Kopftuch-Urteil
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Freigeisterhaus -> Politik und Geschichte

#451: Man beachte die Kombination Autor: SermonWohnort: Sine Nomine BeitragVerfasst am: 29.10.2003, 21:04
    —
Man beachte die Kombination im staatlichen Kirchenfunk Baden-Württemberg:


Zitat:
E-Mail-Abo Baden-Württemberg
Im folgenden informiert Sie der E-Mail-Aboservice des Landes Baden-Württemberg über Neuigkeiten aus den von Ihnen gewählten Themenbereichen. Zum Lesen der ganzen Meldung klicken Sie bitte jeweils auf den unterstrichenen Link.
...

Meldung vom 28.10.2003
++ Entwurf für Kopftuchverbot vorgelegt ++
Baden-Württemberg will Lehrerinnen das Tragen eines Kopftuches verbieten, christliche Symbole hingegen erlauben. Der Gesetzentwurf zur Kopftuchfrage werde dem Ziel gerecht, ein Verbot an Schulen durchsetzen zu können, sagte Kultusministerin Annette Schavan am Dienstag.
http://www.baden-wuerttemberg.de/land/agent/index.php3?id=45823

Meldung vom 28.10.2003
++ Teufel kritisiert fehlenden Gottesbezug in EU-Verfassung ++
Ministerpräsident Erwin Teufel hat den fehlenden Gottesbezug in der geplanten EU-Verfassung kritisiert. Das Verschweigen des Christentums widerspreche jeder historischen Vernunft, sagte Teufel am Dienstagabend in Koblenz.
http://www.baden-wuerttemberg.de/land/agent/index.php3?id=45822

#452:  Autor: Nav BeitragVerfasst am: 29.10.2003, 21:14
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Man beachte auch den Nachnamen des Ministerpräsidenten, hehe... ein Schelm, wer pöööööööhses dabei denkt... zu KÖSTLICH!

#453: Gang vor den Kadi ist programmiert Autor: SermonWohnort: Sine Nomine BeitragVerfasst am: 29.10.2003, 21:54
    —
Gang vor den Kadi ist programmiert

Zitat:
Der Satz, dass die "äußere Bekundung christlicher und abendländischer Bildungs- und Kulturwerte oder Traditionen " dem Erziehungsauftrag der Landesverfassung entspreche, will sie aus dem Gesetzestext streichen und lediglich in die Begründung aufnehmen. "Wir wollen das Gesetz schließlich so verfassungsdicht wie möglich machen." Eine "neuerliche Schlappe " vor dem Bundesverfassungsgericht, so Werwigk-Hertneck, könne sich das Land nicht leisten.

#454: Baden-Württemberg legt Entwurf für Kopftuchverbot vor Autor: SermonWohnort: Sine Nomine BeitragVerfasst am: 29.10.2003, 21:57
    —
Schavan: Christlich-abendländische Werte sind Grundlage der Erziehung

Zitat:
Für die ausdrückliche Erlaubnis der "äußeren Bekundung christlicher und abendländischer Bildungs- und Kulturwerte oder Traditionen" zieht die Ministerin die Landesverfassung heran. Darin wird die Bedeutung der christlichen Gemeinschaftsschule hervorgehoben, in der Kinder auf der Grundlage christlicher und abendländischer Bildungs- und Kulturwerte erzogen werden.

#455: Gesetz gegen Kopftuch vorgelegt Autor: SermonWohnort: Sine Nomine BeitragVerfasst am: 29.10.2003, 22:44
    —
Juristen bezweifeln, dass das Gesetz vor dem Verfassungsgericht Bestand haben würde

Zitat:
Als nicht verfassungsfest bezeichnet Sacksofsky die Ungleichbehandlung von Christen und Muslimen. Auch Staatsrechtler Jörn Ipsen, Verfasser eines juristischen Kommentars zum Karlsruher Kopftuchurteil, äußert Bedenken: "Dass man auf die Schultradition nach dem Urteil des Verfassungsgerichts ausdrücklich Rücksicht nehmen darf, beinhaltet meines Erachtens nicht, dass dass man dabei zwei Religionen unterschiedlich behandelt", so Ipsen zur taz.

#456: Re: Gesetz gegen Kopftuch vorgelegt Autor: Nav BeitragVerfasst am: 29.10.2003, 22:47
    —
Sermon hat folgendes geschrieben:
Juristen bezweifeln, dass das Gesetz vor dem Verfassungsgericht Bestand haben würde

Zitat:
Als nicht verfassungsfest bezeichnet Sacksofsky die Ungleichbehandlung von Christen und Muslimen. Auch Staatsrechtler Jörn Ipsen, Verfasser eines juristischen Kommentars zum Karlsruher Kopftuchurteil, äußert Bedenken: "Dass man auf die Schultradition nach dem Urteil des Verfassungsgerichts ausdrücklich Rücksicht nehmen darf, beinhaltet meines Erachtens nicht, dass dass man dabei zwei Religionen unterschiedlich behandelt", so Ipsen zur taz.


Dann fallen die Kreuze endgültig. zynisches Grinsen

#457: Das Kreuz mit Kruzifix und Kopftuch Autor: SermonWohnort: Sine Nomine BeitragVerfasst am: 30.10.2003, 11:05
    —
Während die deutschen Kultusminister noch mit dem Karlsruher Kopftuch-Urteil hadern, schlägt der Streit um religiöse Symbole an Schulen auch in anderen Ländern hohe Wellen. Frankreich und die Türkei etwa setzen das Kopftuchverbot rigoros durch. Und ausgerechnet im katholischen Italien heißt es: Ciao Kruzifix.

