Sollte Ostdeutschland für den Milliardenbetrug der "Treuhand"-Anstalt entschädigt werden? | |||||||||||||||||||||
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Stimmen insgesamt : 8 |
fwo hat folgendes geschrieben: |
Da solltest Du dann aber doch besser eine Gesamtrechnung aufmachen, denn Euch gehörte nicht nur die zum allergrößten Teil marode Industrie, sondern auch eine marode Infrastruktur, riesige Behörden, die durch das Steueraufkommen nicht bezahlt werden konnten und Rentenempfänger und -ansprüche ohne eine Kasse, aus der diese Renten hätten kommen können, nicht zu vergessen die fälligen Kredite, die die DDR aufgenommen hatte.
Ich will gar nicht bestreiten, dass die Treuhand auch Fehler gemacht hat, dass man mehr hätte mit dem versuchen können, was man auf vornehm Management-Buy-out nennt, aber dafür, dass das ganze im Prinzip improvisiert war, ist es nicht so schlecht gelaufen, wie manchmal gerne behauptet wird, ohne sich das Gesamtproblem anzusehen. Es gab kein historisches Beispiel für die Übernahme eines abgewirtschafteten "sozialistischen" Staates mit all seinen Hypotheken und entsprechend auch keine Erfahrung. Nur so als Hinweis: Perlen gab es in der Ostwirtschaft nur sehr wenige, Es ist auch zu viel von dem Transfer nach Osten wieder in den Westen zurückgeflossen, es ist auch zu viel davon bei alten DDR-Bonzen hängengebleiben, aber "der große Betrug" ist angesichts der Hypotheken, die der Westen auch übernommen hat, Blödsinn. Als Bildungsbeitrag mal ein bisschen Lesestoff zu dem Thema: https://www.bundestag.de/resource/blob/550094/8e17e37a176c0f9c69150314bed6894d/WD-4-033-18-pdf-data.pdf |
vrolijke hat folgendes geschrieben: | ||
Zugegeben, ich habe es nicht gelesen, aber eine unabhängige Kommission wäre glaubwürdiger. So im allgemeinen. Die Lobbyisten haben sich bei der Treuhand die Klinke in die Hand gegeben. Und das lange vor es ein "Lobbyregister" gab. |
fwo hat folgendes geschrieben: | ||||
Du hast es nicht nur nicht gelesen, Du hast nicht einmal gesehen, was ich überhaupt verlinkt habe, es ist eine Zusammenstellung der Transferzahlungen an die ostdeutschen Bundesländer , hat also direkt überhaupt nichts mit der Treuhand zu tun, sondern damit, wieviel westdeutsches Steuergeld in die Ex-DDR geflossen ist, wenn ich so rechnen würde, wie der Threadersteller, könnte ich das als Enteignung des Westens verkaufen. Diese Zusammenstellung ist vom wissenschaftlichen Dienst des Bundestags, in erster Linie also ein wissenschaftliches Dokument ohne direkten Bezug zur Regierung. Was daran "abhäniger" ist als bei einer "unabhängigen" Kommision, müsstest Du erstmal zeigen. Auch, dass sich "die Lobyisten" bei der Treuhand die Klinke in die Hand gegeben hätten, müsstest Du zeigen - ich halte es für dummes Zeug, weil die Treuhand kein Arbeitsgebiet für Lobbyisten war: Die Arbeit der Lobbyisten ist die Beeinflussung der Gesetzgebung. Wer sich bei der Treuhand die Klinke in die Hand gegeben hat, das waren sehr viel "Schnäppchenjäger", d.h. Leute, die versucht haben, etwas billig zu erstehen, was sich auf anderem Weg wieder zu Geld machen ließ, z.B. Leute, die an der maroden Industrie und Arbeitsplätzen nicht interessiert waren, die aber die Immobilien gesehen haben. Aber ein informierter Mensch wie Du ist sicher in der Lage, mal eben in eigenen Worten die Aufgabe der Treuhand zu skizzieren, damit diese Diskussion, die hier nicht stattfindet auch eine Grundlage bekommt, die über die Klischees, wie Du gerade eines gebracht hat, hinausgeht. Ich bin mir nicht sicher, dass hier jeder die Probleme sieht, vor denen die Treuhandmitarbeiter gestanden haben. |
