Flat hat folgendes geschrieben: | ||
Etwas Empathie reicht hier eigentlich. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Ich weiß, was du meinst, aber etwas Empathie reicht natürlich nicht als Begründung dafür aus, zwischen verschiedenen empirisch unterschiedlichen Formen von Diskriminierung nicht mehr zu unterscheiden bzw. die Unterschiede zu ignorieren. |
Flat hat folgendes geschrieben: |
Wieso ist Dir hier eigentlich die Differenzierung so wichtig? |
Flat hat folgendes geschrieben: |
Nimm doch mal LGBTQIA+ (wird auch immer länger). Da fasst man nicht ohne Grund verschiedene diskriminierte Gruppen zusammen. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Also das ist halt auch eine Bedeutung des Wortes Empathie: Von den eigenen spezifischen Formen von Diskriminierungserfahrungen so weit abstrahieren zu können, dass man verstehen lernt, dass andere Diskriminierte völlig anderen Formen von Diskriminierung unterliegen können und daher andere Erfahrungen machen als man selbst - und dass man dagegen unter Umständen auch ganz anders vorgehen muss als gegen die eigene Diskriminierung. |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: | ||||
Deswegen nicht. |
Flat hat folgendes geschrieben: |
Etwas Empathie reicht hier eigentlich. |
Flat hat folgendes geschrieben: |
Obamas Vater ist schwarz, seine Mutter weiß. |
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | ||
Empathie ist Mist. |
Zitat: |
Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden.[1][2] Ein damit korrespondierender allgemeinsprachlicher Begriff ist Einfühlungsvermögen.
Zur Empathie wird gemeinhin auch die Fähigkeit zu angemessenen Reaktionen auf Gefühle anderer Menschen gezählt, zum Beispiel Mitleid, Trauer, Schmerz und Hilfsbereitschaft aus Mitgefühl.[3] Die neuere Hirnforschung legt allerdings eine deutliche Unterscheidbarkeit des empathischen Vermögens vom Mitgefühl nahe.[4][5] |
wolle hat folgendes geschrieben: |
Wäre jeder hinreichend empathisch, so gäbe es keinen Rassismus, denn man könnte sich auch in die (beliebig farbige) Haut eines beliebigen Menschen hinein versetzen und würde die Beweggründe des Gegenüber so nachvollziehen, dass Hass keinen Platz hätte. |
Zitat: |
Empathie, so Bloom, verengt unseren moralischen Fokus auf bestimmte Personen im Hier und Jetzt, um die wir uns dann verstärkt kümmern. Dabei verlieren wir aber die längerfristigen Konsequenzen unserer Handlung aus den Augen und schotten uns ab gegen das Leid derjenigen, die sich nicht in unserer empathischen Reichweite befinden. Empathie ist also voreingenommen (biased) und sie nötigt uns provinzielle bis gar rassistische Reflexe auf. |
Zitat: |
Empathie, so Bloom, verengt unseren moralischen Fokus auf bestimmte Personen im Hier und Jetzt, um die wir uns dann verstärkt kümmern. |
Wikipedia hat folgendes geschrieben: |
With this understanding, Bloom describes empathy as feeling what others feel whereas compassion is "simply caring for people, [and] wanting them to thrive". |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ||
Das verkürzt aber den Empathiebegriff begrifflich auf die rein gefühlsmäßige (Mit-)Affektion. Ich habe Empathie eigentlich immer als die Fähigkeit verstanden, von der eigenen Situation und den eigenen Interessen zu abstrahieren und sich in die Positionen und Lebenssituationen anderer hineinzuversetzen. |
Zitat: |
Die neuere Hirnforschung legt allerdings eine deutliche Unterscheidbarkeit des empathischen Vermögens vom Mitgefühl nahe. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ||
[edit] Womöglich haben wir es hier sowas wie einer Sprachbarriere zwischen Englisch und Deutsch zu tun:
Das deutsche "Mit-Gefühl" ist eigentlich sehr viel näher an "feeling what others feel" als "Empathie", worauf ja z. B. schon Nietzsche aufmerksam gemacht hat. Im englischen "com-passion" klingt das zwar auch noch an, geht aber dadurch etwas unter, dass es sich um eine lateinische Fremdwortkombination handelt. |
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | ||||||
Ja, er macht bewusst diese Unterscheidung. Laut wolles Link wird das ja auch durch Hirnforschung gestützt: https://de.wikipedia.org/wiki/Empathie schrieb:
|
Wikipedia hat folgendes geschrieben: |
Grundlage der Empathie ist die Selbstwahrnehmung – je offener eine Person für ihre eigenen Emotionen ist, desto besser kann sie auch die Gefühle anderer deuten[6] – sowie die Selbsttranszendenz, um egozentrische Geisteshaltungen überwinden zu können.[7] |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ||
Der Begriff "People of Color" ist bisher überhaupt noch nicht rassistisch geworden, und es ist für mich auch nicht abzusehen, dass er das in nächster Zeit würde. ![]() |
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: |
Oder höchst empathische Menschen können es auch so absolut in ihrem eigenen Gefühlsleben nachvollziehen, wie schlimm es ist, wenn Menschen aus einen anderen Gruppe schlimme Dinge mit Menschen aus der eigenen Gruppe tun (oder angeblich tun, Lügen reichen völlig), dass ihr Gefühlsleben es absolut okay findet, sich mit allen Mitteln dagegen zu "wehren". Oder Leute mit richtig großer Empathie können es auch so richtig geil finden, den Schmerz anderer mitzuerleben.