#458:  Autor: SokrateerWohnort: Wien BeitragVerfasst am: 30.10.2003, 14:23
    —
Sermon hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Mohammeds Frauenbild war vielleicht in seiner Zeit und Umgebung progressiv, heute ist das aber sicher nicht mehr der Fall. Leider hat er das als absolute Wahrheit, die immer gültig ist in den Koran geschrieben.


Mohammed war Analphabet. Der Koran wurde von einer Kommission posthum zusammengestellt, welche der Kalif Uthman eingesetzt hatte. Saemtliche davon abweichenden Sammlungen der angeblichen Aussprueche "des Propheten" wurden vernichtet.

Mann, ich werde wohl ab jetzt jedesmal beiläufig schreibe, dass Mohammed etwas geschrieben hat in Klammern erwähnen, dass ich weiss, dass er Analphabet war. Jedes mal kommt die gleiche Berichtigung. Kennt jemand ein anderes Verb, das man in dem Zusammenhang nutzen könnte? Er hat Aussage X in den Koran erfunden, gedichtet, gemerkt..... ???

So stark abweichen dürfte der Koran von dem was Mohammed gesagt hat, wohl nicht. Er selbst musste ihn ja auswendig kennen. Ausserdem gab es angeblich hunderte von Korangedächtnissen, die ihn ebenso auswendig kannten. Das und die Tatsache, dass der Koran in Versform geschrieben ist, was das auswendig lernen erleichtert, dürfte wohl darauf hinweisen, dass der Koran schon ziemlich originalgetreu ist.

Und auf keinen Fall würde jemand wie Mohammed mit dem heutigen, westlichen Frauenbild einverstanden sein. Jegliche Spekulation in diese Richtung wäre vollkommen absurd!

#459:  Autor: SokrateerWohnort: Wien BeitragVerfasst am: 30.10.2003, 14:39
    —
Heike N. hat folgendes geschrieben:
In anderen Threads wird sich vehement darüber gestritten, ob es nun OK ist, dass man andere Menschen zu ihrem Glück zwingt (Kommunismus-Diskussion). Hier wird es teilweise von den gleichen Leuten billigend in Kauf genommen: wir verbieten das Kopftuch und zeigen der Frau so auf, dass sie ein Instrument ihrer Unterdrückung abgelegt hat. Am Kopf kratzen

Es geht nicht um die einzelne Lehrerin. Niemand soll Zwangsbeglückt werden.

Zoe hat folgendes geschrieben:
Ich glaube auch, dass hinter allem die Angst vor dem Islam steckt. Ein Stellvertreter-Streit, wie step bereits sagt.

Bist du auch der Ansicht, dass ich für das Kopftochverbot (bei Lehrerinnen) bin, weil ich mich vor dem Islam so fürchte?

step hat folgendes geschrieben:
Ich finde immer noch, daß es ein nutzloser, evtl. sogar kontraproduktiver Stellvertreterstreit ist, und daß man das Kopftuch erlauben, aber frauenfeindliche oder sonstwie grundwertzwidrige Betätigung verbieten sollte.

Schlägt der Mann seine Frau, macht er sich strafbar, egal ob er gläubig ist oder nicht.

Schön, aber wie sorgst du dafür, dass das seltener vorkommt? Wie willst du dieses Problem bekämpfen, ohne Stellvertreter mit einzubeziehen? Arnie in Kampfmontur und mit Röntgenkamera und Abhörgerät durch die Wohnviertel schicken, auf der Suche nach den prügelnden Ehemännern? Frage

Etwas strafbar machen allein bringt wenig. Frauen schlagen ist schon seit langer Zeit strafbar und war vermutlich nie legal. Im angelsächsischen Bereich gab es die gesetzlich verankerte Ehezucht nie, sondern ist eine alte Legende, die Feministinen aufgewärmt und wieder in Umlauf gebracht haben.

Man braucht also eine Reihe von Kampagnen und Maßnahmen, die ein gesamtgesellschaftliches Umdenken bringen. Dazu gehörten auch eine Reihe von Stellvertreterkriegen, bei denen es z.B. um die Rolle von Frauen in Film- und Fernsehen oder die Wortwahl von Politikern ging.

Bei solchen Maßnahmen muss man sehr wohl nach unterschiedlichen Zielgruppen differenzieren. In Bezug auf die islamische Bevölkerung wird da IMHO noch wenig gemacht.

step hat folgendes geschrieben:
Wirbt eine Lehrerin für die Unterdrückung der Frau, fliegt sie von der Schule.

Zum Werben braucht man Symbole. Oder zählt nur verbale Werbung? Wenn ja, warum?

step hat folgendes geschrieben:
Ich habe den Verdacht, man traut sich nicht, in den Jagdgründen der Religionen aufzuräumen. Ansonsten müßte man Teile des Korans und der Bibel verbieten, lange vor dem Kopftuch.

Der Koran und die Bibel müssten eigentlich schon nach heutiger Gesetzeslage verboten sein. (Blasphemie, Volksverhetzung, ...) Textuelle Informationen verbieten macht aber, abgesehen davon, was man davon hält, recht wenig Sinn. Ausserdem sprechen wir ja nicht von einem Kopftuchverbot für alle, sondern nur für Lehrerinnen im Unterricht. Und die Bibel, oder den Koran ausserhalbt des Religionsunterrichts auf werbende Art und Weise zu verwenden sollte jetzt schon verboten sein.