fwo hat folgendes geschrieben: |
Auch, dass sich "die Lobyisten" bei der Treuhand die Klinke in die Hand gegeben hätten, müsstest Du zeigen - ich halte es für dummes Zeug, weil die Treuhand kein Arbeitsgebiet für Lobbyisten war: Die Arbeit der Lobbyisten ist die Beeinflussung der Gesetzgebung. Wer sich bei der Treuhand die Klinke in die Hand gegeben hat, das waren sehr viel "Schnäppchenjäger", d.h. Leute, die versucht haben, etwas billig zu erstehen, was sich auf anderem Weg wieder zu Geld machen ließ, z.B. Leute, die an der maroden Industrie und Arbeitsplätzen nicht interessiert waren, die aber die Immobilien gesehen haben. Aber ein informierter Mensch wie Du ist sicher in der Lage, mal eben in eigenen Worten die Aufgabe der Treuhand zu skizzieren, damit diese Diskussion, die hier nicht stattfindet auch eine Grundlage bekommt, die über die Klischees, wie Du gerade eines gebracht hat, hinausgeht. Ich bin mir nicht sicher, dass hier jeder die Probleme sieht, vor denen die Treuhandmitarbeiter gestanden haben. |
AlexJ hat folgendes geschrieben: | ||
https://www.youtube.com/watch?v=jitLrmSMB6k https://www.youtube.com/watch?v=nEprV1ue5Ww Hier dazu zwei Ausschnitte aus der Sendung die Anstalt (ZDF). Kann natürlich alles nur Klischee sein, aber Lobbyarbeit hat es da schon dreist gegeben, Lobbyarbeit wirkt nicht nur auf die Gesetzgebung, sondern auch auf die Umsetzung. Die Betriebe wurden mit "Hilfe" von externen Beratern der Wirtschaft privatisiert. Die Berater waren teilweise Käufer oder Auftragnehmer von Käufern. Interne Mitteilung von dem Vorstand der KPMG an die Mitarbeiter bezüglich Interessenskonflikte: "Für den Fall, dass der potenzielle Erwerber ebenfalls Mandat ist, sollte die Frage der Unterschriften, möglichst nicht dieselben bedacht werden." Das Zitat stammt aus der Sendung die Anstalt, oben verlinkt. |
Zitat: |
Die Privatisierungsaufgabe der Treuhandanstalt war im Hinblick auf ihren Umfang und ihre Komplexität einmalig. So waren weltweit zwischen 1980 und 1987 nicht einmal 1000 Privatisierungen aus Staatseigentum durchgeführt worden, alle in einem marktwirtschaftlich stabilen Umfeld. Nun wurden unter erschwerten Rahmenbedingungen im Übergang von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft tausende Unternehmen auf einmal privatisiert. Da die Organisationsstruktur und die personelle und materielle Ausstattung der THA dieser Aufgabe zunächst nicht gewachsen waren, kam es zu Problemen, wie zum Beispiel zu Betrugsfällen bzw. Verkäufen an dubiose Geschäftemacher oder zu „suboptimalen“ Entflechtungen von Unternehmen. |
fwo hat folgendes geschrieben: | ||
https://de.wikipedia.org/wiki/Treuhandanstalt Ich habe den Artikel eben nur überflogen, aber ich empfehle jedem, die hier etwas sagen will, ihn vorher einmal zu lesen. Die Problematik wird gut dargestellt. |
Zitat: |
Otto Köhler über die Wiedervereinigung und die Arbeit der Treuhand
