step hat folgendes geschrieben: |
Wir probieren seit Menschengedenken mit Methoden herum und haben gute Erfahrungen mit der (proto-) wissenschaftlcihen Methode gemacht. Daher haben wir sie kodifiziert. Setzungen gibt es da mE keine, und das ist genau der Punkt, in dem ich Positivist bin. |
Malcolm hat folgendes geschrieben: |
Und ich denke: Wissen ist durchaus etwas, an dem man nicht zweifeln kann. Das ist keine "persönliche Definition" meinerseits, das sollte doch eigentlich common sense sein. In diesem Sinne liefert die sogenannte empirische Wissenschaft eben kein Wissen. |
Rakon hat folgendes geschrieben: | ||
Nach der Definition würde mir nichts einfallen das als "Wissen" durchgeht. |
Malcolm hat folgendes geschrieben: |
Und ich denke: Wissen ist durchaus etwas, an dem man nicht zweifeln kann. Das ist keine "persönliche Definition" meinerseits, das sollte doch eigentlich common sense sein. |
Kival hat folgendes geschrieben: | ||
Ich verstehe gerade nicht, was daran positivistich sein soll. Ich glaube auch nicht, dass wir das Wort Setzung wirklich genau gleich verwenden, aber unabhängig davon verstehe ich es nicht so recht, was das positivistische daran ist. |
Skeptiker hat folgendes geschrieben: | ||||
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step hat folgendes geschrieben: | ||||||
Was denn für Probleme? |
Kival hat folgendes geschrieben: | ||
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Skeptiker hat folgendes geschrieben: | ||||
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step hat folgendes geschrieben: | ||||||
Dabei habe ich mE aber gar kein Problem. Ich vermute, Du meinst etwas anderes, nämlich daß Du anderer Meinung bist, und drückst es nur mal wieder pejorativ aus. Da lese ich dann gar nicht weiter. |
Skeptiker hat folgendes geschrieben: |
Die Probleme von step resultieren daraus, dass er irgendwie das wesentliche an der Entstehung der Wissenschaft ständig zu umschiffen versucht: nämlich die Forderung, Aussagen qualitativ hochwertig zu begründen und sie erst dann zu treffen. |
Zitat: |
Das Ziel ist ja wohl, ein Aussagensystem zu produzieren, welches a) nach den besten, für jeden Wissensbereich jeweils spezifischen Methoden und b) mit den qualitativ besten Begründungen aufgestellt wird. |
Zitat: |
Anders gesagt: Wissenschaft beginnt mit dem Bestreben nach der tragfähigsten Verifikation von Begriffen, von Aussagen über die Welt. |
Zitat: |
Und natürlich gibt es objektives (<> intersubjektives) Wissen, aber nur als Teilwissen über die Welt. Die wissenschaftliche Erkenntnis schreitet jedoch voran, indem sie Teilerkenntnisse verknüpft und weiter präzisiert. |
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | ||
Doch, das ist eine private Definition von Dir, das ist nicht common sense. Ein kurzer Blick in den Wikipedia-Artikel "Wissen" reicht da schon aus. "Wissen" ist dort definiert als "wahre gerechtfertigte Meinung". Was Du hier meinst, würde ich "perfektes Wissen" nennen. Solches gibt es zwar, dazu gehören bereits von Dir genannten unmittelbaren Empfindungen ("ich habe jetzt Rückenschmerzen") und auch logische Aussagen wie "alle Junggesellen sind unverheiratet", (Tautologien sind immer wahr), aber dazu gehört nicht empirisches Wissen. Bloß bedeutet der Begriff "Wissen" nun mal nicht "perfektes Wissen". Ich empfehle ein Buch über Erkenntnistheorie zu lesen, z.B. dieses. Weiß zwar nun nicht, ob Du diesen Schluss: "es gibt kein perfektes Wissen, also sind alle Meinungen, die kein perfektes Wissen beinhalten, gleich gerechtfertigt" hier treffen willst, aber falls so: das wäre schlicht ein Fehlschluss. Siehe dazu das verlinkte Buch. |
Malcolm hat folgendes geschrieben: | ||||