Was verstehst du unter "in den Jagdgründen der Religionen aufräumen". Gefährliche Ideologien, sollten sie Teil von Religionen sein, vorbehaltslos und objektiv aufzeigen und gesellschaftlich bekämpfen? In einer besseren Welt vielleicht, aber heutzutage ist das schlicht und einfach nicht durchsetzbar!

Nur weil das nicht möglich ist, soll gleich gar nichts geschehen?

#460:  Autor: SokrateerWohnort: Wien BeitragVerfasst am: 30.10.2003, 14:44
    —
Alzi hat folgendes geschrieben:

Ich finde Kleidervorschriften, wie Schuluniformen prinzipiell nicht schlecht, aber man sollte doch etwas Spielraum für eine angemessene Temperaturregelung erlauben.

Würde eine Schuluniform nicht ein Kopftuchgebot/verbot automatisch implizieren??? Du beklagst dich über das Verbot genau eines Kleidungsstücks, liebäugelst aber mit dem Verbot aller Kleidungsstücke bis auf eines? Geschockt

Alzi hat folgendes geschrieben:
Quantität bedeutet nicht automatisch auch Qualität.
Bisher hat keines Deiner Argumente einer genaueren Prüfung standgehalten.

Du bist also die oberste Prüfinstanz? Ganz schön arrogant! Mit den Augen rollen

Alzi hat folgendes geschrieben:

Könnten wir auch durch Nacktheit im Unterricht "größere Ungerechtigkeiten" verhindern?

Lachen Eigentor! Nein, wir können damit keine größeren Ungerechtigkeiten verhindern, was auch der große Unterschied zwischen deinem abstrusen, angeblich christlichen Bekleidungsgebot und dem Kopftuchgebot ist.
Mäeutik funktioniert nicht gemeinsam mit Strohmännern.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
da die Vorschrift ausnahmslos für alle gilt und für alle politischen Symbole (auch für das Hakenkreuz), kann ich mich leichter mit dieser Regelung abfinden, als mit einem geplanten Kopftuchverbot, speziell für gläubige Muslima, während das Tragen aller anderen religiös bedingter Kleidungs- und Schmuckstücke, Bärten, kahlrasierten Köpfen oder Schläfenlocken weiterhin erlaubt sein soll.

Kahlrasierter Kopf ist doch sehr wohl ein politisches Symbol und offenbar nicht verboten. Bei politischen Symbolen wird die Praktikabilität des Verbots also sehr wohl in Betracht gezogen!

Alzi hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Das islamische Kopftuchgebot ist grundwertefeindlich, weil es die Frau als Besitz des Mannes ansieht.


Wer behauptet das - christliche oder muslimische Koranexegeten?

Ich, Kraft meines Verstandes, und hier schon unzählige Male dargelegt.

Alzi hat folgendes geschrieben:
Stilettos sind das typische Beispiel für die Unterdrückung der Frau.

Unglaublich typisch. Wenn man jemanden auf der Straße zu dem Thema befragt, dann ist Stilettos sicher die erste Antwort... Mit den Augen rollen

Alzi hat folgendes geschrieben:
Stilettos führen zu Haltungsschäden, Sehnenverkürzung, sie machen Frauen hilflos und die Männer geilen sich an ihren eingeschränkten Bewegungen und ihrem Schmerz auf (nicht ungern zwinkern ).

Also Ich mag dieses hilflose herumgestöckel gar nicht....

Du vergißt aber, dass Stilettos Frauen auch größer machen. Man kann das also auch in die andere Richtung interpretieren. Und Plateauschuhe sind genauso gesundheitsschädlich.
Es gibt jedenfalls keine Bewegung oder Ideologie irgendeiner Art für die die Stilletos zentral sind. Wenn du gegen Stilletos vorgehen willst, dann wäre eine herkömmliche Aufklärungskampagne wohl sinnvoller, oder z.B. das Zeigen von Frauen in Film, Plakat und Fernsehen, bei Tätigkeiten, die mit den Dingern nicht möglich sind. z.B. Lola rennt. zwinkern

Alzi hat folgendes geschrieben:
Willst Du den Frauen auch ihre Stilettos wegnehmen, denn hier ist die Unterdrückung durch künstlich hervorgerufene Hilflosigkeit offensichtlich und außerdem noch gesundheitsschädlich.

Noch so ein Strohmann. Ich will nicht, dass Kopftücher generell verboten werden. Es geht hier um Staatsbedienstete. Niemand verlangt irgendjemand etwas wegzunehmen.

Alzi hat folgendes geschrieben:
Wir sind ja auch fest überzeugt, daß wir unsere Schniedel bedecken, weil es Sitte ist und nicht, weil es uns ein religiöses Gebot vorschreibt, obwohl sich diese Sitte vom christlichen Bedeckungsgebot herleitet,

Was auch nach unzähliger Wiederholung deinerseits nicht weniger falsch ist.

Alzi hat folgendes geschrieben:
genau so, wie sich das Tragen von Kopftüchern vom Kopfbedeckungsgebot herleitet.

Das Kopftuchgebot wird genauso wie das christliche Bedeckungsgebot vermutlich historische und lokale Gründe haben. Religionen werden schließlich von Menschen erfunden. Wie schon oft erwähnt ist relevant, aus welchen Gründen heute Bedeckung bzw. Kopftuch getragen wird. Und die sind Grundverschieden.

Alzi hat folgendes geschrieben:
Sie wirken deshalb absurd, weil ich die (mE lächerliche) Forderung nach einem Kopftuchverbot in einen christlichen Bezug gesetzt und analog ein Bedeckungsverbot für Lehrer gefordert habe.

