Sozialisation und Denkstrukturen
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Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft

#1: Sozialisation und Denkstrukturen Autor: NordseekrabbeWohnort: Dresden BeitragVerfasst am: 01.09.2003, 23:41
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Es ist doch mal interessant, einen Thread über dieses Thema zu eröffnen. Wie weit prägen unsere jeweilige Sozialisationen unser eigenes Denkvermögen und die jeweiligen Denkstrukturen?

Also, ich will das mal an meinem Beispiel verdeutlichen:

Meine Denkstrukturen sind geprägt von zum einen einer offenen, christlich-liberalen Erziehung (deswegen fühle ich mich persönlich auch dem christlichen Glauben nahestehend), aber auch genauso Religions- und Kirchenkritischen Aspekten (deswegen bin ich auch ein grosser Anhänger Eugen Drewermanns in dieser Richtung) - aber auch von einer sozialdemokratischen bzw. Demokratisch-Sozialistischen Grundhaltung (meine Eltern sind sozialdemokratische Stammwähler, und dieses hat sich auf mich übertragen - bis hin zu dem, daß ich Parteimitglied bei der SPD und den Jusos war).

Diese beiden Sozialisationen sind es, die mein Denken ganz massgebend prägen - zugegeben nicht immer frei von Widerspruch in sich selbst.

Wie sieht das bei Euch aus?

#2:  Autor: WoiciWohnort: Em Schwobaländle BeitragVerfasst am: 01.09.2003, 23:44
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Ich bin in einer Gesellschaft groß geworden die aus zwei verschiedenen Geschlechtern besteht.
Ich gehöre dem einen Geschlecht an, aber nachdem man immer das haben will was man nicht hat, stehe ich unheimlich auf das andere Geschlecht... Mr. Green

#3:  Autor: Nav BeitragVerfasst am: 01.09.2003, 23:44
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Mein Vater war früher bei den Effen, weil ihm der Haider das Hirn mit blöden Ideen vernebelt hat (inzwischen ist er aber Linkswähler) und meine Mutter wählt halt streng opportunistisch - hat, als mein Vater die "blaue Phase" hatte halt auch den Haider gewählt, als er dann mal weg war, auf mein Anraten hin die Grünen, dann wieder kurz Haider - Phase, inzwischen streng Rot. Mit den Augen rollen

Im Gegensatz zu den Beiden war ich mir mein ganzes Leben lang bewußt, daß das Herz links schlägt und daß das Blut rot ist.

Vor den Pfaffen habe ich auch immer gewarnt - inzwischen geben sie mir recht.

#4:  Autor: Lew Myschkin BeitragVerfasst am: 06.09.2003, 13:15
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Also ich hab keine Ahnung, wovon ich geprägt bin - Meine Soziale Struktur ist weder durch meinen blauwählenden national denkenden Vater noch durch meine katholisch denkende Mutter (Lehrerin!) nachhaltig geprägt...
Vielleicht ist meine Position (liberal ohne konsequenz, agnostisch) am ehesten Folge einer Opposition gegenüber sich widersprechenden Wertvorstellungen im famliären Umfeld.
ach, ist das alles kompliziert Am Kopf kratzen - darüber schreib ich noch mal ein Buch...

#5:  Autor: MeloneneisWohnort: Ingolstadt BeitragVerfasst am: 06.09.2003, 13:54
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Hehe, das ist eine Frage, die sich retrospektiv wohl nie eindeutig klären lassen wird! Außerdem tragen ja viele Instanzen zur Sozialisation bei (z.B. Schule, Medien, Freundeskreis...). Aber ich versuche trotzdem mal eine Zusammenfassung:

Meine Eltern sind beide sehr katholisch-konservativ, aber nicht wirklich gläubig. Sie sind eben einfach opportunistisch und die Kirchensprüche, die sie so ablassen, sind einfach unreflektiertes Nachgeplapper. Das wird wohl auch daran liegen, dass beide so gut wie keine Bildung genossen haben (nur Hauptschule, noch nicht mal eine Berufsausbildung, Hilfsarbeiterjobs bzw. Hausfrauendasein). Wahrscheinlich hat diese extreme Situation dazu beigetragen, dass ich mir schon sehr sehr früh (im Vorschulalter) Gedanken gemacht habe, dass irgendetwas hier nicht stimmen kann! Zum Glück, scheine ich immer eine gute Portion gesunden Menschenverstand und Neugier bessesen zu haben. Besonders gestört hat mich auch immer das Frauenbild, das mir zuhause und kirchlicherseits vermittelt wurde. Das habe ich einfach nicht mit meinem Selbstbild vereinbaren können. Ich wollte kein dummdoofer Halbmensch mit eingeschränkten Rechten und Putzverpflichtung sein Nein . Daher habe ich immer versucht mir Informationen aus anderen Quellen als Elternhaus und Kirche zu beschaffen. Ich hab mich schon vor der Pubertät mit Emanzipation, Sozialismus, Atheismus etc. beschäftigt. Natürlich war das alles damals noch sehr unausgereift, aber immerhin. Ich habe zumindest festgestellt, dass viele dieser Ideen sich sehr viel besser mit meinen Erfahrungen und meinem Selbstbild vereinbaren lassen. Glücklicherweise hatte ich immer gute Noten in der Schule und durfte daher gegen den Willen meiner Eltern aufs Gymnasium (eine Lehrerin hat sich dafür eingesetzt und meine Alten sind zum Glück obrigkeitshörig *ggg*).

Naja, inzwischen kommt mir das katholisch-konservative Milieu vor, wie das Leben auf einem anderen Planeten. Für kein Geld der Welt, würde ich jemals wieder so leben wollen. Meine Mutter hat mir auch nach 20 Jahren noch nicht verziehen, dass ich kein "braves Mädchen" geworden bin! Wenns nach ihr geht, werde ich wohl in der Hölle landen zwinkern Mein Vater ist zum Glück etwas vernünftiger. Der hat sich inzwischen auch selbst etwas von der Kirche und von meiner Mutter emanzipiert zynisches Grinsen . Er hat sogar mal überlegt, ob er auch austreten soll, hat sich dann aber doch nicht getraut.



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