Ich sage mal so, das Wort Wissen hat seinen Sprachgebrauch. Es gibt wiegesagt unbezweifelbares Wissen, oder meinetwegen auch "perfektes", dann gibt es Tatsachenwissen, also derart "Gold hat ein höheres spezifisches Gewicht als Eisen" und schließlich gibt es schlichte Glaubenssätze. Tatsachenwissen ist nicht perfekt, aber unumgänglicher Teil unserer Lebenspraxis. Glaubt man dagegen an den Naturalismus, was ja ein Thema dieses Threads ist etwa derart: "Es gibt eine Wirklichkeit da draußen, die wirklich existiert und die mehr ist als bloßer Bewußtseinsgegenstand, sondern reale Natur" dann ist das weder ein perfektes Wissen, noch auch ein Tatsachenwissen, sondern dann sind wir mitten im Bereich metaphysischer Setzungen und da beginnen die Glaubenssätze und das hat mit Wissen rein gar nichts mehr zu tun. Darauf hebe ich ab, wenn ich sage, daß man Tatsachenwissen, dessen funktionelle Existenz eigentlich kaum bezweifelt werden kann und metaphysische Setzungen in Richtung "Naturalismus" nicht vermischen soll. |
Malcolm hat folgendes geschrieben: |
Glaubt man dagegen an den Naturalismus, was ja ein Thema dieses Threads ist etwa derart: "Es gibt eine Wirklichkeit da draußen, die wirklich existiert und die mehr ist als bloßer Bewußtseinsgegenstand, sondern reale Natur" dann ist das weder ein perfektes Wissen, noch auch ein Tatsachenwissen, sondern dann sind wir mitten im Bereich metaphysischer Setzungen und da beginnen die Glaubenssätze und das hat mit Wissen rein gar nichts mehr zu tun. |
Zitat: |
Darauf hebe ich ab, wenn ich sage, daß man Tatsachenwissen, dessen funktionelle Existenz eigentlich kaum bezweifelt werden kann und metaphysische Setzungen in Richtung "Naturalismus" nicht vermischen soll. |
Kival hat folgendes geschrieben: | ||
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Kival hat folgendes geschrieben: |
Naturalismus ist nicht per se ontologisch. |
Myron hat folgendes geschrieben: |
Übrigens, "Naturalismus" ist oft nichts weiter als ein Euphemismus für "Szientismus". Die meisten eigentlichen Szientisten bezeichnen sich lieber als Naturalisten, weil diese Bezeichnung nicht so negativ konnotiert ist wie "Szientist". "Naturalist" klingt halt schöner und netter. |
http://de.wikipedia.org/wiki/Szientismus hat folgendes geschrieben: |
Karl-Otto Apel kritisiert exemplarisch den Behaviorismus Skinners ... Für ihn greift der Szientismus zu kurz, weil er „seine eigenen Bedingungen der Möglichkeit nicht mehr bedenkt.“ Ein Szientist wie „Skinner vermag natürlich nicht die Frage zu beantworten, wer denn die Konditionierer - also die Wissenschaftler - (verantwortlich?) konditioniert (oder konditionieren soll)?“ Apel sieht einen Ausweg aus der szientistischen Sackgasse nur in einer Letztbegründung, weil alle an der Praxis ausgerichteten Konzepte logisch in einem Subjektivismus und damit in einer Gesinnungsethik, die Apel bei Kant grundgelegt sieht, enden müssen. |
Myron hat folgendes geschrieben: |
Richtig, wobei "epistemologischer/methodologischer Naturalismus" praktisch ein Synonym von "wissenschaftlicher Empirismus" oder "Empirioszientismus" ist. Das ist die Ansicht, dass man nur durch die erfahrungswissenschaftlichen und vor allem die naturwissenschaftlichen Verfahren aposteriorischer Forschung (d.i. Beobachtungs- oder/und Experimentalverfahren) zu objektiver Erkenntnis und Wissen gelangen kann – zumindest, was die Erkenntnis synthetischer/nichtanalytischer Wahrheiten anbelangt. |
step hat folgendes geschrieben: |
Naja, "Szientist" ist ja auch in seiner langen Geschichte immer wieder mit Extrema und Strohmännern aufgeladen worden, z.B. daß der S. angeblich physikalische Methoden auf die Soziologie anwenden wolle und dgl. - man könnte daher auch sagen, "Szientismus" oder "Reduktionismus" ist ein Schimpfwort für Naturalismus. Ähnlich wie wenn man Philosophen "Subjektivisten" oder "Spekulanten" nennen würde. Aber gut, letztlich sind es nur Worte. |
Myron hat folgendes geschrieben: |
... Simpel ausgedrückt:
Physioszientismus: "Naturwissenschaft über alles!" Empirioszientismus: "Erfahrungswissenschaft über alles!" |
step hat folgendes geschrieben: | ||