|
Zitat: |
Überdies tätigte Orbán offenbar rassistische Aussagen: Länder, in denen sich Europäer mit Nichteuropäern „vermischten“, seien keine Staaten mehr. Demgegenüber gebe es das Karpatenbecken, wo sich europäische Völker wie Ungarn, Rumänen, Slowaken und andere miteinander vermischten. „Wir sind bereit, uns miteinander zu vermischen, aber wir wollen nicht zu Gemischtrassigen werden“, sagte Orbán. |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: |
"Vorteil" klingt in Bezug auf die Unterschiede zwischen weißen und schwarzen Menschen und ihren Lebensumständen, um einiges sinnvoller als "Privileg". |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ||
Weil's hier besser hinpasst als in den Ursprungsthread:
Was genau ist da begrifflich der Unterschied? |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: |
Das passt auf Hautfarben besser, weil die einem ja nicht durch ein Recht zugesprochen wurde, sondern man ist einfach damit geboren worden. Ebenso wie der Ort, der Stand und die Gesellschaft, in die man geboren wurde. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ||
Ach so, also der Stand (der ja in unserer Gesellschaft nicht zuletzt vom Eigentum an Kapital abhängt!) wird also auch gar nicht durch das Recht garantiert. Sorry, wusste ich gar nicht. ![]() ...Natürlich sind das alles Privilegien. Es handelt sich ja nicht um in der Welt herumliegende neutrale Fakta, sondern im Kontext sämtlich um Ergebnisse menschlichen Handelns. Selbst der Ort der Geburt kann überhaupt nur deshalb ein Vorteil oder Nachteil sein, weil wir eine Form von Gesellschaft haben, in der überhaupt verschiedene Orte miteinander in Konkurrenz stehen (und unsere Gesellschaft schon deshalb keine uneingeschränkte Mobilität erlauben kann). Und das hat sehr wohl auch mit rechtlichen Strukturen zu tun. Und das ist jetzt auch nur das am wenigsten offensichtliche Beispiel. Nicht dass jedes gesellschaftliche Machtungleichgewicht und ihm entsprechende Vorrechtsverhältnis überhaupt unmittelbar formalrechtlich kodiert wäre oder das auch nur sein müsste. Das einfachste und einsichtigste Beispiel ist das der ökonomischen Privilegien: Jeder hat formaljuristisch das gleiche Eigentumsrecht, aber da nicht jeder das gleiche Eigentum hat, ist natürlich Bill Gates gegenüber einem Obdachlosen diesbezüglich privilegiert. Überhaupt gibt es in einer menschlichen Gesellschaft überhaupt keine Vorteile oder Nachteile, die nicht selbst wieder damit zu tun haben, wie die Menschen insgesamt ihre Gesellschaft überhaupt gestalten. Ein systematisch vorkommender gesellschaftlicher Vorteil ist ein Privileg. Die beiden Begriffe sind absolut synonym. Der einzige Unterschied ist, dass das eine Wort Leute verunsichert und hoffentlich zu kritischem Nachdenken über Verhältnisse anregt und der andere eher fürs persönliche Wohlfühlen geeignet ist. Aber das ist kein begrifflicher Unterschied. |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: | ||||
Sehe ich anders. Aber da kommen wir auf keinen grünen Zweig. ![]() |
Kat hat folgendes geschrieben: | ||||||
Ich ebenso. "Privileg" ist lt. Wikipedia "Ein Privileg ... ist ein Vorrecht, das einer einzelnen Person oder einer Personengruppe zugeteilt wird." Ein Beispiel: Klaus ist gegenüber Peter beim Marathonlauf im Vorteil, da sich Peter seit seiner Jugend jeden Tag eine Schachtel Zigaretten reinzieht. Aber ist Klaus jetzt gegenüber Peter Privilegiert, da er Nichtraucher ist? |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Ein systematisch vorkommender gesellschaftlicher Vorteil ist ein Privileg. Die beiden Begriffe sind absolut synonym. Der einzige Unterschied ist, dass das eine Wort Leute verunsichert und hoffentlich zu kritischem Nachdenken über Verhältnisse anregt und der andere eher fürs persönliche Wohlfühlen geeignet ist. Aber das ist kein begrifflicher Unterschied. |
