Hier ist mal der New York Times-Artikel zum Fall Kanoute.
Unangenehmer Fall. Hier gibt es eine Menge Nuancen zu beachten. Dass Frau Kanoute massivst überreagiert hat und damit ihrem Gegenüber tatsächlich geschadet hat, steht wohl außer Frage. Und das geht auch gar nicht. Abgesehen davon, dass z.B. diese Art von Doxxing einfach ethisch indiskutabel ist, schadet es auch recht offensichtlich der eigenen Sache. Auf der anderen Seite darf man bemerken, dass es in den USA nunmal genug Fälle gibt, in denen aus Rassismus die Polizei gerufen wird, und das für Schwarze durchaus schon mal unschön enden kann. (Wobei die Campuspolizei in diesem Falle keine Waffen trägt und Frau Kanoute das m.E. gewusst haben dürfte - was ich auch interessant fand, im Umfeld der University of Chicago tragen die Cops jedenfalls alle Waffen.) Das rechtfertigt natürlich nicht Frau Kanoutes Handlungen, und es rechtfertigt auch nicht die überschnelle und einseitige Reaktion der Campusleitung. Aber es macht die Angst verständlich. Wo es sich tatsächlich um Missverständnisse handelt, sollte es natürlich immer möglich sein, solche gütlich aus der Welt zu schaffen. Dass es das offensichtlich nicht ist, zeigt, wie verfahren die Situation ist.
Insgesamt scheinen die Leute aus beiden politischen Richtungen in dieser Sache auf Eskalation statt Empathie zu setzen. Dafür zwei meiner Ansicht nach bezeichnende Zitate aus dem Artikel:
Von rechts:
Zitat: | “My perception is that if you’re on the wrong side of issues of identity politics, you’re not just mistaken, you’re evil,” said James Miller, an economics professor at Smith College and a conservative. |
Von links:
Zitat: | “It’s troubling that people are more offended by being called racist than by the actual racism in our society,” he [Rahsaan Hall, der Anwalt von Oumou Kanute] said. “Allegations of being racist, even getting direct mailers in their mailbox, is not on par with the consequences of actual racism.” |
What the actual fuck? Können diese beiden Pappnasen vielleicht einfach mal die Fressen halten? Alle beide.
Insgesamt wird man solche Fälle nicht ohne beidseitige Empathie und Bemühung um Verständnis auflösen können. Diesbezüglich stehen die USA aber offensichtlich leider erst am Anfang eines langen, langen Weges.
Positiv fand ich am NY-Artikel übrigens die Aufschlüsselung des Klassenaspekts. Dass Klasse in der ganzen Sache viel zu wenig thematisiert wird, sehe ich auch so. Natürlich haben die Leute, die diese Universitäten oftmals finanzieren, ein Interesse daran, dass genau dieses Thema in den Diskussionen und Lehrplänen außen vor bleibt. Insbesondere das muss sich aber in Zukunft grundlegend ändern, sonst sieht es bald extrem finster aus für die antirassistische Praxis. |