Freitod - Entscheidung aus freien Stücken oder Illusion?
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Freigeisterhaus -> Kultur und Gesellschaft

#61:  Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 20:17
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@Holly Blue:

Es tut mir leid, das in deinem Umfeld jemand durch einen Suizid traumatisiert wurde. Das will ich gar nicht "kleinreden". Ich will gar nicht überlegen, wie ich empfinden würde, wenn das meiner genauso alten Tochter passieren würde. Allerdings bin ich nicht ganz unbetroffen, ich kenne sowohl einen versuchten als auch einen erfolgreichen Suizid persönlich. Dennoch widerspreche ich deiner prinzipiellen Einordnung als "Feigheit".

#62:  Autor: koljaWohnort: NRW BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 20:20
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George hat folgendes geschrieben:
Ich bin zutiefst davon überzeugt das der Freitod ein unveräußerliches recht eines jeden einzelen darstellt.

George, in diesem Punkt sind wir einer Meinung.

#63:  Autor: WolfWohnort: Zuhause BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 20:21
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Holly Blue hat folgendes geschrieben:
Also meine Herren, ich bin extrem entsetzt.

Es gehört extremer Mut dazu? Ihr tut ja gerade so, als wäre das verdammt heldenhaft, sich umzubringen. Für mich ist und bleibt es feige. Es hat auch nichts mit Stammtischparolen zu tun. Was soll das denn? Ist das etwa was besonders, wenn man sich umbringt?
Weshalb ist es feige? Es ist eine Entscheidung. Wenn es keinen Grund zum weiterleben gibt, wenn es eine einzige Qual ist, weshalb sollte man weiterleben? Weil es mutig wäre? Mutig wäre es, wenn es einen Ausweg aus der Situation gäbe, doch den gibt es aus der Sicht der Betroffenen nicht.
Zitat:
Ich habe im nahen Umfeld 2 Selbstmorde miterlebt und weiß, dass es sicher keine Sache ist, für die man Respekt zollen sollte.
Habe auch einen erlebt. Respekt hat für mich nichts mit Selbtmord zu tun. Ich werde eine Person, welche Suzid begann, genauso respektieren, wie zuvor.
Zitat:

Ich denke, es gibt immer einen Ausweg.
Angenommen du bist ein Mörder af er Flucht von der Polizei. Gefängnis ist definitiv kein Ausweg für dich. Für eine erfolgreiche Flucht müsstest du Polizisten/Unbeteiligte töten. Selbst wenn dir die Flucht gelingt du könntest du nie ein normales Leben führen, einer legalen Arbeit nachgehen. Du hast das morden satt. Gibt es einen Ausweg?
Zitat:

Egal wie und egal wo. Wenn jemand psychische Probleme hat, kann er sich, sofern er keine Freunde hat, psychologische Hilfe holen oder eben selbst sein Leben in die richtige Richtung lenken. Aber sich einfach umbringen, halte ich eben für sehr schwach. Wenn ihr das anders sieht, bitte, ich sehe das ganz klar so, dass es nicht zu empfehlen ist.
Empfehle ich auch nicht. Bei manchen Menschen haben Depressionen hormonelle Ursachen. Medikamente/Theraphie sprechen nicht an. Keine Hoffnung auf Besserung. Sie sind schwach? Leb einmal ein paar Jahre so.
Zitat:


Habt ihr schon mal erlebt, wie man jemanden von der Straße gekratzt hat, der von einem Hochhaus gesprungen ist? Nein? Meine kleine Cousine schon. Sie war 6 Jahre alt, als so ein Spinner 5m neben ihr aufgeprallt ist. Na das war ja wirklich sehr mutig. Eigentlich hätte man ihm einen Pokal verleihen sollen. Schade, dass er jetzt tot ist und meine Cousine seither in Behandlung. Sie ist jetzt 13. Mit den Augen rollen
Die Todesart sollte natürlich keinen Unbeteiligten ihr Leben verpfuschen.