Und während du dabei warst hast du eine Reihe von wichtigen Prämissen weggeworfen. Aber das habe ich ja schon ein paar Mal erörtert. Das trifft auch auf dein nett geschriebenes Papua-Neuguinea-Geschichtlein zu.
Nachdem hier sonst niemand diese absurden Szenarien zu Hilfe zieht, werde ich fortan davon absehen weiterhin ihre Fehlerhaftigkeit aufzuzeigen.

Alzi hat folgendes geschrieben:
Und in Deutschland kann sie niemand zum Tragen eines Kopftuches zwingen, wenn sie nicht wollen. Sehr glücklich

Unzählige Male wiederholst du diese Aussage hier und ich kann nur sagen es ist blanker Hohn soetwas stur zu behaupten.
Was bedeutet für dich überhaupt Zwang? Muss jemand eine Knarre an deinen Kopf halten, oder ist das auch kein Zwang, weil es ja in Deutschland nicht erlaubt ist?

#461:  Autor: Heike N.Wohnort: Bottrop BeitragVerfasst am: 30.10.2003, 14:47
    —
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Heike N. hat folgendes geschrieben:
In anderen Threads wird sich vehement darüber gestritten, ob es nun OK ist, dass man andere Menschen zu ihrem Glück zwingt (Kommunismus-Diskussion). Hier wird es teilweise von den gleichen Leuten billigend in Kauf genommen: wir verbieten das Kopftuch und zeigen der Frau so auf, dass sie ein Instrument ihrer Unterdrückung abgelegt hat. Am Kopf kratzen

Es geht nicht um die einzelne Lehrerin. Niemand soll Zwangsbeglückt werden.


Aber es läuft doch aufs Gleiche hinaus. Egal, wie man es nennt. Am Kopf kratzen

#462:  Autor: SokrateerWohnort: Wien BeitragVerfasst am: 30.10.2003, 15:10
    —
Heike N. hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:

Es geht nicht um die einzelne Lehrerin. Niemand soll Zwangsbeglückt werden.


Aber es läuft doch aufs Gleiche hinaus. Egal, wie man es nennt. Am Kopf kratzen

Ich komme da nicht mit. Wer wird denn zwangsbeglückt? Sicher nicht Frau Ludin, denn die wird dadurch sicher nicht glücklich.

#463:  Autor: SokrateerWohnort: Wien BeitragVerfasst am: 30.10.2003, 15:11
    —
Zoe hat folgendes geschrieben:
In arabischen Länndern bestehen viele Frauen deshalb auf einen Ehevertrag, in dem geregelt ist, dass auch sie jeder Zeit die Scheidung einreichen können.

Lachen Und ich habe einen flüchtigen Bekannten, der einen Ehevertrag abgeschlossen hat, wonach er und seine Frau sich nicht scheiden dürfen. Rechtlich ist das allerdings haltlos. Man kann Rechte nicht mit Verträgen ausser Kraft setzen.
Die von dir beschriebene Entwicklung sehe ich positiv, weil man sich so langfristig vom Koran fortbewegen kann. Der Koran selbst ist aber trotzdem eindeutig.

In welchen arabischen Ländern wird denn das so gehandhabt? Wird das in der breiten Bevölkerung gehandhabt, oder ist das eine Sache der oberen Zehntausend?

Zoe hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Ich glaube die Frau hat laut Islam alleinig das Recht vom Mann Essen und Kleidung zu bekommen


Das hab ich noch nicht gehört.

Sind dir andere Pflichten des Mannes gegenüber seiner Frau bekannt?

Zoe hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Fatima Mernissi beruft sich wohl auf die Hadith. Von denen sind aber der Großteil rein erfunden. 90%? Es war auch im arabischen Raum üblich seinem Wort mehr Gehör zu verschaffen, indem man es jemandem anderen unterstellte. Wie sieht es also mit der historischen Authentizität der besagten Stellen aus?


Tja, allgemein ist es ja so, dass die Hadithe sehr, sehr kritisch geprüft wurden. Ganz wichtig war, wer der Überlieferer des Hadith war, von wem er die Information hatte und welchen Nutzen er selbst von dem angeblichen Ausspruch Mohammeds hatte. Die Überliefererkette wurde ganz genau unter die Lupe genommen. Bukhari, vielleicht der wichtigste Überlieferer, der 200 Jahre nach Mohammed gelebt hat, hat laut Mernissi 1.080 Personen befragt und 600.000 Hadithe gesammelt. Davon blieben am Ende seiner Untersuchung 7.275 Hadithe übrig, die er für authentisch hielt. Die von mir genannten Stellen werden von Mernissi so weit ich weiß als authentisch eingestuft. Man kann aber wohl davon ausgehen, dass mehr gefälschte Hadithe existieren als echte.

Lachen Der Mann will 600.000 Hadithe gesammelt haben? Vergesst Mohammed und Jesus, der Typ musste ja wahrhaftige Superkräfte gehabt haben. Gröhl...

Mernissi hält also die Hadithe, auf die sie sich beruft für authentisch? Nein was du nicht sagst! Lachen
Wusste nicht, dass die Hadithe erst 200 Jahre später aufgezeichnet wurden. Von historischer Authentizität des Frauenverstehers Mohammed kann ja wohl keine Rede sein. Da kann ich auch gleich an Jesus glauben.
Und noch weniger wird das einen Moslem interessieren. Der kramt irgendeinen anderen Hadith hervor, oder sagt ganz einfach, dass im Zweifel der Koran gilt.

Mernissi fällt also für mich in die Rubrik der Islamexperten, die uns erklären wollen, dass der Islam von 99% aller Moslems missverstanden wird.

