Intelligenz und Humor
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Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft

#1: Intelligenz und Humor Autor: zelig BeitragVerfasst am: 24.05.2005, 23:11
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In einer lesenswerten Buchkritik zu „Race. The Reality of Human Difference“ von Vincent Sarich und Frank Miele schreibt Burkhard Müller in der SZ: (Hervorhebung von mir.)
Zitat:
Was macht Intelligenz aus? In ihrem Kern doch wohl vor allem die Fähigkeit, auf eine neuartige Lage rasch in kreativer Weise zu reagieren. Wichtig an dieser Bestimmung sind das Neuartige und das Kreative: Sie sprengen den vorgegebenen Rahmen. Ein Intelligenztest jedoch wendet die größte Mühe auf, gerade dies, den Rahmen, aufs genaueste zu standardisieren; sonst nämlich könnte er seine wichtigste Leistung, die Vergleichbarkeit der Ergebnisse, überhaupt nicht gewährleisten. Wer je als Lehrer gearbeitet hat, der weiß, wie blitzhaft aufleuchtend sich ihm die Intelligenz einzelner Schüler plötzlich an gewissen kleinen Dingen kundgibt. Oft haben diese Dinge etwas mit Humor zu tun. Humor aber besteht im Abstand, den man unverhofft zu scheinbaren Unentrinnbarkeiten gewinnt, in einem Moment von Freiheit; er ist der Haken, den der Hase schlägt, wenn die Hunde ihm auf den Fersen sitzen, und weil niemand zuvor berechnen kann, in welchem Winkel er ausbrechen wird, entwischt er.

http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/635/53582/

Was meint ihr?
Hat Intelligenz etwas mit Humor zu tun? Lässt sich Humor messen? Ich meine damit nicht ihre Repräsentation im Gehirn.

edit: url korrigiert

#2: Re: Intelligenz und Humor Autor: George BeitragVerfasst am: 25.05.2005, 00:17
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Zitat:
zelig hat folgendes geschrieben:
In einer lesenswerten Buchkritik zu „Race. The Reality of Human Difference“ von Vincent Sarich und Frank Miele schreibt Burkhard Müller in der SZ: (Hervorhebung von mir.)
Zitat:
Was macht Intelligenz aus? In ihrem Kern doch wohl vor allem die Fähigkeit, auf eine neuartige Lage rasch in kreativer Weise zu reagieren. Wichtig an dieser Bestimmung sind das Neuartige und das Kreative: Sie sprengen den vorgegebenen Rahmen. Ein Intelligenztest jedoch wendet die größte Mühe auf, gerade dies, den Rahmen, aufs genaueste zu standardisieren; sonst nämlich könnte er seine wichtigste Leistung, die Vergleichbarkeit der Ergebnisse, überhaupt nicht gewährleisten. Wer je als Lehrer gearbeitet hat, der weiß, wie blitzhaft aufleuchtend sich ihm die Intelligenz einzelner Schüler plötzlich an gewissen kleinen Dingen kundgibt. Oft haben diese Dinge etwas mit Humor zu tun. Humor aber besteht im Abstand, den man unverhofft zu scheinbaren Unentrinnbarkeiten gewinnt, in einem Moment von Freiheit; er ist der Haken, den der Hase schlägt, wenn die Hunde ihm auf den Fersen sitzen, und weil niemand zuvor berechnen kann, in welchem Winkel er ausbrechen wird, entwischt er.

http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/635/53582/

Was meint ihr?
Hat Intelligenz etwas mit Humor zu tun? Lässt sich Humor messen? Ich meine damit nicht ihre Repräsentation im Gehirn.

edit: url korrigiert


Ich weiß nicht , es gibt sicher Genies die Humor hatten , aber auch mindestens genausoviele die kaum Platz dafür hatten. In jedemfall kann einen der Humaor über die Dinge erheben und sie vor allem relativieren . Aber ich muß kein Genie sein um ständig alles zu relativieren , ich muß aber eines sein um ständig Dinge zu konstruieren und strukturieren.

#3:  Autor: joyborg BeitragVerfasst am: 25.05.2005, 00:24
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Hat Intelligenz etwas mit Humor zu tun?

Nein. Es ist genau andersrum.