#64:  Autor: phoenix BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 20:22
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Gedankenspiel: Ich sitze nach versuchtem Suizid in einer psychiatrischen Abteilung und werde nicht vor die Tür gelassen. Ich führe mit den Ärzten Diskussionen und teile ihnen mit, dass ich aus rationalen Erwägungen zu der Überzeugung gekommen bin, dass das Leben nicht lebenswert sei.

Besteht überhaupt die Möglichkeit, dass die Ärzte auf eine ergebnisoffene Diskussion eingehen oder lassen sie mich erst raus, wenn sie glauben erkennen zu können, ich hielte das Leben wieder für lebenswert??

#65:  Autor: nocquae BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 20:24
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Holly Blue hat folgendes geschrieben:
Wenn jemand psychische Probleme hat, kann er sich, sofern er keine Freunde hat, psychologische Hilfe holen oder eben selbst sein Leben in die richtige Richtung lenken. Aber sich einfach umbringen, halte ich eben für sehr schwach. Wenn ihr das anders sieht, bitte, ich sehe das ganz klar so, dass es nicht zu empfehlen ist.
Das ist natürlich im Prinzip richtig, vernachlässigt aber den bedeutenden Umstand, dass psychsich Kranke eben in ihrer Wahrnehmungs- und Entscheidungsfähigkeit bedeutend eingeschränkt sind.

Übrigens ist es gar nicht so einfach, sich "mal eben schnell" psychotherapeutische oder psychiatrische Hilfe zu besorgen. Eine Wartezeit von 2 Monaten auf einen Termin ist eher schon die Untergrenze, viel eher muss man schon mit etwa 6 Monaten rechnen ...

#66:  Autor: phoenix BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 20:28
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NOCQUAE hat folgendes geschrieben:
Übrigens ist es gar nicht so einfach, sich "mal eben schnell" psychotherapeutische oder psychiatrische Hilfe zu besorgen. Eine Wartezeit von 2 Monaten auf einen Termin ist eher schon die Untergrenze, viel eher muss man schon mit etwa 6 Monaten rechnen ...


An vielen Orten entstehen psychiatrische Ambulanzen, an die man sich in akuten Situationen wenden kann, um die Wartezeit zu überbrücken.

#67:  Autor: annoxWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 20:29
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Clément hat folgendes geschrieben:
Gedankenspiel: Ich sitze nach versuchtem Suizid in einer psychiatrischen Abteilung und werde nicht vor die Tür gelassen. Ich führe mit den Ärzten Diskussionen und teile ihnen mit, dass ich aus rationalen Erwägungen zu der Überzeugung gekommen bin, dass das Leben nicht lebenswert sei.

Besteht überhaupt die Möglichkeit, dass die Ärzte auf eine ergebnisoffene Diskussion eingehen oder lassen sie mich erst raus, wenn sie glauben erkennen zu können, ich hielte das Leben wieder für lebenswert??

MW, darfst du nicht gegen deinen Willen festgehalten werden, solange du keine Gefahr für andere darstellst. Alles andere wäre Entmündigung.

#68:  Autor: Tegularius BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 20:33
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Für den Suizidanten besteht höchstwahrscheinlich in aller Regel subjektiv keine andere Möglichkeit als der Suizid. Auch dass die Situation sich objektiv auf irgendeine Weise in vielen Fällen positiv verändern ließe, ändert nichts an der Tatsache, dass dies für den Betroffenen nicht erkennbar. Man spricht ja auch von einem Tunnelblick.

Zuletzt bearbeitet von Tegularius am 23.09.2005, 20:35, insgesamt 2-mal bearbeitet

#69:  Autor: nocquae BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 20:33
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annox hat folgendes geschrieben:
Clément hat folgendes geschrieben:
Gedankenspiel: Ich sitze nach versuchtem Suizid in einer psychiatrischen Abteilung und werde nicht vor die Tür gelassen. Ich führe mit den Ärzten Diskussionen und teile ihnen mit, dass ich aus rationalen Erwägungen zu der Überzeugung gekommen bin, dass das Leben nicht lebenswert sei.

Besteht überhaupt die Möglichkeit, dass die Ärzte auf eine ergebnisoffene Diskussion eingehen oder lassen sie mich erst raus, wenn sie glauben erkennen zu können, ich hielte das Leben wieder für lebenswert??