Reinhard Jellen: Sie schreiben, dass Sarrazin für seinen Bestseller "Deutschland schafft sich ab" auf Erkenntnisse seiner 1974 geschriebenen Doktorarbeit zurückgegriffen hat, für die er vorher bereits während der Wiedervereinigung Verwendung gefunden hatte. Welche Erkenntnisse waren das? Otto Köhler: Sarrazins Dissertation über die "Logik der Sozialwissenschaften" beschäftigt sich sehr gründlich mit der Rentabilität der Sklavenarbeit in den Südstaaten der USA ("Jede Negerfrau produzierte während ihres Lebens 5-10 Kinder, welche in der Produktion verwendet oder verkauft werden konnten"). Dieser spezielle Blick auf die gewinn- oder verlustbringenden Eigenschaften eines speziellen Menschenmaterials waren ihm nützlich, als er im Finanzministerium ausrechnete, wie viel ostdeutsche Eingeborene in die Arbeitslosigkeit "freigesetzt" werden müssen, damit das geringere westdeutsche Beschäftigungsniveau erreicht werde. Freisetzung von Arbeit, also die Schaffung von Arbeitslosigkeit, war übrigens auch das Thema von Horst Köhlers Dissertation von 1977. Und Thilo Sarrazin konnte schließlich seine an Negersklaven gewonnenen Erkenntnisse in seinem Bestseller von 2010 auf die türkischen Immigranten anwenden. (...) Reinhard Jellen: Können Sie mutmaßen, ob die Verflechtung verschiedener Treuhand-Funktionäre mit Unternehmen westdeutscher Provenienz Einfluss auf deren Entscheidungen hatte? Otto Köhler: Es ist keine Mutmaßung, sondern Tatsache, dass der Kohl-Freund und Vorstandsvorsitzende der Kaufhof-Holding AG, Jens Odewald, Vorsitzender des Verwaltungsrats der Treuhand war. Die saß zunächst am Alexanderplatz und innerhalb kürzester Zeit gehörte das dort gelegene bekannteste Warenhaus der DDR der Kaufhof AG. Reinhard Jellen: Welche Geschäfte machten die Banken mit der Treuhand? Otto Köhler: Die Deutsche Bank beispielsweise erwarb von der Treuhand 112 Niederlassungen in den besten Lagen für lächerliche 310 Millionen DM - allein der Grundstückswert war ein Vielfaches höher. Doch das hat sich die Deutsche Bank redlich verdient. Vor dem Mauerfall hatte sie eine Auffanggesellschaft für das Bankhaus Schröder, Münchmeyer, Hengst & Co. geschaffen, das unmittelbar vor dem Bankrott stand. Alwin Münchmeyer, vormals auch in Arisierungen geübt, war persönlich haftender Gesellschafter dieser so vor der Pleite geretteten Bank und Vater der Treuhandpräsidentin Birgit Breuel. https://www.heise.de/tp/features/Die-grosse-Enteignung-3503549.html |
Skeptiker hat folgendes geschrieben: |
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Die Treuhand war ein Instrument der Privatisierungsorgie zum Zwecke der Zurichtung "des Ostens" für die maximal profitable Kapitalverwertung auf längere Sicht. Wenn man so will war dies der Beginn der Osterweiterung zunächst einmal nur mit wirtschaftlichen Mitteln. .... |
fwo hat folgendes geschrieben: | ||
Man kann das auch anders zusammenfassen: Wenn nicht die ganze DDR mit sozialistischer Wirtschaft in den Bankrott getrieben worden wäre, wäre die Treuhand nicht nötig gewesen. Aber es reicht, nur durch die Ostgebiete durchzufahren, um zu sehen, was die Treuhand angestellt hat: Die Städte wie auch die Privathäuser sind zum großen Teil wieder picobello, auch die Nebenstraßen haben keine 20 cm tiefen Schlaglöcher mehr, jeder fährt ein Auto, auch muss man sich in den Geschäften nicht mehr anstellen, um zu Tauschzwecken das zu kaufen, was es gerade gibt, weil das, was man gerade braucht, wieder nicht zu kaufen ist. |
fwo hat folgendes geschrieben: | ||
