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Köln - Herr Wehler, ist die Entscheidung gut für den politischen Streit, aber schlecht für die Sache?
HANS-ULRICH WEHLER: Es ist kein Kompromiss, sondern eine Kapitulation vor Frau Steinbach und den Vertriebenenfunktionären. Frau Steinbach ist zwar nun nicht mehr in dem Gremium, insofern kann dies Guido Westerwelle als einen Erfolg rühmen. Dafür wurde die Anzahl der Vertreter der Vertriebenenverbände erhöht und zudem auf etwas sehr Wichtiges verzichtet, nämlich dass die Bundesregierung sofort ein Veto gegen Personen einlegen kann, die sie nicht in dem Gremium wünscht. Warum ist das so wichtig? WEHLER: Es ist deshalb wichtig, weil sich im Kreis der Vertriebenenverbände traditioneller Weise oft umstrittene Persönlichkeiten bewegen. Man kann es daran ablesen, dass Frau Steinbach es nicht fertig gebracht hat, ein Forschungsprojekt zu unterstützen, das die Führungsgruppe der Vertriebenenverbände untersuchen sollte. Man hätte dabei davon ausgehen müssen, dass etwa zwei Drittel der führenden Vertriebenenfunktionäre sich im sogenannten Dritten Reich prominent exponiert hatten. Nach 1945 sind sie in den Vertriebenen-Verbänden in Spitzenpositionen gerückt, weil sie zum Teil in den 20er und 30er Jahren in den radikalen politischen Verbänden oder der NSDAP eine Rolle gespielt haben. Eine Aufarbeitung wäre wichtig? WEHLER: Es wäre als ein Akt der Selbstreinigung unbedingt nötig gewesen. Das Münchner Institut für Zeitgeschichte hätte mit einem hohen Maß an Objektivität diese Aufgabe übernehmen können. Das hätte die Bundesregierung als Bedingung stellen sollen. Warum sorgt die Stiftung für solche Aufregung? WEHLER: Es geht darum, dass die Massenvertreibung von etwa 14 Millionen Deutschen oder Deutsch sprechenden aus Ostdeutschland oder Osteuropa ein beispielloser Vorgang im Gefolge eines großen Krieges gewesen ist. Die Bundesrepublik war außerordentlich klug, dass sie diese offene Wunde der Vertreibung nicht berührt hat. Dann wäre nämlich etwas entstanden wie ein Opferkult. In diesem Sinne wurde die Täterrolle der Deutschen diskutiert und nicht diejenige, in der Deutsche Opfer des Krieges gewesen sind. In dem Augenblick, in dem man ein Vertriebenenzentrum einrichtet, rückt diese Frage des Opferkults unweigerlich in den Vordergrund. Wie groß werden die Aufgaben für das Gremium sein? WEHLER: Auf das Leitungsgremium warten schwierige Entscheidungen der konzeptionellen Ausgestaltung. Man kann erstens die Vertreibung der Deutschen ganz in den Mittelpunkt stellen, wie es die Vertriebenenverbände wollen. Dann ist man allerdings auch gezwungen, den nationalsozialistischen Anteil, nämlich die barbarischen Bevölkerungsverschiebungen, die erst den Gegenschlag der deutschen Vertreibungen ausgelöst haben, ausführlich mitzubehandeln. Als Historiker würde man indes den zweiten Gesichtspunkt unterstützen, nämlich dass Vertreibungen ein internationales Phänomen des 20. Jahrhunderts sind. Das freilich würde das Schicksal der deutschen Vertriebenen relativieren. |
Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben: |
Das ist eine Kapitulation vor Steinbach |
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Lutherische Kirchengemeinden um 1926