MW, darfst du nicht gegen deinen Willen festgehalten werden, solange du keine Gefahr für andere darstellst. Alles andere wäre Entmündigung.
Es wird davon ausgegangen, dass ein psychisch kranker in dieser hinsicht keine freie Entscheidung treffen kann, sondern eben durch seine Krankheit beeinflusst.
Suizidalität ist immerhin ein bedeutendes Symptom verschiedene psychischer Erkrankungen, allen voran Depressionen.
Da eine freie Willensentscheidung nicht möglich ist, darf man in solchen Fällen auch festgehalten werden, wenn man dadurch "eine Gefahr für sich selbst darstellt".

Ein Beispiel: würde hier jemand einen Suizid ankündigen, müßten dies umgehend an die Polizei weitergegeben werden, die dann anhand der Verbindungsdaten den Urheber dieses Postings ausfindig machen würde.
Würde man die Behörden nicht einschalten, macht man sich - rechtlich gesehen - der unterlassenen Hilfeleistung schuldig.

#70:  Autor: Tegularius BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 20:33
    —
annox hat folgendes geschrieben:
MW, darfst du nicht gegen deinen Willen festgehalten werden, solange du keine Gefahr für andere darstellst. Alles andere wäre Entmündigung.


Für andere oder für dich selbst.

#71:  Autor: WolfWohnort: Zuhause BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 20:33
    —
Clément hat folgendes geschrieben:
NOCQUAE hat folgendes geschrieben:
Übrigens ist es gar nicht so einfach, sich "mal eben schnell" psychotherapeutische oder psychiatrische Hilfe zu besorgen. Eine Wartezeit von 2 Monaten auf einen Termin ist eher schon die Untergrenze, viel eher muss man schon mit etwa 6 Monaten rechnen ...


An vielen Orten entstehen psychiatrische Ambulanzen, an die man sich in akuten Situationen wenden kann, um die Wartezeit zu überbrücken.

Ich hätte große Probleme damit eine Psychiatrie aufzusuchen, ich denke es geht vielen ähnlich. Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber ich empfinde das Konsumierer, einer psychische Behandlung geächtet werden.
Ich hoffe keine Begriffe vertauscht zu haben.

#72:  Autor: nocquae BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 20:38
    —
Tegularius hat folgendes geschrieben:
Für den Suizidanten besteht höchstwahrscheinlich in aller Regel subjektiv keine andere Möglichkeit als der Suizid. Auch wenn die Situation sich objektiv auf irgendeine Weise in vielen Fällen positiv verändern ließe bzw. Hoffnung besteht, dass sie sich zu besseren wandelt, ändert dies nichts an der Tatsache, dass dies für den Betroffenen nicht erkennbar ist und somit nicht vorhanden.
Exakt. Man darf nicht die Entscheidungsfähigkeit eines Gesunden zugrunde legen, wenn es eben genau diese ist, die bei einer psychischen Erkrankung beeinflusst ist.

#73:  Autor: Holly Blue BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 20:38
    —
NOCQUAE hat folgendes geschrieben:


Übrigens ist es gar nicht so einfach, sich "mal eben schnell" psychotherapeutische oder psychiatrische Hilfe zu besorgen. Eine Wartezeit von 2 Monaten auf einen Termin ist eher schon die Untergrenze, viel eher muss man schon mit etwa 6 Monaten rechnen ...


Woher hast du so eine Information??? Also ich habe einige Bekannte, die bei einem Psychiater sind und meine Schwester ist Diplom-Psychologin. Und die längste bekannte Wartezeit, die mir bekannt wurde, war 2 Woche?! Mit den Augen rollen

Übrigens, um bei dem Beispiel mit diesem Mörder zu bleiben. JAWOHL, das ist genau die Situation, wo ich sage, dass dieser Typ feige wäre, würde er sich umbringen. Er bringt Menschen um und hat jetzt plötzlich Lust drauf, doch wieder normal zu leben? Also tut mir leid, aber spinnt der? Er soll sich gefälligst stellen und für seine Taten bestraft werden. Das ist ja wohl der Hammer. Wo gibts denn sowas? Ich knall meinen Nachbarn ab, weil ich seine Fresse nimmer sehen kann und bevor ich aber dafür in den Knast komme, bring ich mich gleich mal mit um?! Also das ist für mich FEIGHEIT!