Zoe hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Eine Religion kann man nicht so ganz einfach reformieren. Dazu braucht es einen neuen Guru, der neue Informationen von Gott erhält.
Das Christentum wurde auch nicht reformiert, es wurde geschwächt und wird heute nicht mehr ernstgenommen, vor allem dann, wenn es ans Eingemachte geht.


Ich habe diesbezüglich trotzdem noch Hoffnung. Hier in Deutschland haben solche Veränderungen doch schon stattgefunden. Die Mehrzahl der jungen Mädchen tragen kein Kopftuch, weil sie sagen "Ich brauche kein Kopftuch, um Muslimin zu sein." Das ist doch schon mal was.

Das fällt bei mir unter die erwähnte Schwächung, nicht Reformation.

#464: Wie wär´s mit einem Nasenring? Autor: SermonWohnort: Sine Nomine BeitragVerfasst am: 31.10.2003, 12:15
    —
Wie wär´s mit einem Nasenring? RADIKALE TOLERANZ Ein Beitrag zur Kopftuchdebatte aus der Perspektive der queer politics

#465:  Autor: Heike J BeitragVerfasst am: 01.11.2003, 18:01
    —
Saar-CDU sagt Kopftuch den Kampf an

Landtagsfraktion bereitet generelles Verbot im öffentlichen Dienst vor / Stuttgarter Vorstoß unzureichend genannt

Für ein generelles Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst hat sich die saarländische CDU-Landtagsfraktion ausgesprochen. Ein entsprechender Gesetzentwurf ist - auch in Abstimmung mit anderen Bundesländern - in Vorbereitung.


Frankfurter Rundschau

#466:  Autor: stepWohnort: Germering BeitragVerfasst am: 01.11.2003, 19:43
    —
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Schlägt der Mann seine Frau, macht er sich strafbar, egal ob er gläubig ist oder nicht.
Schön, aber wie sorgst du dafür, dass das seltener vorkommt? Wie willst du dieses Problem bekämpfen, ohne Stellvertreter mit einzubeziehen?
Wie ich bereits schrieb, durch Erziehung in KiGa und Schulen (ganztags?). Lehrplan und Verhalten der LehrerInnen müssen das klar rüberbringen. Wenn die muslimische Lehrerin nicht in der Lage oder willens ist, unseren Grundwert der Gleichberechtigung der Frau explizit vorzuleben und zu lehren, dann hat sie den falschen Job.
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Ich habe den Verdacht, man traut sich nicht, in den Jagdgründen der Religionen aufzuräumen. Ansonsten müßte man Teile des Korans und der Bibel verbieten, lange vor dem Kopftuch.
Der Koran und die Bibel müssten eigentlich schon nach heutiger Gesetzeslage verboten sein. (Blasphemie, Volksverhetzung, ...) Textuelle Informationen verbieten macht aber, abgesehen davon, was man davon hält, recht wenig Sinn. ... Und die Bibel, oder den Koran ausserhalbt des Religionsunterrichts auf werbende Art und Weise zu verwenden sollte jetzt schon verboten sein.
Ist es aber nicht.
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Was verstehst du unter "in den Jagdgründen der Religionen aufräumen". Gefährliche Ideologien, sollten sie Teil von Religionen sein, vorbehaltslos und objektiv aufzeigen und gesellschaftlich bekämpfen?
Ja.
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
In einer besseren Welt vielleicht, aber heutzutage ist das schlicht und einfach nicht durchsetzbar! Nur weil das nicht möglich ist, soll gleich gar nichts geschehen?
Jedenfalls nicht das Falsche.

In dem von Sermon verlinkten Artikel fand ich das interessante Argument, daß, wenn man schon auf den implizit die Sexualität naturalisierenden (also nach unserer Lesung frauenfeindlichen) Aspekt des Kopftuchs als Begründung für ein Verbot zurückgriffe, man auch Stöckelschuhe verbieten müsse.

gruß/step

#467:  Autor: SokrateerWohnort: Wien BeitragVerfasst am: 04.11.2003, 00:26
    —
step hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Schlägt der Mann seine Frau, macht er sich strafbar, egal ob er gläubig ist oder nicht.
Schön, aber wie sorgst du dafür, dass das seltener vorkommt? Wie willst du dieses Problem bekämpfen, ohne Stellvertreter mit einzubeziehen?
Wie ich bereits schrieb, durch Erziehung in KiGa und Schulen (ganztags?). Lehrplan und Verhalten der LehrerInnen müssen das klar rüberbringen.

Ich glaube du hast da ein zu großes Vertrauen in direkte Aufklärung. Und was ist mit erwachsenen Frauen, die geschlagen werden?
Diesbezügl. mussten sich eine Reihe von Sichtweisen verändern, auch in der Populärkultur. Mir fällt da gerade der Klassiker "Getaway" ein, in dem der Held Steve McQueen seine Partnerin in einer Meinungsverschiedenheit richtiggehend abwatscht. Das wäre heute nicht mehr denkbar.

Step hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Der Koran und die Bibel müssten eigentlich schon nach heutiger Gesetzeslage verboten sein. (Blasphemie, Volksverhetzung, ...) Textuelle Informationen verbieten macht aber, abgesehen davon, was man davon hält, recht wenig Sinn. ... Und die Bibel, oder den Koran ausserhalbt des Religionsunterrichts auf werbende Art und Weise zu verwenden sollte jetzt schon verboten sein.

Ist es aber nicht.

Bist du dir sicher?

step hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
In einer besseren Welt vielleicht, aber heutzutage ist das schlicht und einfach nicht durchsetzbar! Nur weil das nicht möglich ist, soll gleich gar nichts geschehen?
Jedenfalls nicht das Falsche.