#4: Re: Intelligenz und Humor Autor: Tassilo BeitragVerfasst am: 25.05.2005, 10:25
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George hat folgendes geschrieben:

Ich weiß nicht , es gibt sicher Genies die Humor hatten , aber auch mindestens genausoviele die kaum Platz dafür hatten. In jedemfall kann einen der Humaor über die Dinge erheben und sie vor allem relativieren . Aber ich muß kein Genie sein um ständig alles zu relativieren , ich muß aber eines sein um ständig Dinge zu konstruieren und strukturieren.


Nicht jeder, der intelligent ist, ist auch ein Genie. Im Gegenteil: viele Genies sind nur in einem bestimmten Bereich genial, in anderen Bereichen versagen sie völlig.

#5:  Autor: George BeitragVerfasst am: 25.05.2005, 11:16
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Also die fähigkeit zur Humorvollen relativierung unserer Wirklichkeit erfordert sicher eine gewisse
Intelligenz, eine Art Schwellenwert, darunter geht es nicht und darüber kann man auch ohne relativierungen Leben , weil man sie einfach ablehnt oder hinerlich findet. Insofern erfordert es ein gewisses waches , seine Umwelt betrachtendes Bewußtsein um alles nicht so wichtig zu finden , also hinter die Fassade schauen zu können um sich darüber lustig zu machen.

#6:  Autor: Rudolf BeitragVerfasst am: 25.05.2005, 11:20
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Sicher. Nur wenn der Humor zu exotisch ist, kann er zwar immer noch Zeichen einer Intelligenz sein, wenn er nicht von der Umwelt als solcher wahrgenommen wird existiert er für diese aber konstruktivistisch gesehen nicht. Es ist also wahrscheinlich, dass so manches versteckte Genie unter uns weilt.

#7:  Autor: Galaxisherrschers Katze BeitragVerfasst am: 25.05.2005, 14:31
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Ich glaube, wenn man intelligent ist, muss man fast zwangsweise einen gewissen Humor entwickeln; na ja, es ginge auch ohne, wäre aber vermutlich sehr viel deprimierender als für Humorlose mit niedrigerer Intelligenz... Mit den Augen rollen

#8:  Autor: George BeitragVerfasst am: 25.05.2005, 16:31
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Zitat:
Galaxisherrschers Katze hat folgendes geschrieben:
Ich glaube, wenn man intelligent ist, muss man fast zwangsweise einen gewissen Humor entwickeln; na ja, es ginge auch ohne, wäre aber vermutlich sehr viel deprimierender als für Humorlose mit niedrigerer Intelligenz... Mit den Augen rollen



Da geb ich dir recht , ab einem gewissen Bewußtheitsgrad brauchst du dringend Humor sonst wirds dürster

#9:  Autor: annoxWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 25.05.2005, 17:04
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Ich habe nicht den Eindruck, dass hochintelligente Menschen nun besonders humorvoll waeren. Ein direkter Zusammenhang zwischen Intelligenz und Humor liesse sich vermutlich nur in der Art des Humors ausmachen.

#10:  Autor: George BeitragVerfasst am: 25.05.2005, 19:39
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annox hat folgendes geschrieben:
Ich habe nicht den Eindruck, dass hochintelligente Menschen nun besonders humorvoll waeren. Ein direkter Zusammenhang zwischen Intelligenz und Humor liesse sich vermutlich nur in der Art des Humors ausmachen.


von Hochintelligent ist ja nicht unbedingt die rede , sondern nur von einem bestimmten Bewußtseinszustand der eine lustige relativierung der Dinge erlaubt. Den muß man doch erst einmal erreichen. Allerdings muß diese relativierung sicher nicht humorvoll ausfallen, im Gegenteil , ich kann mir auch vorstellen das dies eher eine Depression zur folge hat. Insofern ist selbst wenn die
Fähigkeit zur relativierung besteht , die Frage wie dies dann verarbeitet wird und das muß sicher nicht unbedingt mit Humor sein, insofern geben ich dir recht.

#11:  Autor: kamelpeitscheWohnort: Devil's Dancefloor BeitragVerfasst am: 26.05.2005, 02:05
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George hat folgendes geschrieben:
annox hat folgendes geschrieben:
Ich habe nicht den Eindruck, dass hochintelligente Menschen nun besonders humorvoll waeren. Ein direkter Zusammenhang zwischen Intelligenz und Humor liesse sich vermutlich nur in der Art des Humors ausmachen.


von Hochintelligent ist ja nicht unbedingt die rede , sondern nur von einem bestimmten Bewußtseinszustand der eine lustige relativierung der Dinge erlaubt. Den muß man doch erst einmal erreichen. Allerdings muß diese relativierung sicher nicht humorvoll ausfallen, im Gegenteil , ich kann mir auch vorstellen das dies eher eine Depression zur folge hat. Insofern ist selbst wenn die
Fähigkeit zur relativierung besteht , die Frage wie dies dann verarbeitet wird und das muß sicher nicht unbedingt mit Humor sein, insofern geben ich dir recht.