Und dieses schwere Krankheit-Ding das läuft bei mir unter der selben Sache wie Sterbehilfe. Bevor man dahinvegetiert sollte man für sich entscheiden, was das beste wäre.

Ganz klar: Ich verbiete absolut niemandem, sich umzubringen. Das ist jedermanns gutes Recht. ES IST ALLERDINGS NICHT OK, WENN MAN ANDERE UNBETEILIGTE LEUTE DA MIT HINEINZIEHT.
Ich habe keinerlei Verständnis für Personen, die sich vor Züge schmeißen, irgendwo aufhängen, mit dem Auto irgendwo reinrasen (erst recht nicht in anderer Leute Auto), sich die Pulsadern aufschneiden oder sich umbringen, weil er vom Partner verlassen wurde. Ich denke, ich könnte diese Leute unter Umständen auch hassen... zwinkern

#74:  Autor: Holly Blue BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 20:41
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modorok hat folgendes geschrieben:
Clément hat folgendes geschrieben:
NOCQUAE hat folgendes geschrieben:
Übrigens ist es gar nicht so einfach, sich "mal eben schnell" psychotherapeutische oder psychiatrische Hilfe zu besorgen. Eine Wartezeit von 2 Monaten auf einen Termin ist eher schon die Untergrenze, viel eher muss man schon mit etwa 6 Monaten rechnen ...


An vielen Orten entstehen psychiatrische Ambulanzen, an die man sich in akuten Situationen wenden kann, um die Wartezeit zu überbrücken.

Ich hätte große Probleme damit eine Psychiatrie aufzusuchen, ich denke es geht vielen ähnlich. Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber ich empfinde das Konsumierer, einer psychische Behandlung geächtet werden.
Ich hoffe keine Begriffe vertauscht zu haben.


Ich war selbst auch schon beim Psychologen. Allerdings sicher nicht deswegen, weil ich mich umbringen wollte. Diesen Gedanken hatte ich zwar auch schon innerhalb meines Lebens, habe ihn allerdings sehr schnell wieder verworfen. Und ich finde es absolut nicht schlimm, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wofür sind die denn da? Wenn es einen hilft, sollte man vieles probieren. Und zudem muss man das ja nicht an die große Glocke hängen, dass man in Behandlung ist. Bei mir haben das nichtmal meine Eltern mitbekommen. Eigentlich niemand.

Grüße,

Holly

#75:  Autor: nocquae BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 20:43
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Clément hat folgendes geschrieben:
NOCQUAE hat folgendes geschrieben:
Übrigens ist es gar nicht so einfach, sich "mal eben schnell" psychotherapeutische oder psychiatrische Hilfe zu besorgen. Eine Wartezeit von 2 Monaten auf einen Termin ist eher schon die Untergrenze, viel eher muss man schon mit etwa 6 Monaten rechnen ...


An vielen Orten entstehen psychiatrische Ambulanzen, an die man sich in akuten Situationen wenden kann, um die Wartezeit zu überbrücken.
Wenn das fächendeckend eingeführt würde, wäre das schonmal ein erster wichtiger Schritt.
Das löst allerdings ein besonderes Problem noch nicht: Nämlich die mangelnde Einsicht eines psychisch Kranken, eine solche Einrichtung aufzusuchen. Der hat eben nämlich in vielen Fällen gar keine Einsicht, dass er behandlungsbedürftig ist, sondern die vermeintliche Ausweglosigkeit seiner Situation erscheint ihm als völlig real.

#76:  Autor: Tegularius BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 20:44
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Holly Blue hat folgendes geschrieben:
Ganz klar: Ich verbiete absolut niemandem, sich umzubringen. Das ist jedermanns gutes Recht. ES IST ALLERDINGS NICHT OK, WENN MAN ANDERE UNBETEILIGTE LEUTE DA MIT HINEINZIEHT.