Du hast das Kopftuchverbot als Stellvertreterkrieg bezeichnet. Was ist dein Lösungsansatz? Kapitulation?
Welche Maßnahmen stellt sich die Fraktion der Kopftuchverbotsgegner konkret vor? Damit meine ich durchsetzbare Maßnahmen nicht nicht Luftschlösser, wie "über die Frauenfeindlichkeit des Koran aufklären"

step hat folgendes geschrieben:
In dem von Sermon verlinkten Artikel fand ich das interessante Argument, daß, wenn man schon auf den implizit die Sexualität naturalisierenden (also nach unserer Lesung frauenfeindlichen) Aspekt des Kopftuchs als Begründung für ein Verbot zurückgriffe, man auch Stöckelschuhe verbieten müsse.

Welcher Link war denn das genau? Grundsätzlich bin ich drauf schon eingegangen, weil es Alzi schon zur Sprache gebracht hat.

Vorweg handelt es sich hier einmal um den slippery-slope-Fehlschluß. Sollte das Stöckelschuhproblem wirklich gleich geartet sein, dann müsste man auch gleich verfahren. Das ist aber nicht der Fall.
Zum einen könnten Stöcklschuhe auch positige Effekte haben. Größere Menschen werden öfter befördert, haben höhere Gehälter usw. Hauptsächlich jedoch steht da keine wichtige Religion dahinter. Man könnte aber auch ganz einfach Aufklärungskampagnen schalten. "Der Gesundheitsminister empfiehlt... ".

Weiters geht es, wie schon unzählige Male festgestellt, nicht um ein Verbot von Kopftüchern und damit auch nicht in der Analogie um ein Stöckelschuhverbot. Letzteres könnte übrigens auch ganz einfach im EInzelhandel durchsetzen.

#468:  Autor: SanneWohnort: Nordschland BeitragVerfasst am: 04.11.2003, 09:15
    —
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
... Sollte das Stöckelschuhproblem wirklich gleich geartet sein, dann müsste man auch gleich verfahren. Das ist aber nicht der Fall.
Zum einen könnten Stöcklschuhe auch positige Effekte haben. Größere Menschen werden öfter befördert, haben höhere Gehälter usw. Hauptsächlich jedoch steht da keine wichtige Religion dahinter. Man könnte aber auch ganz einfach Aufklärungskampagnen schalten. "Der Gesundheitsminister empfiehlt... ".
Weiters geht es, wie schon unzählige Male festgestellt, nicht um ein Verbot von Kopftüchern und damit auch nicht in der Analogie um ein Stöckelschuhverbot. Letzteres könnte übrigens auch ganz einfach im EInzelhandel durchsetzen.


Das Gesundheitsministerium könnte wirklich auch Empfehlungen gegen Religion, über die Wahrung des gesunden Menschenverstandes rausgeben.... Würde doch in das Ressort gehören! Smilie

#469: Das Vermummungsverbot Autor: SermonWohnort: Sine Nomine BeitragVerfasst am: 05.11.2003, 17:46
    —
Schwedens Schulen dürfen ihren Schülerinnen verbieten, sich zu verhüllen. Denn sonst könnte ja jede unerkannt die schlaue Freundin zur Prüfung schicken. Zudem drohe im Chemieunterricht Feuergefahr

Zitat:
Ein Stück Tuch ist mehr als ein Stück Tuch. Das wissen Felis Mohamud und ihre Freundin spätestens seit jenem Donnerstag im August, als sie erstmals mit einem Ganzkörperschleier bekleidet das Burgården-Gymnasiums in Göteborg betraten. Mit dem Nikab - er unterscheidet sich von der afghanischen Burka dadurch, dass die Augen durch einen schmalen Sehschlitz sichtbar sind - wollten die beiden 19-jährigen Schülerinnen eine "Veränderung zum Ausdruck bringen". Felis: "Das ist ein Teil meiner Religion. Der Schleier gibt mir Sicherheit." Sie fühle sich jetzt "mehr als praktizierende Muslimin" - "es ist schön, etwas zu machen, was die Religion von mir verlangt."

#470:  Autor: narziss BeitragVerfasst am: 05.11.2003, 17:53
    —
Ganz üble Argumentation. skeptisch