Aha, interessant ... dieses Fazit, zusammen mit Deinen vorherigen Ausführungen, ließe den Schluß zu: Wer Naturwissenschaft über alles stellt, kommt automatisch zur Physik als Königsdisziplin. Ich meine, daß man das anders sehen kann. Naturwissenschaft kann ebenso gut auf emergenten Ebenen betrieben werden. Oder anders ausgedrückt, wir können nicht sagen, ob die Physik nicht auch eine emergente Ebene ist. |
step hat folgendes geschrieben: |
Und noch ein Einwand zu dieser Kategorisierung: Nach Deiner Kurzdefinition oben gäbe es eine "tolerantere" Position, die zwar nur empirisch fundierte Erkenntnisse akzeptiert, aber trotzdem nicht (nur) die naturwissnschaftliche Methodik anwendet. Ich habe gerade Schwierigkeiten, mir das vorzustellen, da aus meiner Sicht die naturwissenschaftliche Methode im wesentlichen gerade aus der empirischen Überprüfbarkeit besteht (und aus nicht viel sonst). Ich würde also etwa einen Soziologen oder Philosophen, der seine Theorien empirisch überprüft, als Naturwissenschaftler i.a.S. bezeichnen, da sein Forschungsgegenstand die Natur und seine Methode die (natur-)wissenschaftliche ist. |
Myron hat folgendes geschrieben: |
Sowohl Natur- als auch Sozialwissenschaftler operieren mit systematisch geplanten, methodisch kontrollierten und theoretisch dokumentierten Beobachtungen; aber Letztere können Experimente höchstens im Rahmen von Kleingruppen durchführen, da Sozialwissenschaftler nicht ganze Gesellschaften sozialexperimentell manipulieren können (und dürfen). Andererseits ergeht es den Astronomen in Bezug auf Experimente nicht anders als den Soziologen, da sich Galaxien genauso wenig experimentell manipulieren lassen wie Gesellschaften. |
Myron hat folgendes geschrieben: |
Die Methodik der Naturwissenschaft ist freilich die paradigmatische erfahrungswissenschaftliche Methodik, aber die empirische Sozialforschung ist dennoch im Sinne von Forschung und Wissenschaft als diversen sozialen Institutionen nicht Teil der naturwissenschaftlichen Forschung. |
Malcolm hat folgendes geschrieben: | ||||
Mir eigentlich auch kaum. Woran man eigentlich nicht zweifeln kann, ist bestenfalls das "Sein" als solches. "Ich sehe ein grünes Pferd." - Du kannst an allem in diesem Satz zweifeln, am Ich, am Grünen, am Pferd, vielleicht sogar am Sehen, aber am Erlebnis in diesem Moment des Erlebnisses - daran kann niemand wirklich zweifeln. Wie sollte ich auch daran zweifeln, ich erlebe es ja in diesem Moment. Du kannst meinetwegen Schmerzen empfinden, aber Du kannst in diesem Moment, wo Du Schmerzen empfindest nicht daran zweifeln, daß Du Schmerzen empfindest. Es gibt also ein Wissen, aber die eigentlich Verbalisierung dieses Wissens ist die eigentliche Schwierigkeit. Das Eigenartige ist dabei: Du kommst zu Sätzen, die vollkommen unbezweifelbar sind, analysierst Du allerdings die Sätze, ist eigentlich jeder Bestandteil bezweifelbar. Nun ja, für mich kein Grund, sich aufzuhängen. |
Malcolm hat folgendes geschrieben: |
Gegen den Naturalismus sprechen meiner Meinung nach zwei gewichtige und voneinander abtrennbare Gründe. Der erste sehr wichtige Grund ist die Unprognostizierbarkeit von Erfahrung. (...) ... nur ist es eben kein Argument. |
Malcolm hat folgendes geschrieben: |
Der zweite gewichtige Grund liegt dann in der erkenntnistheoretischen Analyse von Erfahrung überhaupt. (...) aber es bleibt nur eine Behauptung, eigentlich gegeben ist die Welt als jemeiniger Bewußtseinsgegenstand, ... |
Malcolm hat folgendes geschrieben: |
..., weil Wissen im engsten Sinne eben genau das meint, an dem man überhaupt nicht mehr zweifeln kann. Und in diese engste Kategorie gehört halt alles naturwissenschaftliche Wissen nicht hinein, aus eben den zwei oben dargelegten Gründen. |
Teufelskerl hat folgendes geschrieben: | ||
Das wuerde wohl auch kein Vertreter eines Naturalismus verlangen, dass das dort hineingehoeren soll -- woher also diese deine Annahme? Wer verlangt das denn -- ausser du? Empirisches Wissen ist grundsaetzlich immer fehlbar, d.h. moeglicherweise falsch bzw. nicht ganz richtig, mithin ist Zweifel niemals ausgeschlossen oder gar verboten. Nur in Religionen und anderen Ideologien ist bestimmter Zweifel verboten. Und das ist gerade das Schlimme dort. |