Diese humorvolle Relativierung ist aber nicht gleich Humor sondern macht nur einen (niveauvolleren) Teilbereich aus. Es gibt sarkatsischen und Slapstick-, freundlichen und boesartigen Humor. Um ueber einen Zirkusclown lachen oder einer sein zu koennen, ist Intelligenz wohl keine Vorraussetzung.

#12:  Autor: Othilic BeitragVerfasst am: 27.05.2005, 22:40
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Ich finde auch nicht, dass Relativierung so wichtig für Humor ist, jedenfalls das, was ich mir unter Relativierung vorstelle. George, könntest Du mal (am besten an einem Beispiel) genauer erklären, was Du mit Relativierung meinst?


Mein Definitionsversuch: Humor entsteht, wenn man aus einem Abstand heraus den üblichen Blickwinkel auf eine Situation etwas verändert. Dabei ist der Abstand die wichtigste Voraussetzung. Sobald Abstand besteht, ist es nur eine Stimmungsfrage, ob man den Blickwinkel ändert oder nicht. Je nach Stimmung entstehen auch unterschiedliche Arten von Humor.

Abstand hat man automatisch, wenn man nicht wirklich betroffen ist von einer Situation. Also wenn man daneben steht. Oder wenn man, z.B. aufgrund hoher Intelligenz, sehr weit drüber steht über einer Situation, die einen sonst betreffen würde. Diese Art Abstand zum Unterrichtsstoff /-geschehen vermute ich bei sehr intelligenten Schülern. Natürlich hat der Lehrer diese Art Abstand ebenfalls. Ich stelle mir vor, dass in diesen kurzen humorvollen Momenten, in denen Lehrer die Intelligenz ihrer Schüler erkennen, ähnliches abläuft, wie wenn Erwachsene lächelnd einen kurzen Blick tauschen über ernsthafte Kinder. So erkläre ich mir dieses:
SZ hat folgendes geschrieben:
Wer je als Lehrer gearbeitet hat, der weiß, wie blitzhaft aufleuchtend sich ihm die Intelligenz einzelner Schüler plötzlich an gewissen kleinen Dingen kundgibt. Oft haben diese Dinge etwas mit Humor zu tun.

Jemanden, der nur dann Humor zeigt, wenn er nicht betroffen ist, würde ich aber noch nicht als humorvoll bezeichnen.

Wirklich humorvoll ist für mich jemand, der auch dann mit Humor reagieren kann, wenn er mittendrin in einer Situation steckt. Um den für Humor nötigen Abstand zu bekommen, muss man für einen kurzen Moment innerlich loslassen, sozusagen die Kontrolle aufgeben. Dazu benötigt man vor allem das Vertrauen, dass nicht alles drunter und drüber geht, sobald man die Kontrolle aufgibt. Und dieses Vertrauen ist eine Charaktereigenschaft, die nichts mit Intelligenz zu tun hat.

#13:  Autor: George BeitragVerfasst am: 28.05.2005, 00:04
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Zitat:
Othilic hat folgendes geschrieben:
Ich finde auch nicht, dass Relativierung so wichtig für Humor ist, jedenfalls das, was ich mir unter Relativierung vorstelle. George, könntest Du mal (am besten an einem Beispiel) genauer erklären, was Du mit Relativierung meinst?


Mein Definitionsversuch: Humor entsteht, wenn man aus einem Abstand heraus den üblichen Blickwinkel auf eine Situation etwas verändert. Dabei ist der Abstand die wichtigste Voraussetzung. Sobald Abstand besteht, ist es nur eine Stimmungsfrage, ob man den Blickwinkel ändert oder nicht. Je nach Stimmung entstehen auch unterschiedliche Arten von Humor.