Man kann das auch anders zusammenfassen: Wenn nicht die ganze DDR mit sozialistischer Wirtschaft in den Bankrott getrieben worden wäre, wäre die Treuhand nicht nötig gewesen. Aber es reicht, nur durch die Ostgebiete durchzufahren, um zu sehen, was die Treuhand angestellt hat: Die Städte wie auch die Privathäuser sind zum großen Teil wieder picobello, auch die Nebenstraßen haben keine 20 cm tiefen Schlaglöcher mehr, jeder fährt ein Auto, auch muss man sich in den Geschäften nicht mehr anstellen, um zu Tauschzwecken das zu kaufen, was es gerade gibt, weil das, was man gerade braucht, wieder nicht zu kaufen ist. Ich kann mich erinnern, dass ich, als ich zu DDR-Zeiten mal durch das Museum für deutsche Geschichte in Ost-Berlin gegangen bin, ganz am Anfang der Sammlung an einem Schild vorbeikam, auf dem inhaltlich ungefähr folgender Satz stand: Das Ziel des Sozialismus besteht darin, die arbeitende Bevölkerung hinreichend mit Konsumgütern zu versorgen. Auch in den Programmen der SED war regelmäßig von der Verbesserung der individuellen Konsumtion die Rede. Insofern ist das Ziel anscheinend endlich erreicht. |
Wilson hat folgendes geschrieben: |
...man ja nun die erlaubnis haben, darüber nachzudenken und zum schluss zu kommen, dass diese art abwicklung nicht gehalten hat, was sie versprach und die ewig gleichen profitieren.
auch, um bei nächsten mal oder anderen fällen genauer hinzschauen. |
Zitat: |
Die Treuhandanstalt sollte hierbei sowohl ertragsorientiert einen möglichst hohen Privatisierungserlös erzielen wie auch gemeinwohlorientiert möglichst viele Arbeitsplätze erhalten, was eine extrem komplexe Vertragsgestaltung bedingte.[19]
Die Arbeit wurde dadurch erschwert, dass selbst Vorzeigekombinate kaum auf dem Stand der Technik waren und somit ein großer Investitionsbedarf bestand, um die Betriebe zu wirtschaftlich profitablen Unternehmen zu machen. So befand sich die Produktivität der DDR-Industrie auf einem niedrigen Stand, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Einwohner betrug nur 27,1 % des westdeutschen Wertes. In den volkseigenen Betrieben bestand ein Personalüberhang von ca. 15 %, der zum einen einer durch Organisations- und Planungsmängel bedingten Überbesetzung des Personalbestandes geschuldet war und zum anderen durch soziale und politische Aufgaben (unter anderem Kindergärten, Kliniken, Ferienheime, Bibliotheken) entstanden war.[20] Nach Aufhebung der staatlich kontrollierten Planwirtschaft standen viele Betriebe vor dem Kollaps. Dazu kam ein Einbrechen der Nachfrage nach DDR-Produkten sowie eine enorme Aufwertung der Währung durch die mit der Währungsunion verbundene Umstellung der Löhne im Verhältnis 1:1 (siehe auch Abschnitt Probleme bei der Privatisierung). |
Skeptiker hat folgendes geschrieben: |
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Die Treuhand war ein Instrument der Privatisierungsorgie zum Zwecke der Zurichtung "des Ostens" für die maximal profitable Kapitalverwertung auf längere Sicht. Wenn man so will war dies der Beginn der Osterweiterung zunächst einmal nur mit wirtschaftlichen Mitteln. .... |
fwo hat folgendes geschrieben: | ||
Man kann das auch anders zusammenfassen: Wenn nicht die ganze DDR mit sozialistischer Wirtschaft in den Bankrott getrieben worden wäre, wäre die Treuhand nicht nötig gewesen. Aber es reicht, nur durch die Ostgebiete durchzufahren, um zu sehen, was die Treuhand angestellt hat: Die Städte wie auch die Privathäuser sind zum großen Teil wieder picobello, auch die Nebenstraßen haben keine 20 cm tiefen Schlaglöcher mehr, jeder fährt ein Auto, auch muss man sich in den Geschäften nicht mehr anstellen, um zu Tauschzwecken das zu kaufen, was es gerade gibt, weil das, was man gerade braucht, wieder nicht zu kaufen ist. Ich kann mich erinnern, dass ich, als ich zu DDR-Zeiten mal durch das Museum für deutsche Geschichte in Ost-Berlin gegangen bin, ganz am Anfang der Sammlung an einem Schild vorbeikam, auf dem inhaltlich ungefähr folgender Satz stand: Das Ziel des Sozialismus besteht darin, die arbeitende Bevölkerung hinreichend mit Konsumgütern zu versorgen. Auch in den Programmen der SED war regelmäßig von der Verbesserung der individuellen Konsumtion die Rede. Insofern ist das Ziel anscheinend endlich erreicht. |