Da stimme ich dir absolut zu; allerdings ist das nun eine völlig andere Frage...

#77:  Autor: Wygotsky BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 20:47
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Ich war ein Jahr meines Lebens wegen Depressionen in psychiatrischer Behandlung. Während dieser Zeit habe ich sehr regelmäßig an Selbstmord gedacht und mir konkret überlegt, wie ich es machen könnte. Einen schweren Schicksalsschlag hatte ich nicht erlitten. Damals war ich der Ansicht, keine Möglichkeit zu haben, auf dieser Welt ein wenig Glück zu erlangen.

Inzwischen habe ich doch einige Dinge gefunden, die mich ziemlich in Anspruch nehmen. Trotzdem denke ich nicht, dass ich damals "verkehrt" gedacht habe. Ich konnte nicht wissen, dass ich einen Weg aus der Depression finden würde, und rückblickend erscheint es mir immer noch als unwahrscheinlicher Zufall, dass ich es geschafft habe. Vielleicht hätte ich auch noch jahrelang in diesem Zustand verharren können. Darum bin ich der Meinung, dass ein Selbstmord damals eine durchaus vernünftige Lösung gewesen wäre.

Auch für die Zukunft möchte ich mir diese Möglichkeit nicht nehmen lassen. Es könnte ja sein, dass ich wieder depressiv werde. Den Gedanken, mir in solch einem Fall das Leben nehmen zu können, finde ich sehr beruhigend und tröstlich. Sehr gut fände ich, wenn man entsprechende Hilfsmittel kaufen könnte, mit detailierten Anweisungen zur erfolgreichen Anwendung.

#78:  Autor: WolfWohnort: Zuhause BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 20:47
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Holly Blue hat folgendes geschrieben:
Übrigens, um bei dem Beispiel mit diesem Mörder zu bleiben. JAWOHL, das ist genau die Situation, wo ich sage, dass dieser Typ feige wäre, würde er sich umbringen. Er bringt Menschen um und hat jetzt plötzlich Lust drauf, doch wieder normal zu leben? Also tut mir leid, aber spinnt der? Er soll sich gefälligst stellen und für seine Taten bestraft werden. Das ist ja wohl der Hammer. Wo gibts denn sowas? Ich knall meinen Nachbarn ab, weil ich seine Fresse nimmer sehen kann und bevor ich aber dafür in den Knast komme, bring ich mich gleich mal mit um?! Also das ist für mich FEIGHEIT!
Vielleicht hätte ich ein Motiv für seinen Mord mitliefern sollen. Aus aktuellen Anlass: Er ermordete eine ehemalige Lageraufseher, der bereits die Familie, des Mörders umgebracht hat und ihm in KZ quälte. Ein Verfahren gegen den Lageraufseher ist mangels Beweise gescheitert. Die Strafe des Mörders beträgt lebenslang. Aber du hast recht das Mörderbeispiel ist schlecht. Ich überleg mir ein besseres.
Edit: Beispiel Krebskranker.

#79:  Autor: phoenix BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 20:49
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NOCQUAE hat folgendes geschrieben:
annox hat folgendes geschrieben:
Clément hat folgendes geschrieben:
Gedankenspiel: Ich sitze nach versuchtem Suizid in einer psychiatrischen Abteilung und werde nicht vor die Tür gelassen. Ich führe mit den Ärzten Diskussionen und teile ihnen mit, dass ich aus rationalen Erwägungen zu der Überzeugung gekommen bin, dass das Leben nicht lebenswert sei.

Besteht überhaupt die Möglichkeit, dass die Ärzte auf eine ergebnisoffene Diskussion eingehen oder lassen sie mich erst raus, wenn sie glauben erkennen zu können, ich hielte das Leben wieder für lebenswert??

MW, darfst du nicht gegen deinen Willen festgehalten werden, solange du keine Gefahr für andere darstellst. Alles andere wäre Entmündigung.
Es wird davon ausgegangen, dass ein psychisch kranker in dieser hinsicht keine freie Entscheidung treffen kann, sondern eben durch seine Krankheit beeinflusst.
Suizidalität ist immerhin ein bedeutendes Symptom verschiedene psychischer Erkrankungen, allen voran Depressionen.
Da eine freie Willensentscheidung nicht möglich ist, darf man in solchen Fällen auch festgehalten werden, wenn man dadurch "eine Gefahr für sich selbst darstellt".