Da sich die weitaus meisten und auch größten Gemeinde der Altlutheraner jenseits der Oder/Neiße befanden, finden sich nach dem 2. Weltkrieg dort nur noch wenige Spuren der Altlutheraner. Manche Kirche, mancher Friedhof oder manches Pfarrhaus sind aber stehen geblieben. Heute feiern Christen anderer Konfessionen in den lutherischen Kirchen ihre Gottesdienste. Die Evangelisch-Lutherische (altlutherische) Kirche im Westen hat sich 1972 mit anderen lutherischen Bekenntniskirchen zur Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche zusammengeschlossen. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Preußen gliederte sich 1926 in 8 Diözesen. Die polnischen bzw. russischen Namen werden zu gegebener Zeit weiter ergänzt, sofern sich die Orte in Polen oder Russland befinden. |
Noseman hat folgendes geschrieben: |
Bei mir war es ja im Endeffekt auch so. Und ohne Vertreibung wäre mein Vater ja auch nicht ins später reiche Westdeutschland gekommen, hätte nicht so gut verdient und würde heute keine gute Rente bekommen. Er ist bestimmt ganz froh drüber ![]() |
grass_thierse_kasparek hat folgendes geschrieben: | ||
Naja, bevor z.B. Pommern an Polen ging, war der Landstrich ziemlich wohlhabend. Und damit meine ich nicht nur die Junker. Natürlich waren die Polen selber Spielball der Mächtigen und wären vermutlich ebenfalls lieber in ihrer angestammten Heimat weiter östlich geblieben. |
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Theodor bereitete die Befreiung eines Untersuchungsgefangenen vor. Er fuhr nach Leipzig. Einer der Aufseher war Wachtmeister in Theodors Kompanie gewesen. Ihn wollte er für die Organisation gewinnen. Er teilte nach München gute Fortschritte mit. Und erhielt den Besuch eines Mannes mit dem schriftlichen Befehl, heute noch, spätestens morgen, auf das Gut Lukscha in Pommern mit fünfzig Männern abzureisen. |
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Einmal kam der Freiherr aufs Feld. Er war gut gelaunt. Er lud den Untersuchungsrichter ein. Er lud auch Theodor und die fünfzig ein. Er sprach mit Theodor. Schimpfte auf die Arbeiter. Sie waren Polacken. Kein Tropfen deutschen Blutes. Juden verführten sie. In dieser Gegend lebten überhaupt Juden, Polacken, rotes Gesindel. Es war zum Niederknallen.
Niederknallen sollte man sie. .... |
grass_thierse_kasparek hat folgendes geschrieben: |
.....
Einfach mal eine abweichende Meinung so stehen lassen, ist nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, stimmt´s ? |
grass_thierse_kasparek hat folgendes geschrieben: |
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Du störst Dich an meiner Formulierung "Naja, bevor z.B. Pommern an Polen ging, war der Landstrich ziemlich wohlhabend. Und damit meine ich nicht nur die Junker. " Und ich stimme Dir zu, dass man da auch eine Behauptung draus lesen kann, falls man nicht grundsätzlich davon ausgeht, dass es sich bei Kommentaren in einem Internetforum um subjektive Meinungen ohne absoluten Wahrheitsanspruch handelt...... |
Wiki>Zeitzeuge hat folgendes geschrieben: |
Lutz Niethammer und Harald Welzer haben auf die Schwierigkeiten der Methode mündlicher autobiografischer Erzählungen für die historische Rekonstruktion besonders hingewiesen. Das Selbstbild älterer Zeitzeugen beeinflusst die Erinnerung so stark, dass sie objektiv Falsches selbst glauben. Zeitzeugen nutzen die Kommunikationsmöglichkeit eines Gespräches gerne für Nebenabsichten aus, geschickte Zeitzeugen bauen ihren einstudierten Text zu einer Botschaft für die Späteren um. Sowohl ehemalige KZ-Häftlinge als auch Weltkriegsteilnehmer müssen sehr kritisch wahrgenommen werden. Vor allem Schüler sind damit häufig überfordert, gerade weil der „authentische“ Zeuge sie besonders beeindruckt. |
Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben: |
....
