step hat folgendes geschrieben: | Genau - vielleicht sogar nicht unbedingt unausweichlich, aber aufgrund seiner Gegebenheit legitimiert / wünschenswert. |
Kommt auf den Gegenstand an. Gier und Profitstreben werden von einigen Konservativen Gordon-Gekko-mäßig vielleicht durchaus mal als wünschenswert erachtet, der konservative Mainstream ist das aber eher nicht. Da herrscht doch eher ein Adenauer-mäßiges: "Nehmen Sie die Menschen, wie sind, es gibt keine anderen" vor.
step hat folgendes geschrieben: | Der naturalistische Fehlschluß ist da sehr verbreitet, man sieht das auch in der Geschlechter- oder Rassismusdebatte. |
Diese Debatten werden allerdings von beiden Seiten oft dämlich geführt. Denn so richtig es ist, bei Berufungen auf den "Common Sense" vorsichtig zu werden, da er oft eben bloß Affirmation des Bestehenden ist, so sehr sollte man sich doch auch vor einem Abdriften in bloße subjektivistische Beliebigkeit hüten, die schon das Streben nach Objektivität für verkappte rassistische oder sexistische Unterdrückungsmechanismen hält. Oder wenn bspw. die durchaus legitime Forderung, Betroffene zu Wort kommen zu lassen, dahingehend missverstanden wird, dass etwas anderes als das Wort der Betroffenen gar nicht mehr in Betracht gezogen werden dürfe, da das notwendig unterdrückende Strukturen bekräftigen würde. Oder wenn gesagt wird, es sei schon per se eine nicht hinzunehmende diskriminierende Zumutung, Betroffenen so etwas wie Resilienz abzufordern usw. Da frage ich mich dann schon, wo hier noch der Fortschritt sein soll.
step hat folgendes geschrieben: | Auch da stimme ich zu. Entscheidend scheint mir allerdings nicht so sehr die Bründung der Konservativen, sondern daß ein wesentliches Charakteristikum des Konservatismus ist, daß er an den Zuständen nichts ändern will. |
Das hängt ja mit der Naturalisierung des Bestehenden eng zusammen. Man kann das natürlich als untergeschobene Rechtfertigung materieller Privilegien durch die Privilegierten deuten, aber es erklärt eben auch, warum auch Solche, die nicht materiell vom Bestehenden profitieren, trotzdem konservativ denken und fühlen.
step hat folgendes geschrieben: | Wenn man also einerseits die gesellschaftlichen Zustände verändern will, andererseits nicht an den edlen Menschen glaubt, legt das für mich den Schluß nahe, daß man nicht nur die gesellschaftlichen Zustände im Sinne des besitzes von Produktionsmitteln verändern muß, sondern auch die gesellschaftlichen Zustände der Einhegung oder der menschlichen Natur. Oder sogar die menschliche Natur selbst verändern muß. Mit ersterem macht man sich Koservative zu Feinden, Letzteres empfinden wiederum viele Linke als Affront. |
Einhegung im Sinne von Kultivierung, Affektbeherrschung, Selbstdisziplinierung, Selbstzurücknahme, Abstrahierung von eigenen Befindlichkeiten usw. da bin ich dabei, da bin ich auch konservativ (und darum kann ich auch Social Media nicht viel abgewinnen). Was natürlich nicht heißt, dass das bewußte Verletzen von Konventionen und die Störung der Ordnung nicht fruchtbar sein kann für die gesellschaftliche Entwicklung, ganz im Gegenteil, mitunter ist das sogar notwendig. Aber eben nicht als Grundprinzip, so wie das in den Asozialen Medien weitgehend der Fall ist.
Bei Eingriffen in die menschliche Natur bin ich dann raus, u.a. weil es eben die Möglichkeit der Störung durch Rebellion weitgehend beendet und die gesellschaftliche Entwicklung stillegt. |