#471:  Autor: stepWohnort: Germering BeitragVerfasst am: 05.11.2003, 20:08
    —
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Step hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Der Koran und die Bibel müssten eigentlich schon nach heutiger Gesetzeslage verboten sein. (Blasphemie, Volksverhetzung, ...) Textuelle Informationen verbieten macht aber, abgesehen davon, was man davon hält, recht wenig Sinn. ... Und die Bibel, oder den Koran ausserhalbt des Religionsunterrichts auf werbende Art und Weise zu verwenden sollte jetzt schon verboten sein.
Ist es aber nicht.
Bist du dir sicher?
Ja. Und warum sollte es mehr Sinn machen, textile Informationen zu verbieten?
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Welche Maßnahmen stellt sich die Fraktion der Kopftuchverbotsgegner konkret vor? Damit meine ich durchsetzbare Maßnahmen nicht nicht Luftschlösser, wie "über die Frauenfeindlichkeit des Koran aufklären"
Ich muß Dich doch bitten, Deine eigenen Vorschläge mit gleiem Maß zu messen. Konkrete Einübung von Gleichberechtigung in (Ganztags-?)schulen durch Theorie und soziale Praxis stellen doch wohl eine realisierbare Maßnahme dar, das Kopftuchverbot ist dagegen eine rein symbolische Luftnummer.
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Vorweg handelt es sich hier einmal um den slippery-slope-Fehlschluß. Sollte das Stöckelschuhproblem wirklich gleich geartet sein, dann müsste man auch gleich verfahren.
Bereits das Kopftuchproblem ist anders geartet als das Gewalt-gegen-Frauen-Problem.
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Das ist aber nicht der Fall. Zum einen könnten Stöcklschuhe auch positige Effekte haben. Größere Menschen werden öfter befördert, haben höhere Gehälter usw.
Das ist nicht Dein Ernst ... der einzige positive Effekt könnte sein, daß Frauen so durch ihre künstliche Ungeschicklichkeit und Verletzlichkeit mehr sexuelle Aufmerksamkeit erhalten. Zudem könnte man solch abstruse Vorteile auch für das Kopftuch anführen.
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Hauptsächlich jedoch steht da keine wichtige Religion dahinter.
Ich dachte, es geht gegen die Unterdrückung der Frau? Beim Rauchen steht die Zigarettenindustrie dahinter, und bei wider andern kulturellen Traditionen eine andere große Religion.
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Man könnte aber auch ganz einfach Aufklärungskampagnen schalten. "Der Gesundheitsminister empfiehlt... ".
Ich zitiere Dich: "Ich glaube du hast da ein zu großes Vertrauen in direkte Aufklärung."
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Und was ist mit erwachsenen Frauen, die geschlagen werden?
Hilft denen ein Kopftuchverbot??
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Diesbezügl. mussten sich eine Reihe von Sichtweisen verändern, auch in der Populärkultur.
Richtig.
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Weiters geht es, wie schon unzählige Male festgestellt, nicht um ein Verbot von Kopftüchern und damit auch nicht in der Analogie um ein Stöckelschuhverbot.
Doch, um ein Verbot von Dingen, die staatlich Ungewolltes symbolisieren, in staatlichen Einrichtungen.

gruß/step

#472:  Autor: Heike N.Wohnort: Bottrop BeitragVerfasst am: 09.11.2003, 11:44
    —
Kopftuch nein, Kutte ja.

Zitat:
Stuttgarter Leitkultur

Nur 34 Tage nach dem Karlsruher Kopftuch-Urteil hat Baden-Württemberg ein Verbot per Gesetz präsentiert. Scheitert auch das am Verfassungsgericht?

#473:  Autor: FluseWohnort: Niedersachsen BeitragVerfasst am: 09.11.2003, 16:46
    —
Da kann man mal wieder sehen was die verdammte Religion für Streit und gefährliche Emotionen auslöst! Traurig
Wieso wird denn nicht laut Grundgesetz, Religon und Staatliches getrennt?
Keiner schleppt seine Religon in die staatlichen Schulen, dann ist doch Ruhe.

#474:  Autor: SermonWohnort: Sine Nomine BeitragVerfasst am: 12.11.2003, 10:51
    —
Kreuzzug gegen das Kopftuch

Heute will Baden-Württembergs Kabinett das erste deutsche Kopftuch-Gesetz auf den Weg bringen. Es widerspricht der Verfassung - und wird den Schulfrieden nicht sichern.

Zitat:
Was Schavan geflissentlich ignoriert: In beiden von Karlsruhe zur Verfügung gestellten Modellen ist die Gleichbehandlung der Religionen ausdrücklich vorgeschrieben. Werden, wie jetzt in Baden-Württemberg, christliche Bezüge im Unterricht zugelassen, dann muss die Schule "auch für andere religiöse und weltanschauliche Werte offen sein", lautet die Weisung aus Karlsruhe. Werden dagegen religiöse Symbole bei LehrerInnen untersagt, "müssen Angehörige unterschiedlicher Religionsgemeinschaften dabei gleichbehandelt werden".

Genau um diese Gleichbehandlung sicherzustellen, forderte das Verfassungsgericht nämlich ein Gesetz. Die RichterInnen fürchteten, dass bei Einzelfall-Entscheidungen durch Schulen, Schulämter oder Gerichte letztlich Willkür und Diskriminierung vorherrschen könnten. Die VerfassungshüterInnen haben wohl nicht damit gerechnet, dass die Diskriminierung nun in Baden-Württemberg offen zum Gesetz erhoben werden soll.

Zur Rechtfertigung wird immer wieder eine Passage des Karlsruher Urteils angeführt: Danach können die Länder "Schultraditionen, die konfessionelle Zusammensetzung der Bevölkerung und ihre mehr oder weniger starke religiöse Verwurzelung" berücksichtigen. Doch das ist kein Freibrief für die Privilegierung einer bestimmten Religion. Die regionalen Unterschiede sollen nur erklären, warum es in den Bundesländern unterschiedliche Regeln zur Kopftuchfrage geben kann. Die Regelungen selbst müssen sich dann aber entweder am pluralen oder am neutralen Modell orientieren und dabei die Gleichbehandlung der Religionen beachten.

Das ist auch nur konsequent. Schließlich ist das Verbot religiöser Symbole nur zu einem Zweck zulässig: zur Wahrung des Schulfriedens und zur Vermeidung von Konflikten. Dass aber ein einseitiges Kopftuchverbot eher das Gegenteil erreicht, liegt auf der Hand. Jedes Kreuz bei einer Lehrkraft würde so plötzlich zum Symbol einer fremdenfeindlichen Mehrheitsgesellschaft. Muslimische SchülerInnen, die in manchen Klassen schon die Mehrheit stellen, würden wohl bald auf solche Kreuze genauso aggressiv reagieren, wie CDU-PolitikerInnen heute auf das Kopftuch.

