Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ||||
Wenn der Determinismus richtig ist, hat man für überhaupt nichts irgendeine Verantwortung.
Ob ich denen erfolgreich folge oder nicht, ist auch vordeterminiert und liegt nicht in meiner Verantwortung. (Also wenn man vom Determinismus ausgeht, meine ich.) |
Wilson hat folgendes geschrieben: |
ja, welche ist denn deine anschauung dazu? |
Wilson hat folgendes geschrieben: |
das interessant am link oben ist ja eben, wie man ausgehend von einem determinismus das strafrecht so aufrecht erhalten kann. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ||||
Ich bin kein Determinist. Aber das ist eigentlich gar nicht so wichtig. Ich mache hier gerade eine immanente Kritik von Bravopunks Position. D.h. ich nehme seine Prämissen und mache ihm deutlich, was daraus logisch folgt.
Für das Strafrecht ist Determinismus gar kein Problem. Dem Recht geht es ja ohnehin nicht um irgendwas Außerrechtliches wie Moral oder Verantwortung, sondern ausschließlich um sich selbst und die eigene Setzung. |
Wilson hat folgendes geschrieben: |
also ok, ich frag nicht weiter. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ||
So war das nicht gemeint. Wir können gerne diesbezüglich weiter ins Detail gehen, ich weiß nur nicht, ob das der beste Thread dafür ist. Wir sind ja hier schon enorm weit Off-Topic. Also ich bin kein Determinist, sondern man könnte meine Position als Potenzialismus bezeichnen. Ich glaube nicht, dass die Wirklichkeit als Ganze kausal geschlossen ist, weil ich nicht glaube, dass "die Wirklichkeit" überhaupt eine Ganzheit bildet, und ich halte die Unterscheidung von dynamis (Potenz, Möglichkeit) und energeia (Akt, Ereignis, Wirklichkeit) aus Aristoteles' Buch Theta der Metaphysik für ontologisch grundlegend und unaufhebbar. (Der Determinismus fällt in seiner Konsequenz vollständig mit dem von Aristoteles kritisierten Okkasionalismus der Megariker zusammen.) |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ||
Wenn der Determinismus richtig ist, hast du auch überhaupt keinen Einfluss darauf, ob du deine eigenen Handlungen kritisch betrachtest oder nicht. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Du kannst dazu nicht verpflichtet werden, denn wenn die Ursachen so liegen, dass du deine Handlungen kritisch betrachtest, dann tust du es eben, und wenn nicht, dann eben nicht, ohne dass du darauf überhaupt irgendeinen Einfluss hättest. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Also doch, Determinismus entbindet einen von dieser Verpflichtung, nämlich genau dann, wenn man es eben aufgrund fehlender Ursachen dafür nicht tut - in dem Falle kann man es nämlich tatsächlich nicht. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Wenn der Determinismus richtig ist, dann kann man nur das, was man tatsächlich tut, und was man nicht tut, kann man eben nicht - und das gilt auch für irgendwelche kritischen Betrachtungen. Jemanden auf etwas zu verpflichten, das er nicht tun kann, ergibt nunmal überhaupt keinen Sinn. Und andererseits: Wenn er es kann, dann nur insofern er es tut, und dann bedarf es keiner Pflicht. |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: |
Auch wieder richtig. Aber wenn ich weiß, dass ich es nicht tue, weil die Ursachen dafür bisher nicht ausreichten, aufgrund dieses neuen Wissen aber eine Ursache gegeben ist, die dazu führt, dass ich es doch tue, dann hat mich diese Ursache so verändert, dass ich ab dann meine Handlungen kritisch beurteile. So entsteht doch auch die Verantwortung gegenüber den eigenen Handlungen. |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: | ||
Bis zu dem Zeitpunkt, an dem eine von subjektiven Individuen gebildete Gesellschaft, deren Mitglied man ist, einen darauf hinweist. Ja. |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: | ||
Und da kommt eben die Subjektivität ins Spiel und die Tatsache, dass man nie genau weiß, welche Ursache die eigenen Handlungen für was in der Zukunft sein werden (und meist noch nichtmal, welche Ursachen einen selber dazu bewogen haben die Handlungsentscheidung zu treffen, die man traf). Subjektiv kommt einem die ganze unausweichliche Zwanghaftigkeit des Determinismus nämlich wie völlig freie Entscheidungsfindung vor. |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: |
Es geht mir ja nicht darum, ob sie es tatsächlich sind. |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: |
Es geht einzig und allein um die sozialen Gefüge lebender, menschlicher Individuen und ob sie glauben ihre Handlungen frei bestimmt zu haben. Denn wenn das der Fall ist, sind sie innerhalb dieser Gesellschaften immer auch dafür verantwortlich. |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: |