Myron hat folgendes geschrieben: |
Fehlbares Wissen ist Vermutungswissen, d.i. begründetes Glauben, das vermutlich Wissen ist. Fehlbares Wissen, das sich als falsch herausstellt, ist niemals echtes Wissen gewesen, sondern nur irrtümlicherweise für Wissen gehaltenes falsches Glauben. |
Myron hat folgendes geschrieben: |
In den Ohren der Infallibilisten klingt Folgendes absurd:
"Er weiß, dass A, aber die Gründe oder Beweise für sein Glauben, dass A, haben nicht alle Irrtumsmöglichkeiten ausgeschaltet." |
Myron hat folgendes geschrieben: |
Der infallibilistische Wissensbegriff:
(...) ... , sodass sie den absolutistischen Infallibilismus in einen schwächeren relativistischen oder kontextualistischen Infallibilismus umgewandelt haben: "S knows that P iff S's evidence eliminates every possibility in which not-P – Psst! – except for those possibilities that we are properly ignoring." — "S weiß genau dann, dass P, wenn S' Beweise jede Möglichkeit ausschalten, in der nicht-P – Pst! – abgesehen von denjenigen Möglichkeiten, die wir richtigerweise außer Acht lassen." |
Teufelskerl hat folgendes geschrieben: | ||||||
Vielen Dank fuer deine Klarstellungen, sie waren sehr aufschlussreich, besonders wegen der Literaturreferenzen am Ende. Ich schau's mir mal an, wenn ich Zeit habe. Habe ich das also richtig verstanden: Alles, was wir ueber die Welt und die Menschen darin zu wissen meinen, was wir also mit unseren Sinnen wahrnehmen koennen, sei tatsaechlich nur ein Glaube, weil es sich moeglicherweise als falsch herausstellen koennte? Worin unterscheidet sich dieses Glauben dann vom Glauben an uebersinnliche Entitaeten wie Gott, Allah, Spaghettimonster usw.? Waere es nicht argumentationsstrategisch klug, diese verschiedenen Arten kognitiver Prozesse auch begrifflich zu unterscheiden?
Na ja, das klingt zumindest wohl in den Ohren jedes Deutschlehrers absurd, weil Gruende oder Beweise keine handlungsfaehigen Subjekte sind. Aber den Ausdrucksfehler einmal dahingestellt, scheint mir diese abstrakte Formulierung den tatsaechlichen Sachverhalt zu verschleiern. Ich will das mal an einem konkreten Beispiel durchdeklinieren -- am beruehmten Wembley-Tor von 1966: Der Schiedsrichter entschied damals auf "Tor" und produzierte so gewissermassen das entsprechende "Wissen", nachdem er seinen Linienrichter danach befragt hatte. Dieser hatte sich nach einer kleinen Unsicherheitspause aufgrund von nicht eindeutigen Sinneseindruecken entsprechend festgelegt. Spaeter behauptete er wohl wiederholt, er habe den Ball hinter der Linie gesehen. Heute "wissen" wir aufgrund foto- und filmtechnischer Ueberpruefungen der damaligen Szene, dass der Ball nie vollstaendig hinter der Linie, das Wissen "Tor" mithin falsch war. Derartige Techniken standen damals anscheinend nicht zur Verfuegung. Nehmen wir also an, damals seien alle Massnahme der Ueberpruefung ausgereizt worden. Dennoch haette man bereits damals behaupten koennen: "Das Wissen um die Torentscheidung koennte sich als falsch herausstellen, wenn es weitere Moeglichkeiten gaebe, dieses zu ueberpruefen und es der Ueberpruefung nicht standhalten wuerde." Wenn das fuer einen Infallibilisten absurd klingt, bin ich froh, kein Infallibilist zu sein. (Aber das bin ich ohnehin.)
Wenn ich das richtig verstehe, wird damit ja eine Irrtumsmoeglichkeit zugelassen. Worin unterscheidet sich diese Art Infallibilismus dann noch vom Fallibilismus? TK. |
Vobro hat folgendes geschrieben: |
.... Daran aber, daß die Erde sich um die Sonne dreht und nicht umgekehrt, kann ich it großer Gewißheit "glauben", obwohl ich es selber nicht überprüfen kann. Es gibt gute Gründe dafür und es gibt als wesentlichsten Unterschied Dinge, die man wissenschaftlich, also objektiv, erforschen kann. .... |
pera hat folgendes geschrieben: | ||
Das war jetzt leider gerade kein gutes Beispiel... |
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