Abstand hat man automatisch, wenn man nicht wirklich betroffen ist von einer Situation. Also wenn man daneben steht. Oder wenn man, z.B. aufgrund hoher Intelligenz, sehr weit drüber steht über einer Situation, die einen sonst betreffen würde. Diese Art Abstand zum Unterrichtsstoff /-geschehen vermute ich bei sehr intelligenten Schülern. Natürlich hat der Lehrer diese Art Abstand ebenfalls. Ich stelle mir vor, dass in diesen kurzen humorvollen Momenten, in denen Lehrer die Intelligenz ihrer Schüler erkennen, ähnliches abläuft, wie wenn Erwachsene lächelnd einen kurzen Blick tauschen über ernsthafte Kinder. So erkläre ich mir dieses:
SZ hat folgendes geschrieben:
Wer je als Lehrer gearbeitet hat, der weiß, wie blitzhaft aufleuchtend sich ihm die Intelligenz einzelner Schüler plötzlich an gewissen kleinen Dingen kundgibt. Oft haben diese Dinge etwas mit Humor zu tun.

Jemanden, der nur dann Humor zeigt, wenn er nicht betroffen ist, würde ich aber noch nicht als humorvoll bezeichnen.

Wirklich humorvoll ist für mich jemand, der auch dann mit Humor reagieren kann, wenn er mittendrin in einer Situation steckt. Um den für Humor nötigen Abstand zu bekommen, muss man für einen kurzen Moment innerlich loslassen, sozusagen die Kontrolle aufgeben. Dazu benötigt man vor allem das Vertrauen, dass nicht alles drunter und drüber geht, sobald man die Kontrolle aufgibt. Und dieses Vertrauen ist eine Charaktereigenschaft, die nichts mit Intelligenz zu tun hat.


Du hast es schon selber erklärt , abstand nehmen und loslassen.
Das heißt aber eben auch gängige Perpektiven zu einem Thema einfach über Bord zu werfen und vor allem auch die damit verbundene Moral . Du hast recht primär erfordert das Mut und Vertrauen
und dürfte deshalb auch in erster Linie eine Charaktereigenschaft sein. Es erfordert aber auch die gewissheit das eine Sache immer viele Facetten hat und die man nur dann beleuchten kann wenn man gängige Meinungen zu einem Thema über bord zu werfen bereit ist ( mein Gott ich formuliere schon wie Meister Joda ). Dazu benötigt man in dem Moment eine gewisse intelligente Grundausstattung die vieleicht aber noch niecht einmal zwingesd über den Durchschnitt hinausragen muß , insofern geht es vielleicht auch um die Qualität des Humors , es gibt ja einen feinen intelligenten Humor und eben auch einen derben unsensiblen usw.

#14:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 27.04.2015, 09:37
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Grad einen schönen Satz über Humor gelesen. ("Arthur Koestler". "Der Mensch Irrläufer der Evolution").

Die Analyse des Humors, ist eine eben so heikle Aufgabe, wie die Analyse der zahlreichen Bestandteile eines Parfüms, von denen einige nicht wahrgenommen werden, während andere, einzeln gerochen, uns angewidert zurückfahren lassen würden.

#15:  Autor: AhrimanWohnort: 89250 Senden BeitragVerfasst am: 08.05.2015, 10:49
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annox hat folgendes geschrieben:
Ich habe nicht den Eindruck, dass hochintelligente Menschen nun besonders humorvoll waeren. Ein direkter Zusammenhang zwischen Intelligenz und Humor liesse sich vermutlich nur in der Art des Humors ausmachen.

Du verwechselst Bildung mit Intelligenz. Ein gebildeter Mensch muß noch lange nicht intelligent sein, Beispiele dafür findest du reichlich bei Politikern. Humor aber ist eine Funktion der Intelligenz. Die Art des Humors variiert ebenfalls mit der Intelligenz. Doofe lachen schon, wenn einer nur in der Nase pobelt und finden Sitcoms witzig.

#16:  Autor: Defätist BeitragVerfasst am: 08.05.2015, 11:24
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Ahriman hat folgendes geschrieben:
.... Doofe lachen schon, wenn einer nur in der Nase pobelt und finden Sitcoms witzig.