Eine halbwegs friedliche Gesellschaft wäre unmöglich aufrecht zu erhalten, wenn ihre Individuen nicht in irgendeiner Form zur Verantwortung für sich selber gezogen würden. |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: |
Ja, ich seh schon, wir drehen uns hier nur noch im Kreis. |
AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben: | ||
Nein, du liegst falsch und willst das nicht einsehen. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ||||
Äh, ja klar. Aber das schließt sich doch nicht gegenseitig aus. |
AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben: |
Ich bin so determiniert. Potenz hab ich ja keine. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ||
Also du lebst in der perpetuellen kognitiven Dissonanz, dass du einerseits ganz doll über Leute moralische Urteile fällen willst, aber andererseits davon überzeugt bist, dass es dafür keine Grundlage gibt. Ist das richtig? |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: |
.. Frage nach der sozialen Verantwortung des Individuums in der Gesellschaft nicht weiter. Im Gegenteil. Es verhindert sogar jede Weiterentwicklung, die kein völliger Zusammenbruch derselben ist. |
narr hat folgendes geschrieben: |
Außerdem stimmt doch die Überlegung dann nicht. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ||||
Äh, ja klar. Aber das schließt sich doch nicht gegenseitig aus. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Aber spannendes Thema, auf das wir hier gekommen sind. Ich diskutiere jedenfalls das Thema Determinismus vs. Potenzialismus gerne weiter mit jedem, der daran Interesse hat. |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: | ||
Sehe ich völlig anders. Es ist überhaupt nicht spannend. Es ist sogar ausgesprochen langweilig und vorhersehbar. Ich wundere mich nur gerade, dass ich überhaupt darauf eingegangen bin. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Auf Illusion lässt sich keine Verantwortung gründen. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
Aber spannendes Thema, auf das wir hier gekommen sind. Ich diskutiere jedenfalls das Thema Determinismus vs. Potenzialismus gerne weiter mit jedem, der daran Interesse hat. |
Wilson hat folgendes geschrieben: | ||
also ich finde das auch spannend. ich las/lese viel darüber. diskutieren kann ich das aber wohl eher nicht, da fehlt es mir an verschaltungen oben. leider. allerdings interessiert mich, ob du findest, dass das ein elementares thema/problem ist, also eigentlich generell mit großem einsatz- nicht nur hier- zu diskutieren wäre? |
Bravopunk hat folgendes geschrieben: |
Zumal ich gar nicht sehe, dass Determinismus ein Gegensatz zum Potenzialismus sein muss. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
...., was ich mit Potenzialismus meine ... |
narr hat folgendes geschrieben: |
Hast du da eine Seite die das näher erläutert? |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ||
Vermutlich nicht, aber einen Beitrag von mir. Potenzialismus ist im Grunde die Auffassung, dass Aristoteles' Unterscheidung von dynamis (Möglichkeit) und energeia (Ereignis) aus Buch Theta der Metaphysik ontologisch grundlegend und irreduzibel ist. |
AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben: |
Kannst du das bitte mal näher erläutern? |
Wilson hat folgendes geschrieben: |
dazu empfehle ich zum verständnis bzw. zur gängigen praxis:
https://www.srf.ch/play/tv/sternstunde-philosophie/video/sternstunde-philosophie-am-24-07-2011-verbrechen-schuld-und-strafe--reinhard-merkel-im-gespraech-mit-barbara-bleisch?urn=urn:srf:video:d404bd23-bd75-469c-9fdf-f4dbe92e640f Sternstunde Philosophie am 24.07.2011: Verbrechen, Schuld und Strafe. Reinhard Merkel im Gespräch mit Barbara Bleisch |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
...
....Megariker, die meinten, eine Potenz bestehe überhaupt nur in ihrer Verwirklichung. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: |
...Sie vertraten also einen Determinismus, für den Potenz und Akt zusammenfallen.
(b) Das gleiche würde auch für die unbeseelten Dinge gelten. .. |
narr hat folgendes geschrieben: |
Demnach hätte auch z.B. Wasser eines Staudams keine potentielle Energie - bis es tatsächlich durch die Turbinen abgelassen wird? absurd. |
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | ||
Puh, hier im Forum auf die Schnelle schwierig. Hast du dir das Buch Theta von Aristoteles' Metaphysik mal angesehen? Müsste auch online zu finden sein. Also die Position, gegen die Aristoteles sich in dem Buch wendet, ist die der Megariker, die meinten, eine Potenz bestehe überhaupt nur in ihrer Verwirklichung. Sie vertraten also einen Determinismus, für den Potenz und Akt zusammenfallen. Aristoteles argumentiert, dass diese Position zu absurden Konsequenzen führt. ... |
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