Zitat: |
Berlin stimmt für Enteignung großer Immobilienkonzerne
Mehr als 56 Prozent: Eine klare Mehrheit der Berliner votiert für eine Vergesellschaftung von Firmen mit mehr als 3000 Wohnungen. Der Berliner Senat oder besser die künftige Koalition ist nun laut Beschlusstext aufgefordert, „alle Maßnahmen einzuleiten“, die zur Überführung von Immobilien in Gemeineigentum erforderlich sind, und dazu ein Gesetz zu erarbeiten. Tagesspiegel vom 27.09.2021 |
Zitat: |
War die DDR-Wirtschaft marode?
Mit dem Pauschalurteil Misswirtschaft wird man der DDR-Ökonomie nicht gerecht Maßstab für die Bewertung der DDR-Wirtschaft war immer und vor allem die bundesdeutsche Wirtschaft. Deutschland war bis Ende des Zweiten Weltkrieges ein einheitlicher Wirtschaftsraum, also geht man wie selbstverständlich von gleichen Voraussetzungen der DDR und der Bundesrepublik aus. Diese Annahme ist falsch, weil sowohl die Startbedingungen 1949 als auch der Entwicklungsrahmen der nachfolgenden 40 Jahre völlig unterschiedlich waren. Die Arbeitsproduktivität betrug 1950 in der DDR nur 36 Prozent der Produktivität der Bundesrepublik. Während im Westen die Bürger pro Kopf Waren und Dienstleistungen im Wert von umgerechnet 5.300 Euro im Jahr konsumieren konnten, waren es im Osten nur 2.000 Euro. Aufgrund des höheren Produktivitätsniveaus konnte die Bundesrepublik schon in den Nachkriegsjahren fast das Dreifache im Vergleich zur DDR für den Aufbau von Wirtschaft und Infrastruktur einsetzen. (...) Die Folgen der Teilung des einheitlichen deutschen Wirtschaftsraumes und der separaten Währungsreform der Bundesrepublik 1948 brachten die ostdeutsche Wirtschaft in eine existenzielle Notlage. Der im Osten starke Werkzeugmaschinen- und Fahrzeugbau, die feinmechanisch-optischen und chemischen Betriebe in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wurden durch die Währungsreform von ihren Rohstoffquellen an Rhein und Ruhr abgeschnitten. (...) Aber auch in dem folgenden 40-jährigen Wettbewerb zwischen Ost und West hatte die DDR die eindeutig schlechteren Karten. Die Bundesrepublik konnte mit den gleichen Strukturen und dem gleichen Personal nahtlos an die Vergangenheit anknüpfen. Die DDR musste nicht nur neue Zulieferer und Abnehmer finden, sondern ein völlig neues Wirtschaftssystem schaffen. Eine eigene Elite musste ausgebildet werden – vorwiegend aus der weniger gebildeten Arbeiterklasse. Mindestens für die ersten zehn Jahre bestand dadurch ein beträchtliches Defizit an Kenntnissen und Erfahrung. Mit 17 Millionen Einwohnern war die DDR ein kleines Land, das nur durch internationale Arbeitsteilung in Wissenschaft und Technik Schritt halten konnte. Der weitaus größeren Bundesrepublik standen alle Türen offen – ihre Partner waren die USA, Frankreich, Großbritannien, Japan. Für die DDR blieben diese Türen verschlossen. Kalter Krieg und Embargopolitik der USA verhinderten ihre gleichberechtigte Teilnahme an der weltweiten internationalen Spezialisierung und Kooperation. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1116209.oekonomie-war-die-ddr-wirtschaft-marode.html |