Ach du Scheiße. Jetzt ist es offiziell. Ohnmacht

#17:  Autor: zelig BeitragVerfasst am: 15.01.2019, 16:36
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Zitat:
In der realen Welt taugen IQ-Zahlen wenig, schreibt Taleb. Bestenfalls erhielten Intelligenztests begrenzte Gültigkeit, wenn man IQ als «Funktionärs-Quotient» oder «Verkaufsperson-Quotient» verstehe. Weswegen diese noch am relativ erfolgreichsten zur Rekrutierung von Angestellten im Militär oder bei grossen Unternehmen eingesetzt würden.
...
IQ-Zahlen entstünden ohne Rücksicht auf unerwartete Paradigmenwechsel. Und deshalb seien sie unter anderen Rahmenbedingungen oder in der Zukunft ziemlich wirkungslos. Ursprünglich (im 19. Jahrhundert) als Test für Lerndefizienz entwickelt, sei der IQ ein Werkzeug für die Selektion von Prüfungsteilnehmern, bürokratischen «Papiertigern», beliebt bei Eugenikern und Rassisten sowie «IYI» (Intellectuals Yet Idiots).
...
Der IYI-Vorwurf zielte ins Herz von akademischen Intelligenz-Intellektuellen. Namentlich erwähnte Taleb Steven Pinker, dem er Unwissen über die statistischen Begriffe Varianz und Korrelation unterstellte, sowie «Quacksalber» Charles Murray, einen streitbaren Verfechter einer Gausskurvenverteilung von Intelligenz, mit der er Ethnien und Rassen vergleicht.
...
Wohlgemerkt, Taleb nahm kein Blatt vor den Mund, unterlegte seine Thesen mit reichlich probabilistischem und statistischem Anschauungsmaterial und liess Verfechter von Kategorien wie nationaler, ethnischer, geschlechtlicher oder historischer Intelligenz alt aussehen.
...
Indem er die IQ-Diskussion nicht in gängige Stellvertreter-Streitigkeiten über akademische Political Correctness, Rede- und Meinungsfreiheit verpackte, sprach Taleb einen komplexen Gegenstand direkt und sachlich an. Das Resultat war ein so derbes wie packendes und lehrreiches Social-Media-Seminar. Das dürfte ruhig öfter passieren.


https://www.nzz.ch/feuilleton/ist-der-intelligenzquotient-ein-pseudowissenschaftlicher-schwindel-nassim-taleb-geht-auf-konfrontation-mit-steven-pinker-und-anderen-helden-des-dark-web-ld.1450747

#18:  Autor: stepWohnort: Germering BeitragVerfasst am: 15.01.2019, 17:16
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Zitat:
IQ-Zahlen entstünden ohne Rücksicht auf unerwartete Paradigmenwechsel

Ich habe aber schon IQ-Tests gemacht, bei denen so etwas vorkam.

Zitat:
noch relativ erfolgreich ... bei grossen Unternehmen eingesetzt"

Kennst Du ein deutsches Unternehmen, daß so etwas macht? Hab ich noch nicht erlebt.

Große Unternehmen testen zunehmend folgende Aspekte von Intelligenz (da sie für den Erfolg wichtig sind):
- out-of-the-box thinking
- schnelles Finden ungewöhnlicher Lösungen
- kreatives Weglassen in überkomplexen Situationen
- das Erkennen und verständliche Erklären des Wesentlichen in einem Wust von Information
- Eingehen kalkulierter Risiken
- Resilienz
- ...

Soweit mir bekannt, legt da niemand mehr eine Zahlenreihe zum Vervollständigen oder ein Logikrätsel vor. Oft wird auch versucht, die durchzuspielenden Situationen möglichst nah am realen Jobumfeld zu halten. Ich habe auch schon erlebt, daß der Kandidat in ein Team geschickt wurde und dort einen halben Tag lang mitmachen "durfte", und danach hat das Team ihn eingeschätzt: wie gut er sich in eine ihm unbekannte komplexe Situation reinfindet, wie schnell er was kapiert, wie gut er mit den Anderen kommuniziert usw.

Generell denke ich, daß Intelligenztests durchaus aussagekräftig sein können - man muß sich aber darüber im Klaren sein, daß man immer nur ganz bestimmte, teilweise auch kulturell priorisierte Aspekte der Intelligenz mißt.