Ein Beispiel: würde hier jemand einen Suizid ankündigen, müßten dies umgehend an die Polizei weitergegeben werden, die dann anhand der Verbindungsdaten den Urheber dieses Postings ausfindig machen würde.
Würde man die Behörden nicht einschalten, macht man sich - rechtlich gesehen - der unterlassenen Hilfeleistung schuldig.


Kann man überhaupt aus rationalen Erwägungen zu der Einsicht kommen, das Leben sei nicht lebenswert? Oder ist man dann automatisch behandlungsdürftig? Stammt das nicht von Camus, dass man die Frage erstmal beantworten muss, ob es lebenswert sei oder nicht?

#80:  Autor: Tegularius BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 20:52
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Clément hat folgendes geschrieben:
Kann man überhaupt aus rationalen Erwägungen zu der Einsicht kommen, das Leben sei nicht lebenswert?


Kann man überhaupt auf rationalem Wege zu der Einsicht kommen, dass das Leben lebenswert sei? Mit den Augen rollen

#81:  Autor: nocquae BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 20:54
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Holly Blue hat folgendes geschrieben:
NOCQUAE hat folgendes geschrieben:


Übrigens ist es gar nicht so einfach, sich "mal eben schnell" psychotherapeutische oder psychiatrische Hilfe zu besorgen. Eine Wartezeit von 2 Monaten auf einen Termin ist eher schon die Untergrenze, viel eher muss man schon mit etwa 6 Monaten rechnen ...


Woher hast du so eine Information??? Also ich habe einige Bekannte, die bei einem Psychiater sind und meine Schwester ist Diplom-Psychologin. Und die längste bekannte Wartezeit, die mir bekannt wurde, war 2 Woche?! Mit den Augen rollen
Es kommt natürlich ganz drauf an, wo man nach wohnt; wo es wenige Psychiater oder Psychotherapeutengbt, sind die Wartezeiten deutlich länger.
In den letzten Jahren gibt es zum Glück auch wesentlich mehr Psychotherapeuten als früher, was natürlich irgendwann die Wartezeiten deutlich senken wird.
Daneben gibt es auch Therapeuten, die ihre Terminverwaltung so handhaben, dass sie keine festen wöchentlichen Termine abmachen, sondern diese immer wechseln, was sie wesentlich flexibler macht und die Möglichkeit schafft, "dringendere Fälle" noch irgendwo dazwischen zu schieben.

#82:  Autor: Wygotsky BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 20:57
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Ich habe damals auf meinen ersten Termin ca. 3 Monate warten müssen. Vielleicht wäre ich schneller dran gekommen, wenn ich von meinen Selbstmordgedanken erzählt hätte, aber das habe ich mich am Telefon und gegenüber der Sprechstundenhilfe nicht getraut.

#83:  Autor: nocquae BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 20:57
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Clément hat folgendes geschrieben:
Kann man überhaupt aus rationalen Erwägungen zu der Einsicht kommen, das Leben sei nicht lebenswert?
Selbstverständlich.

Stell dir vor, du gehst morgen wegen einer vermeintlichen Verspannung der Schulter zum Arzt und der eilt dir mit, dass du ALS hast. Mit der Aussicht, in den nächsten 2 bis 5 Jahren erst an den Rollstuhl gefesselt zu sein, dann ans Bett und zuletzt ganz langsam zu ersticken ...

#84:  Autor: annoxWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 21:04
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Tegularius hat folgendes geschrieben:
annox hat folgendes geschrieben:
MW, darfst du nicht gegen deinen Willen festgehalten werden, solange du keine Gefahr für andere darstellst. Alles andere wäre Entmündigung.


Für andere oder für dich selbst.