Skeptiker hat folgendes geschrieben: |
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Die Sowjetunion war dagegen durch den 2. Weltkrieg zerstört, im wahrsten Sinne des Wortes ausgeblutet und nicht annähernd vergleichbar in der Lage, die DDR in ähnlicher Weise zu fördern wie es die BRD wurde. .... |
fwo hat folgendes geschrieben: | ||||
Dass die Geier, die da gefleddert haben, anstatt aufzupäppeln, auch ihre Berater dabei hatten, darüber brauchen wir uns nicht zu streiten, aber Berater sind keine Lobbyisten, sondern Berater zu Gunsten ihrer Klienten. |
fwo hat folgendes geschrieben: |
Dass es dabei auch zu Betrug gekommen ist, auch zu spektakulären Fällen, ist bei so einer Mammutaufgabe nicht zu umgehen, aber daraus abzuleiten, dass es sich hier um einen einzigen großen Betrug an der Bevölkerung der Ex-DDR handelt, zeugt einfach nur von einem fehlenden Einblick in die Problematik und von einer Rechnung, die all das nicht beinhaltet, was die Ex-DDR vom Westen bekommen hat. |
Skeptiker hat folgendes geschrieben: |
...
Die Sowjetunion war dagegen durch den 2. Weltkrieg zerstört, im wahrsten Sinne des Wortes ausgeblutet und nicht annähernd vergleichbar in der Lage, die DDR in ähnlicher Weise zu fördern wie es die BRD wurde. |
AlexJ hat folgendes geschrieben: | ||||
Die brauchten ihre Berater gar nicht dabei zu haben. Waren schon dort. Die interne Mitteilung der KPMG war an Ihre Mitarbeiter gerichtet, dass gefälligst nicht der Mitarbeiter, der für die Bundesregierung den Verkauf "beraten/geregelt" hat, auch für den Kauf durch den Kunden unterschreibt. Wenn die privaten Wirtschaftsprüfer, da nicht Lobbyarbeit betrieben haben, dann auch nur weil es Korruption war. Lobbyarbeit hat es aber mit Sicherheit massiv gegeben. Z.B. von den Westdeutschen Energieversorgungsunternehmen, wenn es darum ging den Kuchen in Ostdeutschland aufzuteilen.
Sorry, aber hier wurden minimal Standards gebrochen und eine anschließende Aufklärung verschleppt. Zum Thema Betrug an der Bevölkerung der DDR, das war Betrug an der Bevölkerung von ganz Deutschland. |
Zitat: |
Betrügerische Investoren
Auch unter Rohwedders Nachfolgerin Birgit Breuel endeten die Klagen über die Arbeit der Treuhand nicht – und in vielen Einzelfällen war die Kritik berechtigt. Mitte 1993 häuften sich die Skandale. Binnen kürzester Frist flogen damals zahlreiche betrügerische Investoren auf, die die aufgekauften Unternehmen im großen Stil ausgeplündert hatten. Zum Teil arbeiteten diese sogenannten Geschäftsleute mit den Treuhand-Privatisierern Hand in Hand. Dem Ansehen der Treuhand schadeten die Betrugsfälle erheblich. Ein Massenphänomen war die Treuhand-Kriminalität aber nie. Weitreichender waren andere Mängel im Privatisierungsalltag. .... |
fwo hat folgendes geschrieben: | ||
Die Frage ist aber, wie groß der Anteil dieser Art des Betruges bei der Treuhand war. Die ZEIT urteilt in einem Rückblick so:
https://www.zeit.de/wirtschaft/2014-10/treuhandanstalt-privatisierung-ostdeutsche-wirtschaft/komplettansicht |
vrolijke hat folgendes geschrieben: |
So im allgemeinen. Die Lobbyisten haben sich bei der Treuhand die Klinke in die Hand gegeben. Und das lange vor es ein "Lobbyregister" gab. |
vrolijke hat folgendes geschrieben: | ||||||
Na; soweit war ich in meinem Beitrag auch nicht davon entfernt.