Alchemist hat folgendes geschrieben: | ||||||||
Aber das Beispiel passt doch überhaupt nicht zu der Erklräung, die Tarvoc ausführlich beschrieben hat. Und ebensowenig passt es zu dem zitierten Satz von wiki. Klaus körperlicher Vorteil ist kein "Vorrecht, dass ihm zugeteilt wird". |
Kat hat folgendes geschrieben: | ||||||||||
Tarvorc hatte geschrieben, dass die Begriffe "Vorteil" und "Privileg" absolut synonym sind. Dieser Meinung bin ich eben nicht, wie ich mit dem Beispiel des Marathonlaufs versucht habe zu verdeutlichen. Klaus ist zwar im Vorteil, da er Nichtraucher ist, aber er ist deswegen nicht Privilegiert, da ihm kein Privileg zugeteilt wurde. Also sind die beiden Begriffe eben nicht "absolut synonym" |
Kat hat folgendes geschrieben: | ||||||||||
Tarvorc hatte geschrieben, dass die Begriffe "Vorteil" und "Privileg" absolut synonym sind. Dieser Meinung bin ich eben nicht, wie ich mit dem Beispiel des Marathonlaufs versucht habe zu verdeutlichen. Klaus ist zwar im Vorteil, da er Nichtraucher ist, aber er ist deswegen nicht Privilegiert, da ihm kein Privileg zugeteilt wurde. Also sind die beiden Begriffe eben nicht "absolut synonym" |
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | ||
Nein, die Begriffe sind nicht synonym; das sieht man schon daran, dass du "systematisch vorkommender, gesellschaftlicher Vorteil" schreibst - es git also auch noch andere Vorteile. Über die "systematisch vorkommenden, gesellschaftlichen Vorteile" kann man sagen (wie in der Wiki-Definition), dass sie "zugeteilt werden". Das trifft aber nicht auf alle Vorteile zu. Der rauchende Marathonläufer zB hat zweifellos einen Nachteil, aber er wurde ihm nicht zugeteilt (außer, man spricht auch über geselschaftliche Verhaltensnormen bzgl. Drogenkonsum), sondern er hat ihn selbst verursacht; Nichtrauchen ist daher ein Vorteil, aber kein Privileg. Ein Blinder kann visuelle Informationen nicht nutzen; das ist ein Nachteil (auch wenn der teilweise durch Maßnahmen der Barrierefreiheit ausgeglichen werden kann). Demgegenüber hat ein Sehender einen Vorteil. Auch der wurde ihm aber nicht gesellschaftlich zugeteilt (von Fragen der Gesundheitsversorgung abgesehen), sondern er hat ihn von Natur aus (eine gesellschaftliche Zuteilung wäre die Frage, ob solche Unteschiede irgendwie ausgeglichen werden). Und genau deshalb - hier bin ich wieder bei dir - ist das Wort "Vorteil" "eher fürs persönliche Wohlfühlen geeignet" durch seine entzung wird die gesellschaftliche Dimension ausgeblendet und naturalisiert oder sogar in die "Eigenverantwortung" abgeschoben. Das Wort "Privileg" dagegen "verunsichert und [regt] hoffentlich zu kritischem Nachdenken über Verhältnisse an", wie du schreibst, weil es eben beinhaltet, dass Privilegien Vorteile sind, die gesellschaftlich hergestellt werden. Das ist natürlich unangenehm zu hören, dass die eigene Stellung Vorteile mit sich bringt, die mir nicht von Natur aus zukommen oder durch meine Verdienste erreicht wurden, sondern die ich von der Gesellschaft zugeteilt bekommen habe. Wie etwa den, dass kreative Leistungen "meiner Leute" (und also potenziell meine eigenen) auch anerkannt werden und nicht einfach so von anderen enteignet werden können. |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: |
Außerdem finde ich die Aussage, dass "Vorteil" ein bequemes Wort ist und "Privileg" mehr zum Denken anregt, ziemlich entlarvend. Das wirkt nämlich so, als würd es bei der Betitelung gesellschaftlicher Ungerechtigkeit nur darum gehen und nicht darum sie korrekt zu benennen. |
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