Interessantes zur Wellenforschung
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#1: Interessantes zur Wellenforschung Autor: sünnerklaasWohnort: Da, wo noch Ruhe ist BeitragVerfasst am: 14.12.2016, 17:07
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Im Seegebiet zwischen Großbritannien und Island wurde von Messbojen erstmals eine Welle mit 19 Metern Höhe festgestellt.

Die Existenz solcher Wellen wurde lange Zeit von Ozeanographen abgestritten und als "Seemannsgarn" abgetan. Seit Mitte der 1990er Jahre weiß man jedoch, dass es solche Wellen auf offener See tatsächlich gibt.
Der Artikel ist vor allem sehr aufschlußreich, weil er einen Hinweis zur Entstehung solcher Wellen gibt. Die aufgezeichnete Welle trat nach einem Kaltfrontdurchgang auf. Charakteristisch für einen Kaltfrontdurchgang ist auf der nördlichen Halbkugel die Winddrehung von Südwest auf Nordwest. Das heisst, in die von NW nach SE verlaufende Sturmsee läuft eine von SW nach NE verlaufende Dünung ein. Das heisst: man hat es mit zwei im 90-Gradwinkel verlaufenden Wellenrichtungen zu tun.

Das Seegebiet nordwestlich Schottlands ist unter Seeleuten als hochproblematisch bekannt. Die Aufzeichnung dieser Welle könnte durchaus einen Hinweis über das bis heute nicht restlos aufgeklärte Verschwinden des Emder Frachters "Melanie Schulte" im Jahre 1952 geben. Angesichts der strukturellen Probleme, die es mit dem Schiff gab, dürfte so eine Welle auf jeden Fall den Frachter sofort zum Auseinanderbrechen und Sinken gebracht haben.

https://de.wikipedia.org/wiki/Melanie_Schulte_%28Schiff%29




Link klickbar gemacht. vrolijke. Siehe auch hier --> http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?t=35507

#2:  Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 14.12.2016, 19:19
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Der Artikel von Wikipedia ist da nicht ganz richtig - auch vor 95 war die Existenz der Kaventsmänner im Prinzip schon anerkannt, wenn auch die Versicherungen sich noch sträubten. 95 fand die erste echte und nicht bezweifelbare Messung einer solchen Welle an einer Ölplattform statt - deshalb hat dieses Datum dann doch eine gewisse Berechtigung.

Ich kann mich deshalb so gut daran erinnern, weil ich mich 91 auf einem Schiff in einem 4wöchigen Orkan vor Westgrönland befand, dessen Nautiker ein Lied von solchen Wellen singen konnten und bei dieser Gelegenheit auch sangen - die Walther Herwig II war ein paar Jahre zuvor durch eine solche Welle gefahren, die die Scheiben der Brücke komplett zerschlagen hatte. Nur durch Zufall kam niemand dabei um. Um in dieser Höhe diese Wucht zu erreichen, muss die Welle erheblich höher gewesen sein als das Schiff. Weder die entstandenen Schäden noch ihre Entstehung konnten damals angezweifelt werden - und wurden es auch nicht.

#3:  Autor: sünnerklaasWohnort: Da, wo noch Ruhe ist BeitragVerfasst am: 14.12.2016, 20:06
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fwo hat folgendes geschrieben:
Der Artikel von Wikipedia ist da nicht ganz richtig - auch vor 95 war die Existenz der Kaventsmänner im Prinzip schon anerkannt, wenn auch die Versicherungen sich noch sträubten. 95 fand die erste echte und nicht bezweifelbare Messung einer solchen Welle an einer Ölplattform statt - deshalb hat dieses Datum dann doch eine gewisse Berechtigung.

Ich kann mich deshalb so gut daran erinnern, weil ich mich 91 auf einem Schiff in einem 4wöchigen Orkan vor Westgrönland befand, dessen Nautiker ein Lied von solchen Wellen singen konnten und bei dieser Gelegenheit auch sangen - die Walther Herwig II war ein paar Jahre zuvor durch eine solche Welle gefahren, die die Scheiben der Brücke komplett zerschlagen hatte. Nur durch Zufall kam niemand dabei um. Um in dieser Höhe diese Wucht zu erreichen, muss die Welle erheblich höher gewesen sein als das Schiff. Weder die entstandenen Schäden noch ihre Entstehung konnten damals angezweifelt werden - und wurden es auch nicht.


Ich kenne von der Nordsee den Begriff "Kaventsmänner" als sogenannte "Kreuzseen". Das sind Seen, die bei stark abnehmender Wassertiefe auftreten. Die Kaventsmänner unterscheiden sich von der sogenannten "Grundsee" - das ist eine Brandungssee - dadurch, dass sie im Vorfeld des Brandungsbereich entstehen, wenn zurücklaufende Brandungsseen auf vorwärtslaufende Sturmseen treffen. Diese Kollisionsseen können enorme Höhen erreichen - und entwickeln bei einer quer einlaufenden Sturmdünung ihre charakteristische Pyramidenform.

Die Sache mit der Melanie Schulte ist dagegen nicht in Küstennähe passiert, sondern auf offener See. Dass man jetzt quasi im Untergangsgebiet eine derartige Welle hat dokumentieren können, lässt aus meiner Sicht durchaus Rückschlüsse auf die Untergangsursache von 1952 zu. Das Schiff war nachweislich falsch beladen, dazu kamen Probleme mit der Rumpfstruktur - und dann durchfuhr es ein Seegebiet, in dem nun eine solche Welle nachgewiesen wurde - BINGO.