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fwo hat folgendes geschrieben: |
Es wäre richtig gewesen, nicht nur für Personen, sondern für beratende Firmen festzuschreiben, dass sie in dieser Sache entweder für die Treuhand oder für private Kunden tätig sein dürfen, aber nie auf beiden Seiten, weil sonst Interessenkonflikte bei den beratenden Personen vorprogrammiert sind, deren Lösung regelmäßig an die Grenze zum Betrug kommt oder diese sogar überschreitet. |
fwo hat folgendes geschrieben: | ||
Die Frage ist aber, wie groß der Anteil dieser Art des Betruges bei der Treuhand war. Die ZEIT urteilt in einem Rückblick so:
https://www.zeit.de/wirtschaft/2014-10/treuhandanstalt-privatisierung-ostdeutsche-wirtschaft/komplettansicht |
AlexJ hat folgendes geschrieben: | ||
Wenn es kein Massenphänomen war, dann hätte man das auch alles aufklären können. Das hat aber die Treuhand und die eingesetzten Ermittler überfordert. Man hat sich dann auf ausgewählte Fälle beschränken müssen und das auch nur von denen, die auch von irgendwelchen Petzen/Aufklärern angezeigt wurden, und zwar mit hinreichendem Verdachtsmoment, um eine Ermittlungsakte anzulegen. Eine allgemeine interne verdachtsunabhängige Überprüfung aller Vorgänge, um Verdachtsfälle zu finden, hat es nicht gegeben. |
fwo hat folgendes geschrieben: |
Aber es wird Abhilfe geben: Seit 2020 liegen die Dokumente offen zur wissenschaftlichen Bearbeitung, und es sind einige Institute an der Arbeit. |
fwo hat folgendes geschrieben: | ||||
Wenn es sich um normale Vorgänge in ruhigen Zeiten handeln würde, würde ich in dem, was Du da schreibst, eine gewisse Logik erkennen, aber Beweischarakter hätte es auch unter solchen Bedingungen nicht. Da ich aber diese Zeit mit der Eile, in der da eine sozialistische Diktatur in einen demokratischen Staat übernommen wurde, noch gut in Erinnerung habe, empfinde ich diese pauschale Verdächtigung als ziemlich haltlos. Aber es wird Abhilfe geben: Seit 2020 liegen die Dokumente offen zur wissenschaftlichen Bearbeitung, und es sind einige Institute an der Arbeit. |
fwo hat folgendes geschrieben: | ||
Ach Gottchen. Mir kommen gleich die Tränen, wenn ich an das arme kleine Russland denke, völlig ohne Rohstoffvorkommen, das nur an das Wohl (russisch: Golodomor) seiner Freunde denkt und von all den Riesen rundherum bedrängt wird. Da ist ja völlig klar, dass die außer Atombomben und Weltraumraketen nichts auf die Reihe kriegen können. |
narr hat folgendes geschrieben: | ||
Ja, der 2.Weltkrieg war schrecklich und die mind. 30Mio Toten sind unfassbar und mit nichts entschuldbar. Und sicher war das auch ein schwerer Einschnitt in die russische Wirtschaft und die russische Volksseele Ich frage mich, warum Stalin seinem schon ausgebluteten Land dann noch seine totalitäre Diktatur auf's Auge drückte? Und gleich nochmal - nach Schätzungen bis zu 10Mio Menschen abgeschlachtet, verhungern und in Lagern krepieren ließ? Während im Krieg vor allem Soldaten und allgemein die Bevölkerung leiden musste wurden durch die "Säuberungen" Stalins viele Millionen Menschen gejagt verhaften, in Schau- und Geheimprozessen zu Zwangsarbeit verurteilen oder hinrichten. Durch diesen "brain drain" wie man's heute nennt hat Stalin sein eigenes Volk verheizt und dafür gesorgt, dass es nicht mehr so schnell auf die Beine kommen sollte. Wer konnte, verließ das Land, wer nicht konnte, wurde deportiert und musste in Lagern schuften. Und da ging's nicht um die Verbesserung der Landwirtschaft, den Aufbau der maroden Industrie, Hilfen für die Bevölkerung - Hauptaugenmerk war der Bau einer Atombombe. Und richtig, die DDR wurde, zumindest in der Anfangszeit nicht von der UDSSR gefördert - eher im Gegenteil, Industrieanlagen wurden abgebaut und nach Russland transportiert. Da hat Russland den Sieger heraushängen lassen, anstatt zu versuchen mit der DDR zusammen was aufzubauen. Aber wo genau war der Westen dafür verantwortlich? |