Was will uns der Autor damit sagen? Am Kopf kratzen

#85:  Autor: Tegularius BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 21:06
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annox hat folgendes geschrieben:
Tegularius hat folgendes geschrieben:
annox hat folgendes geschrieben:
MW, darfst du nicht gegen deinen Willen festgehalten werden, solange du keine Gefahr für andere darstellst. Alles andere wäre Entmündigung.


Für andere oder für dich selbst.

Was will uns der Autor damit sagen? Am Kopf kratzen


Du darfst nicht gegen deinen Willen festgehalten werden, solange du keine Gefahr für andere oder für dich selbst darstellst.

#86:  Autor: Wygotsky BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 21:07
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alzheimer-gesellschaft-bonn hat folgendes geschrieben:
Unterbringung nach PsychKG


In jedem Bundesland gibt es ein Gesetz, das die Unterbringung von psychisch Kranken ermöglicht, die eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung darstellen, weil sie andere oder sich selbst in erheblichem Maße gefährden.


Die Unterbringung ist in den sogenannten Psychischkrankengesetzen bzw. Unterbringungsgesetzen geregelt. Diese Gesetze sehen einen Katalog staatlicher Maßnahmen vor, solche Kranke notfalls zur Therapie zu zwingen.

Vorgesehene Maßnahmen sind:
vorsorgende Hilfe zur Vermeidung einer Unterbringung und rechtzeitige ärztlicher Behandlung einer Störung oder beginnenden Krankheit
nachsorgende Hilfe nach Abschluß stationärer Behandlung in Gestalt individueller Beratung und Betreuung
Auflagen und Weisungen des Gesundheitsamtes
Zwangsweise Unterbringung


B. Voraussetzungen für eine zwangsweise Unterbringung

Ein Patient darf nur dann zwangsweise untergebracht werden, wenn folgende Voraussetzungen vorliegen:
Vorliegen einer psychischen Krankheit, die im Gesetz aufgezählt ist (z.B. Psychose, Suchtkrankheit, Schwachsinn)
Von dieser Krankheit muß eine erhebliche Gefahr für andere (z.B. unkontrollierte Aggressivität, Gewalttätigkeiten, Bedrohungen) oder den Kranken selbst (z.B. Suizidgefahr, ernste Gefahr für Leben oder Gesundheit ist erforderlich) ausgehen
Die Gefahr für andere oder den Betroffenen selbst darf nicht anders als durch eine zwangsweise Unterbringung abgewendet werden können (also nur bei Erfolglosigkeit ambulanter Behandlung, Beratung etc.)


Nachzulesen ist es hier.

#87:  Autor: annoxWohnort: Berlin BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 21:19
    —
Tegularius hat folgendes geschrieben:
annox hat folgendes geschrieben:
Tegularius hat folgendes geschrieben:
annox hat folgendes geschrieben:
MW, darfst du nicht gegen deinen Willen festgehalten werden, solange du keine Gefahr für andere darstellst. Alles andere wäre Entmündigung.


Für andere oder für dich selbst.

Was will uns der Autor damit sagen? Am Kopf kratzen


Du darfst nicht gegen deinen Willen festgehalten werden, solange du keine Gefahr für andere oder für dich selbst darstellst.

Danke, ich stand etwas auf der Leitung.

#88:  Autor: Heike N.Wohnort: Bottrop BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 21:56
    —
Holly Blue hat folgendes geschrieben:
NOCQUAE hat folgendes geschrieben:


Übrigens ist es gar nicht so einfach, sich "mal eben schnell" psychotherapeutische oder psychiatrische Hilfe zu besorgen. Eine Wartezeit von 2 Monaten auf einen Termin ist eher schon die Untergrenze, viel eher muss man schon mit etwa 6 Monaten rechnen ...


Woher hast du so eine Information??? Also ich habe einige Bekannte, die bei einem Psychiater sind und meine Schwester ist Diplom-Psychologin. Und die längste bekannte Wartezeit, die mir bekannt wurde, war 2 Woche?! Mit den Augen rollen


Glück gehabt. Ich kenne Fälle im Bekanntenkreis, deren Wartezeit sich exakt mit den Angaben noch NOCQUAE deckten. Eine sind sogar irgendwann am Wochenende in ihrer Not freiwillig in die Geschlossene gegangen, weil sie befürchteten, Dinge zu tun, die sie und andere an Leib und Leben verletzen würden.