Mit einseitigen Verboten lässt sich der Schulfrieden aber garantiert nicht sichern. Wer sich auf Demokratie, Grundrechte und das aufgeklärte Abendland beruft, sollte nicht vergessen, dass das Prinzip der Gleichheit vor dem Gesetz ein Grundgedanke der Aufklärung war. Annette Schavan ist deshalb nicht die Retterin, sondern eine Schande des Abendlandes.

Auch Justizministerin Werwigk-Hertneck ist nicht viel besser. Die FDP-Frau ist wie Schavan für eine Privilegierung des Christentums. Dies soll nach ihrer Meinung zwar nicht explizit im Gesetzestext stehen, gegen eine entsprechende Klarstellung in der Begründung hätte sie aber nichts. So soll das Gesetz bei einer Prüfung in Karlsruhe mehr Chancen haben. Zum Glück sind VerfassungsrichterInnen selten begriffsstutzig.

#475: Re: Baden-Württemberg legt Entwurf für Kopftuchverbot vor Autor: caballitoWohnort: Pet Sematary BeitragVerfasst am: 12.11.2003, 11:06
    —
Sermon hat folgendes geschrieben:
Schavan: Christlich-abendländische Werte sind Grundlage der Erziehung

Zitat:
Für die ausdrückliche Erlaubnis der "äußeren Bekundung christlicher und abendländischer Bildungs- und Kulturwerte oder Traditionen" zieht die Ministerin die Landesverfassung heran. Darin wird die Bedeutung der christlichen Gemeinschaftsschule hervorgehoben, in der Kinder auf der Grundlage christlicher und abendländischer Bildungs- und Kulturwerte erzogen werden.


Womit sie die Axt an jenes Urteil des Bundesverfassungsgerichts legt, das die "christliche Gemeinschaftsschule" unter Vorbehalt erlaubt hat. Mir solls doch recht sein ...

#476:  Autor: Nav BeitragVerfasst am: 17.11.2003, 21:28
    —
Den Kommentar verkneife ich mir:

http://derstandard.at/standard.asp?id=1485381

#477:  Autor: SermonWohnort: Sine Nomine BeitragVerfasst am: 24.11.2003, 13:22
    —
Führt Kopftuch-Verbot zum Verbot der Ordenskleidung?

Staatsanwalt Thomas Zitzmann bei einem Studientag des Kolping-Bildungswerks Eichstätt zum Thema "Das Kreuz" am 22. November:

Zitat:
Er persönlich habe sich als Katholik gewünscht, dass das Gericht bei der Abwägung der Interessen eines einzelnen Lehrers gegenüber den Ansprüchen der ganzen Klasse oder ihrer Mehrheit zu einem anderen Ergebnis gekommen wäre. Man hätte sich vielleicht gar nicht auf eine verfassungsrechtliche Diskussion einlassen müssen, wenn man der Frage nachgegangen wäre, ob der Klage führende Lehrer im Sinne der bayerischen Verfassung überhaupt für den Lehrerberuf geeignet sei. Jemand der das Richteramt bekleidet, könne ja schließlich "auch nicht zur Bedingung machen, dass er auf keinen Fall Urteile fällen werde."

#478:  Autor: stepWohnort: Germering BeitragVerfasst am: 24.11.2003, 21:09
    —
Manche Religionen sind gleicher von Heribert Prantl. mW der einzige, die von Anfang an in der SZ das geplante Kopftuchverbot kritisierte.
H.Prantl in der SZ vom 22.11. hat folgendes geschrieben:
Mit ähnlicher Begründung könnte man Katholiken vom Schuldienst ausschließen, weil in Nordirland Katholiken in Gottes Namen Bomben werfen.

#479:  Autor: SermonWohnort: Sine Nomine BeitragVerfasst am: 11.12.2003, 21:45
    —
Regensburger Bischof Müller begrüßt Änderung des bayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetzes


Zitat:
„Die Ordenstracht der Schwestern sowie die priesterliche Kleidung sind nicht Demonstration der eigenen Religion, sondern vielmehr Ausdruck dafür, dass Ordensleute und Priester ihr Leben aus der Nachfolge Christi für den Dienst am Menschen in den verschiedensten Segmenten der Gesellschaft einsetzen. Insofern ist eine Parallelisierung mit dem Kopftuch muslimischer Mitbürgerinnen nicht möglich“, so der Regensburger Bischof.


Und dieser Dummschwaetzer wird von allen Steuerzahlern aus dem Landeshaushalt mit 10 000 Euro im Monat entlohnt.

#480:  Autor: SokrateerWohnort: Wien BeitragVerfasst am: 11.12.2003, 22:00
    —
step hat folgendes geschrieben:
H.Prantl in der SZ vom 22.11. hat folgendes geschrieben:
Mit ähnlicher Begründung könnte man Katholiken vom Schuldienst ausschließen, weil in Nordirland Katholiken in Gottes Namen Bomben werfen.

Strohmann sonder gleichen. Argh

Sermon hat folgendes geschrieben:
Zitat:
?Die Ordenstracht der Schwestern sowie die priesterliche Kleidung sind nicht Demonstration der eigenen Religion, sondern vielmehr Ausdruck dafür, dass Ordensleute und Priester ihr Leben aus der Nachfolge Christi für den Dienst am Menschen in den verschiedensten Segmenten der Gesellschaft einsetzen. Insofern ist eine Parallelisierung mit dem Kopftuch muslimischer Mitbürgerinnen nicht möglich?, so der Regensburger Bischof.

Schwachsinn sonder gleichen. Argh



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