Skeptiker hat folgendes geschrieben: |
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Aus Sicht der Sowjetunion ging der heiße Krieg nahtlos in den Wirtschaftskrieg über. Wie ein sozialistischer Staat samt seinen Verbündeten mit so einer Situation umgeht, ist eine zweite Frage. Aber die erste sollte zuerst beantwortet werden. ... |
AlexJ hat folgendes geschrieben: | ||||||
Doch das hat schon Beweises Charakter. Es beweist zwar nicht, dass es ein Massenphänomen war, aber es beweist voll und komplett, dass die Behauptung, dass es kein Massenphänomen war, der Grundlage fehlt. Wir wissen es schlicht nicht. Über den Beweises Charakter hinaus können wir jedoch annehmen, dass die Zahl der Fälle deutlich höher war als nur die Fälle, von denen wir gehört haben. Da eben wie gesagt nur Fälle mit Anzeigen mit hinreichendem Verdachtsmoment überhaupt bearbeitet wurden und davon nur ausgewählte Fälle. Damit es zu einer solchen Anzeige überhaupt kommt, braucht also jemand mit genügend Kenntnis der Tat, der gewillt es diese Kenntnisse bei den Behörden zur Anzeige zu bringen. Das ist besonders bei Taten wo das Opfer gar nicht weiß was geschieht und gar vom Täter bei der Sache vertreten wird selten. Also 25-30 Jahre später mithilfe von Dokumenten Verbrechen aufklären, soll Abhilfe schaffen? Wie den? Sind die Fälle nicht verjährt? Was geschieht denn, wenn sich Ungereimtheiten in den Unterlagen finden oder welche Fehlen, über dem Festhalten der Erkenntnis hinaus, dass es so und so viele Ungereimtheiten oder fehlende Dokumente in den Unterlagen gegeben hat? Wie willst Du feststellen, ob jemand nur aufgrund des Drucks und Eile nur schlecht gearbeitet hat oder bestochen worden ist? Ohne richtige Ermittlungen wird es keine Aufklärung und damit Abhilfe geben. |
Skeptiker hat folgendes geschrieben: | ||||
Ich habe wiederholt den Eindruck, dass du nicht erfasst hast, was ich sagen wollte - und auch gesagt habe. |
fwo hat folgendes geschrieben: | ||||||||
Es ist die Arbeitsgrundlage einer jeden Behörde eines demokratischen Staates, dass man davon ausgeht, dass sie sich als Behörde dieses Staates auch an seine Regeln hält. Zuwiderhandlungen müssen angezeigt werden, um verfolgt werden zu können. Eine permanente Überprüfung der Behördenarbeit kenne ich eigentlich nur aus Staaten mit Parallelstrukturen, man kann auch sagen aus Parteidiktaturen, Staaten mit herrschend Parteien und einem Parteiwillen, der über dem Gesetz steht. In rechtstaatlichen Systemen gilt die Unschuldsvermutung für Beamte wie für Bürger, und eine andere Ermittlung als die Erhebung von Stichproben bedarf einer individuellen Begründung. |
fwo hat folgendes geschrieben: |
Wenn es sich um normale Vorgänge in ruhigen Zeiten handeln würde, würde ich in dem, was Du da schreibst, eine gewisse Logik erkennen, aber Beweischarakter hätte es auch unter solchen Bedingungen nicht. |
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