Denn die Ursachen von Flucht und Vertreibungen liegen nun mal in erster Linie in der Expansionspolitik des III-Reiches begründet. Die organisierten Vertriebenen im BdV wehren sich leider allzuhäufig gegen diese Tatsache..... |
vrolijke hat folgendes geschrieben: |
@fwo:
Als auf beide Seiten "Nichtbetroffene", bilde ich mir ein, objektiv urteilen zu können. Auch im Westen gabs viele Leute die alles verloren hatten. Korrigiere mich bitte, wenns nicht stimmt, aber bekamen Vertriebene keine staatliche Finanzhilfen für den Wiederanfang? Ich habe das so erzählen hören. Das setzt natürlich Neid frei. |
grass_thierse_kasparek hat folgendes geschrieben: |
@ Religionskritik-Wiesbaden
... Danke für den ARD-Link. Frau Künast hätte ich obiger Politikeraufzählung locker noch hinzufügen können. ![]() "wenn Politiker so reden wie der Herr Schily bei der Landsmannschaft der Schlesier haben sie hoffentlich Deine Zustimmung" - wenn auf diese Frage mit 'Ja' antworte, bestehe ich hoffentlich Deinen Gesinnungstest ... |
fwo hat folgendes geschrieben: | ||
Es ist wohl wahr, dass es diese Vertreibung ohne den genauso schwachsinnigen wie verbrecherischen Expansionsversuch der Nazis nicht gegeben hätte. Das erklärt allerdings nicht, mit welchem Recht die Bevölkerung des verbliebenen Restdeutschlands es für selbstverständlich hält, dass die Folgen des Nationalsozialismus wesentlich von einer geografisch definierten Gruppe getragen wurden, deren Beitrag zu diesem Wahnsinn nicht höher war, als der der glücklichen westlicher Wohnenden. |
fwo hat folgendes geschrieben: |
Es hat doch den Herrn Willumeit aus Kehnichsbarch nicht etwa getroffen, weil er ein Nazi war, oder weil die Nazis Schweine waren, sondern den Herrn Willumeit hat es getroffen, weil er das Pech hatte, soweit im Osten zu wohnen, wo jetzt die Polen (auch unfreiwillig) hinsollten, weil als Sieger die Russen nun expandierten. Genauso wie es den Herrn Martens aus Kiel nicht etwa deshalb nicht erwischt hat, weil er im Widerstand war oder der Nationalsozialismus im Westen freundlicher gewesen wäre - Es hat Herrn Martens deshalb nicht erwischt, weil er einfach zu weit im Westen gewohnt hat, als dass diese Völkerwanderung im Osten größere Unbill über ihn gebracht hätte, als Herrn Willumeit als neuen Nachbarn anerkennen zu müssen. |
fwo hat folgendes geschrieben: |
Es ist weder selbstverständlich noch logisch, diejenigen, die für den Wahnsinn einer Politik zu zahlen haben, ausgerechnet geografisch zu definieren, und die, denen das passiert ist, haben ein Recht, darüber zu trauern - und der größte Teil von denen wollte (die meisten sind eh schon tot) eigentlich schon lange nicht mehr, als dass dieses Unrecht, dass ihnen widerfahren ist, als solches anerkannt wird. |
fwo hat folgendes geschrieben: |
Wobei ich - als Sohn eines Vertriebenen erlaube ich mir da eine eigene Meinung - dieses Unrecht eher als ein innerdeutsches Problem sehe als ein internationales mit den Menschen, die heute in den ehemals deutschen Gebieten sitzen. Und ich komme nicht umhin, dieses Unrecht auch gleich zu relativieren: Es war zwar mehr eine politische Leistung als eine menschliche (die Flüchtlinge aus dem Osten bekamen es im Westen von der eingeborenen Bevölkerung noch jahrelang zu spüren, dass sie nicht sonderlich willkommen waren), doch insgesamt ist die historische Leistung der Eingliederung der Vertriebenen unübersehbar und ziemlich einsam. |
fwo hat folgendes geschrieben: |
Und das alles hat mit Zeitzeugen oder den zwangsläufigen Defiziten ihrer Erinnerung herzlich wenig zu tun. Genausowenig wie mit wunderschönen Geschichten von "Polacken" verachtenden Freiherrn, die allerdings transportieren, dass den Vertriebenen schon Recht geschehen sei und damit implizieren, dass auch den Glücklichen im Westen das selbe Recht geschehen sei und so durch die Hintertüre tatsächlich soetwas wie den Mythos vom guten Westdeutschen entstehen lassen. |
Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben: |
Bezüglich Ypsilanti, dass man die noch außerhalb Hessens wahrnimmt wundert mich ![]() |
Zitat: |
20. Februar 2010 Erika Steinbach hat dem Bund der Vertriebenen (BdV) Transparenz und Offenheit verschrieben. Seit 2007 bemüht sie sich, die Anfangsjahre ihres Verbandes zu erhellen. Denn unter den Gründern der Zentralvertretung aller Landsmannschaften der Vertriebenen waren einige, die über ihr Vorleben in den dreißiger und vierziger Jahren geschwiegen haben, oft bis zum Tod. Öffentlich bekannt waren Vorwürfe, die seit den fünfziger Jahren die DDR gegen angebliche „Revanchisten“ erhob. Sie betrafen Mitläufertum in der NS-Zeit ebenso wie mögliche Verstrickungen in Kriegsverbrechen. So wurde dem ersten BdV-Präsidenten Hans Krüger seine Beteiligung als Richter (in Parteiuniform) an einem Sondergericht in Konitz im heutigen Polen zur Last gelegt. Krüger, der den BdV bis 1963 führte und danach bis 1964 Vertriebenenminister war, sollte demnach als überzeugter Nationalsozialist an Todesurteilen mitgewirkt haben, was er jedoch bestritt. Seinem Rücktritt als Minister folgten lange Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bonn, die nach seinem Tod 1971 eingestellt wurden.[......]
