gäbe - basta!

Code:
https://www.taz.de/Einseitige-Hochschulbildung/!5357889/


Die VWL ist praktisch statisch, da hat sich in den letzten 20 Jahren praktisch nichts geändert - außer, dass die Lehrsätze heute im VWL-Bologna-Studium praktisch reflektionslos auswendig zu lernen sind. Es gilt da das Palmström'sche Prinzip.
Ich bin fassungslos, dass im VWL-Studium immer noch ausschließlich nach Lehrbuch (Rezeptbuch) gearbeitet wird. Der bald 70 (!) Jahre alte Samuelson ist praktisch eine Bibel mit unumstößlichen Glaubensdogmen. Das Ding ist aus meiner Sicht komplett überholt. Seit 1948 haben sich die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen grundlegend verändert.



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