Ich habe selbst eine Therapie hinter mir (nicht wegen Suizidgefahr). Wartezeit: glückliche 6 Wochen.

Was deine Ansicht zum Suizid und zur Feigheit angeht: ich erlebe täglich die Depressionen und die Suizidfantasien meiner Freundin mit, die nur mittels schwerer Antidepressiva einigermaßen im Griff gehalten werden. Die Frau hangelt sich von Tag zu Tag und stellt Abends achselzuckend fest, dass sie noch lebt, auch wenn sie einen halbwegs schönen Tag hatte. Wenn du wirklich Psychiater und Psychologen in deinem Bekanntenkreis hast, solltest du die mal nach den Eigenschaften und Symptomen einer Depression (nicht einer depressiven Verstimmung) befragen.

Oder meintest du solche Leute Marke Möllemann, der nach einer spektakulären Niederlage eine spektakuläre Methode gewählt hat, um ihrem Leben ein Ende zu setzen, indem sie ihren Fallschirm einfach nicht geöffnet haben? Quasi ein Abgang mit einem Türenknall? Und gehört dazu kein Mut?


Zuletzt bearbeitet von Heike N. am 23.09.2005, 22:11, insgesamt einmal bearbeitet

#89:  Autor: Heike N.Wohnort: Bottrop BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 22:06
    —
Clément hat folgendes geschrieben:
Kann man überhaupt aus rationalen Erwägungen zu der Einsicht kommen, das Leben sei nicht lebenswert? Oder ist man dann automatisch behandlungsdürftig? Stammt das nicht von Camus, dass man die Frage erstmal beantworten muss, ob es lebenswert sei oder nicht?


Gute Frage, habe ich mir auch schon mehrfach gestellt.

Meine Ossi-Omi hat sich mit 91 Jahren das Leben genommen (man hat sie mit einer Überdosis Tabletten in der Badewanne gefunden).
Logischerweise war das ein Fall für die Ermittler und raus kam: sie hat ihre Schwester an Alzheimer erkranken sehen und ins Pflegeheim gehen sehen. Die beiden Frauen wohnten im selben Haus, ihre Schwester starb zwei Jahre vorher. Meine Omi stellte nun fest, dass sie mit ihren 91 Jahren nicht mehr so konnte, wie sie wollte (war immer selbständig). Zu ihren Kindern wollte sie nicht (dafür hätte sie ihre Wohnung verlassen müssen, in dem sie Jahrzehnte lang gelebt hatte), ins Altenheim aus diesem Grund auch nicht. Monate vorher muss sie ihren Hausarzt bereits um Schlaftabletten gebeten haben (mit dieser Begründung). Lt. Hausarzt war sie geistig völlig auf der Höhe.
Ergebnis der Ermittlungen: keine Fremdeinwirkung, Tod durch Ertrinken in Verbindung mit Medikamentenmissbrauch.

Mal ernsthaft: wer wird da kein Verständnis haben oder noch allen Ernstes behaupten, dass dies eine feige Entscheidung war? Und wer wird bestreiten, dass es hier um die überdachte Entscheidung eines erwachsenen Menschen geht?

#90:  Autor: stepWohnort: Germering BeitragVerfasst am: 23.09.2005, 22:41
    —
Ich finde eine Suizidentscheidung als solche weder feige noch mutig, denn sie fällt meist unter subjektiv ausweglosen Umständen. Ich stehe dem tolerant, aber nicht gleichgültig gegenüber. Das bedeutet, es ist jedermanns eigene Entscheidung, doch ein Suizid wirft immer ein fragwürdiges Licht auf die Umstände. Wenn jemand einen Suizidgefährdeten abzuhalten versucht, indem er dessen Umstände verbessert, finde ich das gut. Ob eine Einweisung in diesem Sinne optimal ist, bezweifle ich. Jemand, der z.B. mit Antidepressiva und gleichzeitig Sedativa behandelt wird, ist zwar nicht mehr so verzweifelt, aber die Anderen lügen sich und ihm in die Tasche.



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