Text: F.A.Z. |
Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben: | ||
Die FAZ zu einer Studie über die Nazis bei den ehemaligen Spitzenfunktionären des BdVs, die einfach nicht erscheinen will.
Quelle: FAZ, vom 20.02.2010 Bis zur Harmlosigkeit verstrickt
Vollzitat gekürzt - astarte |
Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben: |
@Astarte,
Sorry, war mir unbekannt. ![]() Gruß |
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User Gotthold fragt: Unternimmt der BdV derzeit Anstrengungen, seine eigene Geschichte und die seiner Funktionäre aufzuarbeiten und zu publizieren? |
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Wir haben mehr Widerstandskämpfer in unserem Verband, als das wir Nationalsozialisten haben |
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1950 - der Krieg war schon fünf Jahre zu Ende. Den Westdeutschen und denen in Mitteldeutschland ging es schon wesentlich besser, aber die Vertriebenen waren die Entwurzelten. Und da sage ich meinem Stiefgroßvater, der im Dritten Reich in einem KZ mehrfach gesessen hat, weil er politisch nicht die Meinung vertreten hat. Der hatte 1950 eine riesige Wohnung, obwohl Berlin sehr zerstört war, das heißt also: Die, die Verfolgte gewesen sind im Nationalsozialismus, die waren in dieser Situation dann auch materiell besser dran als die Vertriebenen. |
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Ohne den Nationalsozialismus hätte es eine Vertreibung nicht geben können. Wenn Sie Peter Glotz hören, der die Vertreibung der Sudetendeutschen in seinem Buch beschrieben hat, der sagte ganz nachdrücklich: Ich beginne bei dem Thema Vertreibung nicht mit dem Jahr 1945, ich beginne auch nicht mit dem Jahre 1938, ich beginne nicht 1918, sondern, sagt Peter Glotz, ich beginne 1848, da, wo die Nationalismen sich in Europa herauskristallisierten, wo völkisches Denken Boden gewann, wo am Ende jede Volksgruppe gegen jede Volksgruppe sich in Stellung gebracht hat. Die Wurzeln dieser ethnischen Gedankenwelt, die liegen sehr viel früher. Nur: Ohne den Nationalsozialismus hätte es die Vertreibung nicht geben können. |
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Und der BdV? Er bezeichnete auch gestern wieder seine "Charta der deutschen Heimatvertriebenen", deren Verkündung sich zum 60. Mal jährte, bei einem Festakt als Dokument für die friedliche Entwicklung in Europa.
Friedlich? In der Charta heißt es: "Wir verzichten auf Rache und Vergeltung." Die Vertriebenen maßen sich demnach an, ein Naturrecht auf Vergeltung zu besitzen. Sie bezeichnen sich als "die vom Leid dieser Zeit am schwersten Betroffenen". Vergebens sucht man nach einem Satz, der die Verbrechen der Nazis verurteilt. Verständigung und Versöhnung sehen anders aus. Der BdV hat gestern wieder einmal eine Gelegenheit verpasst, in der Gegenwart anzukommen. |
Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben: |
SPON, 09.09.2010
Steinbach provoziert Eklat in der Union |
Religionskritik-Wiesbaden hat folgendes geschrieben: |
SPON, 09.09.2010
Steinbach provoziert Eklat in der Union |
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Sie legte demnach allerdings Wert darauf, dass sie damit die Kriegsschuld Deutschlands nicht habe bestreiten wollen. |
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Im ARD-Morgenmagazin hatte sie dem Deutschland-Beauftragten der polnischen Regierung und früheren Außenminister seines Landes, Wladyslaw Bartoszewski, einen "schlechten Charakter" unterstellt. Trotz vieler Briefe habe ihr Bartoszewski nie geantwortet. |
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