#19:  Autor: AhrimanWohnort: 89250 Senden BeitragVerfasst am: 15.01.2019, 17:41
    —
Ergänzende Anmerkung zu meiner Bemerkung über Sitcoms:
Daß sie für Dumme gemacht werden erkennt man schon an dem dauernd eingespielten Gelächter. Ohne dieses wüßte das Zielpublikum nie, wo die Stelle zum lachen ist. Und so können sie auch dann mitlachen, wenn sie die Pointe nicht kapiert haben.
Das gilt auch haargenau für Büttenreden im Karneval.
Tätäää! Tätäää! Tätäää! Tsching bum!
Jetzt müßt ihr lachen.
--
Das Problem mit dem IQ ist, daß man keine brauchbare und vor allem richtige Definition für "Intelligenz" hat. Im Berufsleben geht es darum, wieviel Fachwissen einer hat und ob er damit richtig umgehen kann. Das hat m.E. wenig mit Intelligenz zu tun, wie man vor allem beim Besuch einer Behörde, eines Amtes oft feststellen kann. In den Führungsetagen wirkt sich das dann verhängnisvoll aus, wenn ausnahmsweise mal eine intelligente Entscheidung notwendig wäre. Wie nun soll man etwas messen, von dem man keine Ahnung hat, wie es aussieht und sich anfühlt? Wahrscheinlich sind wir dazu eben nicht intelligent genug.
---
Anhand der Dummheiten, die ich in meinem Leben machte halte ich mich heute ganz und gar nicht für intelligent. Das war einmal, in meiner Jugend. Verdammt, war ich damals gescheit! Erworbene Bildung und Lebenserfahrung schützen mich einigermaßen, aber hin und wieder doch nicht ausreichend vor weiteren Dummheiten.

#20:  Autor: AhrimanWohnort: 89250 Senden BeitragVerfasst am: 15.01.2019, 17:53
    —
Intelligenz und Humor heißt der Thread, wird mir grad wieder bewußt.
Also wenn ich mir den Funpics-Thread ansehe: Da fehlt's sehr oft am Humor.....
Und der Witze-Thread verhungert auch.

#21:  Autor: vrolijkeWohnort: Stuttgart BeitragVerfasst am: 15.01.2019, 18:09
    —
Ahriman hat folgendes geschrieben:
Intelligenz und Humor heißt der Thread, wird mir grad wieder bewußt.
Also wenn ich mir den Funpics-Thread ansehe: Da fehlt's sehr oft am Humor.....
Und der Witze-Thread verhungert auch.


Naja; Pupsen im Ballon ist auch nicht jedermanns Humor.

#22:  Autor: AhrimanWohnort: 89250 Senden BeitragVerfasst am: 15.01.2019, 18:32
    —
Nee, aber für Kinder ganz sicher, wohl auch noch für junge Leute. Auch so ein Aspekt: Paßt auf euch auf, mit zunehmendem Alter geht euch auch der Humor flöten!
Nicht alles in der Bibel ist Unfug. Das Jesus-Wort:
"...so ihr nicht werdet wie die Kinder werdet ihr nicht in das Himmelreich gelangen."
stimmt genau dann, wenn man den Begriff "Himmelreich" hier metaphorisch nimmt.
Leider schaffen das viele Menschen, wenn sie erst erwachsen sind, nicht mal mehr mittels Alkohol.
Zitat:
Pupsen im Ballon ist auch nicht jedermanns Humor

Aber wohl im Aufzug! Die Gesichter! Lachen Lachen

#23:  Autor: unquest BeitragVerfasst am: 15.01.2019, 18:56
    —
zelig hat folgendes geschrieben:
Zitat:

... beliebt bei Eugenikern und Rassisten ...
...sprach Taleb einen komplexen Gegenstand direkt und sachlich an..


Zumindest beherrscht er die Argumentationweise der neuen Sachlichkeit. Sehr glücklich

#24:  Autor: tillich (epigonal) BeitragVerfasst am: 15.01.2019, 19:26
    —
"Rassist" und "Eugeniker" kann doch eine ganz sachliche Beschreibung sein.

#25:  Autor: zelig BeitragVerfasst am: 15.01.2019, 20:02
    —
step hat folgendes geschrieben:
Zitat:
IQ-Zahlen entstünden ohne Rücksicht auf unerwartete Paradigmenwechsel

Ich habe aber schon IQ-Tests gemacht, bei denen so etwas vorkam.

Zitat:
noch relativ erfolgreich ... bei grossen Unternehmen eingesetzt"

Kennst Du ein deutsches Unternehmen, daß so etwas macht? Hab ich noch nicht erlebt.


Ich auch nicht.


step hat folgendes geschrieben:
Große Unternehmen testen zunehmend folgende Aspekte von Intelligenz (da sie für den Erfolg wichtig sind):
- out-of-the-box thinking
- schnelles Finden ungewöhnlicher Lösungen
- kreatives Weglassen in überkomplexen Situationen
- das Erkennen und verständliche Erklären des Wesentlichen in einem Wust von Information
- Eingehen kalkulierter Risiken
- Resilienz
- ...