#4:  Autor: fwoWohnort: im Speckgürtel BeitragVerfasst am: 14.12.2016, 20:23
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sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
...
Ich kenne von der Nordsee den Begriff "Kaventsmänner" als sogenannte "Kreuzseen". Das sind Seen, die bei stark abnehmender Wassertiefe auftreten. ....

Wenn Du auf meinen Link geklickt hast, dann ist dort zu sehen, dass Kaventsmann normalerweise? oder nur sehr häufig? synonym zu Monsterwelle benutzt wird. Die Forschungen dazu laufen übrigens schon länger über Satellitendaten (sorry, habe keinen Link, auch Wikipedia kennt diese Arbeiten anscheinend nicht), so dass man da schon länger nicht mehr an bestimmte Messstationen gebunden ist. In der letzten Veröffentlichung, die ich dazu gelesen habe, bestand die zu der Zeit neue Erkenntnis darin, dass diese Wellen viel häufiger sind, als bisher angenommen hatte und dass man außerdem auch Schwerpunktgebiete ausweisen konnte. Als Bereich, in dem die Monsterwellen eine überdurchschnittliche Häufigkeit hatten, wurde ein Streifen östlich vor Afrika bis fast ans Kap erwähnt. Es wurde die Empfehlung ausgesprochen, die Schifffahrtsrouten um diesen Bereich herumzulegen.

#5:  Autor: sünnerklaasWohnort: Da, wo noch Ruhe ist BeitragVerfasst am: 14.12.2016, 22:04
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fwo hat folgendes geschrieben:
sünnerklaas hat folgendes geschrieben:
...
Ich kenne von der Nordsee den Begriff "Kaventsmänner" als sogenannte "Kreuzseen". Das sind Seen, die bei stark abnehmender Wassertiefe auftreten. ....

Wenn Du auf meinen Link geklickt hast, dann ist dort zu sehen, dass Kaventsmann normalerweise? oder nur sehr häufig? synonym zu Monsterwelle benutzt wird. Die Forschungen dazu laufen übrigens schon länger über Satellitendaten (sorry, habe keinen Link, auch Wikipedia kennt diese Arbeiten anscheinend nicht), so dass man da schon länger nicht mehr an bestimmte Messstationen gebunden ist. In der letzten Veröffentlichung, die ich dazu gelesen habe, bestand die zu der Zeit neue Erkenntnis darin, dass diese Wellen viel häufiger sind, als bisher angenommen hatte und dass man außerdem auch Schwerpunktgebiete ausweisen konnte. Als Bereich, in dem die Monsterwellen eine überdurchschnittliche Häufigkeit hatten, wurde ein Streifen östlich vor Afrika bis fast ans Kap erwähnt. Es wurde die Empfehlung ausgesprochen, die Schifffahrtsrouten um diesen Bereich herumzulegen.


Er wird als Synonym gerne benutzt. Aber bei norddeutschen Janmaaten versteht man unter dem Kaventsmann eben die Kreuzsee. die in der Nähe von Wattkanten auftaucht. Es gibt da noch einige andere sehr unangenehme Wellenformen... Die Monsterwellen werden in der Seefahrt oft als "Himalayas" oder "Johnnys" bezeichnet.

Die Freak Wave selbst tritt auf dem offenen Meer auf. Was man seit der Neujahrswelle 1995 weiß ist, dass dabei u.a. Meeresströmungen eine erhebliche Rolle spielen. Im Bereich der Südspitze Afrikas hat man ja sehr schnell dahingehend reagiert, dass die Schifffahrtsrouten geändert wurden. Ebenso wird seitdem das Schiffspersonal entsprechend geschult. Im Vergleich noch zu den 1990ern weiß heute jeder Rudergänger und jeder Wachhabende Nautiker, wie zu reagieren ist, wenn sich eine Freakwave nähert: die Wellen werden schräg angefahren, auf dem Weg ins Wellental wird mit stark reduzierter bzw. rückwärts laufender Maschine gefahren. Dadurch wird die Aufprallgeschwindigkeit reduziert.

Was die Entstehung der Freak Waves angeht, so bin ich der Meinung, dass die Schrödinger-Gleichung, die heute dort als Ursache angeführt wird, nur einen Teil der Ursachen abbildet. Wichtige Faktoren sind aus meiner Sicht und meiner Erfahrung heraus:

1. Verlauf Sturmsee
2. Verlauf Dünung
3. Verlauf Strömung
4. Schrödinger
5. kleinräumige Luftdruckschwankungen

Kleinräumige Luftdruckschwankungen treten bevorzugt auf der Rückseite von Kaltfronten unter hochlablilen Kaltlufbedinungen auf. Sie führen zur plötzlichen Ausdehnung des Wasserkörpers - was eben auch dazu führt, dass Wellen schon mal aus einer ganz anderen Richtung kommen, als es die Windrichtung vermuten lässt. Das ganze Konglomerat zusammen genommen ergibt dann eine hochexplosive Mischung.

Es ist mir ehrlich gesagt ein absolutes Rätsel, wieso die Ozeanographie - sie ist im wesentlichen ein Teil der angewandten Physik - die Möglichkeit der sich gegenseitig verstärkenden Faktoren bei der Wellenbildung bis in die 1990er Jahre abstreiten konnte...



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