Interessant. Scheint mir eine aussagekräftige Entscheidungsgrundlage zu sein.

#26:  Autor: Samson83 BeitragVerfasst am: 15.01.2019, 20:09
    —
Wenn man mir als Bewerber so einen Quatsch borlegen würde wäre das ein Signal sofort wieder zu gehen...

#27:  Autor: astarte BeitragVerfasst am: 15.01.2019, 20:22
    —
Ahriman hat folgendes geschrieben:
Ergänzende Anmerkung zu meiner Bemerkung über Sitcoms:
Daß sie für Dumme gemacht werden erkennt man schon an dem dauernd eingespielten Gelächter. Ohne dieses wüßte das Zielpublikum nie, wo die Stelle zum lachen ist. Und so können sie auch dann mitlachen, wenn sie die Pointe nicht kapiert haben.
...

Sitcoms sind verwandt mit Theaterstücken. Sieht man ja auch an den Bühnenbildern, die nur wenige oder nur einen Ort darstellen. Der Fernsehzuschauer soll sich wie im Theater im Publikum fühlen.
Viele haben auch Publikum im Studio, dessen Gelächter aber oft verstärkt wird.
Wird eine Sitcom synchronisiert, passt die Länge der Sätze oft nicht mehr zum Timing der Publikumsreaktion, und es muss komplett zugespielt werden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Sitcom

#28:  Autor: schtonk BeitragVerfasst am: 16.01.2019, 00:10
    —
astarte hat folgendes geschrieben:
[...]
Sitcoms sind verwandt mit Theaterstücken. (...)


Keineswegs.

Sitcoms zielen in der Regel auf unintelligente Reaktionen (hahaha) der Konsumenten ab.
Theaterstücke transportieren i.d.R. intelligentes Gedankengut und haben etwas mit "Nachdenken" zu tun.

#29:  Autor: CriticWohnort: Arena of Air BeitragVerfasst am: 16.01.2019, 01:38
    —
Ad Beitrag von Xamanoth, Zitat:

Samson83 hat folgendes geschrieben:
Wenn man mir als Bewerber so einen Quatsch borlegen würde wäre das ein Signal sofort wieder zu gehen...


Je ärmer der Bewerber dran ist, desto erlaubter ist es, diesen zu demütigen. So zumindest die immer wieder kolportierte Erfahrung.

Nein, aber ehrlich: Ich finde es relevanter, sich anzuschauen, wie jemand sich in der letztlich möglichst realen Situation verhält, als ihn vor eine Klausur oder vor einen abstrakten IQ-Test zu setzen.

Ja gut, es gibt immer "Arten von Menschen", die mit der einen oder anderen Methode besser oder schlechter zurechtkommen. Es kann Leute geben, die theoretisch hochintelligent sind und/oder alles zum Thema wissen, aber nicht gut mit der sozialen Situation zurechtkommen. Oder auch umgekehrt, daß Leute zwar in formalen Prüfungen nicht gut abschneiden, aber sozial gut verträglich sind. Und es gibt auch so Typen, die zwar weder eine wandelnde Enzyklopädie für Java-Methoden oder Paragraphen sind noch mit Anderen immer gut zurechtkommen, aber am Ende funktionieren ihre Lösungen im Großen und Ganzen trotzdem, weil sie sich dann gezielt reinknien, wenn sie eine Aufgabe haben Schulterzucken.

#30:  Autor: stepWohnort: Germering BeitragVerfasst am: 16.01.2019, 10:22
    —
schtonk hat folgendes geschrieben:
astarte hat folgendes geschrieben:
[...]Sitcoms sind verwandt mit Theaterstücken. (...)
Keineswegs.

Sitcoms zielen in der Regel auf unintelligente Reaktionen (hahaha) der Konsumenten ab.
Theaterstücke transportieren i.d.R. intelligentes Gedankengut und haben etwas mit "Nachdenken" zu tun.

astarte hat ja eher auf den Bühnen-/Pointeneffekt als auf den Inhalt abgezielt. Zudem ist das ein oder andere sog. Bauerntheater oder Wirtshauskomödie durchaus auch vom Inhaltsniveau und der Berechenbarkeit einfacher Pointen mit vielen Sitcoms vergleichbar.



Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft


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